Familientreffen der Antisemiten

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Am kommenden Sonntag, den 28. September, wird in der Alten Feuerwache in Köln zum antisemitischen Stelldichein geladen…

Anlass ist die Verleihung des „Kölner Karls-Preises für engagierte Literatur und Publizistik“ durch die sogenannte “Neue Rheinische Zeitung” an Evelyn Hecht-Galinski für ihre „mutigen Reden“ gegen Israel. Neben einer Laudatio von Ken Jebsen und einem Unterhaltungsprogramm von Anis Hamadeh soll zu diesem Anlass auch eine Rede gegen die „pauschale Anerkennung der Existenz des Staates Israel“ von Werner Rügemer zum Besten gegeben werden.

Bei der preisverleihenden “Neuen Rheinischen Zeitung” (NRhZ) handelt es sich um eine 2005 gegründete Online-Zeitung aus Köln, die inständig versucht, mit der von Karl Marx herausgegebenen Zeitung gleichen Namens (1848-49) verwechselt zu werden. In der bodenlos anmaßenden Namenswahl deutet sich schon der Grad an Realitätsverlust an, der diesen düsteren Teil des Internets bestimmt. So gilt der NRhZ die Hamas als “Befreiungsorganisation”, Israel hingegen in Gaza als “Besatzerstaat” (selbstredend ungeachtet der Tatsache, dass Israel sich 2005 komplett aus dem Gaza-Streifen zurückgezogen hat). Die neurechte “neue Friedensbewegung” wird dafür gelobt, dass sie sich der Themen “FED, Zinssystem, Rothschild” annehme. Und Deutschland dürfe “nicht länger als Baby-Deutschland auftreten, das für alles, was es zu tun gedenkt, den Willen der USA und Israel konsultiert”. Der ehemalige iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad gilt der NRhZ als Friedensbote und „humanistischer Denker“. Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann – die Betreiber der “Arbeiterfotografie”-Webseite und regelmäßige Autoren der NRhZ, flogen als Teil einer von Jürgen Elsässer initiierten Reisegruppe im vorletzten Jahr auch folgerichtig in den Iran, um Herrn Ahmadinedschad für sein unermüdliches Engagement gegen Israel die Hand zu schütteln.

Otto Köhler, Mitherausgeber der Zeitschrift Ossietzky, wirft den beiden vor, eine “national-sozialistische Querfront” eröffnet zu haben. Bindemittel dieser Querfront ist der Hass gegen den Staat Israel, der die „Arbeiterfotografie“ z.B. mit der islamistischen Internetplattform „Muslim-Markt“ verbündet.

Den Preis für „engagierte Literatur und Publizistik” verleiht die NRhZ an eine Stammautorin – und damit auch ein bisschen an sich selbst. Die Preisträgerin Evelyn Hecht-Galinski ((„Broder siegt im Antisemitismus-Streit. Der Publizist Henryk M. Broder darf weiter behaupten, die Tochter des langjährigen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden gebe antisemitische Statements ab“, Pascal Beucker in der taz: http://www.taz.de/!28315/http://www.achgut.de/dadgd/view_article.php?aid=3244 )) ist die ideale Kronzeugin aller AntisemitInnen. Denn nach deren simpler Weltanschauung kann Hecht-Galinski als Tochter des 1992 verstorbenen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, quasi qua Geburt keine Antisemitin sein. Und so weist sie routiniert auf ihre Abstammung hin, bevor sie allen, die es hören wollen – und das sind viele in Deutschland – von der “faschistisch-rassistischen Regierung” eines „zionistischen Apartheid-Regimes Israel“ erzählt oder auch von der “Macht einer jüdisch-israelischen Lobby”, bzw. von einer “jüdischen Weltlobby, die jede Kritik an Israel im Keim erstickt” fabuliert. Dass sie eben diese “Kritik” in allen erdenklichen Medien verbreiten darf, von der FAZ über den WDR bis zur islamistischen Hetz-Plattform Muslim-Markt, hat keinen Einfluss auf ihre Wahnvorstellungen – gegen die Wirklichkeit hat sie sich hermetisch abgedichtet. Der Historiker Arno Lustiger bezeichnet sie daher als „notorische Hasserin der Vertreter der deutschen Juden und des Staates Israel und jüdische Selbsthasserin“. Die Antisemitismusforscherin Monika Schwarz-Friesel führt ihre Argumentationen, wie die Gleichsetzungen der israelischen Politik mit dem Nazi-Regime, als Beispiele der populärsten Form des modernen Antisemitismus an.

So ist es auch nur konsequent, dass sich die “Neue Rheinische Zeitung” Ken Jebsen als Laudator gebucht hat. Der ehemalige RBB-Radiomoderator verbreitet seine Verschwörungstheorien nun mit Vorliebe auf Youtube oder den Montagsdemonstrationen der neuen Querfront-Friedensbewegung. ((„Formation einer Bewegung: Vom Netz auf die Straße“, Publikative, 22.4.2014: http://www.publikative.org/2014/04/22/formation-einer-bewegung-vom-netz-auf-die-strasse/)) Er gilt bundesweit als eine Leitfigur dieser wöchentlichen Treffen, bei denen sich linke und rechte AntisemitInnen, Homophobe, AntifeministInnen und AfD-AnhängerInnen, aber auch NPDlerInnen und andere Nazis treffen. ((http://www.zeit.de/gesellschaft/2014-04/montagsdemo-mahnwache-frieden-berlin; http://www.fr-online.de/meinung/montagsdemos-das-ende-der-mahnwichtel,1472602,27859726.html)) Er schwadroniert von der israelischen “Endlösung” in Palästina und dem angeblichen Ziel Israels, “den Palästinenser” “auszurotten” und „Völkermord“ zu begehen. Neben der Verharmlosung des Nationalsozialismus hat Jebsen aber auch einiges über die jüdische Unterwanderung der US-amerikanischen Massenmedien und über die “zionistische Kontrolle” von Weltbank, UN, IWF, IAEA zu berichten. ((http://www.tagesspiegel.de/medien/ex-rbb-moderator-jebsen-israel-will-endloesung-fuer-palaestina/6485636.html)) Die Terroranschläge vom 11. September 2001 sind für Jebsen lediglich eine “Terrorlüge”. ((http://www.youtube.com/watch?v=hTG5F5vHna8)) Und Demokratie hält er für verzichtbar, denn die Natur komme ja auch “bestens ohne Demokratie zurecht”. ((http://jungle-world.com/artikel/2014/21/49894.html))

Den Mainzer Kleinkünstler Anis Hamadeh qualifizieren wahrscheinlich nicht nur seine Bühnendarbietungen zur „Unterdrückung des palästinensischen Volkes“ und der vielbeschworenen ‘Antisemitismus-Keule’, sondern auch seine publizistischen Aktivitäten zur Glorifizierung des kämpfenden Männerdecks der Mavi Marmara als Friedensmissionare, zur Verhöhnung des Zusammenhangs zwischen der Shoah und jedem Engagement gegen Antisemitismus und zu diversen israelischen „Massakern“ gegen die Palästinenser zum Auftritt in dieser illustren Runde. Der Lehrbeauftrage der Universität zu Köln Werner Rügemer hingegen war schon Mitbegründer der NRhZ und wird sich vermutlich freuen, in diesem Zusammenhang noch direkter und offener über Israel herziehen zu können, als er es in seinen Seminaren und Büchern tut, die sich hauptsächlich mit ‘kriminellen Bankern’ und korrupten Agenten des Großkapitals beschäftigen.

Der Veranstaltungsort ist das mit Stadt- und Landesmitteln geförderte „selbstverwaltete Bürgerzentrum“ Alte Feuerwache. Der seinem Selbstverständnis nach linke Verein zur Förderung „sozialen und demokratischen Verhaltens“ arbeitet seit Jahren mit Antisemiten, Verschwörungstheoretikern und Terrorunterstützern zusammen. So darf der weit über die Kölner Stadtgrenzen bekannte Antisemit Walter Herrmann weiterhin seine sogenannte “Klagemauer” auf dem Gelände des Bürgerzentrums lagern.

Der oben erwähnten „Arbeiterfotografie“-Gruppe bietet die Feuerwache ebenfalls regelmäßig Raum für ihre Ausstellungen und Vorführungen. Dem Israelhass in Köln ist die Alte Feuerwache schon lange ein treues Forum – auf der antisemitischen “Stop the wall”-Konferenz 2004 durften u. a. Victoria Waltz, Felicia Langer und Rüdiger Göbel über den Judenstaat herziehen, während die Kampagne “10 Euro für den irakischen Widerstand” Geld für Selbstmordanschläge sammelte. Konsequenterweise werden Hausverbote gegen israelsolidarische Gruppen ausgesprochen.

Die Verleihung des „Karls-Preises“ ist eine von unzähligen, offensichtlich antisemitischen Veranstaltungen, die in der Alten Feuerwache stattfinden. Wir fordern den Einhalt der Stadt- und Landesmittel zur Förderung der Alten Feuerwache und bitten die Fraktionen des Kölner Stadtrats eindringlich um Stellungnahmen.

Bündnis gegen Antisemitismus Köln
bga-koeln.tumblr.com
bga.koeln@gmail.com

2 Kommentare

  1. Was mich ja wirklich interessieren würde wäre, welche Faktoren aus Evelyn H. eine kranke, von antisemitischem Hass zerfressene Frau gemacht haben. Ist es eine ungünstige oder traumatische Familienkonstellation gewesen oder haben andere Ursachen eine Rolle gespielt?

    So oder so, es war sicher eine schmerzhafte Situation für die Eltern (die mittlerweile beide verstorben sind), wenn von dem einzigen Kind mit einer ausdauernden Vehemenz versucht wird, deren Lebenswerk mit Schmutz zu bewerfen. Eines scheint mir indessen sicher, egal ob und welche möglichen Fehler den Eltern unterlaufen sind, für eine Erklärung dieses pathologischen Hasses reichen diese bei weitem nicht aus. Hinzu kommt, dass ab einem bestimmten Alter jeder Mensch selbst verantwortlich für sein Handeln ist. Das gilt auch für „die Tochter“.

  2. Och, lasst sie doch. Ob einer mangels alternativer Lebensgestaltung auf der Domplatte Schildchen malt, ob ein paar Spinner glauben, mehr Menschen durch ihren internen Kölner Karl (Marx) Preis zum Lesen ihrer wirklich unsäglich kindischen Pamphlete zu bringen , interessiert mich wahrscheinlich genauso wie 99,9% der Bevölkerung.

    Uns aller Evelyn sei der Abend mit Jebsen und Hamadeh von Herzen gewünscht, wer wohl an aller so glücklichen Leben schuld hat. Nein,nein es ist nicht persönliches Versagen, es ist die Geheimmacht in dieser Welt.
    Man kann völlig langweilige, uninteressante nicht Persönlichkeiten aufhübschen, muß es aber nicht. Eigentlich würde mich die obige WG auf der Domplatte durchaus erfreuen. Da weiß man wo sie sind.

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