Die „sogenannte Israel Lobby“ und Charles Freeman

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Dr. Franz Kössler lässt uns als ehemaliger USA-Korrespondent in der Wiener Wochenzeitung Falter wissen: „Israels rechte Koalition steuert auf eine Kollision mit den USA zu“. Diese Prognose könnte stimmen, muss es aber nicht, darüber kann man diskutieren. Jedoch sollte auch ein so bekannter Journalist wie Kössler mit den Fakten sorgsam umgehen…

Von Karl Pfeifer

Er schreibt: „Die Ernennung Charles Freemans an die Spitze des National Intelligence Council scheiterte an einer Kampagne der sogenannten Israel Lobby – der ehemalige US-Botschafter hatte die Politik der israelischen Regierung offen kritisiert.“

Es gibt genug zuverlässige Berichte aus den USA, welche die wahren Gründe der Ablehnung schildern. So zum Beispiel am 14. März in der „Washington Post“ (1), die sich immer wieder auch kritisch mit der wirklich existierenden Israel-Lobby (AIPAC) auseinandersetzt, ein Artikel des republikanischen Kongressabgeordneten aus Virginia Frank R. Wolf, der sich gegen die Ernennung von Charles Freeman ausgesprochen hat. Wolf macht sich schon in der Einleitung lustig über die Verschwörungstheorien von Freeman, denn die Israel-Lobby hat ihn nicht vorher kontaktiert und zählt folgende Fakten auf.

Freeman war fast vier Jahre im Beratungsgremium der China National Offshour Oil Corporation (CNOOC) tätig und erhielt $ 10.000 im Jahr für seine Dienste. Die Aktienmehrheit dieser Firma ist in den Händen des chinesischen Staates und von Firmen, die dem Staat gehören. Trotzdem behauptete Freeman nie Geld von einer fremden Regierung erhalten zu haben. Die Verbindung ist vielleicht nicht direkt, sie ist aber sicher da. Das gleiche kann gesagt werden über den Gehaltsscheck, den er vom Middle East Policy Council erhalten hat, der großzügig vom Königreich Saudi-Arabien finanziert wird – dessen Regime für die Finanzierung von Koranschulen weltweit verantwortlich ist, die den Aufstieg von islamischen Fundamentalisten wie Mohammed Omar, Führer der Taliban, ermöglicht haben.

Die Investition von CNOOC im Ölgeschäft des Sudan ist Teil einer Rettungsleine die das Regime von Präsident Omar Hassan al-Bashir, der vom Internationalen Strafgericht wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt wurde, am Leben erhält.
Kongressabgeordneter Wolf schildert seine Reise nach Darfur 2004 und was er dort an schrecklichen Tatsachen erfahren hat.

Freeman hielt am 25.4.08 eine Rede beim National War College Alumni Association in der er den Aufstand in Tibet der in den Monaten zuvor stattfand als “Rassenunruhen” bezeichnete. Ein Jahr danach werden immer noch 1.200 protestierende Tibeter vermisst.

Wolf beanstandete auch wie Freeman zu den Ereignissen des Tiananmen Platz 1989 Stellung nahm: “Ich glaube nicht, dass es für irgend ein Land annehmbar ist, zu erlauben dass das Herz der Landeshauptstadt von Dissidenten besetzt wird, die beabsichtigen die normale Funktion der Regierung zum Erliegen bringen….. Solche Leute, ob sie nun eine ‘Bonus Army’ von Veteranen oder ein ‘Studentenaufstand’ für die ‘Göttin der Demokratie” sind, sollten erwarten vertrieben zu werden.” Wolf besuchte 1991 China und das Gefängnis Nr. 1 in Beijing, wo die Tiananmen Protestierer – nur weil sie Freiheit wollten – Sklavenarbeit leisten mußten.

All dies hat den Kongreßabgeordneten besorgt gemacht, ob Freeman geeignet sei Vorsitzender des National Intelligence Council zu sein. Gerade Freemans eigene Worte nach seinem Rückzug haben genau kristallisiert, weshalb er die falsche Besetzung für den Job gewesen wäre. Soweit Wolf.

Es ist besorgniserregend, wenn Franz Kössler unkritisch die Schutzbehauptung von Freeman über die angebliche Rolle der „Israel Lobby“ übernommen hat, die natürlich der zum schiitischen Islam konvertierte österreichische Faschist und Julius Evola Bewunderer Robert Schwarzbauer auf seiner Homepage Eiserne Krone auch propagiert.

Freeman wurde nicht wegen seiner Kritik an Israel von einigen Bloggern angegriffen, sondern weil er behauptete, 9/11 wäre wegen der Unterstützung Israels durch die USA geschehen, damit wollte er die Aufmerksamkeit von Saudi Arabien weglenken, dessen König Freemans „think tank“ finanziert. Freeman erklärte auch „Ich glaube König Abdullah wird sehr schnell Abdullah der Große werden“.(2)

Man kann Jeffrey Goldberg zustimmen, der schrieb: „Linke, die Freeman offensichtlich wegen ihrer Sorge um Gerechtigkeit und Menschenrechte, wegen der einzigen Israel-Palästina Angelegenheit loben, sagen, es wäre abwegig seinen endlosen Euphemismen und Ausflüchte bezüglich anderer Menschenrechtsverletzungen entgegenzutreten. Eine nicht beabsichtigte Konsequenz dieses Manövers ist, dass diese gleichen Linken sogar mehr vom jüdischen Staat besessen sind als die „Neocons“, die sie behaupten zu beobachten.

Sie schauen besonders stupide in dieser Angelegenheit aus, weil sie effektiv argumentieren, dass was in der West Bank passiert entscheidender wäre für die nationale Sicherheit der USA als das, was in dem einen Land vorgeht, aus dem 15 der 19 Flugzeugentführer des 9/11 kamen.(3)

Zu der Ironie der Geschichte gehört es, dass auch scharfe Kritiker der israelischen Politik Charles Freeman kritisieren, dazu gehören Menschenrechtsaktivisten, die es nicht für vernachlässigbar halten, dass er die repressive Regime unterstützt, dazu gehörten auch Umweltschützer, die seine Unterstützung für die Öl-Lobby übelnehmen.

Anmerkungen:
(1) http://www.washingtonpost.com
(2) http://www.saudi-us-relations.org
(3) http://jeffreygoldberg.theatlantic.com