Die Neue Gallia-Germania Judaica

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Ein Pilotprojekt (2017-2020) für ein digitales europäisches Kooperationsprojekt Judaica in Europa…
Vor ziemlich genau 100 Jahren erschien der erste Teil der Germania Judaica (GJ). Das weltweit einzigartige Pionierwerk jüdischer Historiker bietet Ortsartikel zur jüdischen Geschichte aller Städte, Orte und Landschaften des deutschsprachigen Raums. Das für die jüdische und allgemeine Geschichte gleichermaßen unentbehrliche Standardwerk hat sich gegen alle Widrigkeiten behauptet und wurde selbst in den Jahren der NS-Herrschaft fortgeführt. Nach 1945 bereitete die GJ den Boden für die Zusammenarbeit israelischer und deutscher Historiker. Im Jahr 2003 wurde schließlich der 3. Band (bis 1519) abgeschlossen, der alleine schon drei Teilbände umfasst. Eine Fortführung ging bisher nicht über die Anfänge hinaus. Analog zu den Arbeiten im deutschsprachigen Raum wurde von französischen Wissenschaftlern das Projekt der Nouvelle Gallia Judaica gestartet, welche das Vorgängerwerks von 1897 ersetzen sollte. Bis heute kam es zu keiner entsprechenden Publikation.

Die digitale Neue Gallia-Germania Judaica, die am Ignatz-Bubis-Stiftungslehrstuhl der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg angesiedelt ist, wird nun diese beiden Stränge für die Zeit bis 1300 aufgreifen. Denn die Beiträge der GJ 1 werden weiterhin zitiert, sind aber angesichts zahlreicher jüngerer Forschungen in die Jahre gekommen. Mit dem Fokus auf den Kernlandschaften von Aschkenas vom Ober- und Mittelrhein (also die heutigen Bundesländer Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz) bis zur Champagne werden grenzüberschreitend die Orts- und Landschaftsartikel auf den neuesten Forschungsstand gebracht.

Dabei ist keine Neubearbeitung als Buchreihe geplant. Den Absichten der einstigen Initiatoren soll unter konsequentem Einsatz der heutigen technischen und medialen Möglichkeiten entsprochen werden: aufgebaut wird eine Web-Plattform, die digital gestützt, interaktiv angelegt, auf kontinuierliche Fortschreibung ausgerichtet ist und für die Nutzer einen kostenfreien Zugang bietet (open access). Sie wird ein barrierefreies Arbeiten ermöglichen und sicherstellen, dass Judentum als integraler Teil europäischer Geschichte und Gegenwart wahrnehmbar wird. Sie ist als Pilotprojekt im Verbund mit Partnern in Deutschland, Frankreich und Israel angelegt und soll die Voraussetzung für das anschließende, weiter gefasste Projekt der Judaica in Europa bereiten.

Der Herausforderung, ein effizientes, grenzüberschreitendes Forum kooperativen Arbeitens zu etablieren und wirksam in Gang zu setzen, steht der zu erwartende Ertrag gegenüber: er besteht neben der Gewinnung eines fortschreibungsoffenen Kenntnisstandes für einzelne Orte und Regionen sowie der einfach zugänglichen Bereitstellung von Daten für Einzelfragen auch im Nachweis der Effizienz transnationaler Strukturen zur wissenschaftlichen Zusammenarbeit im europäischen Verbund. Die Artikel werden auf dem jeweils neuesten Stand der Forschung einen raschen Überblick über Geschichte, Institutionen und Personen einzelner Städte, Orte und Landschaften geben. Darüber hinaus erlauben sie für Wissenschaft, Unterricht, Projektarbeiten und persönliche Interessen auch Querabfragen zu übergreifenden Themen.

Für mehr Informationen: https://nggj.eu