Täter-Opfer-Umkehr und Dämonisierung Israels

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Linkes Bündnis gegen Antisemitismus München kritisiert in einem offenen Brief zwei Veranstaltungen mit dem Anthropologen Ghassan Hage an der LMU München und fordert Absage

Das Linke Bündnis gegen Antisemitismus München (LBGA) kritisiert zwei geplante Veranstaltungen des Rachel Carson Center for Environment and Society (RCC), des Instituts für Ethnologie und des Lehrstuhls für Soziologie and Gender Studies mit dem australischen Anthropologen Ghassan Hage, die am 12. bzw. dem 14. November an der LMU München und in der Katholischen Hochschulgemeinde München stattfinden sollen. Dazu sendete es am 5. November eine Email an das RCC, an das Institut für Ethnologie und an Paula-Irene Villa Braslavsky, die Inhaberin des Lehrstuhls für Soziologie and Gender Studies, die es nach ausbleibender Reaktion am 9. November veröffentlichte.

Hage wird insbesondere für ein Gedicht mit dem Titel „The endless Dead-end that will not end“ kritisiert, das er am 7. Oktober 2023, am Tag des Massakers an 1200 Jüdinnen*Juden durch die Hamas und andere antisemitische Terrororganisationen, auf seiner Homepage veröffentlichte. Das LBGA wirft Hage vor, das Massaker als antikolonialen Widerstand zu verklären und die Hamas zu zelebrieren. Hage outet sich damit als offener Sympathisant antisemitischen Massenmords, der sogar Priorität vor Friedensverhandlungen mit Israel oder einer Politik, die der palästinensischen Bevölkerung zugutekommt, beanspruchen darf, heißt es im Brief weiter. Befürchtet wird, dass er auf den geplanten Veranstaltungen, die Antikolonialismus zum Thema haben, ähnliche Aussagen tätigen wird.

In einem anderen Gedicht vom 26. November 2023 mit dem Titel „We, lovers of Palestine, we are better than you“ soll Hage „Israelis bzw. Zionist*innen“ unterstellen, ihre Heilige Schrift und ihre Verfolgungsgeschichte für ihre Politik im Nahen Osten zu instrumentalisieren. Es handelt sich um eine Form von sekundärem Antisemitismus, der den Überlebenden der Shoa und ihren Nachkommen unterstellt, diese zu instrumentalisieren, um anderen Menschen Leid zuzufügen, schlussfolgert das LBGA.

Des Weiteren werden verschiedene Social-Media-Posts und Publikationen auf seiner Homepage beanstandet, die Israel wahlweise mit dem Nationalsozialismus gleichsetzen oder die sexuelle Gewalt am 7. Oktober leugnen. Hingewiesen wird in der Mail auch auf die Kündigung seines Arbeitsvertrags durch das Max-Planck-Institut (MPI) für ethnologische Forschung in Halle, an dem Hage seit April 2023 tätig war, und auf öffentlichen Protest des Jüdischen Studierendenverbands Rheinland-Pfalz und Saarland (Hinenu), der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD) und der Initiative Interdisziplinäre Antisemitismusforschung Trier (IIA) anlässlich einer Veranstaltung mit ihm an einem Symposium in Mainz. Über den jüngsten Gazakrieg lässt sich sicher vortrefflich streiten, doch rechtfertigt er auch jetzt noch so wenig wie damals die offene Legitimation und Zelebration von Massenmord und Massenvergewaltigungen an Jüdinnen*Juden, heißt es abschließend in der Mail des LBGA.

Das LBGA fordert die Veranstalter*innen daher auf, die beiden Veranstaltungen abzusagen und eine klare Haltung gegen jede Form von Antisemitismus, Israelhass und NS-Relativierungen einzunehmen.

–> Der offene Brief des LBGA ist hier einsehbar.