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Präsident Barack Obamas Rede in der UNO wurde von allen elektronischen Medien in Israel live übertragen und simultan ins Hebräische übersetzt. Reporter, Rechtsexperten und sogar Außenminister Avigdor Lieberman gaben erste Kommentare ab…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 21. September 2011

„Die Rede Obamas packe ich mit beiden Händen“ sagte der Außenminister in einem Statement in New York. Alan Baker, ein ehemaliger Rechtsberater des israelischen Außenministeriums, zählte vor allem Punkte auf, die Obama nicht erwähnte. So kamen weder wie „Linie (Grenze) von 1967“, noch ein Gebietsaustausch  oder die israelischen Siedlungen in den besetzten Gebieten vor. Aus guten Gründen habe Obama den Weg von Südsudan beschrieben, das sich erst nach viel Gewalt, langen Verhandlungen und nach der Staatsausrufung an die UNO gewandt habe, um Mitglied zu werden. Indirekt habe Obama so die Palästinenser kritisiert, den umgekehrten Weg zu gehen.

Dann habe Obama in aller Ausführlichkeit die Umstürze im Rahmen des „Arabischen Frühlings“ in Tunesien, Libyen, Ägypten, Syrien und anderen Ländern beschrieben, ehe er zum Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern überging.

Reporter bemerkten, dass Mitglieder der palästinensischen Delegation, besonders Chefverhandler Saeb Erekat, während der Rede Obamas einen „Gesichtsausdruck der Unmut“ gezeigt hätten. Ein ehemaliger palästinensischer Minister Kadura Fares, sagte in Ramallah nach der Rede Obamas, dass die USA „in der ganzen arabischen Welt schwere Verluste“ erleiden würden, falls sie gegen die palästinensische Initiative im Sicherheitsrat ein Veto einlegen sollten. Er sagte das auf Hebräisch einem israelischen Fernsehteam, das auf dem Weg zum Stadtzentrum von Ramallah „attackiert“ worden sei. Das Team habe beobachtet, wie eine amerikanische Flagge in Ramallah verbrannt worden sei. Fares verurteilte „jegliche Verbrennung von Flaggen“.

Andere israelische Reporter berichteten live aus Ramallah, von einer „idyllischen Ruhe“, viel weniger Menschen auf den Straßen bei den Feiern, als angekündigt und weiteren Treffen zwischen hohen israelischen und palästinensischen Offizieren. Beide Seiten rechnen mit Ruhe, obgleich einzelne Gewaltausbrüche befürchtet werden.

(C) Ulrich W. Sahm / haGalil.com

18 Kommentare

  1. @Y
    Der beste menschenfeindlicher Kommentar! Super! Aber sie liegen falsch. Die Palästinenser sind doch in ihrem eigenen Land, eigentlich oder? Was sollen die in Deutschland?

    • @ Yo

      nach Ihrer verqueeren und volksverhetzenden Einstellung müsste es dann aber auch heissen, dass die jüdischen Israelis komplett in die USA einwandern müssten. Denn schliesslich liebt sie niemand so wie die amerikanischen Christen.

    • Liebe(r) …
      Das mit dem eigenen Land  ist so eine Sache für ein „Volk“, das es erst seit einem halben Jahrhundert gibt. Dass in einigen Städten in Samaria auch Araber seit einigen Jahrhunderten leben, bestreitet ja keiner. Dass in ebensovielen Städten seit fast 2000 Jahren eine kontinuierliche jüdische Besiedelung besteht, wird weitgehend ignoriert. Wer hat das Land den Arabern gegeben? Warum haben sie es 1948 nicht genommen? Wer war vorher da? Sind die Araber wirklich Nachkommen der Jebusiter, die Jerusalem vor der Eroberung durch König David bewohnt haben? Oder sind sie Nachkommen der Philister (oder der Phönizier) ? Es ist eine wirklich interessante Frage: Wem gehört das Land? Und warum können nicht alle Volksgruppen in Samaria friedlich zusammenleben, wie es ja weitgehend in Israel selber funktioniert?  Fragen, die beantwortbar sind – aber ob sie auch helfen, den Konflikt zu beenden?
      Shalom, Reinhard

  2. @ riciano

    Es ist zu unterscheiden zwischen politischen/nationalen und geografischen Bezeichnungen. Zum Beispiel gehört der Persische Golf durchaus nicht allein dem Iran und der Mexikanische nicht nur Mexiko usw.

    Palästina als geografische Benennung, die der Völkerbund benutzte und was die  Briten praktischerweise für das ihnen als Mandat übergebene Gebiet  zu gebrauchen hatten, ist heute veraltet. Genau wie Levante u.ä. 

    In einem Gesetz von 1925 sollte vom Legislative Council (gesetzgebenden Rat, bestehend aus 10 der wichtigsten Beamten und 12 Abgeordneten und dem HC (High Commissioner) die Staatsangehörigkeit der im Mandat Lebenden geregelt werden. Die arabische Seite sperrte sich. Das Gesetz wurde dennoch beschlossen und gültig.

    Demzufolge verlor die Staatbürgerschaft, die nicht direkt an Präsenz der Mandatsmacht gebunden war, wer eine andere annahm. 

    Also: die Jüdinnen und Juden verloren sie mit Ausrufung ihres Staates. Ebenso lief es bei Jordanien. 

    Umgekehrt blieben alle, die palästinensische Pässe hatten, waschechte PalästinenserInnen, solange sie eben nicht eine Staatsangehörigkeit annahmen.

    Das könnte mensch genüsslich ausspinnen: Staatsangehörige ohne Staat? Gibts das? Scheint so 🙂

    Mal gucken, was jetzt so passiert in der UNO. 

    @ M.M.

    Auch du verwechselst was. Staat heißt njicht Regierungsform, das kann alles sein, von Anarchie bis Diktatur samt sämtlichem Dazwischenliegendem mit unterschiedlicher Wertigkeit. Es kann  Regierungen ohne Staat geben, z.B. „Exilregierungen“, aber auch sowas wie es die PalästinenserInnen jetzt haben mit eingeschränkten und von Israel wahrgenommenen Aufgaben, wie es ja auch ähnlich in Koloniegebieten lief, und Staaten ohne Regierung, wie derzeit Somalia. 

    Und von wegen Gewaltenteilung, Grundbedingung  in einer Demokratie? Da glaubt die PA, sie sei eine solche in den 16 Gouvernements, Realität mal höflich ausgeklammert…. 

    Währung? Warum sollte der Schekel nicht beibehalten werden? Es gibt mehrere Staaten, die keine eigenes Geld haben. Das kann jederzeit geändert werden. Ist keine Vorbedingung für eine Staatsausrufung.
     
    Viel wichtiger ist das Aushandeln mit Israel für eine nutzbare, für beide Seiten sichere Verkehrsverbindung zwischen jetzt noch Gazastreifen und  Westjordanland. Bisschen eigenartig, dass das so wenig thematisiert wird. Israel ist schleßlich nicht zwingbar, auch nicht per Völkerrecht (was auch immer das sein mag), ein Wegerecht einzuräumen. Ein  möglicher Weg über Ägypten und Jordanien aber wäre niemand zuzumuten.

  3. Wenn ich die Kommentare von Jane lese, wie „ich drücke den Palästinensern die Daumen“ etc. dann muss ich doch mal einen einfachen Lösungsvorschlag machen: Wie man hört sind jede Menge Leute aus Mecklenburg-Vorpommern und anderen Teilen der ehemaligen DDR ausgewandert. Das könnte man ausgleichen, indem man die Palästinenser dort ansiedelt. Das wäre endlich eine super Möglichkeit, aus der ganzen Bundesrepublik Umarmungsbusfahrten zu veranstalten. Hinfahren, raus ausm Bus, so viele Palästinenser wie möglich umarmen und küssen, wieder rein in den Bus und heimfahren. Welches Glück würde das doch dem durchschnittlichen Bürger bescheren! Ach ja, man könnte die Fahrten eigentlich als Kaffeefahrten veranstalten, T-shirts verkaufen etc. und auf ganz Europa ausweiten. Dann wären die Neusiedler auch finanziell versorgt. Und Israel hätte endlich seine Ruhe.

  4. Hey Leute,
    mal was zur Realität: Wird gemeinsam mit dem Staat auch eine neue Währung ausgerufen?
     
    Würd mich brennend interessieren, wie sich irgendjemand von denen irgendwas gedacht hat. Bisher klingt es so, als hätte sich niemand was gedacht in Palästina: weder zum Gewaltmonopol, noch zu sowas wie einer eigenen Währung. Es scheint so zu sein, dass sich die Palästinenser durch die UN-Abstimmung vor allem ein Wunder erwarten, dass sie davon befreit einen Staat aufzubauen.
    Ich habe wenigstens nichts informatives gefunden.

  5. @ Reinhard Stroh
     
    Wie auch immer das zu interpretieren sein soll, bitte, ich bite dich lass die Religion raus, in den falschen Händen – chistliche, islamische, jüdische und alle anderen auch – wird sie zu einem hasserzeugenden Instrument.

    • Ich wurde von einem jüdischen Cohen unlängst aufgefordert, nicht nur die Juden, sondern auch die Araber zu lieben. Das versuche ich als österreichischer Christ so gut es geht, umzusetzen – und dem Hass entgegenzuwirken.

  6. Hier noch eine Perspektive, die oft vergessen wird (Zitat aus 1. Mose)
    וַאֲבָרֲכָה מְבָרְכֶיךָ וּמְקַלֶּלְךָ אָאֹר וְנִבְרְכוּ בְךָ כֹּל מִשְׁפְּחֹת הָאֲדָמָה׃
    Und ich will segnen, die dich segnen, und wer dir flucht, den werde ich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde!
    (Ich hoffe, das hebräische Zitat ist korrekt, es stammt aus bibletext.com. Falls nicht, bitte ich um Nachsicht und Korrektur).
    Ich überlasse es dem geneigten Leser, zu beurteilen, inwiefern das für uns bedeutsam ist.
    Um ein Mißverständnis vornweg auszuschließen: Es geht mir hier überhaupt nicht um eine Ablehung der Araber, sondern es geht darum, die Haltung gegenüber Israel zu überprüfen.

  7. Obama und seine Orientrede in Kairo in der er Israel als Schuldigen und die PA als die Guten dargestellt hat, seine Zeit ist vorbei.
    Der schlimmste US Präsident aller Zeiten nicht nur für die Staaten auch in der Aussenpolitik. Was viele kenner aus den USA schon vorher wusten das Obama ähnlich wie Schröder in deutschland nur ein Show Man ist. Aber von Realpolitik und Wirtschaft  keine Ahnung hat.
    Der PA hat er Hoffnung gegeben ohne Frieden und Verhandlungen mit Israel ein Staat zu bekommen. Die Israelische Regierung hatte einen 10 Monatigen Baustop für Siedlungen eingehalten und die PA hat die Zeit schön ohne Verhandlungen verstreichen lassen.
    Da ist der Versuch in der UNO mit einem schwachen US Präsidenten erklärbar. Wobei die PA zum Schluss wie die Israelis zum Anfang im Regen stehen gelassen werden .

    Die nächsten US Präsidenten werden hoffentlich etwas genauer hinschauen wie Angekündigt wo die US Dollar bei der PA und Hamas hingehen. Und gegenfalls auch kürzen werden wenn Gelder missbracht werden gegen Israel.

  8. Es ist nicht die Schuld der Palästinenser, wenn die USA schon seit langem den Ruf als unparteiischen Vermittler verloren haben. Dass sich da viel Wut und Frustration angestaut hat ist wohl unvermeidbar. Aus gutem Grund haben die Palästinenser den Glauben an den Sinn von Verhandlungen verloren, musste man doch zu jeder Zeit an den ernsthaften Absichten der Israelis zweifeln, nutzten sie doch die dadurch gewonnene Zeit lediglich zu beschleunigten Siedlungsbau.
     
    Es ist jetzt 33 Jahre her, dass Arafat schon einmal den palästinensischen Staat ausgerufen hat und zwar JENSEITS der Grünen Linie. Damals gab es nur ganz wenige Siedler und im Glauben die Staatsgründung sei nah, nach der offiziellen Anerkennung Israels durch die PA vor 18 Jahren, bot er in der Hoffnung auf die baldige Staatsgründung den 100.000 israelischen Siedler das Recht zu bleiben an. Die Zahl der Siedler beträgt heute 500 000.
     
    Damals haben immerhin schon einmal über 90 Staaten der Erde Palästina in den 67er Grenzen anerkannt.
     
    Ich drücke den Palästinensern die Daumen. Natürlich würde eine Anerkennung ihre Situation nichts umgehend ändern, sie würde ihnen aber rechtlich neue Möglichkeiten und damit eine sehr viel bessere Verhandlungsposition geben – das ist längst überfällig.
     
    Dass die USA bei der Sache ihr Gesicht verlieren liegt in ihrer Verantwortung. Dass es ausgerechnet Obama ist, der da mit macht ist ein Trauerspiel. Ich denke er ist wohl ebenfalls sehr viel Druck ausgesetzt und sitzt zwischen allen Stühlen.

  9. Haben die USA erst mal das Veto eingelegt werden sicher eine Menge US-Flaggen brennen, womit sich das ganze Staatlichkeitstheater eindeutig gelohnt haben wird und die Feinde der USA und Israels werden Zulauf verbuchen. Würden die USA KEIN Veto einlegen, womit ich nicht rechne, ließe sich ebenfalls ein Kampf gegen Israel neu entfachen, denn dann handelte man ja in Übereinstimmung mit der UNO, wenn nicht gar in ihrem Auftrag. Das würde man sich vom Iran über die Türkei bis nach Ägypten etc. nicht zweimal sagen lassen. Das Ganze ist also in jedem Fall eine sehr beachtliche Propagandaleistung auf bereits gut bestelltem Boden. 

  10. Bitte sagt mir, dass Herr Sahm bzw. Lieberman sich einen hinter die Binde gekippt haben.
     
    Abgesehen von der Unverständlichkeit des Ausdruckes, eine Rede mit beiden Händen zu packen, stoßen mir die beiden letzten Sätze des ersten Absatzes sauer auf. Viel Gewalt, lange Verhandlungen und nach der Staatsausrufung Aufnahme in die UNO? Ist das nicht genau der Weg der Palästinenser? Umgekehrt würde es ja dann UNO, Staatsausrufung, lange Verhandlungen und erst dann Gewalt bedeuten, oder nicht? Aber Obama hat das ja zum Glück indirekt gesagt, will heißen irgendjemand interpretiert hier einen Stuß zusammen.
     
    Aber sollte der letzte Absatz stimmen, ist ja alles halb so wild.

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