Iran? Russland!

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Ja, es passiert von Zeit zu Zeit. Eines Morgens wachte ich schweißgebadet auf. Ich hatte geträumt, dass Premierminister Benjamin Netanyahu auf den steilen Stufen, die ins Innere des U-Bootes aus Deutschland führten, stecken geblieben war. Nicht wegen der Schutzweste, die seine Brust absicherte, sondern wegen seinem Bestreben, auch ohne Vorwahlen auf dem Weg zum nächsten Premierminister −und dem darauffolgenden− wie ein richtiger Mann auszusehen…

Kolumne von Yoel Marcus, Haaretz, 15.01.2016
Übersetzung von Daniela Marcus

Doch Bibi, der wohl entschieden hat, den bestehenden Rekord der längsten Amtszeit eines israelischen Premierministers zu brechen, darf sich von dem schönen U-Boot nicht blenden lassen. Er wäre besser bedient, wenn er sicherstellen würde, dass das nächste U-Boot, das in 5 Jahren hier eintreffen soll, einen größeren Einstieg hat, damit er auch seine Frau für eine Spritztour mitnehmen kann.

Vielleicht brauchen wir ein weiteres U-Boot, vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall ist es möglich, dass Bibi bezüglich des Erstschlags in den Schlafmodus übergegangen ist, weil er hinsichtlich der Fähigkeit eines Zweitschlags so besorgt ist. Bibis Israel hat die „iranische nukleare Bedrohung“ in eine nationale Angst verwandelt, in einen Kampf auf Leben und Tod. Doch nun, da sich der Iran vermutlich von seinen Bestrebungen lösen musste und nicht länger eine nukleare Bedrohung darstellt, ist die Gefährdung tatsächlich konkreter geworden. Russlands tiefes Eindringen in die Region und die Quantität der Waffen, die es dem Iran in Form von Langstreckenraketen liefern wird –und schon liefert−, sind nicht erst in 10 Jahren eine Bedrohung für uns, sondern jetzt schon.

Der russische Präsident Vladimir Putin –in einem französischen Satiremagazin als „kleiner Bastard“ bezeichnet− versuchte in der Tat, Bibi zu beruhigen und ihn zu umschmeicheln. Doch die russischen Raketen, die in iranische Hände gelangen werden −und mit ziemlich großer Sicherheit auch in die Hände der Hisbollah−, stellen eine viel größere Gefahr dar als alle apokalyptischen Prophezeiungen von Bibi während der Zeit der Angst vor dem iranischen Atomprogramm. Ja, Bibi, auch du hast Gründe, morgens schweißgebadet aufzuwachen: Russlands Eindringen in die Region und die Bewaffnung des Iran geschehen nicht zufällig. Sie basieren auf der Tatsache, dass sich die USA von dem Moment an, da sie genügend eigene Energieressourcen bis Ende des Jahrhunderts haben werden, weniger Interesse am Nahen Osten haben werden. US-Präsident Barack Obama hat sich selbst das Ziel gesetzt, die amerikanischen Soldaten nicht länger bluten zu lassen. Sie haben den Irak und Afghanistan verlassen und intervenieren nicht in Syrien. Angesichts der momentanen Zeichen wird der nächste US-Präsident die gleiche Haltung gegenüber „anderer Leute Probleme“ annehmen.

Es ist wahr, dass kein anderer Präsident –nicht einmal Richard Nixon− Israel so viel konkrete Hilfe gegeben hat wie Obama. Das liegt daran, dass Obama ein besonnener, wenn auch kein geselliger Mensch ist. Er wird als der Präsident in Erinnerung bleiben, der uns das meiste Geld gegeben hat, um Waffen zu entwickeln, angefangen vom Flugabwehrsystem Iron Dome. Doch wenn Obama seine Amtszeit beendet, wird er im Nahen Osten eine Situation hinterlassen, in der es eine bedeutende Präsenz einer anti-israelischen Großmacht gibt, an die wir keine gute Erinnerung haben, weil sie arabischen Ländern, die Israel zerstören wollen, in der Vergangenheit Unterstützung in allen möglichen Formen gegeben hat. Ich erinnere mich noch an die damalige Hysterie in Israel, die zum Sechs-Tage-Krieg geführt hat und infolge des schnellen Siegs an die Hysterie, die ein Groß-Israel hervorgebracht hat mit all den Problemen, die folgten.

Ja, Bibi kann sich weiterhin so viel er will mit dem neuen U-Boot fotografieren lassen. Er kann sich auch sehnsüchtig an seine Reden vor den Vereinten Nationen und im US-Kongress erinnern, mit all den Diagrammen, die zeigen sollten, dass das iranische Atomprogramm uns bedroht. Doch langsam aber sicher wird klar, dass er der unmittelbarsten und größten Gefahr keine Bedeutung geschenkt hat: Russlands Rückkehr in den Nahen Osten. Nicht auf kommunistische Weise, doch mit dem Appetit, als Großmacht, die stark in unsere Region involviert ist, zu herrschen. Und wenn die Raketen in den Iran gelangen und die USA hinterm Horizont verschwindet, wenn wir in der Zeitung darüber lesen, dass Bibi zum fünften oder vielleicht sogar zum sechsten Mal als Premierminister gewählt wurde und darüber, dass er die Wahlen vorziehen will – dann haben wird definitiv einen guten Grund, in diesem Jahr morgens schweißgebadet aufzuwachen.

1 Kommentar

  1. „Laut Bürgermeister Narmania sollen zukünftig rund 100 Mio. USD aus Israel in Tbilisi investiert werden. Zwischen 7. und 9. September war eine Delegation aus Israel in Georgien zu Gast, welche an mehreren Millionenprojekte beteiligt ist. Zum Beispiel fließen 25 Mio. USD aus Israel in den Bau des Boutique Hotels Gergeti, welches 2017 fertig gestellt werden soll.
    Georgian media, 09.09.2015“

    Genau, da die europäische Gemeinschaft unfähig ist die völkerrechtwidrige Annektion der Krim zu ahnden, sollte man als Großmacht den Russen zeigen, wo der Hammer hängt. Gleichzeitig ist es natürlich äußerst intelligent, christliche Klöster im eigenen Land jetzt wieder beschmieren zu lassen, deren Überwachung seit 2003 garantiert ist.
    Ein Mann, der in meinen Augen nur sich sieht, wird abgewählt. Wenn nicht::

    Von der Größe her könnte St. Helena passen, vielleicht mit Orban damit es nicht langweilig wird.

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