Der Mann vom BND: The new kid on the block

0
21

Das war kein Ausrutscher. Als Mubarak in einem Interview in den USA wie nebenbei bemerkte, dass in der Shalit-Affäre ein deutscher Vermittler tätig ist, fiel man bei uns aus allen Wolken. Keiner verstand, warum es der ägyptische Präsident so eilig hatte, dieses Geheimnis zu lüften…

Alex Fischmann fragt sich in M’ariw, warum Mubarak die Beteiligung deutscher Vermittler an den Shalit-Verhandlungen ausgeplaudert hat

Manche Kommentatoren begründeten es mit seinem fortgeschrittenen Alter, andere mit seinem Wunsch, den Amerikanern zu gefallen und ein tiefes Engagement in Sachen Shalit zu demonstrieren. Seine Äußerung, die Ägypter behandelten die Sache so, als sei Shalit ein ägyptischer Soldat, hörte sich natürlich sehr gut an.

Letzten Endes hat man, auch bei uns, verstanden, dass die Bekanntgabe der Existenz eines deutschen Vermittlers kein Ausrutscher war. Der Grund war der Ärger und die Beleidigung darüber, dass Israel und die Hamas einen dritten Faktor in die Sache einbezogen haben.

… Die Ägypter waren über ihre zentrale Position im Nahen Osten sehr erfreut. Die Shalit-Affäre hat ihren Status als Führer, Vermittler und Versöhner im neuen nahöstlichen Traum Obamas gefestigt. Das Engagement in der Sache Shalit diente ihnen zur Förderung anderer Interessen- gegenüber der Hamas auf dem internpalästinensischen Bereich, gegenüber Israel auf dem Bereich des Friedensprozesses. Und plötzlich teilt man ihnen mit: Es gibt noch jemanden.

Ägypten ist nicht der erste, der beleidigt ist. Wir erinnern uns noch an den Wutausbruch der Türken, nachdem Israel ihre Vermittlungsbemühungen gegenüber den Syrern und den Palästinensern „sabotiert“ hat. Auch die Türken haben ein klares Interesse, eine Hauptrolle in der Region zu ergattern. Seit Israel, wie sie meinen, ihre Bemühungen zunichte gemacht hat, hören sie nicht auf zu schimpfen.

Bis vor kurzem hatte man in Israel Angst, dass eine Beteiligung Europas an den Verhandlungen über Shalit auch einen Dialog mit der Hamas zur Folge haben könnte. Als diese Barriere beseitigt wurde, trat ein Mann ins Bild, der keinerlei Interessen verfolgt und der für keine Seite besondere Sympathien hegt, ein Profi, der von der Kanzlerin den Auftrag erhielt, eine sensible diplomatische Aufgabe zu übernehmen. Es handelt sich um einen sehr ernsten, sehr erfahrenen Mann, und plötzlich hat es den Anschein, als sei etwas in Bewegung geraten.

Eines muss klar sein- an der ursprünglichen Form des Geschäfts hat sich nichts geändert. Aber die politischen Interessen, die sich an das Geschäft angehängt hatten, wurden zur Seite gedrängt.

Man muss sich noch immer vor übertriebenem Optimismus hüten: Vielleicht wird auch jetzt nichts dabei herauskommen. Aber Israel muss eine wichtige Lehre notieren: Bei einer derart sensiblen humanitären Angelegenheit muss ein Profi vermitteln, kein Politiker. Schon jetzt steht fest, dass das Tempo, mit dem er arbeitet, und die Ideen, die er vorlegt, einige lange Kapitel der erschöpfenden Verhandlungen sparen werden. Überflüssig zu erwähnen, dass ein Vermittler ohne eine mutige Führung, die informelle Entscheidungen trifft, nicht viel ausrichten kann.
Hoffen wir, dass es eine solche Führung gibt.