Aus dem Bauch heraus wählen

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Die politischen Alternativen sind kläglich. Die Parteiprogramme ähneln sich bis zur Unkenntlichkeit der feinen Unterschiede. Viele Israelis gaben deshalb an, „unentschieden“ zu sein und erst vor dem Haufen der Wahlzettel im Wahllokal ihre endgültige Entscheidung treffen zu wollen…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 9. Februar 2009

Der 10. israelische Fernsehkanal hat deshalb den unentschiedenen Wählern eine kleine kulinarische Hilfe angeboten, ihr Problem aus dem Bauch heraus zu lösen. Es wurden Rezepte ausgewählt, die dem Charakter der Parteien und ihrer Vorsitzenden am besten entsprächen.

Für die Kadima-Partei wurde ein Kartoffelpuré ausgewählt, blass und ohne aufregende Zutaten. Selbst die Zubereitung sei langweilig und ergebe einen bleichen Brei. Der Rezeptvorschlag sieht freilich eine Mischung aus normalen und süßen Kartoffeln vor, die mit Ingwer gewürzt werden sollten.

„Veraltet und Größenwahnsinnig“ sei die Arbeitspartei, sodass zu ihrem Vorsitzenden Ehud Barak am besten eine „Tarte Napoleon“ passe. Napoleon war ein Zwerg-Kaiser und überzeugt von seiner unendlichen Macht. Der Kuchen sei nicht schlecht, leide aber, wie die Arbeitspartei, an einem altmodischen Ansehen.

Für die Grünen wurde ein grüner Salat auserkoren, mitsamt einem Mischmasch ökologischer Ideen. Man füge einen umstrittenen Kandidaten hinzu, der als stellvertretender Tel Aviver Bürgermeister keine Bedenken gegen groteske Bautätigkeit hatte, viele schöne Worte über Recycling, und schon hat man einen grünen Salat. Im mitgelieferten Rezept kommen ein Kilo „Babymix“ verschiedener Salatsorten vor, Zwiebel, Sellerie, Nüsse, und Radieschen. Für die Soße werden Senf, Honig und organisch angebautes Sojaöl verrührt.

Zu den klassischen „Wedlern“ gehören die rechtsnationalen Likudwähler. Die sozial als „niedrig“ eingestuften eher ungebildeten Anhänger von „Bibi“ Netanjahu sind bekannt für ihre Angewohnheit, bei jeder Gelegenheit und an jedem Ort stinkende und entsprechend rauchende Holzfeuer in Gang zu setzen und mit „Wedeln“ eines Kartons die drauf gelegten Fleischstücke zu braten. Der vornehme Netanjahu aus wohlhabender Familie dürfte dieses Hobby seiner Anhänger nur bei den volkstümlichen Wahlkampfkampagnen kennengelernt haben. Für das übertriebene Würzen dieser volkstümlichen Speise zahle meist die Umwelt mit dem „Rülpsen danach“. Für das siegreiche Rezept eines Kebab werden drei Sorten Fleisch benötigt, durch den Fleischwolf getrieben, Zwiebel, Pfeffer (frisch gemahlen), das orientalische Mischgewürz Amba, Petersilie und wenig Salz. Alles gut durchmischen und aufgespießt aufs Feuer legen.

Wenn man Avigdor Liberman der rechtsradikalen Russenpartei „Israel- Unser Heim“ sieht, ist klar, dass er gerne und viel isst. Über seine Vorstellungen „gesunder Ernährung“ könne man genauso diskutieren wie über die Moral seiner menschlichen und politischen Vorstellungen. Die Rezeptempfehlung für Liberman: eine (Friedens-) Taube, um sie voll und ganz zu verschlingen, mitsamt dem Blatt eines Olivenbaums, das man dem Tier auf dem Grill in den Schnabel gesteckt hat.

© Ulrich W. Sahm /haGalil.com

2 Kommentare

  1. …..na das wäre doch auch für germanische Wahlen zu absorbieren.
    Wie wäre denn ein Speiseplan für die uns „blühende“ Bundestagswahl 2009?
    Hoffentlich wird uns nicht schon vorher übel, denn dannach wird es sowieso.

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