Die neuen Fernsehtipps

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© Bild: BR/Christian Meckel - Ernst Grube erinnert sich auf dem Hauptplatz in Theresienstadt an das Grauen

Vom 16. bis 31. Januar 2024

Do., 18. Jan · 23:35-00:35 · SWR
Rachels Rettungsdienst

Rachel Freier, genannt „Ruchie“, hat beschlossen, gegen alle Widerstände ihrer chassidischen Gemeinde einen eigenen weiblichen Rettungsdienst aufzubauen: Ezras Nashim. Frauen wird die Mitarbeit im Hatzolah, dem größten freiwilligen Ambulanzkorps der Welt, verweigert. In den ultraorthodoxen jüdischen Gemeinden wird von den Frauen erwartet, dass sie sich ausschließlich auf Haus und Kinder konzentrieren. Mit ihrer Initiative riskieren Ruchie und eine engagierte Gruppe mutiger chassidischer Frauen ihren Ruf und buchstäblich auch die Zukunft ihrer Kinder. In den ultraorthodoxen Gemeinden sehen üblicherweise nur die Ehemänner die ansonsten verhüllten Körper ihrer Frauen. Nur in lebensgefährlichen Notfällen darf ein Mann, ein Arzt oder ein Sanitäter, ihre unbedeckte Haut sehen und berühren. Rachel geht es darum, den chassidischen Frauen und Mädchen von Borough Park eine weibliche medizinische Notfallversorgung zu bieten. Und sie will unter Beweis stellen, dass Frauen viel mehr können als Kinder aufzuziehen und den Haushalt zu führen. Parallel zu ihrer Kampagne stellt sie sich einer weiteren großen Herausforderung: Sie kandidiert für das Richteramt am Zivilgericht in Brooklyns 5. Bezirksgericht. Rachel wäre die erste chassidische Frau, die in den USA in ein solches Amt gewählt werden würde. Mit beispiellosem und exklusivem Zugang beobachtet die Filmemacherin Paula Eiselt in ihrem Film die Gründung des ersten weiblichen Sanitätsdienstes Ezras Nashim sowie Ruchies Kandidatur für das Richteramt mit all ihren Höhe- und Tiefpunkten.

Fr., 19. Jan · 13:00-13:30 · 3sat
37°Leben: Zeitenwende – Jüdisch in Deutschland

Seit dem 7. Oktober 2023 steht das Leben der jüdischen Menschen in Deutschland kopf. Was macht der Krieg im Nahen Osten mit den Jüdinnen und Juden in der BRD, wie gehen sie mit den Ängsten um? Fühlten sich jüdische Menschen vor kurzer Zeit hierzulande noch sicher und haben Deutschland, besonders seit dem Krieg in der Ukraine, als vielleicht letzten sicheren Zufluchtsort erachtet, hat sich ihr Leben seit dem 7. Oktober radikal verändert. Ohne ständige Angst vor Übergriffen und ohne erheblich erhöhte Sicherheitsmaßnahmen können sie ihre Identität und Religion nicht mehr offen zeigen, zu groß ist die Angst vor antisemitischen Übergriffen. „37°Leben“ trifft junge Jüdinnen und Juden und taucht ein in ihr Seelenleben zum Jahresende 2023.

Fr., 19. Jan · 22:30-23:00 · PHOENIX
Der Kunstraub der Nazis – Die späte Suche nach Gerechtigkeit

Ein gigantischer Raubzug der Nationalsozialisten ist bis heute nicht vollständig aufgeklärt: der organisierte Kunstraub an jüdischen Familien, die aus Nazi-Deutschland zur Ausreise genötigt worden waren. Bis heute suchen Erben nach ihrem Eigentum, oft vergeblich. Die Dokumentation begleitet eine Provenienzforscherin, die sich der Aufklärung dieses Verbrechens widmet und für Gerechtigkeit sorgen möchte: Das große Ziel ist es, diese Objekte den Familien zurückzugeben, so Kathrin Kleibl. Den jüdischen Familien, die Deutschland damals verließen, war versprochen worden, ihr Eigentum mitnehmen zu können. Doch ihr Hab und Gut blieb oft im Land – beschlagnahmt von der Gestapo. Statt die Gegenstände ihren Besitzern nachzuschicken, wurden sie versteigert. Die meisten Gegenstände sind bis heute verschollen. Die Dokumentation Der Kunstraub der Nazis Die späte Suche nach Gerechtigkeit begleitet eine Provenienzforscherin, die sich der Aufklärung dieses Verbrechens widmet und für Gerechtigkeit sorgen möchte: Das große Ziel ist es, diese Objekte den Familien zurückzugeben, so Kathrin Kleibl.

Sa., 20. Jan · 01:45-02:00 · MDR
Compartments

Netta ist eine junge Frau aus Israel, die auswandern möchte – ausgerechnet nach Berlin. Ihr Vater, Sohn von Holocaust-Überlebenden, ist entsetzt. Hin-und hergerissen zwischen quälenden Erinnerungen und den Schatten der Vergangenheit, gefangen in kollektiven Erinnerungen, die sich über Jahre eingeprägt haben, müssen sich Netta und ihr Vater ihren Dämonen stellen, um ihre einst enge Beziehung zu retten. Was beide bewegt, bewahren sie in Erinnerungskästen auf.

Sa., 20. Jan · 22:15-00:15 · BR
Comedian Harmonists

Vielfach ausgezeichneter Publikumsliebling von Regisseur Joseph Vilsmaier. Fasziniert von der amerikanischen A-cappella-Formation „The Revellers“ beschließt Ende der zwanziger Jahre der Schauspielschüler Harry Frommermann, ein ähnliches Ensemble auf die Beine zu stellen. Bald formiert sich ein schlagkräftiges Sextett, das mit seinen frechen Texten zu einem Begriff in ganz Deutschland wird. Für das NS-Regime sind die Harmonists allerdings wegen seiner jüdischen Mitglieder nicht hinnehmbar … Berlin, 1927: Sechs ehrgeizige junge Männer tun sich zusammen, um eine ganz eigene künstlerische Vision zu verfolgen. Mit Disziplin und harter Arbeit eignen sie sich ein Repertoire mitreißender A-cappella-Nummern an, mit Texten in einer Bandbreite von sentimental bis vollkommen albern. Schon bald haben sie nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland großen Erfolg. Ihr Leben wird ein einziges großes Fest, mit Frauen, Autos und jedem erdenklichen Luxus. Aber während sie die politischen Entwicklungen ignorieren, hat das NS-Regime sie im Blick. Drei der sechs Harmonists sind Juden und somit für die Nationalsozialisten nicht hinnehmbar: Die Gruppe wird zur Auflösung gezwungen. Was als eine der schönsten Erfolgsgeschichten der wilden Zwanziger begann, wird von einer barbarischen Ideologie zerstört. Die Nazis markieren das Ende der Comedian Harmonists, aber ihre Stimmen klingen weiter …

So., 21. Jan · 02:05-03:35 · arte
Venedig und das Ghetto

Am 29. März 1516 fasste die Republik Venedig einen Beschluss mit weitreichenden Folgen: Sie wies den Juden ein Gebiet zu, in dem sie von nun an abgetrennt von der übrigen Bevölkerung leben mussten. Es war ein ödes Areal am Stadtrand, „Ghetto“ genannt. Von hier aus verbreitete sich der Begriff auf der ganzen Welt als Synonym für Ausgrenzung und Verfolgung. In Venedig kam es anders: Das Ghetto ist heute ein Ort der Begegnung und ein beliebtes, bunt gemischtes Wohnviertel mit hoher Lebensqualität. Wie kein anderer Ort spiegelt dieses Viertel die wechselhaften Beziehungen zwischen den Juden, Venedig und der Welt wider. Die ersten Juden, die im Ghetto ankamen, fanden verfallene Häuser, Schmutz und Unrat vor. Es war ein aufgelassenes Gewerbegebiet, rundum von Wasser umgeben und nur durch Tore zu betreten, die in der Nacht verschlossen und streng bewacht wurden. Dennoch strömten immer mehr Menschen herbei – auf der Flucht vor Kriegen und der Verfolgung auf dem Festland. Die Tore des Ghettos verhießen ihnen nicht nur Ausgrenzung, sondern auch Schutz. Venedig gewährte diesen Schutz, forderte dafür aber auch massive Gegenleistungen: Juden mussten nicht nur hohe Steuern zahlen, sondern auch Geld an die venezianische Bevölkerung verleihen. Mit jeder Einwanderungswelle kamen mehr Juden ins Ghetto – aus anderen Kulturkreisen, mit fremden Sprachen, Sitten und Gebräuchen. Es gab Zeiten der Repression, der Armut, der Verfolgung, aber auch Zeiten der kulturellen und wirtschaftlichen Blüte – alles auf engstem Raum. Erst Napoleon ließ die Tore des Ghettos öffnen. Von da an waren die Juden den übrigen Venezianern gleichgestellt, zumindest theoretisch. Von der dunklen Zeit der Naziherrschaft zeugen „Stolpersteine“, ein Gedenkzentrum und ein Mahnmal am zentralen Campo des Ghettos. Heute leben die Mitglieder der jüdischen Gemeinde in ganz Venedig verstreut, aber das Ghetto und seine fünf Synagogen bilden noch immer den Mittelpunkt ihrer religiösen Identität.

So., 21. Jan · 21:00-21:55 · ARD-alpha
Sprich mit mir: Aba Lewit und Fabian Eder

Aba Lewit kommt mit seinem Vater und seinen Geschwistern aus einem kleinen polnischen Dorf nach Krakau, wo er bei der Errichtung des Lagers Plaszow mitarbeiten muss, in dem er später gefangen gehalten wird. Der Österreicher Amon Göth ist dort der besonders grausame Kommandant, der Juden wahllos und zur eigenen Belustigung tötet. Auch Aba Lewit wird angeschossen, überlebt aber durch einen Zufall …

So., 21. Jan · 22:20-23:05 · MDR
1933 – Folterkeller im Wohnquartier

Anfang 1933: Die frisch an die Macht gekommenen Nationalsozialisten überziehen Deutschland fast unmittelbar mit einer beispiellosen Terrorwelle. Politische Gegner verschwinden ohne Prozess, auf unbestimmte Zeit, in Folterkellern, die schnell zu einer frühen Form von Konzentrationslagern werden. Die Radio Bremen-Dokumentation zeigt, wie Tausende solcher Terrorzentralen entstehen im ganzen Reich, oft mitten in Wohnquartieren, vor aller Augen. Die Schreie der Gefolterten wehen zu den Wohnungen der Anwohner hinüber. Am 5. Juli 1933 holten ein SA-Mann und ein Polizist den Einzelwarenhändler Albert Ortheiler aus seinem Geschäft in der Bochumer Innenstadt. Angeblich hatte er Waren an Kommunisten verkauft. Im Keller der Hegelschule schlugen SA-Männer Albert Ortheiler tot. Sechs Menschen sind allein in diesem Bochumer Keller ermordet worden. In Bremen gerieten die vier Söhne der Familie Bücking ins Visier, weil sie politische Gegner der Nazis waren. Drei der Söhne gerieten in die erste Terrorwelle der Nationalsozialisten und verschwanden in Folterkellern und frühen KZ, einer der Bücking-Söhne wurde nach Berlin verschleppt, wo sich schon früh über hundert Folterkeller etabliert hatten. „Das war auch Teil der damaligen Strategie und Taktik, dass der frühe nationalsozialistische Terror vor allen Augen stattfinden sollte“, sagt die Historikerin Irene von Götz. Sie hat die Berliner Folterkeller akribisch recherchiert. Auch in Sachsen ist die Geschichte des frühen Naziterrors gut erforscht, allein in diesem Bundesland gab es 112 Folterkeller und frühe KZs. Eines davon: Die Burg Hohnstein in der Sächsischen Schweiz. Zwischen März 1933 und August 1934 wurden 5.600 Menschen dorthin verschleppt und gefoltert, etwa 40 von ihnen begingen Selbstmord oder wurden ermordet. Und doch gab es Widerstand gegen die Misshandlungen, wenn auch nur von wenigen. Ausgerechnet Polizisten, Juristen und Gefängniswärter widersetzten sich in dieser Phase frühen Terrors den brutalen Maßnahmen und konnten sogar kleine Erfolge erzielen, auch wenn sie letztendlich am System nichts ändern konnten. Die Erinnerung an diese frühen Lager wurde überdeckt von den Verbrechen in den riesigen Vernichtungslagern im Osten. Doch will man wissen, wie der Rechtstaat ausgehebelt wurde, muss die Geschichte der frühen Lager in den Fokus rücken. Auch wegen der zahlreichen Opfer, die in den Lagern ihr Leben ließen oder physisch und psychisch gebrochen wurden. Albert Ortheiler war der erste jüdische Bürger Bochums, der von den neuen Machthabern ermordet wurde. Doch noch geriet er nicht als Jude in die Mühle der Vernichtung, sondern als vermeintlicher Gegner des Nationalsozialismus. Die frühen Lager waren Lager der politischen Rache, ihre Zeit ging bis etwa 1935/36. Bis dahin war der Widerstand gegen die Nazis weitgehend gebrochen und der Terror suchte sich neue Opfer.

So., 21. Jan · 23:05-23:35 · ARD-alpha
Zu Besuch im Jüdischen Museum Berlin

Wegen der Pandemie bleibt das Jüdische Museum in Berlin für das Publikum leider geschlossen. Deshalb begeben wir uns für Sie hinter die verschlossenen Tore des beeindruckenden Museumsbaus des berühmten Architekten Daniel Liebeskind. Die neue Museumsdirektorin Hetty Berg führt mit einer Studentin durch die neu gestaltete Dauerausstellung. Im Museum erfahren wir Details zu den Fundamenten des jüdischen Glaubens und der jüdischen Geschichte in Deutschland, sowie über die Vielfalt jüdischen Lebens.

Mo., 22. Jan · 20:15-22:10 · arte
Stalag 17

Der Amerikaner Clarence Harvey Cook, genannt Cookie, erzählt von seinen Erinnerungen an ein deutsches Kriegsgefangenenlager: 1944, irgendwo an der Donau. Im Lager „Stalag 17“ befinden sich 40.000 Kriegsgefangene – Russen, Polen, Tschechen und 630 Amerikaner. Letztere sind alle Unteroffiziere der Luftwaffe und werden von dem strengen und grausamen Lagerleiter Oberst von Scherbach tyrannisiert. Eine Woche vor Weihnachten plant und organisiert die amerikanische Baracke, in der Cookie lebt, den Fluchtversuch zweier Männer. Doch das minuziös geplante Unterfangen endet für sie tödlich. Als am nächsten Morgen die beiden Leichen beim Appell im Matsch liegen, drängt sich den Barackenbewohnern die Frage auf, wie die Nazis stets über ihre gut gehüteten Pläne Bescheid wissen können … Sie vermuten einen Spitzel unter sich. Schnell fällt der Verdacht auf J.J. Sefton, der auf ein Misslingen der Flucht gewettet hatte. Dieser wird seit längerem für seine Händel mit den deutschen Wachen und seinen Egoismus von den anderen mit Skepsis beäugt. Das Misstrauen gipfelt in einer heftigen Prügelei, die Sefton entstellt. Sein einziger Ausweg aus dieser Hölle besteht darin, selbst den Spitzel zu entlarven, denn er ist es nicht. Als Lieutenant Dunbar als Neuer in die Baracke gebracht wird und seinen Landsleuten anvertraut, unterwegs einen deutschen Sprengstoffzug hochgejagt zu haben, landet auch dieses Geheimnis schnurstracks bei der Lagerleitung. Als Dunbar deshalb Erschießung wegen Sabotage droht, entwickelt sich die Suche nach dem Spitzel zum Kampf auf Leben und Tod.

Mo., 22. Jan · 23:15-00:55 · NDR
Lauf Junge lauf

Erzählt wird die wahre Geschichte des Jungen Srulik: Dem Achtjährigen gelingt als einzigem Mitglied seiner Familie die Flucht aus dem Warschauer Getto in die nahe gelegenen Wälder. Dort muss er sich bis zum Ende des Krieges mehr oder weniger allein durchschlagen. Die wenigen Freunde, die Srulik findet, bleiben ihm nicht lange erhalten. Er lebt so einige Monate bis zum Einbruch des Winters von Waldfrüchten, erjagten Kleintieren und kleinen Beutezügen durch die Gärten umliegender Bauernhöfe. Die Einsamkeit, der anhaltende quälende Hunger und der kalte Winter treiben ihn immer wieder in die Dörfer, wo ihm ständig Verrat droht. Aber Srulik hat Glück und wird einige Zeit von einer Bäuerin versteckt, vor allem aber mit einer neuen Identität versorgt: Aus dem geflüchteten Juden Srulik macht sie das versprengte polnische Waisenkind Jurek, das christliche Gebete kennt und ein Kruzifix um den Hals trägt. Doch Jurek bleibt ein Gejagter. Und das bis zum Ende des Krieges.

Di., 23. Jan · 04:30-05:30 · Das Erste (ARD)
Shlomo – Sehnsucht nach Rache

Die beiden Männer wollten nur noch ihrer Vergangenheit entkommen. Doch als sich der NS-Kriegsverbrecher Gustav Wagner und der jüdische Goldschmied Shlomo Szmajzner im Jahr 1978 plötzlich in Brasilien gegenüberstehen, ist alles wieder da. Wagner gehört zu den brutalsten Kriegsverbrechern des 20. Jahrhunderts. Als Lagerspieß des Nazitodeslagers Sobibor war er unter den jüdischen Arbeitshäftlingen aufgrund seines Sadismus und seiner Unberechenbarkeit gefürchtet. Und Szmajzner, genannt Shlomo, hat das Lager nur überlebt, weil er eine makabre Aufgabe hatte: Er sollte dort Schmuck schmieden für die Nazis aus dem Gold ermordeter Juden. Sein Auftraggeber: Gustav Wagner. Rund 250.000 Menschen wurden in Sobibor ermordet, nur sehr wenigen gelang die Flucht. Shlomo ist einer von ihnen. Als er 36 Jahre später seinem Peiniger am anderen Ende der Welt wieder begegnet, stellt sich für ihn die Frage: Rache oder Sühne? Die Dokumentation von NDR und WDR beleuchtet das nahezu unglaubliche Leben des jüdischen Goldschmieds Stanislaw „Shlomo“ Szmajzner, eines unbekannten Helden des 20. Jahrhunderts. Die Reporter rekonstruieren, wie der NS-Kriegsverbrecher Gustav Wagner in Brasilien 1980 zu Tode kam. Was als vermeintlicher Kriminalfall beginnt, führt mitten hinein in die Geschichte des 20. Jahrhunderts und in das Brasilien der 1970er-Jahre, wo Kriegsverbrecher wie Holocaustüberlebende Zuflucht suchten und sich eine neue Existenz aufbauten. Die Dokumentation behandelt zeitlose Fragen der Rache, des Vergessens und der Sühne. Und sie geht einer Frage nach, die heute wieder brennend aktuell ist: Wie kann gigantisches Unrecht gesühnt werden? Und was, wenn diejenigen, die Gerechtigkeit herstellen müssten, darin versagen?

Di., 23. Jan · 20:15-21:50 · arte
Die Shoah in den Ghettos

Zwischen 1939 und 1941 wurden in Polen mehr als 600 Ghettos errichtet, in Großstädten wie Warschau und Łódź, aber auch auf dem Land. Diese Vorzimmer des Todes wurden in den heruntergekommensten Vierteln angesiedelt, wo es weder Strom noch fließend Wasser gab. Unzählige Menschen starben an den Folgen von Hunger, Krankheit und Zwangsarbeit. Trotzdem versuchten die Ghettobewohner, ihr Überleben unter diesen extremen Bedingungen so gut wie möglich zu organisieren. Manche Ghettos hatten eine echte Verwaltungsstruktur mit Schulen, Krankenhäusern, Polizei, Feuerwehr und Kultureinrichtungen. Judenräte fungierten als Mittler zwischen Besatzern und Bevölkerung. Die Juden im Ghetto versuchten, ein möglichst normales Leben zu führen und weiter an eine Zukunft zu glauben. 1941 war ein Wendepunkt. Nach dem Angriff der Nazis auf die Sowjetunion entstanden in den Ostgebieten weitere 600 Zwangssiedlungen. Die Ghettos wurden zu Sammellagern, in die auch Juden aus Deutschland und Österreich verbracht wurden. Nachdem auf der Wannseekonferenz im Januar 1942 die „Endlösung der Judenfrage“ beschlossen wurde, deportierten die Nazis die Ghettobewohner systematisch in die Vernichtungslager Chelmno, Treblinka, Sobibor und Auschwitz, wo sie vergast wurden. Die wenigen Juden, die sie am Leben ließen, mussten Zwangsarbeit leisten. Das Leben in den Ghettos wurde von den Juden selbst dokumentiert: in Tagebüchern, Chroniken und Berichten, die gerettet werden konnten und heute übersetzt und veröffentlicht sind. Diese Aufzeichnungen waren für die Menschen ein Mittel, den schrecklichen Alltag zu ertragen und der Nachwelt ein Zeugnis zu hinterlassen – ein bewegendes Zeugnis, das der Film aufgreift, um die grausame und aufwühlende Geschichte der Ghetto-Bewohner aus ihrem eigenen Blickwinkel zu erzählen.

Di., 23. Jan · 21:50-22:45 · arte
Sobibor – Anatomie eines Vernichtungslagers

In Sobibor im Südosten Polens, nahe der Grenze zur Ukraine, begannen 2007 archäologische Grabungen. Andere ehemalige NS-Lager waren durch Gedenkarchitektur überbaut worden. Hier aber hatten Forscher die Möglichkeit, ein komplettes Vernichtungslager auszugraben und sichtbar zu machen. 2020 ermöglichte ein weiterer Fund neue Rückschlüsse: Ein Enkel des stellvertretenden Lagerleiters Johann Niemann stieß auf mehrere Fotoalben. Niemann hatte sich, vermutlich aus Eitelkeit, über das strenge Verbot zu fotografieren hinweggesetzt. Auch dank der Schilderungen von Zeitzeugen konnte schließlich ein 3D-Modell des Vernichtungslagers erstellt werden. Am 14. Oktober 1943 hatten die damaligen Lagerinsassen einen erfolgreichen Aufstand organisiert. Mehrere Hundert Gefangene konnten zunächst fliehen. Die meisten von ihnen wurden später von der SS, der Wehrmacht oder Kollaborateuren ermordet, doch einige Dutzend erlebten das Ende des Krieges. Die Überlebenden Esther Raab, Selma und Chaim Engel, Regina Zielinski, Kurt Thomas und Thomas „Toivi“ Blatt erzählen auf berührende Weise vom Leben und Überleben unter unmenschlichen Bedingungen. Den Befehl zur „Aktion Reinhardt“ gab Heinrich Himmler, der Reichsführer SS, benannt wurde der Plan nach dem bei einem Attentat getöteten NS-Funktionär Reinhard Heydrich. Die Nationalsozialisten errichteten mehrere Vernichtungslager, unter anderem in Sobibor. Die dorthin deportierten Menschen wurden in Gaskammern ermordet. Ende 1943 begannen die Nazis damit, sämtliche Spuren zu verwischen: Massengräber wurden eingeebnet, Gebäude abgerissen, Büsche gepflanzt. In Sobibor erinnert seit Oktober 2023 eine neueröffnete Gedenkstätte an die hier begangenen Verbrechen und ihre Opfer.

Mi., 24. Jan · 00:00-01:20 · NDR
Adam & Ida – Die lange Suche der Zwillinge

Als Dreijährige getrennt, überleben die jüdischen Zwillinge Adam und Ida den Holocaust und finden sich erst 53 Jahre später wieder. „Wir wissen, dass wir es sind“, sagt Ida. Aber ist es ein Happy End? Die jüdischen Zwillinge Adam und Ida Paluch sind drei Jahre alt, als sie 1943 im jüdischen Getto der damals schlesischen Stadt Sosnowiec durch die Nazis voneinander getrennt werden. Ihre Mutter nimmt sich aus Verzweiflung das Leben. Adam kommt ins KZ Majdanek, Ida kann sich verstecken. Beide überleben den Holocaust und werden nach Kriegsende von polnischen Pflegefamilien aufgenommen. Adam wird sich seiner jüdischen Herkunft früh bewusst, kennt aber mehr als 50 Jahre lang weder seinen richtigen Namen noch seine Herkunft. Geplagt von der ständigen Frage „Wer bin ich?“, reißt er als Kind immer wieder aus, um seine Familie zu suchen. Als junger Erwachsener heuert er bei der Marine an. Mit dem Ziel, bei jüdischen Gemeinden in aller Welt mehr über seine Herkunft herauszufinden. Ohne Erinnerung an seine frühe Kindheit bleibt die Suche aber erfolglos. Ida indes kann sich an das Trauma von Sosnowiec gut erinnern. Mittlerweile lebt sie in Chicago, gibt die Suche nach ihrem Zwillingsbruder aber nie auf. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs gibt es neue Hoffnung: Eines Tages meint Ida, ihren Bruder auf einem Zeitungsfoto zu erkennen und nimmt Kontakt auf. Nach einem halben Jahrhundert der Suche fallen sich die beiden 1995 schließlich in die Arme. Damit beginnt für beide ein neues Leben. Bedeutet das also ein Happy End? Diese Frage bleibt offen, besonders für Adam, der sein altes Leben in Polen mitsamt Frau und Kindern hinter sich lässt, um zu seiner Schwester in die USA zu ziehen. Sein neuer Lebensabschnitt ist geprägt vom lang ersehnten Gefühl der Zugehörigkeit, aber auch von der Zerrissenheit zwischen der neuen und der alten Welt, zwischen den Religionen, der neuen und der alten Familie. Für ihn verlagert sich die lebenslange Frage des „Wer bin ich wirklich?“ zum „Wer will ich sein?“.

Mi., 24. Jan · 22:00-22:45 · BR
Theresienstadt – Eine Geschichte von Täuschung und Tod

Edith Erbrich und Ernst Grube sind in ihre traumatische Kindheit zurückgekehrt: „Ich komme mir vor, als ob es damals wäre. Da ist an den Äußerlichkeiten nichts anders.“, sagt Ernst Grube, als er wieder in Theresienstadt ist. Und auch für Edith Erbrich ist die Erinnerung an die Schrecken des Ghettos bis heute gegenwärtig. „Theresienstadt – Eine Geschichte von Täuschung und Tod“ – ein Film über den Ort des Schreckens für so viele Tausende deutsche und tschechische Juden. Wie erlebten Kinder den Terror der Nationalsozialisten? Wie war ihre kindliche oder jugendliche Perspektive auf das Grauen des Lagerlebens? Und wie ist es ihnen gelungen zu überleben? Ernst Grube ist 13 Jahre alt, als er im Februar zusammen mit seiner Mutter, dem älteren Bruder und der jüngeren Schwester in das Ghetto Theresienstadt deportiert wird. „Angst“, sagt er, „ist es, was mich hauptsächlich geprägt hat, Angst. Was wird kommen, was wird geschehen.“ Edith Erbrich kommt als Siebenjährige gemeinsam mit dem Vater und der älteren Schwester ins Ghetto. Tief eingegraben hat sich diese Zeit in die Seele des Kindes: „Ganz furchtbar war, wie wir angekommen sind, da habe ich das erste Mal in meinem Leben meinen Papa fassungslos gesehen. Wir haben die Haare abrasiert bekommen und dann hieß es duschen. Da war auch eine jüdische Mitgefangene, und als sie rief: Edith komm zum Duschen, da bin ich ohnmächtig geworden.“ Jetzt sind Edith Erbrich und Ernst Grube in diese traumatische Kindheit zurückgekehrt: „Ich komme mir vor, als ob es damals wäre. Da ist an den Äußerlichkeiten nichts anders.“, sagt Ernst Grube, als er wieder in Theresienstadt ist. Und auch für Edith Erbrich ist die Erinnerung an die Schrecken des Ghettos bis heute gegenwärtig. Theresienstadt – 80 Kilometer nördlich von Prag: Im Sommer 1943 befinden sich 40.000 Menschen in der Stadt, die vor dem Krieg 3.000 Einwohnern Platz geboten hat. Die Menschen leben zusammengepfercht auf engstem Raum. Die hygienischen Verhältnisse sind entsetzlich, es gibt fast nichts zu essen. Täglich sterben bis zu 800 Menschen. Zwei Kilometer außerhalb des Ortes liegt die sogenannte „Kleine Festung“, ein Konzentrationslager. Dort werden vor allem tschechische Widerstandskämpfer eingesperrt, gefoltert und ermordet. Bereits 1947 hat die tschechische Regierung dort einen monumentalen Gedenkort geschaffen, den großen Nationalfriedhof. Demgegenüber gerät das jüdische Leid lange Jahre in Vergessenheit. Auch deshalb hat Wolfgang Benz, der ehemalige Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung, eine Monografie über das Ghetto Theresienstadt geschrieben. Er kommentiert das Erleben der Zeitzeugen aus der Perspektive des Historikers. „Theresienstadt – eine Geschichte von Täuschung und Tod“ ist ein Dokumentarfilm über dieses Ghetto, diesen Ort des Schreckens für so viele Tausende deutsche und tschechische Juden.

Mi., 24. Jan · 22:00-22:30 · RBB
Kontraste: Judenhass – Unser Leben nach dem 7. Oktober

Hanna Veiler fühlt sich an ihrer Uni nicht mehr sicher. Ivar Buterfas hat vor 80 Jahren den Holocaust überlebt, heute sagt er: „Juden sind nirgends mehr sicher.“ Und der gebürtige Berliner Arye Shalicar arbeitet nun wieder als Reservist im israelischen Militär. Für sie alle ist das Leben seit dem 7. Oktober 2023 ein anderes. Sie werden bedroht und angefeindet, weil sie Juden sind. Nach dem brutalen Massaker der Terrorgruppe Hamas hat der Antisemitismus eine neue Qualität erreicht, auch in Deutschland: Brandanschläge auf Synagogen, Davidstern-Markierungen an Haustüren und „Verpisst-Euch-Rufe“ an deutschen Universitäten. „Kontraste“ hat über die letzten drei Monate vier deutsche Juden bei ihrem Kampf gegen den Hass begleitet. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht aufzuklären – an Unis, an Schulen, in den Medien oder wie der Pianist Igor Levit über die Musik. Er fragt sich: Wo bleibt beim Kampf gegen Antisemitismus die Mitte der Gesellschaft?

Do., 25. Jan · 00:45-01:15 · ZDF
Judenhass und das Feindbild Israel Islamischer Antisemitismus in Deutschland

Hass gegen Juden wird in Deutschland wieder offen gezeigt: bei Demonstrationen, vor Synagogen und im Netz. Die Zahl antisemitischer Straftaten erreicht aktuell einen neuen Höchststand. Die Dokumentation von Beate Frenkel und Michael Haselrieder zeigt, wie durch die Hetze im Netz der Hass auch auf die Straße getragen wird. Islamisten nutzen den Nahostkonflikt und heizen die Stimmung auf Instagram, Twitter oder Telegram an. 2021 wird ein Bombenanschlag auf die Synagoge in Hagen vereitelt – geplant von einem syrischen Flüchtling. Die Dokumentation begibt sich auf die Spuren des damals 16-Jährigen. Er hatte sich im Internet radikalisiert und folgte dort islamistischen Predigern. Die Autoren begleiten Noam Petri aus Frankfurt am Main. Der 18-Jährige spielt Fußball beim Sportverband Makkabi. Schon als Kind wurde er auf dem Platz beleidigt, weil er Jude ist. Seitdem er sich gegen Antisemitismus einsetzt, erhält er immer wieder Hassbotschaften und wird auf Twitter beschimpft. Das Klima in Deutschland habe sich in den vergangenen Jahren verändert, sagt Noam Petri. Für die Dokumentation waren die Autoren in Deutschland, in den USA und in Israel unterwegs. Sie zeigen, wie Judenhass auch weltweit wieder zunimmt.

Do., 25. Jan · 01:15-02:00 · ZDF
Hey, ich bin Jude! Jung. Jüdisch. Deutsch.

„Wir sind keine Aliens!“, sagen sie und wollen als ganz normale junge Menschen gesehen werden. In dieser Dokumentation erzählen junge Juden, was sie bewegt. Was bedeutet es, die einzige Jüdin oder der einzige Jude auf der ganzen Schule zu sein? Sich mit Klischees oder Stereotypen rumschlagen zu müssen? Ein Film über den Alltag zwischen Sportplatz und Synagoge, Thora und Instagram, Schabbat und Party. Auf deutschen Schulhöfen ist „Du Jude!“ ein gängiges Schimpfwort. Antisemitische Sprüche, geschmacklose Witze und nervige Vorurteile gehören für junge Jüdinnen und Juden in Deutschland zum Alltag. Für sie ist es eine traurige Selbstverständlichkeit, dass sie ihre Kippa oder ihre Davidstern-Kette nicht überall offen tragen können – aus Angst vor Pöbeleien und Übergriffen. Andererseits wollen sie raus aus der Opferrolle. Ilan (20) sagt: „Für viele sind wir eine Randgruppe, die einfach immer nur erniedrigt wird. Aber es ist falsch, dass wir nur darauf reduziert werden.“ Und Paula (12) ergänzt: „Ja, das wünsche ich mir, dass man nicht ständig komisch angeguckt wird.“ Der Film zeigt, dass es ein lebendiges, junges jüdisches Leben in Deutschland gibt. So verschieden die jüdischen Jugendlichen sind – religiös, atheistisch, musikalisch, sportlich oder technisch interessiert: Sie alle eint, dass sie nicht nur als „Museumsstück“ (Roman, 19) wahrgenommen werden wollen, sondern als aktive junge Menschen, die im Hier und Jetzt leben. Die Dokumentation verzichtet auf einen Kommentar und besteht ausschließlich aus einfühlsamen Gesprächen mit jüdischen Jugendlichen zwischen 12 und 25 Jahren, die der Filmemacher Jan Tenhaven in Berlin, Frankfurt am Main, Osnabrück, Essen, München und Weßling geführt hat. Ergänzt werden diese Gespräche von nüchternen Protokollen antisemitischer Vorfälle, vorgelesen von Iris Berben.

Do., 25. Jan · 23:55-01:10 · arte
Charlotte Salomon, das Leben und das Mädchen

Die junge Malerin und deutsche Jüdin Charlotte Salomon wird 1939 von ihren Eltern nach Südfrankreich geschickt, damit sie dort Zuflucht vor den Nationalsozialisten findet. Verzweifelt über die Ereignisse, die ihr Heimatland und ihr Familienleben erschüttern, stürzt sie sich in ein künstlerisches Abenteuer: Sie fertigt über 1.300 Zeichnungen und Bilder an, Hunderte mit Text und Noten gefüllte Seiten. Darin erzählt sie von ihrem Schicksal und dem ihrer Familie. Entstanden ist eine Art Graphic Novel, der sie den Titel „Leben? Oder Theater?“ gibt. Kaum hat sie ihr Werk vollendet, wird Charlotte Salomon denunziert und in das deutsche Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert, wo sie mit 26 Jahren stirbt. Sie ist im fünften Monat schwanger. Der Dokumentarfilm präsentiert Charlotte Salomons Projekt so, wie sie es konzipiert hatte: Er zeigt die Bilder mit der dazugehörigen Musik, Schauspielerinnen und Schauspieler verkörpern die Figuren des Singspiels, Archivmaterial stellt den Zusammenhang zu den historischen Fakten her. Das Stück spielt in der Zeit von 1913 bis 1940 in Deutschland, später Nizza. Angesiedelt zwischen Dokumentation und Fiktion, würdigt „Charlotte Salomon, das Leben und das Mädchen“ das vielseitige Talent der Künstlerin und ihr innovatives Werk, das eine unbändige Vitalität ausstrahlt und als einzigartiges Zeitzeugnis tief bewegt. Heute werden Charlotte Salomons Gouachen in Museen auf der ganzen Welt ausgestellt.

Fr., 26. Jan · 20:15-21:45 · 3sat
Die Kinder von Windermere

Packender Film nach einer wahren Geschichte von 300 Kindern, die den Holocaust überlebt haben und 1945 nach England gebracht werden. Dort wird ihnen Hoffnung auf ein neues Leben gegeben. Nach ihrer Befreiung aus den Konzentrationslagern werden die jüdischen Kinder an den Lake Windermere gebracht. Der deutsche Psychologe Oscar Friedmann betreut die Kinder dort einen Sommer lang, und sie lernen, mit ihren schlimmen Erfahrungen umzugehen. Der Film trifft einen durchweg positiven Ton und rückt eine kleine Gruppe 13- bis 17-Jähriger in den Mittelpunkt: Arek Hershlikovicz, Ben Helfgott, Ike Alterman, Sala Feiermann, Salek Falinower und Sam Laskier. In einer geschützten Umgebung wird den traumatisierten Kindern wieder ein normaler, angstfreier und lebensbejahender Alltag möglich gemacht. Sie lernen wieder, was es heißt, genug zu essen zu haben und allein in einem Zimmer zu schlafen. Außerdem lernen sie Englisch und bereiten sich mithilfe des einfühlsamen Trainers Jock Lawrence auf ein Fußballspiel mit den Einwohnern des Dorfs vor. Jedoch ist die Vergangenheit immer präsent, und einige erfahren erst in England, dass ihre Familie vollständig ausgelöscht wurde. In Windermere spüren sie wieder, was es heißt, zu leben, und ihnen wird klar, wie viel Glück sie hatten, die Schrecken des Lagers zu überstehen. Zentrale erwachsene Figur ist der Psychologe Oscar Friedmann, gespielt von Thomas Kretschmann, der eine Art Vaterfigur für viele der Jugendlichen wurde und dessen Ziel es war, den jungen Heranwachsenden beim Bewältigen ihrer Erfahrungen zu helfen.

Fr., 26. Jan · 20:15-21:45 · PHOENIX
Ich bin! Margot Friedländer

Das Dokudrama widmet sich der Lebensgeschichte der 101-jährigen Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer. Ihre persönlichen Schilderungen bilden den Leitfaden des Films. Leben in Berlin als „jüdische Illegale“ 1943 taucht die damals 21-Jährige vor der Gestapo unter, versteckt sich in Berlin und ist auf das Wohl und die Gnade ihrer Helfer angewiesen, die ihre Situation oft auch ausnutzen. Sie färbt sich die Haare, lässt sogar ihre Nase operieren, um unerkannt zu bleiben. 15 Monate lang gelingt es Margot Bendheim – so ihr Mädchenname – sich als „jüdische Illegale“ in Berlin vor der Gestapo zu verstecken. 1921 in Berlin geboren, hat Margot nach der Schule eine Schneiderlehre gemacht, später am Theater beim Jüdischen Kulturbund in Berlin als Statistin gearbeitet und Kostüme für die Bühne genäht. Sie liebt das Theater – die zunehmend lebensbedrohliche Situation für Jüdinnen und Juden in Deutschland durch das NS-Regime blendet sie weitgehend aus. Die Bemühungen ihrer Familie, der Verfolgung durch Migration ins Ausland zu entgehen, schlagen fehl. Nach der Trennung ihrer Eltern 1937, lebt Margot mit ihrer Mutter und ihrem jüngeren Bruder Ralph zusammen in einer sogenannten „Judenwohnung“. Ab 1941 muss Margot Zwangsarbeit leisten und ihre geliebte Arbeit beim Jüdischen Kulturbund aufgeben. Im Januar 1943 plant Margots Mutter die Flucht mit ihren Kindern zu Verwandten nach Oberschlesien. Doch kurz davor wird Ralph von der Gestapo verhaftet. Die Mutter entschließt sich, ihrem Sohn freiwillig zu folgen sie werden nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Margot bleibt allein zurück. Die Mutter hinterlässt ihr neben einer Bernsteinkette, einem Adressbuch und der Handtasche die wichtige Botschaft: „Versuche, dein Leben zu machen.“

Sa., 27. Jan · 00:00-01:35 · MDR
Jakob der Lügner

Der jüdische Friseur Jakob Heym (Vlastimil Brodsky) lebt 1944 in einem Ghetto irgendwo im besetzten Polen. Wegen angeblicher Überschreitung der Ausgangsperre soll er sich eines Tages beim Gestapo-Revier melden, kommt jedoch wider Erwarten mit dem Leben davon. Der Zufall will es, dass Jakob bei der Gestapo aus dem Radio eine Nachricht über den Anmarsch der Russen aufschnappt. Diese Meldung wirkt für Jakob wie ein Lebenselixier und sie soll auch seinen Freunden neuen Lebensmut geben. Damit diese ihm einerseits die Nachricht glauben und andererseits nicht für einen Gestapo-Spitzel halten, wenn er erzählt, dass er die Nachricht bei der SS aufgeschnappt hat, muss Jakob lügen. Er gibt vor, ein Radio zu besitzen. Doch damit beginnt Jakobs tragikomischer Leidensweg. Tagtäglich wollen alle Neues von ihm wissen: Über den Frontverlauf, die Weltpolitik und vieles mehr. Selbst die kleine Lina (Manuela Simon), die er versteckt hält, ist neugierig. Hoffnung breitet sich im Ghetto aus, die Selbstmorde hören auf, Zukunftspläne über ein Leben ohne den gelben Stern werden geschmiedet. Und Jakob lügt weiter, ist doch die Hoffnung in ihrer Situation noch wichtiger als das Stück Brot. Doch allmählich wird die Illusion zum Selbstbetrug. Jakob erträgt die sich selbst aufgebürdete Last nicht mehr und vertraut sich seinem Freund Kowalski (Erwin Geschonneck) an. Der Hoffnung beraubt, nimmt sich dieser das Leben. Als für alle der Deportationsbefehl kommt, entdeckt auch Lina die Wahrheit. Dennoch war für sie eine kurze Weile die graue Ghetto-Wirklichkeit bunt geworden.

Sa., 27. Jan · 00:00-00:30 · HR
SONNY – eine Geschichte über den Holocaust, Eintracht und Frankfurt

Helmut Sonneberg, von allen nur „Sonny“ genannt, ist 90 Jahre alt und ein echtes Original in der Fanszene von Eintracht Frankfurt. Schon zur Deutschen Meisterschaft 1959 in Berlin reiste er mit dem Käfer und einem Zylinder auf dem Kopf an – und ließ sich vor dem Endspiel noch einen Zahn entfernen. Mehrere Jahrzehnte schwieg „Sonny“ aber über ein tieftrauriges Kapitel: Er überlebte als Jude den Holocaust, wurde von seiner Familie getrennt, auf der Straße geschlagen und erniedrigt. Im Jahr 1945 deportierten die Nazis ihn und seine Mutter ins Lager Theresienstadt. In diesem Porträt spricht Sonny emotional über die schlimmsten Jahre seines Lebens, aber auch die Freuden mit der Eintracht und seine 17 verschiedenen Jobs – vom Taxifahrer und Mechaniker bis zum Kneipenbesitzer. Der Film begleitet ihn bei Treffen mit alten Arbeitskollegen, mit Eintrachts Präsident Peter Fischer oder mit der Legende Jan-Aage Fjörtoft – und natürlich ins Stadion zu seiner geliebten Eintracht.

Sa., 27. Jan · 00:10-01:50 · SWR
Kiss me kosher

Ein witziger, temporeicher Culture-Clash über Liebe, Vorurteile und verrückte Familien. Mit Wortwitz und Herz spielt Shirel Peleg in ihrem Debütfilm mit gängigen Klischees der Liebe, der Religion und des deutsch-israelischen Verhältnisses. Die quirlige jüdische Großmutter Berta und ihre nicht weniger leidenschaftliche Enkelin Shira streiten inniglich über die Liebe und darüber, was eine Frau darf und was nicht. Vor allem, als sich Bertas geliebte Enkeltochter ausgerechnet für Maria, eine Deutsche, entscheidet. Die beiden jungen Frauen machen richtig ernst – sie wollen heiraten. Das Chaos ist perfekt, als die Eltern von Maria aus Deutschland auf die Verwandtschaft in Jerusalem treffen. So unterschiedlich beide Familien sind, so einig sind sich alle in einem Punkt: Die Hochzeit muss geplant werden. Nur eine versucht mit allen Mitteln diesen Bund des Lebens zu verhindern – Berta. Für sie ist eine Ehe zwischen einer Israelin und einer Deutschen ein Ding der Unmöglichkeit. Obwohl auch sie mit dem Palästinenser Ibrahim ein recht unkonventionelles Liebesglück gefunden hat, das sie im Gegensatz zur lebensfrohen Enkeltochter vor der Familie verheimlicht. Aber wie lange kann das noch gutgehen?

Sa., 27. Jan · 01:35-02:00 · MDR
Der Koffermacher

Der alte Koffermacher Opa Alfred wird täglich vom kleinen jüdischen Nachbarjungen Samuel in seinem Koffermacherladen belagert. Der Junge hat nur einen Wunsch, er will Koffermacher werden. Alfred ist nicht begeistert. Doch als Samuels Familie deportiert wird, rettet er den Jungen – in einem großen Koffer. Emsland, 1939: Der alte Koffermacher Opa Alfred wird täglich in seinem Laden vom kleinen jüdischen Nachbarjungen Samuel besucht. Der Junge hat nur einen Wunsch, er will Koffermacher werden. Dies passt dem mürrischen Alten gar nicht. Und besonders nicht seinen Nazi-Kunden, die dies deutlich zu verstehen geben. Eines Tages wird die Familie von Samuel deportiert. Alfred muss sich entscheiden, auf welcher Seite er steht. Unter Lebensgefahr gelingt ihm die Rettung des kleinen Jungen – in einem seiner großen Koffer.

Sa., 27. Jan · 12:00-12:45 · NDR
Unsere Geschichte: Wo seid ihr? Die Blachs. Das Schicksal einer jüdischen Familie

Von heute auf morgen verändert ein Hauskauf das Leben von Friederike Fechner. Ein ruinöses barockes Giebelhaus in der Stralsunder Altstadt, das sie gemeinsam mit ihrem Mann vor dem endgültigen Verfall retten will. Sie bekommen für die gelungene Sanierung den Bauherrenpreis der Hansestadt. Als Friederike anlässlich der Preisverleihung einen Blick auf die Historie des Hauses werfen will, stößt sie auf das Schicksal einer jüdischen Familie im Nationalsozialismus. Auf das Schicksal der Familie Blach. Eine jahrelange Detektivarbeit beginnt, für die Friederike viel reisen wird. Nach New, York, nach Amsterdam, nach Ravensbrück. Im Stadtarchiv Stralsund beginnt ihre Spurensuche, hier stöbert sie gemeinsam mit dem Stadtarchivar in Ehe-, Geburten- und Adressbüchern. Dabei stößt sie auf den Eigentümer Julius Blach, Kaufmann und Lederwarenhändler, auf die Geburtsdaten der Kinder von Julius und seiner Ehefrau Selma, auf all die Verwandten. Eine Großfamilie, von der viele Mitglieder den Holocaust nicht überlebt haben. Unter ihnen die vier Töchter der beiden, Gerda, Paula, Margarete, Else. Aber ein Sohn hat es offenbar geschafft! Der Jüngste, Friedrich, verlässt Deutschland 1937 mit einem Dampfer, nachdem ihm die Nazis seinen Job als Direktor der Charlottenburger Wasserwerke in Berlin gekündigt haben.

Sa., 27. Jan · 20:15-21:45 · ARD-alpha
Nazijäger – Reise in die Finsternis

1945 und 1946 fahren die Männer der britischen „War Crimes Investigation Unit“ auf der Jagd nach NS-Verbrechern durch Norddeutschland. Einer von ihnen ist Captain Anton Walter Freud, der Enkel von Sigmund Freud, dem Begründer der Psychoanalyse. Freud floh 1938 mit seiner Familie vor den Nazis nach London, ist nun Geheimdienstoffizier und zurück, um Mörder aufzuspüren, die auf den Fahndungslisten der Alliierten stehen: Killer in Nadelstreifen, brutale SS-Schergen und erbarmungslose Ärzte, die medizinische Experimente selbst an Kindern durchführten. Anton Walter Freud ist stolz auf seine Herkunft, verehrt seinen weltberühmten Großvater. Der 24-Jährige verfügt über ein besonderes Talent: Er kann sein Gegenüber zum Reden bringen. Freud ist ein Freigeist, der sich nur ungern unterordnet. Er verabscheut Disziplin und ist für seine unkonventionellen Ideen bekannt. Sein Ziel ist nicht Rache, sondern Gerechtigkeit. Er will die Täter vor Gericht bringen. „Alles unscheinbare kleine Leute“, wird Freud später in einem seiner seltenen Interviews sagen, „denen man überall begegnen kann, ohne zu ahnen, was sie getan haben.“ Im Team lernt er Hanns Alexander kennen. Der Sohn eines Berliner Arztes ist ebenfalls vor den Nazis nach England geflohen und 1945 als britischer Offizier nach Deutschland zurückgekommen. Im Konzentrationslager Bergen-Belsen hat er das Grauen gesehen, das die Nazis dort anrichteten und ist schockiert über die Kaltblütigkeit der inhaftierten Aufseher und SS-Offiziere. Bergen-Belsen hat Alexander verändert. Er ist nicht länger der sorglose Mann von einst, sondern von einer kaum noch kontrollierbaren Wut erfasst. Das macht ihn zum „Brecher“, ein Ermittlertyp, der auch mit Drohungen operiert und manchmal Grenzen überschreitet – ganz anders als Anton Walter Freud. Der verhaftet im Oktober 1945 Bruno Emil Tesch, den Geschäftsführer der Hamburger Firma „Tesch & Stabenow“, die das Insektenvernichtungsmittel „Zyklon B“ hergestellt und in die Vernichtungslager geliefert hat, vor allem nach Auschwitz. Die Beweise sind erdrückend, Tesch wird 1946 vor ein britisches Gericht gestellt und zum Tode verurteilt. Überlebende Häftlinge aus dem Konzentrationslager Neuengamme haben den Ermittlern erzählt, dass kurz vor Kriegsende zwanzig Kinder nachts mit einem Lkw aus dem Lager gebracht worden sind. Unter ihnen ist der erst sieben Jahre alte Sergio de Simone aus Italien. Freud findet Dr. Adolf Trzebinski und verhört ihn. Vom Schicksal der Kinder wisse er nichts, behauptet der Arzt. Doch Freud kennt die Wahrheit. Trzebinski hat die Opfer von Menschenversuchen bestialisch ermorden lassen. Wann und wie, das will Freud herausfinden. Die Ermittlungen werden ihn ans Ende seiner Kräfte bringen. Das Grauen der Verbrechen, die er aufklären will, lässt ihn nicht mehr los. Hanns Alexander fahndet vor allem nach Rudolf Höß, dem ehemaligen Kommandanten von Auschwitz, der sich seit Kriegsende in Norddeutschland versteckt. Als dessen Frau schließlich den Aufenthaltsort preisgibt, wird Höß verhaftet. Im Verhör gibt er zu, für den Tod von Millionen Menschen verantwortlich zu sein. Wesentliche Grundlagen des Doku-Dramas „Nazijäger – Reise in die Finsternis“ sind die Protokolle der Verhöre, die Anton Walter Freud und Hanns Alexander 1945 und 1946 durchgeführt haben. Sie führen in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele. Die Szenen werden von Schauspielern wie Franz Hartwig und Robin Sondermann zum Leben erweckt. Freud ist den Tätern immer einen Schritt voraus. Er kennt ihre Verbrechen und hat genug Beweise, um sie zu überführen. In den dokumentarischen Teilen kommen die letzten Zeitzeugen zu Wort. Die Cousinen des kleinen Sergio, Andra und Tatjana Bucci wurden wie er 1944 aus Italien nach Auschwitz deportiert und haben überlebt. Die Kamera durfte sie an die Schauplätze der Verbrechen nach Auschwitz-Birkenau und Hamburg begleiten. Hinzu kommen historische Filmaufnahmen, Originaldokumente und Fotos.

Sa., 27. Jan · 20:15-22:00 · 3sat
Die Kinder der Villa Emma

Nach wahren Begebenheiten erzählt das bewegende Drama „Die Kinder der Villa Emma“ von einer gefährlichen Flucht, die sich während des Zweiten Weltkriegs zugetragen hat. Wien 1941: Die Nazis haben die Stadt besetzt, Juden sind nicht mehr sicher. Auf Veranlassung ihres besorgten Vaters findet sich die 14-jährige Betty in einer Gruppe jüdischer Kinder wieder, die von einer Hilfsorganisation nach Palästina geschleust werden soll. Betty verliert alles: ihr Zuhause, ihre Familie und ihre beste Freundin. Auf dem beschwerlichen Weg findet die Gruppe in einem Landhaus bei Zagreb kurzzeitig Unterschlupf. Als ihr Begleiter Georg erschossen wird, müssen die Kinder, nun angeführt vom jungen Josko und dessen Helferin Helga, ganz auf sich gestellt ihre Flucht fortsetzen. Schließlich erreichen sie das italienische Dorf Nonantola und beziehen dort eine leerstehende Villa. Für einen Moment können die Jungen und Mädchen wie andere Gleichaltrige sein: Freundschaften finden sich und romantische Gefühle kommen auf. Schon bald werden die Flüchtenden von der harten Realität des Kriegs eingeholt. Auf ihrer gefährlichen Reise ins Ungewisse müssen sie erneut weiterziehen. 1942/1943 war das italienische Dorf Nonantola tatsächlich Zufluchtsort von 73 jüdischen Kindern, die sich auf ihrem Weg ins „gelobte Land“ Palästina dem gnadenlosen Zugriff der Nationalsozialisten entziehen wollten. Regisseur Nikolaus Leytner schildert die gefährliche Reise als spannende Bewährungsprobe, dargestellt von einer talentierten jungen Besetzung. Angesicht des Schicksals von Kindern und Jugendlichen, die heute unbegleitet vor Kriegen auf der Flucht sind, entfaltet die historische Geschichte eine besondere Aktualität.

Sa., 27. Jan · 20:15-21:00 · PHOENIX
The American Führer

Die Geschichte des faschistischen Hochstaplers Fritz Julius Kuhn ist so unbekannt wie erschreckend: Kuhn ist ein deutscher Auswanderer, der sich in den 1930er-Jahren in den USA als Hitlers Stellvertreter ausgibt. Er steht an der Spitze des Amerikadeutschen Bundes, einer faschistischen Vereinigung von deutschstämmigen Amerikanern. Die Anhänger dieses Vereines marschieren mit Hakenkreuzfahnen und in Nazi-Uniform im Stechschritt durch New York City, Chicago oder Los Angeles. Sie versammeln sich zu Tausenden in Stadien und singen das Horst-Wessel-Lied. Das FBI unterschätzt Kuhn und seine Bewegung. Hitler will ihn stoppen, schafft es aber nicht. Erst ein deutschstämmiger Journalist bringt Kuhn zu Fall. Sein Name: John C. Metcalfe. Unter seinem deutschen Namen Oberwinder schleicht er sich in den Amerikadeutschen Bund und recherchiert undercover. Als rechte Hand von Kuhn erlebt er, was dieser wirklich im Schilde führt: Ein faschistisches, antisemitisches Amerika nach deutschem Vorbild. Im September 1937 lässt Metcalfe die Bombe platzen und veröffentlicht in der Chicago Daily Times seine Erlebnisse aus dem Innern des Amerikadeutschen Bundes. Die Artikelserie macht den Amerikanern klar: It can happen here! Die USA sind vom Faschismus bedroht! Nun nimmt auch das FBI den Kampf gegen Fritz Kuhn auf. Es wird ein Katz-und-Maus-Spiel, denn Kuhn ist mit allen Wassern gewaschen. Am Ende stürzt er über einen Steuerbetrug. Kuhn wird 1939 zu einer Haftstrafe verurteilt. Damit ist auch das Schicksal des Amerikadeutschen Bundes besiegelt, ohne Führer löst er sich auf. Kuhn muss nach der Haft seine US-Staatsbürgerschaft abgeben. Während des 2. Weltkrieges lebt er in einem US-Internierungslager. Nach Kriegsende wird er im September 1945 nach Deutschland deportiert. Dort muss er sich vor einer Spruchkammer verantworten. Diese verurteilt ihn zu zwei Jahren Haft. Bei der Urteilsverkündung erklärt er grinsend, er werde nie wieder eine Organisation gründen. Im Dezember 1951 stirbt er verarmt und einsam in München. Erst Monate später meldet die New York Times seinen Tod in einer Randnotiz.

Sa., 27. Jan · 21:45-23:15 · PHOENIX
Shattered

Britta und Marianne wuchsen in Aachen auf, der Heimatstadt des Dokumentarfilmers Walter Wehmeyer. Als Filmemacher interessierte ihn ihr Schicksal, denn die beiden jüdischen Kinder mussten 1937 im Alter von neun und zwölf Jahren mit ihren Eltern vor den Nazis fliehen und nach Amerika auswandern. Ihr Vater Curt hatte in Aachen Wehmeyers Großvater kennengelernt und ihm sein Bekleidungsgeschäft „Appelrath-Cüpper“ kurz vor der Flucht übertragen. Hat die geflohene Familie jemals eine Entschädigung erhalten? Konnten die beiden Geschäftsleute die alles kontrollierenden Nazibehörden, die „Arisierung“ und „Reichsfluchtsteuer“ umgehen? Walter Wehmeyer recherchiert gemeinsam mit Britta und Marianne in Briefen, Fotoalben und Archiven, besucht zusammen mit den damals 88 beziehungsweise 90 Jahre alten Damen das bis heute bestehende Geschäft und begibt sich auf die Spur der jüdischen Miteigentümer, denen die Flucht vor den Nationalsozialisten nicht mehr gelungen war. Die Geschwister sind zwei von Hunderttausenden aus Deutschland und Österreich geflohenen Juden, die ihre Heimat und viele Angehörige für immer verloren haben.

So., 28. Jan · 03:00-03:45 · PHOENIX
Noah Klieger

Drei Monate vor seinem Tod hat Noah Klieger phoenix-Autor Martin Priess ein ausführliches Interview gegeben. Er hat darin erneut die Mission seines Lebens erfüllt und von der Shoah erzählt. Und doch geht dieses Interview weiter. Denn Klieger schildert nicht nur seinen persönlichen Lebensweg von der Normalität eines jüdischen Kindes im Frankreich der 1920er Jahre, über den Kulturbruch bis zum Menschheitsverbrechen der Nazis sondern er ist auch Jahrhundertzeuge für die Staatsgründung Israels, an welcher er in gewisser Weise beteiligt war. Noah Klieger benennt und schildert historische Ereignisse als Augenzeuge. Diese bilden auch die Plots eines Jahrhundertlebens und die Vorlage für die zweite Ebene dieser Oral-History. Die beiden renommierten Illustratoren und Graphic-Novellists Reinhard Kleist und Matthias Lehmann haben viele Szenen der mündlichen Erzählung Noah Kliegers zeichnerisch, respektvoll und mit Zustimmung des Zeitzeugen umgesetzt und szenisch animiert. Reinhard Kleist knüpft dabei an ein früheres künstlerisches Werk von sich an, in dem er bereits schon einmal große Empathie für das Thema bewies. Seine Graphic-Novel Der Boxer portraitierte ein Leben, das eine wesentliche Parallele zum Leben Noah Kliegers aufweist, dann aber doch völlig anders verlief. So ist eine Oral-Graphic-Biography des Jahrhundertzeugen Noah Klieger entstanden. Auf einen einordnenden Off-Text wird ganz bewusst vollständig verzichtet aus Respekt vor Noah Klieger, der Zeugnis ablegen wollte und der als Zeitzeuge erzählte, nicht erklärte.

So., 28. Jan · 20:15-21:00 · ARD-alpha
Hitlers Zentrale des Terrors – Die Nazis und der Massenmord

Es war eine der schlimmsten Adressen Berlins: Ab 1933 entsteht in unmittelbarer Nähe des Potsdamer Platz die Zentrale des nationalsozialistischen Terrors mit dem Geheimen Staatspolizeiamt, der Reichsführung-SS und dem Reichssicherheitshauptamt. Diejenigen, die hier arbeiten, sind verantwortlich für Verhaftungen Andersdenkender, Judendeportationen und den Massenmord in ganz Europa. Hier residiert SS-Chef Heinrich Himmler und sein wichtigster Helfer, Reinhard Heydrich. Hier agieren keine Schreibtisch-, sondern Überzeugungstäter. Junge, akademisch gebildete Männer – der „think tank“ der Nazis. Sie bekämpfen jede Opposition gegen den Nationalsozialismus, konzipieren und praktizieren den Massenmord. Nach dem Krieg zeigt sich an diesem Ort das Ausmaß der Verdrängung. Die Ruinen werden gesprengt – alle Spuren an den „Ort der Täter“ beseitigt. Das Areal im Schatten der Mauer wird zu innerstädtischem Brachland. Lange Jahre erinnert nichts mehr daran, dass hier die „Terror-Elite“ der Nazis agierte. Erst Ende der 1980er-Jahre entsteht an diesem Ort die „Topographie des Terrors“. Über zwei Millionen Besucher jährlich informieren sich heute in dem Dokumentationszentrum über die Täter und ihre Taten, über die Opfer und ihre Schicksale. Die Dokumentation erzählt von den Tätern und ihren Opfern, vom Terror als System. Tagebuchaufzeichnungen, Briefe und Protokolle belegen, welche Schrecken dieser Komplex in der Außenwelt und bei den direkten Opfern auslöste.

So., 28. Jan · 21:00-21:45 · ARD-alpha
Der Fall Schuster – Eine Familie im Fadenkreuz der Gestapo

In den Gewölben der Würzburger Residenz stößt der BR auf die Akten, welche die Geheime Staatspolizei der Nationalsozialisten über die Familie von Dr. Josef Schuster anlegte. Gemeinsam sichten der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und Andreas Bönte erstmals die Akten und begeben sich auf Spurensuche nach der Familiengeschichte in der NS-Zeit. Fast überall in Deutschland vernichtet, blieben die Akten der Geheimen Staatspolizei für den Regierungsbezirk Unterfranken wie durch ein Wunder erhalten. Die Akten der Familie Schuster zeigen anschaulich die Arbeitsweise der lokalen Gestapo-Dienststelle. In den akribisch geführten Schriftstücken wird der perfide Vorsatz deutlich, ganz Unterfranken „judenrein“ zu machen: Mit Verleumdungen, Gewalt, Erpressung und der gefürchteten Schutzhaft versuchte man die Familie gefügig zu machen. Die Schusters wehrten sich gegen die mächtige Gestapo, ein Widerstand, der David und Julius Schuster bis in das KZ Buchenwald brachte. Ausgehend von Bad Brückenau, der ehemaligen Heimat der Familie Schuster, besuchen Dr. Josef Schuster und Andreas Bönte die wichtigsten Stationen der Familiengeschichte in der NS-Zeit. Dabei spüren sie auch der einst reichen jüdisch-fränkischen Kultur nach, die durch die fanatische Rassenideologie der Nationalsozialisten vernichtet wurde. „Der Fall Schuster: Eine Familie im Fadenkreuz der Gestapo“ erzählt, wie es der Familie Schuster gelang, den Fängen der Geheimen Staatspolizei zu entkommen. Auch das Wirken der Familie in der Nachkriegszeit wird gewürdigt. Besonders David Schuster, der Vater des heutigen Zentralratspräsidenten, trug maßgeblich dazu bei, dass sich wieder jüdisches Leben in Unterfranken etablierte.

So., 28. Jan · 21:45-23:10 · 3sat
Das Unwort

Nachdem ein jüdischer Junge monatelang von Mitschülern drangsaliert wurde, entbrennt eine Auseinandersetzung zwischen den überforderten Eltern, der Klassenlehrerin und der Schulleitung. Krisengespräch am Berliner Westend-Gymnasium: Max, 15 Jahre, hat seinem Mitschüler Karim das Ohrläppchen abgebissen und einem anderen, Reza, die Nase gebrochen. Nun droht Max der Schulverweis. Wie sich bald herausstellt, hat der Vorfall eine Vorgeschichte: Als die Klassenlehrerin Annika Ritter einige Zeit zuvor Das Tagebuch der Anne Frank im Unterricht behandeln möchte, erzählt Max von seiner jüdischen Herkunft und wird damit zur Zielscheibe eines monatelangen Mobbings durch seine Mitschüler. Sogar Max‘ Freund Reza schlägt sich irgendwann auf die Seite von Karim, der die treibende Kraft hinter den verbalen und physischen Attacken gegen Max ist. Während die Klassenlehrerin mit der Situation überfordert ist, versucht die Schulleitung aus Angst um den Ruf der Schule, das Problem herunterzuspielen. „Zu ihrem eigenen Schutz“ sollen Max und andere jüdische Kinder ab sofort während der großen Pause im Klassenzimmer bleiben. Die Eskalation ist programmiert, auf der Schulkonferenz kommt es vollends zum Eklat. Was ist der richtige Umgang mit der Situation? Ist die Sache aus der Welt, wenn statt Max nun Karim und Reza von der Schule fliegen? Max‘ Vater Simon möchte um keinen Preis, dass sein Sohn zum Opfer gemacht wird, Rezas Mutter Majan Marschner Merizade sieht sich einer antimuslimischen Vorverurteilung ausgesetzt, der Schuldirektor Ralf Stege hat Angst um seine politische Karriere, und die eigens angereiste Vertreterin der Schulaufsichtsbehörde, Frau Dr. Gisela Nüssen-Winkelmann, will einen Medienskandal vermeiden. So gerät der Versuch der Erwachsenen, den Konflikt der Jugendlichen zu lösen, unversehens zu einem „Kampf der Kulturen“, einen Kampf zwischen Eltern und Schulvertretern, zwischen Moslems, Juden und „deutscher Leitkultur“, zwischen Bürokratie und Menschlichkeit. Ein folgenschwerer Abend, an dem sich jenseits aller politischen Korrektheit die Vorurteile und Ressentiments der Erwachsenen Bahn brechen.

So., 28. Jan · 23:35-01:18 · Das Erste (ARD)
Die Frau in Gold

Erinnerungen sind unbezahlbar: Der Film des britischen Regisseurs Simon Curtis basiert auf wahren Ereignissen, die zu einem David-gegen-Goliath-Duell verdichtet werden. Ein Kampf für persönliche Gerechtigkeit, ein Plädoyer gegen das Vergessen und ein historischer Skandal: „Die Frau in Gold“, benannt nach dem weltberühmten Jugendstilgemälde von Gustav Klimt, beschreibt die emotionale Achterbahnfahrt eines mehrere Jahre dauernden Rechtstreits, der bis zum Obersten Gerichtshof der USA führte. Dabei brilliert Oscar-Preisträgerin Helen Mirren als elegante alte Dame mit unbeugsamem Willen. Ihre männlichen Kollegen Ryan Reynolds und Daniel Brühl geben ihr die nötige Rückendeckung. Maria Altmann (Helen Mirren) führt ein zufriedenes Leben in Los Angeles. Doch die Erinnerungen an die Vergangenheit haben sie nie losgelassen: Als Tochter der jüdischen Unternehmerfamilie Bloch-Bauer war sie vor dem Zweiten Weltkrieg in Wien zu Hause, bevor sie vor den Nationalsozialisten in die USA fliehen musste. Viele Jahrzehnte später erfährt die alte Dame, dass sie die rechtmäßige Erbin mehrerer Werke des österreichischen Malers Gustav Klimt ist. Darunter befindet sich Klimts Porträt ihrer geliebten Tante Adele Bloch-Bauer, das zu den bedeutendsten Werken der Wiener Secession zählt. Die Kunstwerke, damals von den Nazis geraubt, sind mittlerweile im Besitz der Republik Österreich. Die „Goldene Adele“ wird dort als österreichische Mona Lisa verehrt – Marias Ansinnen nach Rückgabe des millionenschweren Kunstschatzes stößt dementsprechend auf wenig Begeisterung. Deshalb schätzt sie ihre Forderung zunächst als hoffnungsloses Unterfangen ein. Zögern lässt sie auch ihr Schwur, niemals wieder nach Österreich zurückzukehren. So ist die tatkräftige Unterstützung des unerfahrenen Anwalts Randy Schoenberg (Ryan Reynolds), eines Enkels Arnold Schönbergs, und des Wieners Journalisten Hubertus Czernin (Daniel Brühl) nötig, damit die Erbin nach Wien fliegt und sich mit Entschlossenheit der Herausforderung stellt, einen juristischen Machtkampf um das wertvolle Familienerbe auszutragen. Diese Reise wird Marias Leben abermals verändern.

So., 28. Jan · 23:45-00:35 · ARD-alpha
Landschaften der Erinnerung – Das Weiterleben der Ruth Klüger

Der Film porträtiert die in Wien geborene jüdisch-amerikanische Literaturwissenschaftlerin Ruth Klüger (1931-2020) und blickt auf ihr Leben zurück: die Kindheit im Wien der 1930er-Jahre, die Verschleppung ins KZ Theresienstadt und die Flucht mit ihrer Mutter während des Todesmarsches nach Bergen-Belsen. Die Kamera begleitet über drei Jahre die in Irvine/US-Bundesstaat Kalifornien lehrende Germanistin, die durch ihre 1992 veröffentlichten Memoiren „Weiterleben. Eine Jugend“ Weltruhm erlangte.

Mo., 29. Jan · 01:15-02:15 · HR
Jetzt – nach so viel Jahren

Bis 1923 war das idyllische Rhina in Oberhessen ein Ort, in dem mehr als die Hälfte der Dorfbewohner jüdisch waren. Lange Zeit wurde es „Klein-Jerusalem“ genannt. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, wurde diese alte jüdische Gemeinde zugrunde gerichtet, und die meisten Juden wurden in Konzentrationslager deportiert. In Rhina blieb von ihnen nicht mehr als ein verwüsteter Friedhof zurück. 1981 drehte ein Filmteam des Hessischen Rundfunks eine eindrucksvolle Dokumentation über das einst so jüdische Dorf in Hessen. Befragt nach den früheren Nachbarn erzählten die Rhinaer vom friedlichen Miteinander damals.Der Hessische Rundfunk zeigt diese Dokumentation, die unter anderem mit dem Grimme Preis in Gold ausgezeichnet wurde, in technisch restaurierter Fassung.

Di., 30. Jan · 00:20-01:50 · ZDF
Displaced – verschoben, verdrängt, vertrieben

Mit den Augen der dritten Generation nach der Shoah blickt die Filmemacherin Sharon Ryba-Kahn auf sich selbst, auf ihre Familie und auf ihr deutsches Umfeld. Der Blick in ihre Familiengeschichte führt Sharon dazu, sich mit ihrem eigenen Leben auseinanderzusetzen und die Frage nach dem Umgang mit der Vergangenheit an ihr nichtjüdisches Umfeld zu stellen. Die Suche zeigt langsam die Kluft zwischen beiden Welten. Sharon Ryba-Kahn artikuliert in diesem Film das, was sie lange nur gedacht und gefühlt hat. Gleichzeitig bezieht sie ihre deutschen nichtjüdischen Freunde in die Gespräche mit ein und stellt fest, dass der Wunsch danach, die Vergangenheit ruhen zu lassen, vor allem das Privileg der Tätergesellschaft ist.

Di., 30. Jan · 01:50-03:20 · arte
Göring, Brueghel und die Shoah – Die Blutspur der NS-Raubkunst

Ein Dokument, das lange im Archiv des französischen Außenministeriums lagerte, kam im Jahr 2015 an die Öffentlichkeit: Der sogenannte Göring-Katalog enthält das komplette Verzeichnis der Gemälde, die Hermann Göring in seiner Villa Carinhall in der Nähe von Berlin aufbewahrte. Der Katalog gibt Einblicke in die Sammlung, die fast noch größer war als die von Adolf Hitler, bestimmt für das sogenannte Führermuseum in Linz. Er enthält die Namen der Nazi-Größen, die an dem groß angelegten Kunstraub beteiligt waren. Hermann Göring sammelte mit Besessenheit Kunst. Er gefiel sich in der Rolle des Renaissancefürsten, der Kunstmäzen und Kriegsherr gleichzeitig ist. Im Zuge seiner Raubzüge durch das besetzte und unterdrückte Europa ließ er unzählige wertvolle Werke zusammentragen, darunter Bilder bedeutender flämischer Maler des 17. Jahrhunderts, deutscher Künstler des 16. Jahrhunderts sowie klassische französische und italienische Kunst. Bei Kriegsende ließ Göring sein Anwesen Carinhall sprengen. Amerikanische Truppen fanden aber einen Teil dieser Kunstschätze wieder, zum Teil in einem Güterzug in Berchtesgaden. Die französische Regierung bemühte sich daraufhin, die in Frankreich geraubten Werke zurückzuholen. Rose Valland, Konservatorin im Musée du Jeu de Paume, setzte sich neben den Monument Men unermüdlich für diese Recherchearbeiten ein. Der Dokumentarfilm erzählt anhand des Inventars der geraubten Kunstwerke die Geschichte des Aufbaus der Sammlung sowie die nach dem Krieg eingeleitete Suche nach den Eigentümern. Bis heute wurden noch nicht alle Eigentümer gefunden. Die Nachkommen der betroffenen jüdischen Familien kämpften – bisweilen vergeblich – um Entschädigung.

Di., 30. Jan · 20:15-21:50 · arte
USA gegen Hitler – Wie ein Spion den Nazis den Krieg erklärte

Im Jahr 1939 herrschte in Europa Krieg. Ein britisch-kanadischer Geschäftsmann namens William Stephenson veränderte den Lauf der Welt und wurde zu einem der größten Spione des 20. Jahrhunderts. Während der Zweite Weltkrieg tobte, führte Stephenson eine streng geheime Operation von größter Bedeutung durch. Als British Passport Control Officer operierte er verdeckt in New York City. Sein Auftrag war es, der Nazipropaganda in den USA entgegenzuwirken und Amerika an der Seite Großbritanniens in den Krieg zu treiben. Als Stephenson die Erstellung einer gefälschten Landkarte veranlasste, die angeblich die Absichten der Nazis in Südamerika enthüllte, wendete sich die öffentliche Meinung in den USA. Die Fake News ebneten US-Präsident Franklin Roosevelt und den Alliierten den Weg zum Sieg über Nazideutschland. Stephensons geheime britische Organisation wurde später zum Vorbild für die USA und beeinflusste die Gründung der Central Intelligence Agency (CIA). Nach Ende des Krieges vernichtete Stephenson viele Beweise seiner geheimen Operationen. Erst kürzlich freigegebene Archive der britischen Regierung zeigen, dass Politiker bis in die höchsten Ebenen beteiligt waren. Der geheime Bund zwischen Großbritannien und den USA liefert ein historisches Drehbuch für eine Kriegsführung, die in Zeiten von Informationskriegen nach wie vor aktuell ist. Erfolgreich infiltrierte er die Nachrichtenagentur Overseas News Agency (ONA) und den Radiosender WRUL. Sie waren das Sprachrohr seiner Nachrichten – einige wahr, andere erfunden und dadurch kaum voneinander trennbar. Die Geschichten wurden von den amerikanischen Massenmedien reproduziert und gedruckt.

Di., 30. Jan · 23:15-00:05 · 3sat
Die drei Gerechten

Der Film erzählt davon, wie drei Wiener – Oswald Bouska, Julius Madritsch und Raimund Titsch –, die anfangs den Nationalsozialismus mitgetragen haben, zu entschlossenen Nazigegnern werden. Nicht nur der Österreicher Oskar Schindler rettet Jüdinnen und Juden während der NS-Zeit in Polen: Auch der Wiener Julius Madritsch bewahrt in Krakau Hunderte jüdische Zwangsarbeiter vor dem Tod. In seiner kriegswichtigen Uniformschneiderei verschafft er sogar ungelernten Personen einen Job und hilft anderen bei der Flucht aus dem Krakauer Getto. Das gelingt Madritsch aber nur, weil zwei andere Wiener ebenfalls Kopf und Kragen riskieren: sein Stellvertreter Raimund Titsch und der SS-Wachmann Oswald Bouska, der sich in Krakau, angewidert von der tödlichen Praxis des NS-Rassenwahns, zu einem radikalen Gegner der Nazis wandelt. Im März 1943 erfährt Bouska von dem Plan des sadistischen SS-Kommandeur Amon Göth, bei der Räumung des Gettos von Krakau alle noch nicht arbeitsfähigen Zwangsarbeiterkinder ermorden zu lassen. Somit schweben auch die Kinder der Madritsch-Beschäftigten in Lebensgefahr. Bouska schmuggelt daher in einer Nacht-und-Nebel-Aktion zahlreiche Familien mit Kleinkindern aus dem Getto in die nahe gelegene Madritsch-Fabrik. Da Bouska auch Kontakt zu polnischen Familien hat, gelingt es ihm, einige von ihnen zu überreden, vom Tod bedrohte Kinder aufzunehmen. Familien oder jene Kinder, die nicht bei Pflegeeltern unterkommen können, werden ins polnisch-slowakische Grenzgebiet gebracht, damit sie sich von dort nach Ungarn durchschlagen können. Die mutigen drei Gerechten Oswald Bouska, Julius Madritsch und sein Wiener Geschäftsführer Raimund Titsch begeben sich selbst in Lebensgefahr, doch Rettung ist dennoch nicht für alle möglich. So landen viele „Madritsch-Juden“ nach der Getto-Räumung in Plaszow, einem Konzentrationslager für Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Krakau. Im KZ Plaszow setzt ein neuerliches Tauziehen um Menschenleben ein. Madritsch möchte am Gelände des Konzentrationslagers eine Firma errichten und seine Arbeiterschaft dort solange beschäftigen, bis die sowjetische Armee eintrifft und das Lager befreit. Die SS hingegen will seine Arbeiter deportieren, sobald Madritsch weniger Aufträge erhält. Ein zermürbender Nervenkrieg beginnt, von dem Julius Madritsch und Raimund Titsch ebenso wie von den traumatisierenden Ereignissen in Polen ihr ganzes Leben lang gezeichnet bleiben sollten. Oswald Bouska erlebt die Befreiung durch die Rote Armee nicht mehr. Er fliegt auf und wird 1944 im KZ Groß-Rosen erschossen. Nach Kriegsende dauert es lange, bis der Einsatz der österreichischen Menschenretter gewürdigt wird. 1964, zu einer Zeit, als in Österreich die Mitverantwortung an den Naziverbrechen noch weitgehend verdrängt wird, werden die drei in Israel (Bouska posthum) zu „Gerechten unter den Völkern“ ernannt. In Österreich bleibt das weitgehend unbemerkt. Obwohl der mutige Einsatz der drei Männer dem von Oskar Schindler in nichts nachsteht, sind Madritsch, Titsch und Bouska weitgehend vergessen. Keine Straße, kein Platz und keine Wohnsiedlung hat man bisher nach ihnen benannt.