Rechtsextreme und ausländerfeindliche Gewalt in Bayern 2012

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Am 22. 10. 2013 erschien in der Süddeutschen Zeitung der Artikel „Rechte Gewalt in Bayern – Terror im Alltag“ des landespolitischen Korrespondenten des Blattes Mike Szymanski. Der Journalist berichtet, dass das Innenministerium für diesen Zeitraum allein für Bayern 63 Gewalttaten mit fremdenfeindlichem Hintergrund auflistet und sich die Politik darüber freue, „dass es nicht mehr Übergriffe sind“. Die Süddeutsche recherchierte die einzelnen Fälle und stellte sie auf einer rot eingefärbten Bayernkarte mit weißen Punkten zum Anklicken ins Web. Jeder Punkt symbolisiert einen Tatort bzw. einen, oder mehrere Fälle…

Von G. Gamsbauer

Mit nicht geringer Beklemmung nimmt man als Leser dieses Artikels zur Kenntnis, dass als Täter hierbei keinesfalls nur glatzköpfige Jugendliche mit Springerstiefeln in Erscheinung treten, sondern auch etwa Rentnerinnen oder andere, scheinbar ganz normale, Bürger, die ihre Aggressionen in zum Teil lebensbedrohliche Gewalt gegenüber fremdartig oder ausländisch aussehenden Mitbürgern umsetzen.

Was der Artikel nicht explizit feststellt, sondern bestenfalls suggeriert, ist das ganz offensichtliche Versagen der bayerischen Gesellschaft, ein Versagen von Politik ebenso wie von Eliten, Schulen, Kirchen, Gewerkschaften, Medien und Elternhaus.

Eine bessere und häufigere Aufklärung der Bayern über deren jahrhundertealte Intoleranz-Geschichte ebenso wie über deren so gern totgeschwiegene Intoleranz der Gegenwart, Bayern war gemäß den Erhebungen der Friedrich-Ebert-Stiftung in den Jahren 2006, 2008 und 2010 das antisemitischste und zugleich eines der fremdenfeindlichsten Bundesländer, erscheint angesichts solcher Tatsachen als dringend angeraten.

Es folgt eine Chronologie der fremden- und minderheitenfeindlichen Ereignisse des Jahres 2012 in Bayern, jeweils gemäß den Angaben des genannten Internetbeitrags der Süddeutschen Zeitung. Mit Sicherheit darf man davon ausgehen, dass die Anzahl solcher und ähnlicher Fälle tatsächlich noch wesentlich höher liegt, denn viele Ausländer wollen keinen Ärger mit den Behörden und wenden sich nur im äußersten Notfall an die Polizei. Hinzu kommt – Polizei und Innenministerium haben ein großes Interesse daran, dass in Sachen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit die Statistiken sogenannte „Abwärtstrends“ aufweisen, rein schon aus Imagegründen.

München, 8. Januar: Rechtsextreme grölen in der Straßenbahn ausländerfeindliche Parolen und schlagen einen Fahrgast brutal nieder.

München, 14. Januar: Zwei Neonazis pöbeln und greifen dann zwei Punks an.

Ottobrunn, 22. Januar: Ein Neonazi schlägt einen türkischen Taxifahrer zusammen.

Deggendorf, 22. Januar: Vier Neonazis überfallen einen 25-jährigen Betrunkenen.

Weißenbrunn, 29. Januar: Sieben Männer attackieren einen Kenianer auf dem Parkplatz einer Disco. Die Täter können unerkannt flüchten.

Freising, 29. Januar: Ein Neonazi verprügelt einen 27-Jährigen.

Neufahrn bei Freising, 4. Februar: Neonazis ritzen Hakenkreuze in die Toilettentür eines Lokals und schlagen einen Gast, der sich ihnen in den Weg stellt, bewusstlos.

München, 11. Februar: Ein 36-jähriger Angestellter einer Disco wird von einem Rechten beleidigt.

Regensburg, 16. Februar: Drei Neonazis attackieren einen 26-jährigen Amerikaner mit den Worten „Neger, was willst du hier“, und schlagen dann zu.

Regensburg, 19. Februar: Ein unerkannt gebliebener Täter ruft „Heil Hitler“ und sprüht einem Hausbewohner, der ihn zur Rede stellt, Pfefferspray ins Gesicht.

Landshut, 25. Februar: In Landshut treffen rechte und linke Demonstranten aufeinander und ein Neonazi droht mit einer Stange.

Roding, 9. März: Vier Jugendliche grölen Naziparolen und zeigen den Hitlergruß. Zwei Passanten werden geschlagen und getreten.

München, 11. März: Ein Unbekannter verletzt einen Disco-Gast.

Oberschönegg, 24. März: Ein junger Rechtsextremist prügelt bei einer Feier im Jugendtreff um sich.

Breitenbrunn, 24. März: Zwei Neonazis erscheinen uneingeladen auf einer Geburtstagsfeier und inszenieren eine Schlägerei.

München, 28. März: Nachdem ein Neonazi einen Iraker mit „Sieg Heil“ und „Heil Hitler“-Rufen angesprochen hat, wird dieser von mehreren Rechten verprügelt.

Augsburg, 31. März: Ein 21-jähriger Neonazi stellt einen Hakenkreuz-Aufnäher zur Schau. Als er abgeführt wird, bespuckt er einen Polizisten und tritt nach anderen Beamten.

Memmingen, 7. April: Ein Betrunkener pöbelt Jugendliche an. Dabei beschimpft er einen Afrikaner als „Nigger“ und tritt ihm in den Unterleib.

Memmingen, 19. April: Bei einem Konzert kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen Rechten und Linken. Ein 21-Jähriger Allgäuer wird dabei so schwer verletzt, dass er ins Krankenhaus gebracht werden muss. Die Polizei stellt fest, dass die Täter einer Skinhead-Kameradschaft nahe stehen.

Memmingen, 20. April: Nach dem Konzert provoziert ein Neonazi Polizisten bzw. leistet Widerstand bei der Feststellung seiner Personalien. Ein anderer Rechter versucht seinen festgenommenen Kumpel zu befreien.

Passau, 30. April: In einem Festzelt verprügelt ein Rechter einen Mann.

München, 10. Mai: Ein 57-jähriger Mann attackiert eine Straßenkünstlerin mit fremdenfeindlichen Sprüchen.

München, 10. Mai: Ein Neonazi beleidigt einen Mann in einer Disco als „Nigger“, und fordert ihn auf Deutschland zu verlassen. Anschließend schlägt er zu.

 

Fürth, 15. Juni: Am Rande der Kundgebung „Freiheit für politische Gefangene“ kommt es zum Streit zwischen Linken und Rechten. Ein Rechter tritt einer Frau in den Bauch.

Fürth, 17. Juni: Ein Unbekannter beleidigt einen 27-jährigen Fußgänger mit fremdenfeindlichen Sprüchen und ohrfeigt den Mann.

München, 22. Juni: Ein vermummter Neonazi bedroht in der U-Bahn einen Italiener mit einem Küchenmesser und fordert ihn auf, die Bahn zu verlassen. Später zieht er ein weiteres Messer und versucht einen Mann vom Sicherheitsdienst zu verletzen. Als er festgenommen wird, begrüßt er die Polizeibeamten mit „Sieg Heil“.

München, 22. Juni: Ein 53-jähriger Münchner beschimpft zwei Kosovaren, dann schlägt und tritt er auf einen der beiden ein.

Erding, 29. Juni: Nach einem Fußballspiel treffen zwei polizeibekannte Neonazis auf italienische Fans, sie schlagen einen Italiener nieder und treten den bereits am Boden Liegenden solange, bis dieser schwerverletzt ist.

München, 9. Juli: Eine 59-jährige Münchnerin attackiert eine Frau und beleidigt diese mit ausländerfeindlichen Sprüchen.

Stein, 23. Juli: In einem Freizeitbad in Stein (Landkreis Fürth) greift ein Deutschtürke zwei Frauen, von denen eine einen Davidstern an ihrer Halskette trägt, an. Er beleidigt sie, zeigt den Hitlergruß. und sprüht ihnen später Reizgas ins Gesicht.

Schillingsfürst, 23. Juli: Ein Rechter attackiert einen 22-jährigen Bekannten aufgrund von politischen Differenzen.

Regensburg, 1. August: Ein NPD-Mitglied schlägt bei einer Kundgebung mit Gegendemo einen Demonstrationsteilnehmer.

München, 5. August: Ein Neonazi provoziert einen Studenten und dessen Begleiterin mit dem Hitlergruß und schlägt dann zu.

München, 9. August: Bei einer Schlägerei zwischen drei Neonazis und drei Punks wird ein 24 Jahre alter Punk schwer verletzt.

München, 10. August: Eine 59-jährige Münchnerin beleidigt eine Supermarkt-Kassiererin mit ausländerfeindlichen Parolen.

München, 20. August: Eine dunkelhäutige Frau, deren Sohn in der U-Bahn mehrmals gegen den Türöffner drückt, empört einen 73-jähriger Rentner. Unter Bezugnahme auf Hitler, unter dem es „so etwas“ nicht gegeben hätte, schlägt er der Frau ins Gesicht.

München, 20. August: Ein Türke wird von seinem Nachbarn beleidigt und attackiert.

Unterhaching, 23. August: Vier Männer halten einen Afrikaner in dessen Auto an, einer zeigt den Stinkefinger und ruft „scheiß Neger“, dann wird der Autofahrer durch das offene Fenster ins Gesicht geschlagen. Es kommt zu einem Kampf bei dem der Angegriffene mittelschwer verletzt wird.

München, 25. August: Bei einer Veranstaltung einer rechtspopulistischen Partei kommt es zu einer Rangelei, bei der einem 45-Jährigen Gewalt angetan wird.

München, 15. September: Ein Iraker, der sich bei einem Passanten nach dem Weg erkundigen will, wird von diesem attackiert – und mit „Scheiß Moslem“ beschimpft. Dann ruft der Angreifer vier andere Personen dazu auf, den Iraker „fertig zu machen“.

München, 28. September: Auf dem Oktoberfest schlägt ein 46-jähriger Neufahrner einen afghanischen Zehnjährigen und beleidigt dessen Familie.

Röhrnbach, 28. September: Zwei junge Neonazis schlagen auf einen polnischstämmigen Jugendlichen ein, und verletzen diesen mittelschwer.

Holzheim, 30. September: Ein Jugendlicher sprüht bei einer Facebook-Party Pfefferspray in eine Gruppe, zu der auch Ausländer gehören.

Krumbach, 30. September: Drei Neonazis verprügeln im Jugendheim Niederraunau einen Polen.

Seubersdorf, 2. und 3. Oktober: Rechtsradikale stören ein Konzert im Ort Wissing. Es kommt zu Rempeleien und Gewalttaten.

München, 9. Oktober: Ein Münchner mit irakischen Wurzeln verprügelt einen Nigerianer.

München, 18. Oktober: Ein Münchner attackiert einen Jugendlichen und beleidigt ihn mit fremdenfeindlichen Parolen.

Würzburg, 27. Oktober: Ein 21-Jähriger zeigt den Hitlergruß und attackiert wenig später ohne erkennbaren Anlass einen asiatisch aussehenden Passanten.

Buttenwiesen, 7. November: Zwei Jugendliche schüchtern mit Psychoterror eine türkische Familie ein.

München, 10. November: Rangeleien bei einer Demonstration in der Münchner Innenstadt: Ein  Teilnehmer wird von einem mutmaßlich Rechten beleidigt und attackiert.

München, 20. November: Eine Rentnerin beschimpft und attackiert eine Frau und deren tunesischen Begleiter.

Nürnberg, 25. November: Ein 19-Jähriger greift einen dunkelhäutigen Mann an. Die Polizei greift rechtzeitig ein.

Ansbach, 1. Dezember: Zwei Rechte provozieren einen Türken mit dem Hitlergruß und schlagen dann zu.

München, 4. Dezember: Ein Betrunkener zeigt den Hitlergruß und leistet bei seiner Festnahme Widerstand.

München, 8. Dezember: Ein Neonazi attackiert nach einer Kundgebung einen Gegendemonstranten.

Babenhausen, 22. Dezember: Als der aus Afghanistan stammende Betreiber einer Tankstelle darauf aufmerksam macht, dass an der Zapfsäule nicht geraucht werden darf, wird er von einem Kunden als „alter Kanake“ beschimpft und geohrfeigt.

München, 24. Dezember: Eine Rentnerin beleidigt und attackiert eine junge Frau.

Quelle: http://www.sueddeutsche.de/bayern/rechte-gewalt-in-bayern-terror-im-alltag-1.1800885

31 Kommentare

  1. Alles schön und gut, was Sie uns da, mit nicht geringer Polemik, auftischen an Alibi-Geschwätz von Politikern und anderem hilflosen Getue in und aus Bayern, aber was hat’s letztendlich gebracht?

    Na, was hat’s denn gebracht?

    Bayern, das Kernland der Intoleranz in Europa, das Mutterland des NS, ist heute noch das antisemitischste Bundesland der BRD, dazu noch das Bundesland, in dem der Nationalsozialismus ganz besonders häufig verharmlost wird und das Bundesland mit sehr, sehr vielen Fremdenfeinden. Fast 40% der Bayern sind fremdenfeindlich eingestellt!

    Lesen Sie doch selbst:

    „Studie zur Fremdenfeindlichkeit: Bayern antisemitischer als der Osten…
    … So hat Bayern mit 16,6 Prozent den höchsten Anteil an Antisemiten, gefolgt von Baden-Württemberg mit 13,3 Prozent und knapp vor Thüringen mit 12,9 Prozent….
    Und ausländerfeindliche Ressentiments sind in Bayern und Sachsen-Anhalt offenbar fast gleich stark verbreitet. Mit 39,1 Prozent liegt der Freistaat knapp hinter dem Ostland, 39,3 Prozent.
    http://www.taz.de/!26476/

    Man könnte beinahe meinen, Sie, jane, wären von der bayerischen Staatsregierung zum Kleinreden schwerwiegender gesellschaftlicher Probleme in jenem Bundesland bestellt worden. Ebenso klingen Ihre Kommentare. Sie sollten sich was schämen.

    Mein Vorschlag war – durch Enttabuiisierung der bayerischen Geschichte und Gegenwart die Menschen in Bayern zum Nachdenken anzuregen. Nur wer über sich selbst nachdenkt, seine Positionen einer kritischen Revision unterzieht, kann sich ändern, in diesem Falle, sich bessern.

    Was ist, bei Anlegung eines gesunden Menschenverstandes, gegen meinen Vorschlag einzuwenden?

    • Was wollen Sie denn Zeitgenosse, wenn Behörden ihre Archive öffnen um die Geschichte des Antisemitismus in Bayern recherchieren zu lassen, dann ist das kein ‚Alibi-Getue‘, sondern ganz konkret das was Sie fordern. Nur zugeben können Sie das nicht. Ist Ihnen die Missachtung ein Bedürfnis?

      Wenn der Trainer des FC Bayern in der Vor-NaziZeit ein Jude war dann ist das doch ein Beispiel für eine weltoffene haltung, die man eben AUCH vorfand. Es geht nicht darum die Geschichte des Antisemitismus zu negieren zu tabuisieren oder zu verharmlosen, aber Sie müssen es den Menschen schon selbst überlassen, wie weit sie bereit sind sich damit auseinanderzuseten und darüberhinaus überteiben Sie in vielerlei Hinsicht.

      ‚Nur wer über sich selbst nachdenkt, kann sich bessern‘.

      Gleichzeitig tun Sie so, als ob’s das gar nicht gäbe und das ist doch wohl ziemlich ressentimentgeladen, jedenfalls nicht sonderlich differenziert und es klingt als ob Sie ‚die Bayern‘ unisono in eine Besserungsanstalt stecken wollten.

      Warum nur missfällt mir dieser Duktus so sehr und woran erinnert er mich?

      • …und wenn ein türkischstämmiger Kabarettist sich in Nieder-Bayern einfach nur pudelwohl fühlt, dann ist das halt auch eine Realität – nur passt sie nicht in ihr einseitiges Schwarzbild.

        Wissen Sie, die ganzen dummen Vorurteile, ob gegen Deutsche, Bayern, Juden, Amerikaner etc. – sind zwar einerseits dumme Vorurteile, was aber nicht heißt, dass sie nicht auch einen wahren Kern, eine realen Hintergrund hätten – allein die Verallgemeinerung, die Ressentiments, die Pauschalurteile, das Hochrechnen auf ‚die Bayern‘, ‚die Juden‘ etc – das ist dumm und falsch.

        Es ist ja nicht verkehrt sich mit der Geschichte des Antisemitismus in Bayern zu beschäftigen oder eine ausgeprägte Fremdenfeindlichkeit zu kritisieren – allein die Einseitigkeit macht misstrauisch.

      • Jane“…die ganzen dummen Vorurteile, ob gegen Deutsche, Bayern, Juden, Amerikaner etc. – sind zwar einerseits dumme Vorurteile, was aber nicht heißt, dass sie nicht auch einen wahren Kern, eine realen Hintergrund hätten.“

        Eine Eigenschaft von Vorurteilen ist gerade, dass sie eben keinen wahren Kern benötigen und frei erfunden sind.

        „Es ist ja nicht verkehrt sich mit der Geschichte des Antisemitismus in Bayern zu beschäftigen oder eine ausgeprägte Fremdenfeindlichkeit zu kritisieren – allein die Einseitigkeit macht misstrauisch.“

        Da bin ich aber froh … Was ist daran einseitig, wenn man die Geschichte von Fremdenfeinlichkeit und Antisemutismus in Bayern untersucht und auf die, meist geringen, Taten der Politik hinweist. Letztere sind leider durch andere Interessen geleitet.

        Bayern ist nicht der Freistaat für Antisemitismus und Fremdenfeindlichket, doch besitzt es auch eine traugige, lange Geschichte diesbezüglich.

  2. „Leider nur haben diejenigen, die Bayern regieren, kein Interesse daran die bayerischen Menschen über deren furchtbare Geschichte zu informieren.“

    Natürlich finden sich viele Ereignisse in der Geschichte, die man antisemitisch nennen muss.

    Was aber gar nicht geht sind diese einseitigen und hetzerischen Polemiken – die sind so ressentimentgeladen,wie der Antisemitismus selbst.

    Wie lässt es sich sonst erklären, dass die bayrische Regierung durchaus dazu beiträgt die Geschichte der Judenverfolgung aufzuklären, allein der Umstand, dass solch inquisitorischer Eifer, wie Zeitgenosse ihn an den Tag legt auf Ablehnung stößt, macht die Menschen notwendigerweise nicht zu Antisemiten und auch nicht zu Geschichtsklitterern.

    „Gruflwort des Bayerischen Staatsministers der Finanzen,
    Professor Dr. Kurt Faltlhauser

    Die Judenverfolgung ist ein nicht zu leugnender Teil der Geschichte auch der Steuerverwaltung im ÑDritten Reichì. Wissenschaft und Verwaltung haben die historische Ver-
    pflichtung, diese Vergangenheit zu erforschen und transparent aufzuarbeiten.

    Auf meine Initiative hin hat ein Team von Wissenschaftlern des Historischen Seminars der Ludwig-Maximilians-Universit‰t M ̧nchen unter der Leitung von Prof. Dr. Hans G ̧nter Hockerts die Rolle der bayerischen Finanzbehˆrden bei der Verfolgung der
    Juden in Bayern und die R ̧ckerstattungs- und Entsch‰digungspraxis nach 1945 untersucht.

    Der Freistaat Bayern hat das Forschungsprojekt ÑDie Finanzverwaltung und die Verfolgung der Juden in Bayernì mit 375.000 Euro unterst ̧tzt. Daneben hat das Bayerische Staatsministerium der Finanzen den Wissenschaftlern auch Zugang zu Akten gew‰hrt, die sich teilweise noch in den Behörden befinden…“

    http://www.ngzg.geschichte.uni-muenchen.de/forschung/forsch_projekte/broschuere.pdf

  3. Noch eine andere Facette der Geschichte von Juden und Christen in Bayern:

    „Dieses glänzend geschriebene Geschichtsbuch wirft einen ganz neuen Blick auf die Vergangenheit des FC Bayern. Der heutige Rekordmeister zählte bereits in den Pioniertagen des deutschen Fußballs zu den fortschrittlichsten Adressen. Er beschäftigte ausländische Trainer, betrieb eine vorzügliche Nachwuchsarbeit, spielte modernen Fußball und war ein Verfechter des Profisports. Als Präsident des Klubs wirkte der Jude Kurt Landauer, einer der großen Visionäre im deutschen Fußball der Weimarer Zeit. 1932 wurden die Bayern erstmals Deutscher Meister dank eines ebenfalls jüdischen Trainers. Als wenig später die Nationalsozialisten die Macht übernahmen, ging es mit dem FC Bayern bergab. Die Nazis vergaben ihm nie, dass er vor 1933 ein Judenclub gewesen war. Erst lange nach Kriegsende, in den 1960er Jahren, erholte sich der Verein von der Zerschlagung seiner einstmals großen Fußballkultur. Und noch länger sollte es dauern, bis er sich diesem tragischen Kapitel seiner Geschichte stellte. Fußball-Buch des Jahres 2011 der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur“

    http://www.avaxhome.ws/ebooks/sports/3895337811Bayern.html

  4. „Es wird viel leichter sein, Frieden zwischen Arabern und Juden zu schließen, als den Judenhaß der Deutschen auszumerzen. Er hüllt sich in geistreiche, komplizierte Argumente und verbirgt sich hinter tausend Masken.“

    Die Erfahrungen von Tuvia Tenenbom sind nur zu erklären aus dem schändlichen Unwissen von sehr, sehr vielen Deutschen. Unwissen aufgrund von ungenügender Aufklärung. Ein unverzeihliches Versäumnis sämtlicher deutscher Regierungsn seit 1945…

    „Tuvia Tenenbom, Sohn eines Rabbiners in Jerusalem, entdeckt Deutschland: Stadt, Land, Fluß, Kirchen, Kneipen, den Weltmeister der Herzen und seine KZs, seine Studenten, Professoren, Banker, Industriellen, Politiker, Künstler, er spricht mit Helmut Schmidt, Kai Diekmann, Adolf Sauerland, Helge Schneider, Peter Scholl-Latour, Horst Tomayer und vielen anderen. Er kam mit zwei Vorurteilen und reist ab mit einem Urteil: „Es wird viel leichter sein, Frieden zwischen Arabern und Juden zu schließen, als den Judenhaß der Deutschen auszumerzen. Er hüllt sich in geistreiche, komplizierte Argumente und verbirgt sich hinter tausend Masken.“

    Lesung und Diskussion mit Tuvia Tenenbom, Moderation Hermann L. Gremliza (KONKRET) – Mitschnitt aus der Bar „GOLEM“ vom 07. März 2013.Iris Minich liest die Passage aus dem Buch, Georg Felix Harsch übersetzt.“ (Text & Quelle: https://soundcloud.com/golem-dieuntuc… )
    http://www.youtube.com/watch?v=bI-HSM2ikJg

    Unbedingt reinhören!

  5. Geradezu grotesk, da wird regierungsseitig (siehe Zeitungsartikel vom Juni diesen Jahres, unten) lediglich ein „Kampf gegen den Antisemitismus“ gefordert, anstatt diesen Kampf gleich sinnvoll einzuleiten. Sinnvoll wäre z.B. die Aufklärung aller Bürger über das, was bisher verschwiegen wurde. – Warum enthält z.B. bisher kein einziges bayerisches Geschichtsbuch, von Schulbüchern ganz zu schweigen, die Fakten, die ich unten aufgelistet habe? Weil man zu feige ist den Bürgern die Wahrheit zuzumuten? Weil man Wähler nicht vergraulen möchte?

    Nur aus seinen Fehlern (und Verbrechen) lernt ein Volk, nicht aus Verdrängung, Verheimlichung von Tatsachen, Klitterungen und Auslassungen, wie sie bisher so typisch für bayerische Geschichtsbücher waren. Bestes Beispiel für so ein modernes bayerisches Geschichtsbuch (voller Auslassungen) ist das populäre „Geschichte Bayerns“ von Wilhelm Volkert aus dem C.H.Beck-Verlag (das vollkommen zurecht eine sehr maue Bewertung erfahren hat: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/GA-2002-007).

    Die Regierenden in Bayern und im Bund glauben, dass es vollkommen ausreichend ist über die Verbrechen der Nazis aufzuklären. Ãœber den Judenmord der tausend Jahre davor müsste nicht aufgeklärt werden, so ihre Meinung, denn das würde die Bürger zu sehr verunsichern. Quatsch sage ich. Der Bürger jeden Standes hat ein Recht darauf seine Geschichte und damit seine Identität genau zu kennen, das heißt einschließlich aller Schweinereien, so wie ich sie unten aufliste. Solange dies die Regierenden nicht einsehen, wird sich so schnell an den hohen Antisemitismusraten nichts ändern. Trotz des so großartig angesagten „Kampfes gegen den Antisemitismus“.

    Die Mittelbayerische vom 13.6.2013:

    Antisemitismus auf dem Vormarsch
    Berlin. Der Bundestag hat einen entschlossenen Kampf gegen Antisemitismus gefordert. Das Parlament sprach sich auf Antrag aller Fraktionen mit Ausnahme der Linkspartei dafür aus, die Auseinandersetzung mit dem Thema an Schulen zu verbessern. Dabei soll das jüdische Leben heute eine größere Rolle spielen. „Werte wie Toleranz und Demokratie fallen nicht vom Himmel“, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Christoph Bergner (CDU). „Jüdisches Leben und jüdische Kultur gehören zu Deutschland“, betonte die SPD-Abgeordnete Gabriele Fograscher.

    Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) sagte bei einer Konferenz zur „Sicherheit jüdischer Einrichtungen“ in Berlin, der Kampf gegen Antisemitismus, Rassismus und Intoleranz habe „absolute Priorität“. „Der Kampf gegen Antisemitismus ist ein Kampf für die demokratische Zivilgesellschaft und deswegen unser aller Anliegen.“

    10,6 Prozent mehr antisemitische Straftaten

    Der Bundestag forderte auch, Programme des Bundesfreiwilligendienstes auf die Unterstützung von Holocaust-Überlebenden auszuweiten. Zudem soll die Bundesregierung einen neuen Bericht zum Antisemitismus in Deutschland anstoßen.

    Die Zahl der antisemitischen Straftaten ist im vergangenen Jahr um 10,6 Prozent auf 1286 Fälle gestiegen. Die Behörden registrierten 36 antisemitische Gewalttaten, ein Drittel mehr als 2011. Für Aufsehen sorgte der Angriff auf den Berliner Rabbi Daniel Alter… http://www.mittelbayerische.de/nachrichten/politik/artikel/antisemitismus-auf-dem-vormarsch/926528/antisemitismus-auf-dem-vormarsch.html

  6. Antisemitismus heute – wie judenfeindlich ist Deutschland?

    Ein Film von Kirsten Esch, Jo Goll und Ahmad Mansour

    Das Erste

    Montag, 28.10.13 | 22:45 – 23:30 (45 Min.)
    ————————————————————-

    „Es gibt inzwischen No-Go-Areas für Juden“, sagt der Berliner Rabbiner Daniel Alter über seine Stadt. Das seien zum Beispiel Teile von Wedding und Neukölln mit einem hohen Anteil arabischer und türkischer Migranten. Er selbst ist vor einem Jahr von arabischen Jugendlichen auf offener Straße brutal angegriffen und verletzt worden. Am 9. November 2013 jährt sich die Reichspogromnacht zum 75. Mal: der unheilvolle Auftakt zum Massenmord an europäischen Juden. Wie sieht es heute aus mit der Judenfeindlichkeit in Deutschland? Um diese Frage zu beantworten, begeben sich drei Autoren auf eine Reise durch Deutschland.“

    Sie beleuchten Hintergründe und Motivationen judenfeindlicher Gesinnungen in ganz unterschiedlichen Teilen der Gesellschaft.

    Ahmad Mansour erforscht die Verbreitung des muslimischen Antisemitismus. Mansour, arabischer Israeli, lebt seit neun Jahren in Deutschland. Mit seiner islamistischen Vergangenheit, die von vehementem Antisemitismus geprägt war, hat er lange abgeschlossen. In Gesprächen mit Jugendlichen heute stellt sich heraus, dass in vielen muslimischen Familien bis heute Judenhass vorgelebt wird – häufig gestützt von arabischen Fernsehsendern, die ihre antisemitischen Kampagnen weltweit verbreiten.

    Jo Goll, TV-Journalist und Experte für Rechtsextremismus, nimmt das rechtsnationale Lager in den Fokus. „Die Juden sind einfach an allem schuld“, tönt es aus diesen Kreisen. Goll spricht mit Aussteigern aus der rechten Szene, besucht ein koscheres Lokal in Chemnitz, dessen Besitzer von massiven Ãœbergriffen berichtet. Das Gleiche gilt auch für die Jüdische Gemeinde in Dessau, deren Vorsitzender ist Alexander Wassermann: „Ich traue mich schon lange nicht mehr mit Kippa auf die Straße. Das ist in Dessau einfach zu gefährlich.“

    Dokumentarfilmerin Kirsten Esch will wissen, wie viel Antisemitismus in der „Mitte der Gesellschaft“ zu finden ist. Sie spricht mit Experten und mit Menschen auf der Straße und trifft unter anderem eine Linguistin, die über 100.000 E-Mails, Leserbriefe und Texte aus dem Internet mit antisemitischen Inhalten und anti-jüdischen Klischees untersucht hat. Professor Monika Schwarz-Friesel kommt zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass die überwiegende Mehrheit der Verfasser keinem extremen Lager angehört, sondern in der „Mitte der Gesellschaft“ zu finden ist. Der Bielefelder Professor Andreas Zick, der sich selbst „Vorurteilsforscher“ nennt, warnt: „Antisemitismus, auch wenn er nur latent ist, bleibt immer Wegbereiter vom Wort zur Tat.“

    http://programm.ard.de/TV/daserste/2013/10/28/antisemitismus-heute—wie-judenfeindlich-ist-deutschland-/eid_2810610892020512?list=main&first=1&source=tagespro

  7. @zeitgenosse, Sie behaupten am 25.10.: „Leider nur haben diejenigen, die Bayern regieren, kein Interesse daran die bayerischen Menschen über deren furchtbare Geschichte zu informieren. Man hat nämlich Angst davor, dass Menschen, die ihre Geschichte kennen, nachzudenken beginnen und immer wieder neue Fragen stellen könnten“

    Die Wehrmachtsausstellung lief vier Jahre in 34 Städten, davon in sieben baden-württembergischen u. bayrischen Großstädten, insgesamt haben 900.000 Tsd. Menschen die Ausstellungsorte besucht und haben dabei sehr lange Wartezeiten in Kauf genommen, der Ausstellungskatalog war ein Bestseller (Wikipedia) In München hielt der Bürgermeister Uhde die Eröffnungsrede.
    Wenn Sie fair sind, treten Sie von Ihrer Behauptung zurück, die Regierenden hätten Angst oder kein Interesse an der dt. Aufarbeitung ihrer Geschichte. Auch die „Regierenden“ sind an den Beschlüssen ihrer jeweiligen Kultusministerien beteiligt gewesen und sind daran gebunden. Nach Ihrer Lesart könnte man glauben, die bayrischen „Regierenden“ hätten Geschichtsunterricht an den Schulen „ungern gesehen“ aber nicht verhindern können.

  8. Autorin G. Gamsbauer nimmt in ihrem Beitrag Bezug auf die Studien der FES. Darüber berichtete die TAZ:

    … Denn das Bild, welches die beiden Wissenschaftler in der neuen Rechtsextremismus-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) zeigen, ist äußerst vielschichtig. Die Zahlen belegen, dass es in manchen wohlhabenden Westbundesländern ähnlich viel Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus gibt wie in einigen ostdeutschen Regionen. Dabei stechen Baden-Württemberg und Bayern besonders hervor…
    Ihre Zahlen sind überraschend. So hat Bayern mit 16,6 Prozent den höchsten Anteil an Antisemiten, gefolgt von Baden-Württemberg mit 13,3 Prozent und knapp vor Thüringen mit 12,9 Prozent…

    Und ausländerfeindliche Ressentiments sind in Bayern und Sachsen-Anhalt offenbar fast gleich stark verbreitet. Mit 39,1 Prozent liegt der Freistaat knapp hinter dem Ostland, 39,3 Prozent. (Die Wissenschaftler) Brähler und Decker bezeichneten dieses Phänomen als „Südwest-Problem“.

    Einfache Erklärungsmuster haben die Sozialwissenschaftler nicht. Bayern und Baden-Württemberg deuten für sie an, wie notwendig auch die Berücksichtigung der „regional sehr unterschiedlichen Geschichtsmilieus und Demokratieverständnisse“ für die Einschätzung ist. Die unterschiedlichen Dimensionen in den Bundesländern müssten genutzt werden, um zugeschnittene Ansätze zur Bekämpfung des Rechtsextremismus zu entwickeln… http://www.taz.de/!26476/

    Von Interesse ist der Erklärungsversuch der Wissenschaftler, wenn sie von der Berücksichtigung der „regional sehr unterschiedlichen Geschichtsmilieus und Demokratieverständnisse“ reden.

    Das muss man angesichts der unten aufgelisteten (einmaligen) Fakten zur bayerischen Geschichte geradezu unterstreichen!

    Vor allem das Demokratieverständnis der Bayern gehört einmal untersucht. Während alle anderen Bundesländer stets einen Wechsel der demokratischen Parteien an ihrer Landesspitze zuwege brachten, herrscht in Bayern seit sechs Jahrzehnten eine einzige Partei (vor), und alle finden das so irgendwie ganz in Ordnung, weil ja doch vom Volke angeblich so gewollt.

    Ich behaupte, Bayern ist noch auf dem, mit spitzen, harten Steinen versehenen, Weg zu einem Demokratieverständnis, es hat dieses Ideal noch nicht erreicht. So wird denn erst eine Post-CSU-Regierung einmal eine Revision der bayerischen Geschichtsschreibung, hin zu mehr Ehrlichkeit, einleiten (können).

  9. @zeitgenosse

    Sie behaupten: „Wer den bayerischen Judenhass, Minderheitenhass, Menschenhass in seinem vollen Umfang begriffen hat, der wird auch dazu in der Lage sein den Hass auf gesamtdeutscher Ebene zu begreifen“

    Zeitgenosse, mit dem obigen Satz sind Sie zu weit gegangen! Ihr Wissen in allen Ehren, nur ist – bekannterweise – Wissen längst nicht alles, wenn es so, wie mir hier scheint, mit einer Inbrunst zum Deutschenhass vorgetragen wird.

    Im Grunde machen Sie das gleiche, das Sie anderen anlasten. Den Nickname zu wechseln, hilft nicht.

    • Inwiefern ist die Wahrheit über die eigene Geschichte zu sagen gleichbedeutend mit inbrünstigem „Deutschenhass“?

      Ich erinnere mich noch gut an einige alte Archivakten, die mir vor paar Jahren in die Hände gerieten, worin Widerständlern des Dritten Reiches vor Gericht eben der selbe Vorwurf gemacht wurde: „Hass gegen das deutsche Volk“. Dabei hatten sie lediglich die Wahrheit gesagt, mehr nicht.

      Darf ich Sie ferner daran erinnern, dass Sie auf meinen Eingangskommentar hin mit Tatsachen zur bayerisch-deutschen Geschichte antworteten. – In ganz dem selben Sinne hatte ich Sie mit ein paar Fakten mehr ergänzt. Und dafür bin ich nun ein Deutschenhasser?

      Meinen (von Ihnen beanstandeten) Satz haben Sie wahrscheinlich missverstanden. Ich meinte, sich zuerst mit einem Teil befassen, den (vollends) begreifen, dann das Ganze verstehen. Jetzt alles klar, „fairness“?

      • @zeitgenosse

        ja, inwiefern ist die Wahrheit über die eigene Geschichte zu sagen, gleichbedeutend mit inbrünstigem Deutschenhass?
        Das habe ich aber nicht behauptet und ist aus dem Kontext herausgenommen worden.
        Ich kritisiere Ihre Aufstellung dessen, was den Juden in Deutschland seit Jahrhunderten passierte, keineswegs, Fakt bleibt trauriger Fakt u. es ist ein emotionales Thema und nicht nur für Sie.
        Ich denke, man muss hier zwei unterschiedliche Rollen betrachten. Ãœber Ihre Rolle bin ich mir eben noch nicht so im Klaren; ist es wirklich nur Ihre Rolle als dringender Erzähler, als Aufklärer, als Mahner, diese Fakten nicht zu unterschlagen? Denn schließlich folgt auf Ihre geschichtlichen Aneinanderreihungen der Pauckenschlag und die Schlussfolgerung, es gäbe den bayrischen (allumfassenden) Judenhass, der alle Bayern blind verschlingt. Es folgte nach den Juden in Bayern nun der allumfassende blinde Minderheitenhass in der bloßen Verbindung mit allgemeinem Menschenhass und dieses vermutete Muster übertragen Sie auf alle restlichen Deutschen. Einmal böser Deutscher, für immer böser Deutscher, der unfähig ist, seine Geschichte kennen zu wollen und unfähig, sie zu akzeptieren – und alle Kraft darauf verwendet, sie abzulehnen.
        Ich lebe nicht in Bayern. Bayern hat eine Bevölkerungszahl von 12,6 Millionen. Es wäre dumm davon auszugehen, dass die überwiegende Zahl Ihrem Muster entspräche. Und dumm zu unterschlagen, dass es in Bayern ganz sicher viele Menschen gibt, die durchaus täglich hinsehen, was vor ihrer Haustür geschieht und sich antifaschistisch engagieren oder auch humanitär denkend sind und/oder völlig anders denken, als Sie es unterstellen. Meine Rolle bestand darin, Sie auf Ihren Irrtum hinzuweisen und meinen Eindruck mitzuteilen, dass es wie Deutschenhass, oder besser, nach Verachtung aussieht.

      • Die Liste belegt doch eines, dass NeoNazis feige Hunde sind, die sich an denen vergreifen, die eher am Rande der Gesellschaft stehen und ein geringes Standing haben, vor allem farbige Ausländer und mit Vorliebe auch jene Menschen, die denselben mit Empathie begegnen (Punks/Linke).

        Juden gehören HEUTE nicht zu dieser Gruppe.

        Oder gibt es in dieser Liste jüdische Opfer? Beim ersten Überfliegen habe ich keine entdeckt, aber vielleicht habe ich ja was übersehen Zeitgenosse, ich habe sie nicht alle einzeln gelesen. Sollte ich mich irren, dann korrigieren Sie mich gerne.

        Erst jubeln Sie die vermeintlichen Leiden anderer Minderheiten den Juden unter – und dann multplizieren Sie das noch auf Deutschland hoch.

        Eine integre Bestandsaufnahme ist was anderes.

        Sie finden diese Muster übrigens bei allen Menschen, leider ist davon keine Religion und keine Ethnie so gänzlich frei – vielleicht die Süd-Polynesier – ich sage das nicht, weil ich das irgendwie entschuldigen wollte – mir sind Menschen die sich ’stark‘ machen indem sie sich an schwächeren vergreifen zutiefst zuwider, ob die Opfer Juden, Ausländer, Farbige, Punks oder Obdachlose sind – ich sage das, weil eine reale Bestandsaufnahme chauvinistischer, nationalistischer, rassistischer Denkweisen über die Länder hinweg, selbstverständlich inklusive Israel, das leider verdeutlicht.

      • Na ja Zeitgenosse – es gibt viel zu kritisieren und zuweilen tun sich Abgründe auf – das ist leider wohl so – in Bayern und sonstwo auch – zu manchen Zeiten mehr zu manchen Zeiten weniger.

        Aber Ihr ‚Bayernhass‘ ist ziemlich überzogen und kaum weniger fragwürdig als die Vorurteile anderer die sie kritisieren.

        Ich vermute einen biographisch-prägenden Hintergrund, der sich jetzt auf solche Weise sublimiert.

  10. Jüdisches Lexikon. Vier Bände (5 Teilbände), Band I, 1. Aufl., Berlin 1927, Stichwort Bayern:

    „Bayern. Der Freistaat B. besteht in seinem ungefähren jetzigen Umfang erst seit etwa 120 Jahren. Seine früheren Bestandteile waren die Herzogtümer Ober- und Niederbayern, die Rheinpfalz, Oberpfalz, verschiedene Freistädte (große J.-Gemeinden in *Regensburg, *Nürnberg und *Augsburg), die Bistümer (u. a. Bamberg, *Passau, Eichstädt, Freising) u. a. m. Die j. Geschichte ist in diesen einzelnen Landesteilen ungleichartig verlaufen.

    Die ältesten bayerischen J.-Gemeinden stammen wahrscheinlich aus alter, aber nicht – wie für Augsburg und Regensburg behauptet wird – aus vorchristlicher Zeit. Die Raffelstetter Zollordnung von 906 über den Brückenzoll in Passau ist der erste urkundliche Beweis für den Aufenthalt von J. in B. In Regensburg sind sie erstmals im Jahre 981 nachweisbar, in Passau und München seit dem 13. Jhdt., in der herzoglichen Residenz Landshut seit der Gründung (1204). Jedoch darf man schon frühere Anwesenheit in den Städten vermuten. Sie betrieben Handel, hauptsächlich mit Sklaven, Salz und Pferden, später auch mit Edelmetallen, und das Geldgeschäft. Kaum in einem anderen Lande haben sie im MA so viele Leiden erduldet wie in B. Die *Kreuzzüge, die falschen *Blutbeschuldigungen und Anklagen der *Hostienschändung, der *‘Schwarze Tod‘ u. a. brachten immer von neuem Ausplünderung, Vertreibung und Tod über sie. 1096 wurden sie u.a. in Regensburg verfolgt. 1276 aus ganz Ober-B. verjagt, 1285 wurden sie in München der Ermordung eines Christenkindes angeklagt, und die Synagoge (in der heutigen Gruftstraße) wurde in eine Kapelle verwandelt. 1298 wiegelte der Edelmann *Rindfleisch durch die Beschuldigung der Hostienschändung die Pöbelmassen gegen die J. auf, und in den Gemeinden Röttingen, Rothenburg, Würzburg und Nürnberg wurde ein entsetzliches Blutbad angerichtet. Zu den Märtyrern in Nürnberg gehörte u. a. der Rabbiner Mardochaj ben Hillel, Verfasser des Kompendiums ‚Mardochaj‘. 1314 wurden die J., wohl nur für kurze Zeit, des Landes verwiesen, 1336-38 wütete die *Armleder-Verfolgung; besonders schwer war das Blutbad in *Deggendorf (1337), zu dessen Andenken noch im Jahre 1800 in Regen ein Theaterstück ‚Der Religionseifer oder die Ausrottung der J. in Deggendorf anno 1337‘ aufgeführt wurde. In wirtschaftlicher Hinsicht wurden für die J. die im Mittelalter beliebten und bis in die neuere Zeit häufigen Schulderlässe für ihre christlichen Schuldner besonders drückend. Erwähnenswert sind die Schuldenerlässe des Herzogs Heinrich nach einer J.-Verfolgung in Straubing für die Bürger (1338) und des Kaisers Wenzel vom Jahre 1390 für den Herzog Friedrich, worauf auch alle ‚Grafen, Ritter, Herren, Knechte und andere Untertanen‘ dieselbe Vergünstigung erhielten.

    Vor 1442 wurden die J. abermals aus Oberbayern, 1477 aus Eichstädt vertrieben, 1478 in Passau verfolgt, 1498 aus Nürnberg, 1519 aus Regensburg, 1551 aus dem ganzen damaligen B. verjagt, wobei *Joselman von Rosheim sich dafür verbürgen musste, daß das Gebiet von Ober- und Niederbayern in Zukunft von J. nicht betreten würde. In der Landesordnung von 1553 werden sie als ‚schädliches Element‘ bezeichnet. Sie mußten bei der Durchreise mit Geleitbriefen versehen sein (*Judengeleit) und durften sich in derselben Ortschaft, während der Dauer des Geleitbriefes, nur einmal aufhalten. Ja, sie konnten sogar ihre Forderungen nicht persönlich geltend machen, und den Christen wurde jeglicher Handel mit J. auch außerhalb des Landes untersagt; selbst Verträge waren ungiltig. Diese und andere Bestimmungen der Landesordnung wurden durch die Polizeiordnung von 1616 noch verschärft. – Allerdings wohnten J. seit langem und mit nicht allzu großen Unterbrechungen in Ländern, die später an B. fielen, so bes. im Bistum Würzburg, Bamberg, in Ansbach-Bayreuth, in Teilen der Pfalz, im Schwäbischen usw., während Ober- und Niederbayern ihnen fast zwei Jahrhunderte lang verschlossen blieben. In der Pfalz, in Franken und in Schwaben nahm die Zahl der J. im 17. und 18. Jhdt. bedeutend zu. Von hier aus fand dann die Besiedlung der in der Zwischenzeit judenfreien Zentren des Landes, München, Nürnberg, Regensburg usw., statt.

    Während der österreichischen Besetzung des Landes im spanischen Erbfolgekrieg (1701-14) kamen vornehmlich J. aus Österreich nach B., die größere Geldgeschäfte machten. Nach dem Kriege wurden sie gegen den Widerspruch der Stände ausgewiesen. Aber bald darauf findet man sie wieder in München. Der Kurfürst selbst nahm bei J. Anleihen auf, die nach und nach den Betrag von 3 Millionen überstiegen. Als die Zahlung verlangt wurde, warfen die Verordneten die Frage auf, ob man im Hinblick auf andere Verbindlichkeiten ‚die stipulirten übermäßigen Gewinne zu zahlen gehalten sei‘. 1750 wurden die Beschränkungen der Polizeiordnung von 1616 für die Hoffaktoren und die mit Freipässen versehenen J. aufgehoben. Die letzteren mußten allerdings die Pässe alljährlich erneuern, andernfalls sie dem Leibzoll und Geleit unterlagen. Der um jene Zeit herausgegebene Codex Maximilianeus enthielt mehrere drückende Bestimmungen für die J. Vollkommen rechtlos waren die ausländischen J., die nur auf kurfürstliche Pässe zu den Jahrmärkten kommen durften; den unbefugt Durchreisenden drohte die Konfiskation ihrer Waren. Im letzten Viertel des 18. Jhdts. wurden zwar einzelne, wirtschaftlich schädigende Maßnahmen gegen die J. ergriffen (so in der Oberpfalz Ausschluß vom Erwerb von Liegenschaften, Hausierverbot usw.), andererseits aber wuchs die Duldung gegenüber ihrem religiösen Leben. So wurde in München die früher verbotene Abhaltung des Laubhüttenfestes gestattet, das Verbot, daß Jüdinnen dort nicht entbinden dürfen (sie mußten sich früher zu diesem Zwecke nach Kriegshaber bei Augsburg begeben), aufgehoben usw.

    B. war lange eine Stätte j. Gelehrsamkeit. Regensburg, Fürth, Nürnberg u. a. Gemeinden hatten berühmte Talmudschulen. Von bedeutenden Gelehrten, die in B. wirkten, seien Jakob Weil, Israel Bruna, Moses Minz genannt. Im 18. Jhdt. spielten im wirtschaftlichen, z. T. auch im politischen Leben die Hoffaktoren, dann die j. Heereslieferanten eine Rolle, so Noe Samuel Isaak, I. Westheimer, A. E. Seligmann u. a.

    Unter der Wirkung der *Aufklärung und mit Rücksicht auf die wirtschaftlichen Interessen des Landes änderte sich allmählich die Stellung des Staates zu den J. Nach Erlaß des Edikts über die Glaubensfreiheit der Protestanten seitens des Kurfürsten, späteren Königs Maximilian IV. Joseph (1800) wandte dieser sein Augenmerk auch der J.-frage zu und verkündete in einer Resolution i. J. 1801, daß auch ‚dieser unglücklichen Menschenklasse‘ – wie man damals die J. nannte – ‚nachdem man sie doch aus den Erbstaaten nicht verbannen könne, ohne sich einer Grausamkeit und Ungerechtigkeit schuldig zu machen, eine solche Einrichtung gegeben werden möchte, durch welche sie allmählich zu nützlichen Staatsbürgern erzogen werden würden.‘ Diese Kundgebung ermutigte die J. des Fürstbistums Würzburg zu dem Versuche, durch die Hilfe des Würzburger Theologieprofessors Oberthür die *Gleichberechtigung zu beantragen. Seine Eingabe war sehr vorsichtig und zurückhaltend abgefaßt, sodaß sie in keiner Weise den gewünschten Erfolg haben konnte. Immerhin, die Frage war ins Rollen gebracht. 1804 erhielten die J. das Recht, allgemeine Schulen zu besuchen, im folgenden Jahre wurde ihnen der Zugang zur Bürgermiliz gestattet. 1808 wurde der lästige Leibzoll abgeschafft. Die damals versuchte Beseitigung der Rabbinergerichte wurde durch die Bemühungen der Judengemeinde in Fürth wieder rückgängig gemacht. Die Konstitution vom 1. Mai 1808 stellte zwar den Grundsatz der *Religions- und Gewissensfreiheit auf, besserte aber keineswegs dadurch die Rechtslage der Juden. Das Edikt vom 10. Juni 1813 erklärte sie zwar in bezug auf ihre Pflichten für Bürger, gab ihnen aber noch nicht die vollen Rechte. Insbesondere waren es die §§ 12 und 13 des Edikts, die eine starke Benachteiligung der J. enthielten. Nach ihnen durfte die Zahl der J.-familien ‚an den Orten, wo sie dermalen bestehen, in der Regel nicht vermehrt werden, soll vielmehr nach und nach vermindert werden, wenn sie zu groß ist.‘ Ferner wurde die Niederlassung von J. in einer Zahl, die über diejenige der z. Zt. des Edikts an einzelnen Orten ansässigen J. hinausging, oder die Neuansiedlung von J. dort, wo sie noch nicht wohnten, von der besonderen königlichen Genehmigung abhängig gemacht, die nur an Fabrikanten oder Handwerker oder Ackerbautreibende erteilt werden sollte. Die Einrichtung des Schutzbriefs wurde durch die Matrikel ersetzt, die für jede 1813 niedergelassene Familie bei der Kreisregierung eingetragen wurde und auf den ältesten Sohn sich vererbte. Die übrigen Söhne mußten, um eine Familie gründen zu können, eine Matrikelvakanz, die nur durch einen Todesfall oder die Auswanderung einer Familie eintreten konnte, abwarten und dann für den Kauf noch große Geldopfer bringen.

    Gegen diese Gesetzesbestimmungen kämpften die Gemeinden unter Führung der Gemeinde Fürth ein halbes Jahrhundert. Die Verfassung vom 26. Mai 1818 brachte den J. noch immer keine Gleichheit der Rechte, obwohl die Gleichheit der Pflichten unverändert fortbestehen blieb. Die J. waren von der ständischen Vertretung ausgeschlossen. Die Fürther j. Gemeinde, die früher durch zwei Mitglieder im Magistrat vertreten war, blieb bei den Wahlen im Jahre 1818 ohne jede Vertretung, und erst auf ihre Vorstellungen erhielt sie durch königliche Verordnung einen Vertreter. Eine im April 1819 in München abgehaltene j. Notablenversammlung beschloß eine Petition an den Landtag um Gewährung der Vollberechtigung, und in Ausführung dieses Beschlusses verfaßte der Rabbiner S. W. Rosenfeld, nachmaliger Distriktsrabbiner in Bamberg, eine Denkschrift, die dem Landtage eingereicht wurde. Während die Münchener Kaufmannschaft die Bemühungen der J. um Gleichberechtigung zu durchkreuzen suchte, trat der Erlanger Prof. Lips für sie ein. 1819 beschloß der Landtag, eine Revision des Edikts von 1813 bei der Regierung zu beantragen. Aber schon zwei Wochen darauf kam es durch die *Hep-hep-Hetze zu Überfällen auf J. an verschiedenen Orten B.‘s, und unter dem Einfluß der Gasse wurde die Revision hinausgeschoben. Umsonst bemühten sich die Vertreter der J. auf Grund der Beschlüsse einer neuen Notablenversammlung (Ende 1821), die Regierung erklärte die Revision für ‚noch nicht zeitgemäß‘. 1831 petitionierten die Gemeinden Ansbach, Fürth und Würzburg aufs neue, und nach der Landtagsdebatte vom 5. November dieses Jahres wurde eine Entschließung im Sinne einer umfassenden Revision angenommen, der auch die Regierung zustimmte. Aber die Regierung wollte, nachdem sich drei Jahre hindurch die Vorarbeiten hingezogen hatten, zunächst eine Vereinheitlichung der j. Gemeinden und ihre Unterordnung unter eine Oberkirchenbehörde bewirken. Die im Jahre 1836 auf Veranlassung der Regierung abgehaltenen Kreissynoden zeigten, daß die Meinungsverschiedenheiten unter den J. unüberbrückbar waren, und dies diente als Vorwand für eine weitere Zurückhaltung der Revision. Das Ministerium Abel nahm überdies noch Anlaß, den J. zu erklären, daß die alles verflachende ‚rationalistische Kritik‘ und die zu der ‚so verderblichen Neologie und dem religiösen Indifferentismus‘ ausartende *Aufklärung von der Regierung mißbilligt werden müßten (1838). Erst 1846 kam es zu einem neuen Landtagsbeschluß, der jedoch nur die Beseitigung einiger Beschränkungen forderte und die Zustimmung der Regierung enthielt. In der Debatte hatte sich bes. der katholische Theologe und Historiker v.*Döllinger hervorgetan. Die unbefriedigende Lage der bayerischen J. in der ersten Hälfte des 19. Jhdts. hatte bewirkt, daß viele von ihnen nach Amerika auswanderten und es dort zum großen Teil zu Wohlstand und Ansehen brachten. Die Bestrebungen der Regierung, die J. durch Gewährung der Gleichberechtigung nur an j. Landwirte, Handwerker und Industrielle (…) vom Handel abzuwenden, hatten nur geringen Erfolg. 1822 zählte man unter 53 402 J. in B. 252 Bauern- und 169 Handwerkerfamilien; 1844 waren es 1216 Bauern und 4813 Handwerker.

    Auch nach der Revolution von 1848 trat nur allmählich eine Besserung der Rechtslage ein. Die Proklamation des Königs vom 6. März 1848, die eine ‚Verbesserung‘ der Lage der J. in Aussicht gestellt hatte, blieb zunächst ohne praktische Folgen. Wohl sprach sich im folgenden Jahre die Abgeordnetenkammer grundsätzlich für die Gleichberechtigung aus, aber die zweite Kammer desavouierte sie. Die Zeit der Reaktion war für eine befriedigende Lösung noch nicht reif, und 1851 wurde die Aufrechterhaltung der drückenden Bestimmungen des Edikts von 1813, gegen die die Gemeinden immer wieder mit Petitionen ankämpften, ausdrücklich bestätigt. Abermals wanderten in jener Zeit zahlreiche J. aus B. nach Amerika aus. 1861 fiel endlich das Gesetz über die Matrikeln. Doch erst das Jahr 1872 brachte die volle Gleichberechtigung, sodaß man von da ab theoretisch in B. zwischen den J. und Nichtjuden keinen Unterschied mehr kannte. Die *antisemitische Bewegung der 80er Jahre wirkte sich aber auch in B. aus. Abgesehen von vereinzelten Sozialdemokraten wurden J., nachdem zuerst zwei j. Abgeordnete dem Landtag angehört hatten, in diese Körperschaft nicht gewählt. Auch im Staatsdienst wurde ihre Zulassung zeitweise beschränkt. Im Heeresdienst, wo urspr. das Patent käuflich war, erreichten sie dagegen lange Zeit sogar die Beförderung zu aktiven, wenn auch untergeordneten Offiziersposten und wurden vielfach zu Reserveoffizieren befördert. Zu Beginn des 20. Jhdts. gab das wirtschaftliche Vordringen von J., besonders als Warenhausbesitzer, die äußere Ursache für das Hervortreten des latenten Antisemitismus. Der Zustrom von Emigranten im Jahre 1906 veranlaßte den ersten größeren Vorstoß gegen die *Ostjuden. Nach der *Eisnerschen Ministerschaft (…) und der Räteregierung (…) war der Antisemitismus in B. stärker, roher und gefährlicher als im übr. Deutschland. Das Treiben Hitlers und der nationalsozialistischen Bewegung unter Führung Ludendorffs führte zu einer wüsten Agitation gegen die J., die 1923 in der Ausweisung zahlreicher Ostj. ihren Höhepunkt erreichte. (…)

    1921 bildete sich der *‚Verband Bayerischer Israelit. Gemeinden‘. Von den (1925) 49 163 bayerischen J. wohnen 7813 in der Pfalz. Das ganze Land ist in 21 Rabbinatsdistrikte, davon 4 pfälzische, aufgeteilt. Die Zahl der J. betrug in:

    München 10 687
    (Gesamtgebiet)

    Nürnberg 8 603

    Fürth 2 504

    Würzburg 2 261

    Augsburg 1 208

    Ludwigshafen 1 241

    Bamberg 972

    Die j. Bevölkerung B.‘s ist in den Jahren 1910 bis 1925 von über 55 000 um fast 6000 Personen = annähernd 11 % zurückgegangen, während die Gesamtbevölkerung in Bayern sich um über 7 % vermehrt hat. 1925 betrug der Anteil der J. an der Gesamtbevölkerung 0,7 %.

      • „…ist nur ein Teil…“ – aber bei weitem der wesentlichste Teil!

        Wer den bayerischen Judenhass, Minderheitenhass, Menschenhass in seinem vollen Umfang begriffen hat, der wird auch dazu in der Lage sein den Hass auf gesamtdeutscher Ebene zu begreifen.

        Leider nur haben diejenigen, die Bayern regieren, kein Interesse daran die bayerischen Menschen über deren furchtbare Geschichte zu informieren. Man hat nämlich Angst davor, dass Menschen, die ihre Geschichte kennen, nachzudenken beginnen und immer wieder neue Fragen stellen könnten, und dass darunter dann die Produktivität und das Konsumverhalten leiden könnten. Also belästigt man die Bayern nicht mit ihrer Vergangenheit, vielmehr präsentiert man ihnen lieber Schwachsinns-TV, Fussball ohne Ende und volle Supermarktregale – und – man nimmt die Minderheiten- bzw. Fremdenfeindlichkeit als ‚gottgegeben‘ hin.

        Wie gut nur, dass es haGalil gibt!

      • orginal „fairness“
        „Ach, Heron, die politische Verächtlichung durch die israelischen Regierungen gegenüber den Palästinensern füllt seit 65 jahren auch so manches Bücherregal.“

        Es ist immer wieder erstaunlich wie sehr sich einige Deutsche um „Nur“ Palestinensische Araber sorgen machen die sich in der Naehe von Juden befinden!

      • Zeitgenosse – Sie schreiben – Die bayrische Regierung hat leider kein Interesse daran – die Bayern über ihre furchtbare Geschichte zu informieren.

        Ich vermute aber entsprechende Literatur ist zugänglich und steht auch auf keinem Index. Sie werden wohl auch kaum irgend einer staatlichen Zensur unterliegen und wer sich in Bayern ob an Universitäten oder im Schulunterricht mit dem Thema befasst, wird’s wohl kaum einfach unter den Tisch fallen lassen.

        Darüberhinaus führt die dauernde Fixierung auf die Vergangenheit zu einer Vernebelung der Gegenwart und Zukunft. Es gibt auch Menschen, die den Schwerpunkt ihrer Wahrnehmung im Hier und Jetzt und in Visionen für die Zukunft haben – und das hat auch durchaus gute Gründe, auch wenn Sie das vielleicht nicht so recht begreifen können.

        Wenn Sie ernsthaft an einer Verbesserung der Welt im Allgemeinen interessiert sind, dann nutzt ihre verbissen einseitige Konzeption, die fraglos natürlich AUCH auf Fakten basiert, das zu bestreiten ist ja gar nicht meine Absicht, herzlich wenig, denn gleichzeit haben Sie halt offensichtlich Scheuklappen anderer Art – und wenn man ernsthaft was ändern will, dann ist das wenig hilfreich, dann sollte man sachlich sein und differenzieren – ein Tunnelblick ist da wenig konstruktiv.

  11. @fairness
    Sie haben Einiges zu Bayern recherchiert, aber bei weitem nicht genug. Ein in Geschichte wohlbewanderter bayerischer Mathematiklehrer drückte es einmal (beschämt) so aus: „Alles Schlechte in der deutschen Geschichte kam aus Bayern.“
    Gewiss hat er ein wenig übertrieben, aber nicht sehr:

    Bayern weist, wie anerkannte Historiker und Nachschlagewerke bereits vor dem NS immer wieder feststellten, die blutigste und intoleranteste Judengeschichte aller deutschen Regionen auf. Dies bezieht sich auf einen Zeitraum von über eintausend Jahren.

    Bayern war ab dem 16. Jh. die Heimat der Gegenreformation, jener Bewegung aus der katholischen Kirche und der weltlichen Macht heraus, die Deutschland auf Jahrhunderte Zwist, Hader, Mord und Totschlag sowie später einen schmerzlichen Sonderweg in Europa angedeihen ließ.

    In Bayern wurden noch bis in die zweite Hälfte des 18. Jhs., in erster Linie von katholischen Inquisitoren, Frauen als Hexen verurteilt und hingerichtet; es waren mit die letzten Fälle in Europa.

    Obwohl Bayerns Monarchen lange Zeit erheblich von den Fähigkeiten ihrer jüdischen Bankiers und Hoffaktoren profitierten, hat kein Angehöriger der Dynastie der Wittelsbacher die Juden seines Landes in deren Bestreben nach Gleichberechtigung je unterstützt.

    Bayerns extrem ausgeprägter Partikularismus (=ein Gesellschaftszustand, in dem innerhalb eines Ganzen stets der kleineren Einheit der Vorzug gegeben wird – oder mit anderen Worten: lieber Bayern als Deutschland) verhinderte die Einigung Deutschlands auf Jahrzehnte. Als einer der letzten Kulturstaaten Europas wurde Deutschland somit erst 1870/1871 ein Nationalstaat, mit Folgen für seine weitere Entwicklung.

    Der jüdische Schriftsteller und Bestsellerautor Jakob Wassermann über seine Jugenderlebnisse in Bayern: “Zum erstenmal begegnete ich jenem in den Volkskörper gedrungenen dumpfen, starren, fast sprachlosen Haß, von dem der Name Antisemitismus fast nichts aussagt, weil er weder die Art, noch die Quelle, noch die Tiefe, noch das Ziel zu erkennen gibt. Dieser Haß hat Züge des Aberglaubens ebenso wie der freiwilligen Verblendung, der Dämonenfurcht wie der pfäffischen Verstocktheit, der Ranküne des benachteiligten, Betrogenen ebenso wie der berechtigten Abwehr, affenhafter Bosheit wie des religiösen Fanatismus. Gier und Neugier sind in ihm, Blutdurst, Angst verführt, verlockt zu werden, Lust an Geheimnis und Niedrigkeit der Selbsteinschätzung. Er ist in solcher Verquickung und Hintergründigkeit ein besonderes deutsches Phänomen. Es ist ein deutscher Haß.“

    Keine andere deutsche Region weist eine derart intolerante Sinti-und-Roma-Geschichte auf wie Bayern. So war München der Gründungs- und Wirkungsort der “Zigeunerzentrale”, jener Behörde, die ab 1899 unmenschliche Verfolgung von Angehörigen der Minderheit betrieb und deren Vorarbeiten der systematischen Vernichtung von einer halben Million “Zigeunern” durch die Nazis schon sehr früh den Weg ebnete.

    Vor und nach der Wende vom 19. auf das 20. Jh. traten in Bayern ganz besonders die Angehörigen des Jesuitenordens (SJ) als Hassprediger gegen Juden in Erscheinung. Noch heute gehören innerhalb der katholischen Kirche Jesuiten zu den unerbittlichsten Gegnern von Juden.

    Albert Einstein gab noch vor Erreichen seiner Volljährigkeit die deutsche Staatsbürgerschaft auf – wegen schmerzlicher, judenfeindlicher Erlebnisse im damals noch erzkatholischen Oberbayern.

    Bayern und München waren ab 1917 die Lieblingsaufenthaltsstätten (außerhalb Italiens) von Nuntius Eugenio Pacelli, dem späteren Papst Pius XII., der wegen seiner Haltung gegenüber den Juden angesichts der Verfolgung durch Nazideutschland zum umstrittensten Kirchenoberhaupt der zweitausendjährigen Papstgeschichte wurde. Allerengste freundschaftliche Beziehungen verbanden Pacelli mit dem bayerischen Klerus und der bayerischen Dynastie der Wittelsbacher.

    Der bis in die Gegenwart in hohem Ansehen stehende, christliche Vorzeigeliterat der Bayern, Ludwig Thoma, trat als übler Hetzer gegen Juden auf. Die Zeitung, die 1920/1921 seine rassistischen Ergüsse anonym verbreitete, der oberbayerische „Miesbacher Anzeiger“, fand Abnehmer in ganz Deutschland.

    Bayern war Brutstätte und Wiege des Nationalsozialismus. Sowohl die antisemitische Thule-Gesellschaft (1918) als auch die NSDAP (1919/1920), die SA (1921) oder die SS (1925) – sie entstanden alle in Bayern.

    Adolf Hitler fand in keiner anderen Region Deutschlands so viele Gleichgesinnte wie in Bayern; deswegen startete der katholische Deutschösterreicher von dort aus seine folgenreiche Karriere und erklärte später in „Mein Kampf“ München zu seiner Lieblingsstadt.

    Der gebürtige Bayer, Julius Streicher, verantwortete mit seinem Hetzblatt “Der Stürmer” die intensivste und wirksamste antijüdische Propaganda vor und während des Dritten Reiches.

    Der in München geborene und katholisch getaufte Heinrich Himmler gilt als der Initiator der Konzentrationslager Dachau und Auschwitz.

    Ebenfalls ein gebürtiger Oberbayer, Hermann Göring, gab die “Endlösung der Judenfrage”, die bekanntlich sechs Millionen Juden das Leben kostete, in Auftrag.

    Das oberbayerische KZ Dachau war jenes Konzentrationslager, das am längsten, nämlich von 1933 bis 1945, ‘in Betrieb’ war; zugleich diente es als Musterlager für Auschwitz und rund 2000 weitere Lager.

    Die im Vorfeld der Verleihung des Literaturpreises der bayerische Landeshauptstadt München an den jüdischen Schriftsteller Lion Feuchtwanger (1957) hochwogenden christlich-konservativ-antisemitischen Proteste degradierten die Auszeichnung zur Farce.

    In Bayern fand der letzte bekannt gewordene „Exorzismus“ auf deutschem Boden statt. 1976 trieben zwei katholische Geistliche im Auftrag ihres Bischofs und mit Billigung des Vatikan einer epilepsiekranken Studentin derart nachhaltig den “Satan” aus dem Leibe, dass diese daran starb.

    In Bayern entstanden in den 1980er Jahren die beiden rechtsextremen Parteien “Republikaner” und DVU.

    Die rechtsextreme NPD zählte 2008 im Bundesland Bayern ihre meisten Mitglieder.

    Gemäß den Erhebungen der Friedrich-Ebert-Stiftung war Bayern in den Jahren 2006, 2008 und 2010 das deutsche Bundesland mit den meisten Judenhassern, den meisten Verharmlosern des NS und einem besonders hohen Anteil an Fremdenfeinden.

    Bayern bescherte Deutschland 2009 den vorerst letzten und zugleich weltweit meist beachteten Fall von Holocaustleugnung. Katholische bayerische Frömmler (“Piusbrüder”) hatten den britischen Bischof Williamson eingeladen.

    Bayern weist laut einer Statistik von 2011 die höchste Selbstmordrate aller deutschen Bundesländer auf.

    Neben dem Saarland gilt Bayern als das katholischste Bundesland der BRD.

    Bis in die Gegenwart werden in Bayern regelmäßig an furchtbare antijüdische Traditionen anknüpfende, zugleich als rein kommerziell erkannte, Oberammergauer Passionsspiele aufgeführt.

  12. @zeitgenosse, da stehe ich ebenfalls ratlos vor. Diese Unfähigkeit, im Anderen einen gleichwertigen Menschen zu erkennen.
    Die Geschehnisse sollten sich jedoch nicht auf München/Bayern beschränken, damit tut man vielen „moderner-denkenden“ Bayern Unrecht, obwohl die Frage „immer noch“ München als ein Ort… so lax nicht ist, denn hier hat sich in der Tat eine braune Bewegung ab 1918-1919 in Bewegung gesetzt.
    Alfred Rosenberg hat hier für sein jüdisches-bolschewikisches Feindbild den Antisemiten Dietrich Eckhart und sein Blatt „gutes Deutschland“ vorgefunden, hier hat Rudolf Heß an dem Sturz der Münchner Räterepublik teilgenommen und die Thule-Gesellschaft wirkte schon mit rechtsradikalem Gedankengut, der Putsch von Hitler 1923 fand seine Anhänger in München und auch dort nahm der Weg der NSDAP in den Braukellern seinen weiteren Weg.
    Dass die Zukunft bestimmt wird von dem, was ihr vorausging – eine gewisse Veranlagung, ein gewisser vorbereiteter Boden?

    • Vielleicht ist das so – und natürlich gibt es unterschiedliche Mentalitäten mit ihrer eigenen Geschichte und Regionen, die traditionell liberaler oder .

      Eben deshalb finde ich es auch so absurd, wenn man von ‚Deutschland‘ und ‚den Deutschen‘ redet – die Mentalitäten sind in unterschiedlichen Regionen in Deutschland dermaßen verschieden, dass da eigentlich wenig gemein ist.

      Letztendlich trifft das aber natürlich auf alle Menschen zu, die man nicht unisono, egal woher sie kommen, welcher Religion sie angehören etc. einfach über einen Kamm scheren darf – das gilt übrigens auch für die Bayern.

      Der bayrische Traditionalismus hat ja auch so manch gutes, zum Beispiel die Bewahrung der Landschaft und anderer mitunter auch recht erfreulicher Dinge – ich erinnere mich zum Beispiel an einen türkisch-stämmigen Kabarettisten, der ganz offensichtlich total gerne in Bayern lebt und sich dort offensichtlich außerordentlich wohl fühlt – es gibt also auch noch andere Wirklichkeiten.

      „ZEIT ONLINE: Sie gelten mit ihrem fließenden Niederbayerisch immer als Paradebeispiel gelungener Integration, ja Assimilation von Einwanderern.

      Asül: Ich bin nur unter niederbayerischen Aborigines aufgewachsen. Da scheidet Integration automatisch aus. Als ich zehn Jahre alt war, war mein Türkisch so schlecht, dass es mit ausreichend nicht hinreichend beschrieben wäre. Meine Eltern, die eigentlich irgendwann einmal in die Türkei zurückkehren wollten, wussten früh, dass mit mir dort kein Staat zu machen wäre. Ich hätte also in der Türkei ein Integrationsproblem gehabt, nicht in Bayern.
      ZEIT ONLINE: Sie sind sogar ganz offiziell Botschafter von Niederbayern. Erfüllt Sie das mit Stolz?

      Asül: Ja, das Amt ist Auftrag und Anerkennung zugleich. Die Bezirksregierung wollte damit honorieren, dass ich auch außerhalb Bayerns als Niederbayer zu erkennen bin und mich offensiv zu meiner Heimat bekenne.

      http://www.zeit.de/politik/deutschland/2013-09/kabarettist-django-asuel-bundestagswahl

      Der niederbayrische Kabarettist Django Asül im Gespräch mit der Zeit

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