Saramago löst wieder Skandal aus

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“Die Bibel ist eine Anleitung für schlechte Moral und hat einen großen Einfluss auf unsere Kultur und sogar auf unsere Lebensweise. Ohne die Bibel wären wir anders, und wahrscheinlich bessere Menschen.“ Das sagte Jose Saramago, 86, Literatur-Nobelpreisträger von 1988, bei der Vorstellung seines neuen Buches “Cain” in der nord-portugiesischen Stadt Penafiel über das Alte Testament. Als er gefragt wurde, ob seine Worte nicht die katholische Kirche verletzen könnten, sagte er, dass ihn das nicht besorgt mache, „da die Katholiken ohnehin nicht die Bibel lesen“. Aber dann fügte er hinzu, dass seine Worte durchaus die Juden verletzen könnten: „Aber das kümmert mich nicht sonderlich”…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 20. Oktober 2009

Die israelische Zeitung Haaretz hat die erneuten anti-jüdischen Ausfälle Saramagos aufgriffen und prominent dar berichtet. „Cain“, der neue Roman Saramagos, sei eine satirische Auseinandersetzung mit dem Sohn von Adam und Eva, der seinen Bruder Abel erschlagen hat. „Gott ist grausam, eifersüchtig und unerträglich. Er existiert nur in unserem Kopf“, zitiert Haaretz weiter aus der Rede Saramagos. Pater Manuel Marujao, Sprecher der katholischen Bischöfe Portugals, habe gesagt, dass jeder kritisieren dürfe, aber Beleidigungen stünden niemandem zur Ehre, schon gar nicht einem Nobel-Preisträger. Rabbi Eliezer Martino von der jüdischen Gemeinde in Lissabon sagte, dass die jüdische Welt durch die Schriften des Saramago nicht erschüttert werden könne. „Saramago kennt die Bibel kaum. Sein Verständnis (des Alten Testaments) ist sehr oberflächlich.“ Der portugiesische Schriftsteller ist in die Karibik ausgewandert, nachdem er in einem anderen Roman, 1996, „Die Evangelien gemäß Jesus Christus“, beschrieben hat, wie Jesus seine Jungfräulichkeit durch Maria Magdalena verloren habe. Jesus sei ein „Werkzeug Gottes“, um mit seiner Hilfe die Welt zu beherrschen.

Haaretz erinnert an einen Besuch Saramagos in Israel im Jahr 2002 zusammen mit anderen Schriftstellern aus aller Welt. Er fuhr nach Ramallah, solidarisierte sich mit den Palästinensern und verglich das israelische Vorgehen mit den Taten der Nazis im Vernichtungslager Auschwitz während des Holocaust. „Die Juden sind nicht mehr die Sympathie wert für ihre Leiden der Vergangenheit“, hatte Saramago gesagt. Seine Worte lösten damals Empörung in Israel aus und Rufe, seine Werke zu boykottieren. Die amerikanische Anti-Diffamation-League (ADL) bezeichnete die Sprüche Saramagos gar als „antisemitisch“.

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com

6 Kommentare

  1. ..besser wäre Jose Saramago würde sich mit ein neues Buch beschäftigen/schreiben über die Bibel bzw. den Inhalt der Wörte/Sätze die darin enthalten übersetzen. Denn leider hat die Menschheit immer noch nicht die Inhalte und deren Bedeutung verstanden.

  2. Stimmt nicht. Wenn ein christlich sozialisierter Mensch von der Bibel spricht, dann meint er niemals lediglich den Tanach, sondern auch die Evangelien, das „Neue Testament“. Ausschliesslich  mit der christlichen Lehre hat er sich Saramago ja auch schon in einem anderen Buch beschäftigt:

    „Der portugiesische Schriftsteller ist in die Karibik ausgewandert, nachdem er in einem anderen Roman, 1996, „Die Evangelien gemäß Jesus Christus“, beschrieben hat, wie Jesus seine Jungfräulichkeit durch Maria Magdalena verloren habe. Jesus sei ein „Werkzeug Gottes“, um mit seiner Hilfe die Welt zu beherrschen. „

  3. Saramago sagt nichts anderes als Deschner im ersten Teil seiner Kriminalgeschichte des Christentums oder Dawkins. Ãœber die schreibt Sahm oder Haaretz allerdings nichts.

    Es geht also um Saramago-Bashing wg. dessen politischen Ansichten über Israel.

  4. Saramago, bekennender Atheist und Kommunist, gehört offensichtlich seit jeher zu der Kategorie Schriftsteller, die in Bereichen, die sie aus persönlicher Erfahrung kennengelernt haben, tiefgründig und hintersinnig sein können. Persönliche Erfahrungen und Eindrücke aus dem direkten Umfeld des täglichen Lebens, insbesondere während der Kindheit, prägen das Interesse und auch die Meinungsbildung.

    Bei Themen allerdings, die eingehender Beschäftigung, insbesondere auch Recherche und des Versuches einer ausgeglichenen Betrachtung, erfordern, wird oberflächlich und voreingenommen geurteilt und geschrieben. Ist es Rache für die Nichtteilhabe an den Wohltaten dieser Welt; Bequemlichkeit und mangelnder Fleiß; die Liebe zur Selbstdarstellung durch Provokation – oder nur einfach Arroganz und Dummheit – oder gar alles zusammen?

    Wer Gott für das verantwortlich macht, was die Menschen an schlechten und schlimmen Dingen verursachen, wer die Bibel zitiert ohne sie zu kennen, oder einfach nur das herauszieht, was er für seine einseitige Beurteilung benötigt, statt kritisch zu hinterfragen und auch Positives zu sehen, der zählt zu denen, die als religiöse und auch areligiöse Fanatiker zum Schlechten in dieser Welt beitragen.

    Die katholische Kirche ist nicht der Inbegriff des christlichen Glaubens, auch wenn sie es gerne wäre! Es gibt so viele unterschiedliche Glaubensgemeinschaften innerhalb des christlichen Glaubens, und ebenso verschiedene Strömungen innerhalb des Judentums – wenn Saramago sich schon gerne auf das „Alte Testament“ / die Hebräische Bibel bezieht -, die sich die gleichen Wurzeln und Grundaussagen ihres Glaubens zu eigen machen, und dabei (auch) sehr viel Positives bewirkt haben und leben! – Doch man muss es sehen, man muss es sehen wollen!

    Saramago sollte man eigentlich nicht ernst nehmen, – wenn nicht, ja, wenn er nicht Schriftsteller wäre, und es Menschen gäbe, die seine Bücher kaufen, lesen und die Inhalte auch noch für wahr nehmen! – Dann ist er gefährlich, und dagegen muss man aufbegehren!

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