Iran: Deutsche Firma droht Demonstranten mit Rauswurf: „Unterstützung des Regimes ist Riesenskandal“

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Der im Iran produzierende deutsche Baustoffhersteller Knauf Gips hat seine iranischen Angestellten davor gewarnt, sich an Protesten der Oppositionellen gegen das Regime zu beteiligen. Andernfalls drohe der umgehende Rauswurf. Offenbar wurde das Unternehmen vonseiten der iranischen Regierung dazu gedrängt, die Vorschrift zu erlassen…

Knauf Gips droht demonstrierenden Iran-Angestellten mit Rauswurf

Teheran / Iphofen – Auf Nachfrage von pressetext war bis Redaktionsschluss dieser Meldung keine Stellungnahme von Knauf erhältlich. Wie das Wall Street Journal berichtet, soll der Order eine Verhaftung eines leitenden Angestellten vorangegangen sein. Dem weltweit 22.000 Mitarbeiter zählenden Unternehmen sei mitgeteilt worden, dass dies Anlass zu einer Entlassung gebe.

„Es ist ein Riesenskandal, wenn deutsche Firmen das iranische Regime unterstützen, indem sie Mitarbeiter bedrohen, die ihre demokratischen Rechte wahrnehmen wollen“, meint Andreas Benl, Sprecher der überparteilichen Koalition „Stop the Bomb“ http://de.stopthebomb.net , im Gespräch mit pressetext. Die NGO erklärt sich mit der iranischen Opposition solidarisch. „Stop the Bomb vertritt in ihrer Petition ganz klar die Forderung, Geschäfte zu unterlassen, die dem Regime nutzen. Diese Forderung richtet sich sowohl an die Unternehmen, die Industrie und Wirtschaft wie auch an die Regierung“, betont Benl gegenüber pressetext.

Der 34-jährige Knauf-Angestellte mit deutsch-iranischer Doppelstaatsbürgerschaft war leitender Angestellter im Iran-Geschäft des Betriebs. Vier Tage, nachdem das Unternehmen zugestimmt hatte, die Order gegen Demonstrationsteilnahmen zu erteilen, wurde er entlassen. Die Vorschrift soll in einem vertraulichen, von Gründungsfamilienmitglied Isabel Knauf gezeichneten Schreiben an die Hunderten iranischen Mitarbeiter kommuniziert worden sein. Isabel Knauf ist Mitglied des Aufsichtsrats am Standort Iran. „Wir möchten all unsere Angestellten daran erinnern, dass sie nicht nur ihre persönliche Meinung vertreten, wenn sie politisch aktiv sind. Ihre Aktionen könnten auch negativ auf die Knauf-Unternehmen im Iran zurückfallen“, heißt es in dem Schreiben. Daher würde von nun an jedes Mitglied des Unternehmens, das bei Demonstrationen gegen die Regierung erwischt wird, unverzüglich entlassen.

Durch den Vorfall wird der Druck deutlich, den das Regime auf ausländische Betriebe ausüben kann, die neben den Demonstranten selbst Ziel von Repressionen werden könnten. Zuletzt hatten Experten bereits vor einer wirtschaftlichen Eiszeit im Iran gewarnt. Nach China agiert Deutschland als zweitgrößter Lieferant und gilt als der wichtigste westliche Handelspartner für den Iran. Mit den Oppositionellen solidarische NGOs vertreten die Ansicht, Exporte in den Iran müssten gestoppt werden, um dem Regime zu schaden. Globalisierungs- und Wirtschaftsexperten zweifeln hingegen am Effekt von Sanktionen und stellen ihren Nutzen in Frage. Sanktionierende Maßnahmen würden häufig die Bevölkerung, nicht unbedingt jedoch die Machthaber treffen.