Eklat zwischen Schweiz und Israel

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„Der Schweizer Präsident Hans-Rudolf Merz hat dem iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinidschad nicht nur am Flughafen gemäß dem Protokoll die Hand geschüttelt, sondern ihm danach mit einem feierlichen Abendessen große Ehre zukommen lassen.“ So erklärte Aviv Schiron, ehemaliger israelischer Botschafter in Bern, den Beschluss, der Schweiz mit einer „drastischen Botschaft“ israelischen Unmut zu übermitteln…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 20. April 2009

Offenbar während Merz am Sonntag Abend beim Essen mit dem „notorischen Antisemiten und Holocaustleugner“ über „bilaterale Angelegenheiten wie Gaslieferungen in die Schweiz“ plauderte, bestellte Ilan Aldar, derzeitiger israelischer Botschafter in der Alpenrepublik, bei EL AL schon das Ticket für einen Flug nach Tel Aviv. So konnte Schiron zur Überraschung der Schweizer am Montag mitteilen, dass sich der Botschafter „schon im Flugzeug zwecks Konsultationen“ befinde. Gleichzeitig wurde die Schweizer Geschäftsträgerin in Tel Aviv ins Außenministerium zitiert, um eine diplomatische „Ohrfeige“ zu empfangen.

Die Schweiz habe laut Schiron „gegen ihre eigenen Werte“ gehandelt und eine „unerträgliche Nachgiebigkeit“ gegenüber Iran an den Tag gelegt. Parallel zum resoluten Handeln gegenüber der Schweiz, griffen auch Premierminister Benjamin Netanjahu und der neue Außenminister Avigdor Liberman zu ungewöhnlich scharfen Tönen. Es war der erste Amtsakt der neuen Regierung in Israel.

Der in der Welt und bei Israels Arabern selber als „Rassist“ verrufene Liberman entdeckte die „wahren Ziele und Absichten der internationalen Konferenz in Genf“, weil Ahmadinejad, „ein Rassist, bekannt für seine ständigen Predigten, Israel zu zerstören“, eingeladen worden sei, sogar als Hauptredner aufzutreten. In seiner offiziellen Erklärung bezeichnet Liberman den iranischen Präsidenten auch als Holocaustleugner.

Der Premierminister bezichtigte die Schweiz, keine Lehren aus dem Holocaust gezogen und die Konferenz ausgerechnet am 120. Geburtstag des „Nazi-Übeltäters“ Adolf Hitler eröffnet zu haben. In diesem Jahr fällt auf diesen Tag wegen der Verschiebungen zum Hebräischen Kalender auch Israels jährlicher Holocaust-Gedenktag an die sechs Millionen ermordeten Juden.

Während die Zeitungen im Großformat Fotos von der Begegnung Merz-Ahmadinidschad veröffentlichten, widmete Haaretz sogar seine Karikatur dem Thema: „Wir hatten ein paar Absagen, deshalb habe wir für Sie die schönste Suite im Hotel vorbereitet“, sagt Merz dem frisch gelandeten iranischen Präsidenten.

Israelische Sprecher betrachten die Absage zahlreicher Länder, darunter USA, Deutschland und Kanada, als Erfolg ihrer wochenlangen diplomatischen Kampagne. Die erste Antirassismus-Konferenz der UNO im südafrikanischen Durban hatte die Israelis noch überrascht. Sie hatten nicht geahnt, dass die Konferenz zu einer internationalen Bühne für wilde antisemitische und anti-israelische Propaganda missbraucht würde. Diesmal waren sie gewappnet, nachdem bekannt geworden war, dass Libyen den Vorsitz der Konferenz haben würde und Ahmadinidschad Hauptredner würde.

Die israelischen Medien berichten von einer großen geplanten Flugblatt-Aktion in Genf. Die Stadt, wo die UNO im Schatten des Holocaust gegründet wurde, sollen Tausende Flugblätter aus Protest gegen die Konferenz verteilt werden. Gedenkveranstaltungen im Beisein des Schriftstellers und Auschwitzüberlebenden Elie Wiesel und anderer Persönlichkeiten seien geplant. Ebenso wird über eine Konferenz von NGO´s (Nichtregierungsorganisationen) berichtet, die bisher federführend in der teils giftigen Kritik gegen Israel waren. Langsam sähen sie ein, mit dieser Politik zunehmend an Einfluss zu verlieren, vor Allem im Westen. Wohl nicht zufällig veröffentlichte ausgerechnet am Montag die sonst eher Israel-kritische Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch einen ausführlichen Report über das Wüten der Hamas im Gazastreifen gegen Anhänger der Fatah-Partei. Die würden willkürlich ermordet, verfolgt und gefoltert. Hamas-Leute zerschießen ihnen die Knie, und brechen ihnen Arme und Beine, um sie für ihren Widerstand gegen die Hamas zu strafen.

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com