Vom 1. bis 15. Juni 2024
So., 2. Jun · 11:30-12:15 · HR
Tödlicher Hass – Der Mordfall Walter Lübcke
Der Schuss fiel aus nächster Nähe. Auf der Terrasse seines Wohnhauses wird der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke in der Nacht zum 2. Juni 2019 getötet. Vor Gericht wird demnächst die Tat verhandelt, aber es geht um mehr. Die Recherchen zu diesem Film zeigen, der Hauptverdächtige Stephan E. und sein mutmaßlicher Komplize Markus H. waren fest mit der rechtsextremen Szene verbunden. Die Dokumentation „ Tödlicher Hass – Der Mordfall Walter Lübcke“ leuchtet die Vorgeschichte der Tat und die Reaktionen darauf aus. Sie gibt Einblick in die Biografie des Hauptverdächtigen, stellt drängende Fragen: Warum war der mutmaßliche Täter vom Radar der Verfassungsschützer verschwunden, während er offensichtlich Teil der extrem radikalen Kasseler Neonaziszene war? Wie sehr steht der Mord am Politiker Walter Lübcke für eine Stimmung in der Gesellschaft, in der Hemmschwellen sinken und zunehmend rote Linien überschritten werden? Der Film spürt der Frage nach, wie der mutmaßliche Lübcke-Mörder, aber auch die Täter von Halle und Hanau sich ermutigt fühlen konnten von rechten Netzwerkern, die ihre Verschwörungstheorien von der Bedrohung der „weißen Rasse“ verbreiten und vor „Umvolkung“ warnen. Das Netz dient ihnen als Resonanzraum für Hass und Hetze. Den Kasseler Regierungspräsidenten Lübcke brandmarkten Neonazis und Rechtspopulisten dort als „Volksverräter“. „Die Bedrohung von rechts ist nicht neu, sie hat sich allerdings verändert“, so beschreibt BKA-Präsident Münch die Sicht der Ermittler auf die Eskalation rechter, rassistischer Gewalttaten. Die rechte Szene finde heute Akzeptanz und Anknüpfungspunkte bis in die Mitte der Gesellschaft. Der Mord am Regierungspräsidenten Walter Lübcke wird vor Gericht verhandelt.
So., 2. Jun · 11:30-12:00 · Das Erste (ARD)
Kirche und die AfD
Es brodelt in deutschen Kirchengemeinden. Dabei geht es um politische Meinung und Positionierung. Die deutschen katholischen Bischöfe haben in einer Erklärung im Februar 2024 unmissverständlich formuliert: „Völkischer Nationalismus ist mit dem christlichen Gottes- und Menschenbild unvereinbar. Rechtsextreme Parteien und solche, die am Rande dieser Ideologie wuchern, können für Christinnen und Christen daher kein Ort ihrer politischen Betätigung sein und sind auch nicht wählbar. Die Verbreitung rechtsextremer Parolen – dazu gehören insbesondere Rassismus und Antisemitismus – ist überdies mit einem haupt- oder ehrenamtlichen Dienst in der Kirche unvereinbar.“ Die Evangelische Kirche in Deutschland hat sich dem angeschlossen und warnt vor einer Schwächung der Demokratie. Sympathien und politische Überzeugungen werden zur Gewissensfrage. Doch was bedeutet das für die christlichen Gemeinden? Werden AfD-Sympathisanten künftig vor der Kirchentür abgewiesen? Werden AfD-Funktionäre vom Gemeindeleben ausgeschlossen? Verweigert man AfD-Wählern die Handreichung zum Friedensgruß im Gottesdienst? Im Osten, Norden, Süden und Westen der Republik geht ein Riss durch Kirchengemeinden. Eine Bestandsaufnahme.
So., 2. Jun · 22:00-22:30 · MDR
MDR Zeitreise: Kippa, Klassenkampf und Culture Clash – Jüdisch-Sein in Ostdeutschland
In Ostdeutschland jüdisch zu sein war nach 1945 kein Spaziergang. Die „MDR Zeitreise“ begibt sich auf eine bewegende Reise durch Generationen, von den Nachkriegsjahren bis heute. Treffen Sie Akiva Weingarten, den Rabbi aus New York, der in Dresden eine Gemeinde für Aussteiger gründet. Zwischen Umbrüchen und Antisemitismus: ein Blick zurück, der die Seele berührt. Wie geht das denn: Jüdisch sein in Ostdeutschland? Eine Frage, die sich seit 1945 viele Menschen gestellt haben. Die Antwort war meist nicht leicht. Die „MDR Zeitreise“ trifft Menschen aus verschiedenen Generationen: Menschen, deren Eltern und Großeltern nach dem Krieg in der DDR Fuß fassen wollten und die, die heute lebendiges jüdisches Leben etablieren. Wie er: Akiva Weingarten, ursprünglich in New York geboren, seit kurzem in Dresden Rabbi einer jüdischen Gemeinde, die Aussteigern aus der jüdischen ultra-orthodoxen Szene Anschluss bietet. Alle haben eins zu bewältigen: das Erbe der Umbrüche, Veränderungen und Jahre voller Schwierigkeiten. Die „MDR Zeitreise“ verbindet die Lebenswelten mit einem Blick zurück. In eine Zeit, in der jüdische Gemeinden von der Staatsicherheit bespitzelt worden und die jüdischen Gemeinden immer kleiner wurden. Dazwischen die Menschen: mit ihren Bedürfnissen, Unsicherheiten und dem weiterhin schwelenden Antisemitismus.
So., 2. Jun · 22:30-00:00 · MDR
MDR DOK: Swimmingpool am Golan
Die Filmemacherin Esther Zimmering begibt sich in Berlin und Israel auf die Suche nach den großen Ideen des Sozialismus, denen ihre Vorfahren gefolgt sind und stößt auf Konflikte und Geheimnisse. Sowohl auf israelischer als auch auf ostdeutscher Seite tauchen politisch brisante Lücken in den Biographien der Familien auf.
So., 2. Jun · 23:45-00:30 · ZDF
Terra X History: D-Day 1944 – Die Schlacht um Europas Freiheit
Vor 80 Jahren, am 6. Juni 1944, landeten alliierte Truppen an der Küste der Normandie. Der D-Day war der Auftakt für blutige Schlachten. Die Kämpfe in der Normandie hielten die Welt wochenlang in Atem. Die Wehrmacht wehrte sich verbissen gegen die Angriffe der Amerikaner, Briten und Kanadier. Doch die Materialüberlegenheit der Alliierten wurde immer erdrückender. Die Deutschen verteidigten die „Festung Europa“, um ihre Vorherrschaft über den Kontinent zu sichern. Hitlers Herrschaft bedeutete Unterdrückung, Terror, Ausbeutung und Völkermord, doch mit dem D-Day sollte ein neues Kapitel anbrechen: In den Schlachten des Sommers 1944 entschied sich das Schicksal Europas. Den Preis der Freiheit bezahlten in jenen Wochen nicht nur Soldaten mit ihrem Leben, sondern auch unzählige französische Zivilisten. Die Städte der Normandie sanken bei der Befreiung in Trümmer – auch durch Bombardements der Alliierten. Der Film schildert die ersten drei Monate – bis zur Befreiung von Paris – im Kampf um Europas Zukunft. Koloriertes Archivmaterial vermittelt eindringlich, wie der Zweite Weltkrieg an der Front im Westen 1944 in eine entscheidende Phase trat und welche Opfer er forderte.
Mo., 3. Jun · 01:25-02:50 · MDR
MDR DOK: Kinder der Hoffnung
Vor ein paar Jahren fasste die israelische Regisseurin Yael Reuveny den Entschluss, von Berlin in ihre alte Heimat zu reisen. Sie traf die einstigen Klassenkameradinnen und -kameraden, sie wollte herausfinden, was aus ihnen geworden war und stellte fest, dass die Menschen in Israel angetrieben wurden von ihrer Hoffnung auf Frieden und Sicherheit. Vor 15 Jahren hat die heute 40-jährige Regisseurin Yael Reuveny („Schnee von gestern“) ihre Heimat Israel verlassen, um in Berlin zu leben. Für KINDER DER HOFFNUNG kehrt sie zurück und trifft ihre ehemaligen Klassenkameraden, um zu sehen, was aus den Träumen und Idealen ihrer Generation geworden ist. 32 Kinder einer israelischen Schulklasse posieren 1988 für ein Foto. Als sich ihre Wege trennen, sind sie voller Hoffnung auf Frieden. In Super-8-Aufnahmen aus der Kindheit und pointierten Kurzporträts ihrer damaligen Mitschülerinnen und Mitschüler überdenkt die Filmemacherin Yael Reuveny ihr eigenes Selbstverständnis und das ihrer Generation. Warum gibt es keinen Frieden mit den Palästinensern? Das ist nur eine der vielen Fragen, die Reuveny sich und ihrer Generation stellt. Sie stößt auf unbequeme Antworten und muss sich eingestehen, dass selbst die 3. Generation nach der Shoah noch zutiefst davon geprägt ist. Aus Israel und aus Palästina flüchten Menschen vor dem bewaffneten Dauerkonflikt, nach Europa oder in die USA, einerseits erleichtert, einem großen Druck entkommen zu können, und gleichzeitig traurig, nicht mehr Teil einer großen Gemeinschaft zu sein. Auch damit setzt sich die Filmemacherin auseinander – mit ihren eigenen Motiven für ein Leben im Exil in Deutschland.
Di., 4. Jun · 22:15-22:45 · ZDF
37°: Die Nummer auf meinem Arm – Albrecht Weinberg und seine Geschichte
Albrecht Weinberg ist 99, Ostfriese und einer der letzten Überlebenden der Shoah. Am 24. Februar 2012 kam er aus den USA zurück nach Deutschland. Seitdem ist er unterwegs, um aufzuklären. Im Gegensatz zu vielen Erwachsenen haben junge Menschen keine Berührungsängste mit dem Holocaustüberlebenden. Sie stellen alle möglichen Fragen und machen Selfies mit Albrecht Weinberg und mit seiner KZ-Nummer auf dem Unterarm. Albrecht schätzt das, denn diese Jugendlichen sind für ihn der Beweis, dass die Welt heute eine bessere ist als damals, als er selbst ein Kind war. 1925 geboren und aufgewachsen in Ostfriesland, Rhauderfehn, endete das bescheidene und, wie Albrecht sagt, „schöne“ Familienleben unmittelbar nach der Machtergreifung Adolf Hitlers. Zunächst waren es Schul- und Berufsverbote, eine zunehmende Insolation und Diskriminierung im Alltag, die es Albrecht, seinen beiden älteren Geschwistern Dieter und Friedel sowie seinen Eltern Flora und Alfred unmöglich machten, ein normales Leben zu führen. In der Reichspogromnacht schließlich wurde ihr Haus verwüstet, die Familie wurde auseinandergerissen, es begann eine Odyssee. Verfolgung, Ausbeutung, Ermordung. Albrechts Eltern Alfred und Flora Weinberg wurden in Auschwitz ermordet. Sein Bruder Dieter überlebte den Krieg und kam kurz darauf unter ungeklärten Umständen ums Leben. Friedel und Albrecht wanderten in die USA aus, sie wollten Deutschland nie wiedersehen. 60 Jahre später waren es engagierte Leeraner Bürger, die Albrecht und Friedel, die nun ein Pflegefall war, einluden und zurückbrachten in das Land, mit dem Albrecht sich seither versucht zu versöhnen. Gerda Dänekas, seine ehemalige Pflegerin und heute beste Freundin und Mitbewohnerin, hat ihn nach dem Tod seiner Schwester bei sich aufgenommen. Ihrem Engagement ist es zu verdanken, dass Albrecht nach all den schrecklichen Erfahrungen einen neuen Lebenssinn fand: Gemeinsam leisten Albrecht und Gerda seit vielen Jahren Aufklärungs- und Erinnerungsarbeit zum Holocaust. Sie gehen an Schulen und in Gedenkstätten, sprechen auf Veranstaltungen und mit der Presse. Anfang 2024 erschien Albrecht Weinbergs Autobiografie, in der auch die Geschichten seiner 40 Familienangehörigen vorkommt, von denen niemand die Todesmaschinerie der Nazis überlebt hat. Gerda und Albrecht möchten, dass das Buch und dieser Film Albrechts Vermächtnis sind. Die aktuellen Entwicklungen zu antisemitischen Vorfällen in Deutschland und nicht zuletzt das Erstarken extremer Rechter sind für die beiden ein Grund, so lange sie können gegen Hass und Hetze zu kämpfen. „37°“ begleitet dieses besondere Paar bei seiner Arbeit gegen das Vergessen und in Alltagsmomenten, ist dabei, wenn Albrecht einem ehemaligen Wehrmachtssoldaten begegnet und diesen zur Rede stellt, erlebt Albrecht und Gerda in witzigen und traurigen Momenten. Albrecht wird zunehmend müde, Angst vorm Sterben hat er nicht. Er kann sich sicher sein, Gerda wird die Erinnerung an sein Leben und das vieler anderer Menschen, die von den Nazis ermordet wurden, weitertragen.
Di., 4. Jun · 22:25-23:55 · 3sat
Der Hitler-Fake Geschichte einer Jahrhundertfälschung
Von der größten Entdeckung zur peinlichsten Blamage in wenigen Tagen: Das ist die Geschichte der „Hitler-Tagebücher“, die das Magazin „stern“ im April 1983 der Öffentlichkeit vorstellte. Das Magazin war auf einen gigantischen Betrug hereingefallen, der auch heute noch Fragen aufwirft: Wer hatte ein Interesse an dieser Geschichtsfälschung? Und was sollte erreicht werden? Die Dokumentation beleuchtet den Skandal um die gefälschten Tagebücher. Reporter Gerd Heidemann, der die vermeintlichen Tagebücher Adolf Hitlers für den „stern“ kaufte, ist heute 91 Jahre alt. Er fühlt sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. Für das Filmprojekt „Der Hitler-Fake“ öffnete er sein Archiv in einem Hamburger Keller und machte auch bislang unveröffentlichte Dokumente zugänglich, außerdem sämtliche aufgezeichnete Telefonate mit dem Fälscher Konrad Kujau. Doch viele Fragen sind noch unbeantwortet. Warum schrieb Kujau so explizit über Hitlers Privatleben, über Hunde, Magenverstimmungen, Eva Braun und homosexuelle NS-Funktionäre? In „Der Hitler-Fake“ sind Fälschungen Kujaus zu sehen, die jenseits des Medienskandals noch ein anderes Licht auf die Tagebücher werfen: Der Holocaust sollte relativiert, Hitler und damit auch das deutsche Volk in der Verantwortung für millionenfachen Mord entlastet werden – und der „Führer“ sollte als eine menschliche Gestalt mit im Grunde guten Absichten gezeichnet werden. Die Dokumentation „Der Hitler-Fake“ blickt auch auf das Netzwerk alter Nazis, das um Heidemann herum existierte, und zeigt, dass die Sammelleidenschaft von Hitler-„Reliquien“ in bestimmten Kreisen nach wie vor ungebrochen ist.
Di., 4. Jun · 23:50-01:20 · HR
Der Stadtneurotiker
Alvy Singer, ein bekümmerter Komiker, tut sich schwer mit sich und der Welt. Als er in New York die hübsche Annie Hall kennenlernt, hat er zwei gescheiterte Ehen und 15 Jahre psychoanalytische Behandlung hinter sich. Beide sind schnell entflammt füreinander, aber auch Annie hält es nicht lange mit Alvy aus. „Der Stadtneurotiker“, einer der populärsten Filme Woody Allens, wurde 1978 mit vier „Oscars“ ausgezeichnet.
Mi., 5. Jun · 00:20-01:20 · arte
Libanon – Ein Land als Geisel
Im Libanon wird keine wesentliche politische Entscheidung mehr ohne das Einverständnis der „Partei Gottes“ getroffen. In dem multireligiösen Staat waren die politischen Kräfteverhältnisse seit dem Ende des Bürgerkriegs 1990 sorgfältig geregelt. Die wachsende Macht der Hisbollah bringt diese Balance ins Wanken. Nicht zuletzt, weil die Miliz der Hisbollah wesentlich stärker als die libanesische Armee ist. Nach Schätzungen soll sie 20.000 bis 30.000 Kämpfer zählen und über rund 150.000 Raketen verfügen. Israel sieht in der Hisbollah den verlängerten Arm seines Hauptfeindes Iran – direkt an seiner nördlichen Grenze. Der nächste Krieg – so Experten – würde den Libanon dem Erdboden gleichmachen und auch in Israel erhebliche Schäden anrichten. Mit dem Israel-Gaza-Krieg 2023 wächst diese Gefahr. „Libanon – Ein Land als Geisel“ zeigt, dass die Hisbollah ihre Macht in den letzten Jahren geschickt ausgebaut hat und inzwischen ein Staat im Staat ist. Aber es regt sich Widerstand. Zivilgesellschaftliche Kräfte versuchen die Konflikte zwischen den Konfessionen zu überwinden und mit demokratischen Mitteln neue Wege zu gehen.
Mi., 5. Jun · 01:20-03:20 · arte
Die 25. Stunde
Rumänien im Jahr 1941: Johann Moritz, Landwirt, führt ein einfaches und hartes Leben, bis eines Tages deutsche Militärlaster ins Dorf kommen, um Juden zu verhaften und zu deportieren. Gänzlich perplex wird auch Johann in den Lastwagen gezwungen, wobei er bestreitet, Jude zu sein. Wie sich herausstellt, hat der Dorfpolizist ihn denunziert, da er Johanns attraktive Frau Suzanna im Auge hat. Johann landet zunächst in einem Arbeitslager, derweil Suzanna gezwungen wird, die Scheidung einzureichen. Johann will sich seinem Schicksal nicht beugen und flüchtet mit einigen Mitgefangenen aus dem Lager nach Ungarn. Dort hält man ihn für einen rumänischen Spion, und Johann wird erneut in ein Arbeitslager verbracht, wo er schwer misshandelt und anschließend als Zwangsarbeiter nach Deutschland deportiert wird. Nach Ansicht von SS-Arzt Oberst Müller, der grausame „Rassen“-Studien betreibt, entspricht Johann Moritz ganz genau den Arier-Kriterien – und so wird aus dem Juden Johann ein Arier. Sein Gesicht wird in Propagandaschriften publiziert und Johann schließlich zur Waffen-SS befördert. In seiner Funktion kann er bis kurz vor Kriegsende 1945 mehrere Kriegsgefangene vor den Nazis retten und sie an die heranrückenden Amerikaner übergeben. Er selbst wird jedoch als mutmaßlicher SS-Scherge und Kriegsverbrecher von den GIs verhaftet; ihm wird der Prozess gemacht, der erst 1949, zehn Jahre nach seiner Verschleppung, einen glücklichen Ausgang nehmen wird. Erst dann wird er seine Frau Suzanna und die gemeinsamen Kinder in einem kleinen deutschen Dorf wiedersehen.
Mi., 5. Jun · 19:40-20:15 · arte
Re: Der D-Day und eine Reise in die Familiengeschichte
Am 6. Juni 1944, dem D-Day, landeten 150.000 britische und amerikanische Soldaten in der Normandie, um Europa von der Hitler-Diktatur zu befreien. Eine kühne Operation, die Tausende Opfer auf allen Seiten forderte – und wesentlich zum Ende des Zweiten Weltkriegs beitrug. 80 Jahre danach erinnern Bunkeranlagen, Gedenkstätten, Museen und Soldatenfriedhöfe an den D-Day und die erbitterten Kämpfe in den Tagen und Wochen danach. Der Vater und ein Onkel von Bernhard Schnabel aus Hanau waren damals als Soldaten der Wehrmacht in der Normandie im Einsatz: Willibald Schnabel fiel im Juli 1944 bei den Kämpfen um Saint-Lô, sein Bruder Josef geriet in Gefangenschaft und musste nach dem Krieg bei Fécamp Minen räumen. Mit seiner Tochter Elena macht sich Bernhard Schnabel im Frühjahr 2024 auf Spurensuche. Im Gepäck haben sie Briefe und Tagebücher ihrer Verwandten, Dokumente der Angst, aber auch der Hoffnung. Vater und Tochter finden den Ort, an dem Willibald Schnabel starb, sie treffen Zeitzeugen und den Enkel eines Franzosen, der sich 1945 um den Gefangenen Josef Schnabel kümmerte. Sie besuchen den Utah Beach, an dem besonders viele US-Soldaten ums Leben kamen, und sie treffen den fast 100-jährigen US-Veteranen Charles Norman Shay, der die Kämpfe am Omaha Beach wie durch ein Wunder überlebte und der sich zeitlebens für eine angemessene Erinnerung an die Opfer und die Helden dieses Kampfes um die Freiheit eingesetzt hat. Mit ihm sprechen sie über Versöhnung, auch angesichts heutiger Kriege, und über die sehr aktuellen Mahnungen, die gerade jetzt wieder vom D-Day ausgehen.
Mi., 5. Jun · 22:00-22:45 · RBB
Als Botschafter bei Hitler
Nach der Machtübernahme Hitlers beobachtet das Diplomatische Korps in Berlin, wie die neue Regierung den gesamten Staatsapparat unter ihre Kontrolle bringt. Die Botschafter berichten regelmäßig nach Hause. In ihren Berichten spiegeln sich Angst, Sorge und Abscheu wider, aber auch Faszination und Opportunismus. Manche Warnung, gerade auch vor der deutschen Aufrüstung, stößt auf taube Ohren. Im Juli 1933, wenige Monate nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten, kommt William E. Dodd mit seiner Familie nach Berlin. Seine Ernennung zum Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika durch Präsident Roosevelt sorgt für allgemeine Überraschung. Als Historiker und Universitätsprofessor hat er keinerlei Erfahrung mit der Diplomatie und kennt nicht ihre sprachlichen Codes. In der französischen Botschaft beobachtet unterdessen der erfahrene Diplomat André François-Poncet bereits seit zwei Jahren den Aufstieg der NSDAP, deren Propaganda es zunehmend gelingt, ein krisengeschütteltes Volk für sich zu begeistern. Innerhalb weniger Monate bringen die Nationalsozialisten zwar den gesamten Staatsapparat unter ihre Kontrolle, in den diplomatischen Kreisen jedoch fühlen sie sich nicht recht wohl – abgesehen von ein paar wenigen, darunter Hermann Göring oder der Gestapo-Chef Rudolf Diels, die bald zu gern gesehenen Gästen bei den mondänen Botschafts-Diners werden. Hitler selber erscheint nur selten. Die zahlreichen Empfänge werden immer mehr zum Tummelplatz für Spione, zum Schauplatz für Intrigen, Liebeleien, Informationen. William E. Dodds Tochter Martha beginnt gar Affären mit SS-Männern und Sowjet-Attachés. Bis zum Kriegsausbruch 1939 beobachten die Diplomaten den Aufstieg der NS-Diktatur mit einer Mischung aus Angst, Sorge und Abscheu, aber auch Faszination und Opportunismus, und berichten in ihre Hauptstädte. Manche Warnung, gerade auch vor der deutschen Aufrüstung, stößt dort auf taube Ohren. Die Autoren Pierre-Olivier François und Jean-Marc Dreyfus haben geheime Botschaftsberichte, Tagebücher und Erinnerungen ausgewertet und konnten auch zahlreiche neue Quellen nutzen, darunter das Privatarchiv der Familie François-Poncet. „Als Botschafter bei Hitler“ liefert anhand eines facettenreichen Personentableaus eine ungewöhnliche Innenansicht des „Dritten Reichs“ und stellt aus einer neuen Perspektive die entscheidenden Fragen jener Jahre: „Wie konnte es dazu kommen? Hätte Hitler gestoppt werden können? Wie hat alles begonnen?“
Mi., 5. Jun · 22:45-00:30 · RBB
Drei Frauen – Ein Krieg
Das Foto von Lee Miller in Hitlers Badewanne ging um die Welt. Sie war eine von wenigen Kriegsreporterinnen, die mit einer Genehmigung der US-Armee vom Zweiten Weltkrieg berichten konnten. Zum ersten Mal in der Geschichte gab es einen weiblichen Blick auf den maßgeblich von Männern geführten Krieg. Der Film von Grimme-Preisträgerin Luzia Schmid porträtiert die drei Journalistinnen Lee Miller, Martha Gellhorn und Margaret Bourke-White und ihren Blick auf den Zweiten Weltkrieg mit ihren eigenen Fotos und Texten – eingebettet in Archivmaterial der Alliierten. Lee Miller, Margaret Bourke-White und Martha Gellhorn begleiten die alliierten Truppen an unterschiedlichen Fronten des Zweiten Weltkriegs auf ihrem Weg nach Deutschland. Ihre Reportagen und Fotos sind eine Pionierleistung. Niemals zuvor waren Frauen als Kriegsreporterinnen akkreditiert. Der Krieg als „Vater aller Dinge“ war stets Männersache. Ihre Fotografien für „Life“ und „Vogue“ sowie die Reportagen in „Collier’s Weekly“ zeigen nun eine völlig neue Haltung zu Leiden und Sterben an der Front. Margaret Bourke-White ist die einzige Fotografin des noch jungen „Life“-Magazins: eine erfolgreiche Exzentrikerin, über deren Privatleben in der New Yorker Klatschpresse berichtet wird. Lee Miller gehört in ihren Zwanzigern zum Zirkel der Pariser Surrealisten um Man Ray und Picasso. Martha Gellhorn ist Autorin, gern gesehener Gast im Weißen Haus und Ehefrau von Ernest Hemingway. Der Film erzählt ausschließlich aus der Perspektive der Protagonistinnen, benutzt nur ihre Fotos, Reportagen, Briefe und Tagebücher sowie seltenes, größtenteils ungesehenes Filmmaterial alliierter Kameraleute. Mit aller Macht zieht es die drei nach Europa. Sie erliegen zunächst der Faszination des Krieges und zahlen dafür einen hohen Preis. Die drei Frauen sehen Opfer und keine Helden, werden Zeuginnen der Befreiung von Buchenwald und Dachau und blicken in allerletzte Abgründe menschlicher Grausamkeit. „Drei Frauen – Ein Krieg“ schaut zurück auf die Schlachtfelder Europas Mitte des 20. Jahrhunderts und erinnert doch permanent auf schmerzlich-unheimliche Art an die Kriege unserer Zeit.
Do., 6. Jun · 02:10-05:50 · 3sat
In memorian Thomas Heise – Heimat ist ein Raum aus Zeit
Eine deutsche Familiengeschichte zwischen Berlin und Wien, vom Ersten Weltkrieg bis zur Wiedervereinigung, erzählt als Collage aus Briefen, Tagebüchern, Bild- und Tondokumenten. In seinem Dokumentarfilm folgt Thomas Heise den Spuren seiner zerrissenen Familie, die seit dem Ersten Weltkrieg vom Kampf für den Sozialismus geprägt war, und davon, dass der jüdische Wiener Familienzweig im „Dritten Reich“ in KZs deportiert und ermordet wurde. Thomas Heises Eltern engagierten sich nach dem Zweiten Weltkrieg für den Aufbau der DDR, gerieten jedoch als Intellektuelle bald in Konflikt mit der Parteiführung. Sie blieben ihrem Staat aber verbunden. Heise selbst war in seiner künstlerischen Arbeit stark von der Freundschaft zu Heiner Müller geprägt. In seinem Film reflektiert er Zeitgeschichte in den oft sehr persönlichen Zeugnissen aus dem Familienarchiv. Es geht um Menschen, die einst zufällig zueinanderfanden, dann einander verloren. Und deren verbliebene Kinder und Enkel jetzt verschwinden. Es geht um Sprechen und Schweigen. Erste Liebe und verschwundenes Glück. Väter, Mütter, Söhne, Brüder, Affären, Verletzung und Zukunftshoffnung in wechselnden Landschaften, die verschiedene, einander durchwuchernde Spuren von Zeiten in sich tragen. „Heimat ist ein Raum aus Zeit“ ist ein Nachdenken über die Zeit, die Liebe in ihr, und über den Menschen. Immer bleibt ein Rest, der nicht aufgeht. „Das Material des Films“, sagt Thomas Heise, „ist das Übrig-Gebliebene meiner Familie, Reste. Die, von denen ich weiß, deren Umstände ich erlebt oder anders erfahren habe. Reste, die Geschichte spiegeln, Geschichte, die auch meine ist.“
Do., 6. Jun · 15:10-17:00 · Das Erste (ARD)
80 Jahre D-Day – Gedenkfeier in der Normandie
Am 6. Juni jährt sich der „D-Day“ zum 80. Mal: Am 6. Juni 1944 begann die Landung der Alliierten an der Normandie-Küste. Es war die größte Amphibien-Militäroperation in der Geschichte und markiert den Anfang vom Ende des Zweiten Weltkrieges: Die Befreiung des von Nazis besetzten Frankreichs folgte unmittelbar und die deutsche Kapitulation und damit das Ende der Nazidiktatur im Jahr darauf. In diesem Jahr werden Staats- und Regierungschefs aus Europa anreisen, u. a. auch der deutsche Kanzler. Mit einer Zeremonie am historischen „Omaha Beach“-Strand wird der Opfer der alliierten Landung gedacht. Vertreten sind auch zahlreiche Veteranen, zum Teil eingeflogen aus den USA, die damals bei der Militäroperation mit dabei waren. WDR-Auslandschefin Sabine Scholt moderiert die Sendung mit der Politikwissenschaftlerin Daniela Schwarzer als Studiogast. Geplant sind Live-Schalten zu Sabine Rau, ARD-Studioleiterin Paris, sowie zu Gudrun Engel, Leiterin des ARD-Studios in Washington – beide werden vor Ort in der Normandie bei der Gedenkfeier sein. Außerdem wird eine Reporterin live in einem der damals befreiten Dörfer Stimmen und Stimmung einfangen, wie die Bewohner heute diesen Gedenktag begehen. Dazu gibt es weitere Berichte und Schalten zu ARD-Korrespondenten in Moskau und London. Die Sendung geht damit auf die derzeit sich verändernde Weltlage vertiefend ein.
Do., 6. Jun · 19:40-20:15 · arte
Re: Jugend im Westjordanland
Israelische Militärrazzien, kreisende Armeedrohnen und militante Kämpfer, die ihre Waffen testen – Alltag von palästinensischen Kindern wie dem 13-jährigen Rayan und dem 9-jährigen Yusef. Die beiden leben mit mehr als 10.000 anderen im Flüchtlingslager in Jenin im Norden des Westjordanlandes. Das Gebiet ist militärisch durch Israel besetzt. Seit dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 fällt das israelische Militär zunehmend auch tagsüber in das Camp ein. Auch Kinder und Jugendliche geraten seitdem immer häufiger in die Schusslinie. Der älteste Bruder von Rayan, Ammar, wurde auf der Straße getötet – sein Bruder stand direkt neben ihm.
Fr., 7. Jun · 14:10-16:10 · arte
Nicht ganz koscher – No Name Restaurant
Um die einst größte jüdische Gemeinde der Welt vor dem sicheren Ende zu bewahren, wird Ben, ein orthodoxer Jude aus Brooklyn, als dringend benötigter zehnter Mann für das in einer Woche anstehende Passahfest von Jerusalem nach Alexandria entsandt. Seine Reise nach Ägypten im Überlandbus wird jedoch abrupt unterbrochen, als er nach heftiger Diskussion unter den arabischen Mitreisenden in der Wüste Sinai ausgesetzt wird. Zwar liest ihn der mürrische Beduine Adel mit seinem klapprigen Renault am Straßenrand auf und stellt ihm in Aussicht, ihn ins weit entfernte Alexandria zu fahren, doch müsse er erst ein entlaufenes Kamel finden. Ben hat keine andere Wahl, als sich Adel anzuschließen, obgleich sein Unbehagen wächst, als sie den Kamelspuren immer tiefer in die Wüste folgen. Fortan sind die beiden auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen. Nachdem das Auto den Geist aufgegeben hat, soll ein Zweitagesmarsch sie zu einer alten Wasserstelle führen. Zögerlich kommen sich der weltfremde Orthodoxe und der väterlich raue Araber näher. Für Adel ist es eine wehmütige Reise in die eigene Vergangenheit, für Ben eine in das Land seiner biblischen Vorfahren. Ben erfährt von Adels Familienzwist und seinem Hadern mit dem modernen Beduinenleben, Adel wiederum von Bens unerfüllter Liebe zu Yemima, einer weniger orthodoxen Jüdin, die Ben zwar täglich anruft, ohne allerdings jemals ein Wort mit ihr zu wechseln. Als sie die rettende Wasserstelle endlich erreichen, passiert ein Unglück, das die beiden zwingt, an ihre Grenzen zu gehen und ihre kulturell-religiösen Vorurteile zu überwinden …
Fr., 7. Jun · 20:15-22:10 · 3sat
Die Frau des Zoodirektors
Antonina, die Frau des Warschauer Zoodirektors Żabiński, kümmert sich liebevoll um die verschiedensten Tiere. Doch mit dem Überfall der Deutschen auf Polen 1939 wird ihre Idylle zerstört. Der Zoo wird bombardiert, die Familie kann die Stadt nicht mehr verlassen. Als 1940 alle Juden ins Warschauer Getto gebracht werden, beginnen Antonina und Jan, so viele Juden wie möglich bei sich zu verstecken – in ständiger Angst vor Hitlers Chefzoologen Lutz Heck.
Fr., 7. Jun · 23:15-00:55 · arte
Der Russe ist einer, der Birken liebt
Mascha ist eine junge jüdische Frau, die Mitte der 1990er Jahre mit ihren Eltern aus dem sowjetischen Nachfolgestaat Aserbaidschan nach Deutschland gekommen ist. Die angehende Dolmetscherin ist Kosmopolitin und spricht fünf Sprachen fließend, nur über ihre eigene Geschichte, über die Geflüchtete in ihr, spricht sie nie. Mascha ist oft wild und laut, kompromisslos und schlagfertig, doch im Grunde ihres Herzens orientierungslos. Ihr Freundeskreis ist multikulturell, feiert regelmäßig ausgelassen und kontert Alltagsrassismus mit böser Ironie. Gerade erst ist sie mit ihrem Freund Elias zusammengezogen, als dieser durch eine zunächst harmlos erscheinende Fußballverletzung zum Pflegefall wird. Immer mehr gerät Maschas Leben aus den Fugen. Und dann stürzt Elias‘ Tod sie in eine tiefe Lebenskrise … Mascha tritt die Flucht nach vorne an und setzt sich mit nichts als ihrem Reisepass in ein Flugzeug nach Israel. Dort angekommen tut sie das, was sie am besten kann: Sie beginnt mit voller Wucht ein neues Leben in Tel Aviv, findet eine neue Liebe und lässt sich durch die Stadt am Mittelmeer treiben. Doch schließlich wird sie von ihrem Kindheitstrauma des Bürgerkriegs in Baku und von ihrem fluchtartig zurückgelassenen Leben in Deutschland eingeholt und muss erkennen, dass man nicht für immer vor sich selbst und seiner Vergangenheit davonrennen kann.
Sa., 8. Jun · 02:15-03:00 · PHOENIX
König Fußball: Geheimmission Tel Aviv
Ausgerechnet während einer Serie von antisemitischen Terroranschlägen wollen die Bundesliga-Profis von Borussia Mönchengladbach im Februar 1970 zu einem Freundschaftsspiel gegen die israelische Nationalelf nach Tel Aviv fliegen – auf Initiative der Trainer Hennes Weisweiler und Eddy Schaffer. Der Film erinnert an das hoffnungsvolle Fußballspiel, bei dem die Männerfreundschaft der beiden Trainer einen einzigartigen Akt der Völkerverständigung ermöglichte. Die Zuschauer in Tel Aviv jubelten trotz fulminanter Niederlage der Israelis Vivat Germania!: Hoch lebe Deutschland! – der Start für einen Stimmungswechsel auf diplomatischer Ebene. Private Super-8-Aufnahmen, das einzig existente Video-Dokument, zeigen diese unglaubliche Reise. Interviews etwa mit Günter Netzer, Hans-Jochen Vogel und Charlotte Knobloch lassen bundesdeutsche Geschichte und die Nachkriegs-Beziehungen zu Israel lebendig werden.
Sa., 8. Jun · 03:00-03:45 · PHOENIX
König Fußball: Das dunkle Erbe – Nazis im deutschen Fußball
Kaum ein Sportereignis hat die Deutschen so bewegt wie das „Wunder von Bern“, der WM-Titel 1954. Doch auf dem Erfolg lastet ein dunkles Erbe: der Schatten der NS-Zeit. Eine „Stunde null“ hat es nach 1945 im deutschen Fußball nie gegeben. Beim Deutschen Fußballbund und seinen Vereinen wirkten auch Jahre nach dem Krieg noch immer ehemalige Nazi-Sportfunktionäre, frühere SS-Leute und NSDAP-Parteikader, oft in führenden Positionen. Wie Peco Bauwens, der erste Nachkriegspräsident des DFB. Auf der Siegesfeier nach dem WM-Triumph 1954 führt er den Titel in nationalistischem Überschwang auf die Wahrung des „Führerprinzips“ zurück. An seiner Seite hat er noch immer DFB-Funktionäre mit NSDAP-Vergangenheit, er fördert ihre Karrieren und hält auch nach 1945 alte Beziehungen aufrecht. ZDF-Recherchen decken jetzt auf, wie Bauwens auch persönlich in verbrecherische Abgründe des NS-Regimes geriet. Als Mitinhaber eines Baugeschäfts in Köln profitierte er von der Ausbeutung von KZ-Häftlingen, die unterirdische Anlagen für die deutsche Rüstungswirtschaft errichten mussten. Andere Fußballidole bereicherten sich an jüdischem Eigentum, wie Fritz Szepan von Schalke 04 oder Rudolf Gramlich von Eintracht Frankfurt. Beide konnten ihre Karrieren nach dem Krieg nahtlos fortsetzen, wirkten als hochgeachtete Vereinsfunktionäre. Dabei war damals bekannt, dass Gramlich im Krieg einer SS-Einheit angehörte, die in Kriegsverbrechen verstrickt war. Das Hamburger Fußball-Idol „Tull“ Harder verdingte sich sogar als Wachmann im KZ Neuengamme und leitete später ein „Außenlager“ in Hannover-Ahlem. Neue Erkenntnisse zeigen, dass auch beim deutschen Rekordmeister FC Bayern München braune Flecken auf der scheinbar weißen Weste zu finden sind. Selbstdarstellungen des Vereins, die von einem „Judenklub“ sprechen, der von den Nazis geschmäht und angeblich verfolgt wurde, entpuppen sich als Legende. Der Aufstieg des Klubs in den 1960er-Jahren ist auch Männern mit NS-Vergangenheit zu verdanken. „ZDF-History“ dokumentiert die personelle und politische Kontinuität im deutschen Fußball, in Vereinen und beim Verband. Auf der Grundlage von unveröffentlichten Dokumenten, Zeitzeugenaussagen und Analysen wird das dunkelste Kapitel in der Nachkriegsgeschichte des deutschen Fußballs neu aufgearbeitet.
Sa., 8. Jun · 23:55-01:40 · Das Erste (ARD)
Mitten in Deutschland: NSU, Die Täter – Heute ist nicht alle Tage
Im November 2011 werden zwei junge Männer aus Ostdeutschland in einem ausgebrannten Camper tot aufgefunden: Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Offenbar haben sie Selbstmord begangen. Ein Bekennervideo wird gefunden, der NSU (Nationalsozialistischer Untergrund) fliegt auf. Vier Tage später stellt sich die Dritte im Bunde, Beate Zschäpe, freiwillig der Polizei. Wir als Gesellschaft müssen uns fragen, wie eine rechtsextreme, terroristische Vereinigung über ein Jahrzehnt unentdeckt in ganz Deutschland morden konnte. Wir nähern uns dieser Frage an, indem wir in der ersten Folge auf die mutmaßlichen Täter blicken, auf ihre Sozialisation und ihr Umfeld. Jena 1990. Seit dem Zweiten Weltkrieg gibt es keine ähnliche Situation in Deutschland, in der in so kurzer Zeit so viele Menschen gleichzeitig ihre Arbeit verlieren. Viele Jugendliche in Ostdeutschland erleben ihre verunsicherten Eltern und Lehrer, spüren die Machtlosigkeit der Polizei und des Staates. Sie fühlen sich orientierungslos, ungeliebt und gekränkt. Instinktiv ordnen sie sich als Menschen zweiter Klasse ein, versuchen sich anzupassen und lernen in kürzester Zeit, dass von Seiten der Gesellschaft keine oder wenig Hilfe zu erwarten ist. Reihenweise driften junge Leute von der Schule in die Arbeitslosigkeit. Manche schaffen den Sprung, indem sie in die alten Bundesländer wechseln. Doch der Film wendet sich jenen zu, die bleiben – und wütend anfangen zu rebellieren.
Mo., 10. Jun · 22:00-22:45 · BR
Lebenslinien – Mein deutsches Familiengeheimnis
Gisela Heidenreich weiß lange nicht, welch schweres Erbe auf ihr lastet. Sie wächst Mitte der 1940er-Jahre in Bad Tölz auf, als Halbwaise, so erzählt man ihr. Ihr Vater sei als Soldat in Russland gewesen und gelte als vermisst. Es ist nicht die einzige Lüge, die dem Mädchen aufgetischt wird. Mit vier Jahren erfährt Gisela, dass ihre Mutter in Wahrheit ihre Tante ist. Denn ihre leibliche Mutter hat Gisela in einem Lebensborn-Heim in Norwegen zur Welt gebracht und sie dann bei ihrer Schwester in Oberbayern untergebracht. Als der Onkel aus dem Krieg heimkommt, schickt er sie zu ihrer echten Mutter. Sie muss Abschied nehmen von der vertrauten Familie und den Brüdern, die jetzt plötzlich nur noch Vettern sind. Als 1947 Giselas Mutter von amerikanischen Soldaten verhaftet wird und monatelang erneut verschwindet, bricht ihre Welt ein weiteres Mal zusammen. Erst viel später erfährt sie, dass die Mutter eine der Hauptzeuginnen bei den Nürnberger Prozessen ist. Was hatte die Mutter mit den Nazis zu tun? Und was war der Grund für ihre Geburt in Oslo? Je älter Gisela wird, desto mehr versucht sie, hinter das Geheimnis ihrer Herkunft zu kommen. Als bereits erwachsene Frau will sie mit ihrer Vergangenheit und der ihrer Mutter Frieden schließen. Doch als sie denkt, sie kommt zur Ruhe, passiert eine Katastrophe: Ihr Sohn Johannes ertrinkt mit 17 Jahren bei einem Bootsausflug auf dem Ammersee und Gisela wird erneut der Boden unter den Füßen weggezogen.
Di., 11. Jun · 20:15-21:45 · arte
Stalin und das sowjetische „Rüstungswunder“
Am 22. Juni 1941 überfallen deutsche Truppen die Sowjetunion. Der Angriff mit dem Decknamen „Unternehmen Barbarossa“ gilt bis heute mit drei Millionen Soldaten als größte Militäroperation der Geschichte. Der Blitzkrieg ist kompromisslos und brutal; in wenigen Wochen wird der Westen des Riesenreichs überrannt. Diktator Stalin beschließt, die gesamte Rüstungsindustrie umzusiedeln, um sie vor den Kämpfen in Sicherheit zu bringen, außerhalb der Reichweite der Wehrmacht. Ganze Flugzeug-, Panzer-, Geschütz- und Stahlwerke werden Stück für Stück abgebaut, die Maschinen auf unzählige Eisenbahnwaggons verladen – ein in dieser Dimension beispielloser Vorgang. Innerhalb weniger Monate nehmen die Betriebe fernab des Geschützdonners die Produktion wieder auf. Ein Kraftakt, der in der Geschichtsschreibung über den Zweiten Weltkrieg wenig Beachtung findet, zumal diese Schlacht nicht von heldenhaften Soldaten, sondern von einfachen Leuten geschlagen wird: Zivilisten, darunter viele Frauen, Jugendliche und sogar Kinder, kämpfen in den Fabriken bis zum Sieg über Hitler-Deutschland. Die Massenproduktion von Panzern und Flugzeugen führte letztlich zu einem kriegsentscheidenden Vorteil für die Rote Armee, deren logistischer Wucht die Wehrmacht spätestens seit der Niederlage von Stalingrad kaum noch etwas entgegensetzen konnte.
Do., 13. Jun · 00:00-00:30 · NDR
Twist: Mit Kultur Hass überwinden?
Kann Kultur Hass überwinden? Dazu trifft „Twist“ in Sarajevo die Künstlerin Aida Sehovic und Jasminko Halilovic, Leiter des War Childhood Museums. „Twist“ stellt das neue Buch „Hass“ der Autorin Seyda Kurt vor und zeigt, wie die Choreographin Jeny BSG aus Brüssel Vorurteile wegtanzt. Und die Sendung begleitet Theatermacher Hedi Bouden mit Jugendlichen nach Auschwitz. Eines der stärksten Gefühle, das Menschen kennen, ist Hass. Kann Kultur dabei helfen, ihn zu überwinden? Ein Filmteam besucht Sarajevo, eine Stadt, in der die Wunden des Bosnien-Krieges noch präsent sind. Das War Childhood Museum in Sarajevo ist das erste Museum der Welt, das sich ausschließlich den Kriegserfahrungen von Kindern widmet. Kann ein Museum bei der Bewältigung von Traumata helfen? Die Idee zum Museum hatte Jasminko Halilovic, der selbst ein Kriegskind war. Die Künstlerin Aida Šehovic war 15, als der Krieg in Bosnien ausbrach. Sie erinnert mit einer Installation aus Tausenden Mokkatassen an die Opfer des Genozids von Srebrenica, wo im Juli 1995 mehr als 8.000 muslimische Jungen und Männer von serbischen Kriegsverbrechern ermordet wurden. Die Tänzerin Jeny BSG aus Brüssels Problemviertel Molenbeek hat kongolesische Wurzeln. Sie tanzt Vorurteile weg und gibt dem Hass keine Chance. 1,8 Millionen Menschen folgen ihr auf Instagram. Reporter sprechen mit der Autorin Seyda Kurt darüber, ob Hass zu Unrecht so einen schlechten Ruf hat. In ihrem Buch „Hass. Von der Macht eines widerständigen Gefühls“ holt sie den Hass aus der Verbannung und begibt sich auf Spurensuche seines widerständigen Potenzials. Für sie ist Hass nicht unbedingt schlecht, sondern kann für unterdrückte Menschen Mittel der Ermächtigung sein. Kinder und Jugendliche zu toleranten Erwachsenen erziehen, damit der Hass in Zukunft keine Chance mehr hat: Der Lehrer Hédi Bouden fährt mit Jugendlichen aus Hamburg-Wilhelmsburg nach Israel, Palästina und Auschwitz und erarbeitet mit ihnen Theaterstücke zur Frage, woher Hass kommt und wie man ihn bekämpfen kann.
Sa., 15. Jun · 18:45-18:50 · MDR
Glaubwürdig: Gerda Haug
Woran glaubst Du denn? Ob Buddhist, Jude oder Christ – „Glaubwürdig“ erzählt Geschichten von Menschen und ihrem Verhältnis zur Religion. Wenn die Erde durch ihre Finger krümelt, ist Gerda Haug glücklich. Vor drei Jahren haben Menschen verschiedener Glaubensrichtungen den Garten der Religionen in Reinhardsbrunn angelegt. Hier versammeln sich in Form von Beeten um eine riesige Eiche die muslimische, christliche, jüdische und buddhistische Religion und auch die von Gerda Haug – sie gehört zur Gemeinde der Bahá’i. Gern hegt und pflegt sie den Garten und kommt mit den Besuchern ins Gespräch. Der Ort hat Potential, verschiedene Religionen und Menschen zusammen zu bringen. Bahá’i wie Gerda Haug sind der Überzeugung, dass alle Religionen im Kern gleich sind und der Boden – wie der hier im Garten – die gleichen Voraussetzungen bietet, um darauf verschiedene Glaubensrichtungen wie bunte Gärten sprießen zu lassen. In dem kleinen Park in Reinhardsbrunn zumindest funktioniert das schon sehr gut, findet Gerda Haug.
Sa., 15. Jun · 19:20-20:00 · 3sat
Verhärtete Fronten Wie der Krieg in Gaza die Kulturszene spaltet
Ein Bruch geht durch den Kulturbetrieb, der Nahostkonflikt spaltet wie nie zuvor. Es wird beschuldigt, ausgeladen und abgesagt. Wie kann Verständigung in dieser vertrackten Situation aussehen? Ob bei der Berlinale oder bei der Leipziger Buchmesse: Künstler und Aktivistinnen solidarisieren sich mit Palästina und machen Druck gegen Israel. Welche Haltung ist vertretbar, was ist antisemitisch? Darüber wird im deutschen Kulturbetrieb heftig gestritten. Das Autorenpaar Meron Mendel und Saba-Nur Cheema spürt den Bruch, der sich seit dem brutalem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober in ihrem sozialen Umfeld, in der Gesellschaft und in den sozialen Medien bemerkbar macht. Meron Mendel, Historiker und Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, ist Jude. Seine Frau, die Politologin Saba-Nur Cheema, ist Muslima. Seit Monaten zieht das Ehepaar durch die Republik mit der Mission, die verhärteten Fronten in der nationalen Debatte aufzuweichen, die Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen. Die Verunsicherung in der Kulturszene sei groß, bemerken Mendel und Cheema. Nach dem 7. Oktober herrschte erst einmal Schweigen, dann regnete es jede Menge Absagen und Ausladungen. Das hat auch die südafrikanische Künstlerin Candice Breitz zu spüren bekommen. Ihre seit Jahren geplante Ausstellung im Saarlandmuseum wurde abgesagt. Der Vorwurf: die jüdische Künstlerin habe sich nicht ausreichend vom Terror der Hamas distanziert. Candice Breitz reagiert bestürzt: „Es ist wirklich eine schmerzhafte Erfahrung, als erste jüdische Künstlerin seit der Nazizeit von einem deutschen Museum eine Ausstellung abgesagt zu bekommen, ohne jegliche rechtliche Grundlage und ganz sicher entgegen dem deutschen Grundgesetz.“ Der Film begleitet Meron Mendel und Saba-Nur Cheema auf ihren Vortragsreisen quer durch Deutschland. Das Ehepaar besucht eine islamische Gemeinde im nordrhein-westfälischen Röhlinghausen und die Freie Universität Berlin. Unermüdlich versucht das jüdisch-muslimische Powerpaar zu vermitteln, Stereotype und Ideologien aus dem Weg zu räumen und Räume für Diskurs zu schaffen.