Flammen vor Europas Haustür

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Die Sorge der Deutschen galt vordringlich in Nordafrika gestrandeten Pauschaltouristen, während in Tunesien der blutige Aufstand gegen die Regierung ausgebrochen war. Die Unruhen haben auf das führende und bevölkerungsreichste Land übergegriffen: Ägypten…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 26. Januar 2011

Korrupte und verkrustete prowestliche Staaten wie Marokko und Libyen könnten wie reife Äpfel ebenso in den Schoß der legitim um Freiheit kämpfenden Massen fallen, wobei in Ägypten und anderso die muslimischen Fundamentalisten, die Islamisten, am besten organisiert sind, am Ende die Macht zu übernehmen. Denn ein Vakuum gibt es nicht. Ist eine unbeliebte Regierung erst einmal abgeschafft, muss eine neue her. Im Libanon hat es jetzt die schiitische, von Iran unterstütze und von Syrien geförderte Hisbollah-Miliz geschafft, mit Nadscib Makiti den Regierungschef anstelle des vom Westen unterstützten “gemäßigten“ Saad Hariri zu stellen. Die Amerikaner hatten versucht, die Libanesische Armee mit Waffenlieferungen im Wert von 760 Millionen Dollar seit 2006 zu stärken, um den Libanon zu stabilisieren und der Parteimiliz der Hisbolla Stirn zu bieten. Doch die als „Terrororganisation“ eingestufte Hisbollah stellt mit ihren 60.000 Raketen und bestens im Iran ausgebildeten Kämpfern längst nicht nur die größte Macht im Libanon dar, sondern bedeutet sogar für den übermächtigen Nachbarn im Süden, Israel, eine strategische Gefahr. Beim östlichen Nahcbarn Israels, in Jordanien, mit einer Bevölkerungsmehrheit von70 Prozent unzufriedenen Palästinensern gingen schon Tausende auf die Straße. Und nicht zuletzt rumort es gefährlich in den Palästinensergebieten. Die 2007 im Gazastreifen an die Macht geputschte und ebenfalls von EU und USA als islamistische „Terrororganisation“ Hamas eingesstufte nutzt die vom TV-Sender Al Dschesira veröffentlichten Verhandlungspapiere des Mahmoud Abbas, um die prowestliche „gemäßigte“ Führung der Autonomieverwaltung in Ramallah zu diskreditieren und des Hochverrats am palästinensischen Volk zu bezichtigen. Hinzu kommt noch der seit Jahren andauernde Prozess der Zuwendung der Türkei weg von Europa und zu NATO zu islamischen Extremisten, zu Syrien und Iran.

Diese geballte Entwicklung vor der Haustür Europas ist noch nicht abeschlossen. Für Europa sind das keine politischen Prozesse in der Dritten Welt, jenseits der mit Mauern und Zäunen gegen Wirtschaftsmigranten abgeschotteten EU. Die türksichen Kopftuchträgerinnen bestimmen längst nicht nur in Istanbul und Ankara das Straßenbild, sondern auch in Berlin und im Ruhrgebiet. In Frankreich haben Millionen Migranten aus dem Maghreb schon das Potential, nicht nur Vororte von Paris in Flammen aufgehen zu lassen sondern als Wählermasse den Kurs der Republik mitzubestimmen. Im ach so toleranten Holland empfehlen Rabbiner den Juden, das Land zu verlassen, weil es wegen der vielen Araber und Moslems für sie zu gefährlich geworden sei.
Im Unterschied zur jüdischen und anderen Minderheiten im Europa der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts, als Hitler gar glaubte, die vermeintliche Überfremdung Deutschlands durch einen Massenmord zu bekämpfen, haben Moslems in Europa längst einen Machtblock geschaffen. Hinter ihnen stehen Nationen und Organisationen, die mit Geld, Einfluss, Terror und religiöser Gehirnwäsche, etwa durch die Entsendung von Imamen, davon träumen, Weltmacht zu werden und den dekadenten West zu Fall zu bringen. Der einflussreiche Prediger Scheich Qardawi hat schon vor Jahren gesagt, dass die Zeit gekommen sei, nach Konstantinopel nun auch Rom (also Weteuropa) zu erobern. Osama bin Laden ist mit El Qaeda nicht erst seit dem 11. September bemüht, den Westen aus den Angeln zu haben.

Die politischen Demonstrationen in Berlin oder Duisburg gegen Israel, die wachsende Zahl europäischer Konvertiten zum Islam, die sich in Pakistan zu Selbstmordattentätern ausbilden lassen und die Rede des türkischen Premiers Erdogan in Düsseldorf konfrontieren die Europäer mit einer akuten Gefahr für den Bestand ihrer Traditionen und Wertegesellschaft. Die Türkei will Weltmacht im Stil des osmanischen Reiches unter Einbezug des Iran und arabischer Staaten werden. Bin Laden will den Westen zerstören. Diesem Sog werden sich auf Dauer die längst in Europa unter sich lebenden Moslems nicht entziehen können. Die Flammen vor der Haustür Europas glühen auch schon im Keller des Hauses. Muhammad Atta, der in Hamburg nur ein Schläfer war und dann den 11.9. in den USA veranstaltete kann da als Symbol für viele andere Fälle stehen. Der sogenannte kleine Satan Israel war bisher ein Bollwerk, das durch seinen Kampf gegen Islamisten auch Europa schützte. Jetzt droht ein unvorhersehbares Szenario noch viel größeren Ausmaßes, das Europa ganz direkt von innen her treffen kann. Aus ganz eigenem Interesse sollten die Entwicklungen in Ägypten, Libanon, Jordanien und anderen Ländern der Region sehr genau beobachtet werden.

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com

6 Kommentare

  1. Der zweite Abschnitt ist pure pauscalisierung und Hetze, einfach nur wiederlich und unertraeglich. Wenn das einer ueber Menschen Juedischnen Glaubens in Deutschland geschrieben haette, wuerde man in sofort aus dem Verkehr ziehen.
    Der Sahm kuschelt hier mit beruehmte „Persoenlichkeiten“ die ein aehnlichens „Stil“ haben….Ein Geert Wilders, David Irving, Terry Jones oder gar Goebbels haetten es nicht besser als ..pardon schlimmer formulieren koennnen.

     

  2. Nein, nein stimmt gar nich. Die überwätigende Mehrheit der Muslime strebt nach säkularen, laizistischen politischen Systemen. Da die Menschenrechte die Religionsfreiheit garantiert, haben ca. 80 Prozent der Muslime gar keine Lust mehr auf diktatorische Machthaberei und Gewaltherrschaft. Die Leute in Tunesien und Ägypten sind nicht dumm, sie leben im 21 Jahrhundert und wissen, wo sie sich befinden, auf einem ziemlich kleinen Planeten mit 12.000 Kilometer Durchmesser. Wenn wir weiter auf diesem, sich um die Sonne drehendem, Miniatur Planeten existieren wollen, müssen wir langsam an die Kernproblematik rangehen. Die Auflösung kriegstreibender Machtstrukturen. Dazu ist Aufklärung notwendig, die man aus dem Humanismus der französischen Revolution lernen kann. Von „Deutschland“ kann man in dieser Hinsicht nichts lernen, mit dieser krankhaften Ordnungs und Sicherheits Pathologie und dem schändlichem Holocaust Industrie Eliten, wohl aber von Frankreich, wo die Leute von solch „Vichy“ und Ben Ali Befürwortern wie „Sarkozy“ auch die Nase gestrichen voll haben. Also keine Angst, wir arbeiten alle für die Menschenrechte, und die sollten sich international durchsetzen. „Nieder mit dem Krieg“

  3. @willow
    Ich würde sagen ein „Schulterschluss“ der Türkei mit den Bösen wäre wohl ähnlich vereinbar wie die Zusammenarbeit der zweitgrößten Demokratie nach westlichen Standarts, den USA, mit Saudiarabien ,Ägypten,Jordanien, Pakistan , ehemals Saddam Hussein und sogar Stalin.Ob ein Land  nun mit „Schurkenstaaten“ aus wirtschaftichen Gründen und/oder geopolitischen gemeinsame Sache macht oder nicht ,lässt nicht auf die Demokratietauglichkeit des Staates schließen ,denn nicht jedes Land ,dass sich dem Westen unterwirft ist gut zu seinen Bürgern und nicht jedes Land ,das auf Eigenständigkeit beharrt eine Diktatur. Die Politik ist kein Ort der Träume ,sondern des Realismus und ich glaube auch nicht das im Kriegsfall die Türkei Syrien oder Iran beistehen würde ,es hat aber nun mal seine Gründe (z.B. Kurdenfrage) ,die es dazu veranlassen über den Tellerrand hinauszuschauen.
    Zum Thema Frankreich : Wenn die „Franzosen“ Immigranten als nicht mit der Demokratie vereinbar sehen und gebürtige Bürger Frankreichs auf Grund eines eigenen Fehlers im frühren Umgang mit den Nordafrikanern (Ich denke mal ,dass die Vororte voller Nordafrikaner  sind ,liegt nicht nur daran ,dass Algeriern die Stadtluft nicht bekommt) als Schädigung der französischen Republik und Demokratie ansehen , ist Frankreich auch ganz ohne „Ausländer“ auf den Weg nach unten.
    Und so sehr ich ihre Meinung respektiere ,ich persöhnlich glaube nicht ,dass Moubarak lebend aus dem Amt scheiden wird wie sein Kollege in Tunesien ,sondern bis zum letzten Atemzug sein Amt halten wird (einem Attentat fällt für gewöhnlich auch kein Freund Amerikas zum Opfer), sodass die säkulare Diktatur (die sie anscheinend höher schätzen als eine islamistische,die bisher auch nicht viel  schlimmere Gesichter gezeigt hat ,wie alle anderen auch) wohl fürs erste erhalten bleibt. Umso mehr als das man nicht gerade viel Beteiligung der Muslimbrüder zu bemerken scheint ,denn sonst würde man sich wohl kaum vor Berichten darüber retten können (Gefahr verkauft sich besser) und Moubarak wohl keinen Zufluchtsort finden kann (zu seinem Pech war Ägypten immer Haupziel fliehender Autokraten in der Gegend ,wie Numeiri oder  Schah ) und die Armee und die Polizei sich bisher „relativ“ loyal verhalten.

  4. @jsd
     
    Sie sollten vielleicht wirklich mal einen ausgedehnten Spaziergang durch *die* Pariser Vororte unternehmen – vielleicht bekommen sie dann eine vage Ahnung davon, warum eine andauernde oder sogar zunehmende Zuwanderung aus Nordafrika nicht ausschließlich als Bereicherung wahrgenommen wird. Es gibt durchaus Franzosen, die sich an den Gazastreifen erinnert fühlen – der ja sehr schön zeigt, daß demokratische Bewegungen im arabischen Raum *durchaus* zu einer fundamentalreligiösen Diktatur führen können. Auch im Iran kämpfte seinerzeit ein breitgefächertes Bündniss gegen das Schah-Regime – wobei die religiösen Fanatiker es nach dem gemeinsamen Sieg sehr schnell geschafft haben, ihre Bündnisspartner zu liquidieren…
     
    Ich habe große Hoffnungen, daß Tunesien nicht eine solche Entwicklung nimmt, sondern einen Weg findet, der ein faires, pluralistisches und demokratisches Mireinander ermöglicht – aber z.B. in Ägypten sehe ich eher eine Entwicklung von einer Militärdiktatur in eine fundamentalreligiös-militante Diktatur ähnlich dem „Hamas-Staat“ Gaza.

     
    Zum Thema Türkei ließe sich einiges sagen, aber können sie erläutern, wie ein enger Schulterschluss mit Syrien und dem Iran (inklusive militärischer Kooperation) , zwei Ländern die ja nicht gerade als Musterbeispiele für Demokratie gelten, sich mit einem geplanten Beitritt der Türkei zur EU vereinbaren läßt?

  5. Muslime scheinen nach diesem Artikel pauschalisiert als Gefahr für das ganze Abendland zu gelten (urplötzlich) ,noch schlimmer sogar scheinbar Bürger geworden zu sein und haben auch noch das gleiche Wahlrecht wie „ethnische“ Europäer und Juden ,sodass die bösen Maghrebin in Frankreich sogar Einfluss auf die Politik in Frankreich ausüben… als Bürger Frankreichs.Doch mir ist irgendwie nicht klar ,was jetzt der genaue Grund ist eine zum Beispiel  ägyptische Demokratie noch vor ihrer Entstehung zu verteufeln ,nur weil möglicherweise die Muslimbrüder an der Regierung beteiligt werden könnten. Und die Türkei als Oberbösewicht der nun eine neootttomanische Weltmacht werden will ,was Herr Sahm daraus schließt ,dass die (demokratische) Türkei das vollbringt was Israel noch nie vollbracht hat und vermutlich so schnell  auch nicht wird … die Normalisierung ihrer Beziehungen zu den Nachbarländer und einer über  4 Jahren alten Rede, ist ,finde ich, wie der Verweis auf radikalislamische Gruppierungen, ohne klaren Zusammenhang zu den Entwicklungen in den arabischen Ländern, wo in den Rebellionen Islamisten wie Türken offensichtlich keine besondere Rolle (bisher) spielen. Da sowohl die Araber hier in Deutschland nicht mehr als 700000 sein dürften und die deutschen Medien vorrangig über „deutsche “ Probleme berichten ,wie die erhöhte Gefahr in einst beliebten Urlausbzielen ,verstehe ich auch nicht ganz die (hoffe ich mal) Kernthese und scheinbaren Vorwurf des Artikels  ,dass in Deutschland bzw. Europa wenig Interesse für die Entwicklunen in Nordafrika herrscht. Danke schon im Vorraus demjenigen der mein Unverständnis aufklärt.

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