Wider den rechtsextremistischen ‚Thor Steinar Chic‘

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Alle Wege führen in die Schweiz…

Von Peter M. Selliner

„Thor – wie?“
„Thor! Du weißt schon: Thor, der Sohn Odins, der nordische Kriegsgott!“
„Was soll das sein?!“
„Das ist eine Modemarke für Rechtsextreme“
„Ach so: Und Steiner?“
„Nein, nicht ‚Steiner, das eiserne Kreuz‘
, ((„Steiner. Das Eiserne Kreuz“, kommerziell äußerst erfolgreicher deutscher Kriegsfilm der siebziger Jahre, http://de.wikipedia.org/wiki/Steiner_%E2%80%93_Das_Eiserne_Kreuz)) sondern S-t-e-i-n-a-r!“
„Klingt aber wie ‚Steiner‘, oder?!
„Richtig, war wohl auch so gemeint…“

So, oder so ähnlich verlaufen momentan Gespräche des Autors mit der Generation 50 + , wenn es um die Modemarke Thor Steinar geht.

Aber der Reihe nach: Im NSU-Prozess wurde klar, dass der Insider Frank L., der dem Trio eine Schusswaffe verkauft haben soll, in Jena mit Thor Steinar Textilien handelte. ((http://www.zeit.de/sport/2013-11/nsu-insider-vernehmung)) Der Berliner Fußballverein Herta BSC verbietet seit November 2013 das Tragen von Thor Steinar im Stadion. ((http://www.berliner-zeitung.de/hertha/hertha-bsc-gegen-rechte-modemarke–thor-steinar–im-olympiastadion-verboten,10808800,25432276.html)) Andere Fußballvereine – wie etwa Werder Bremen – haben dieses Kleidungsverbot schon seit längerer Zeit in ihren Satzungen verankert. Wer im Bundestag oder im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern mit Thor Steinar Kleidung erscheint, erhält Hausverbot. ((http://www.tagesspiegel.de/berlin/hausverbot-im-bundestag/1189634.html)) Inzwischen ist Thor Steinar ein deutsches Politikum – welches freilich momentan recht bieder daherkommt. Wer nämlich jetzt an ‚Bomberjacken‘, ‚Knobelbecher‘ oder schwere Ledermäntel im ‚Gestapo-Stil‘ denkt, der irrt.

Die rechte Szene setzt u.a. auf dezenten Wollchic für Sie und Ihn. Die Sachen werden im aktuellen Katalog ((http://www.thorsteinar-katalog.de/katalog-herbstwinter-2013-3/)) – Noblesse Obliges – von professionellen Models in den schottischen Highlands vor halb verfallenen Castles und herrschaftlichen Cottages präsentiert. Darunter befinden sich Norwegerpullover mit Zopfmuster für Ihn oder Folklore Strickjacken mit Schneeflöckchen für Sie. Eine Verbindung zu Thor Steinar ist auf den ersten Blick überhaupt nicht ersichtlich. Natürlich wird daneben auch das „Übliche“ präsentiert. Wer möchte, der kann Gürtel, Kapuzenshirts und Basecaps mit dem Thor Steinar Schriftzug oder der Thor Steinar Rune erwerben. Die Modemarke hat sich dem Markt angepasst. Diese Strategie kommt nicht von ungefähr.

Alle Wege führen in die Schweiz

Die Modemarke Thor Steinar wird seit dem Jahre 2003 von der Mediatex GmbH vertrieben. Sitz der Gesellschaft ist bis heute die Stadt Königs Wusterhausen im Bundesland Brandenburg. Axel Kopelke und sein Compagnon Uwe Meusel führten die Geschäfte der Mediatex GmbH bis 2007, dann verließ Kopelke Deutschland in Richtung Schweiz. Dort fungiert er bis heute als Generaldirektor der Comdesign Textile AG. ((http://www.apabiz.de/publikation/monitor/Monitor%20Nr.36.pdf))

Gleichwohl hält er nach wie vor die Marken- und Labelrechte an Thor Steinar. ((https://oami.europa.eu/eSearch/#basic/1+1+1+1/Thor%20Steinar)) Damit ist Axel Kopelke der „starke Mann“ hinter der Marke, denn wer die Rechte hält, bestimmt auch die Firmenpolitik. Mehr noch, die Rechte sind auf zahlreiche Warenklassen erweitert worden – von der Fußmatte bis zur künstlichen Blume. ((https://oami.europa.eu/eSearch/#details/trademarks/008312134)) Zudem wurde ein weiteres Label geschützt Thor Steinar Performance. ((https://oami.europa.eu/eSearch/#details/trademarks/008312621)) Allerdings entpuppte sich diese Aktion als ausgesprochener Missgriff. Kopelke hatte wohl vergessen zu recherchieren. Das Label ist nämlich derart ‚en vogue‘, dass es einem Logo der Firma Wella aus dem Jahre 1999 zum verwechseln ähnlich sieht. Dies alarmierte die staatlichen Markenwächter, die einen entsprechenden Vermerk fertigten. ((https://oami.europa.eu/eSearch/#details/trademarks/008312621))

Man kann nun trefflich darüber diskutieren, ob Kopelke & Co. mit dieser Mainstreamstrategie der chicen Outwearkleidung mit dezenten Logos, sich einen neuen Markt erschließen wollen. Zumindest der Einstieg des arabischen Investors International Brands General Trading LLC ((http://www.sueddeutsche.de/politik/szene-label-thor-steinar-eigen-thor-fuer-mohammed-1.403877)) aus Dubai sprach dafür.

Der Coup war aufsehend genug: Ab Herbst 2008 führte Mohammed M. Aweidah die Geschäfte in Königs Wusterhausen. ((http://www.fr-online.de/politik/arabischer-investor-thor-steinar-macht-den-daimler,1472596,3407842.html)) Aber beim Geld hört bekanntlich die Freundschaft auf, das gilt auch für Thor Steinar. Dass ein Moslem das ‚Imperium‘ führte, störte etliche Kameraden, zumal Uwe Meusel zeitgleich als Geschäftsführer ausschied: Kaufboykotte waren die Folge. ((http://www.fr-online.de/politik/arabischer-investor-thor-steinar-macht-den-daimler,1472596,3407842.html))

Seit der Jahreswende 2009/ 2010 ist die Welt aber wieder in Ordnung. Der arabische Investor zog sich zurück. Aus der IBGT Brands General Trading AG/ Zürich mit einem arabischen Eigentümer wurde sogleich die schweizer BGT Brands Trading AG/ Zürich und sodann die Fashion Brands Trading AG. ((http://www.monetas.ch/htm/655/de/SHAB-Publikationen-FASHION-BRANDS-TRADING-AG.htm?subj=2120750)) Eigentümer von Thor Steinar ist somit de facto die Schweizer Firma Fashion Brands Trading AG. ((So die Auskunft von Hoppenstedt – abzurufen über WISO ( www.wisonet.de)  – Stand 7.12.2013 – der Auszug liegt der Redaktion vor.)) Diese gab im Jahre 2011 ihren Geschäftssitz in der quirligen Züricher Innenstadt auf und residiert seither im Kanton Aargau in dem 2000-Seelen-Örtchen Oberwil-Lieli. ((http://www.shabex.ch/co/pub/fashion_brands_trading_ag_CH-020.3.034.584-3.htm#25.05.2011 und http://www.moneyhouse.ch/u/pub/fashion_brands_trading_ag_CH-020.3.034.584-3.htm))

Richtig interessant wird es jedoch, wenn man sich die Vita des amtierenden Geschäftsführers von Thor Steinar und damit der Fashion Brands Trading AG betrachtet. Marco Wäspe bzw. Marco Waespe, ist nämlich eine ausgesprochene Managerpersönlichkeit. ((http://www.moneyhouse.ch/p/waspe_marco-5038844/index.htm?rg=5038844)) Bevor er im Jahre 2009 begann für Thor Steinar zu arbeiten, war er bei der Lichtensteinischen Landesbank AG in Zürich als leitender Angestellter – mit Prokura – tätig. ((http://www.moneyhouse.ch/u/pub/liechtensteinische_landesbank_%28schweiz%29_ag_CH-020.3.925.728-0.htm  Zitat: „Wäspe Marco, von Wattwil, Uster, mit Kollektivprokura zu zweien“ (Eben dort – SHAB 187/2009 – 28.9.2009, S. 25.)) Die Lichtensteinische Landesbank AG wiederum ist ein Global Player, so existiert u.a eine Niederlassung in Dubai ((http://www.swissbcuae.com/?rub=16&detail=478&offset=100&i=0&t=0&e=1&a=0; https://www.llb.li/en/contacts/addresses-business-hours)) und just an diesem Ort hat der vormalige arabische Investor seinen Firmensitz.

Bleibt die Frage: Wer verbirgt sich hinter der Fashion Brands Trading AG? Wer hält die Aktienmehrheit? Ob, wie eine „Antifa-Plattform“ berichtete, ((http://de.indymedia.org/2012/12/339540.shtml)) der schweizer Verein „ProLife“ nunmehr der Hauptaktionär und der Eigentümer der Fashion Brands Trading AG und somit de facto von Thor Steinar ist, lässt sich schwer ermitteln. „ProLife“ ist jedenfalls auf dem Gebiet des (radikalen) Lebensschutzes, der Familienplanung und des Versicherungswesens sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland sehr aktiv. ((http://www.prolife.ch/de/krankenkasse; http://www.prolife-deutschland.de/; http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/krankenkassen/article/805260/kasse-buendnis-abtreibungsgegnern.html)) Präsident von „ProLife“ ist Thomas Seitz. ((http://www.moneyhouse.ch/u/v/pro_life_CH-035.6.011.256-5.htm)) Er hat seinen Firmen- und Wohnsitz gleichfalls im beschaulichen Oberwil-Lieli und nur zwei Autominuten entfernt von der Fashions Brands Trading AG. Zufall?

Fakt ist: Auch Axel Kopelke, der ursprünglich Firmengründer und Inhaber der Markenrechte für Thor Steinar lebt und arbeitet offenbar in der Schweiz. ((http://www.moneyhouse.ch/p/Axel-Kopelke sowie http://www.moneyhouse.ch/en/p/kopelke_axel-8448379/network_f.htm)) Die Entfernung von Oberwil-Lieli zur Comdesign Textil AG, als deren Geschäftsführer Kopelke ist, beträgt nur 16 Minuten. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Salamitaktik

Thor Steinar prosperiert. Die Homepage verzeichnet insgesamt 12 Filialen. ((http://www.thor-steinar-laeden.de/)) Davon befinden sich alleine 9 in der neuen Bundesländern. Thor Steinar ist also – nicht nur was den lukrativen Internethandel betrifft – auf Expansionskurs und dieser führt u.a. nach Norddeutschland. Dabei ist immer die gleiche Strategie zu beobachten. Ein Thor Steinar Laden „krallt“ sich förmlich an einem Ort fest und gibt diesen Standort erst nach zahlreichen Bürgerprotesten, Demonstrationen und/ oder Antifa-Aktionen sowie Klagen durch alle Gerichtsinstanzen auf. Zuvor haben freilich etliche Rechtsextreme nebst Sympathisanten dem Stadtteil diverse Besuche abgestattet, sei es um Kleidung zu kaufen oder/ und um die Lage zu sondieren. Das Viertel gerät in Aufruhr, wenn nicht in Verruf. Anwohner, die dem vermeintlich deutschen Ideal nicht entsprechen, bekommen Angst und ziehen fort. Hauseigentümer fürchten um ihre Mieteinnahmen, Geschäftsleute um ihre Kundschaft, Fassaden und Fensterscheiben. Kurzum: Der Stadtteil wird zum Brennpunkt.

Sobald ein Thor Steinar Geschäft geschlossen wird, eröffnet im Umkreis von ca. 100 km eine neue Filiale. Während die Bürger in Tostedt, einem kleinen Ort vor den Türen Hamburgs, nach einem zehnjährigen harten Ringen nunmehr endlich Ruhe haben ((http://www.tostedt-gegen-rechts.de/bilder/pdf/wissen_sie_eigentlich_vorn.pdf und http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/heide/tostedt149.html)) und im Bremer Stephanie-Viertel nach drei Jahren eine Schließung erreicht werden konnte, ((Innovativ: http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/schlusspunktaus-wie-erfolgreich-gegen-einen-nazi-laden-bremen-protestiert-wurde-8151)) ist nun Hannover betroffen.

„Podbi 159“

Hannover ist neben Bremen und Hamburg ein norddeutsches „Oberzentrum“. Die Stadt ist ein Verkehrsknotenpunkt. Es kreuzen sich nicht nur zwei große Autobahnen in Ost-West und Nord-Süd-Richtung, vielmehr wurde der Hauptbahnhof nach der Wende zur Drehscheibe in Richtung Osten. Für Thor Steinar ein idealer Ort und so fiel die Wahl, strategisch durchaus klug, auf ein Ladenlokal in der Podbielskistraße – kurz „Podbi“. Die „Podbi“ ist eine von Hannovers großen Ausfallstraßen, mit einer direkten Autobahnanbindung und drei Straßenbahnlinien vor der Haustür. Diese benötigen in enger Taktfolge keine 10 Minuten zum Hauptbahnhof.

Die „Podbi“ durchschneidet den Stadtteil „List“. Die „List“ ist teilweise ausgesprochen nobel, mit alten Gründerzeithäusern und 150 qm- Wohnungen. Der Akademikeranteil ist hoch, junge gutverdienende Lehrer, Ärzte und Beamte bestimmen samt ihrem sorgsam behüteten Nachwuchs das Straßenbild auf der nahe gelegenen „Lister Meile“, der verkehrsberuhigten Haupteinkaufsstraße. Dennoch ist die Fluktuation unter den Ladenbesitzern hoch. Leerstände sind durchaus an der Tagesordnung. Hier hat sich nun Thor Steinar seit 12. September 2013 festgesetzt – neben einem China-Restaurant, in unmittelbarer Nähe zu einem türkischen Gemüse- und Tabakladen und etlichen anderen kleinen Geschäften.

TØNSBERG

Aber nicht nur der Standort war gut gewählt – sondern auch die Verschleierungstaktik. Thor Steinar Kleidung wird nämlich nicht in einem Geschäft veräußert, dass Thor Steinar heißt. Vielmehr heißen die Läden TØNSBERG (Hannover, Berlin, Schwerin, Hamburg/Glinde, Chemnitz), OSEBERG (Halle, Essen, Plauen), NARVIK (Magdeburg), LARVIK (Dresden), HAUGESUND (Rostock) und TRONDHEIM (Erfurt). ((http://www.thor-steinar-laeden.de/))

Toensberg-Thor Steinar - Hannover

Im Übrigen wäre es ein fataler Fehler, das Thor Steinar Team in puncto „Immobiliensuche“ zu unterschätzen. Dies beweist z.B. der Fall des TØNSBERG Ladens im Einkaufszentrums Hamburg/ Glinde. Nachdem sich die ersten Rechtsradikalen im Einkaufszentrum tummelten, ((http://www.abendblatt.de/region/stormarn/article2215176/Hitlergruss-vor-Thor-Steinar-Laden.html)) wurde dem Vermieter erst die Tragweite seiner Entscheidung deutlich. Die Kündigungsklage vor dem Landgericht Lübeck ging verloren, weil im Mietvertrag ausdrücklich die Marke Thor Steinar erwähnt und auch auf die Möglichkeit von Demonstrationen und Tumulten vor dem Geschäft hingewiesen seitens Thor Steinar hingewiesen worden war. ((http://www.lto.de/recht/nachrichten/n/thor-steinar-kleidung-darf-in-glinde-weiterhin-verkauft-werden/)) Der Einwand des Vermieters, dass habe im Vertragsentwurf nicht gestanden und sei somit überrumpelt worden, konnte das Gericht nicht überzeugen, denn der Entwurf konnte dem Gericht peinlicher Weise nicht vorgelegt werden. ((http://www.welt.de/regionales/hamburg/article110802192/Thor-Steinar-Laden-in-Glinde-darf-bleiben.html)) In anderen Fällen, hatten die Vermieter mehr Glück. So entschied der Bundesgerichtshof als die höchste Instanz in Zivilsachen, im Jahre 2011, dass der Mieter verpflichtet ist, den Vermieter vor Abschluss eines Gewerberaummietvertrages über außergewöhnliche Umstände aufzuklären, mit denen der Vermieter nicht rechnen kann und die offensichtlich für diesen von erheblicher Bedeutung sind. ((http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py?Gericht=bgh&Art=en&nr=53506&pos=0&anz=1, Urt. v. 11.08.2010, Az. XII ZR 123/09)) Thor Steinar verlor den Prozess und musste Läden in Berlin und Magdeburg schließen. ((http://www.stern.de/panorama/bgh-urteil-thor-steinar-muss-zwei-laeden-raeumen-1611210.html)) Aus dieser Niederlage vor dem höchsten deutschen Gericht haben die Herrschaften allerdings sehr schnell gelernt: Kaufen ist besser als mieten.

Eigentümer – nicht Mieter

Eigentümer – nicht Mieter ! – der Ladenzeile in der „Podbi 159“ ist die Dimo Logistik GmbH. Diese Firma hat – wie auch die Mediatex GmbH – ihren Sitz in der Samtgemeinde Königs Wusterhausen. Geschäftsführer ist Andreas Dann. ((https://www.kompany.de/p/de/hrb10842cb%20cottbus)) Die Firma ist weder in den Gelben Seiten verzeichnet, noch hat sie eine Homepage oder eine Telefonnummer bzw. ein Faxgerät. Auch über den Geschäftsführer, Jahrgang 1976, ist im World Wide Web nichts bekannt. Lediglich „goggle maps“ gewährt einen dezenten Blick auf ein gepflegtes mehrstöckiges Mehrfamilienhaus in der Bahnhofstraße 89 in Eichwalde/ Königs Wusterhausen. Dabei ist die Firma doch ein Newcomer und als solcher, so möchte man meinen, muss man doch werben: „Wer nicht wirbt, der stirbt!“. Diese Devise trifft auf die Dimo Logistik GmbH jedoch nicht zu. In ihrer jungen Geschichte musste sie vielmehr schon eine Namensänderung „verkraften“. Denn die Dimo Logistik GmbH wurde erst im Oktober 2012 als Dimo Consulting GmbH gegründet. ((https://www.kompany.de/p/de/hrb25666%20potsdam und http://www.moneyhouse.es/de/c/dimo-consulting-gmbh_151396 und https://www.handelsregister.de/rp_web/search.do)) Im Handelsregister wurde damals als Unternehmensgegenstand der Erwerb, die Verwaltung und die Vermietung eigener Immobilien angegeben. Im Februar 2013 ((https://www.handelsregister.de/rp_web/direct-download.do;jsessionid=A6B92A0A3E299FB0C6AC9A6969485A25.tc05n03?id=1)) erfolgte plötzlich die Umbennenung von „Consulting“ in „Logistik“.

Nun fragt man sich, wann wurde denn der Kaufvertrag für die Ladenzeile unterschrieben – vor oder nach Februar 2013?!

Diese Frage kann nur die Hausverwaltung – die Wohnungs-Verkehrs-Wacht – plausibel beantworten. Sie bemüht sich redlich, den entstandenen Schaden zu mindern. Immerhin konnte erreicht werden, dass das Leuchtreklamenschild „TØNSBERG“ über dem Eingang abgenommen werden musste. ((http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Ultimatum-an-Thor-Steinar-Laden)) Zudem will die Hausverwaltung mit den anderen Eigentümern vor dem Amtsgericht Hannover gegen den Miteigentümer klagen. Ein überaus kluger Schachzug ist es, die Denkmalschutzbehörde über die Plastik-Milchglas-Scheibe vor den Fensterscheiben des Thor Steinar Ladens zu informieren. Diese haben die Ladenbetreiber angebracht, um die Glasscheibe vor Beschmutzungen und Steinwürfen zu schützen. ((http://www.haz.de/Hannover/Aus-den-Stadtteilen/Ost/Eigentuemer-pruefen-Klage-gegen-Thor-Steinar-Laden-in-der-List))

Aber der Weg durch die Gerichts- und Behördeninstanzen wird lang werden. Soviel steht fest.

„Schwarmintelligenz“ mit „Laterne“

Fest steht allerdings auch, dass sich seit der Eröffnung am 12. September 2013 massiver Widerstand regt. Fünf Tage später formierte sich bereits das Bündnis „Gegen rechten Lifestyle in Hannover“. ((https://www.facebook.com/gegenrechtenlifestyleinhannover)) Demonstrationen im Oktober und November sowie eine Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung im nahe gelegenen Sheraton-Hotel, im Dezember, wurden initiiert und aktiv beworben. Hinzu kommen unermüdliche Aktivisten, die jeden Samstag mit einem „Stand“ vor dem Thor Steinar Laden stehen und demonstrieren. Zu wechselnden Zeiten kommen sie angeschwärmt, damit sich das Thor Steinar Team nicht darauf einstellen kann.

Davon einmal abgesehen, zieren die Spuren von zahlreichen Farbbeuteln mittlerweile die Fenster und die Außenwände des Ladens. Thor Steinar hat seinerseits mit einer Videoanlage „aufgerüstet“. Die Nerven liegen blank – verbale Attacken eingeschlossen. Alles unter den Augen der Polizei, die zu Deeskalationszwecken erscheint, während von der anderen Straßenseite die Thor Steinar Fraktion mit Hightechkameras fotografiert, um die Aktivisten in ihren Kreisen und Foren bekannt zu machen. Das ist keine wirklich schöne Situation.

Daher wirkte es fast anrührend, als Ende November ein Kinderlaternenumzug die „Podbi“ hinterzog, um vor dem Thor Steinar Laden zu demonstrieren. ((http://www.neuepresse.de/Hannover/Meine-Stadt/Mit-Laterne-gegen-Rechts-Thor-Steinar-Protest)) Begleitet von einem Spielmannszug, mit selbstgebastelten Laternen machten die Bewohner der „List“ von ihrem Grundrecht auf Versammlungsfreiheit lautstark Gebrauch. Wie hoch die Eskalationsgefahr jedoch staatlicherseits eingeschätzt wurde, verriet die starke Polizeipräsenz. Junge durchtrainierte Polizeibeamte in Kampfanzügen begleiteten den Zug. Der Autor dieses Beitrages konnte sich persönlich ein Bild der Situation machen und empfand die Polizeipräsenz als beruhigend und befremdlich zugleich. Es waren ja nur Kinder mit ihren Eltern, zum Teil in Buggies und mit Laufrädern. Ein Teil der Kleinen soll verschreckt reagiert haben. Beamte in Zivil hätten eventuell auch ihren Zweck erfüllt, aber der Staat hatte sich entschlossen Präsenz zu zeigen. Bei aller geäußerten Kritik, das ist verständlich. Nicht auszudenken, wenn die Situation außer Kontrolle geraten wäre.

Laternenumzug  gegen Thor Stinar Hannover

...und nun?

Thor Steinar kann nicht als Lappalie abgetan werden. Es ist zwecklos zu glauben, es träfe immer nur die anderen Städte und Gemeinden. Die Hintermänner von Thor Steinar fordern den Staat systematisch heraus. Was als „Klitsche“ im Osten der Republik begann, hat sich zu einer ernstzunehmenden Bedrohung für unsere Zivilgesellschaft entwickelt. Um die Marke Thor Steinar ist ein Netzwerk entstanden, das von der Schweiz aus professionell agiert und sowohl in finanzieller als auch in administrativer Hinsicht straff geführt wird. Hier sind keine Dilettanten am Werk und das macht die Sache so gefährlich.

1 Kommentar

  1. Guter Artikel, sorgfältig recherchiert.

    Die Modemarke ist ja vielen schon lange ein Ärgernis, aber mit Rechts lassen sich halt offensichtlich immer (noch) gute Gewinne machen. Jedenfalls umfasste die Datenbank der Drecksklamotten-Firma 2009 mehr als 50.000 Kundennamen:

    30.12.2009

    http://aargb.blogsport.de/2009/12/30/thorsteinarde-gehackt-54400-datensaetze-online/

    Zitat:

    Der 26. Kongress des Chaos Computer Clubs (CCC) knackte vor kurzem die Kundenbank des Onlineversandshops „thorsteinar.de“, wobei über 54.400 Einträgen veröffentlicht wurden.

    Viel beachtete Gegenaktion der Jusos Mecklenburg-Vorpommern:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Storch_Heinar

    Zitate:

    „Storch Heinar ist ein Modelabel, das die Jusos Mecklenburg-Vorpommern als satirische Auseinandersetzung mit der Bekleidungsmarke Thor Steinar betreiben.“

    „2011 wurde das Buch Mein Krampf von Storch Heinar veröffentlicht, das mit 18 Kapiteln auf 88 Seiten eine Parodie auf neonationalsozialistische Zahlensymbolik und Adolf Hitlers Mein Kampf darstellt.“

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