Benny Morris (geb. 1948)

Foto: Aude / CC BY-SA 3.0

Benny Morris wurde 1948 im Kibbutz Ein haChoresch geboren und wuchs in Jerusalem auf. Seine Eltern waren aus England eingewandert. Die Familie lebte für mehrere Jahre in New York, wo der Vater im diplomatischen Dienst tätig war. Nach dem Schulabschluss leistete Morris seinen Militärdienst bei den Fallschirmjägern ab. Er nahm am Sechstagekrieg und am sog. „Abnutzungskrieg“ teil, wo er 1969 verletzt wurde.

Morris studierte Geschichte an der Hebräischen Universität von Jerusalem und promovierte an der Universität Cambridge zu den deutsch-britischen Beziehungen in den 1930er Jahren. Zurück in Israel arbeitete Morris als Journalist für die Jerusalem Post. Sein Interesse am Forschungsthema, das ihn später bekannt machen sollte, wurde durch persönliche Beobachtungen im Zuge seiner journalistischen Arbeit im Libanonkrieg geweckt. Als Reservist weigerte er sich aus Gewissensgründen, Dienst in der Westbank zu leisten. Bei Recherche im Israelischen Staatsarchiv wurde er zunehmend auf die palästinensische Flüchtlingsfrage aufmerksam.

1988 erschien sein wegweisendes Werk „The Birth of the Palestinian Refugee Problem“. Morris wird zu den sog. Neuen Historikern gezählt, eine lose Gruppe junger israelischer Historiker, „die in den 1980er Jahren erstmalig die Dokumente der zuvor nicht frei zugänglichen israelischen Archive erforschten. Auf Basis dieser Arbeit verfassten wir Bücher über verschiedene Aspekte der Jahre um 1948“, wie er in einem Interview sagte. Die Veröffentlichung seiner Forschung brachte Morris ins Zentrum einer hitzigen Debatte. Nachdem er die Jerusalem Post verlassen hatte, konnte er keine Anstellung im akademischen Bereich finden. Erst 1997 erhielt er eine Lehrposition an der Ben Gurion Universität in Beersheva. 

Ein Interview von 2004 in Haaretz sorgte erneut für eine Debatte um Morris, der davon sprach, wie sehr ihn der palästinensische Terror erschütterte: „Die Bombenangriffe auf Busse und Restaurants haben mich wirklich erschüttert. Durch sie habe ich die Tiefe des Hasses gegen uns verstanden. Durch sie habe ich verstanden, dass uns die palästinensische, die arabische und die muslimische Gewalt gegen ein jüdisches Leben hier an den Rand der Vernichtung gebracht hat. Ich betrachte Selbstmordattentate nicht als isolierte Handlungen. Sie drücken einen tief liegenden Willen des palästinensischen Volkes aus. Das ist, was die Mehrheit der Palästinenser wollen. Sie wollen, dass was mit dem Bus geschah, mit uns allen geschieht.“ Vorgeworfen wurde Morris auch, dass er Vertreibungen von Palästinensern während des Unabhängigkeitskrieges guthieße, wobei er lediglich aus Sicht der damaligen israelischen Führung argumentierte als er sagte: „Ich glaube nicht, dass die 1948er Vertreibungen Kriegsverbrechen waren. Man kann kein Omelett machen, ohne Eier zu zerbrechen. Man muss sich die Hände dreckig machen.“

Benny Morris‘ Forschung zu 1948 und der Entstehung des palästinensischen Flüchtlingsproblems bleibt wegweisend und liegt mittlerweile auch in deutscher Übersetzung vor. Der vorliegende Auszug stammt aus dem Buch „1948 – Der erste arabisch-israelische Krieg“.

–> 1948 – Der erste arabisch-israelische Krieg

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