Die neuen Fernsehtipps

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Von 1. bis 15. Juni 2023

Do., 1. Jun · 20:15-21:05 · arte
Die Rote Fini – Die verschwundenen Millionen der DDR

Die „rote Fini“, so wird die „Gucci-Kommunistin“ Rudolfine Steindling liebevoll von den Wienern genannt. Ist sie eine erfolgreiche Geschäftsfrau oder die größte Wirtschaftskriminelle des vergangenen Jahrhunderts? Mit Charme und Resolutheit, als einzige Frau in einer reinen Männerwelt und mit allen Mitteln, die ihr im Kalten Krieg zur Verfügung stehen, bringt sie den Handel mit der DDR in Schwung. Als Ehefrau eines jüdischen Bankdirektors und Mitglied der KPÖ verwaltet sie zunächst deren Firmen. In der Nachkriegszeit gab es in Österreich auch attraktive Entwicklungsmöglichkeiten für „Kommerzgenossen“. Fini vergrößert das Firmenimperium der KPÖ, ist bald für alle Geschäfte mit der DDR unentbehrlich und verdient so Millionen. Den Auftrag, ein schlüsselfertiges Stahlwerk für die DDR zu bauen, holt sie nach Österreich und kann auch dabei helfen, wenn ein Embargo umgangen werden muss. Ist sie auch daran beteiligt, eine gesamte Festplattenfabrik in die DDR zu schmuggeln? Dass ihre Methoden nicht immer legal sind, sieht man ihr nach, denn Fini unterstützt großzügig Kultur und Sozialprojekte. Der Mauerfall und die rasante Wiedervereinigung setzen dem Ost-West-Handel nach Finis Methode schnell ein Ende. Niemand braucht mehr Vermittler, wenn es bald keine DDR mehr geben wird. Doch noch liegen 500 Millionen DM auf Finis Konten – eine enorme Summe. Für die Treuhand handelt es sich um Geld der SED, das dem wiedervereinigten Deutschland zusteht, doch das will Fini nicht akzeptieren. Ob sie damit Erfolg hat oder ob die Deutschen am Ende doch noch zu ihrem Geld kommen – davon erzählt dieser Film.

Do., 1. Jun · 22:10-22:55 · MDR
artour spezial: Kinder in Zeiten des Krieges

Monate nach Kriegsbeginn in der Ukraine sind zwei Drittel aller Kinder des Landes auf der Flucht. Viele von ihnen haben Schreckliches erlebt: Tod und Trennung von Angehörigen, Zerstörung ihrer Häuser, chaotische Verhältnisse, Unsicherheit, Angst, Ohnmacht, Flucht in ein fremdes Land. Der Film ist zuerst ihnen gewidmet, die Kinder von Odessa, Charkiv, Bucha, Lviv. Sie erzählen uns, was sie erlebt haben, wen sie vermissen und wie es ihnen jetzt geht. Wir treffen sie in Kindergärten, in Zeltdörfern in der Zentralukraine, wo sie jetzt leben, und in Waisenhäusern. Hunderttausende von ihnen sind nach Deutschland geflohen, um hier ein neues Leben zu beginnen. Viele von ihnen sind traumatisiert. Die Dokumentation begleitet sie und ihre Angehörigen. Zu Wort kommen auch Psychologinnen, Flüchtlingshelferinnen, Erzieherinnen, Kinderbuchautoren, Ärzte. In der Ukraine, in Deutschland und auch in Israel, einem Land, das über viele Jahrzehnte Erfahrungen sammelte, wie von Raketenangriffen und Terroranschlägen traumatisierte Kinder lernen können, wieder Selbstvertrauen und Mut zum Weiterleben zu finden.

Fr., 2. Jun · 00:30-01:15 · HR
Tödlicher Hass – Der Mordfall Walter Lübcke

Der Schuss fiel aus nächster Nähe. Auf der Terrasse seines Wohnhauses wird der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke in der Nacht zum 2. Juni 2019 getötet. Vor Gericht wird demnächst die Tat verhandelt, aber es geht um mehr. Die Recherchen zu diesem Film zeigen, der Hauptverdächtige Stephan E. und sein mutmaßlicher Komplize Markus H. waren fest mit der rechtsextremen Szene verbunden. Die Dokumentation „ Tödlicher Hass – Der Mordfall Walter Lübcke“ leuchtet die Vorgeschichte der Tat und die Reaktionen darauf aus. Sie gibt Einblick in die Biografie des Hauptverdächtigen, stellt drängende Fragen: Warum war der mutmaßliche Täter vom Radar der Verfassungsschützer verschwunden, während er offensichtlich Teil der extrem radikalen Kasseler Neonaziszene war? Wie sehr steht der Mord am Politiker Walter Lübcke für eine Stimmung in der Gesellschaft, in der Hemmschwellen sinken und zunehmend rote Linien überschritten werden? Der Film spürt der Frage nach, wie der mutmaßliche Lübcke-Mörder, aber auch die Täter von Halle und Hanau sich ermutigt fühlen konnten von rechten Netzwerkern, die ihre Verschwörungstheorien von der Bedrohung der „weißen Rasse“ verbreiten und vor „Umvolkung“ warnen. Das Netz dient ihnen als Resonanzraum für Hass und Hetze. Den Kasseler Regierungspräsidenten Lübcke brandmarkten Neonazis und Rechtspopulisten dort als „Volksverräter“. „Die Bedrohung von rechts ist nicht neu, sie hat sich allerdings verändert“, so beschreibt BKA-Präsident Münch die Sicht der Ermittler auf die Eskalation rechter, rassistischer Gewalttaten. Die rechte Szene finde heute Akzeptanz und Anknüpfungspunkte bis in die Mitte der Gesellschaft. Der Mord am Regierungspräsidenten Walter Lübcke wird vor Gericht verhandelt. Die ARD-Dokumentation richtet den Blick auch auf die Mitverantwortung jener, die nie vor Gericht stehen werden.

Sa., 3. Jun · 18:45-18:50 · MDR
Glaubwürdig: Ulf Nguyen

Ulf Nguyen ist Konvertit. In diesem Frühjahr prüft ein Rabbbinatsgericht, ob er – der evangelisch Getaufte – zum Judentum übertreten darf. Täglich lernt er für diese Aufnahmeprüfung. Seine Lehrer sind Rabbiner. Zu konvertieren ist nicht einfach, das Judentum legt viele Pflichten auf. Nicht nur die der Beschneidung. Der Neuling muss Hebräisch lernen, die Essensgewohnheiten ändern, streng nach Traditionen leben. Das verlangt Durchhaltevermögen. Der 50-jährige, der im sächsischen Pirna wohnt, will ein neues Leben. Bis 2013 leitete er hier einen kleinen Holzbaubetrieb. Dann kam das Elbe-Hochwasser und mit ihm Nguyens Insolvenz. Eine Scheidung folgte, er geriet in eine Lebenskrise. Kurz darauf besuchte er das erste Mal eine Synagoge. Ein jüdischer Freund hatte ihn dazu inspiriert. Ulf Nguyen erinnert sich: Der Gottesdienst, die intellektuellen Gespräche, der gute Kontakt zum Rabbi, das hat mir gefallen und so bin ich da reingewachsen. Vielleicht ist das auch meine provokante Seite, gerade jetzt – in dieser komisch unsicheren Zeit – Jude werden zu wollen. Antisemitismus ist ein Thema. Ulf Nguyen setzt auf Toleranz und Vielfalt. Seine fünf Kinder und auch die Exfrau stehen zu ihm und unterstützen seinen Weg.

Sa., 3. Jun · 20:15-21:45 · ARD-alpha
Frühjahr ’48 – Die Spaltung Europas

Drei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs steht Europa an einer historischen Schwelle: Wird der Kontinent endlich dauerhaft Frieden finden? Aber aus Alliierten werden nach 1945 wieder Feinde. Ein Eiserner Vorhang trennt Ost und West, Kommunismus und Kapitalismus. Das Frühjahr ’48 bringt entscheidende Wendepunkte: einen kommunistischen Putsch in Prag, in Jugoslawien den Bruch zwischen Tito und Stalin und eine Krise in Berlin, die zur Machtprobe wird. Die Doku ist eine filmische Zeitreise mit beeindruckenden Interviews, seltenem Archivmaterial und literarischen Zitaten.

Sa., 3. Jun · 20:15-21:45 · arte
Die Bundeslade: Dem Mythos auf der Spur

Der Thora zufolge enthält die Bundeslade die beiden Steintafeln mit den zehn Geboten, die Mose von Gott erhalten hatte. Die vergoldete hölzerne Truhe ist das Symbol des Bundes – hebräisch B’rith –zwischen Gott und dem Volk Israel, das sie auf seinem Zug ins Gelobte Land stets mitführte. Im 10. Jahrhundert vor Christus beschloss König David, sie in einem Tempel seiner Hauptstadt Jerusalem, der Wiege der monotheistischen Religionen, aufzubewahren. Vier Jahrhunderte später belagerten die Babylonier die Stadt und zerstörten den Tempel. Seither war die Bundeslade spurlos verschwunden. Die verschollene Truhe mit ihren magischen Kräften befeuerte schon immer die Fantasie der Menschen und rief zahlreiche Schatzsucher auf den Plan. Aber gibt es Beweise für ihre Existenz? Ist die an der hebräischen Bibel orientierte Geschichtsschreibung verlässlich? Wann wurden diese Texte geschrieben? Von wem? Und zu welchem Zweck? Diese Fragen beschäftigen Archäologen und Theologen schon seit Jahrhunderten. Eine wenige Kilometer von Jerusalem entfernte Stätte könnte neue Antworten liefern. Der hebräischen Bibel zufolge war die Bundeslade vor ihrer Überführung nach Jerusalem auf der Anhöhe Kirjath-Jearim aufbewahrt worden. Heute steht hier ein katholisches Kloster. Es ist der einzige in der Bibel erwähnte Ort der gesamten Gegend, an dem bisher noch keine Ausgrabungen gemacht wurden. Ein französisch-israelisches Wissenschaftlerteam unter der Leitung des Archäologen Israel Finkelstein und des Theologen Thomas Römer macht sich auf, um dem Ausgrabungsort Kirjath-Jearim unter Einsatz modernster Technik seine Geheimnisse zu entlocken. Die spannende Forschungsmission führt die Forscher auf immer neue Spuren aus der Vergangenheit: archäologische Funde, die den biblischen Beschreibungen gegenübergestellt werden. Bei dem Versuch, die Geschichte der Bundeslade nachzuvollziehen, zeichnet sich eine noch viel größere Geschichte ab: die Entstehung der hebräischen Bibel.

So., 4. Jun · 14:45-15:30 · SWR
Israel – hip und heilig

Tel Aviv: die Stadt, die niemals schläft, das New York des nahen Ostens – unbändige Lebensfreude, offen, tolerant und verdammt laut. Auch nicht wirklich leise geht es in Jerusalem zu – drei Weltreligionen auf engstem Raum, hier wird Gott überall und immer gefeiert. Ein bisschen Ruhe gibt’s am Toten Meer, wie lange noch steht in den Sternen, das einzigartige Naturwunder verschwindet jedes Jahr ein bisschen mehr. Kulinarisch ist Israel ein absolutes Highlight. Die israelische Küche ist so vielfältig wie die Israelis selbst. Filmautorin Natascha Rhein und Kameramann Steffen Heyermann erleben Israel in sieben Tagen auf eigene Faust – eine Reise zum Miterleben und Nachreisen.

Mo., 5. Jun · 02:50-04:20 · ZDF
Stockholm Requiem – Paper Boy

Fredrika ist hochschwanger mit ihrem ersten Kind. Die Entführung zweier jüdischer Jungen geht ihr besonders nah. Bei diesem Fall gerät die Ermittlerin an ihre Grenzen. Die beiden Jungen werden wenig später ermordet aufgefunden. Ihnen wurde eine Papiertüte über den Kopf gezogen, bevor man ihre leblosen Körper in den Schnee legte. Der Vorfall erinnert an die Geschichte von „Paper Boy“, ein altes Märchen aus Israel. „Paper Boy“ wandert nachts umher und bringt unschuldige Kinder um. Die Erzählung von damals wird wieder erschreckend aktuell. Wenige Tage später wird eine junge Lehrerin an einer jüdischen Schule erschossen. Doch es bleibt unklar, wie die Morde zusammenpassen. Fredrika fliegt nach Belgien zu den Großeltern eines der Jungen, um dort mehr über die tragische Vergangenheit der Familie zu erfahren. Allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Als der überengagierte Sicherheitschef der jüdischen Schule, Efraim, auf eigene Faust ermittelt, wird der Fall für das Ermittlerteam immer undurchsichtiger. Und dann verschwindet die Schwester eines der toten Jungen: Kann das Team Polly noch rechtzeitig finden?

Di., 6. Jun · 23:30-00:15 · SWR
Verzaubert und verdrängt – Die Karriere des Magiers Kalanag

Er war eine der schillerndsten Figuren der deutschen Unterhaltungsbranche: Der Magier und Filmproduzent Helmut Schreiber, alias Kalanag. Er verantwortete antisemitische Propagandafilme für die Nazis und galt als „Hofmagier“ von Hitler, Goebbels und Göring. Nach 1945 begeisterte er ein internationales Publikum mit exotischen Zauber-Shows. Die Doku schildert die Karriere des Zauberkünstlers. Er war eine der schillerndsten Figuren der deutschen Film- und Unterhaltungsbranche. Ein Mensch, für den Täuschung, Tarnung und Trickserei stets Karriere- und Lebensprinzip waren: der Zauberkünstler und Filmproduzent Helmut Schreiber, alias Kalanag. Als „Hofmagier der Nazis“ trat Schreiber mehrfach vor Hitler auf dem Obersalzberg auf und zauberte vor Goebbels‘ Tischgesellschaften. Gleichzeitig verantwortete er nationalsozialistische Propagandafilme. Nach 1945 – als die Amerikaner ihm untersagen, weiter im Filmgeschäft zu arbeiten – macht er sein Hobby zum Beruf und startete unter dem Künstlernamen Kalanag eine internationale Karriere als größter Magier der Nachkriegszeit. Die Dokumentation, in der Historiker:innen und Weggefährt:innen Helmut Schreibers zu Wort kommen und bisher nie veröffentlichtes Archivmaterial zu sehen ist, schildert die Karriere eines Großmeisters der Illusion, der es verstand, immer zu den Gewinnern zu gehören.

Mi., 7. Jun · 20:15-23:15 · kabel eins
Schindlers Liste

Der Film erzählt von dem Geschäftsmann Oskar Schindler, der über tausend Juden vor dem Tod durch die Nazis rettete indem er sie in seinen Rüstungsfabriken beschäftigte. ‚Schindlers Liste‘ beruht auf einer wahren Geschichte, wurde in schwarz-weiß und an vielen originalen Schauplätzen gedreht und hat kontroverse Diskussion nach sich gezogen.

Do., 8. Jun · 18:40-20:15 · One
Monsieur Claude 2

In Sachen multikultureller Offenheit macht Claude Verneuil (Christian Clavier) und seiner Frau Marie (Chantal Lauby) so schnell keiner etwas vor: Ihre vier ebenso bezaubernden wie eigenwilligen Töchter haben Einwanderer aus vier verschiedenen Kulturkreisen geheiratet! Um die Angehörigen ihrer Schwiegersöhne kennenzulernen, unternimmt das wohlsituierte Ehepaar Verneuil eine kleine Weltreise. Von den Strapazen können sich Claude und Marie in ihrem geliebten Provinzstädtchen Chinon jedoch nur kurz erholen, denn ihre Töchter haben die nächste Überraschung parat: Alle vier beabsichtigen, ihren Männern zuliebe auszuwandern, die sich in Frankreich wegen ihrer Herkunft diskriminiert fühlen. Ségolène (Émilie Caen) und Chao (Frédéric Chau) zieht es nach China, Isabelle (Frédérique Bel) und Rachid (Medi Sadoun) nach Algerien und Odile (Julia Piaton) und David (Ary Abittan) nach Israel. Sogar Charles (Noom Diawara) und die hochschwangere Laure (Élodie Fontan) möchten nichts wie weg – allerdings nicht zur Elfenbeinkünste, sondern nach Indien, wo der unterbeschäftigte Schauspieler auf eine Bollywood-Karriere hofft. Dass sich ihre geliebte Großfamilie in alle Winde zerstreuen soll, nehmen Claude und Marie jedoch nicht kampflos hin. Um ihre Schwiegersöhne mit ihrem geliebten Frankreich zu versöhnen, ist ihnen jedes Mittel recht. Schon bald erkennen die vier verbitterten Herren ihre bislang ungeliebte Heimat nicht wieder.

Do., 8. Jun · 20:15-21:45 · arte
ARACY – Der Engel von Hamburg

Aracy de Carvalho – eine Brasilianerin, deren Name im Dritten Reich für zahlreiche Menschen zum Synonym für Freiheit wird. Denn in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg verhilft sie unzähligen Juden zur Flucht. 1934 zieht Aracy mit ihrem Sohn aus Brasilien nach Hamburg. Sie hat sich von ihrem Mann getrennt und wird fortan von der brasilianischen Gesellschaft ausgegrenzt. So sieht sie als alleinstehende Frau in Deutschland eine Zuflucht – trotz NS-Diktatur. Erst ihre Arbeit im brasilianischen Konsulat verändert Aracys Blick auf das Land: Sie erkennt die Unmenschlichkeit des nationalsozialistischen Regimes, das vor allem Juden kompromisslos verfolgt. In einer Zeit, in der Hass und Unrecht den Alltag bestimmen, hört sie auf ihr Gewissen und verhilft Juden zur Ausreise. Dabei ignoriert sie Bestimmungen ihrer brasilianischen Heimat: In geheimen Richtlinien wird Juden 1937 die Einwanderung verboten. Aracy verschweigt jedoch in den Visa-Anträgen, dass es sich um Juden handelt. Ab Oktober 1938 wird das unmöglich – denn die deutschen Behörden kennzeichnen nun Juden mit einem roten „J“ im Reisepass. Doch Aracy findet ein Schlupfloch: Touristenvisa werden für viele der Schlüssel zur Freiheit. Als einfache Konsulatsangestellte verändert Aracy das Schicksal vieler Menschen und begibt sich damit in Gefahr. 1982 verleiht ihr deshalb die Gedenkstätte Yad Vashem den Status einer „Gerechten unter den Völkern“. Für die Geflüchteten und deren Hinterbliebene, die in dem Film zu Wort kommen, ist Aracy der „Engel von Hamburg“. Das Dokudrama erzählt die Geschichte einer Frau, die keine Heldin sein wollte, aber unzähligen Menschen das Leben rettete.
Bild oben: © Tess Carvalho Family Collection

So., 11. Jun · 06:50-07:50 · arte
Billy Wilder – Eine Hollywood-Legende

Samuel Wilder (1906-2002) war Sohn jüdischer Eltern und wuchs in Österreich auf. Nach der Machtübernahme der Nazis siedelte der ehemalige Journalist zunächst nach Paris und später nach Hollywood über. Aufgrund seines großen Talents kam Wilder trotz mangelnder Englischkenntnisse bei Paramount unter Vertrag. Gemeinsam mit dem antisemitischen WASP Charles Brackett schrieb er die Drehbücher zu zwei Werken seines Mentors und Vorbilds Ernst Lubitsch: „Blaubarts achte Frau“ und „Ninotschka“ wurden zu Kassenschlagern des Goldenen Zeitalters. Aber Wilder zieht es hinter die Kamera. Mit seinem ersten amerikanischen Erfolgsfilm „Der Major und das Mädchen“ bringt der Regisseur eine scheinbar leichtfüßige Liebesgeschichte mit pädophilen Zügen auf die Leinwand und zeichnet eine grausame und provokante Satire seiner neuen Wahlheimat. 1950 folgt „Boulevard der Dämmerung“ mit Gloria Swanson und William Holden in den Hauptrollen. Die beiden Schauspieler gehören neben Jack Lemmon zu Wilders Favoriten. Der Film steht mittlerweile auf der Liste der besten Hollywoodfilme aller Zeiten. Wenig später verlässt der unbestrittene Meister der Komödie Paramount, um seine Unabhängigkeit zu wahren. Wilders persönlicher Lieblingsfilm ist „Reporter des Satans“, eine scharfe Anklage gegen die Scheinheiligkeit so mancher Medien, die auch heute noch aktuell ist. Anhand von Ausschnitten aus seiner meisterhaften Filmografie und herrlich (selbst)ironischen Archiv-Interviews geht die Dokumentation dem Werk des legendären Billy Wilder auf den Grund.

Mo., 12. Jun · 20:15-21:50 · arte
Und dennoch leben sie

Während des Zweiten Weltkriegs gilt die ganze Sorge der jungen Cesira, einer verwitweten Lebensmittelhändlerin in Rom, ihrer verängstigten 13-jährigen Tochter Rosetta. Um die seelisch und körperlich zerbrechliche Rosetta zu schützen, beschließt Cesira, vor den Bombenangriffen in ihre kleine Heimatstadt Sant’Eufemia zu fliehen. Schon bald nach ihrer Ankunft stellt Cesira fest, dass sie dem Krieg nicht entkommen kann, und zwar nicht nur wegen der Schwierigkeiten, die sie und die anderen haben, wenn es darum geht, das Nötigste auf den Tisch zu bringen, sondern auch weil das Dorf ebenso Ziel von Angriffen ist. Das mit Nazi-Deutschland verbündete Italien wird von den Alliierten bombardiert, wobei Opfer aus der Zivilbevölkerung in Kauf genommen werden. In dieser Situation tritt Michele auf den Plan, ein Intellektueller und Antifaschist, der sich in Cesira verliebt. Trotz des Altersunterschieds und anderer Differenzen – sie ist fokussiert auf das Überleben, er auf seine politische Mission –, erwidert Cesira in gewissem Maße seine Gefühle; auch weil Rosetta eine Bindung zu ihm aufgebaut hat. Schließlich trifft Cesira einige schicksalhafte Entscheidungen … Das zwischen Neorealismus und Starfilm angesiedelte Melodram von Vittorio De Sica zeigt die emotionalen Auswirkungen von Krieg und Leid, aber auch von Liebe und Glück – mit einer Sophia Loren in Höchstform.

Mi., 14. Jun · 22:05-23:40 · arte
Casa Susanna

In den 1950er und 1960er Jahren wurde die Casa Susanna, ein kleines Holzhaus am Fuß der Catskill Mountains im US-Bundesstaat New York, zum heimlichen Treffpunkt von Crossdressern. Diana und Kate, mittlerweile 80 Jahre alt, waren damals Teil der Gruppe und berichten aus einer Zeit, in der Transidentitäten erstmals ins öffentliche Bewusstsein rückten. Katherine Cummings, Diana Merry-Shapiro, Betsy Wollheim und Gregory Bagarozy erzählen eine faszinierende Geschichte beeindruckender Menschen, wie die der berühmten Susanna, einst Gründerin des Zufluchtsorts. Als Sébastien Lifshitz zu Beginn der 2000er Jahre für seinen Film „Wild Side“ über das Leben einer Transperson recherchierte, lernte er im Pariser Untergrund verschiedene Transfrauen kennen, deren Lebensgeschichten von Unverständnis und Ablehnung in der Gesellschaft geprägt waren. Er war überzeugt, dass ihre Geschichten erzählt werden müssten, um zum Verständnis und zur Akzeptanz von transidentitären Menschen beizutragen. Während seiner Recherchen stieß er durch Zufall auf ein Fotobuch mit dem mysteriösen Titel „Casa Susanna“ und auf Bilder scheinbarer Crossdresser aus den USA der 1950er und 1960er Jahre. Es gelang ihm, einige Zeitzeugen aufzuspüren, und er reiste im Sommer 2021 auf den Spuren der Casa Susanna in die Catskill Mountains, um mit seiner Kamera die bislang geheime Geschichte dank der Unterstützung von Kate, Diana, Betsy und Gregory einzufangen. Der Dokumentarfilm von Sébastien Lifshitz taucht ein in die Crossdressing-Community der Casa Susanna und erzählt gleichzeitig die Geschichte der queeren Bewegung zwischen McCarthy-Ära und sexueller Revolution. Der nicht immer einfache und mutige Lebensweg der Protagonistinnen und Protagonisten wirkt noch heute nach, da konservative Strömungen hart erkämpfte Freiheitsrechte wieder infrage stellen. Der Kampf geht weiter.

Mi., 14. Jun · 23:15-00:00 · RBB
Stalin und die Deutschen

Kaum ein anderer Politiker des 20. Jahrhunderts hat so nachhaltigen Einfluss auf Deutschland ausgeübt wie Stalin. Heute ist weitgehend in Vergessenheit geraten, wie sehr er die Nachkriegsentwicklung im geteilten Deutschland geprägt hat und wie kultisch ihn viele verehrten. Der Film fragt nach der Bedeutung Stalins für die deutsche Nachkriegsgeschichte und den Mechanismen seiner Diktatur. Als Josef Stalin am 5. März 1953 stirbt, ist es für viele, als ob die Zeit stehen bleibt. Die kommunistische Welt trauert. „Das Herz des größten Menschen unserer Epoche, des Genossen J. W. Stalin, hat aufgehört zu schlagen“, titelt das Neue Deutschland. Die Schulen in der DDR bleiben tagelang geschlossen. Am Tag der Beisetzung Stalins findet in Ost-Berlin ein Staatsakt in der Staatsoper Unter den Linden statt, ab Mittag ziehen Zehntausende vor das Denkmal des Diktators in der nach ihm benannten Magistrale. Es herrscht Schmerz und Verzweiflung – nicht nur offiziell. Heute ist kaum mehr vorstellbar, wie sehr Stalin verehrt wurde. Aber auch, welche Machtfülle er hatte und in welchem Ausmaß er persönlich auf die Nachkriegsentwicklung Deutschlands einwirkte. Im Westen des geteilten Landes ist er, der „Dämon aus Moskau“, nach seinem Tod schnell Vergangenheit. Im Osten wird er weiter besungen – und beschwiegen: Seine Verbrechen in ihrem Ausmaß bleiben offiziell ein Tabuthema. Er hat die DDR ermöglicht, die dort Herrschenden waren ein Produkt des Stalinismus und Überlebende der Stalinschen Säuberungen. Ihr Repressionsapparat war „stalinistisch“. Der Stalin-Kult gründete in der DDR auf dem Sieg über Hitler. Stalin wurde verehrt und verklärt als größter Antifaschist aller Zeiten. Als seine Verbrechen in Moskau gegeißelt wurden, als sein Stern sank im ganzen Ostblock, da hielt die Nomenklatura in Ost-Berlin ihm die Treue. Ganz zaghaft wirkten die Distanzierungen, sie bezogen sich auf den Personenkult, die abgöttische Verehrung. Bis in die späten 80er Jahre war Stalin für die Herrschenden in Ost-Berlin eine prägende Gestalt, lag sein langer Schatten auf dem Land. Erst in der „friedlichen Revolution“ von 1989 lösten sich endgültig viele – auch in der SED – von ihm. Die Dokumentation zeigt die Bedeutung Stalins für die deutsche Nachkriegsgeschichte und die Mechanismen der stalinistischen Diktatur. Und sie untersucht, wie die Mechanismen der Angst funktionierten, mit der eine neue Diktatur in einem Teil Deutschlands errichtet werden konnte. Wie das „Stalin-Trauma“ diejenigen prägte, die aus der Sowjetunion zurückkamen. Und wie diese Prägung die DDR bis zuletzt überschattete.

Do., 15. Jun · 23:50-01:20 · MDR
Der Stadtneurotiker

Alvy Singer hat als intellektueller jüdischer Komiker großen Erfolg, sein Privatleben hingegen ist das reinste Chaos. Da seine letzte Beziehung zu Annie Hall gerade gescheitert ist, erinnert er sich zurück, um zu begreifen, warum er es sich mit den Frauen regelmäßig verscherzt. Am Anfang waren sie glücklich verliebt, doch Annie Hall machte sein Leben nicht leichter, denn sie ist zwar liebevoll, aber auch sehr naiv. Sie versuchte sich in New York als Sängerin zu etablieren, ohne wirklich von ihrem eigenen Talent überzeugt zu sein. Mit Alvys Hilfe erlangte sie größeres Selbstbewusstsein; er zeigte ihr unbekannte Seiten der Großstadt und ihrer Bewohner. Infolgedessen nahm Annies Karriere eine erfolgreiche Wendung; sie lernte neue Verehrer kennen und reiste nach ersten Erfolgen nach Los Angeles. Für die Beziehung der beiden blieb das Happy End jedoch aus. Alvy folgte ihr zwar an die Westküste, fühlte sich dort aber wie ein Fisch auf dem Trockenen. „Eine Beziehung ist wie ein Hai“, resümiert Alvy, „sie muss beweglich bleiben, um zu überleben. Ich glaube, wir haben hier einen toten Hai vor uns.“