Prof. Herbert Exenberger, über drei Jahrzehnte lang Bibliothekar des DÖW, Autor und engagierter Sozialdemokrat und Antifaschist, verstarb in der Nacht vom 8. auf den 9. Oktober 2009 im Alter von 66 Jahren. Das DÖW betrauert den Verlust eines „stets an Gerechtigkeit, sozialem Ausgleich und Menschlichkeit orientierten Kollegen, eines großartigen Bibliothekars und einfach eines unglaublich lieben Menschen“, so die wissenschaftliche Leiterin des DÖW Univ.-Doz. Dr. Brigitte Bailer…
Herbert Exenberger, geboren am 14. August 1943 in Wien, erlernte den Beruf eines Elektromechanikers und war zunächst als Facharbeiter in den Wiener Stadtwerken-Elektrizitätswerken tätig. Über den zweiten Bildungsweg absolvierte er die Prüfung für Volksbibliothekare und wurde Leiter einer Zweigstelle der Wiener Städtischen Büchereien. 1970 bis zu seiner Pensonierung 2003 war er Bibliothekar des DÖW, wo er die Bibliothek zu einer im In- und Ausland geschätzten Einrichtung ausbaute – genannt seien hier nur die Sammlung illegaler Flugschriften und Periodika 1933-1945 oder die Exil-Sammlung, auf die er besonders stolz war. In seiner Funktion als Bibliothekar war er auch aufgrund seines legendären umfassenden lexikalischen Wissens der Ansprechpartner unzähliger HistorikerInnen, StudentInnen und SchülerInnen und nicht zuletzt seiner KollegInnen, für die er immer ein offenes Ohr hatte. Daneben hielt er zahlreiche Vorträge im Bereich der Volks- und Erwachsenenbildung und gestaltete zeitgeschichtliche Ausstellungen.
In seinen zahlreichen Publikationen setzte sich Herbert Exenberger insbesondere mit der Geschichte der Jüdinnen und Juden und mit den (vergessenen) NS-Opfern auseinander, die er ins Bewusstsein zurückrief: etwa in den Publikationen Kündigungsgrund Nichtarier (Vertreibung jüdischer Mieter aus den Wiener Gemeindebauten, gemeinsam mit Johann Koß und Brigitte Ungar-Klein, 1996), Gedenken und Mahnen in Wien 1934-1945 (Gedenkstätten zu Widerstand und Verfolgung, Exil und Befreiung, 1998), Als stünd die Welt in Flammen (Anthologie ermordeter sozialistischer SchriftstellerInnen, 2000), Militärschießplatz Kagran (gemeinsam mit Heinz Riedel, 2003), um nur einige wenige Werke aufzuzählen. Zuletzt erschien sein Buch Gleich dem kleinen Häuflein der Makkabäer. Die jüdische Gemeinde in Simmering 1848-1945 – ein Herzensanliegen von ihm, für das er zwei Jahrzehnte lang Material sammelte und das er noch selbst im Sommer 2009 im Amtshaus Wien-Simmering mit großem Erfolg vorstellen konnte.
Herbert Exenberger bei der Präsentation seiner letzten Publikation „Gleich dem kleinen Häuflein der Makkabäer. Die jüdische Gemeinde in Simmering 1848-1945“ am 23. April 2009 im Amtshaus Wien-Simmering, links: Dr. Eleonore Lappin-Eppel (Institut für jüdische Geschichte Österreichs, St. Pölten), Foto: Walter Filip, Wien
Herbert Exenberger gehörte dem Bundesvorstand des Bundes sozialdemokratischer Freiheitskämpfer, Opfer des Faschismus und aktiver Antifaschisten an und war stellvertretender Vorsitzender der Bezirksorganisation Brigittenau der Freiheitskämpfer. Seit seiner Jugend und bis zuletzt war er ehrenamtlicher Mitarbeiter des Bezirksmuseums Simmering, für das er u. a. – ebenso wie für das DÖW – Sonderausstellungen (etwa über Widerstand und Verfolgung 1934-1945 und über die jüdische Gemeinde Simmering) gestaltete. Seit der Gründung gehörte er dem Vorstand des Restituta-Forums an und war an der Gestaltung der Restituta-Dokumentation Glaube gegen NS-Gewalt im Wiener Hartmannspital maßgeblich beteiligt.
Für seine Arbeiten wurde Herbert Exenberger vielfach ausgezeichnet: er erhielt u. a. den Förderungspreis für Volksbildung, den Victor Adler Preis, den Berufstitel Professor (1997), den Preis für Zivilcourage des SPÖ-Bezirksfrauenkomitees (2001) und das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien (2003).
Die Trauerfeier für Herbert Exenberger wird am Dienstag, den 27. Oktober 2009, 10.00 Uhr in der Halle 2 des Wiener Zentralfriedhofs (1110 Wien, Simmeringer Hauptstraße 234, Tor 2) abgehalten. Die Beisetzung im engsten Familien- und Freundeskreis findet um 13.00 Uhr auf dem Inzersdorfer Friedhof (1230 Wien, Kolbegasse 34) statt.
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