Sowohl Lobbyisten des iranischen Regimes und Vertreter der exil-iranischen, auf eine Reformierung der Islamischen Republik setzenden „Grünen Bewegung“ als auch eine Reihe von Nahost-Experten in Österreich und Deutschland sprechen heute immer wieder von der Möglichkeit eines israelischen Angriffs auf „den Iran“…
Von Stephan Grigat
Erschienene in Wiener Zeitung, 18. 8. 2009
Dabei könnte jeder wissen, dass Israel weder willens noch fähig wäre, einen Angriff auf „den Iran“ durchzuführen, also das gesamte Land zu attackieren, sondern dass der jüdische Staat angesichts der bisher ausbleibenden Maßnahmen des Westens gegen das iranische Nuklearprogramm Vorbereitungen zur Ausschaltung eben dieses Programms treffen muss.
Immer wieder wird gewarnt, dass ein Vorgehen Israels gegen die iranischen Nuklearanlagen das Regime festigen und letztlich nur Mahmoud Ahmadinejad und Ali Khamenei nutzen würde. Sollte die Protestbewegung im Iran aber scheitern und sollte der Westen in den nächsten Monaten seine Politik nicht grundlegend ändern und das iranische Regime mittels konsequenter Sanktionen und politischer Isolation zur Aufgabe seines Nuklearprogramms zwingen, so würde die Akzeptanz der iranischen Bombe niemandem mehr nutzen als Ahmadinejad und Khamenei – und niemandem mehr schaden als Israel und der iranischen Bevölkerung, die mit einem auf Dauer gefestigten Regime konfrontiert wäre. Alle maßgeblichen politischen Kräfte in Israel wissen das, und von jenen iranischen Oppositionellen, die nicht völlig dem antiimperialistischen und anti-zionistischen Wahn der exil-iranischen Fossile des Marxismus-Leninismus verfallen sind, hört man immer öfter ähnliches.
Doch ein Angriff auf die iranischen Nuklearanlagen wäre für Israel eine äußerst gefährliche Option mit eventuell ebenfalls existenzbedrohenden Konsequenzen. Die wünschenswerteste Option wäre, wenn Israel eine derartige Entscheidung gar nicht erst treffen müsste – zumal eine US-Beteiligung oder Unterstützung mit jeder Äußerung von Barack Obamas Administration unwahrscheinlicher wird.
Der Staat der Shoah-Überlebenden und ihrer Nachkommen wird tun, was er tun muss. In Europa und insbesondere in Deutschland und Österreich geht es darum, sich für die letzten verbliebenen nicht-militärischen Möglichkeiten zur Verhinderung der iranischen Bombe einzusetzen: Neben der Forderung nach sofortigen umfassenden, wirtschaftlichen und politischen Sanktionen geht es um die Beförderung des Umsturzes im Iran. Und darum, jene exil-iranischen Oppositionellen zu unterstützen, die es richtig finden, wenn man die Solidarität mit der iranischen Opposition mit der Solidarität mit Israel verbindet, die sich gegen die Vernichtungsdrohungen des iranischen Regimes richtet.
Stephan Grigat ist Mitherausgeber des Bandes „Der Iran – Analyse einer islamischen Diktatur und ihrer europäischen Förderer“ und arbeitet für das Bündnis http://www.stopthebomb.net in Österreich.
„die arabischen Staaten taten sich gerne mit blumiger Rhetorik und Drohgebärden hervor, aber das war es dann auch.“
Danke, Sie haben mein Wochenende gerettet. Ich lache sehr gern.
Vielleicht mal ein bißchen Geschichte.
http://test.hagalil.com/israel/geschichte/geschichte.htm
http://test.hagalil.com/israel/geschichte/kriege-3.htm
http://test.hagalil.com/israel/geschichte/kriege-4.htm
Ein interessanter Aspekt, Rolf.
Statt „davon reden“ könnte man auch „davon brüllen“ oder „Säbelrasseln“ sagen.
Auch wenn man die Politik der arabischen Staaten in Bezug auf Israel/Palästina betrachtet, kam sie mit einer Ausnahme nach 1949 (Waffenstillstand von Rhodos 1949) nicht darüber hinaus, zu drohen, zu klagen, die Weltöffentlichkeit anzurufen und weitere Rhetorik, nicht hinaus. Die meisten Nahostkriege hat Israel begonnen: 1956, 1967, 1981…, die arabischen Staaten taten sich gerne mit blumiger Rhetorik und Drohgebärden hervor, aber das war es dann auch.
Vielleicht ein Ausdruck von Weisheit, von guten Nerven, von Erfurcht vor dem Leben?
Man kann die Frage anders stellen. Will einer von den Araberstaaten die Drecksarbeit für die Bruderstaaten machen ?
Kaum, da eine solche Arbeit nicht mit -davon reden- ausgeführt wird.Anderseits ist es interessant zu wissen, dass alle Araber mit einer A-Bombe des Irans absolut nicht einverstanden sind. Also worauf warten diese Strategen ??
@Inan
Sie haben natürlich Recht mit ihrem Einwand bezüglich der Perser/Araber. Mein Fehler. Meine Vorstellung war eine wohl zu weite Dehnung der These der Außenablenkung interner (hier: muslimischer) Konflikte. Nach heutigem Stand wäre ein Angriff dennoch Völkerrechtswidrig, das macht nicht beliebt, jedenfalls nicht im UN Sicherheitsrat.
Der eigendliche Punkt meines Kommentars war und ist allerdings, dass ein Luftangriff nicht alternativlos ist. Was aber im Artikel wie mir scheint so gesehen wird. Neben den Verhandlungen gibt es auch eine machbare(!) militärische Alternative – Israels Existenz ist also nicht unmittelbar bedroht wenn Iran „die Bombe“ hat. Grund nervös zu sein gibt’s dann allerdings schon. Grund nervös zu sein gibts für Irans Nachbarn aber in jedem Fall.
@Filbinger
Im Prinzip gebe ich Ihnen recht. Selbstmordkommando, und der Erfolg ist nicht abzusehen. Die Iraner, die ja Perser, Indogermanen sind, werden von den Arabern, die bekanntlich Semiten sind, nicht geschätzt. Im Gegenteil, da die Perser größtenteils Schiiten sind, und sie Araber zu 90 Sunniten sind, gönnt der eine dem anderen die Vormachtstullung nicht, die vermeintliche Vormachtstellung. Der Iran hat Angst. Existensangst. Sie wollen nicht so enden wie Saddam(SoaB). Hätte der Irak W.o.M.D. besessen, die Koalition der Willigen hätten nie angegriffen. Abschreckung heisst das Zauberwort. Richtung Israel : Stoppt die Siedlungen, gebt den PA´s Entschädigungszahlungen, und versöhnt Euch mit Euren Nachbarn. Schickt endlich Mubarak in die Wüste. Lasst uns den Nahen Osten zum Blühen bringen. Es ist unser aller heiliges Land. Die Juden sind die ersten gewesen, die Christen haben das Zweite Buch von G´tt und wir die Muslime das dritte. Das Land gehört uns allen, wir müssen uns einigen. Es geht nicht anders.
Möge der Herr uns allen beistehen.
Sie sagen, der Terrorismus muss bekämpft werden und produzieren ihn selber! Sie sagen, Atomwaffen müssen bekämpft werden und haben sie selber! Sie sagen, Diktaturen müssen bekämpft werden und sind selber eine! Sie sagen, Demokratie muss verbreitet werden und bauen sie bei sich ab! Sie sagen, sie wollen Frieden und verbreiten aber Krieg! Sie sagen, sie kämpfen für Menschenrechte und foltern ohne Reue! An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen!!!
@Wilow: Den Staat Israel auflösen ist nicht die Alternative zu einem israelischen Nationalismus. Das eine ist, naja ich sag mal behelfsweise ein juristisches Konstrukt und das andere ist eine Ideologie. Deswegen habe ich keineswegs nach dem Existenzrecht Israels gefragt oder dies gar geleugnet. Ich finde es schlecht, daß um Israel herum immer noch Islamisten am Start sind und das dies nazu führt, dass das Nationbuilding nicht klappt und die Frauen schlimm unterdrückt werden. Und ich finde es schlecht, daß in Israel Rechte an die Macht gekommen sind und es die einflussreiche extreme Rechte wohl auch noch gibt. Eigentlich finde ich die politische Situation von Israel im Nahen Osten schlecht.
Gruß Claudius
P.S.: Mein Beitrag ist schon wieder editiert worden. Sollte es daran liegen, daß ich nicht höflich genug bin oder gar verletztend bitte ich um Rückmeldung.
Im Iran werden schon seit Jahren gehäuft S-300 und S-400 Flugabwehrraketensysteme aus Russland gekauft. Da die iranischen Militärs auch nicht dumm sind, kann man sich ja denken, wo die aufgestellt sind.
Die IDF bräuchte wohl auch Ãœberflugrechte für Syrien/Jordanien aber auf jeden Fall den Irak. Ob die aktive Unterstützung der USA auch nötig oder möglich wäre, kann ich nicht beurteilen – in jedem Fall aber handelt es sich dabei um eine Selbstmordmission, die die Beziehungen zwischen Israel und den meisten anderen – vor allem den arabischen Staaten (weiter) verschlechtern würde. Immerhin handelt es sich um einen kriegerischen Akt.
Weiterhin ist (wohl) nur die Lage des zivilen Teils des Atomprogrammes bekannt, die Reports des IAEA legen aber nahe, dass dort keine erweiterte Anreicherung spaltbaren Materials abläuft. Es könnte also auch eine SINNLOSE Selbstmordaktion sein. Tatsächlich ist man sich ja nicht mal sicher, dass der Iran Atomwaffen baut, geschweige denn wo…
Wie schon angedeutet liegt die Alternative im „Gleichgewicht des Schreckens“, einem zugegeben sehr hässlichen IB-Ansatz. Kurz gesagt geht es darum, dass jenes Land, dass zuerst Atomwaffen einsetzt dann eben erst als zweites ausgelöscht wird. Israel braucht also, um seine eigene Existenz zu sichern, lediglich über eine ausreichende Zweitschlagskapazität zu verfügen. Die hat die IDF auch schon.
Natürlich sind diese Kalter-Kriegs-Ãœberlegungen ziemlich übel und keiner möchte sich damit zurechtfinden, dass der Iran Atomwaffen hat, aber damit wird sich jeder innerhalb der Raketenreichweite Irans (also auch Deutschland, jedenfalls Bayern) zurechtfinden müssen. Doch das wird geschehen müssen. Denn es ist die einzige sinnvolle Alternative zu einem technisch nicht möglichen Luftschlag, der irgendwie die gesamte nukleare Infrastruktur, das nukleare „know how“ Irans und deren Ambitionen vernichten soll. Manchmal sind eben alle Alternativen schlecht, besonders im Nahen Osten.
@claudius
Wie würde denn für dich eine Alternative zum israelischen Nationalismus aussehen?
Israell auflösen und ein/zwei weitere nationalistische und militaristische arabische Staaten etablieren?
Â
Mir macht Ihr es mit dem Militarismus und Nationalismus schwer Eure Position nachvollziehen zu können.
Manchmal hat man nur die Wahl zwischen zwei schlechten Alternativen, ein Angriff ist aber klar dümmer.
Israel wird sich in der neuen Situation einrichten müssen, dass der Iran auch Atomwaffen besitzt. Viel Spass mit der MAD-Doktrin. Die nötige Ausrüstung dazu dürfte die IDF ja haben.
Ich bin zweigeteilt. Einerseits haben die Iraner das Recht Nuklearforschung zu betreiben. Auf der anderen Seite, sehe ich Israel nicht gerne in seiner Existenz bedroht. Die Juden haben sich das Recht erkämpft, da zu leben, wo sie vor 2000(?) Jahren von den Römern in die Diaspora geschickt wurden. Ich hätte es viel lieber gesehen, dass die Muslime, die Juden mit offenen Armen empfangen hätten. Ihnen gesagt hätten, klar Juden, wir leben hier zusammen, wie früher, wir sind Brüder. Kommt alle her und lebt hier zwischen. Aber nein. Die Araber wollten die eh schon dem Schlimmsten entkommen sind auch noch ins Meer treiben. Die Huhrensöhne.Wie kann man nur?! Die Juden haben heldenhaft gekämpft und gewonnen. Somit haben sie das Recht da zu leben, wo sie gerade leben. Und jeder, der dieses Recht in Frage stellt, gehört dementsprechend behandelt. If you know what I mean.
Ich fordere : Zerstörung der Atomanlagen. Absetzung des Mullah-Faschito-Möchtegern-Islam Land- Regierer, Demokratisierung des Iran, Golan geht an Syrien, PA -Staat wird es nicht geben, die PA´s ziehen nach Jordanien und Syrien, keine Rückkehr der Flüchtlinge, Entschädigung derer die Hab und Gut verloren haben. Jerushalem ist Hauptstadt von Israel, Israel in die Nato und EU, Israel verhökert sein Atomarsenal in die USA, Anerkennung Israels von Seiten der arabischen Staaten.;) Stehe ich mit diesen Forderugen alleine ? Oder sind meine Forderungen Illusionär. Ein Schelm wer Böses denkt dabei.
MfG Inan 🙂
Rafsandschanis Abkehr von der iranischen Opposition, und seine Unterordnung unter die Macht von Chamenei und Ahmadinedschad, signalisiert ganz klar, dass die iranische Oppositionsbewegung vorerst gescheitert ist.
Damit besteht praktisch keine Hoffnung mehr darauf, dass das iranische Regime noch durch innenpolitische Umwälzungen am Bau von Atomwaffen gehindert werden könnte.
Einen wirksamen internationalen Druck auf Teheran wird es ebenfalls nicht geben, da selbst die US-Administration weiter am Appeasement gegenüber dem iranischen Islamistenregime festhält.
Israel wird also vermutlich schon bald versuchen, dass Atomwaffenprogramm des iranischen Regimes durch Anwendung von militärischer Gewalt zu stoppen.
So wie ich es sehe, hat Israel gar keine andere Wahl.
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