Was ist eigentlich ein Nazi? – Gedanken über eine vielverwendete Bezeichnung

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Nein, liebe Leser, ich beabsichtige keineswegs Sie mit dieser, möglicherweise als pietätlos empfundenen, Frage ‚auf den Arm nehmen‘ zu wollen, ich stelle nur die simple Frage nach dem Gehalt eines Begriffs, den wir alle kennen und den manche von uns häufig benutzen. Aber, was präzise soll oder muss man sich in Deutschland unter „Nazi“ vorstellen?…

Von Robert Schlickewitz

Als ich Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre in München Geschichte studierte, wurden wir Studenten in Einführungsvorlesungen auf häufig gebrauchte Begriffe sowie Schlagworte und deren Verwendung hingewiesen und wurde uns eingeschärft Begriffsabgrenzungen gegen verwandte oder vermeintlich ähnliche Worte zu betreiben. Lieber eine Definition zu viel als eine zu wenig, war die Devise unseres nicht mehr ganz jungen, aber wohlwollenden Profs gewesen.

Blättern wir also in diversen Nachschlagewerken nach, in der Hoffnung beim Begriff „Nazi“ zufriedenstellend fündig zu werden und mit dem Ziel, am Ende eine allgemein gültige Definition von „Nazi“ zur Verfügung zu haben, mit der jedwede weitere Diskussion zu diesem Thema obsolet wäre.

 Der Große Brockhaus, 15. Auflage, 1932:

„Nazi, südd. Kurzform zum Namen Ignaz.“ (südd. = süddeutsch, RS); somit wäre also auch der Historiker J. J. Ignaz von Döllinger ein „Nazi“.

 Der grosse Brockhaus, 16. Aufl., 1953:

Enthält das Stichwort „Nazi“ nicht.

Der Grosse Herder, mehrbändig, 5. Aufl. von 1955:

Kommt gleichfalls ohne dieses Stichwort aus.

Erich Bayers „Wörterbuch zur Geschichte“ erschienen im renommierten Stuttgarter Kröner Verlag, 4. Aufl., 1974/1980:

Verzichtet auf einen Eintrag zu „Nazi“.

Meyers Enzyklopädisches Lexikon, 9. Aufl., 1976/78:

Nazi, Kurzform von Nationalsozialist (abwertend).“ – Glaubt der Lexikonredakteur im Ernst man könne „Nationalsozialist“ noch abwerten?

Die Enzyklopädie des Nationalsozialismus, herausgegeben von den Spitzenleuten Wolfgang Benz, Hermann Graml und Hermann Weiß, 3. Aufl., 1997/98:

Informiert generell recht gut, nur zu „Nazi“ fiel der Redaktion nichts ein.

Gerhard Taddeys „Lexikon der deutschen Geschichte bis 1945“, ebenfalls Kröner Verlag, 3. Aufl. 1998:

Ist der Überzeugung „Nazi“ nicht näher erläutern zu müssen.

Das Goldmann Lexikon in 24 Bänden aus dem Lexikographischen Institut von Bertelsmann von 1998:

Glaubt auf eine Definition von „Nazi“ verzichten zu können.

Die Zeit. Das Lexikon in 20 Bänden von 2005:

Empfindet ebenfalls keinen Bedarf für eine Begriffsklärung von „Nazi“.

Die Brockhaus Enzyklopädie in 30 Bänden, 21. Aufl., 2006:

Kennt das Stichwort „Nazi“ nicht, hält jedoch unter „Nazigold“ den Verweis auf „Raubgold“ bereit.

Fehlanzeige also bei den allgemeinen Nachschlagewerken und den Handbüchern zur Geschichte. Wenden wir uns daher einem Wörterbuch der deutschen Sprache zu, beispielsweise

dem Wahrig – Deutsches Wörterbuch, Ausgabe 1986/88:

Nazi (m. 6; abwertendes Kurzwort für) Nationalsozialist“; schon wieder diese semantische Kuriosität wie beim Meyer von 1976/78.

Und das Ausland, hat es mehr Mut einen Begriff zu erläutern, den genau zu definieren, doch von großer Bedeutung wäre, angesichts der mit „den Nazis“ verbundenen Gräuel des 20. Jahrhunderts?

Gran Diccionario Enciclopedico Plaza & Janes heißt eine 12bändige spanische Enzyklopädie aus dem Jahre 1976 (5. Aufl.):

Nazi  adj. com. Nacionalsocialista. apl. a pers., u. t. c. s.”; gewöhnlich ein Adjektiv also für „Nationalsozialist“, das auf Personen angewendet wird und auch als Substantiv gebraucht werden kann.

Die Encyclopaedia Britannica von 1959 bietet geringfügig mehr an Informationen:

Nazi, a popular abbreviation for a member of Adolf Hitler’s National Socialist German Workingmen’s party (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei, commonly designated by its initials NSDAP). The nickname originated from the German pronunciation  of the first two syllables of ‚National‘. (See National Socialism.)“

Summa summarum kommt man zum Schluss, dass es wohl jedem selbst überlassen bleibt, was er unter „Nazi“ versteht, oder damit bezeichnen will, solange es noch keine endgültige Festlegung auf eine und eine einzige Bedeutung dieses Terminus‘ gibt.

Zu meinen Zeiten als Student galt, so jedenfalls gemäß einem weiteren meiner ehemaligen Professoren, das nur der Begriff als determiniert anzusehen ist, der auch im Brockhaus (oder einem anderen anerkannten Nachschlagewerk) steht. Da sich die Zeiten inzwischen geändert haben und Brockhaus an Reputation und Bedeutung eingebüßt hat, könnte man sich an Wikipaedia orientieren –  oder nicht. Ein Blick wert ist deren Eintrag zu „Nazi“ allemal.

Spekulationen darüber, warum noch keine allgemeingültige Begriffsbestimmung für „Nazi“ vorliegt, führen früher oder später zum, von mir als verlogen angesehenen, nicht tabufreien Umgang der Deutschen mit ihrer Geschichte und deren Unfähigkeit diese offen und ehrlich zu ‚bewältigen‘.

57 Kommentare

  1. Der Begriff „Nazi“ stammt historisch betrachtet aus der Ursprungszeit, der „Münchener Zeit“ des Nationalsozialismus. Bis dato galt dieses Wort als Koseform von „Ignatius“, eines in Bayern gewöhnlichen Namen. Als bezeichneten Spitznamen und Kurzform wählte man diese als familiär und bayerisch- volkstümlich empfundene Abkürzung. Seitdem hatte sich „Nazi“ als Kurzform für Nationalsozialist in den Sprachgebrauch eingebürgert.

    Kurzformen und Bezeichnungen sind keine willkürlichen Erscheinungsformen; sie sind in einen historischen Kontext eingebunden. In der Geschichte sollten zwar wissenschaftliche Begriffe klar erfasst werden und innerhalb einer Argumentation auch widerspruchsfrei dargelegt werden. Aber wie eine naturwissenschaftliche Formel lassen sie sich nicht definieren.

  2. AN „her“
    Vielen Dank!
    Endlich ein Mensch der lesen kann!
    Endlich ein Mensch der ohne Selbstdarstellungsneurose eine Frage beantworten kann.
    Mir bleibt nichts anderes übrig als DANKE zu sagen.

    DANKE DANKE DANKE DANKE DANKE DANKE DANKE DANKE DANKE DANKE

  3. @ Jane
    Ihre Kritik ist insofern berechtigt, als ich in meiner Definition vielleicht nicht klar genug zwischen Kollektiv- und Individualbegriff unterscheide – d.h. eine *Mehrheit* der Deutschen hätte das Naziregime beseitigen sollen. Es wäre tatsächlich anmaßend und realitätsfremd, einer Minderheit oder gar einem einzelnen vorwerfen zu wollen, daß ihr/ ihm das Unmögliche bzw. Unzumutbare nicht gelungen ist. Ich glaube, in den Anfangsjahren hätte evtl. noch eine Chance auf erfolgreichen Widerstand bestanden… sobald (und solange) eine Diktatur jedoch etabliert ist, ist dies i.d.R. nur noch unter Einsatz des eigenen Lebens möglich.

    Ich sehe den „Nazi“-Begriff daher v.a. als *Chiffre*, die den Moment und den Umfang bezeichnet, in dem man schuldig, also zum Täter wird. Mir geht es nicht darum, Schwarz-weiß-Etiketten zu verteilen nach dem Motto „schuldig/ unschuldig“, „Nazi/ Nicht-Nazi“: Auch „echte“ Nazis waren ja nicht 24 Stunden am Tag, 12 Jahre lang nur Nazis. Auch hier gab es ambivalente Persönlichkeiten, gab es eine persönliche Entwicklung und Entscheidungssituationen, vor die der eine gestellt wurde und der andere nicht. Letztlich ist es also die Tat (bzw. Nicht-Tat) in einer Situation, in der es auch eine Alternative gegeben hätte, die den Nazi vom Nicht-Nazi unterscheidet – und in der sich seine Gesinnung manifestiert.

    Mir erzählte einmal ein Mann, der als Kommunist im KZ war, daß seine Frau einem russischen Kriegsgefangenen oder KZ-Häftling, der zu Aufräumarbeiten nach einem Bombenangriff eingesetzt war, einen Teller Suppe gegeben habe… Er küßte ihr die Hände dafür – es muß eine sehr ergreifende Szene gewesen sein, die den alten Mann, der sie selber gar nicht erlebt hatte, Jahrzehnte nach dem Kriegsende noch bewegte. Natürlich entscheidet nicht (nur) ein Teller Suppe über Nazi oder Nicht-Nazi. Aber es gab viele solcher Gelegenheiten, in denen man sich auch anders hätte verhalten können, ohne gleich das eigene Leben dabei zu riskieren und es geht darum, wie sowohl der einzelne als auch die Mehrheit der Deutschen sich in der Mehrheit dieser Situationen verhalten haben.

  4. @gosi:

    Es gibt verschiedene Formen um Begriffe sprachlich zu kürzen. Handelt es sich um einen „technischen“ Ausdruck wählt man (im Deutschen) meist jeweils die ersten (oder ersten zwei) Buchstaben (z.B.: United Nations := UN). In diesem Fall spricht man von einer Abkürzung. Bei Abkürzung gibt es darüberhinaus die Regel (welche aber nicht durchgängig ist), dass man die Initialen als Buchstaben und nicht als ihren Klang liest, d.h. „UN“ wird als „u-en“ und nicht als „un“ gelesen.

    ABER bei den meisten Verkürzungen (oder ähnlichen Phänomen, wie Verballhornungen, Koseformen, etc.) handelt es sich nicht um Abkürzungen, sondern um Ausdrücke, welche nicht nach rein technischen Gesichtspunkten gestaltet werden, sondern bei denen andere sprachliche Eigenschaften oder Assoziationen eine Rolle spielen. Diese Art von Verkürzungen werden auch als vollwertige Worte verstanden und genutzt. Bsp.: Das Autokennzeichen von „Ludwigshafen am Rhein“ verwendet die (technische) Abkürzung „LU“, sprich „el-u“; gleichzeitig ist in der gesprochen Sprache in Ludwigshafen die sprachliche Verkürzung „Lu“, sprich „lu“ im Umlauf.

    Bestes Beispiel hierfür sind Koseformen von Vornamen; hier können regionale Vorlieben, persönliche Eigenschaften (Herkunft, Geschehnisse,…) oder auch die Haltung zu der Person eine Rolle spielen. Daher kann „Peter“ dann auch zu „Pe“, „Pit“, „Piet“, „Petze“, o.Ä. werden, oder aus „Alexander“ kann „Alex“, „Ali“, „Sascha“, o.Ä. werden.

    Im Falle von „Nazi“ handelt es sich zwar um eine (irgendwie geartete) Verkürzung, aber NICHT um eine Abkürzung, welche festen Regeln folgen würde und die nicht als Wort, sondern als Sequenz von Buchstaben gelesen würde. Die Abkürzung von „nationalsozialistisch“ lautet von daher auch nicht „Nazi“, sondern „NS“, sprich „en-es“. Es hätte sich von daher auch statt „Nazi“ sagen wir mal „Naso“, „Nisolist“, „Nisist“, „Nist“, „Nasost“, o.Ä. durchsetzen können. Eine feste Regel gibt es hierfür nicht.

    Bei der Verkürzung insbesondere von ideologischen Begriffen spielen allerdings in besonderen Maße Assoziationen aber auch die Haltung eine Rolle. Im Falle von „Nazi“ spielt vor allem die Assoziation mit „Sozi“ eine Rolle, daher auch „Nazi“ und nicht (bsp.) „NaTi“ (was ja bei „naTionalsozialistisch“ näher läge). Wie der Begriff „Sozi“, so war auch der Begriff „Nazi“ eine pejorative Fremdbezeichnung und die Verkürzung sollte vermutlich klanglich „unangenehm“ und „hart“ klingen. Evt. spielten auch Assoziationen mit Koseformen wie „Bazi“, „Basti“, „Spezi“, „Spatzi“, etc. eine Rolle.

    Lange Reder, kurzer Sinn: Es gibt bei sprachlichen Verkürzungen mit Ausnahme (technischer) Abkürzungen, keine Regeln dafür, was sich durchsetzt. Von daher kann es zwar vorkommen, dass man persönlich eine andere Verkürzung wählen würde, berufen kann man sich darauf jedoch nicht. D.h. „Nazi“ ist im Gegensatz zu „Naso“ korrekt, da „Nazi“ von einer großen Zahl an Sprachnutzern verstanden wird, „Naso“ jedoch nicht.

  5. NOCHMAL BITTE GENAU LESEN!

    gosi
    ×›“×— בטבת ×”’תש“×¢ (Januar 14th, 2010) at 17:55

    Ich brauche einmal eure Hilfe.
    Nationalsozialist oder Nationalsozialismus würde ich immer mit “NASO” aber niemals mit NAZI abkürzen!
    Wie seht Ihr das?
    Vielen Dank für Eure Mail´s.
    Keiner hat bisher meine Frage beantwortet, sondern immer nur seine Meinung zu NAZI kundgetan.
    Könnt Ihr nicht mal eine einfache Frage beantworten, ohne gleich in Selbstdarstellung zu zerfließen?
    Also nochmals meine ganz einfache Frage:
    Nationalsozialist oder Nationalsozialismus würde ich immer mit “NASO” aber niemals mit NAZI abkürzen!
    Wie seht Ihr das?

  6. „Auch die Kinder und Enkel der Täter wissen oft nichts oder sehr wenig von der Vergangenheit ihrer Familienangehörigen…“

    „In den 50ern sind viele Deutsche schlicht und ergreifend verstummt und dies betraf auch den engsten Familienkreis, wo die Kinder nichts von der Vergangenheit ihrer Eltern erfuhren.“

    Was meine Feststellung, dass es sich bei unserer bundesdeutschen Gesellschaft um eine verlogene Gesellschaft handelt, nur zu deutlich unterstreicht!
    Danke, dass Sie mir auch noch mit Ihren eigenen Worten zustimmen.

    RS

  7. @Robert Schlickewitz

    ‚Darmlange Wortwürste!‘

    die Art und Weise, wie sich Ihre Unfähigkeit einen Fehler einzugestehen manifestiert ist armselig, zutiefst gehässig und peinlich, mit anderen Worten ein Armutszeugnis für Sie selbst. Ihre ‚darmlangen Wortwürste‘ können Sie sich sonst wohin schmieren.

    @ego

    ‚ Von mir aus sollen sie ihn, wie z.B. der “Ami” Lauck, als Ehrentitel führen: was schert es mich, wie Nazis sich nennen und ob sie aus der Not eine Tugend machen wollen. Sie sind welche.‘

    Das ist ja auch okay und darüber brauchen wir hier wohl keine Diskussion zu führen, mit mir jedenfalls nicht, denn da bin ich ganz Ihrer Ansicht – nur in die gewichtigsten Nachschlagewerke deutscher Sprache kommen natürlich nicht die umgangssprachlichen Verkürzungen, die sich, wie das Wort schon sagt, umgangssprachlich durchaus etabliert haben, sondern die sprachlich korrekten Formulierungen vor und die lautet nun mal Nationalsozialist analog zu Nazi, sowie Sozialist analog zu Sozi. Das hat nichts mit Wertung zu tun und betrifft sämtliche Einträge zu jedwedem Thema. Das Feuilleton, die Satire etc. ist natürlich zu solcher ‚Sprachstrenge‘ nicht zwingend verpflichtet. Der Gebrauch des Wortes Nazi im angelsächsischen Raum obliegt deren Sprachregelungen.

    Dass sich über die deutsche Gesellschaft erst mal eine Decke des Schweigens legte ist unbestreitbar. Die Entnazifizierung machte leider auch vor manchen Leuten in durchaus relevanten Schlüsselpositionen durchaus halt, was ich unverzeihlich finde. So waren z.Bsp. noch in den 80ern Jura-Studenten mit Professoren konfrontiert, die ihre Karriere im dritten Reich begründeten, um mal ein Beispiel von vielen zu nennen.

    Auch die Kinder und Enkel der Täter wissen oft nichts oder sehr wenig von der Vergangenheit ihrer Familienangehörigen, insofern diese im Nazi-Establishment aktiv waren und so steht einer gesellschaftlichen und historischen Aufarbeitung, die in Deutschland durchaus sehr umfänglich gegeben ist (wahrschneinlich mehr als reflektiv irgend eine andere Nation vollbracht hat), ein Mangel an Wissen über die Vergangenheit der eigenen Familie oft entgegen. In den 50ern sind viele Deutsche schlicht und ergreifend verstummt und dies betraf auch den engsten Familienkreis, wo die Kinder nichts von der Vergangenheit ihrer Eltern erfuhren.

    Ich sags noch mal, dies anhand des Fehlens des Ausdrucks ‚Nazi‘ in namhaften Nachschalgewerken festzumachen, ist freilich alles andere als sinnig, vor allem dann nicht, wenn der korrekte Ausdruck ‚Nationalsozialist‘ im gleichen Nachschlagewerk mit hinreichender Definition vorhanden ist.

    Jane

  8. Was ist eig. ein NAZI!
    Ein Mitläufer?, ein Soldat im Kampf? oder nicht auch schon der, der der islamischen Ideologie „jeden Juden und Christen, auch wenn sie sich hinter einem Stein verstecken“ Vorschub leistet. Dem Naziregime ging jahrelanges Schönreden und beschwichtigender Pazifismus hervor, der die Nazis erst zu Mörder machte. Sind nicht „Selbstislamisierer“ wie die Bischöfin (?) Jepsen im Vorfeld nicht schon Wegbereiter einer antisemitischen und ántichristlichen Hetze. Wen man etwas von Geschichte versteht, dann schon!
    http://www.tagesspiegel.de/politik/deutschland/Islam-Muezzin-Rufe-Hamburg;art122,2978891

  9. Ein gestern von mir hier eingestellter, ähnlicher Beitrag „ging verschütt“, während von anderen später geschriebene „Kommentare“ längst freigeschaltet sind. Liebe ModeratorInnen, falls er doch noch auftaucht: bitte nicht mehr hereinstellen. Dies ist der Ersatz. 🙂

    ———

    Warum Nazis bei Tucholsky, der sie sonst bestimmt aufgespießt hätte mit seiner spitzen Feder, in den frühen Zwanzigern keine Nationalsozialisten waren und Nationalsozialisten, obwohl sie einen österreichischen Kunstmaler in ihren Reihen hatten, sich damals bestimmt nicht gerne Nazis nennen ließen, was bis heute bei immer noch vielen ihrer Nachahmer u.ä. durchschlägt:

    http://www.sudelblog.de/?p=376

    Zitat: „Mach keine Kulleraugen, Leser. Wir wollen uns schnell darüber einigen, daß ich mit den »Nazis« jene gewisse Gattung des österreichischen, mährischen und speziell wienerischen Künstlervölkchens meine, die anfängt, obgemeldetes Berlin auf das Heftigste zu verpesten.“

    Das passt wie Faust auf Auge voll auf eine Einzelperson, nämlich den von der Wiener Kunstakademie abgelehnten Herrn Hitler, jedoch nicht auf seinen rassistischen Verein. Dessen Mitglieder bekamen den Titel später. Sie werden ihn samt ihren Nacheiferern genau wie alle jeder braunen Couleur nicht mehr los. Das ist auch gut so. Von mir aus sollen sie ihn, wie z.B. der „Ami“ Lauck, als Ehrentitel führen: was schert es mich, wie Nazis sich nennen und ob sie aus der Not eine Tugend machen wollen. Sie sind welche.

    ego

  10. ‚Für mich umfaßt er die überwiegende Mehrheit der Deutschen zwischen 1933 und 1945, die das Naziregime mehr oder weniger aktiv unterstützt haben‘

    Korrekt

    ‚zumindest aber keinen effektiven Widerstand dagegen leisteten und nicht in der Lage waren, es bis zum Kriegsende aus eigener Kraft zu beseitigen‘

    Finde ich nicht akzeptabel. Wie sollte eine Minderheit denn das Nazi-Regime beseitigen, das sagt sich heute so einfach an einem Schreibtisch mit über 60 Jahren Distanz. Wer Widerstand leistete, tat dies wohlwissend, dass dies sein Tod bedeuten könnte.

    Es ist bewundernswert, dass manche Menschen z.Bsp. unter Einsatz ihres Lebens dem Regime Widerstand leisteten und Juden versteckten – allerdings kann man diese Art von Heldentum nicht jedem Menschen abverlangen, deshalb ist man aber noch lange kein Nazi.

    Neben diesen Helden gab es natürlich genauso Menschen, die das Nazi-Regime ablehnten, sich in keiner Weise beteiligten und versuchten trotz ihrer Ablehnung das Regime zu überleben, denn wer Widerstand leistete, ja wer nur Ablehnung äußerte, riskierte sehr schnell sein Leben.

    Die Mitglieder der Weißen Rose vereilten Flugblätter, wohlwissend, dass dies ihren Tod bedeuten kann. Das ist sehr heroisch, aber man kann das nicht ‚verlangen‘.

    Oppositionelle Jugendliche wurden deportiert mitunter alleine schon weil sie den ‚falschen‘ Musikgeschmack hatten (Swing-Kids). Manche von Ihnen erlebten, viele von Ihnen wurden zunächst in Jugendlager und mit Erreichen der Volljährigkeit in KZs deportiert und im Zuge des Euthanesie-Programms ermordet.

    Auch oppositionelle Geistliche wurden in KZs gebracht.(Priesterblock Dachau)

    Einflußreiche politische Gegner wurden unmittelbar nach der absoluten Machtergreifung Hitlers (34) ermordet. Weiterhin Sozialdemokraten, Kommunisten, Pazifisten, konservative Oppositionelle etc.

    Dies geschah mittels der ‚Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat‘.

    Später gewährleisteten ca. 200.000 Blockleiter und weitere ehrenamtliche Helfer die Überwachung der Bevölkerung schon auf leiseste Unmutsbezeugungen hin, Beflaggung, Leumundszeugnisse etc. über die akribisch Karteien geführt wurden, um der Bildung jeglichen Widerstands rechtzeitig zuvorzukommen. Sie waren auch Anlaufstelle für Denunzianten, denen natürlich Juden, aber eben auch jeder zum Opfer fallen konnte, der das Regime ablehnte und seine Zunge nicht im Zaum hielt.

    Die Nazis führten also ein sehr strenges Regiment, um jeden politischen Widerstand im Keim zu ersticken.

    Sicher gab es viele Anhänger Hitlers, vemutlich eine Mehrheit der Deutschen, allerdings war das Dritte Reich auch eine grausame Diktatur, nicht nur tödlich für jüdische Menschen, sondern auch für Andersdenkende und Oppositionelle jeglicher Art.

  11. Aus Wikipedia

    ‚Ab etwa 1930 wurde der Ausdruck in Analogie zu Sozi (Sozialist oder SPD-Anhänger) schärfer distanzierend für die Anhänger Adolf Hitlers gebraucht. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand auch die Wortschöpfung Entnazifizierung, womit in erster Linie die systematische Entfernung von Nationalsozialisten aus öffentlichen Ämtern gemeint war.

    Der Begriff wurde auch von den Nationalsozialisten selbst als Trotzwort benutzt (und später unterbunden)[4], so veröffentlichte Joseph Goebbels 1927 in Elberfeld eine Schrift mit dem Titel Der Nazi-Sozi. Fragen und Antworten für den Nationalsozialisten[5].

    Im angelsächsischen (und internationalen) Sprachgebrauch findet sich die Kurzform Nazi wesentlich häufiger als die Herkunftswörter und wird auch zur Bezeichnung der damaligen Politik, Ideologie und Kriegsführung, teilweise auch zur Bezeichnung von Fanatikern anderer Art, gebraucht.‘

    Wiktionary:

    Nazi: Bedeutungen:

    [1] umgangssprachlich: Kurzform für einen Anhänger des Nationalsozialismus, im engeren Sinne: für einen Anhänger Adolf Hitlers

    [2] angelehnt an Bedeutung [1]: Schimpfwort gegen einen Ausländerfeind oder Rechtsextremisten

    [3] Slang: Beleidigung gegen jemanden, der die eigenen Verhaltensnormen absolut stellt und anderen aufzwingt
    Herkunft:

    [1] Kurzform von Nationalsozialist, analog gebildet zu (früher gebräuchlicherem und ideologisch gegensätzlichem) Sozi für Sozialist bzw. Sozialdemokrat

    http://de.wiktionary.org/wiki/Nazi

    Gerade in den 50ern gingen Deutsche mit ihrer Sprache generell noch sehr viel strenger um, als dies heute der Fall ist und zwar ganz unabhängig von der politischen Gesinnung. Das Wort Nazi ist nun einmal schlichtweg eine umgangssprachliche Abkürzung genau, und analog zum Wort Sozi.

    Zumindest die Schlüsse des Artikels wären korrekt, falls in besagten Naschlagewerken die Begriffe Nationalsozialist und Holocaust nicht enthalten wären, bzw. verharmlosende Definitionen liefern würden; oder auch wenn der Gebrauch der Sprache hinsichtlich des Begriffs ‚Sozi‘ weniger streng wäre. Beides würde mich allerdings sehr wundern.

    Wenn schon Nachschalgewerke sich nicht an eine strenge Auslegung deutscher Sprachregeln gebunden fühlten, wer dann?

    Mit politischer Gesinnung hat das gar nichts zu tun, mit Verdrängung auch nicht.

  12. @RS

    „Diskussionen mit Ihnen betrachte ich als zwecklos. Sie sind nicht in der Lage einen Gedankengang zu beenden und daraus die nötigen logischen Schlüsse zu ziehen“

    Beleidigte Replik eines Ertappten – Ihr Artikel ist schlichtweg überflüssig, aus den von mir dargelegten Gründen. Natürlich kann man das nicht einfach so zugeben und deswegen werden Sie massiv beleidigend. So ein Verhalten ist genauso unredlich und schräg, wie der obige Artikel.

    Die Frage, inwiefern Aufarbeitung der deutschen Geschichte umfassend und sinnvoll geschehen ist oder nicht Рist eine andere, die v̦llig legitim ist.

    Der Aufhänger, den Sie sich hier gesucht haben, ist allerdings aus recht einfach nachzuvollziehenden Gründen schlichtweg nicht tauglich.

    Wenn Sie das nicht nachvollziehen können, dann sind Sie meines Erachtens nicht in der Lage, auch nur den einfachsten logischen Gedanken nachzuvollziehen und darüberhinaus ist intelektuelle Redlichkeit ganz offensichtlich nicht Ihr Ding.

    Unabhängig von unterschiedlichen politischen Standpunkten, hinsichtlich anderer Themen auf dieser Plattform, ist mein Einwand schlicht, treffend, sachlich, korrekt und wahr, und darüberhinaus völlig wertfrei.

  13. Kurt Tucholsky alias Peter Panther in Heft Nr. 23 der Weltbühne 1922 über „Nazis“:

    http://www.sudelblog.de/?p=376

    Zitat:

    „Mach keine Kulleraugen, Leser. Wir wollen uns schnell darüber einigen, daß ich mit den »Nazis« jene gewisse Gattung des österreichischen, mährischen und speziell wienerischen Künstlervölkchens meine“

    Folgerung: Die in München und nicht etwa im von Hitler nicht sonderlich gemochten Wien, in dem er aber längere Zeit sich herumtrieb, gegründete NSDAP gab es da bereits zwei Jahre, aber offensichtlich war das Wort Nazi für ihre Mitglieder noch kaum oder garnicht gebräuchlich, sonst hätte Tucholsky anders geschrieben.

    These: Das Wort ist offensichtlich eine schon lange zuvor sehr verachtend gemeinte Bezeichnung, die Tucho aufgreift für gewisse kunstbeflissene Deutsch-Österreicher (ob er wohl dabei „den Anstreicher“ mit ins Auge gefasst hatte?) und ebensolche Deutsch-Mähren. Das sind für ihn – damals – halt Nazis. Dann nutzten Menschen das Wort auch speziell als Schimpfwort für die Mitglieder der Nazi-Partei, als die noch rel. unbedeutend war. Dieser Wortgebrauch bürgerte sich ein und die NSDAP-Nazis, wohlwissend, wie es noch verwendet wurde, konnten es absolut nicht ab und liebten es keinesfalls.

    Also sollten wir es schon deswegen fleißig verwenden und notfalls den nun damit Benannten unter Hinweis auf Tucholsky ein Licht aufstecken. Ganz alte Altnazis werden sich dessen zwar vielleicht noch erinnern, aber woher sollten Neonazis den Ursprung kennen? Nennen wir, nun über den Hintergrund wissend, das ganze braune Gesocks ruhig Nazis. Gleich aus nun zwei Gründen, der zweite als Sammelname einer unglaublich großen, höchstgradig verbrecherischen Bande, die leider Nacheiferer gefunden hat. Schmeichelhaft und niedlich ist das wirklich nicht.

    Ãœbrigens sind Bezeichnungen, bei denen der Großteil der sie Hörenden/Lesenden ziemlich genau Vorstellungen davon hat, was gemeint sei (s. z.B. obigen „10-Sekunden“-Link und auch das David Gall – Interview usw.), nicht deshalb abzulehnen, weil sie falsch, inflationär oder anscheinend bagatellisierend verwandt werden von Hinz und Kunz. Dem folgend müsste eine ganze Menge aus dem Wortschatz gestrichen werden.

    ego

  14. Hallo Herr Schlickewitz,
    hab‘ mir ein paar Tage HaGalil-Auszeit genommen und ausgerechnet da bringen Sie diesen Artikel, von dem ich wohl vermuten darf, daß unsere Diskussion dazu auch einen Anstoß geliefert hat… Falls jemand meine gesammelten Werke zum Thema „Begriffsverwendung `Deutsche`/`Nazis` in bezug auf die von Deutschen begangenen Verbrechen während des Nationalsozialismus“ und die Diskussionen mit Herrn Dahlenburg, Herrn Westerholz und Herrn Schlickewitz nachlesen möchte, dies wäre der Link dazu:
    http://test.hagalil.com/2009/07/27/gnad-3/comment-page-1/#comment-5493

    Vorab möchte ich zur aktuellen „Meinungsumfrage“ auch gern meine Definition des „Nazi“-Begriffs beisteuern:

    Für mich umfaßt er die überwiegende Mehrheit der Deutschen zwischen 1933 und 1945, die das Naziregime mehr oder weniger aktiv unterstützt haben, zumindest aber keinen effektiven Widerstand dagegen leisteten und nicht in der Lage waren, es bis zum Kriegsende aus eigener Kraft zu beseitigen (außerdem natürlich die NSDAP-Mitglieder und -Anhänger vor 1933). Bezogen auf das Ausland würde ich je nach Zusammenhang von Faschisten, Nazi-Kollaborateuren (ggf. auch Nazis in Verbindung mit der jeweiligen Nationalität) und nach 1945 von Altnazis, Neonazis oder im weiteren Sinne von Rechtsextremisten o.ä. sprechen. Im Unterschied zum enger gefaßten Begriff „NSDAP-Mitglieder“ verstehe ich unter “Nazis” alle, die diese Gesinnung hatten und/ oder aufgrund dieser Gesinnung bzw. unter ihrem Deckmantel Verbrechen begingen.

    Insbesondere um der von Gerrit bereits angesprochenen Bagatellisierung entgegenzuwirken, tendiere auch ich dazu, den „Nazi“-Begriff nur historisch zu verwenden. Allerdings hat m.E. auch der historische Begriff einen Bedeutungswandel vollzogen: Ich vermute, daß man ihn in der Weimarer Republik, im Dritten Reich und in der unmittelbaren Nachkriegszeit sehr eng gefaßt hat und darunter wirklich nur NSDAP-Mitglieder und allenfalls noch deren Anhänger verstand. Mit zunehmendem zeitlichen Abstand zur Nazizeit – und parallel zur Ausweitung des Begriffs auch auf zeitgenössische/ heutige „Nazis“ – ging wohl ebenso eine Ausweitung des historischen „Nazi“-Begriffs einher… bis zur Definition, wie ich sie oben skizziert habe.

    Könnte es daher sein, Herr Schlickewitz, daß es weniger eine Frage der eigenen politischen Einstellung als vielmehr eine Alters- bzw. Generationenfrage ist, wie eng man den „Nazi“-Begriff definiert? Darüber hinaus kann ich mir vorstellen, daß Sie auch als Historiker, der sich viel mit den Originalquellen befaßt, zu einer sehr engen Definition neigen (Nazis = NSDAP-Mitglieder) und damit enger, als dies in der heutigen Gesellschaft insgesamt der Fall ist.

    Wenngleich im mehr oder weniger offiziellen Sprachgebrauch der „Nazi“-Begriff nur historisch verwendet wird, muß man natürlich die (von Gerrit kritisierte und von ego demonstrierte) Tendenz zur Enthistorisierung und Inflationierung des Begriffs zur Kenntnis nehmen. Seine inflationäre Anwendung auch auf heutige „Nazis“ ist m.E. der Hauptgrund für seine Bagatellisierung. Wenn alle, die irgendwie rechts stehen, eine andere Meinung haben bzw. einem nicht passen, als „Nazis“ bezeichnet werden, verliert der Begriff irgendwann an Bedeutung. Oder anders formuliert: Wenn bereits andere Autofahrer als „Nazis“ tituliert werden, muß man schon sehr weit links stehen (oder fahren? ;-)), um dies noch als Schimpfwort empfinden zu können! Ich möchte daher mal die Frage in den Raum stellen: Wie negativ belegt ist der „Nazi“-Begriff überhaupt noch?

    Ohne jetzt gewaltsam auf unsere alte Diskussion zurückführen zu wollen, Herr Schlickewitz, möchte ich doch einen Aspekt herausgreifen, der mir in diesem Zusammenhang wichtig erscheint: Sie vertraten die Ansicht, daß der „Nazi“-Begriff zu stark negativ besetzt sei, um auf Mahnmalen etc. Anwendung finden zu können, denn niemand wolle gern ein Nazi (bzw. Nachkomme von Nazis) sein und niemand würde sich mit den begangenen Verbrechen beschäftigen (oder gar verantwortlich fühlen), wenn irgendwelche „Nazis“ die Täter waren. Dementsprechend äußerten Sie die „pädagogische“ Hoffnung, daß durch den von Ihnen favorisierten „Deutschen“-Begriff der ein oder andere vielleicht eher zum Nachdenken angeregt werden könne.

    Dem widerspreche ich nach wie vor: Als historische Bezeichnung der Täter ist der „Nazi“-Begriff – abgesehen natürlich von der Nennung der Namen o.ä. – immer noch der exakteste, der uns zur Verfügung steht… Die von Ihnen erwähnte, durchaus bestehende psychologische Abwehrreaktion richtet sich m.E. nicht bzw. kaum gegen den Begriff „Nazi“ (der aufgrund der oben angesprochenen Bagatellisierung zur ziemlich bedeutungsleeren Worthülse verkommen ist), sondern gegen die von den Nazis begangenen Verbrechen, die so schrecklich sind, daß viele sich nicht mit ihnen auseinandersetzen wollen.

    Stellen Sie sich bitte ein Schild vor, auf dem steht: „Hier haben die Nazis ein Volksfest gefeiert.“ In diesem Fall hätten viele wohl keine sonderlichen Probleme damit, Nazis oder Nachkommen von Nazis zu sein oder von anderen als solche bezeichnet zu werden… Natürlich ist der „Nazi“-Begriff negativ besetzt – wär‘ ja auch noch schöner, wenn das nicht der Fall wäre. Aber der springende Punkt in der Abwehrreaktion besteht eben nicht darin, inwieweit man sich mit den Nazis identifiziert bzw. mit ihnen identifiziert wird, sondern darin, daß man mit ihren Verbrechen nur ungern in Verbindung gebracht wird!

  15. Leute, haGalils selbst gestellte Aufgabe, die ich oben verlinkte: „Hundert Seiten gegen jede Nazi-Seite“ arbeitet also mit schwammiger, verniedlichender, unwissenschaftlicher usw. Begrifflichkeit (kein Wunder, dass es da keine öffentlichen Fördermittel für gibt). Mit einem Begriff, den die meisten Nachschlagewerke nicht als Stichwort führen, wie etwa auch kaum „Schnuckelchen“ oder auch, zurück zum Kontext, „Nazi-Mob“, „Nasen“ für eben Nazis usw. Ja und was wollt ihr dann hier, auf einem Online-Dienst, der sich so definiert?

    Wenn, wie es Menschen, die ich gut kenne, passiert ist, dass sie im Anschluss an eine rel. friedliche Demonstration gegen – gegen wen? gegen Nazis, die was gegen einen Synagogenneubau in Bochum hatten – schwer zusammengeschlagen wurden von Vermummten: diese Vermummten waren doch nicht etwa Nazis. Denn so nennt mensch, wie ich hier lernen soll, aber in meiner Sturköpfigkeit einfach nicht lernen will, ja fälschlicherweise alle, die auch, aber nicht nur Linksorientierten, kurzum generell allen sich an den Menschenrechten Ausrichtenden nicht gefallen, denn Nazis (unzulässig verniedlichend, s.o. a la Ernst Bloch 1933, für NationalsozialistInnen, die wiederum sind/waren eingeschriebene Mitglieder der verbotenen NSDAP) sind doch längst fast alle ausgestorben bzw. uralt. Viel besser ist, was die Polizei sagt, die das Wort Nazi kaum je in den Mund nimmt: „kein rechtsextremer Hintergrund, sondern handgreifliche Auseinandersetzung zwischen jungen Erwachsenen“.

    Hakenkreuzschmiereien? Schändung jüdischen Eigentums? Hatz auf Nichtdeutsche, mit Vorliebe auch auf „Zigeuner“? Wöchentliche Zusammenrottungen? Körperverletzungen bis hin zu Mord (um die 200 Tote bisher seit der Wiedervereinigung) an „Missliebigen“? Mölln, Rostock usw.? Und und und? Da sind nie Nazis beteiligt, sondern irgendwelche anderen. Eventuell rechte Skinheads, andere Fehlgeleitete, von schwerer Kindheit Traumatisierte, falsch Sozialisierte usw. Vielleicht auch, wie die Polizei sagt, rechtsextrem Beeinflusste oder in wenigen Fällen sogar Rechtsradikale, womöglich in Krimineller Vereinigung zusammengeschlossen. Aber nie Nazis.

    Ich wünsche allen hier, nie der direkten, handgreiflichen Konfrontation mit etwas, was es ihrer Meinung nach garnicht (mehr) gibt, nämlich Nazis, ausgesetzt zu sein. Und allen anderen ebenso.

    Antifa Chai!

    ego

  16. @ego
    Zudem möchte ich noch auf Folgendes aufmerksam machen:
    Wenn es sich nach Ihrer Beschreibung, beim Begriff „Nazi“ auch um eine allgemein verwendete „schmähende Bezeichnung für Rechte/Rechtsextreme/Rechtsradikale“ handelt, dann belegen Sie zudem sehr gut die Verharmlosungsgefahr, die der Begriff in sich trägt. Denn wenn ein „Nazi“ auch einfach nur irgendein „Rechter“ sein kann, dann verschwimmt damit auch die besondere, in dieser Form einzigartige Form der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland zwischen 1933 und 1945.  Genau um diese im Speziellen zu kennzeichnen, ist die Verwendung des Begriffes Nationalsozialismus dringend erforderlich.  Davon kann man dann andere Phänomene abgrenzen, die z.T. eine Verwandtschaft, jedoch andererseits auch eine ganze Reihe von Unterschieden aufweisen.  Nicht jedoch dadurch, indem man diese Grenzen einfach verschwimmen läßt und damit einfach gleichsetzt, was man nicht gleichsetzen kann.

  17. @ ego
    Du schreibst:
    „Das Wort (Nazi) hat, wie ich schrieb, eine umfassende Bedeutungserweiterung erfahren in ganz bestimmter Konnotation als eindeutig verwerfende, bewusst so viel als irgend möglich schmähende Bezeichnung für Rechte/Rechtsextreme/Rechtsradikale (aufsteigend nach VS-Determinologie).“
    Zurück auf das eigentliche Thema möchte ich dann gerne fragen – wenn es inhaltlich so sein sollte – was  „schmähende Bezeichnungen“ dann in seriösen Nachschlagewerken und Fachlexika zu suchen hätten.
    Und Sie belegen mit Ihren Ausführungen erneut die Schwammigkeit des Begriffes, den sie hier permanent verteidigen.
     

  18. Werte/r ego,
    ich schätze ihre Ausführungen im allgemeinen, aber diesmal habe ich eine Anmerkung. Was den wissenschaftlichen Gebrauch des Wortes „Nazi“ angeht, stimme ich Ihnen zu.
    Doch wenn Sie sagen:
    “Nazi” verniedlicht NICHT und meint längst ganz erheblich MEHR als “nur” Zugehörigkeit zur  NSDAP, das dürfte Konsens sein, sonst gäbs ab dem Erlöschen der Partei 1945 ja  keine Nazis mehr.  Schön wärs.
    … dann will mir scheinen, dass es dafür einen Begriff bereits gibt – man sagt Neo-Nazi dazu. In Abgrenzung zu den „Nazis“ in ihrer historischen Erscheingsform.
    Dies vorausgeschickt, stimme ich Ihnen wiederum zu: Bei den Neo-Nazis ist der Begriff im allgemeinen Sprachgebrauch eindeutig negativ besetzt.
    Aber: Lässt man das „Neo“ weg, und redet nur vom „Nazi“ (in Bezug auf den dann oft so genannten „Alt-Nazi“), empfinde ich das Wort als Verniedlichung.
    Für den Fall Neo-Nazis gilt auch aus meiner Sicht, was sie sagen, aber grade bei historischen „Fällen“, wirkt es auf mich wie eine Entschuldigung mit den Mitteln der Sprache, „Nazi“ zu sagen.
    Was Carsten Kruse überlegt hat, habe ich auch überlegt: ob man nicht einfach Faschist sagen sollte. Es ist zumindest ein determinierter Begriff, und wird den Bezeichneten viel besser gerecht. Man kann zur Unterscheidung auch „deutscher Faschist“ sagen. Zumindest klingt es nicht so zart, wie „Nazi“ (Omi, Opi, Pipi… Langstrumpf natürlich).
    Es mag sein, werter ego, sie unterscheiden nicht zwischen Neo- und sonstigen Nazis. Das kann man natürlich, aber noch macht diese Unterscheidung Sinn, finde ich.
    Was NASO angeht: sehr witzig, und die weibliche Form davon ist NASA und fliegt zum Mond, oder wie? Das kommt von der Aussprache der ersten zwei Silben: Nation wird auf Deutsch gesprochen, als schriebe es sich Nazion. Achten Sie mal drauf, Sie werden staunen 😉
    Was das Jane-Bashing angeht: Am besten, wir machen eine Anthologie aus den besten Repliken, da haben ja viele hier ihre eigene leidvolle Gechichte, und den Erlös spenden wir (unübertroffen: Plappermäulin! Den Begriff werd ich mir merken, danke Ihnen, RS)

  19. @ego
    „inzwischen ausgedehnt auf  rechter Gesinnung Anhängende allgemein.“
    Ihnen ist aber schon klar, für viele „richtig“ Linke sind bis zu 99,9% der Restbevölkerung „Rechts“ also“Nazis“ … ich finde durchaus, daß dadurch Rechtsextremismus verharmlost wird – irgendwie ist alles „Doofe“ Nazi.
     

  20. @ Schultz: Interessant, was du bei mir hineinliest.  Aber. Von Beliebigkeit kann keine Rede sein. Das Wort hat, wie ich schrieb, eine umfassende Bedeutungserweiterung erfahren in ganz bestimmter Konnotation als eindeutig verwerfende, bewusst so viel als irgend möglich schmähende Bezeichnung für Rechte/Rechtsextreme/Rechtsradikale (aufsteigend nach VS-Determinologie). Es gibt nichts Passenderes/Besseres (oder nenne es, bin gespannt).

    Und auch das „Deine Behauptung, daß sich die NSDAP durch die Bezeichnung “Nationalsozialist” einen “demokratischen Touch” verschafft hätte“ schrieb ich nicht, sondern die NSDAP, deren Mitglieder sich eben Nationalsozialisten nannten, war bekanntlich neben anderen wie heute NPD, DVU u.a. eine von einer – der Weimarer – Demokratie erlaubte, bekannt rechts orientierte und unverholen (ebenfalls erlaubt) antisemitische Partei, was ihr und damit ihren Mitgliedern(!) den Ruch des zumindest vor ihrer „Machtergreifung“ bestehenden Demokratischen gab, was als Stempel oder flapsig „touch“ noch heute nachwirkt (hast du meinen Bezug auf Kühnen, der sich dessen freudig bediente, nicht gelesen?).  Du weißt auch: Hitlers Partei bekam (ähnlich die Hamas) völlig demokratisch und legal diejenige Mehrheit, die sie für die Umwandlung der Demokratie in eine Diktatur benötigte. Deshalb hat das GG der BRD wirksame Bremsen eingebaut, damit sich sowas nicht wiederholen kann.

    @ Pirol

    Faschismus im von mir gebrauchten Sinn, fürs Ländle eindeutig als ‚deutscher Faschismus‘ bezeichnet, war und ist eine allein politisch ausgerichtete, menschenverachtende, rassi(sti)sche/antisemitische, sozialdarwinistische Ideologie, die allgemein für und in DEUTSCHLAND als weitgehend konform gehend mit dessen Nationalsozialismus betrachtet wird, daher auch die schlüssige Bezeichnung Nazi für seine AnhängerInnen, inzwischen ausgedehnt auf  rechter Gesinnung Anhängende allgemein.
    Andere Deutungen in anderen Ländern und anderen Zusammenhängen zählen dabei nicht, ähnlich wie das Hakenkreuz in der allein politisch bestimmten Nutzung in Deutschland nichts damit zu tun hat wie etwa Finnland es verwendete oder gar diverse (fern)östliche Kulturen es auch heutzutage dauerhaft in sich integriert haben ohne jedweden konstruierbaren Bezug auf das Terrorregime der deutschen Faschisten resp. Nationalsozialisten.

    ego

  21. @ego
    Du belegst mit Deinem Beitrag ja geradezu explizit die Schwammigkeit des Begriffes „Nazi“, dessen Bedeutung in der Umgangssprache beliebig ausgeweitet und verändert wird.  Genau dies bedeutet aber, daß sich – wie auch vom Autor Robert Schlickewitz eindeutig festgestellt – der Begriff für eine wissenschaftliche Verwendung NICHT eignet.  Genau dewegen hat er u.a. in einer wissenschaftlichen „Enzyklopädie des Nationalsozialismus“ (außer einem evtl. Hinweis der oben beschrieben Art auf den primären Begriff) nichts zu suchen.
    Aus guten Gründen wird im übrigen in sämtlicher seriösen und wissenschaftlichen Literatur die Originalbezeichnung verwendet, die sich eine Organisation bzw. Partei gab, selbst wenn der Name aus heutiger Sicht eine Propagandabezeichnung ist. Denn dies hat den Vorteil, daß sich dann die Leser weniger aus die originale Bezeichnung an sich (die ja wirklich das Harmloseste ist), als vielmehr aus den konkreten Fakten über den konkreten Gegenstand ihr Urteil bilden können.  „Die Geschichte der Nazi-Partei“ klingt vielleicht spektakulärer als „Die Geschichte der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei“ bzw. „Die Geschichte der NSDAP“, wirkt jedoch schon vom Titel her nicht halb so seriös.
    Deine Behauptung, daß sich die NSDAP durch die Bezeichnung “Nationalsozialist” einen „demokratischen Touch“ verschafft hätte und „sonst … in der Weimarer Republik nicht erlaubt gewesen“ wäre, ist einfach großer Unsinn. Mit dem Namen hatte das nun wirklich nicht das geringste zu tun.


    @Carsten Kruse
    Der Ursprung der Bezeichnung „Nationaler Sozialismus“ für die NSDAP lag darin, daß man damit bewußt die Gegnerschaft zum „internationalen Sozialismus“ (sprich Sozialdemokraten und Kommunisten) zum Ausdruck bringen wollte. Dies war allerdings – wie Sie ja auch selbst schreiben – tatsächlich der Fall.  Auch das spricht für die Verwendung des Originalbegriffs und gegen die Verkürzung „Nazi“.

  22. Der Bergrif X wird auch verwendet für die Bezeichnung Nationalmanschaft einer Sportart oder  „Spieler bei der X“.
    Insbesondere habe ich mühe X mit Faschist zu assoziieren, gnau so gut kann sich ein X als Sozi tarnen und ein Sozi kann genau so gut ein Faschist sein.  Faschist kommt ja von Fasces (Bund), somit ist jeder Bund und Interessengruppe Faschistisch (aus der sicht Deren dessen Interessen nicht vertreten werden und aus dem Bund wegen anderen Interessen ausgesschlossen werden).

  23. Nochmal: „Nazi“ verniedlicht NICHT und meint längst ganz erheblich MEHR als „nur“ Zugehörigkeit zur  NSDAP, das dürfte Konsens sein, sonst gäbs ab dem Erlöschen der Partei 1945 ja  keine Nazis mehr.  Schön wärs.
    .
    Ein Nazi ist jemand, der, wie es oben schon als Duden-Definition angeführt wurde, die Ideen des  – deutschen – Faschismus vertritt bzw. Teile davon sich zu eigen gemacht hat, selbst wenn es ihr/ihm nicht so bewusst ist und sie/er vielleicht lebenslang brav CSU usw. wählt: eine weitgehend synonyme Bezeichnung für Faschist (was besonders in der Jugendszene gerne zu „Fascho“ verkürzt wird, ebenfalls ohne Absicht der Verharmlosung).  Mit seiner ursprünglichen Bedeutung Nationalsozialist (einem in sich paradoxen Wort) hat die Bezeichnung also längst nicht mehr das Ausschließliche der Parteizugehörigkeit gemein, wenn sie das je hatte: denn selbst führende Nationalsozialisten, echte Nazis reinsten Wassers im „III.Reich“ lehnten die Bezeichnung als diskriminierend ab (das war selbstredend ihre ureigene Ansicht).
    .
    Und von wegen Diminutiv immer gleich „Koseform“: nee.  „Nazi“ ist und bleibt IMO ein vorzügliches, bezeichnendes  Schimpfwort ersten Ranges und besonderer Güte :-)  und wird von Rechten bzw. rechts Angehauchten meist auch so aufgefasst, während „Nationalsozialist“ immer noch einen irgendwie demokratischen touch hat (sonst wäre die NSDAP in der Weimarer Republik nicht erlaubt gewesen). 
    .
    Deswegen bekannte sich ein Michael Kühnen, obwohl er die Partei nicht neu gründen konnte (er versuchte es mit diversen, sämtlich nach kurzer Zeit verbotenen Ersatzkonstruktionen) zum „neuen Nationalsozialismus“.
    .
    Nicht schlecht ist diese Auch-Definition eines Wikipedia-AutorInnenkollektivs für die Verkleinerungsform: „Das Diminutiv wird verwendet
    … …
    – als Wertung (das Ansehen einer Person oder der Wert eines Gegenstandes werden verkleinert und dadurch gemindert)“
    .
    Zu ‚gemindert‘ könnte hinzugefügt werden:  ‚und in bestimmten Fällen sogar aufgehoben‘.
    .
    In der Zusammensetzung mit „Neo“ ergibt sich allerdings ein anderes Bild: DAS lassen diverse Braune (Vorreiter der genannte Kühnen) sich schon gefallen, weil in ihrer verqueren Vorstellung „Neonazi“ irgendwie eine progressive, avantgardistische Bezeichnung sei. Mensch sollte es schon deshalb nicht verwenden: Nazi bleibt Faschist bleibt Nazi, ob Alt- oder Neo-.
    .
    ego

  24. @schulamith

    laaaaaaaaaaaaach Dein letzter Kommentar ist ne Rackete für die Lachmuskeln.Aber meinst Du die rafft es ? Die wird bestimmt weiter schnarchende Texte schreiben bzw. wie eine wilde Texte kopieren die sie selbst nicht so recht kapiert.

  25. @Robert Schlickewitz
    @Schulamith
    Über Jane: “ein Alptraum von einem Menschen”, das ist doch schon ziemlich starker Tobak! Unsachlich und diffamierend. So kann man allenfalls Menschen bezeichnen, die sich schwerer Verbrechen schuldig gemacht haben. Überzeichnungen dieser Art entwerten dieses Diskussionsforum.

  26. Das sagt alles über den Geist des Verfassers, benauerlicherweise.
     

    @Jane
    Diskussionen mit Ihnen betrachte ich als zwecklos. Sie sind nicht in der Lage einen Gedankengang zu beenden und daraus die nötigen logischen Schlüsse zu ziehen. Sie vergessen beim Verfassen Ihres dritten Kommentars bereits, was Sie in Ihrem ersten gesagt oder gefragt haben (siehe oben!) und verdrehen auch noch grotesk Sachverhalte. Die Quantität Ihrer Worte übersteigt deren Qualität um ein Vielfaches. Oft ist Ihr bequemer Geist gar nicht fähig, der Schnelligkeit Ihrer darmlange Wortwürste tippenden Finger zu folgen. Sie sind eine Schnattergans, eine Plappermäulin, eine Phrasendrescherin ohne Tiefgang, ein Fröschin im Tümpel, die gar nicht merkt, dass sie die einzige ist die noch quakt, kurz,  ein Alptraum von einem Menschen. Sie sind ferner so banal wie einfallslos, so unoriginell wie unintellektuell, so kulturlos wie fad.
    Genug, Sie verdienen es jedenfalls nicht, ernst genommen zu werden!
    (Einspruch zwecklos)

    RS

  27. Dass man den deutschen Nationalsozialismus nicht als Faschismus bezeichnen sollte, würde ich nicht so sehen. Man muss nicht unbedingt der Dimitroffschen Formulierung folgen, aber zumeist wird unter „Faschismus“ nicht so sehr eine nach einem Symbol benannte „Bewegung“ verstanden, sondern deren Inhalt: Ein menschenverachtendes und -vernichtendes Terrorregime. (Zu kurz gefasst, ich weiß)
    Aus dieser Sicht, wie gesagt, ist z. B. der in der DDR am 8. Mai begangene „Tag der Befreiung vom Faschismus“ nachvollziehbar. Die NSDAP war im übrigen weder „national“ (sondern nationalistisch, rassistisch) noch „sozialistisch“. Was „Sozialismus“ ausmacht, ist gut bei Marx und Engels nachzulesen. Dass das, was insbesondere ab den 30ern in der UdSSR und den 50ern in der DDR so geschah, dem zuwiderlief, steht außer Frage, stellt aber dennoch keine Kongruenz zwischen dem als „Nationalsozialismus“ etikettierten deutschen Faschismus und Sozialismus im Marxschen Sinne her. Aus genau dem Grunde verfolgten die Nazis ja auch im Bereich derer, die sie als ihre politischen Feinde ansahen, die Sozialisten und Kommunisten am härtesten.

  28. Vielleicht verstehe ich ja eine Metadiskussion nicht, aber im „lexikologischen“ Sinne hat so weit ich es sehe Jane in ihrem ersten Kommentar relativ klar erklärt, warum ein Wort wie „Nazi“ eher nicht in Wörterbüchern steht.
     
    Zum Thema „abwertend“: ich glaube, dass sich ein Nazi eher nicht als Nazi, sondern als Nationalsozialist bezeichnen würde. Von daher würde ich hier schon von einer abwertenden Bezeichung schreiben. (siehe auch Kay Seekehrs Kommentar)

     
    Wenn ich ein persönliches Slang-Wörterbuch verfassen würde, stünde unter Nazi in etwa: „1. (konkrete Bedeutung) Ist braun und stinkt nach Scheiße, falls das eigene Geruchsorgan Menschenverachtung wahrnehmen kann. 2. (allgemein) im Zweifelsfall jeder, der mich nervt“ (Ich schreibe das so salopp, weil ich den Begriff Nazi tatsächlich (zum Beispiel im Straßenverkehr) geradezu inflationär verwende, während ich einen Begriff wie Nationalsozialist korrekter und gezielt verwende… wenn’s also wirklich ein „Nazi“ ist)
     
    Mir ist nicht klar, warum die Definition so wichtig sein soll, bzw. was hier das Problem sein soll. Es reicht meiner Meinung nach ein Wort (ich meine z.B. „Nationalsozialist“ oder „Nationalsozialismus“ oder „(Ideologie /Programm der) NSDAP“) wissenschaftlich und detailliert zu erklären/definieren/ergründen und die restlichen Begriffe hiervon abzuleiten. Man muss glaube ich nicht jede Verballhornung, Verkürzung, denominale Ableitung, etc. noch einmal separat komplett durch-definieren.
     
    Aber wie bereits beschrieben, verstehe ich vermutlich eine Metaebene dieser Diskussion hier nicht, mir ist zumindest absolut obskur, warum es hier zu solch einer Eskalation gekommen ist.

  29. „@Jane
    Die Quantität Ihrer Worte übersteigt deren Qualität um ein Vielfaches. Oft ist Ihr bequemer Geist gar nicht fähig, der Schnelligkeit Ihrer darmlange Wortwürste tippenden Finger zu folgen. Sie sind eine Schnattergans, eine Plappermäulin, eine Phrasendrescherin ohne Tiefgang, ein Fröschin im Tümpel, die gar nicht merkt, dass sie die einzige ist die noch quakt, kurz,  ein Alptraum von einem Menschen. Sie sind ferner so banal wie einfallslos, so unoriginell wie unintellektuell, so kulturlos wie fad.
    Genug, Sie verdienen es jedenfalls nicht, ernst genommen zu werden!
    (Einspruch zwecklos)

    RS“
     
    Chapeau, eindrucksvoller kann man diesen Fakt nicht zusammenfassen.

    Ich wünche Ihnen alles erdenklich Gute, RS.

  30. also, ich finde die Duden-Bezeichnugn wirklich sehr passend:
    Na|zi, der; -s, -s (ugs. abwertend): kurz für →Nationalsozialist.
    (http://www.duden.de/suche/index.php?suchwort=nazi&suchbereich=mixed)
    In keinem Fachtext würde man schreiben „Joseph Goebbels war ein überzeugter Nazi“, es würde immer heißen: „Joseph Goebbels war ein überzeugter Nationalsozialist“. Dagegen würde man von seinem Nachbarn, der vielleicht ein überzeugter Nationalsozialist ist, doch immer umgangssprachlich sagen, er ein „ein Nazi“. Das ist semantisch ausgesprochen korrekt.
     
     
     
     

  31. Ich freue mich, dass bei einigen meiner Leser meine Gedanken genau in die von mir beabsichtigte Richtung weiterwirkten.
    Die Frage, warum „Nazi“, wenn es doch schon „Nationalsozialist“ gibt, ist rasch beantwortet. Jede Sprache strebt nach Vereinfachung und Kürze, besonders unser kompliziertes Deutsch. Tatsächlich besitzt das End-i in diesem Wort etwas Verkleinerndes, Verharmlosendes,  etwas Entschärfendes.
     
    Auch der Einwand „schwammige Bezeichnung“ verdient es, ernst genommen zu werden. Er hat mit Verharmlosen und Tabuisieren zu tun. Richtig, Herr/Frau Schultz, „Nazi“ ist keine wissenschaftliche Bezeichnung, es ist ein Phänomen des deutschen Umgangs mit der NS-Vergangenheit. „Nazi“ ist ein, wenn nicht ‚das‘ deutsche Alibiwort. Wie häufig fiel bei Verhören von NS-Tätern und Zeugen dieses Wort! Aber nicht nur dort, Deutsche auf der ganzen Welt, von ihren nichtdeutschen Bekannten auf die Verbrechen des NS angesprochen, redeten sich stets heraus „nicht wir Deutschen, sondern die Nazis waren’s“. Wollte man Verantwortung von sich weisen, waren es meist „die Nazis“, seltener die „Nationalsozialisten“.
    Parallel dazu das Verhalten deutscher Gemeinde- und Stadträte, die die Texte von Mahnmalen zu formulieren hatten. Auf kaum einem dieser vielen Stein- und Marmorplatten wird man etwas von „deutschen Tätern“ lesen, sondern entweder “ NS-Regime“, „die Nationalsozialisten“ oder eine andere Wortfolge, die die Verantwortung für Untaten vom deutschen Namen nimmt.
     
    Danke auch an Gerrit für Ihren Beitrag, über den ich mir noch meine Gedanken machen werde. Bagatellisierung geht in eine ähnliche Richtung, wie ich es oben angedeutet habe, Verharmlosung etc.
     
    Als Nachkommen deutscher Täter, bei gleichzeitiger starker Identifikation mit all den positiven Attributen und Aspekten, die wir mit ‚deutsch‘ verbinden, suchten wir uns einen Weg, ‚deutsch‘ bleiben zu können, während wir gleichzeitig die Verantwortung für die Untaten, der wir uns (in unserer Mehrheit) bewußt sind, auf eine nicht näher definierte Gruppe, „die Nazis“, abschoben. Möglicherweise  ist das eine akzeptable Erklärung für den Gebrauch von „Nazi“.
     
    Ãœbrigens enthält auch die letzte Ausgabe (1970er Jahre) der „Großen Sowjetischen Enzyklopädie“ das Wort „Nazi“ nicht. Man gebrauchte anstatt „Nazi“ in der SU den Begriff „Faschist“. Dies liegt daran, dass man in Sowjet- und DDR-Zeiten jedwede Begriffsgemeinsamkeit zwischen dem als ‚heilig‘ eingeschätzten Begriff ‚Sozialismus‘ und dem Nationalsozialismus vermeiden wollte. „Faschist“ auf deutsche Verhältnisse angewendet, ist jedoch ebenfalls inkorrekt. Denn das Rutenbündel, (latein.: fascis) das Wahrzeichen der Faschisten, gab es nur bei den Spaniern unter Franco und den Italienern unter Benito M.
     
     
    @Jane
    Diskussionen mit Ihnen betrachte ich als zwecklos. Sie sind nicht in der Lage einen Gedankengang zu beenden und daraus die nötigen logischen Schlüsse zu ziehen. Sie vergessen beim Verfassen Ihres dritten Kommentars bereits, was Sie in Ihrem ersten gesagt oder gefragt haben (siehe oben!) und verdrehen auch noch grotesk Sachverhalte. Die Quantität Ihrer Worte übersteigt deren Qualität um ein Vielfaches. Oft ist Ihr bequemer Geist gar nicht fähig, der Schnelligkeit Ihrer darmlange Wortwürste tippenden Finger zu folgen. Sie sind eine Schnattergans, eine Plappermäulin, eine Phrasendrescherin ohne Tiefgang, ein Fröschin im Tümpel, die gar nicht merkt, dass sie die einzige ist die noch quakt, kurz,  ein Alptraum von einem Menschen. Sie sind ferner so banal wie einfallslos, so unoriginell wie unintellektuell, so kulturlos wie fad.
    Genug, Sie verdienen es jedenfalls nicht, ernst genommen zu werden!
    (Einspruch zwecklos)
     
    RS

  32. Ich habe einen Duden(1) des Jahres 1955:
    „Nazi“ ist enthalten: „Kurzwort für Nationalsozialist“ und dort findet man dann auch gleich „Nationalsozialismus“: „Faschismus deutscher Prägung“. Ergo: Ein Nazi ist ein deutscher Faschist. Klare Sprache also.
    In der Tätärä wurde „Nazi“ bzw. „Nazismus“ eigentlich immer synonym zu „(deutscher) Faschist“ bzw. „(deutscher) Faschismus“ gesehen, zumindest ab meiner Generation. Die aus unserer Sicht damals alten Leute, die „den Krieg mitgemacht hatten“, unterhielten sich, wenn es auf eigene Verwandte kam, allerdings im Privaten z. T. noch in der LTI. („Opa war in der Partei“ etc) Dass Opa ein Faschist war, wollte man also auch östlich der Elbe meist nicht eingestehen. Opa ist auch „von den Russen totgeschossen“ worden, was er damals so „vor Stalingrad“ angestellt hat, wollte man nicht thematisieren.
    P.S.: Dass es auch über 60 Jahre nach dem Ende deutschen Faschismus in der Bundesrepublik noch Neofaschisten geben würde, hatten die Lektoren im (1)VEB Bibliographisches Institut Leipzig damals sicher nicht erwartet.

  33. Die Frage, wie formell oder informell eine/r spricht, ist mir egal. Solange es verständlich ist, finde ich, dass erlaubt ist, was gefällt, und was ihm oder ihr gefällt, sollte jede/r selbst am besten wissen.
    Robert Schlickewitz spricht das Thema an (Danke für den schönen Artikel!), weil das Wort „Nazi“ eben nicht nur in der Umgangssprache, sondern auch im „gehobenen“, vielleicht noch nicht im wissenschaftlichen, (Schrift)-Deutsch ein durchaus übliches Wort ist. Dass das nicht zum Begriff „geadelt“ wurde, indem man auf einen Eintrag im Lexikon verzichtet hat, zeigt einiges über den Umgang mit der eigenen Geschichte, da stimme ich Robert Schlickewitz zu.
    Das Fehlen eines determinierten Begriffs führt zu einem legeren Umgang, der nicht zwangsläufig mit begriffslosem Denken zu tun hat, schließlich hat jede/r eine Vorstellung vom Gemeinten – aber über diese Vorstellung ist sich in Deutschland eben nicht hinlänglich verständigt worden.
    Persönlich fand ich es immer etwas verniedlichend und bagatellisierend, „Nazi“ zu sagen, weil es diesen modischen Diminuitiv auf „i“ enthält, so wie „Moni“ oder „Toni“ (Handy, Navi).
    Bei der Langform „Nationalsozialist“ bricht man sich die Zunge ab, aber wenisgtens ist das ein Begriff, der sich analytisch und kritisch gebrauchen lässt, weil seine Bedeutung bestimmt ist.
    Ich habe allerdings den Eindruck, dass die quasi wissenschaftliche Aura des Begriffs die so Bezeichneten bei der Verwendung in der Umgangssprache dann wiederum sprachlich fast schon aufwertet, und das ist auch wieder doof.
    Was ich am Wort „Nazi“ problematisch finde, besteht in der Bagatellisierung, die man damit betreibt, und die wird durch den inflationären Gebrauch nicht besser.
    Kann sein, dass nur ich diese Bagatellisierung empfinde. Wenn nicht, wäre das ein Anzeichen, dass eine mögliche Definition von „Nazi“ eben nicht in der von „Nationalsozialist“ aufgeht.
    Die EB macht es richtig, finde ich. Sie historisiert den Begriff.
    Die adjektivisch Verwendung, die PyJ angibt, ist mir aus Argentinien geläufig, da war das Adjektiv „nazi“ eher in der Bedeutung von arrogant, anti-sozial und anmaßend im Sprachgebrauch, auch als Schimpfwort. Der  Begriff ist somit allerdings enthistorisiert und entpolitisiert. Der Bezug zur deutschen Geschichte ist in diesem Gebrauch nur latent präsent, auch, indem man dort „nazi“ anderen Adjektiven voranstellt, um ein negatives Extrem auszudrücken, eine Abwertung, wie sie absoluter nicht geht.
    Dass etwas „voll nazi-mäßig“ wäre, hört man hier ja auch immer mal wieder, auch ohne, dass damit eine bestimmte politische Einstellung gemeint wäre.
    Ich finde es nicht gut, das Wort „Nazi“ oder seine Derivate als sprachlichen Allgemeinplatz zu behandeln, indem man es dem Sprachgefühl des vermeintlich gesunden Menschenverstands überlässt, wie man dieses Wort  verwendet. Es ist ungut, wenn der Begriff die Bedeutung verliert, die ihm aus der deutschen Geschichte erwächst und die er aktuell – in schwindendem Maße – noch hat.
     

  34. ach wie teils doch formell gesprochen wird gar hier.
    hier heisst es bei manchen ich gehe kacken,nein auch nicht ich bin mal auf dem klo sondern es wird vornehm auf der toilette geschissen und mit vierlagentissuetoilettenpapier das gesäss gesäubert.abkürzungen gibt es nun mal und sind verankert da kann ein DUDEN schreiben was er möchte. 

  35. Nun gut, etwas scheint gestört zu haben, daher noch ein Versuch:
    @RS kurz off-toppic
    einen kurzen Dank an Sie für die vielen informativen Artikel, aus dem jeder für sich etwas lernen konnte.
     
    Dann sehe ich den Begriff Nazi als eine Verniedlichung an und aus diesem Grund wird er wissenschaftlich auch nicht verwendet. Nichtsdestotrotz hat er, auch schon vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten,  in den Alltagsgebrauch Eingang gefunden hat. Daher sehe ich keine Begründung diesen nicht in Lexika zu übernehmen. Mit einer Erklärung und dem Verweis auf den korrekten Begriff ist das völlig okay.

  36. was meiner Meinung nach eine der vielen Vehikel ist, den Nationalsozialismus und seine Verbrechen zu verharmlosen

    und unliebsame Wiedersacher jeglicher Art egal von wem gegen wen zu verteufeln.

    Sicher ist und war der Begriff viel gebraucht; das ändert aber nichts daran, dass er eine umgangssprachliche Verkürzung darstellt, ungefähr so, wie das Wort Sozi, das ebenfalls allseits bekannt ist, aber eben auch kein hochdeutscher Terminus ist.

  37. „Was ist eigentlich ein Nazi?“
    .
    Nazis müssen Nahziele
    .
    für alle Demokratien sein:  ‚Nazis Raus aus den Köpfen!‘ Manche Leute lesen diesen Slogan der ehemaligen PDS, freilich  nicht wirklich ernstgemeint, ohne das  „Raus aus den“.  Gleiche Schiene: mensch rufe auf einer Gegendemo gegen Rechts mal: „Nationalsozialisten Raus!“ – abgesehen von der leichten sprachlichen Schwierigkeit, sowas zu rufen, fühlte sich auch garantiert ein Teil der braungestrickten Brüder und Schwestern davon garnicht angesprochen, bei „Nazi Raus!“ aber sehr wohl.
    .
    (((Besonders schön klingt: „NazisNazisNazis:  RausRausRaus“))).
    .
    Das Wort ist einfach eine griffige Bezeichnung unter Bedeutungserweiterung des Ursprungs für leicht bis ultraheftig mit rechtem Gedanken“gut“ Beschwerte.
    In „Entnazifizierung“, einem auf jeden Fall klar umrissenen Begriff, ist das Wort  deutlich auf die Zugehörigkeit zur NSDAP beschränkt. Davon kann heute keine Rede mehr sein.
    .
    Das wenig gebrauchte weibliche Pendant, wie ich es aber besonders von Widerstandskämpfern hörte, lautet Nazine, s. z.B.  http://www.welt.de/print-welt/article678382/Baerlein_an_Kulmchen.html : da erwähnt Ernst Bloch, dass er sich 1933 in sowas verguckt hatte…
    .
    Noch was: war Mahler in der NSDAP? Nee. Aber ein Nazi reinsten Wassers, wie so vieles einer GesinnungsgenossInnen, ist er dennoch.
    .
    Gut, dass es das Wort als allerdings trefflich (s.o.) abwertenden Begriff für alles gibt, was sich im braunen Sumpf suhlt.
    .
    Braun mag es nicht so richtig, während einige von der Sippschaft sich längst dazu verstiegen haben, sich als „Nationale Sozialisten“ zu bezeichnen: das, meinen sie, sei ehrenhaft (ekelhaft ist’s).
    .
    ego

  38. @Robert Schlickewitz
    Wenn ich richtig informiert bin, haben schon in den 20er Jahren Sozialdemokraten und Kommunisten den Begriff „Nazi“ gegenüber „Nationalsozialist“ bevorzugt – vermutlich um sich nicht ständig daran reiben zu müssen, daß auch „die“ sich als Sozialisten bezeichnen… vermulich iss das heutzutage nicht viel anders.

    Davon abgesehen wird dieser „Begriff“ inzwischen recht inflationär verwendet, was meiner Meinung nach eine der vielen Vehikel ist, den Nationalsozialismus und seine Verbrechen zu verharmlosen.

  39. @Robert Schlickewitz

    das sind allerdings zwei verschiedene Themen.

    Inwiefern verschiedene deutsche Geschichtsbücher die Geschichte hinreichend behandeln oder nicht und warum verschiedene Encyclopädien das Wort Nazi nicht führen, das hat nichts miteinander zu tun.

    Für letzteres gibt es die schlichte und vollkommen nachvollziehbare Erklärung, die ich zuvor gegeben habe, da natürlich gerade namhafte Enzyclopädien strengen Sprachregelungen verpflichtet sind werden sie zweifelsohne das Wort ‚Nationalsozialismus‘ behandeln, nicht aber Nazi. Nazi ist tatsächlich ein umgangssprachlicher Ausdruck. Sie hätten Recht, wenn auch diese nicht zu finden wären. Da würde ich mich jetzt allerdings doch sehr wundern.

    Ich kann nicht darüber urteilen, inwieweit der Geschichtsunterricht im Allgemeinen oder Besonderen die Zeit des dritten Reiches hinreichend behandelt wird. In meiner Schulzeit wurden wir, wie ich denke recht umfassend über die Weimarer Republik, die Machtergreifung Hitlers, den zweiten Weltkrieg, die Reichskristallnacht und den Holocaust  informiert und lasen auch sehr berrührende Zeitzeugnisse von Juden, die den Holocaust und KZs überlebt hatten und hörten auch ihre authentischen Zeugnisse von anderen, die im KZ umkamen. Natürlich ist der Geschichtsunterricht immer fragmentarisch, da es ein Fach ist, dass man ein oder zwei Stunden die Woche für einige Jahre hat. Da werden recht schnell ganze Epochen abgehandelt.

    Das Tagebuch der Anne Frank ist auch eine Standardlektüre in deutschen Schulen.

    Ich glaube nicht, dass alles und jedes aufgearbeitet wäre, aber das trifft wie ich meine eher auf die privaten Geschichten in den Familien zu, aber ich denke doch, dass das Thema in der deutschen Bildung durchaus nicht unter den Teppich gekehrt wird.

  40. Sehr geehrter Herr Schlickewitz,
    eines ist mir bei Ihrer Argumentation in Bezug auf den Begriff Nazi – abgesehen von meine generellen Kritik an diesem aus meiner Sicht äußerst schwammigen Bezeichnung – absolut unklar. Sie beziehen sich im Eingang Ihres Beitrages auf Ihr Studium und damit auf die üblichen Kriterien für den wissenschaftlichen Gebrauch einer Bezeichnung.  Anschließend argumentieren sie dann aber gerade nicht weiter auf der wissenschaftlichen Ebene – wobei wir uns sicherlich einig darüber sind, daß der Begriff „Nazi“ an sich keine wissenschaftliche Bezeichnung ist -  sondern mit den Emotionen, die der Begriff auslöst, sowie mit dessen „Massengebrauch“.  Dieser sei ihrer Meinung nach Grund genug, daß „Nazi“ in renommierten Lexika definiert werden müsse.
    Erwarten Sie da nicht von Grund auf viel zu viel? Denn trotz der Emotionen und des Massengebrauchs ist „Nazi“ doch in erster Linie nur eines: eine umgangssprachliche Bezeichnung bzw. Verkürzung für einen Begriff, den es ja gibt (den Nationalsozialisten / den Nationalsozialismus). Aus welchen Gründen sich der umgangssprachliche Begriff einer größeren Beliebtheit erfreut als die eigentliche  Bezeichung sei an dieser Stelle mal ganz beiseite gelassen. Was könnte ein Lexikon denn also leisten, als evtl. den Verweis „Nazi (umgangssprachlich) … siehe unter Nationalsozialist“? Wäre das in Ihrem Sinne?
    Mit freundlichen Grüßen
    E. Schultz
     

  41. @Jane
    In einem früheren Kommentar habe ich ein Besipiel für das gebracht, was ich „verlogene Geschichtsschreibung“ nenne.
    Ich wiederhole es hier, für Sie, in einer leicht ergänzten Fassung:
     
    Ich gebe ein Beispiel: Einer der bekanntesten und wohl auch besten Historiker des gegenwärtigen Deutschlands ist Hagen Schulze. Im renommierten dtv Verlag erschien 1998 seine bis heute in mehreren Auflagen nachgedruckte “Kleine deutsche Geschichte”, keine 10 Euro teuer und höchst lesenswert.

    Schulze beschreibt besser als so mancher andere seines Faches Hintergründe, die deutsches Handeln in der Geschichte verständlich erscheinen lassen (sollen), auch unmoralisches und verbrecherisches deutsches Handeln.
    Aber, und das ist der Schwachpunkt seines Buches, er setzt das Wissen um Art und Umfang (!) dieser schlimmen Verbrechen der Deutschen voraus, was bedeutet, dass sein Buch sich nur an eine intellektuell gebildete bzw. überdurchschnittlich informierte Leserschaft wendet (an eine Elite also!), denn er unterschlägt uns diese deutschen Verbrechen fast vollständig.
    Klar, dass er als anerkannter Historiker das “Dritte Reich” und und den Holocaust schlecht ‚verheimlichen‘ kann. Nur war das eben ‘nur’ einer von sehr vielen menschlichen Tiefpunkten der deutschen Geschichte.
    Der 1000jährige deutsche Antijudaismus/Antisemitismus mit seinen ungezählten Ermordeten und Vertriebenen, zum Besipiel, ist Schulze einen Halbsatz wert, und der steht nicht etwa da (im Buch), wo er begann (und wo man ihn suchen würde), im Mittelalter, nein, im Zusammenhang mit der Shoa erwähnt er ihn, so en passant.
    Der für das Christentum so bedeutende Kaiser Konstantin, ein übles Scheusal, ein Menschenschlächter par excellence, unter dem der verhängnisvolle Gegensatz Christen vs. Juden erst so richtig gewaltsam ausbrach, kommt viel zu positiv davon. Die Kreuzzüge werden nur gestriffen und von dem diese einleitenden Judenmord, gerade in deutschen Landen, mit dessen so zahreichen Opfern – kein Wort. Kirchen- oder Päpstekritik unterbleibt so gut wie. Die Hexenverfolgungen werden vollkommen ausgespart, obwohl sie gerade in Deutschland extrem wüteten und vor allem länger als woanders in Europa. Das Thema Luther und die Juden fällt flach, ebenso wie die 600jährige deutsche Geschichte des Mordes an Sinti und Roma. Die Gegenreformation wird bewusst so behandelt, dass der Hauptverantwortliche für die durch sie verursachten Hunderttausenden Toten der Glaubenskriege, Bayern, keine Rufschädigung erleiden muss. Ebenso wird die Tatsache, dass Bayern Brutstätte, Geburtsregion und Wiege des NS war, viel zu vage und für Nichtinsider nicht deutlich genug herausgestellt.
    Schließlich erwähnt Schulze auch nicht das viehische Verhalten deutscher Soldaten gegenüber unschuldigen Zivilisten im Krieg gegen Frankreich 1870/71 sowie im Ersten Weltkrieg in Frankreich und Belgien, ein Verhalten, welches bereits in mannigfaltiger Hinsicht die Gräuel des „Dritten Reiches“ ankündigte bzw. vorwegnahm (!).
    Deutsche erhalten somit ein sehr geschöntes und pflegeleichtes Eigenbild serviert.

    Andere deutsche Geschichtsbücher, leider auch Schulgeschichtsbücher, verhalten sich ähnlich zurückhaltend bei diesen sensiblen Themen.
     
    Sollte Ihnen dies nicht zu denken geben, „Jane“ ?
     
    RS

  42. Any German, or anyone at all, who can say he or she has ‚bewältigt‘ the ‚Nazi‘ Era, must either be completely ignorant about the Holocaust and the German political, social and moral catastrophy, or is a fascist. I find it quite natural that  post WWII Germans be aware of  there heritage, bad as well as  good. Speaking for myself this theme will always be present in my mind. As for the term ‚Nazi‘, it is obviously a type of acronym (derved from the German: ‚Nationalsozialist’ ) similarly used as the Italian term ‚fascista‘, although the latter term is derived from Latin.  

  43. Hochdeutsch ach wie nett,wo spricht man dat denn leev jane.nun ja in der schule bringt man es den schuelern bei aber im durschnitt redet fast jeder deutsche,österreicher und schweizer seinen dialekt.ok schreiben in hochdeutsch,gut ,aber reden.ne sehr selten, warum auch.und aus manchen wörtern bilden sich auch wörter die man abkürzt,warum auch nicht.ein brauner ist doch auch ein nationalsozialist und jeder weiss was gemeint ist.sie bestimmt auch fräulein jane nicht wahr.

    hochdeutsch hört sich auch sehr streng an   

  44. @Jane
    …genauso wenig wie zum Beispiel ‘Putze’ oder ‘Sozi’.
    ‚Putze‘ und ‚Sozi‘ haben keinen Genozid, keine Millionen von Menschen auf dem Gewissen. Das sollte Ihnen zu Bedenken geben!
     
    Zudem ist „Nazi“ ein mit starken Emotionen verbundener Begriff, der seit über sechzig Jahre zur Entschuldigung und als Alibi von Millionen von Deutschen verwendet wurde. Ein Begriff, der im gesprochenen wie im gedruckten (Presse!) Deutsch ungleich häufiger vorkam und vorkommt, als die beiden von Ihnen genannten Beispiele. Beziehen Sie diese Tatsachen bitte ebenfalls in Ihre Bewertung mit ein!
     
    Bezüglich deutscher Verlogenheit im Umgang mit der eigenen Geschichte, die Sie in Abrede stellen, verweise ich auf meine einschlägigen Beiträge hier auf haGalil und mein Buch „Sinti, Roma und Bayern“, die Sie alle im Web nachlesen können.
     
    RS

  45. E.Schultz hat es klar auf den Punkt gebracht, was vielleicht in England oder den USA und zu einem gewissen Grad auch hierzulande sich als feststehender Begriff eingebürgert hat, ist im Grunde genommen, eine umgangssprachliche Verkürzung des Begriffs Nationalsozialist, also schlichtweg kein Hochdeutsch. Umgangssprachliche Verkürzung dürften sich aber nur in Nachschlagewerken finden, die genau solches zum Thema haben. In ein normales Nachschlagwerk finden sie keinen Eingang, genauso wenig wie zum Beispiel ‚Putze‘ oder ‚Sozi‘. Das hat also gar nichts mit irgend einem verlogenen ‚Umgang‘ mit der eigenen Geschichte zu tun, sondern entspricht dem strengen Umgang mit den deutschen Sprachregeln in seriösen Nachschlagewerken.

    Der Begriff Nationalsozialist ist mit Sicherheit in deutschen Nachschlagewerken nicht ausgespart.

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