Nach der großen Freude über die Rückkehr der noch lebenden Geiseln, kehrt die Ernüchterung ein. Hamas hat von den 28 in Gaza festgehaltenen toten Geiseln bisher nur sieben überstellt. Und auch das nur nach massivem Druck und ersten Sanktionen von israelischer Seite.
Noch am Dienstag wurden vier Särge überstellt, die Identifizierung ist abgeschlossen:
Guy Illuz (26) aus Ra’anana war in der Musikbranche als Tontechniker für viele Künstler bekannt, darunter die Bands HaYehudim, Matti Caspi und Shalom Hanoch. Am 7. Oktober konnte er vom Nova-Festivalgelände fliehen und es gelang ihm, seine Verwandten darüber zu informieren, dass auf ihn geschossen wurde. Guy wurde lebend und verwundet entführt und in Hamas-Gefangenschaft ermordet. Laut der freigelassenen Geisel Maya Regev wurde er bewusstlos entführt und lag eine ganze Woche lang allein ans Bett gefesselt ohne dass seine Wunden versorgt wurden. Anderthalb Tage vor seinem Tod wurde sie in sein Krankenhauszimmer gebracht, wo er ihr sagte, seine Mutter sei die stärkste Frau der Welt gewesen und er würde sie, sobald er nach Hause käme, umarmen und nie wieder loslassen. Seine Familie und Freunde beschrieben ihn als jemanden mit einem großen Herzen, der nur wollte, dass es den Menschen gut geht und sie glücklich sind. Guys Energie strahlte Liebe und Respekt aus. Guy hinterlässt seine Eltern Michel und Doris sowie seine Geschwister Maya und Ori.
Bipin Joshi (23) wurde in Nepal in einer Stadt am Fuße des Himalaya geboren und wuchs dort auf. Er kam nur wenige Wochen vor dem Massaker nach Israel, um im Kibbuz Alumim Landwirtschaft zu studieren und mit einem Beruf in sein Land zurückzukehren. Bipin verliebte sich sofort in Israel und schickte seiner Familie täglich Videos von seinem neuen Leben im Kibbuz. Er träumte davon, die Landwirtschaft in seinem Land auszubauen, weiterhin als Amateur-Rapper Songs zu schreiben und Fußball zu spielen. Am 7. Oktober floh Bipin mit anderen ausländischen Studenten in einen Unterschlupf im Kibbuz, wehrte eine scharfe Granate mit bloßen Händen ab und rettete durch seinen Mut viele Leben.
Bipin hinterlässt seine Eltern Mahananda und Padma sowie seine jüngere Schwester, die 18-jährige Pushpa.
Yossi Sharabi (53) stammte aus dem Kibbuz Be’eri. Yossi arbeitete als Marketingmanager von Be’eri Printing und lebte neben seinem Bruder Eli. Als Zionist und Patriot liebte er das Surfen und Extremsportarten. Er war ein liebevoller und hingebungsvoller Vater und Ehemann, ein Familienvater mit großem Herzen. Ein liebevoller, fürsorglicher Mann, bekannt für seine Hingabe an alle seine Mitmenschen und voller Lebensfreude. Am 7. Oktober wurde Yossi zusammen mit seinem Bruder Eli, dem Partner seiner Tochter Ofir Engel und dem 16-jährigen Amit Shani gefangen genommen. In einer heldenhaften Tat gelang es Yossis Frau, ihre Töchter zu retten. Elis Frau und seine beiden Töchter wurden bei dem Massaker ermordet. Nach 102 Tagen erhielt die Familie eine weitere schmerzliche Nachricht – Yossi wurde getötet, offenbar bei einem Bombenangriff der IDF auf ein nahegelegenes Gebäude. Sein Bruder Eli wurde nach 491 Tagen aus der Gefangenschaft entlassen. Auch für Familie Sharabi schließt sich mit Yossis Rückkehr der Kreis.
Daniel Shimon Peretz (22) stammte aus Yad Binyamin. Er wurde in Johannesburg, Südafrika, geboren und wanderte im Alter von 13 Jahren mit seiner Familie nach Israel ein. Daniel war sehr sportbegeistert, insbesondere für Extremsportarten. Vor seiner Einberufung verletzte er sich beim Wasserskifahren. Nach einer Operation und neun Monaten Physiotherapie und Genesung kämpfte er in der Armee darum, sein medizinisches Profil zu verbessern, damit er dem Panzerkorps beitreten konnte. Er erfüllte sich seinen Traum und schloss einen Panzerkommandantenkurs mit Auszeichnung ab und schloss später auch einen Offizierskurs mit Auszeichnung ab.
Am 7. Oktober war Daniel in Nahal Oz stationiert. Er und seine Panzerbesatzung halfen heldenhaft, viele Terroristen abzuwehren. Während der Schlacht wurde Daniel verwundet und entführt. Nach 163 Tagen wurde er als gefallenen erklärt. An seiner Seite kämpften der Überlebende Matan Angrest, Stabsfeldwebel Itay Chen, der noch immer in Gaza gefangen gehalten wird, und Sergeant Tomer Leibovitz, der im Kampf gefallen war.
Vier weitere Särge
Gestern Nacht überstellte Hamas dann weitere vier Särge. Drei Israelis wurden identifiziert, bei der vierten Leiche handelt es sich nicht um eine israelische Geisel.
Endlich hat nun die Familie von Tamir Nimrodi Gewissheit, auch wenn sie sich ein anderes Ende erhofft hatte. Seit dem 7. Oktober 2023 gab es kein Lebenszeichen von Tamir. „Nach zwei Jahren quälender Ungewissheit, erfüllt von Hoffnung und Sehnsucht nach einem anderen Ende, erhielten wir die herzzerreißende Nachricht, die die Identität unseres geliebten Tamir bestätigt“, so die Familie in einer Mitteilung.
Tamir Nimrodi (20) stammte aus Nirit. Er wurde von einem Stützpunkt im Gazastreifen entführt, wo er als Unteroffizier im Bildungswesen diente. Bis zu seiner Entführung hatte er zehn Monate Dienst geleistet. Während seines Militärdienstes hatte er das Gefühl, seine Berufung gefunden zu haben, und wurde eine Woche vor seiner Entführung sogar für die Offiziersausbildung interviewt. Sein Umfeld sagte, er sei ein sozialer, fürsorglicher Mensch gewesen, der sich um andere kümmerte. Tamir sollte am 7. Oktober eigentlich nicht auf dem Stützpunkt sein, meldete sich aber freiwillig, um den Schabbat anstelle eines anderen Soldaten zu übernehmen. Nach seiner Entführung fand man in seinem Zimmer eine Notiz, auf der er geschrieben hatte: „Ich möchte so vielen Menschen wie möglich helfen, meinen sozialen Kreis erweitern und niemals jemandem wehtun.“
Tamir wurde lebend von seinem Stützpunkt entführt und in Gefangenschaft durch Bombenangriffe der israelischen Armee getötet. Tamir hinterlässt seine Eltern Herut und Alon sowie seine Geschwister Amit und Mika.
Uriel Baruch (35) stammte aus Givon. Er arbeitete in der Baustoffbranche und liebte Technomusik. Seine Verwandten beschreiben ihn als einen lebensfrohen Menschen, der gerne Zeit mit Freunden verbrachte und die Welt bereiste. Er war stets von Freunden umgeben, von denen ihn die meisten liebevoll „Badalo“ nannten. Uriel war bekannt für seine Großzügigkeit und dafür, dass er sich für alle einsetzte, die Hilfe brauchten. Sein Motto lautete: „Lebe, als gäbe es kein Morgen.“ Nachdem 172 Tage lang kein Lebenszeichen von ihm gab, erfuhr seine Familie, dass Uriel am 7. Oktober ermordet und seine Leiche nach Gaza entführt worden war. Er hinterließ seine Frau Racheli, zwei Kinder, seine Eltern und drei Geschwister.
Eitan Levi (53) stammte aus Bat Yam. Er war ein herzlicher und liebevoller Familienvater, der sich immer mehr um seine Mitmenschen als um sich selbst kümmerte. Er war ein verantwortungsbewusster Mensch und alle zeugten von seiner großen Freundlichkeit. Seine großen Lieben galten seinem einzigen Sohn Shahar und seinen beiden Hunden. Eitan galt über 40 Tage lang als vermisst, bis er zur Geisel erklärt wurde. Nach 62 Tagen informierte die Armee die Familie offiziell, dass Eitan als verstorbene Geisel gilt und in Gaza festgehalten wird. Er wurde während des Hamas-Angriffs entführt, als er einen Freund zum Kibbuz Be’eri fuhr. Eitan hinterließ seine Familie: seinen Sohn Shahar, Shahars Verlobte Shir, Aviva, Chen, Sunny, Reef und River.
Jehi sichram baruch.