Der „Gaza Freiheitsmarsch“ steckt fest

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Der Versuch, mit einer Flotte von acht Schiffen, mit 800 „Friedensaktivisten“ an Bord, die israelische Seeblockade des Gazastreifens zu durchbrechen, ist ins Stocken geraten…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 29. Mai 2010

Von acht ursprünglich vorgesehenen Schiffen stecken drei wegen „Pannen“ in einem Hafen im griechischen Teil Zyperns fest, darunter ein griechischer Frachter. Fünf Boote ankern vor der Küste der „Republik Nordzypern“, dem von der Türkei besetzten Norden Zyperns. Die Behörden des griechischen Teils Zyperns hatten den prominenten Teilnehmern von „Befreit Gaza“ verboten, mit kleinen Booten in See zu stechen, um sich den vor Nordzypern ankernden fünf Schiffen anzuschließen. Zypern habe sogar Kampfhubschrauber eingesetzt, um die Küste zu überwachen. Bei den Prominenten handelt es sich um 35 Parlamentarier aus 15 Ländern und 20 Journalisten, einen Holocaustüberlebenden und einen schwedischen Schriftsteller. Unter den Passagieren befinden sich auch der ehemalige Erzbischof Hilarion Capucci. Der wurde 1974 wegen „Waffenschmuggel an Terroristen“ in Israel verhaftet und zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Flotte von „Befreit Gaza“ wolle ohne diese Prominenten nicht in Richtung des Gazastreifens ablegen. Sie mussten auf dem Landweg in den türkisch besetzten Norden Zyperns wechseln.

Informationen über das Geschehen an Bord der Schiffe gelangen vor allem über „unkonventionelle Medien“ wie Internet und Twitter in die Außenwelt. Wie der israelische Rundfunk meldete, herrsche „ziemliches Chaos“ an Bord der wartenden Boote. Die Passagiere seien wegen der Verzögerungen „zunehmend ungeduldig“.

Die Flotte wollte ursprünglich den Gazastreifen am Samstag bei Tageslicht erreichen. Weil aber die Fahrt von Zypern bis Gaza etwa 24 Stunden andauert und das Ziel bei Tageslicht erreicht werden solle, sei wegen der technischen Pannen und der verweigerten Kooperation Zyperns nicht vor Montag mit einer Ankunft der Boote zu rechnen.

Das israelische Außenministerium hatte am Freitag die Botschafter aller an dem „Freiheitsmarsch“ beteiligten Länder vorgeladen. Die Botschafter Griechenlands und der Türkei hätten die israelischen Einwände „in den Wind geschlagen“, hieß es in Medienberichten. Allein Zypern habe dem israelischen Wunsch stattgegeben, die Flotte von seinem Territorium aus nicht ablegen zu lassen.

Außenminister Avigdor Lieberman hatte am Freitag während eines Besuches des im Hafen von Aschdod eingerichteten „Empfangszeltes“ für die Passagiere erklärt, dass der Versuch, die israelische Seeblockade des Gazastreifens zu durchbrechen, ein „Verstoß gegen die israelische Souveränität“ und eine „gewalttätige Provokation“ sei. Die Regierung hatte dem Militär die Weisung gegeben, die Flotte auf hoher See zu stoppen, die Schiffe nach Aschdod zu bringen und alle Teilnehmer zu verhaften. Die Ausländer unter den Demonstranten sollen eine von den Israelis vorformulierte Deklaration unterschreiben und dann auf dem Luftweg deportiert werden. Wer die Unterschrift verweigere, werde ins Gefängnis gesteckt.

Ein israelischer Marinekommandeur, General Eliezer Marom, erklärte, dass seine Soldaten beim Entern der Schiffe „physische Zusammenstöße“ mit den Demonstranten vermeiden sollten. Einer der Organisatoren von „Befreit Gaza“, der Israeli Dror Feiler, erklärte, dass es „zivilen Widerstand“ geben werde. Die Teilnehmer wollen sich an die Schiffe ketten.

Während der israelischen Aktion solle das Gebiet „elektronisch gestört“ werden, damit die mitreisenden Journalisten keine Bilder der Aktion live übertragen könnten. Einmal in Israel angekommen, sollen alle Passagiere befragt und identifiziert werden, um zu prüfen, „ob sich terroristische Elemente“ unter ihnen befänden. Die Ladung der Schiffe solle auf Waffen und Sprengstoff durchsucht werden, teilweise sogar schon auf hoher See mit Schnüffelhunden beim Entern der Boote. Die Spezialeinheiten sollen teilweise von Hubschraubern abgeseilt werden.

Israel hatte die Organisatoren „eingeladen“, die „humanitären Güter“ auf dem Landweg über Israel und mit Hilfe der UNO mit Lastwagen in den Gazastreifen zu bringen. Ausgenommen seien Baumaterialien, damit die nicht der radikal-islamischen Hamas zur Errichtung von Bunkern in die Hände fallen. Die Organisatoren von „Befreit Gaza“ haben das israelische Angebot ausgeschlagen. Ebenso hatten sie sich geweigert, ein Päckchen der Familie des seit Juni 2006 im Gazastreifen festgehaltenen Soldaten Gilad Shalit anzunehmen und an seine Geiselnehmer weiterzugeben.

In Israel geäußerte Vermutungen, dass es den „Friedensaktivisten“ gar nicht um humanitäre Hilfe für die „notleidende palästinensische Bevölkerung“ gehe, wurde am Samstag durch eine per Email verschickte Pressmitteilung der Organisation „Gaza Freiheitsmarsch“ bestätigt: „Eine gewalttätige Antwort Israel würde der Palästina-Solidaritäts-Bewegung neues Leben einhauchen und die Aufmerksamkeit auf die Blockade lenken.“

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com

7 Kommentare

  1. …ja, bevor man sich in den kommentaren wieder in 2 Lager a la pro und contra israel verliert will ich einfach loswerden was in mir brodelt und ich auch wirklich traurig finde…nämlich das die israelische regierung es langsam aber sicher schafft, sich do dermassen von allem abzukapseln und soviele feinde drumherum zu machen, das es früher oder später kein gutes ende nehmen wird.

    …der weg des Friedens ist, egal wie schwer und wie aussichtslos es zu erscheinen mag, der einzige den isreal gehen muss, seit jahren schon…aber es wird bevorzugt den armen gebeutelten noch immer nicht verstandenen juden zu spielen, und ich glaube fest daran, das vor allem die erste generation von Menschen Jüdischen glaubens NIEMALS NIE UND NIMMER soclhe zustände gebilligt hätten, geschweige denn das irgendwelche faltigen machthungrigen politiker ihr schicksal immer und immer wieder dafür missbrauchen, um ihre eigenen interessen zu decken…

  2. Gerade kommt im Fernsehen, dass wahrscheinlich mindestens 10 Friedensaktivisten getötet wurden. Das Boot wurde in internationalen Gewässern angegriffen. Unter ihnen befinden sich zahlreiche Abgeordnete mehrerer europäischer Parlamente, auch die Holocaustüberlebende Hedy Epstein und der schwedische Autor Henning Mankell.

    Israel hat eine totale Nachrichtensperre verhängt.

  3. ‚Es geht ja auch nicht um d “Palästinenser” zu helfen‘

    Doch, genau darum geht es.

    ‚. Ausgenommen seien Baumaterialien, damit die nicht der radikal-islamischen Hamas zur Errichtung von Bunkern in die Hände fallen.‘

    20 000 Menschen wurden durch den Angriff auf den Gazastreifen obdachlos gemacht, unzählige Schulen, Krankenhäuser etc. zerstört und beschädigt, darüberhinaus zahlreiche Gewerbebetriebe auch Agrarbetriebe, Hühnerfarmen etc.
    Das ist doch grotesk – darüberhinaus sind Bunker für Israel keine Bedrohung.

    http://www.haaretz.com/news/diplomacy-defense/report-at-least-10-activists-killed-as-israel-navy-opens-fire-on-gaza-aid-flotilla-1.293089

  4. Glaubt die Israelische Regierung wirklich, die Menschen für dumm verkaufen zu können. Rassismus bleibt Rassismus und Kriegsverbrechen sind Kriegsverbrechen. Wenn die Israelische Regierung meint, Sie hätte das Recht, unter dem Deckmäntelchen vermeintlicher Sicherheitsinteressen Ihren Terrorismus als legitimes Handeln zu verkaufen und das internationale Recht umzuschreiben, nach eigenem Ermessen alle als solche bezeichneten mißliebigen Personen mit Mord zu bedrohen, dann macht Sie einen verhängnisvollen Fehler. Der Faschismus hat viele Gesichter und es ist fatal, erkennen zu müssen, wie sein Geist nun sich ausgerechnet in der staatlichen Macht des israelischen Staates eine materielle Basis errichtet. Freiwillig werdet Ihr niemals zum Frieden bereit sein, weil Ihr selbst den Terror immer wieder anfacht und notfalls den Kindern Euerer seit jahrzehnten entrechteten, enteigneten und vertriebenen Feinde persönlich ein paar Böller in die Hand drückt, damit ihr weiter Euren mörderischen Krieg gegen Millionen Menschen führen könnt. Aber alle speichelleckenden Berichterstatter und alle gekauften Medien können die Wahrheit nicht unterdrücken und Eure Kriegsverbrechen bleiben nicht verborgen.
    Wenn ich sehe, wie der Kommentar von Tiqvah Bat Shalom „Palestinenser“ und „Leidende“ jeweils mit „Anführungszeichen“ einrahmt, sagt mir dies schon alles. Wer das Recht einfordert, auf dieser Welt ein Leben in Frieden führen zu dürfen, der wird als „Friedensgeier“ diffamiert. Es ist ja auch nicht schwer, mit dieser Einstellung allen anderen dieses friedliche Leben unmöglich zu machen. Rüsten Sie einfach eine Armee aus, mit Massenvernichtungswaffen aller Art, und dann immer feste drauf auf dieses Friedensgeier Gesockse, nicht war, Herr Tiqvah Bat Shalom? Krieg führen ist ja so einfach, und leiden können solche Kreaturen, wie „Palestinenser“, oder wie hießen sie gleich noch mal, sowieso nicht. Aber Sie sind ja der Maßstab aller Dinge, zu höherem berufen, eventuell rassisch wertvoller??? Das kennen wir doch alles schon, in allen Varianten und Ihre ist genauso verbrecherisch, wie ihre Vorgänger. Im übrigen ist es eine Frechheit, immer wieder die Kritik an der Kriegspolitik Israelischer Regierungen als Angriff auf Juden zu diffamieren. Damit verstecken Sie sich mit Ihren rassistischen Positionen, die Ihren ganz persönlichen Standpunkt ausmachen, hinter anderen Menschen, welche vielleicht wie Sie jüdischer Herkunft sind, sich aber mit der gleichen Abscheu von Ihrer Position und Ihrem Handeln distanzieren, wie es jeder aufrechte Mensch tut, der sich den humanistischen Prinzipien auch nur im Ansatz verpflichtet fühlt. Die Kritik an einer Regierung, die Rassismus zur Staatsdoktrin erhebt ist legitim und notwendig, eine solche Regierung muss international isoliert werden, jede Unterstützung für eine Politik, die das internationale Recht mit Füßen tritt, muss eingestellt werden! Das werden sogar die Deutschen bald einsehen müssen und dafür kämpfen immer mehr Menschen, übrigens auch und gerade Menschen jüdischer Herkunft, die Verantwortung übernehmen und auch und gerade als Ãœberlebende des NS-Terrors, oder als deren Nachkommen. Gegen Terror jeder Art, auch den staatlichen und den subversiven Terror der Geheimdienste! Für ein respektvolles Miteinander der Menschen, der Völker, und der Nationen. Ächtung aller Kriege, freie Information, Abschaffung aller Massenvernichtungswaffen, auch der israelischen. Abschaffung der Geheimdienste, welche permanent mit Ihren Lügen die Kriege vorbereiten und die Völker und die Gemeinschaften gegeneinander in Stellung bringen!
    Vor allem aber: Sofortige und bedingungslose Öffnung der Zugänge zum Gaza-Gebiet! Freier Zugang auch in die Gebiete des Westjordanlandes und Ostjerusalems. Sofortiger Stop der Ausbürgerungen und Enteignungen der Palästinensischen Bürger!
    Mag sein, dass die Mörder und Verbrecher sich mit ihrer Macht noch eine Weile in ihren „schicken“ Anzügen in ihren eigenen Medien und ihrem selbstgeschneiderten Rechtssprechungsapparrat als die anständigen und rechtschaffenden Bürger abfeiern und mit ihren waffenstarrenden Armeen mit brutalem Terror ihre Territorien verteidigen.
    Doch Ihr wisst es, Euere Zeit ist bald zu Ende. Sie werden aufhören sich gegenseitig zu zerfleischen, sondern sie werden sich gegen Euch erheben, und es werden alle Völker dabei sein, auch das jüdische!

  5. Welche tatsächliche Sinn bzw. wie d „Hilfe“ an die „Leidende“ „Palästinenser“ an der Gaza aus zu sehen hat, das wissen gewiss diese Friedensgeier selbst nicht…

    Es geht ja auch nicht um d „Palästinenser“ zu helfen.. sondern gegen Israel /Juden zu randalieren!

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