Die vergessene persische Anerkennung von „Yehudiah“
Von Bijan Khalili
Übersetzung aus dem Persischen: Michael Mobasheri
Im heutigen Nahen Osten ist das Wort „Palästina“ zum Kernstück eines globalen politischen Narrativs geworden – eines, das oft eingesetzt wird, um den modernen Staat Israel zu delegitimieren. Nirgends wird dies aggressiver getan als in der Rhetorik der Islamischen Republik Iran, wo führende Politiker Israel immer als „Fake Regime“ und sein Territorium ausschließlich als „Palästina“ bezeichnen.
Aber was wäre, wenn wir die Seiten der Geschichte umblättern und feststellen könnten, dass dasselbe Land nicht von Juden oder Christen, sondern von Persern mit seinem ursprünglichen Namen bezeichnet wurde? Wir können.
Von Judäa nach Palästina – Eine römische Strategie der Auslöschung
135 n. Chr., nach der brutalen Niederschlagung der Bar-Kokhba-Revolte, erließ Kaiser Hadrian eine kalkulierte Auslöschung der jüdischen Identität. Er benannte die Provinz „Judäa“ in „Syria Palaestina“ um und belebte damit einen alten Namen, der mit den „Philistern“ in Verbindung gebracht wird – nicht-hebräischen Völkern, die Teile der Küste Kanaans bewohnt hatten.[1] Das Ziel war klar: die Juden zu demütigen, ihre Geschichte zu leugnen und ihre angestammte Verbindung zum Land zu verschleiern und auszuradieren.
Diese Umbenennung hat sich im Laufe der Jahrhunderte wiederholt und dient als Grundlage für die heutige politische Fiktion, dass die jüdische Heimat irgendwie eine „Erfindung“ sei.[2]
Die persische Alternative – Yehudiah lebt weiter
Ein Jahrhundert später gelangte ein anderes Reich – das sassanische Persien – an die Macht. Sein König Schapur I. (Regierungszeit 240–270 n. Chr.) versetzte dem Römischen Reich einen historischen herben Schlag: Im Jahr 260 n. Chr. in der Schlacht von Edessa, besiegte Shapur nicht nur die Römer, sondern nahm Kaiser Valerian lebend gefangen – den einzigen römischen Kaiser in der Geschichte, der eine solche Schande erlitt.[3]
Dieser Sieg wurde in persische Felsenreliefs bei Naqsh-e Rustam und Bishapur festgehalten und zeigt Shapur triumphierend auf dem Pferd, während Valerian in Unterwerfung kniet und ein anderer Römer, „Philipp der Araber“, um Frieden bettelt.[4]

Noch bemerkenswerter ist jedoch, was Shapur I. in seiner dreisprachigen Inschrift schrieb, die als Res Gestae Divi Saporis bekannt ist. In einer Liste der eroberten oder beeinflussten Gebiete benennt er das Land nicht als Palestina – also mit dem römischen Begriff– sondern als „Yehudiah“: „das Land der Juden“. [5]
Dies ist wohl die erste bekannte nicht-jüdische, nicht-biblische Anerkennung des Namens Yehudiah durch eine ausländische Supermacht – und sie kam aus dem Iran.
Bis auf ein beträchtliches Stück des mittelpersischen Teils der Inschrift, das beschädigt und unlesbar ist, ist die Inschrift gut erhalten. Aufzufinden ist das 12 m hohe, turmartige Gebäude in der archäologischen Stätte Naqsch-e-Rostam, die einige Kilometer nördlich von Perspolis in der Provinz Fars gelegen ist.
Der moderne Iran vs. der alte Iran
Vorwärts nach 2025. Nach einer kürzlichen Runde direkter militärischer Konfrontation zwischen Israel und der Islamischen Republik Iran –insbesondere dem Zwölf-Tage-Krieg (13.–25. Juni 2025), in dem die beiden Staaten Raketenangriffe und Luftangriffe über Land und Meer austauschten,[6] enthüllte das iranische Regime eine umstrittene Plakatwand in ganz Teheran und einigen anderen Städten Irans.
Es zeigte Schapur I. auf dem Pferd, nach dem Vorbild des berühmten Naqsh-e Rustam-Reliefs – aber anstatt dem römischen Kaiser sieht man Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu knieend in Unterwerfung mit einer israelischen Flaggenarmbinde mit Blut befleckt. [7] Hinter Schapur I. steht ein Pantheon von Feinden Israels: nicht nur iranische Streitkräfte, sondern auch Symbole der Hamas, des palästinensischen Islamischen Dschihad, der Hisbollah, des syrischen Regimes und der Huthis im Jemen.
Die Ironie könnte nicht größer und tiefer sein.
Die Islamische Republik strebt nach Legitimität, indem sie die Macht und Größe des vorislamischen Persiens beschwört – und doch lassen sie damit unwissentlich eine Zeit wieder auferstehen, in der iranische Monarchen das Land Israel mit seinem jüdischen Namen „Yehudiah“ bezeichneten. Dies ist keine „zionistische Erfindung“, noch eine moderne Schöpfung. Es wurde vor mehr als 1.750 Jahren in persische königliche Inschriften eingemeißelt.
Fazit – Eine historische Wahrheit, in Stein gemeißelt
Das islamische Regime im Iran möchte die Landkarten vielleicht umschreiben, aber die Inschrift von Schapur I. steht als steingebundenes Zeugnis der Wahrheit: Das Land war als Yehudiah bekannt und als solches wurde es von den Iranern (Perser) selbst benannt und anerkannt.
Vor der Politik, vor der Propaganda, vor der Polemik gab es Geschichte. Und die Geschichte erinnert sich!
Diese Artikel erschien zuerst in Persisch und Englisch bei Iranshahr Zeitung Nr. 480 (18.07.2025, LA, USA).
Anmerkungen:
[1] Schäfer, Peter. The History of the Jews in the Greco-Roman World. Routledge, 2003.
[2] Goodman, Martin. Rome and Jerusalem: The Clash of Ancient Civilizations. Penguin Books, 2008.
[3] Dodgeon, Michael H., et al. The Roman Eastern Frontier and the Persian Wars (AD 226–363). Routledge, 1991.
[4] Canepa, Matthew P. The Two Eyes of the Earth: Art and Ritual of Kingship between Rome and Sasanian Iran. University of California Press, 2010.
[5] Shapur I. Res Gestae Divi Saporis (trilingual inscription at Ka’ba-ye Zartosht, Naqsh-e Rustam). See: Wiesehöfer, Josef. “Yehud” Mention in Sasanian Epigraphy. In: The Idea of Iran, Vol. 3: The Sasanian Era, I.B. Tauris, 2006.
[6] BBC Persian and Reuters, coverage of Israel-Iran 12-Day War (June 2025), confirmed in ceasefire announcement on June 25, 2025.
[7] https://www.bartarinha.ir/ (June 28, 2025)
Danke, Mr. Mobasheri – für diese Erinnerung. Diese Details waren mir bisher nur in groben UImrissen bekannt. Leider dominiert in unserer europäischen Kultur-Prominenz (Akademien, Redaktionen, Verlage, Theater, Kirchen usw.) die totale Ignoranz gegenüber historischen Fakten, so dass permanent die politisch und auf lange Sicht auch die ökonomisch vollkommen falschen Entscheidungen pro Islamismus und kontra Israel getroffen werden.
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