Warum ich versuche, so oft wie mir persönlich nur möglich ist am RUN 4 their Lives teilzunehmen
Von Stefanie Ruffen, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP Köln
Ich kenne niemanden, den der 07. Oktober 2023 kaltgelassen hat, aber tatsächlich hat er mich in einer Art und Weise berührt, die mich selbst überrascht hat. Meine Eltern waren noch als Studenten einen langen Winter in einem Kibbuz in Israel und haben bei der Orangenernte geholfen. Diese Geschichte haben sie mir so oft und bildreich erzählt, dass alleine das Wort Kibbuz im Zusammenhang mit dem Massaker der Hamas viele Assoziationen bei mir ausgelöst hat. Mit dem, was darauf folgte hätte ich jedoch nie gerechnet. Das Freudengeheul der muslimischen Welt über diese Ungeheuerlichkeit, aber auch der aufbrandende Antisemitismus weltweit lassen mich noch immer fassungslos zurück. Weil ich Mitglied des Karnevalsvereins „Kölsche Kippa Köpp e. V.“ bin, habe ich vieles direkt mitbekommen und erfahren. Als ich dann einen politischen Podcast zum Thema hörte, der mit den Worten begann „Natürlich ist seit dem 07. Oktober der Antisemitismus in Deutschland wieder gestiegen“, stand meine Welt Kopf. Ich verstehe diesen Satz bis heute nicht. Aus dieser Situation heraus haben wir am 16. Mai 2024 mit Unterstützung aller im Rat der Stadt Köln befindlichen Fraktionen außer LINKE und AfD den Antrag eingebracht, die Stadt Köln möge sich der Arbeits-Definition der IHRA (International Holocaust Remembrance Alliance) anschließen. Diese zeigt deutlich, dass eine Kritik am Handeln der israelischen Regierung möglich ist ohne Antisemit zu sein. Sie zeigt aber auch, dass Antisemitismus sich häufig hinter Israelkritik versteckt.
Da sich die öffentliche Diskussion nur noch um die Kritik an Israel dreht und auch die deutsche Bundesregierung sich durch ein (mehr symbolisches) Waffenlieferstopp zu meinem Entsetzen von Israel abgewendet hat, wird der RUN 4 their Lives jeden Tag wichtiger.
Der Run 4 their Lives steht für Solidarität mit den jüdischen Geiseln der Hamas und macht auf ihr Schicksal aufmerksam, welches mehr und mehr aus dem Bewusstsein der Gesellschaft verschwindet. Mit jedem Schritt setzt man erst einmal völlig unpolitisch sondern rein human ein Zeichen gegen Menschenrechtsverletzungen, gibt den Geiseln eine Stimme und hilft, ihre Situation wieder in die Öffentlichkeit zu rücken. Die Teilnahme von uns Nichtjüdinnen und Nichtjuden am RUN 4 their Lives gibt uns gleichzeitig die Möglichkeit unseren jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern zu zeigen, dass wir fest an ihrer Seite stehen; und darauf kommt es dieser Tage mehr denn je an.
Danke für diesen Beitrag. Meine Sympathie und Solidarität für Frau Ruffen und alle am RUN4their Lives Beteiligten! – Ein zwar gelähmter, aber sehr wacher Goi aus SW.
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