Der Schofarhall

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Foto: haGalil

Das jüdische Neujahrsfest Rosch ha-Schana gilt als Tag der Posaune, auf den sich schon in den vier letzten Wochen des alten Jahres, dem Monat Elul, durch Blasen des Schofar genannten Widderhornes nach dem werktäglichen Morgengebet vorbereitet wird.

Von Thomas Tews

Der aufrüttelnde Effekt des durchdringenden Schofartones soll die Menschen zur Umkehr bewegen. Alle mündigen Juden sind verpflichtet, den Schofarton zu hören, wobei dieses Gebot nur dann als erfüllt gilt, wenn man sich beim Hören des Gebotscharakters bewusst ist. So sollen der Schofarbläser und seine Zuhörer das Bewusstsein teilen, ein Gebot zu erfüllen.[1]

In Martin Bubers Anthologie „Die Erzählungen der Chassidim“ findet sich dazu folgende Anekdote, die von der gelebten Weisheit und existentiellen Religiosität der im 18. Jahrhundert im osteuropäischen Judentum entstandenen Bewegung des Chassidismus zeugt:

„Rabbi David Mosche erzählte: »In seinem Todesjahr konnte mein Vater am Tag des Neuen Jahrs nicht in das Bethaus gehen, sondern ich betete mit ihm in seiner Stube. Sein Dienst war wunderbarer als je zuvor. Danach sprach er zu mir: ‚Heute habe ich den Schofarhall des Messias gehört.‘«“[2]

Damit wünscht der Verfasser dieses Impulses allen Lesenden, dass sie für ein gutes neues Jahr eingetragen und besiegelt werden mögen. Schana towa!

–> Der Sound Israels

Anmerkungen:

[1] Rabbiner Andreas Nachama/Rabbiner Walter Homolka/Hartmut Bomhoff, Basiswissen Judentum. Mit einem Geleitwort von Rabbiner Henry G. Brandt. Herder, Freiburg im Breisgau 2015, S. 239.
[2] Martin Buber, Die Erzählungen der Chassidim. Manesse, Zürich 1949, S. 511.