„Haus der Ewigkeit“

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Jüdischer Friedhof Lwiw 2019 © Marcel- Th. Jacobs

Am Sonntag, den 9.11.2025 eröffnete die Ausstellung „Haus der Ewigkeit“ im Ev. Kirchenzentrum der Stadt Seesen. Zentraler Gegenstand sind jüdische Friedhöfe in Mitteleuropa, die Marcel-Th. und Klaus Jacobs seit 2004 mit ihrer analogen Kamera dokumentiert haben, um sich so für den Erhalt dieser steinernen Denkmale und Gedenkorte einzusetzen. Die Ausstellung wird von der Stadt Seesen, der Ev.–luth. Kirchengemeinde St. Vitus und St. Andreas in Seesen in Kooperation mit dem Freundeskreis zur Dokumentation jüdischer Friedhöfe im mitteleuropäischen Kulturraum e. V. gezeigt.

Das Besondere am Veranstaltungsort Seesen – zur bestehenden Ausstellung „Haus der Ewigkeit“ werden erstmals auch Fotografien vom jüdischen Friedhof Seesen gezeigt, die Marcel-Th. Jacobs mit seiner analogen Leica-Kamera im März 2025 aufgenommen hat. 

1805 kaufte Israel Jacobson in Seesen ein Areal für einen jüdischen Friedhof, die ersten Bestattungen fanden erst ab 1836 statt. Heute befinden sich noch ca. 100 Grabsteine auf dem Friedhof. Die ältesten Steine (Sandsteine) befinden sich im oberen Teil des Friedhofs, versehen mit hebräischen Inschriften. Die neueren Steine folgen weiter im unteren Teil des Friedhofes als Granitsteine und weisen neben den hebräischen auch deutsche Inschriften auf. Neben den einzigartigen baulichen Gegebenheiten des jüdischen Friedhofes in Seesen findet sich dort auch eine weitere Besonderheit: zwei christliche Gräber.

Neben den Bethäusern und Mikwaot (rituelle Tauchbäder) zählen Friedhöfe zu den zentralen Einrichtungen jüdischer Gemeinden; sie sind damit ein wesentlicher Bestandteil der jüdischen Alltagskultur. In ihnen spiegelt sich die große berufliche Vielfalt der einstigen jüdischen Bevölkerung und ihr sozialer Status wider: Industrielle, Bankiers und Kaufleute (überwiegend aus der Textilwirtschaft), Hoteliers, Handwerker, Landwirte, Arbeiter, Politiker, Rechtsanwälte, Rabbiner, Talmudgelehrte, Philosophen, Wissenschaftler, Mediziner, Schauspieler, Künstler und Sportler – hinter jedem Grabstein steht die Biographie eines Verstorbenen.

Marcel-Th. Jacobs erläutert als Mit-Initiator und Fotograf das Ziel der Ausstellung: „Einen kleinen Teil unserer fotografischen Dokumentation von inzwischen 91 jüdischen Friedhöfen in Deutschland, Polen, der Ukraine und der Tschechischen Republik sowie im Baltikum präsentieren wir Ihnen hier in unserer Ausstellung. Kurze Steckbriefe erläutern die örtlichen Gegebenheiten und Hintergründe der besuchten Friedhöfe. Dabei geht es uns in erster Linie um die fotografische Erfassung dieser fast verloren gegangenen Sepulkralkultur und nicht um eine wissenschaftliche Erforschung.“

Die eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Fotografien, aufgenommen mit einer analogen Leica-Kamera, fangen die Atmosphäre auf den Friedhöfen ein. Viele spannende Details sind auf den 48 Aufnahmen zu entdecken, die von den Spuren des vergangenen jüdischen Alltags zeugen.

Die Ausstellung „Haus der Ewigkeit“ ist bis zum 27. Januar 2026 zu den regulären Öffnungszeiten der Ev. Kirchengemeinde in Seesen zu sehen.

Weitere Informationen zum Projekt:
http://www.juedische-friedhoefe.de

Klaus Jacobs, Marcel-Th. Jacobs: Haus der Ewigkeit. Jüdische Friedhöfe im mitteleuropäischen Kulturraum, Hentrich & Hentrich 2022, 172 S., 69 Abb., Euro 28,00, Bestellen?