Die neuen Fernsehtipps

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Vom 16. bis 30. Juni 2021…

Mi., 16. Jun · 02:45-03:10 · Das Erste (ARD)
Kippa

Oskar wird auf einmal brutal drangsaliert und bedroht, nachdem seine Mitschüler*innen erfahren haben, dass er jüdisch ist. Während der Schulleiter die Appelle von Oskars Eltern ignoriert, sucht Oskar eigene Wege, mit den Demütigungen umzugehen.

Mi., 16. Jun · 21:45-23:10 · ARD-alpha
alpha-thema: Diskriminierung – Sind wir Rassisten?

Wie schnell verlieren wir unser Mitgefühl? Sind wir bereit andere Menschen zu diskriminieren, sie rassistisch zu beleidigen? Dok1 Spezial mit einem außergewöhnlichen Experiment. 23 Teilnehmer lassen sich darauf ein, ohne vorher die Details zu kennen. Die Gruppe wird geteilt, in Blauäugige und Braunäugige. Die Blauäugigen werden von Beginn an diskriminiert, die Braunäugigen privilegiert. Werden sich die Blauäugigen das gefallen lassen? Was passiert mit der Gruppe, wenn sie ständig Diskriminierung ausgesetzt ist? Wie werden die Braunäugigen reagieren? Steigen Sie auf die Diskriminierung ein, werden sie zu Mitläufern oder lehnen Sie sich gegen den Trainer auf? Diese Dok1 Spezial zeigt: in jedem von uns kann ein Rassist stecken und jeder von uns ist manipulierbar.

Mi., 16. Jun · 22:40-00:10 · One
Marcel Reich-Ranicki: Mein Leben

Der Film erzählt die frühe Lebensgeschichte des 1920 im polnischen Wloclawek geborenen Marcel Reich-Ranicki. Während des Dritten Reiches schwebte die Familie in größter Gefahr. Trotzdem kehrte er mit seiner Frau nach Deutschland zurück. In Rückblenden erzählt der Film die frühe Lebensgeschichte des 1920 im polnischen WIocIawek geborenen Marcel Reich-Ranicki. Nach seiner Schulzeit in Berlin bleibt ihm als Jude das Studium verwehrt. Im Herbst 1938, wenige Monate nach seinem Abitur, wird er nach Warschau deportiert, 1940 ins Ghetto umgesiedelt, wo er in größter Not auch die Liebe seines Lebens findet: Der Hochzeitstag mit Teophila (genannt ‚Tosia‘) fällt zusammen mit dem Beginn der Räumung des Ghettos. Marcels Eltern, sein Bruder und Tosias Mutter werden in die Vernichtungslager deportiert. Im Februar 1943 gelingt Marcel mit seiner Frau die Flucht aus dem Ghetto in den Warschauer Untergrund. In den 50er Jahren entschließen sich beide zu einem ungewöhnlichen Schritt: Sie gehen in die Bundesrepublik Deutschland zurück. Marcel Reich-Ranicki wird der deutsche ‚Kritiker-Papst‘. Die Liebe zur deutschen Sprache und Literatur ist ihm trotz allem geblieben. In Rückblenden erzählt der Regisseur Dror Zahavi die frühe Lebensgeschichte von Marcel Reich-Ranicki zwischen dessen achtem und 38. Lebensjahr. Das als exemplarisch geltende jüdische Schicksal handelt von Demütigung und Todesangst, aber auch von Liebe und der durch nichts zu erschütternden Leidenschaft für die Literatur. Das Drehbuch zu „Mein Leben“ basiert auf der gleichnamigen, 1999 veröffentlichen Autobiografie von Reich-Ranicki, die bereits 1,2 Millionen Mal verkauft und von der Kritik als eine der „bewegendsten Überlebensgeschichten des Holocaust“ bezeichnet wurde. Marcel Reich-Ranicki ist seit Jahrzehnten der erfolgreichste, wirkungsvollste und deshalb auch umstrittenste Literaturkritiker der Bundesrepublik Deutschland. Durch seine Kritiken in der „F.A.Z.“, der „Welt“ und sein Engagement bei Tagungen der „Gruppe 47“ erlangte er in kurzer Zeit einen solchen Bekanntheitsgrad, dass ihn „Die Zeit“ 1960 als ständigen Literaturkritiker einstellte. In den 14 Jahren, während denen er für „Die Zeit“ als Kritiker schrieb, erarbeitete er sich den Rang der wichtigsten literaturkritischen Instanz in Deutschland und hat seither wie niemand sonst das literarische Leben der Gegenwart mitgeprägt. 1973 krönte er seine Karriere als Kritiker und übernahm bis 1988 die Leitung der „Redaktion für Literatur und literarisches Leben“ der „F.A.Z.“. Er wurde Herausgeber und Redakteur der „Frankfurter Anthologie“ der „F.A.Z.“ und wurde durch seine Literatursendung „Das literarische Quartett“ einem noch größeren Publikum bekannt. Über ein Jahrzehnt lang, von 1988 bis 2001, war diese Sendung Pflichttermin für Literaturbegeisterte. In den 50 Jahren, in denen er in der deutschen Literaturlandschaft wirkt, wurde er mit zahlreichen Literaturpreisen, darunter auch mit dem Goethe-Preis und dem Thomas-Mann-Preis geehrt. Beim Deutschen Fernsehpreis 2008 sorgte Reich-Ranicki für Aufsehen, als er sich weigerte, den Ehrenpreis für sein Lebenswerk anzunehmen und eine heftige Debatte über die Qualität des deutschen Fernsehens auslöste.

Mi., 16. Jun · 23:10-23:40 · ARD-alpha
alpha-thema: Diskriminierung: RESPEKT – Demokratische Grundwerte für alle!

Viele weiße Menschen sehen ihr Weißsein gar nicht. Nicht-weiße Menschen dagegen erleben täglich, dass sie als „anders“ wahrgenommen und diskriminiert werden. Wie passt das zusammen? Ist die angebliche Farbenblindheit weißer Menschen ein Trick, um unbewussten Rassismus zu verschleiern? Die – weiße – RESPEKT-Moderatorin Christina Wolf stellt sich auf den Rassismus-Prüfstand. Rassismus in Deutschland galt lange als kleines Nischen-Problem. Und viele – weiße – Menschen denken, dass die Hautfarbe eines Menschen hierzulande gar keine Rolle spielt. Dabei ignorieren sie, dass ihr Weißsein mit großen Privilegien verbunden ist. Sie blenden die verbreitete rassistische Diskriminierung nicht-weißer Personen aus und merken nicht, dass sie selbst sich oft unbewusst rassistisch verhalten. Respekt-Moderatorin Christina Wolf fragt sich, wie ihr Weißsein ihre Weltsicht prägt. Wie privilegiert ist sie, wie weiß ist ihr Denken und was macht das mit ihrem Verhalten? Im öffentlichen Leben herrscht meist Weiß-Sein vor. Ob im Fernsehen, in der Politik oder in der Kirche. Gott, Jesus und Maria werden meistens als Weiße dargestellt. Über die Folgen von weißem Denken – Alltags-Diskriminierung in Schule, Job, Öffentlichkeit – spricht Christina Wolf mit dem schwarzen Musikjournalisten Malcolm Ohanwe, der auf Twitter zum Nachdenken übers Weißsein auffordert. Und mit dem weißen Ex-Polizisten Thomas Müller, der gegen rassistisches Denken bei aktiven Polizisten ankämpft. Auch der Verein commit München veranstaltet Workshops, die für blinde Flecken sensibilisieren sollen. Welche Privilegien und Vorurteile sind so tief verwurzelt, dass viele sie gar nicht sehen können? Wie entstehen unbewusste Denkmuster, in denen das Normale weiß ist und Schwarz die Abweichung? Im commit-Workshop stellt sich die Respekt-Moderatorin auf die Probe: Lässt sich versteckter Rassismus abtrainieren, wenn sie ihn sich erstmal bewusst gemacht hat?

Mi., 16. Jun · 23:40-00:25 · ARD-alpha
Schwulen-Paragraph §175

Schwule Männer, die ihre Sexualität auslebten verstießen gegen den Paragrafen 175. „Die widernatürliche Unzucht, welche zwischen Personen männlichen Geschlechts“ begangen werde, sei mit Gefängnis zu bestrafen. So stand es zur Einführung des Paragrafen 1871 im Strafgesetzbuch des Deutschen Reiches. Man nannte sie „die 175er“. Die Nazis verschärften §175 und erhöhten die Strafen. Viele landeten im Konzentrationslager. Frei aber waren sie auch nach dem Krieg nicht. Die Bundesrepublik übernahm den Paragrafen 175 in seiner verschärften Form eins zu eins von den Nationalsozialisten. 1957 bestätigt das Bundesverfassungsgericht, dass der Paragraf mit dem Grundgesetz im Einklang stehe. Nach Schätzungen wurde gegen 100.000 Männer ermittelt, 64.000 hat man verurteilt. Der Paragraf hat Leben zerstört, Existenzen vernichtet. Endgültig abgeschafft wird der Paragraf erst 1994.

Fr., 18. Jun · 00:20-01:40 · RBB
Anderswo

Noa ist Anfang 30. Sie lebt seit acht Jahren in Berlin, beendet gerade ihr Studium und steckt plötzlich mitten in einer Krise. Wo gehört sie hin? Zu Jörg, ihrem deutschen Freund, bei dem sie gerade eingezogen ist, oder nach Israel zu ihrer Familie und ihren alten Freunden? Sie erkennt sich selbst nicht wieder. Als dann auch noch die Professorin ihre hochambitionierte Masterarbeit, ein Wörterbuch für unübersetzbare Wörter, für unzureichend erklärt, und Jörg mit seinem Orchester auf Konzertreise geht, nimmt sich Noa eine Auszeit. Spontan fliegt sie nach Israel. Ein paar Tage Heimaturlaub. Sonne, Familie, Essen, Muttersprache. Doch was als Kurztrip gedacht war, dehnt sich aus. Ihre geliebte Oma liegt im Sterben und alte Familienkonflikte kochen wieder hoch. Als völlig überraschend auch noch Jörg nach Israel kommt, um seine Liebe zurückzuholen, ist das emotionale Chaos perfekt. Jörg lernt nicht nur zum ersten Mal Noas Familie, sondern auch ganz neue Seiten an seiner Freundin kennen.

Fr., 18. Jun · 20:15-21:45 · arte
Die Ungewollten – Die Irrfahrt der St. Louis

Hamburg, Mai 1939. Der erfahrene Kapitän Gustav Schröder wird von der Reederei HAPAG kurzfristig zu einer Sonderfahrt der „MS St. Louis“ in Richtung Kuba einbestellt. Das Besondere sind die Passagiere: mehr als 900 jüdische Flüchtlinge, die aus Nazi-Deutschland fliehen und in der Ferne einen Neuanfang wagen wollen. So ist auch der jüdische Arzt Walter Stern seit vier Monaten auf Kuba und wartet nun sehnsüchtig auf die Ankunft der „St. Louis“ mit seiner Frau Martha und Sohn Leo an Bord. Obwohl Kapitän Schröder erklärt, dass die Passagiere rechtmäßig für die Fahrt bezahlt haben und demnach anständig behandelt werden sollen, liegt Spannung in der Luft. Auch unter den Besatzungsmitgliedern finden sich treue Parteianhänger, die mit der Einstellung des Kapitäns nicht einverstanden sind. In Kuba angekommen, folgt dort der große Schock. Die kubanischen Einreisebestimmungen haben sich geändert und die Visa, für welche die Passagiere alles aufgegeben haben, werden nicht anerkannt. Vom Hafen aus sieht Walter Stern verzweifelt seine Familie auf dem Schiff, die dieses allerdings nicht verlassen darf. Viele Menschen teilen dieses Schicksal und Unruhe macht sich breit. Kapitän Schröder setzt alles daran, den jüdischen Gästen bei der Einreise zu helfen, doch auch ihm sind die Hände gebunden. Nach militärischen Drohungen muss die „St. Louis“ den Hafen Havannas verlassen und die Irrfahrt beginnt. Die USA, Kanada, alle verweigern die Einreise. Die Stimmung kippt, der Treibstoff wird knapp, Pläne von Meuterei und Suiziddrohungen häufen sich. Die Passagiere der „St. Louis“, die „Ungewollten“, wollen trotz Anordnung der Reederei auf keinen Fall zurück nach Deutschland und Kapitän Schröder muss eine Entscheidung treffen. Zeitzeugen, die als Kinder mit an Bord waren, erinnern sich an ihre Reise auf der „St. Louis“, an die Fahrt ins Ungewisse, geprägt von Verzweiflung und Hoffnung.
Bild oben: © NDR/ARD Degeto/David Dollmann, Martha Sterns (Britta Hammelstein) Familie droht, wie viele andere, durch die Flucht in ein unbekanntes Land zu zerreißen. Sie lässt alles hinter sich und tritt voller Hoffnung mit ihrem Sohn Leo (Elgar do Rosário) die Überfahrt nach Kuba an.

Fr., 18. Jun · 23:30-01:10 · ZDF
sportstudio reportage: Schwarze Adler

Erzählt wird die Geschichte schwarzer Fußballnationalspieler*innen im weißen DFB-Trikot. Sie beschreibt den Weg, den sie hinter sich haben, bevor sie dort ankamen, wo ihnen zugejubelt wird. Torsten Körner lässt verschiedene Spieler*innen-Generationen beschreiben, wie sie Rassismus erlebten, sich dagegen wehrten und wie sie es trotz Hindernissen und Anfeindungen schafften, mit dem schwarzen Adler auf der Brust Leistung für ihr Heimatland abzurufen. Wenn die Nationalhymne erklingt und die Kameras vor dem Anpfiff die Gesichter studieren, haben die Spieler*innen, mit denen die Menschen zu Hause mitfiebern, heute ganz selbstverständlich die unterschiedlichsten Biografien. Ihr Stolz, für Deutschland aufzulaufen und sich gegen die Besten der Welt zu messen, verbindet sie. Ihr Wappentier auf ihrem Trikot ist der schwarze Adler. Der Adler, der heute Einheit suggeriert, hatte lange Zeit aber auch eine ausschließende Botschaft, denn der deutsche Fußballheld wurde weiß gedacht, geträumt und verehrt. Begleitet von kaum gezeigten Archivbildern, die mitunter so unerwartet wie verstörend sind, schildern schwarze Fußballnationalspieler*innen von Erwin Kostedde über Jimmy Hartwig zu Steffi Jones, von Gerald Asamoah über Patrick Owomoyela und Cacau bis Jean-Manuel Mbom ihre Erlebnisse auf dem Platz und jenseits davon. Ihre Geschichten und die Kamerad*innen aus der Bundesliga erzählen nicht nur davon, was es bedeutet, in gefüllten Stadien und vor Millionen vor den Fernsehern rassistisch angefeindet zu werden. Sie werfen auch ein Licht darauf, wie Zuschauer*innen, Medien und die deutsche Gesellschaft mit dem Thema Rassismus umgehen und sich darüber hinaus an diesem Umgang nur allzu langsam Veränderungen einstellen. So ist „Schwarze Adler“ viel mehr als die Geschichte des deutschen Volkssports Nummer eins und einiger seiner Protagonist*innen. In einer Zeit, in der die Welt in Aufruhr ist, ist es unsere Geschichte – die Geschichte eines Landes, das noch lange nicht dort angekommen ist, wo es meinte, schon vor Jahren gewesen zu sein.

So., 20. Jun · 12:00-13:00 · ARD-alpha
Planet Wissen: Judenhass – Eine mörderische Ideologie

Laut einer aktuellen Studie denkt ein Viertel der Deutschen antisemitisch. Warum ist Antisemitismus (immer noch) so häufig und wie ist dieser unseligen Ideologie am besten beizukommen? Gäste im Studio: • Dr. Anette Seidel-Arpaci, RIAS Bayern • Prof. Dr. Samuel Salzborn, Justus-Liebig-Universität Gießen Laut einer aktuellen Studie denkt ein Viertel der Deutschen antisemitisch. Warum ist Antisemitismus (immer noch) so häufig und wie ist dieser unseligen Ideologie am besten beizukommen? Die Geschichte des Antisemitismus ist Jahrtausende alt und bis heute haben sich uralte Stereotype gehalten. Die Ideologie als Ganzes aber hat sich gewandelt, sie „modernisiert sich“ sozusagen unablässig. Aus der christlichen Judenfeindlichkeit des Mittelalters wurde im 19. Jahrhundert der rassistische Antisemitismus, der im Holocaust gipfelte. Heute „tarnt“ sich Judenfeindlichkeit häufig als Kritik an der Politik Israels. Die Grenze zwischen legitimer politischer Kritik an der Politik des Staates Israels und Antisemitismus ist meist nicht leicht zu erkennen.

So., 20. Jun · 17:45-18:30 · HR
Hanau – im Schatten des Terrors

Über ein Jahr ist vergangen, seit ein rechtsextremer, psychisch verwirrter Mann neun junge Menschen, seine Mutter und schließlich sich selbst erschoss. Die Angehörigen haben sich in der „Gedenkinitiative 19. Februar“ zusammengeschlossen. Sie fordern eine genaue Rekonstruktion des nächtlichen Tathergangs in Hanau. Bei städtischen Behörden, der Polizei und Rettungskräften sehen sie massive Versäumnisse und rassistisches Verhalten – während der Tatnacht selbst, im Vorfeld der Tat und auch im Verlaufe der Ermittlungen, die weiterhin andauern. Die beteiligten Notfallfsanitäter sehen sich schweren Vorwürfen gegenüber, zu denen sie nun erstmals öffentlich Stellung nehmen. Die Einsatzkräfte der Nacht, zum Teil selbst traumatisiert, berichten von der dramatischen Situation am Tatort. Bis heute ist die Stimmung in der Stadt aufgewühlt, Hanau scheint seit dem Attentat vor einer Zerreißprobe zu stehen. Bilder der Opfer und mahnende Plakate hängen überall in der Stadt. Die Stadtverwaltung bekommt bis heute immer wieder anonyme Beschwerdebriefe, die sich gegen die Gedenkinitiative richten. Bürger und Bürgerinnen wünschen sich, dass „endlich wieder Ruhe einkehrt“ in der Innenstadt und am zweiten Tatort in Kesselstadt. Es müsse ein Weg gefunden werden, um gemeinsam weiterzuleben. Welche Konsequenzen ziehen die Menschen in Hanau aus dem Attentat? Schaffen sie es, das Trauma zusammen zu überwinden? Der Film „Hanau – eine Stadt im Schatten des Terrors“ wirft einen Blick auf den Mikrokosmos Hanau, eine Stadt, die exemplarisch für viele Städte in Deutschland steht.

Mo., 21. Jun · 00:20-02:23 · Das Erste (ARD)
Selma

USA, 1965. Martin Luther Kings berühmte Rede „I have a dream …“ liegt zwei Jahre zurück. Doch noch immer besetzen Weiße in den USA alle Schlüsselpositionen in Politik und Justiz. Dadurch wird Afroamerikanern systematisch der Zugang zu den Wahlurnen verweigert. Um die Gleichberechtigung voranzutreiben, initiiert King einen Protestmarsch von Selma nach Montgomery, der Hauptstadt von Alabama. Als die Polizei die friedlichen Demonstranten niederknüppelt, gehen die Bilder um die Welt. Seit dem amerikanischen Civil Rights Act von 1964 sind Schwarze und Weiße vor dem Gesetz gleich. Faktisch nützt das den Afroamerikanern nicht viel: Noch immer werden sie in den USA diskriminiert und terrorisiert. Selbst Mörder wie jene Attentäter, die 1963 bei einem Sprengstoffanschlag auf eine Kirche in Birmingham, Alabama, vier afroamerikanische Mädchen getötet haben, gehen straffrei aus. Einer der Gründe: Schwarze dürfen sich nicht ins Wählerregister eintragen. Dadurch bleibt ihnen der Zugang zu wichtigen Gremien in Regierung und Justiz versperrt, wo Weiße ihre eigenen Interessen vertreten. Als Martin Luther King 1964 den Friedensnobelpreis erhält, nutzt er eine Einladung ins Weiße Haus, um Lyndon B. Johnson zu einer entsprechenden Gesetzesnovelle zu drängen. Der Präsident bleibt zurückhaltend – eine Unterstützung des umstrittenen Bürgerrechtlers könnte ihn Wählerstimmen kosten. Während das FBI jeden seiner Schritte überwacht, konzentriert sich King mit seiner Bürgerrechtsbewegung auf die Stadt Selma in Alabama. Hier geht der rassistische Sheriff Jim Clark mit besonderer Härte gegen die schwarze Bürgerrechtsbewegung vor. Mit einem friedlichen Protestmarsch in die 86 Kilometer entfernte Hauptstadt Montgomery soll die Öffentlichkeit für diese Missstände sensibilisiert werden. Als die Polizei am „Bloody Sunday“ 600 friedliche Demonstranten vor laufenden Fernsehkameras mit Knüppeln und Tränengas angreift, kommt es zu einem landesweiten Aufschrei, der den Lauf der Geschichte verändert. „Selma“ ist die erste große Filmbiografie über Martin Luther King, eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der amerikanischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Inszeniert wurde das packende Historiendrama von Ava DuVernay, einer Nachwuchsfilmemacherin, die zuvor mit ihrem Debüt „Middle of Nowhere“ den begehrten Sundance-Regiepreis gewann. „Selma“ richtet den Fokus auf die entscheidende Phase im Kampf der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Der Film räumt mit dem Klischee auf, wonach aufrechte Weiße notwendig waren, um das afroamerikanische Wahlrecht durchzusetzen. Dank der überzeugenden Darstellung David Oyelowos wird nachvollziehbar, wie sich der charismatische Bürgerrechtler in zermürbenden Hinterzimmer-Gesprächen den Notwendigkeiten der Realpolitik stellen musste. Selten hat man Polizeigewalt so mitleidslos gesehen wie in den furiosen Massenszenen auf der historischen Edmund Pettus Bridge. Der mit Tom Wilkinson als Präsident, Tim Roth als unbelehrbarem Hardliner und Carmen Ejogo als Kings Frau Coretta überragend besetzte Film erteilt eine eindrückliche Geschichtslektion, ohne erhobenen Zeigefinger. John Legend erhielt einen Oscar für die beste Filmmusik.

Mo., 21. Jun · 22:00-22:45 · BR
Lebenslinien – Einer, der Gesicht zeigt

Jahrelang engagiert sich Michael gegen Rechtsextremismus in Mittelfranken. Dadurch wird der gebürtige Straubinger selbst zur Zielscheibe der Neonazis. Doch er lässt sich nicht einschüchtern und kämpft weiter für seine Überzeugungen. Michael ist ein geliebtes Kind, doch die psychische Krankheit der Mutter überschattet seine Kindheit. Als er 14 Jahre alt ist, stirbt sein Vater und seiner Mutter geht es zunehmend schlechter. Sie hört Stimmen, sieht Geister und verbringt immer wieder Wochen in einer Klinik. Michael ist auf sich allein gestellt und merkt, dass er sein Leben selbst in die Hand nehmen muss, wenn er nicht untergehen will. Obwohl die Lehrer ihn lieber auf die Hauptschule schicken wollen, kämpft er für einen Platz in der Fachoberschule und macht dort ein Einser-Abitur. Für sein Sozialpädagogikstudium zieht er nach Nürnberg und ist nur noch am Wochenende bei seiner schwerkranken Mutter, die schließlich stirbt. Er heiratet und wird Vater von zwei Kindern. Mit seiner jungen Familie zieht er in die Nähe von Gräfenberg. Der Ort wird in den 1990er-Jahren wegen seines Kriegerdenkmals zur Pilgerstätte von Neonazis. Als Reaktion schließen sich die Bürger von Gräfenberg in dem Verein „Gräfenberg ist bunt“ zusammen. Weil Michael gut reden und überzeugen kann, wird er der Sprecher des Vereins. Dadurch rückt seine Person immer stärker ins Visier der Neonazis. Die Anfeindungen gipfeln in einem Angriff auf sein Haus und sein Auto. Doch Michael lässt sich nicht einschüchtern. Seine Motivation bleibt ungebrochen und er engagiert sich weiter gegen rechts.

Mo., 21. Jun · 23:35-01:20 · BR
Der Trafikant

Österreich, in den späten 1930er Jahren: Der 17-jährige Franz Huchel (Simon Morzé) kommt aus dem Salzkammergut nach Wien, um bei dem „Trafikanten“ Otto Trsnjek (Johannes Krisch) in die Lehre zu gehen. In dem Tabakgeschäft des Kriegsinvaliden lernt er die bürgerlichen Kreise kennen, die sich sogar die berühmten Importzigarren aus Cuba leisten können, die Franz in liebevoller Handarbeit frischhalten muss. Unter den Stammkunden ist der hochangesehene Psychologe Sigmund Freud (Bruno Ganz), zu dem der junge Mann schon bald Vertrauen fasst. An ihn wendet sich Franz, als er sich unglücklich in die böhmische Varietétänzerin Anezka (Emma Drogunova) verliebt. Dass die Liebe selbst dem berühmten Psychoanalytiker unlösbare Rätsel aufgibt, hilft dem unerfahrenen Franz leider nicht weiter. Als Österreich im Jahr 1938 für den Anschluss an das nationalsozialistische Deutsche Reich stimmt, beginnen schwere Zeiten für Franz und seinen Meister, der politisch aufrecht bleibt und weiterhin jüdische Kunden bedient. Erst verwüsten antisemitische Schläger den Laden, dann wird Otto aus fadenscheinigen Gründen verhaftet. Nun muss Franz auf sich allein gestellt das Geschäft führen und für Trsnjek kämpfen. Rat sucht er bei dem 82-jährigen Freud, der jedoch selbst in Gefahr ist. „Der Trafikant“ erzählt die Geschichte des Erwachsenwerdens eines jungen Mannes zu Zeiten des Anschlusses Österreichs an das Deutsche Reich im Jahr 1938. Der Nachwuchsschauspieler Simon Morzé beeindruckt als Trafik-Lehrling Franz Huchel, der im Sog der dramatischen Ereignisse seinen Weg finden muss. Eine ungewöhnliche Freundschaft verbindet ihn mit Sigmund Freud, gespielt von Bruno Ganz. In Zentrum des liebevoll gezeichneten Zeitporträts steht die Trafik, ein für Wien typischer Tabakladen. Die Verfilmung von Robert Seethalers Bestseller zeichnet sich durch eine poetische Erzählweise mit bittersüßem Tonfall aus, die auf berührende Weise das aufkommende Unheil der nationalsozialistischen Diktatur in Österreich, den Holocaust und den Zweiten Weltkrieg erahnen lässt.

Do., 24. Jun · 13:45-15:30 · arte
Der Name der Leute

Die junge Bahia, Tochter einer Französin und linken Politaktivistin und eines ehemals illegal nach Frankreich eingewanderten Algeriers, ist frech und spontan, hat immer einen flotten Spruch auf den Lippen und kämpft mit aufbrausender Leidenschaft gegen den zunehmenden Fremdenhass in ihrer französischen Heimat. Dazu nutzt sie die „Waffen der Frau“ und lockt rechtsradikale Männer ins Bett, um sie durch Sex zu missionieren.Arthur Martins Großeltern waren jüdische Griechen und wurden während des Zweiten Weltkriegs deportiert. Wegen der immer noch sehr präsenten Angst seiner Mutter vor antisemitischen Anfeindungen weiß er wenig über seinen familiären Hintergrund und führt ein unauffälliges Leben als Beamter. Seine Kindheit war geprägt von der andauernden Begeisterung seiner Eltern für technische Geräte, weshalb er auch den Namen eines „verlässlichen“ Küchengeräteherstellers erhielt (Arthur Martin ist das französische Siemens).Eines Tages kreuzen sich die Wege der temperamentvollen Bahia und des introvertierten Arthur. Entgegen der ursprünglichen Einschätzung Bahias ist Arthur allerdings politisch links zu verorten. Er entspricht also nicht dem Beuteschema der impulsiven jungen Frau, aber die beiden werden trotzdem ein Paar. Michel Leclerc erzählt auf einfühlsame und humorvolle Art die Geschichte eines ungleichen Paares, das die Hürden der Identitätspolitik zu überwinden versucht.

Do., 24. Jun · 22:30-23:15 · HR
Tödlicher Hass – Der Mordfall Walter Lübcke

Der Schuss fiel aus nächster Nähe. Auf der Terrasse seines Wohnhauses wird der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke in der Nacht zum 2. Juni 2019 getötet. Vor Gericht wird demnächst die Tat verhandelt, aber es geht um mehr. Die Recherchen zu diesem Film zeigen, der Hauptverdächtige Stephan E. und sein mutmaßlicher Komplize Markus H. waren fest mit der rechtsextremen Szene verbunden. Die Dokumentation “ Tödlicher Hass – Der Mordfall Walter Lübcke“ leuchtet die Vorgeschichte der Tat und die Reaktionen darauf aus. Sie gibt Einblick in die Biografie des Hauptverdächtigen, stellt drängende Fragen: Warum war der mutmaßliche Täter vom Radar der Verfassungsschützer verschwunden, während er offensichtlich Teil der extrem radikalen Kasseler Neonaziszene war? Wie sehr steht der Mord am Politiker Walter Lübcke für eine Stimmung in der Gesellschaft, in der Hemmschwellen sinken und zunehmend rote Linien überschritten werden? Der Film spürt der Frage nach, wie der mutmaßliche Lübcke-Mörder, aber auch die Täter von Halle und Hanau sich ermutigt fühlen konnten von rechten Netzwerkern, die ihre Verschwörungstheorien von der Bedrohung der „weißen Rasse“ verbreiten und vor „Umvolkung“ warnen. Das Netz dient ihnen als Resonanzraum für Hass und Hetze. Den Kasseler Regierungspräsidenten Lübcke brandmarkten Neonazis und Rechtspopulisten dort als „Volksverräter“. „Die Bedrohung von rechts ist nicht neu, sie hat sich allerdings verändert“, so beschreibt BKA-Präsident Münch die Sicht der Ermittler auf die Eskalation rechter, rassistischer Gewalttaten. Die rechte Szene finde heute Akzeptanz und Anknüpfungspunkte bis in die Mitte der Gesellschaft. Der Mord am Regierungspräsidenten Walter Lübcke wird vor Gericht verhandelt. Die ARD-Dokumentation richtet den Blick auch auf die Mitverantwortung jener, die nie vor Gericht stehen werden.

Do., 24. Jun · 22:45-23:45 · WDR
Menschen hautnah: Ali Can – der Mustermigrant

Dokumentarfilmer Till Schauder portraitiert Ali Can über einen Zeitraum von knapp einem Jahr privat und beruflich bei seinem Kampf gegen den Rassismus und für ein anderes Deutschland. Ali Can träumt von einer Gesellschaft ohne Rassismus. Der 27-jährige Aktivist mit kurdisch-alevitischen Wurzeln sucht dabei Austausch und Verständigung. Seine Idee: Er will auf Menschen mit Vorurteilen zugehen. 2017 bot er eine „Hotline für besorgte Bürger“ an, mit der er „auf friedliche Weise mit rechtsgesinnten Leuten über Rassismus ins Gespräch kommen“ wollte. 2018 prägte er den Hashtag #MeTwo, mit dem er dazu aufrief, bei Twitter über Erfahrungen mit Alltags-Rassismus in Deutschland zu berichten. Ein Aufruf, dem Hundertausende folgten. Heute leitet Ali das ‚VielRespektZentrum‘, eine interkulturelle Begegnungsstätte in Essen. Er gilt in der Öffentlichkeit als der „Mustermigrant“. Todesdrohungen gegen Ali Ali Cans Aktivitäten führen jedoch zu zunehmenden Anfeindungen gegen ihn und seine Familie. „Bald werden wir Dich aufsuchen, mit Benzin übergießen und lichterloh brennen lassen“ ist nur eine der Todesdrohungen, die Ali immer wieder per Email erhält. Trotz des großen Medienechos seiner Aktionen führt Ali einen scheinbar aussichtslosen Kampf. Er hat den Eindruck, dass rassistische Ressentiments in Deutschland immer stärker um sich greifen, so dass ihm seine Arbeit zunehmend ergebnislos scheint. Vor allem der Anschlag in Hanau vom Februar 2020, mit dessen Opfern Ali teilweise bekannt war, treibt den Idealisten in eine echte Krise und Ali kommt zu der bitteren Erkenntnis: „Deutschland hat Nazis nicht im Griff!“ Kraft tankt Ali bei seiner Familie in Hessen. Seine Eltern betreiben dort einen Döner-Imbiss, den sie mittlerweile von Videokameras überwachen lassen. Sie bangen zunehmend um ihre und seine Sicherheit, doch sie sind auch stolz auf Alis Engagement und geben ihm die Kraft weiterzumachen.

Di., 29. Jun · 21:00-21:45 · RBB
Verlorene Heimat im Gepäck

Es ist nahezu vergessen: 1945 war Deutschland das Zentrum eines gigantischen Verschiebebahnhofs von Millionen Menschen. In den Wirren des Zweiten Weltkriegs und in den Nachkriegsjahren sind sie auf der Flucht, erleben Vertreibung und Gewalt und werden gezwungen, an einem fremden Ort ein neues Leben anzufangen. Die rassistische Politik des NS-Staates, die Folgen der verheerenden Angriffskriege Hitlers mit der anschließenden Neuordnung Europas machten schätzungsweise 30 Millionen Menschen heimatlos. Etwa die Hälfte der Betroffenen waren Deutsche. Mehr als 75 Jahre sind seitdem vergangen. Die Erlebnisgeneration stirbt nach und nach. Sie vererbt ihre einstigen traumatischen Erfahrungen und ihre damalige Ratlosigkeit. Die Mainzer Publizistin Lucia Brauburger entdeckte im Nachlass ihrer Mutter ein Kalenderblatt aus dem Jahr 2000. Auf der Rückseite liest sie ein mit zitternder Hand geschriebenen Text: „Kein Trost während oder nach der Flucht … Keine Aufarbeitung, kein Verständnis.“ Es ist die Handschrift ihrer Mutter, geboren in der Provinz Schlesien. Der Garbsener Pfarrer Christoph Lindner, selbst Sohn vertriebener und geflüchteter Eltern, berührt als zuständiger Seelsorger des Bistums Hildesheim ein Tabu: „Willkommen von denen war keiner. Sie haben alle aus dem Nichts neu angefangen. Und jetzt droht mit ihrem Sterben nicht nur ein Stück eigener, sondern auch deutscher und europäischer Geschichte verloren zu gehen.“ Der Berliner Herzspezialist Wolfgang Rutsch kam als Fünfjähriger mit einem Flüchtlingstreck in Berlin an. Jahrzehnte beschäftigte ihn ein Gedanke: „Mein Vater war leidenschaftlicher Offizier der Wehrmacht und an den Verbrechen der Deutschen beteiligt. War der Verlust der Heimat nicht eine gerechte Strafe für unsere Familie?“ Die Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ eröffnet im Sommer 2021 in Berlin ihr Dokumentationszentrum mit dem Anspruch, die Geschichte von Flucht und Vertreibung den heutigen und zukünftigen Generationen als ein Teil deutscher und zugleich europäischer Geschichte zu erzählen. Der Film dokumentiert das Entstehen dieser lange öffentlich diskutierten Ausstellung. Ein Lernort ungewöhnlicher Art, der Zwangsmigrationen im 20. Jahrhundert in Europa in seinen Mittelpunkt stellt. Die Dokumentation „Verlorene Heimat im Gepäck“ nimmt die Eröffnung der Ausstellung zum Anlass, historische Hintergründe und biografisches Erleben von Betroffenen facettenreich zu erzählen. Sie will ebenso erlebbar machen, wie Versöhnung aus Erfahrung nach und nach zu einem Lebensprinzip werden kann.

Mi., 30. Jun · 01:15-01:45 · 3sat
Rassismus in der Schweiz – Der Sommer, in dem ich „Schwarz“ wurde

Angélique Beldner ist die erste Schwarze News-Moderatorin des Schweizer Fernsehens. Ihre Hautfarbe und den Rassismus, den sie erlebt hat, wollte sie allerdings nie zum Thema machen. Bis zum Sommer 2020, der alles verändert hat. „Reporter“ begleitet Angélique Beldner auf Spurensuche ihrer eigenen Vergangenheit in der Schweiz. Warum hat Beldner Rassismus stets beschönigt und nicht sehen wollen? Warum fällt es ihr so schwer, darüber zu reden? In Frutigen verbrachte sie ihre ersten Jahre, im Ballungsgebiet von Bern wuchs sie auf: Angélique Beldner, 44 Jahre alt, verheiratet, Mutter zweier Kinder. In einer weitgehend behüteten Umgebung wurde sie groß. Die weiße Mutter alleinerziehend, unterstützt von der Schweizer Großfamilie, der schwarze Vater weit weg. „Ich bin voll und ganz Schweizerin, realisierte aber schon früh, dass ich anders war. Ich habe diese Erinnerung, wie sich Menschen in den Kinderwagen beugen und meine Haare berühren. Das begleitet mich bis heute und ist mir sehr unangenehm. Leute, die mir ungefragt ins Haar langen, das gibt es immer noch“, sagt Angélique Beldner. Trotzdem: Solche Erlebnisse behält sie für sich. Wenn, spricht sie nur mit ihrer Mutter darüber. Beldners Strategie war stets: Rassismus überhören oder ihn kleinreden. „Bis zu diesem Sommer hat das bestens funktioniert.“ Doch „Black Lives Matter“ hat ihre heile Welt aus den Fugen gebracht: „Auf einmal fragten mich alle nach meiner Meinung zum Thema Rassismus, und ich realisierte: Wenn alle schweigen, so wie ich, wird sich nie etwas verändern“, sagt Beldner. Angélique Beldner spricht mit engen Familienangehörigen erstmals über ihre Hautfarbe und macht dabei auch schmerzhafte Erfahrungen.

Mi., 30. Jun · 07:25-07:55 · HR
Die Kinder der Villa Emma

Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg suchen jüdische Kinder Zuflucht vor der Deportation. Drei Jahre lang irren sie in Europa umher, dann finden sie ausgerechnet im faschistischen Italien in der „Villa Emma“ einen sicheren Platz. Dank der Solidarität und des Mutes der Bevölkerung überleben die Kinder, auch als Norditalien durch Wehrmacht und SS besetzt wird. Schließlich gelingt ihnen die Flucht in die Schweiz. Und endlich, noch einmal drei Jahre später, können sie zu ihrem eigentlichen Ziel aufbrechen: Richtung Palästina.

Mi., 30. Jun · 14:30-16:00 · HR
So ein Schlamassel

Eigentlich müsste Jil im siebten Himmel schweben, hat sie in dem Landschaftsarchitekten Marc doch endlich die große Liebe gefunden. Es gibt da nur ein klitzekleines Problem: Marc ist kein Jude, und Jils strenggläubige jüdische Familie würde es niemals akzeptieren, dass sie einen „Goi“, einen Nichtjuden, heiratet. Da hilft nur eines: Marc, Sohn einer bürgerlichen deutschen Familie, muss so tun, als sei er ebenfalls Jude. Nach einem Schnellkurs in Sachen Traditionen und Gebräuche scheint das auch ganz gut zu funktionieren. Jils Familie ist von dem neuen Freund hellauf begeistert. Doch dann fliegt der Schwindel ausgerechnet während einer großen Bar-Mizwa-Feier auf – und Jil muss sich entscheiden. – Mit viel Humor, aber nicht ohne ernste Untertöne, erzählt der Familienfilm „So ein Schlamassel“ von einem Zusammenprall der Kulturen und deutsch-jüdischen Vorbehalten. Zum prominenten Ensemble gehören Natalia Avelon, Johannes Zirner, August Zirner, Michael Mendl und Marianne Sägebrecht.

Mi., 30. Jun · 17:50-18:30 · arte
Israel, der Norden – Küste und Berge

Der Norden Israels erstreckt sich von Tel Aviv, entlang der Mittelmeerküste, bis zur libanesischen Grenze – und im Landesinneren über den See Genezareth bis in die Golanhöhen. Ein Streifzug durch bizarre Höhlenlabyrinthe und eine fruchtbare Kulturlandschaft überrascht mit spektakulären Wildtieren, unbekannten historischen Orten und Forschern, die sich mit Leidenschaft für den Erhalt der letzten Wildnisgebiete einsetzen. Metropolen wie Tel Aviv spiegeln die kulturellen Einflüsse auf ein Land wider, in das von der Staatsgründung 1948 bis heute Juden aus allen Teilen der Welt einwandern. Die ersten sind am großen Mittelmeerhafen in Haifa angekommen. In den vergangenen 70 Jahren hat sich die Hafenstadt zur Hightech-Metropole entwickelt. Der See Genezareth, von dessen Wundern die Bibel erzählt, ist heute der größte Trinkwasserspeicher des Nahen Ostens. Intensive Landwirtschaft auf fruchtbaren Böden macht die Gegend zum Brotkorb Israels. Doch wie in biblischen Zeiten bedrohen Insektenplagen die Ernte. Eine Herausforderung für Wissenschaftler, die auf innovative Weise gegen Schädlinge vorgehen. Druck auf die Landwirtschaft üben zudem Zehntausende Zugvögel wie Kraniche, Störche und Pelikane aus, die die Getreidefelder für einen Zwischenstopp ansteuern. Um natürliche Lebensräume zu erhalten, agieren Biologen als Vermittler zwischen Landwirten, Wildtieren und Tierfreunden. So haben Wölfe in den Golanhöhen eine Heimat gefunden, Klippschliefer erobern die Festungen von Kreuzrittern, Goldschakale bevölkern die Parks der Städte, und große Haiarten wandern ins Mittelmeer ein.

Mi., 30. Jun · 18:30-19:20 · arte
Israel, der Süden – Wasser und Wüste

Der Süden Israels erstreckt sich von Jerusalem über das Tote Meer und die Negev-Wüste bis nach Eilat am Roten Meer. Als David Ben-Gurion 1948 erster Ministerpräsident des jungen Landes wurde, hatte er die Vision, die Wüste zum Blühen zu bringen. Sonnenkollektoren und Solarkraft waren der Anfang. Ein Streifzug durch vielfältige, bizarre Landschaften überrascht mit unbekannten Orten und Pionieren wie Landwirten und Wissenschaftlern, die sich für das Leben in der Wüste entschieden haben. Sie verwandeln den trockenen Süden Israels in eine Hightech-Region. Heute sind israelische Farmer in der Lage, nicht nur ihr eigenes Land mit Gemüse und Früchten zu versorgen, sondern sogar Überschuss zu produzieren, den sie nach Europa exportieren. Die Geschichte zeigt aber auch, dass die Wüstenbewohner schon vor mehr als 5.000 Jahren innovativ waren: Im Timna Park, einer der spektakulärsten Wüstenlandschaften der Erde, wurde mit den ersten Kupferminen der Welt das Metallzeitalter eingeläutet. Die Wüste ist ein kreativer, lebenswerter Ort und bietet trotz intensiver Nutzung immer noch viel Platz für Wildnis und seltene Tiere. In unberührten Gegenden sind Wölfe, Hyänen und Sandfüchse unterwegs – und bedrohte Tierarten wie die Oryx-Antilope werden wieder angesiedelt. Geologisch gibt der Ostafrikanische Grabenbruch, der sich über das Tote Meer durch eine Kraterlandschaft bis ans Rote Meer zieht, die Route vor, auf der jedes Jahr Millionen Zugvögel von Afrika nach Europa und zurückfliegen. Und am Roten Meer kämpfen Forscher für den Erhalt eines der längsten intakten Korallenriffe der Erde.