Die neuen Fernsehtipps

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Von 16. bis 30. April 2023

So., 16. Apr · 01:30-02:00 · PHOENIX
Das Geheimarchiv im Warschauer Ghetto

Es ist eine der bemerkenswertesten und bislang unerzählten Geschichten des Holocaust: Der junge couragierte Historiker Emanuel Ringelblum initiierte und leitete im Warschauer Ghetto ein Untergrundarchiv. Dort wurden Tagebücher und Fotos, NS-Verordnungen und jiddische Poesie gesammelt und vergraben, um der Nachwelt ein authentisches Zeugnis zu geben vom Leben im Ghetto und den Verbrechen der NS-Besatzer. Seit 1999 ist das Ghettoarchiv Weltdokumentenerbe der UNESCO. „Wer schreibt unsere Geschichte? Wie können wir sicherstellen, dass unsere Erlebnisse, unsere Traditionen, unser Leid durch unsere eigenen Zeugnisse und nicht nur aus der menschenverachtenden Perspektive der Nazis überliefert werden?“ Getrieben von diesen Fragen und Motiven haben Emanuel Ringelblum und seine rund 60 Mitstreiter über Jahre hinweg ein Geheimarchiv betrieben und gefüllt. Zeitzeugenberichte und Kinderzeichnungen, Lebensmittelkarten und Plakate aus jüdischen Theatern, Zeugnisse des religiösen Lebens und die Benennung konkreter Verbrechen, sowohl von Deutschen als auch von Polen und Juden das Archiv sollte ein möglichst breites und ungefiltertes Bild des dem Untergang geweihten Lebens im Ghetto widerspiegeln. Emanuel Ringelblum promovierte 1927 über die Geschichte der Warschauer Juden im Mittelalter. Er begann im Oktober 1939 mit der Organisation eines konspirativen Netzwerks. Seine Mitstreiter, die die verschiedensten politischen und kulturellen Richtungen repräsentierten, begannen in ihren jeweiligen Kreisen zu sammeln. Über die Arbeit im Archiv hinaus waren die Mitglieder der Gruppe auch in Hauskomitees, bei der Organisation von Suppenküchen und in anderen Selbsthilfeorganisationen aktiv, die das Überleben im Ghetto sichern sollten. „Oneg Shabbat“, „Freude am Shabbat“, war der Tarnname der Gruppe, die bis auf drei Mitstreiter im Zuge der Räumung des Ghettos ermordet wurden. So auch Emanuel Ringelblum, der im März 1944 zusammen mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn von Deutschen erschossen wurde. Eine der Überlebenden ist Rachel Auerbach, aus deren Perspektive der Film erzählt wird. Sie machte sich nach Kriegsende auf die Suche nach den verborgenen Kisten im zerstörten Warschau. Im September 1946 wurden zehn Blechkisten mit 1208 Archivalien tief unter den Trümmern eines Hauses wiedergefunden. Im Dezember 1950 konnten zwei große Milchkannen mit weiteren 484 Archivalien geborgen werden, andere Teile des Archivs blieben unauffindbar. Heute wird die Sammlung „Oneg Shabbat“ im Jüdischen Historischen Institut in Warschau aufbewahrt, sie umfasst etwa 25.000 Seiten. Der Film von Roberta Grossman erzählt von der Entstehung des Untergrundarchivs und von der ersten Begegnung zwischen Rachel Auerbach und Emanuel Ringelblum, über die Weiterentwicklung des „Oneg Shabbat“ bis zur Räumung des Ghettos und dem Auffinden der vergrabenen Dokumente nach dem Krieg. Mit aufwendigen Spielszenen, zeithistorischen Aufnahmen, renommierten internationalen Experten und vielfältigen Auszügen aus den überlieferten Tagebüchern werden das alltägliche Leiden im Ghetto, der Hunger, die Verzweiflung und die leidenschaftliche gemeinsame Arbeit an einer eigenen, jüdischen Überlieferung veranschaulicht.

So., 16. Apr · 06:55-08:30 · arte
Sakrale Bauwerke – Vom Verborgenen zum Sichtbaren: Tempel und Synagogen

Überall auf der Welt erzählen die heiligen Stätten des Judentums von der einzigartigen und tragischen Geschichte des jüdischen Volkes: Genau wie die Angehörigen dieser Religion mussten die Gebetshäuser unauffällig sein, um gefahrlos existieren zu können. Dennoch haben nur wenige die Zeit überdauert. Die Reise beginnt in Jerusalem, der Wiege der ersten monotheistischen Religion. Hier erbaute das jüdische Volk zwei Tempel auf dem Berg Moriah. Die Klagemauer enthält Reste des zweiten Tempels und ist eine wichtige religiöse Stätte des Judentums. Auf der tunesischen Insel Djerba orientiert sich die Architektur der Synagogen an den Moscheen. Die el-Ghriba-Synagoge ist eine der ältesten und meistbesuchten Synagogen auf dem afrikanischen Kontinent. Außergewöhnlich schön sind die Synagogen von Córdoba und Toledo in Spanien, wo fast alle übrigen Synagogen der Inquisition zum Opfer fielen. Die Portugiesische Synagoge ist wiederum ein Wahrzeichen Amsterdams; sie wurde im 17. Jahrhundert, dem Goldenen Zeitalter der Niederlande, errichtet und zeugt von einer Zuversicht der damaligen jüdischen Bevölkerung. Die fünf Synagogen im Ghetto von Venedig sind hingegen von außen sehr unscheinbar – nichts lässt ihre prächtige Innengestaltung erahnen. In Europa wurden die meisten jüdischen Kultstätten im Zweiten Weltkrieg zerstört; als eine der wenigen überlebte die Große Synagoge von Budapest. In den Vereinigten Staaten fanden die verfolgten Juden schließlich Zuflucht. Nach Entwürfen von Frank Lloyd Wright wurde in einem Vorort von Philadelphia die Beth Sholom Congregation errichtet, auch sie ein Zeichen des Vertrauens und Stolzes der Juden, endlich sichtbar sein zu dürfen.

So., 16. Apr · 18:30-19:00 · HR
Stark am Ball – Im Verein gegen Judenhass

Lian ist 13 und Torhüterin beim jüdischen Sportverein Makkabi und will mal Torhüterin der deutschen Nationalmannschaft werden. Sie haben zwar ihr Spiel gewonnen, aber freuen können sie sich nicht. Es gab wieder antisemitische Anfeindungen. Hassparolen und körperliche Gewalt erfahren die Sportlerinnen und Sportler von Makkabi immer wieder. Doch sie lassen sich nicht unterkriegen. Der Verein versteht sich als Brückenbauer zwischen den Religionen, ist bunt gemischt. Menschen unterschiedlicher Religionen, Nationalitäten und Hautfarbe trainieren gemeinsam – und freunden sich an, so wie Lian und Cem. Gegen Diskriminierung und Hetze setzt sich Luis Engelhardt ein. Der Projektleiter von „Zusammen1“ arbeitet mit Vereinen und Jugendgruppen zusammen. Sein Ziel, sie zu ermuntern, den Mund aufzumachen, wenn antisemitische Sprüche fallen, gemobbt oder beleidigt wird. Zivilcourage und klare Haltung – das ist nötiger denn je. Das merken nicht nur die Fußballer, sondern auch die Tennisspieler von Makkabi. Auch Hakan Tekin, der die jüdische Nationalmannschaft trainiert. Er ist Moslem und seit 20 Jahren bei Makkabi – das hat seinen Blick auf das Judentum verändert.

So., 16. Apr · 22:50-23:35 · MDR
Spurensuche in Gardelegen – Das Massaker in der Isenschnibber Feldscheune

Wolfgang Kauffmann ist erst neun Jahre alt, als seine Familie in Berlin-Buch überraschend Besuch bekommt. Die Gäste, die da im August 1962 vor der Tür stehen, sind seine Tante Rosemarie aus dem Harzer Städtchen Thale mit ihrem Mann, Gerhard Thiele. Er erinnert sich: „Mein Bruder und ich wurden recht schnell aus dem Zimmer geschickt. Warum, wussten wir nicht.“ Was Dr. Wolfgang Kauffmann erst Jahre später erfährt: Sein Onkel, Gerhard Thiele, ist ein gesuchter Nazi-Verbrecher. Gerhard Thiele gilt als der Hauptverantwortliche für das Massaker von Gardelegen – eines der schwersten NS-Verbrechen wenige Tage vor Ende des 2. Weltkriegs. 1016 KZ-Häftlinge werden damals in eine Scheune bei Gardelegen getrieben. Die Scheune wird in Brand gesteckt, wer fliehen will, erschossen. In der Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe Gardelegen wird jetzt nach langem Ringen am 6. April 2020 ein neues Dokumentationszentrum eröffnet – und an das Massaker von Gardelegen mit erschreckenden Original-Aufnahmen erinnert. Doch der Hauptverantwortliche, Gerhard Thiele, ist nie zur Verantwortung gezogen worden. 1962, als er bei den Kaufmanns zu Besuch ist und in aller Seelenruhe Kaffee trinkt, gilt sein Aufenthaltsort offiziell als unbekannt! Erst nach der deutschen Wiedervereinigung ergeht ein Haftbefehl wegen Mordes gegen Gerhard Thiele. Das Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt führt die Ermittlungen. 1997 kann Gerhard Thiele endlich aufgespürt werden. Doch da ist es bereits zu spät! Thiele hat jahrzehntelang unter falschem Namen in Düsseldorf gelebt und ist 1994 als unbehelligter Bürger gestorben. Erst heute, nach seiner Pensionierung, findet Dr. Wolfgang Kauffmann Zeit, um sich mit diesem dunklen Kapitel seiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen. Er begibt sich nach Gardelegen und trifft dort einen Mann, der sich mit dem Massaker von Gardelegen intensiv beschäftigt hat – den ehemaligen NVA-Offizier Torsten Haarseim. Bis heute lastet dieses Verbrechen schwer auf der Stadt in der Altmark. Der Film geht gemeinsam mit den beiden Männern in Gardelegen auf Spurensuche.

Mo., 17. Apr · 00:50-02:10 · SWR
45 Minuten bis Ramallah

Rafik (Karim Saleh), ein Palästinenser aus Ostjerusalem, hat keine Lust, sich von seinem autoritären Vater tyrannisieren zu lassen. Lieber arbeitet er als Tellerwäscher im fernen Hamburg. Nur der Mutter zuliebe kommt er zur Hochzeit seines kleinen Bruders Jamal (Navid Navid) nach Israel. Auf der Familienfeier gerät er prompt wieder in einen Streit mit seinem alten Herrn, der für ihn eine Ehe arrangieren will. Als sich Rafik vehement weigert, fällt der zornige Vater tot um. Sein Letzter Wille sorgt dafür, dass die Probleme für Rafik nicht abreißen: Der Verstorbene hat verfügt, in seinem Geburtsort Ramallah beigesetzt zu werden. Kein leichter Auftrag für die zerstrittenen Brüder, die dafür den Leichnam über schwer bewachte Grenzübergänge ins palästinensische Autonomiegebiet schmuggeln müssen. Aus der kurzen Fahrt wird eine irre Odyssee für Rafik und Jamal: Erst wird ihr Wagen samt Leiche geklaut, dann geraten sie in die Hände rivalisierender Dschihadisten und schließlich werden sie wider Willen als Selbstmordattentäter rekrutiert. Unerwartete Hilfe kommt von der schönen Prostituierten Olga (Julie Engelbrecht). Frech spielt die Nahost-Satire mit kulturellen Klischees und dem Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern. Das atemlose Roadmovie verknüpft Elemente des Buddy Movies mit einer ordentlichen Portion schwarzen Humors. Cast und Crew der Culture-Clash-Komödie sind international zusammengestellt: Der französisch-libanesische Schauspieler Karim Saleh, bisher unter anderem als Nebendarsteller aus Hollywood-Produktionen wie „München“ und „Iron Man 2“ bekannt, in der Rolle des geckenhaften Aufschneiders und der iranisch-stämmige Navid Navid als Einfaltspinsel verkörpern zwei liebenswürdige Charaktere, die man auf diesem irrwitzigen Trip nach einem Drehbuch des in Israel geborenen Gabriel Bornstein gerne begleitet.

Mo., 17. Apr · 23:35-00:20 · Das Erste (ARD)
Kunst aus dem Todeslager

Die Vernichtungslager der Nazis waren Orte unfassbarer Grausamkeit. Doch selbst hier fand Schöpfung statt: Schöpfung als Überlebensmittel gegen Zerstörung. Kunst gegen die Entmenschlichung. Im Auftrag der SS, aber auch heimlich unter Lebensgefahr wurde gezeichnet, arbeiteten Bildhauer, wurden Konzerte aufgeführt und Theater gespielt. Filmemacher Manfred Van Eijk begibt sich auf die Suche nach den Kunstwerken und ihren Schöpfern. Dabei trifft er auf immenses Leid, aber auch auf nicht zu brechenden Überlebenswillen und unschätzbare Zeugnisse für die grausame Realität der Lager. Undenkbare Verbrechen, Elend und Tod: Die Konzentrations- und Vernichtungslager der Nazis waren Orte, die der dunkelsten Vergangenheit Deutschlands angehören. Doch selbst hier erblickte Kunst in all ihren Formen das Tageslicht – um als Insasse zu überleben, um sich wieder wie ein Mensch zu fühlen. Im Auftrag der SS, aber auch heimlich unter Lebensgefahr wurde gezeichnet und gemalt, arbeiteten Bildhauer und Modellbauer, wurden Konzerte aufgeführt und Theater gespielt. Gefangene schufen Gemälde und andere Kunstgegenstände, die die SS-Schergen verkauften oder ihren Familien heimschickten. Im österreichischen Mauthausen fertigten Insassen die Skizzen der Tatorte an, an denen Mitgefangene angeblich beim Fluchtversuch umgekommen waren. Im KZ Buchenwald mussten die Häftlinge bei eisiger Kälte ein Lagerlied einstudieren, bis es in den Ohren ihrer Peiniger perfekt klang. Neben dieser erzwungenen Kunst gab es aber auch illegale Zeichnungen, die der Außenwelt Einblick in das tatsächliche Lagerleben geben konnten. So gelang es dem Tschechen Bedrich Fritta, viele hundert Zeichnungen über das Elend in Theresienstadt anzufertigen und aus dem Lager zu schmuggeln. Die Kunst, ob erzwungen oder im Geheimen, war für die Häftlinge überlebenswichtig. Sie schützte sie nicht nur vor wesentlich härterer Arbeit, die schöpferische Tätigkeit war zudem eine der wenigen Fluchtmöglichkeiten aus der alltäglichen Hölle. Filmemacher Manfred Van Eijk begibt sich auf die Suche nach den Kunstwerken und ihren Schöpfern und stößt dabei auf übergroßes Leid, aber auch auf nicht zu brechenden Überlebenswillen und unschätzbare Zeugnisse für die grausame Realität der Lager.

Di., 18. Apr · 01:10-03:00 · MDR
Korczak

Janusz Korczak, ein idealistischer Kinderarzt und Schriftsteller, leitet ein Heim für jüdische Waisenkinder. Nach dem deutschen Überfall auf Polen zwingen die Nazis den Pädagogen, sein Kinderheim ins Warschauer Ghetto zu verlegen. Mit unermüdlichem Elan trotzt er dort den entsetzlichen Lebensbedingungen, beschafft Nahrungsmittel und versucht, die Kinder zu beschützen. Auch als die Deutschen das Ghetto räumen, lässt Korczak die ihm anvertrauten Kinder nicht im Stich. Polen, 1936: Mit Hingabe moderiert Janusz Korczak seine beliebten Warschauer Radiosendungen. Im Anschluss muss er jedoch erfahren, dass es seine letzte Sendung war – als Jude gilt er den Behörden als nicht mehr tragbar. Der international profilierte Mediziner und Schriftsteller konzentriert sich nun ganz auf die Leitung des von ihm gegründeten Heims für jüdische Kinder. Nachdem die Deutschen Polen überfallen, wird er gezwungen, mit seinen 200 Heimkindern in das Ghetto zu ziehen. Dort verschlechtert sich die Lage der jüdischen Gefangenen tagtäglich. Korczak setzt alles daran, den Kindern in der unerträglichen Situation zu helfen. Um ihnen das alltägliche Sterben auf den Straßen begreiflich zu machen, inszeniert er mit ihnen ein Theaterstück über den Tod. Unermüdlich durchstreift er das Ghetto auf der Suche nach Lebensmitteln für die Kinder. Immer wieder gerät der Arzt dabei in Gefahr, da er sich standhaft weigert, den „Judenstern“ zu tragen. Mehrmals versuchen einflussreiche Freunde, ihm mit gefälschten Papieren zur Flucht zu verhelfen, doch Korczak lehnt ab. 1942 stirbt er mit seinen Kindern im Vernichtungslager Treblinka. Dr. Janusz Korczak ist das Pseudonym von Henryk Goldszmit, der als polnischer Nationalheld gilt. Nach einem Buch der prominenten Autorin und Regisseurin Agnieszka Holland schuf der große polnische Regisseur Andrzej Wajda einen bewegenden Film über die letzten Lebensjahre des vielseitigen Schriftstellers, Mediziners und Pädagogen. Mit zwischengeschnittenen dokumentarischen Aufnahmen aus dem Warschauer Getto und einer eher beiläufigen Darstellung von Gewalt und Brutalität macht Wajda die ständige Präsenz des Nazi-Terrors spürbar. Wojciech Pszoniak spielt den Pädagogen mit großer Intensität. „Korczak“ ist ein erschütterndes Plädoyer für Humanismus in inhumaner Zeit.

Di., 18. Apr · 20:15-21:45 · RBB
Der letzte Flug – Ein deutsches Geheimnis

Eine mysteriöse Geschichte im Wahnsinn der Schlacht um Berlin am Ende des Zweiten Weltkriegs: Als am 20. April 1945 die Rote Armee nahe der brandenburgischen Dörfer Glienig und Buckow eine Zivilmaschine der Deutschen Lufthansa abschießt, zerstört der Vorfall nicht nur das Leben der Passagiere und deren Angehöriger, sondern hinterlässt auch am Unglücksort tiefe Spuren und zahlreiche Fragen. 20. April 1945. In den Abendstunden schlagen die Schrecken des Krieges mit voller Wucht zwischen den kleinen Dörfern Glienig und Buckow ein. 70 Kilometer vom bereits heftig umkämpften Berlin entfernt schießt die Rote Armee ein Zivilflugzeug der Deutschen Lufthansa vom Himmel, das sich auf dem Weg ins österreichische Enns befindet. Kurz nach dem Start in Berlin-Tempelhof kracht eine JU 52 mit insgesamt 18 Personen an Bord in ein Brandenburger Waldgebiet und geht in Flammen auf. Nur ein Berliner Ingenieur kann sich in letzter Sekunde aus der Maschine retten und dem brennenden Inferno entkommen, dem seine Mitpassagiere zum Opfer fallen. Als deren sterbliche Überreste ein Jahr nach Kriegsende auf dem Friedhof Glienig anonym bestattet werden, bleiben essenzielle Fragen rund um den sogenannten „Letzten Flug“ unbeantwortet: Wer war an Bord der Maschine und wer durfte das von den Alliierten bombardierte Berlin – noch dazu an einem symbolträchtigen Tag wie Adolf Hitlers Geburtstag – zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch verlassen? Warum gibt es bis heute keine Passagierliste? Warum wurde die Crew kurz vor Abflug aus Berlin noch einmal ausgetauscht? Was hat es mit den Gerüchten auf sich, hochrangige NS-Größen und Günstlinge des Regimes wie der berüchtigte Spielfilm-Regisseur Hans Steinhoff („Hitlerjunge Quex“) wollten sich mit Flügen wie diesem in Richtung der mystischen Alpenfestung absetzen? Und wohin sind die großen Mengen an Geld, Schmuck und Wertpapieren verschwunden, die sich angeblich an Bord der Maschine befunden haben sollen? „Der letzte Flug – Ein deutsches Geheimnis“ geht diesen Fragen in Form eines packenden True-Crime-Doku-Thrillers auf den Grund und rekonstruiert erstmals die mysteriösen Hintergründe eines tragischen Vorfalls, der nicht nur das Leben der Passagiere und deren Angehöriger zerstört, sondern auch tiefe Spuren am Unglücksort hinterlassen hat. Seit dem Absturz der Maschine liegt deren geheimnisvolle Geschichte wie eine bleierne Decke über den Dorfgemeinden – und das Schweigen über den Wahnsinn der letzten Kriegstage umfasst nicht nur die Umstände des Flugzeugabschusses, sondern auch noch viel tiefergehende persönliche Tragödien.

Di., 18. Apr · 23:55-01:15 · NDR
Adam & Ida – Die lange Suche der Zwillinge

Die jüdischen Zwillinge Adam und Ida Paluch sind drei Jahre alt, als sie 1943 im jüdischen Getto der damals schlesischen Stadt Sosnowiec durch die Nazis voneinander getrennt werden. Ihre Mutter nimmt sich aus Verzweiflung das Leben. Adam kommt ins KZ Majdanek, Ida kann sich verstecken. Beide überleben den Holocaust und werden nach Kriegsende von polnischen Pflegefamilien aufgenommen. Adam wird sich seiner jüdischen Herkunft früh bewusst, kennt aber mehr als 50 Jahre lang weder seinen richtigen Namen noch seine Herkunft. Geplagt von der ständigen Frage „Wer bin ich?“, reißt er als Kind immer wieder aus, um seine Familie zu suchen. Als junger Erwachsener heuert er bei der Marine an. Mit dem Ziel, bei jüdischen Gemeinden in aller Welt mehr über seine Herkunft herauszufinden. Ohne Erinnerung an seine frühe Kindheit bleibt die Suche aber erfolglos. Ida indes kann sich an das Trauma von Sosnowiec gut erinnern. Mittlerweile lebt sie in Chicago, gibt die Suche nach ihrem Zwillingsbruder aber nie auf. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs gibt es neue Hoffnung: Eines Tages meint Ida, ihren Bruder auf einem Zeitungsfoto zu erkennen und nimmt Kontakt auf. Nach einem halben Jahrhundert der Suche fallen sich die beiden 1995 schließlich in die Arme. Damit beginnt für beide ein neues Leben. Bedeutet das also ein Happy End? Diese Frage bleibt offen, besonders für Adam, der sein altes Leben in Polen mitsamt Frau und Kindern hinter sich lässt, um zu seiner Schwester in die USA zu ziehen. Sein neuer Lebensabschnitt ist geprägt vom lang ersehnten Gefühl der Zugehörigkeit, aber auch von der Zerrissenheit zwischen der neuen und der alten Welt, zwischen den Religionen, der neuen und der alten Familie. Für ihn verlagert sich die lebenslange Frage des „Wer bin ich wirklich?“ zum „Wer will ich sein?“.

Do., 20. Apr · 21:45-22:15 · Das Erste (ARD)
Monitor: Die Märtyrer-Kinder – Im Herzen des Nahostkonflikts

Die Stadt Jenin liegt im Norden des Westjordanlands. Für das israelische Militär ist sie eine Terrorhochburg – für Palästinenser hingegen ein Zentrum des Widerstands gegen die israelische Besatzung. Seit Jahresbeginn wurden hier dutzende Palästinenser bei Militäroperationen der israelischen Armee getötet, darunter auch Kinder. Und immer wieder verüben junge Männer aus Jenin Terroranschläge auf die israelische Zivilbevölkerung. Ein Team des ARD-Magazins MONITOR war über eine Woche lang in Jenin und hatte die seltene Gelegenheit, mit Menschen in Kontakt zu kommen, für die der Nahostkonflikt ein täglicher Kampf ums Überleben ist. Die Reportage zeigt, warum die Gewaltspirale dieses Konflikts aktuell so eskaliert und wie aus palästinensischen Kindern immer wieder Gewalttäter und „Märtyrer“ werden. Das vergangene Jahr war im Nahost-Konflikt das tödlichste Jahr seit fast 20 Jahren. Unter der neuen, extrem rechten Regierung in Israel verschärfen sich die Spannungen noch weiter. Dabei spielt Jenin eine Schlüsselrolle, insbesondere das angrenzende Flüchtlingslager. Hier leben tausende Palästinenserinnen und Palästinenser, deren Familien vor Jahrzehnten den israelischen Gebietsansprüchen weichen mussten. Und hier verstecken sich nach Angaben des israelischen Militärs besonders viele Männer, die für Terroranschläge verantwortlich sind. “Es gibt dort sehr viele Waffen und eine riesige Infrastruktur für Terroristen”, sagt Major Nir Dinar, ein Sprecher des israelischen Militärs. Was in Jenin passiere, sei mit ausschlaggebend für den Nahostkonflikt insgesamt. Wie ist Jenin in diesen Strudel aus Gewalt geraten? Warum radikalisieren sich dort so viele junge Menschen und was bedeutet die neuerliche Eskalation von Gewalt und Gegengewalt für den Nahostkonflikt? Westliche Kamerateams fahren selten nach Jenin. MONITOR-Redakteurin Shafagh Laghai war mit ihrem Team eine Woche dort und erlebte die Trauer und Perspektivlosigkeit, aber auch den Fanatismus und die Gewalt, die diesen Ort prägen. Auch während der Dreharbeiten des MONITOR-Teams finden Razzien des israelischen Militärs statt, es kommt zu Ausschreitungen mit palästinensischen Milizen, ein unbeteiligter 14-jähriger Junge wird angeschossen. Das Team wird Zeuge davon, wie er wenig später verstirbt. Es sind solche Fälle, die Wut und Hass unter den Palästinensern immer neu schüren – und die immer wieder mit neuer Gewalt und Terror beantwortet werden. Bewaffnete Gruppen, die anderenorts miteinander konkurrieren, haben sich in Jenin zu der sogenannten “Jenin-Brigade” zusammengeschlossen. Die militante Gruppe hat gerade viel Zulauf von jungen Männern. In den Straßen der Stadt feiern sie die Ermordung israelischer Zivilisten und glauben fest daran, durch den eigenen Tod zu Märtyrern zu werden. Doch das Team begegnet auch Menschen, die versuchen, diesen Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen – und Inseln schaffen, in denen Kinder von einer Zukunft ohne Gewalt träumen können. Auch wenn gerade niemand in Jenin von Hoffnung reden mag.

Sa., 22. Apr · 20:15-21:00 · ARD-alpha
Absturz im Wald – Die wahre Geschichte der Hitler-Tagebücher

Zum Jahrestag beleuchtet die Doku den größten Presseskandal der Bundesrepublik Deutschland rund um die gefälschten „Hitler-Tagebücher“. Im Zentrum steht der Ort, von dem aus die Geschichte ihren Ausgang nahm: nicht Berlin, die frühere Reichshauptstadt, ist Dreh- und Angelpunkt, nicht Hamburg, der Sitz des „Stern“, sondern das beschauliche Börnersdorf, ein 300-Seelen Ort in Sachsen – ein Dorf, auf das 1983 die ganze Welt schaut, nachdem es zwei Journalisten aus seinem Dornröschenschlaf hinter dem Eisernen Vorhang gerissen haben. Ein Flugzeug, elf Tote und ungezählte Geheimnisse stehen am Anfang des vermeintlichen Scoops: Jeder kennt die „Hitler-Tagebücher“ – aber kaum einer weiß, welche Geschichten sich tatsächlich hinter dem Skandal verbergen. In der Dokumentation aus dem Jahr 2012 erzählten erstmals die Bewohner von Börnersdorf ihre Version. Sie sind die einzigen, die alles miterlebt haben: den Absturz einer Militärmaschine, beladen mit Menschen und Gepäck aus Hitlers Entourage, die Verschwörungstheorien danach, die Recherchen von Stasi und „Stern“ in den 80er Jahren, die Veröffentlichung der historischen Weltsensation und das anschließende Gelächter, das in der erfolgreichen Kino-Komödie „Schtonk!“ gipfelte. Es sind zahlreiche Fragen, die die Börnersdorfer und die Filmemacher antreiben: Was war wirklich an Bord dieses geheimnisvollen Flugzeuges? Wer sind die unbekannten Toten? Warum ermittelten nach dem Absturz erst SS, später auch die Stasi? Der Absturz im Wald – eine der mysteriösesten Spurensuchen der deutschen Geschichte … Die Filmemacher befragen die seinerzeit letzten noch lebenden ZeitzeugInnen, gehen Hinweisen und Gerüchten nach, recherchieren in Archiven und sprechen mit dem letzten Überlebenden aus der Reichskanzlei, Rochus Misch. Er hat das Chaos bei der Evakuierungsmission im Führerbunker mitbekommen hat und gesehen, wie die Maschine beladen wurde. Auch der damalige Leiter des Ressorts „Zeitgeschichte“ beim „Stern“, Dr. Thomas Walde, kommt zu Wort.

Sa., 22. Apr · 21:00-21:45 · ARD-alpha
Der junge Hitler – Jugendjahre eines Diktators

Adolf Hitler – geboren in Oberösterreich, aufgestiegen zum wohl gefürchtetsten Diktator der Weltgeschichte. In seinen Jugendjahren hätte noch niemand vorhersehen können, dass er als „Führer“ zum mächtigsten Mann Deutschlands aufsteigen würde. Ein durchschnittlicher Schüler, aufgewachsen in eher ärmlichen Verhältnissen, verhätschelt von seiner Mutter. Doch wie wurde aus diesem Buben der „Führer“ und woher rührte sein hasserfülltes Weltbild? Die Dokumentation von Regisseur Gerhard Jelinek und Birgit Mosser-Schuöcker begibt sich auf eine Spurensuche nach den prägenden Ereignissen im Leben des jungen Hitler.

So., 23. Apr · 01:25-02:20 · arte
Geschehen, neu gesehen. – „Wahre Geschichte“: Entnazifizierung. Eine Geschichte vom Scheitern

Am 8. Mai 1945 kapitulierte Nazi-Deutschland. Seine Anführer mussten bestraft, seine Symbole und Vorhaben ein für alle Mal ausgemerzt werden. Die von den Medien stark beachteten Nürnberger Prozesse ließen auf die Befreiung Deutschlands von der verheerenden Ideologie hoffen. Doch schon bald erwies sich dieser Versuch als Wunschdenken: Die Alliierten erkannten schnell, dass die Entnazifizierung von Millionen NSDAP-naher Deutscher ein nicht realisierbares Ziel darstellte, was der deutschen Bevölkerung, die die NS-Verbrecher teilweise gedeckt hatte, zu einer gewissen Rehabilitierung verhalf. Hinzu kam, dass die Entnazifizierung mit dem Ausbruch des Kalten Krieges in den Hintergrund rückte. Schon ab 1947 galten nicht mehr die Nazis als die Erzfeinde, sondern die Kommunisten bzw. die Kapitalisten. Die Siegermächte jagten einander zwar die NS-Wissenschaftler ab, wollten aber gleichzeitig Deutschland nicht seiner tragenden Kräfte für den Wiederaufbau berauben. Deshalb beschränkte sich die Säuberungspolitik in den westlichen Besatzungszonen auf einen schlichten Fragebogen, während die Entnazifizierung in der sowjetischen Besatzungszone vor allem zur Ausschaltung politischer Gegner diente. Doch die Gründung der beiden deutschen Staaten im Jahr 1949 setzte diesem Prozess ein Ende: In der DDR wurde die Schaffung des Landes als Schlusspunkt und Vollendung der Entnazifizierung dargestellt; Adenauers BRD zählte auf das Wohlwollen der Nachbarländer, die im Namen des gemeinsamen Kampfes gegen den Kommunismus dem Erinnern das Vergessen vorzogen. Damit begann in Deutschland eine Phase der Amnesie, die zahlreichen ehemaligen Nazis ein unbehelligtes Leben ermöglichte. Erst Anfang der 1960er Jahre holten dank der Hartnäckigkeit von Generalstaatsanwalt Fritz Bauer der Eichmann-Prozess und die Frankfurter Auschwitzprozesse den Holocaust erneut zurück ins Licht der Öffentlichkeit. Zum ersten Mal arbeitete das deutsche Volk die NS-Verbrechen auf. Die kollektive Bewusstwerdung beschleunigte sich ab 1968, als Beate Klarsfeld Bundeskanzler Kiesinger, ein ehemaliges NSDAP-Mitglied, öffentlich ohrfeigte. Der Vorfall war insofern symbolisch, als er die junge Generation, die den Nationalsozialismus nicht erlebt hatte, dazu veranlasste, Rechenschaft von ihren Eltern zu fordern. Mehr als 20 Jahre nach Kriegsende war in Deutschland endlich die Zeit der Selbstbefragung und der Reue gekommen. Doch die unvollständige Entnazifizierung kam letztlich allen zupass, allen außer den Millionen Opfern, von denen vielen nie Gerechtigkeit widerfuhr. Noch heute ist Deutschland nicht frei von NS-Verbrechern.

Mo., 24. Apr · 22:50-00:20 · Das Erste (ARD)
Der Hitler-Fake

Von der größten Entdeckung zur peinlichsten Blamage in nur wenigen Tagen: Das ist die Geschichte der „Hitler-Tagebücher“, die das Magazin „stern“ im April 1983 der Öffentlichkeit vorstellte. Das Magazin war auf einen gigantischen Betrug hereingefallen, der auch 40 Jahre später noch Fragen aufwirft: Wer hatte ein Interesse an dieser Geschichtsfälschung? Und was sollte damit erreicht werden? Reporter Gerd Heidemann, der die vermeintlichen Tagebücher Adolf Hitlers für den „stern“ kaufte, ist heute 91 Jahre alt. Er fühlt sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. Für das Filmprojekt „Der Hitler-Fake“ öffnete er sein Archiv in einem Hamburger Keller und machte auch bislang unveröffentlichte Dokumente zugänglich; außerdem sämtliche aufgezeichnete Telefonate mit dem Fälscher Konrad Kujau. Doch viele Fragen sind noch unbeantwortet. Warum schrieb Kujau so explizit über Hitlers Privatleben, über Hunde, Magenverstimmungen, Eva Braun und homosexuelle NS-Funktionäre? In „Der Hitler-Fake“ sind Fälschungen Kujaus zu sehen, die jenseits des Medienskandals noch ein anderes Licht auf die Tagebücher werfen: Der Holocaust sollte relativiert, Hitler und damit auch das deutsche Volk in der Verantwortung für millionenfachen Mord entlastet werden.

Di., 25. Apr · 20:15-21:45 · arte
Die Bücher, die Hitler nicht verbrannte

Kaum jemand weiß, dass Adolf Hitler, Diktator und Massenmörder, am Ende seines Lebens selbst 16.000 Bände besaß, verteilt auf die Privatbibliotheken in seinen Residenzen in Berlin, München und Berchtesgaden. Rund 1.300 dieser Bücher befinden sich heute in den USA. Was erzählen diese Bücher über die Quellen nationalsozialistischen Denkens – und über das Fortwirken rechtsextremer Gewalt heute? Der amerikanische Historiker Timothy Ryback gilt als kenntnisreichster Experte für Hitlers Privatbibliothek. Er reist für den Film nach Washington D.C. und Providence in den USA, wo diese Bücher heute lagern. Hitler besaß Klassiker der Weltliteratur und antisemitische Hetzschriften, pseudowissenschaftliche „Rassenstudien“ und esoterische Groschenhefte. Viele dieser Bücher waren Bestseller – lange vor der Machtübernahme der Nazis im Jahr 1933. Hitlers Bibliothek zeugt davon, dass Antisemitismus und Rassismus keineswegs Randphänomene in der westlichen Geistes- und Kulturgeschichte waren, sondern viel mehr in ihrem Zentrum standen. Und bis heute sind diese Traditionslinien virulent: Die sogenannte „Neue Rechte“ vermeidet zwar Begriffe wie „Blut“ und „Rasse“ – doch viele rechtsextreme Denkmuster und Verschwörungserzählungen von heute sind den Gedanken aus Hitlers Bibliothek verblüffend ähnlich, zum Beispiel die Erzählung vom „Großen Austausch“, nach der die weiße Bevölkerung Europas und Amerikas gezielt durch Muslime und nichtweiße Menschen ersetzt werden soll. Sie dient rechtsextremen Terroristen auf der ganzen Welt als Legitimation, um Menschen zu ermorden, seien es Schwarze, Juden oder Muslime.

Di., 25. Apr · 21:45-22:40 · arte
Jugendliche im Widerstand: Edelweißpiraten

Die sogenannten Edelweißpiraten waren eine ursprünglich unpolitische Jugendbewegung, die gegen das Nazi-Regime Widerstand leistete. Der Gruppe gehörten Mädchen und Jungen an, die zumeist aus der Arbeiterklasse stammten. Gegen Kriegsende radikalisierte sich ein Teil von ihnen: Sie verbreiteten regimefeindliche Parolen und verübten Anschläge auf NS-Einrichtungen und -Funktionäre. Zentrum des Widerstandes war das Kölner Arbeiterviertel Ehrenfeld. Die Gruppe lebte versteckt in den Kellern der ausgebombten Häuser. Dort hatten die Jugendlichen Lebensmittel- und Waffenlager eingerichtet und geflüchteten Juden, Deserteuren und Zwangsarbeitern Unterschlupf gewährt. Nach der Ermordung eines NSDAP-Ortsgruppenleiters Ende Oktober 1944 setzte die Gestapo ein Sonderkommando ein, um die von ihnen so bezeichnete „Ehrenfelder Terrorgruppe“ zu verfolgen und an den Galgen zu bringen. Die Autoren Georg Wellmann und Ingolf Gritschneder haben Dokumente, Fotos, Interviews und persönliche Erinnerungen zusammengetragen und schildern fast 80 Jahre nach Kriegsende ein nun vollständiges Bild der Ereignisse. Zu Wort kommen neben Zeitzeuginnen auch der ehemalige Bundesinnenminister Gerhart Baum und die deutsch-französische Journalistin Beate Klarsfeld.
Bild oben: © Wilfried Kaute Barthel Schink, einer der Edelweißpiraten, auf einen Stromkasten gemalt in Köln-Ehrenfeld

Di., 25. Apr · 22:40-23:35 · arte
Widerstand – Die Résistance (1/4) Mut und Improvisation, Sommer 1940 – Juni 1941

Kaum hatte Marschall Pétain am 17. Juni 1940 um Waffenstillstand nachgesucht, meldete sich via BBC von London aus Charles de Gaulle zu Wort. In seinem später berühmt gewordenen Appell vom 18. Juni rief er dazu auf, den Krieg gegen Deutschland fortzuführen. Die Anfänge der Résistance gingen dann letztlich auf das individuelle Engagement einiger Weniger zurück, die sich nicht mit der Niederlage abfinden wollten. Es entstanden verschiedenen Gruppe, die ihre Aktionen koordinieren wollten. Germaine Tillion und Boris Vildé gründen das Netzwerk Musée de l’Homme. Im Norden formieren sich einige Gewerkschafter um Christian Pineau zu der Gruppe Libération Nord. In der freien Zone im Süden Frankreichs schließen sich Ende 1940 beziehungsweise Anfang 1941 die ersten Widerstandsbewegungen zusammen. Um Emmanuel d’Astier de La Vigerie bildet sich eine Gruppe namens La dernière Colonne, der auch der Philosoph Jean Cavaillès und das Ehepaar Aubrac angehören. Henri Frenay und Bertie Albrecht gründen eine Initiative, aus der später die Gruppe Combat hervorgehen wird. Mit der Verbreitung von Flugblättern und improvisierter Untergrundzeitungen rufen sie die Bevölkerung zu passivem Widerstand auf. Die deutschen Besatzer bemühen sich von Anfang an vor allem um die Sicherheit ihrer Truppen. Ihre Taktik wird sich im Verlauf des Krieges nicht ändern: Sie versuchen, die Résistance-Gruppen zu unterwandern und zu zerschlagen. Der französische Marineoffizier Henri Honoré d’Estienne d‘Orves, der für France libre eine Funkverbindung nach London herstellt, wird im Januar 1941 von einem deutschen Agenten verraten, verhaftet und im August 1941 erschossen. Das Netzwerk Musée de l’Homme wird ebenfalls ausgehoben.

Di., 25. Apr · 23:35-00:30 · arte
Widerstand – Die Résistance (2/4) Wendungen, Juni 1941 – November 1942

Im Laufe des Jahres 1941 weitet die Résistance ihre Aktionen aus. Es werden heimlich Flugblätter gedruckt und Papiere gefälscht. Im Juli 1941 erscheint die Untergrundzeitung „Libération“. Jean-Pierre Lévy gründet die Résistance-Gruppe Franc-Tireur, Henri Frenay die Gruppe Combat. Im Herbst 1941 kommt Jean Moulin nach London. Er verlässt England am 1. Januar 1942, nachdem General de Gaulle ihn mit der Aufgabe betraut hat, die Widerstandsbewegungen der Freien Zone im Süden Frankreichs zu vereinen. 18 Monate lang trifft sich Jean Moulin alias Rex mit Henri Frenay, Emmanuel d’Astier de La Vigerie und Jean-Pierre Lévy, um sie davon zu überzeugen, ihre Aktivitäten zu koordinieren. Bei der Verfolgung von Widerstandskämpfern leistet die französische Polizei der Gestapo bedeutende Hilfe. Die Brigades spéciales (BS), Sondereinheiten der Präfektur, spezialisieren sich auf die Verfolgung kommunistischer Widerstandskämpfer. Die kommunistischen Kampfgruppen bündeln ihre Kräfte in der Organisation Francs-tireurs et partisans, kurz FTP. Charles Tillon übernimmt ihr Kommando. Die ausländischen Kommunisten organisieren sich in der Untergruppe FTP-MOI. Sie ist für zahlreiche Guerilla-Aktionen verantwortlich, vor allem in Toulouse und Paris. Im Frühjahr 1942 reisen die Anführer der Résistance nach London, um sich mit General de Gaulle zu beraten. Im April 1942 beruft Pétain zum zweiten Mal Pierre Laval zum Ministerpräsidenten. Laval wiederum ernennt René Bousquet zum Generalsekretär der Polizei. Der junge und ehrgeizige Bousquet setzt sich aktiv für eine Zusammenarbeit der französischen mit der deutschen Polizei ein und verhandelt direkt mit Carl Oberg, dem SS-Polizeiführer in Paris, über eine französische Beteiligung an der antijüdischen Politik. Die Razzien in der besetzten Nordzone und in der freien Südzone lösen in der Bevölkerung große Unruhe aus. Jean Moulin hat alle Hände voll zu tun, den Widerstand zu vereinen. Nach zähen Verhandlungen gelingt ihm der Zusammenschluss der Gruppen Combat, Libération-Sud und Franc-Tireur zu der paramilitärischen Armée secrète (AS) unter dem Kommando von General Delestraint.

Mi., 26. Apr · 00:30-01:25 · arte
Widerstand – Die Résistance (3/4) Vereinte Kräfte, November 1942 – Juni 1943

Anfang 1943 schließen sich die drei Bewegungen der Südzone zu den Vereinigten Résistance-Bewegungen – Mouvements unis de la Resistance (MUR) – unter der Leitung von Jean Moulin zusammen. Er wird damit Delegierter von General de Gaulle und Anführer des französischen Widerstands. Die Initiatoren der einzelnen Bewegungen, insbesondere Henri Frenay, lehnen die Rolle Jean Moulins allerdings ab, was zu heftigen Spannungen führt. Den Gruppen gelingt es jedoch, sich zu verständigen, und so wird am 21. März 1943 der Nationale Widerstandsrat, der Conseil National de la Résistance (CNR), ins Leben gerufen, der die Aktivitäten in der Nord- und der Südzone koordinieren soll. Mit der Gründung des CNR vereint de Gaulle einen bis dahin zersplitterten Widerstand und sichert sich die Akzeptanz der Alliierten, die ihn zuvor nicht als Autorität anerkannt und es vorgezogen hatten, sich mit General Giraud auszutauschen. Im Juni 1943 erleidet der französische Widerstand zwei harte Schläge: Am 9. Juni wird Charles Delestraint, Chef der Résistance-Gruppierung Armée secrète (AS), an der Pariser Métro-Station La Muette festgenommen; am 21. Juni wird Jean Moulin in der Gemeinde Caluire-et-Cuire im Département Rhône verhaftet. Die Umstände dieser Verhaftung zeigen, wie gespalten die Résistance war. Innerhalb der Bewegung herrschte ein Klima des Misstrauens und der Rivalität, das es der Gestapo leicht machte, Spione einzuschleusen.

Mi., 26. Apr · 01:25-02:25 · arte
Widerstand – Die Résistance (4/4) Befreiung, Juni 1943 – Herbst 1944

Viele junge Franzosen weigern sich, den im Februar 1943 eingeführten Zwangsarbeitsdienst STO anzutreten, und schließen sich stattdessen dem Maquis an. Zwischen November 1942 und Juni 1944 gibt es an die hunderttausend Kämpferinnen und Kämpfer, die die Transportwege der Besatzer sabotieren und den Staatsapparat des Vichy-Regimes destabilisieren. Am 11. November 1943 marschieren in Oyonnax im Département Ain 200 bewaffnete Maquisards durch die Stadt und legen vor dem Kriegerdenkmal einen Kranz nieder. Die Grausamkeit der Schlacht auf dem Plateau des Glières, wo deutsche und französische Milizen im März 1944 ein Massaker an den Maquisards verüben, erinnert an den Spanischen Bürgerkrieg. Durch das erbarmungslose Agieren der Vichy-Regierung beginnen viele Franzosen, das Pétain-Regime zu verurteilen. Doch die breite Bevölkerung unterstützt den Widerstand nicht, auch wenn die Bewegungen und Untergrundzeitungen immer mehr Zulauf erhalten. Die militärischen Organisationen der Résistance schließen sich zu den Forces françaises de l’intérieur (FFI) zusammen. Das am 15. März 1944 verabschiedete Programm des Nationalen Widerstandsrats (CNR) befürwortet die Einführung einer sozialen, marktwirtschaftlichen Demokratie. Dieses Programm begründet für mehrere Jahrzehnte den republikanischen Pakt. In Algier ruft de Gaulle, nunmehr unumstrittener Anführer der Résistance, das Comité français de libération nationale (CFLN) ins Leben. Die Widerstandskämpfer sind in dem Gremium stark vertreten. Im April 1944 treten die Kommunisten bei. Mit der Landung der Alliierten am 6. Juni 1944 beginnen die Kämpfe zur Befreiung des Landes. Die Londoner Exilregierung befiehlt allen Widerstandskämpfern, in den Krieg zu ziehen. Der Maquis verübt verstärkt Sabotage- und Guerillaaktionen. In einigen Regionen, etwa im Südwesten, ruft er zum Aufstand auf. Der Pariser Aufstand hat auch symbolischen Charakter, er ist jedoch eine Ausnahme: Der überwiegende Teil Frankreichs wird von den alliierten Truppen befreit. Mit der Befreiung ist die historische Mission der Résistance erfüllt, die Widerstandskämpfer gelten jahrzehntelang als moralische Instanzen. Viele von ihnen werden zu führenden Persönlichkeiten beim Wiederaufbau des Landes.

Do., 27. Apr · 22:30-23:20 · HR
Glückskind – Der schwule Filmemacher Rosa von Praunheim ist 80

„Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“, mit diesem Filmtitel provozierte Rosa von Praunheim im Jahre 1971 die spießige, homophobe Mehrheitsgesellschaft. Indem er einige prominente Homosexuelle „zwangsoutete“, machte er sich in der eigenen Community viele Feinde. Weggefährtinnen und Weggefährten wie der Zeichner Ralf König, die Produzentin Regina Ziegler und der New Yorker Publizist Brandon Judell würdigen den Künstler, der sich selbst als „Glückskind“ sieht. Auch wenn Rosa von Praunheim auf der von ihm ausgewählten Berliner Grabstätte zur Probe liegt und über sein Ende spricht. Im Jahr seines 80. Geburtstags ist Rosa produktiv wie eh und je: ein neuer Film- das Dokudrama über den Schlagerstar Rex Gildo -, ein neuer Roman mit dem Titel „Hasenpupsiloch“ sowie ein Musical, gestaltet nach Motiven aus seinem Film „Die Bettwurst“. 150 Filme hat Rosa von Praunheim gemacht und damit immer wieder die spießige bis homophobe Mehrheitsgesellschaft provoziert. Aber er schont auch die eigene Community nicht, indem er etwa Schwulen vorwirft, angepasste Leisetreter zu sein; indem er einige prominente Homosexuelle gegen ihren Willen outete, machte er sich auch Feinde. Für die jüngere Generation von LGBTIQAI-Aktivist*innen ist Rosa von Praunheim zwar noch als Figur aus der Frühphase der queeren Bewegung bekannt, als weißer Cis-Mann findet er aber dort kaum Gehör. Rosa will aber nicht streiten und theoretisieren, sondern sich vor allem kreativ ausleben. Mal selbstverliebt, mal wütend und kämpferisch, mal ängstlich – und immer mit eigenem Stil. Weggefährt*innen wie der Zeichner Ralf König, die Produzentin Regina Ziegler und der New Yorker Publizist Brandon Judell würdigen den Künstler und Aktivisten Rosa von Praunheim, der sich selbst ein „Glückskind“ nennt, weil er meistens das tun konnte, wozu er Lust hat.

Do., 27. Apr · 22:55-23:40 · 3sat
Hitlers Wolfsschanze

Die Wolfsschanze war das Größte der sogenannten Führerhauptquartiere im Zweiten Weltkrieg. Ein Ort, der im NS-Staat lange geheim gehalten wurde, um den sich Legenden und Gerüchte rankten. Ein deutscher Schicksalsort. Die Dokumentation erzählt aus der Sicht des militärischen Personals und einstiger Anwohner über die geheime Baugeschichte beziehungsweise über Machtstrukturen der NS-Führung während des „Russlandfeldzugs“. Jahr für Jahr zieht die ehemalige Wolfsschanze Touristen nach Kętrzyn (Rastenburg) in Polen, in das frühere Ostpreußen. Die Besucher stehen heute fasziniert vor den bemoosten Betonkolossen, in denen einstmals Hitlers militärisches Lagezentrum untergebracht war. In der Wolfsschanze waren etwa 2000 Menschen stationiert, sie war organisiert wie eine Kleinstadt. Die Wolfsschanze war jedoch nicht nur militärisches Lagezentrum der Generalität der deutschen Wehrmacht, dort wurden von der NS-Führung maßgebliche Entscheidungen getroffen, die Deutschland in die Katastrophe führten. Die Vernichtung der Juden war dort mit den SS-Führern Himmler und Heydrich besprochen worden, Goebbels trug in der Wolfsschanze die Idee des „totalen Krieges“ vor. Nicht zuletzt ist dies ein Ort, an dem man die wahnwitzigen Entscheidungen Hitlers nachempfinden kann, seine Wahrnehmungstrübungen in der Isolation der Sperrkreise und Bunkeranlagen. Die Wolfsschanze ist aber nicht nur ein Sinnbild für die grausamste deutsche Diktatur: Dort zeigte sich auch das andere Deutschland – jene Männer des 20. Juli, die das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte beenden wollten.

Fr., 28. Apr · 00:55-01:30 · SWR
Nakam

In der von Nazideutschland besetzten Ukraine hat sich der zwölfjährige Waise und Geigenspieler Mitka einer Gruppe von Partisan:innen angeschlossen, die die Unscheinbarkeit des Jungen nutzen, um unbemerkt ein Sprengstoffattentat zu planen. Als sich eine Gruppe hochrangiger SS-Offiziere in ihrer Nähe einfindet, werden diese als Ziel des Attentats auserkoren, wodurch Mitka jedoch auch seinen einzigen Freund in tödliche Gefahr zu bringen droht.

Fr., 28. Apr · 21:00-21:45 · HR
Israel – hip und heilig

Tel Aviv: die Stadt, die niemals schläft, das New York des Nahen Ostens – unbändige Lebensfreude, offen, tolerant und verdammt laut. Auch nicht leise geht es in Jerusalem zu – drei Weltreligionen auf engstem Raum, hier wird Gott überall und immer gefeiert. Ein bisschen Ruhe gibt’s am Toten Meer; wie lange noch, das steht in den Sternen, denn das einzigartige Naturwunder verschwindet jedes Jahr ein bisschen mehr. Kulinarisch ist Israel ein absolutes Highlight. Die israelische Küche ist so vielfältig wie die Israelis selbst. Filmautorin Natascha Rhein und Kameramann Steffen Heyermann erleben Israel in sieben Tagen auf eigene Faust – eine Reise zum Miterleben und Nachreisen.

So., 30. Apr · 07:35-07:50 · HR
Bethlehem (Palästina) – Heiliger Ort zwischen Mauern und Massentourismus

Bethlehem liegt an der uralten Straße von Jerusalem nach Hebron. Heute ist diese Straße nur über einen israelischen Checkpoint passierbar, eine schmale Lücke in der acht Meter hohen Mauer, die die Stadt seit 2003 einschließt. Für Touristen ist es ein kurzer Zwischenstopp, für viele Palästinenser ein unüberwindbares Hindernis. Diese „Pilgerstraße“ wurde ebenso wie die Klöster und Kirchen um die Geburtsgrotte von der UNESCO zum Welterbe erklärt.

So., 30. Apr · 07:50-08:35 · HR
So isst Israel (1)

Es gibt kaum einen besseren Zugang zu der reichen Kultur eines Landes als über seine Küche: Kulinarik ist der Türöffner zum Leben in Israel. Das Filmteam begibt sich auf Entdeckungsreise mit Tom Franz quer durch ganz Israel. Die Sendereihe zeigt ein anderes Israel, als man es aus den Nachrichten kennt. Es gibt kaum einen besseren Zugang zu der reichen Kultur eines Landes als über seine Küche: Kulinarik ist der Türöffner zum Leben in Israel. Das Filmteam begibt sich auf Entdeckungsreise mit Tom Franz quer durch ganz Israel. Eineinhalb Jahre arbeitete die Filmemacherin Mica Stobwasser mit Ko-Regisseur Louis Saul an der Realisation der Reihe, die ein anderes Israel zeigt, als man es aus den Nachrichten kennt.