Die neuen Fernsehtipps

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Vom 1. bis 15. Juni 2021…

Di., 1. Jun · 01:05-02:35 · NDR
The Voice of Peace – Der Traum des Abie Nathan

Ein Mann – und sein Traum von einer heilbaren Welt. So könnte die Überschrift über dem Leben des außergewöhnlichen Friedensaktivisten Abie Nathan (1927 bis 2008) aus Tel Aviv lauten. Abie Nathan, ehemaliger Kampfpilot und später überzeugter Pazifist, lebte nach dem Motto: „Sei du selbst die Veränderung, die du in der Welt sehen willst.“ Mit einer Handvoll Freiwilliger machte er sich auf in die Krisenregionen seiner Zeit: Naturkatastrophen, Hungersnöte, Kriegsschäden. Abie Nathan verließ sich nicht auf Organisationen, sondern mobilisierte Freiwillige und Sponsoren, half spontan und unbürokratisch. Sein persönlicher Charme und die Leidenschaft für seine Sache öffneten ihm die Türen bei damals prominenten Künstlern und Staatsmännern. Mit ungewöhnlicher Direktheit und überraschenden Gesten setzte er maßgeblich den Aussöhnungsprozess zwischen der arabischen Welt und Israel in Gang. Legendär ist sein Piratensender „The Voice of Peace“, der von 1973 bis 1993 „von irgendwo im Mittelmeer“ neben moderner Popmusik Friedensbotschaften in den Mittleren Osten sendete. Unterstützt von internationalen Musikgrößen jener Zeit: John Lennon, George Harrison, Gloria Gaynor, Joan Baez oder Peter „Pete“ Seeger. Abie Nathan hatte jedoch immer mehr als Israel im Blick: Ihm ging es um die ganze Welt und um jeden einzelnen Menschen darauf. Anlässlich seines Einsatz bei der Hungersnot im afrikanischen Biafra (1969) sagte er in einem Interview: „Es ist einfach die Pflicht eines jeden menschlichen Wesens, hierher zu kommen und zu helfen.“ Yoko Ono, Zubin Mehta, Michael Caine, Shimon Peres, Daniel Barenboim, viele Prominente, internationale Weggefährten aus Politik und Kultur: Mit ihren Erinnerungen und Einschätzungen entreißt der vielfach ausgezeichnete Dokumentarfilmregisseur Eric Friedler (u. a. „Aghet – Ein Völkermord“, „Der Sturz“, „Ein deutscher Boxer“) Abie Nathan dem Vergessen und entdeckt für die Nachgeborenen nicht nur einen großen Freund der Menschen, sondern auch einen unermüdlichen Ideenproduzenten, charmanten Bohemien und einfallsreichen Unternehmer. Denn es war Lebemann Abie Nathan, der den Hamburger nach Israel brachte und sein Lokal Café California war quirliger Treffpunkt für die junge, angesagte Szene der wachsenden Metropole Tel Aviv. Eric Friedler folgt filmisch mit einem innovativen Einsatz von dokumentarischen Fotos und sorgsam recherchierten Archivbildern der verschlungenen Biografie von Abie Nathan quer über den Erdball. Begleitet von dem begeisternden Sound der Musik der 1960er-, 1970er- und 1980er-Jahre zeigt der Film die vielen Wendungen eines Ausnahmelebens: Im Jahr 1966 flog Abie Nathan in einer spektakulären Aktion mit seinem Privatflugzeug „Shalom 1“ nach Port Said und raubte dem im Kriegszustand mit Ägypten lebenden Israel den Atem – zurückgekehrt wurde er prompt verhaftet. Silvester 1976 verbrachte Abie Nathan mit seinem Radioschiff auf dem Suezkanal, damals ein krimineller Akt für einen israelischen Staatsbürger. Ins Gefängnis kam er jedoch erst wieder 1991, als er sich mit PLO-Chef Arafat traf. Drei Jahre später erhielt Shimon Perez gemeinsam mit Arafat übrigens den Friedensnobelpreis. Politpoet, Menschenfreund und Musikfan: Gerade heute ist Abie Nathans Leben eine Inspiration für unsere komplexe, verwundete Welt. Eric Friedler dazu im Interview: „Abie wäre heute sicher längst in Syrien, auf den Philippinen oder auf Lampedusa.“

Di., 1. Jun · 07:50-08:25 · WDR
Planet Schule: Auch Leben ist eine Kunst – Der Fall Max Emden

In den 1920er Jahren machte der jüdische Geschäftsmann Max Emden mit Kaufhäusern wie dem KaDeWe, oder dem Oberpollinger ein Vermögen und gehörte zu den bedeutendsten Mäzenen Hamburgs. Am Lago Maggiore führte er ein glamouröses Leben mit schellen Booten und schönen Frauen, doch der lange Arm der Nazis erreichte ihn auch dort – Emden verlor alles. Bis heute kämpfen seine Erben vergeblich für eine angemessene Entschädigung.

Di., 1. Jun · 18:45-19:30 · NDR
DAS! Gast: Igor Levit, Pianist

Mitreißend, streitbar, intensiv: Der Pianist Igor Levit zählt zu den internationalen Popstars der Klassikszene. Ein genialer Musiker, der weltweit seine Fans begeistert. Vor allem aber ist Levit auch ein Mann mit Haltung. Er ist politisch, engagiert sich für Menschenrechte und Klimaschutz, erhebt im Netz seine Stimme gegen Rassismus und Antisemitismus und erlebt deswegen auch Anfeindungen. 2020 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz und der „Gabe der Erinnerung“ des Internationalen Auschwitz Komitees geehrt. Mitreißend, streitbar, intensiv: Pianist Igor Levit zählt zu den internationalen Popstars der Klassikszene. Ein genialer Musiker, der weltweit seine Fans begeistert. Vor allem aber ist Levit auch ein Mann mit Haltung: Er ist politisch, engagiert sich für Menschenrechte und Klimaschutz, erhebt im Netz seine Stimme gegen Rassismus und Antisemitismus – und erlebt deswegen auch Anfeindungen. 2020 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz und der „Gabe der Erinnerung“ des Internationalen Auschwitz Komitees geehrt. Statt seiner Auftritte rund um den Globus in ausverkauften Konzertsälen musste Levit sich in der Pandemie künstlerisch neu finden. Mit gestreamten Hauskonzerten aus seinem Wohnzimmer erreichte Levit im Internet ein weltweites Publikum. In einem musikalischen Marathon spielte er 16 Stunden lang die „Vexations“ von Erik Satie und machte damit auf die Situation der Künstlerinnen und Künstler in der Corona-Zeit aufmerksam. Sein neues Buch „Hauskonzert“, geschrieben mit Florian Zinnecker, ist eine Annäherung an den „Jahrhundertpianisten“ und seine persönliche und politische Rückschau auf das vergangene Corona-Jahr – auf das Igor Levit natürlich auch auf dem Roten Sofa zurückblicken wird und er wird auch erzählen, warum er künftig keine öffentlichen Konzerte mehr streamen möchte.

Di., 1. Jun · 23:45-01:20 · WDR
Der Staat gegen Fritz Bauer

Fritz Bauer ist Generalstaatsanwalt und hat sein Leben der Jagd auf NS-Verbrecher verschrieben. Sein größter Fall: Adolf Eichmann. Bauer sieht den Fall schon als hoffnungslos an, als ihn ein Brief erreicht. Ein Mann behauptet, Adolf Eichmann in Argentinien aufgespürt zu haben. Bauer kontaktiert den israelischen Geheimdienst Mossad, der den Spuren aber nur halbherzig nachgeht. Sie versprechen, eine Ermittlung einzuleiten, sollte Bauer eine zweite Quelle auftun. Ein spannender Film über den mutigen Juristen, der einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der deutschen NS-Vergangenheit leistete. Im Deutschland der Nachkriegszeit ermittelt der hessische Generalstaatsanwalt gegen flüchtige NS-Verbrecher. Er ist ein Kämpfer, steht doch ein Großteil der Bevölkerung seiner Arbeit ablehnend gegenüber. Und auch die Behörden sind durchsetzt von Nationalsozialisten. Selbst in seiner eigenen Abteilung verschwinden immer wieder Akten, scheint seine Arbeit sabotiert zu werden. Als Bauer einen Hinweis darauf erhält, dass Adolf Eichmann sich in Argentinien aufhält, ist es zunächst unklar, wie er den SS-Offizier nun dingfest machen und vor Gericht stellen soll. Zu groß sind seine Befürchtungen, dass Eichmann gewarnt wird und erneut untertaucht. Und tatsächlich ist ihm der BND auf den Fersen und versucht Näheres über den Stand seiner Recherchen zu erfahren. Bauer beschließt, sich an den Mossad, den israelischen Geheimdienst, zu wenden. Allerdings nur unter der Bedingung, dass Eichmann später nach Deutschland ausgeliefert wird, um hier vor Gericht gestellt zu werden. Bauer will eine öffentliche Auseinandersetzung mit den Verbrechen während der NS-Zeit. Der Mossad ist nach einer oberflächlichen Untersuchung zunächst skeptisch. Sie bestehen auf eine zweite Quelle, bevor sie eine tatsächliche Ermittlung einleiten. Bauer ist außer sich, ist er doch überzeugt davon, auf der richtigen Fährte zu sein. In seinem jüngeren Kollegen Karl Angermann findet Bauer wider Erwarten einen Verbündeten. Als er von dessen ungewöhnlich geringem Strafmaß in einem Paragraf 175-Fall, einem Verstoß gegen das Verbot von Homosexualität, erfährt, fasst er Vertrauen zu dem jungen Mann. Doch auch Angermann gerät schnell ins Fadenkreuz der Behörden.

Mi., 2. Jun · 00:00-00:45 · HR
Tödlicher Hass – Der Mordfall Walter Lübcke

Der Schuss fiel aus nächster Nähe. Auf der Terrasse seines Wohnhauses wird der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke in der Nacht zum 2. Juni 2019 getötet. Vor Gericht wird demnächst die Tat verhandelt, aber es geht um mehr. Die Recherchen zu diesem Film zeigen, der Hauptverdächtige Stephan E. und sein mutmaßlicher Komplize Markus H. waren fest mit der rechtsextremen Szene verbunden. Die Dokumentation “ Tödlicher Hass – Der Mordfall Walter Lübcke“ leuchtet die Vorgeschichte der Tat und die Reaktionen darauf aus. Sie gibt Einblick in die Biografie des Hauptverdächtigen, stellt drängende Fragen: Warum war der mutmaßliche Täter vom Radar der Verfassungsschützer verschwunden, während er offensichtlich Teil der extrem radikalen Kasseler Neonaziszene war? Wie sehr steht der Mord am Politiker Walter Lübcke für eine Stimmung in der Gesellschaft, in der Hemmschwellen sinken und zunehmend rote Linien überschritten werden? Der Film spürt der Frage nach, wie der mutmaßliche Lübcke-Mörder, aber auch die Täter von Halle und Hanau sich ermutigt fühlen konnten von rechten Netzwerkern, die ihre Verschwörungstheorien von der Bedrohung der „weißen Rasse“ verbreiten und vor „Umvolkung“ warnen. Das Netz dient ihnen als Resonanzraum für Hass und Hetze. Den Kasseler Regierungspräsidenten Lübcke brandmarkten Neonazis und Rechtspopulisten dort als „Volksverräter“. „Die Bedrohung von rechts ist nicht neu, sie hat sich allerdings verändert“, so beschreibt BKA-Präsident Münch die Sicht der Ermittler auf die Eskalation rechter, rassistischer Gewalttaten. Die rechte Szene finde heute Akzeptanz und Anknüpfungspunkte bis in die Mitte der Gesellschaft. Der Mord am Regierungspräsidenten Walter Lübcke wird vor Gericht verhandelt. Die ARD-Dokumentation richtet den Blick auch auf die Mitverantwortung jener, die nie vor Gericht stehen werden.

Mi., 2. Jun · 10:30-11:30 · PHOENIX
phoenix plus: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Seit mindestens 1700 Jahre leben Juden nachweislich im Gebiet des heutigen Deutschlands. Darauf weist ein Dekret des römischen Kaisers Konstantin aus dem Jahr 321 hin, dass es Juden erlaubte, in Ämter der Kurie der Stadt Köln gewählt zu werden. Jüdinnen und Juden prägten dabei über alle Jahrhunderte hinweg Politik, Kultur und die Gesellschaft hierzulande. Dieses reiche Erbe wurde in der Shoa fast völlig ausgelöscht. Es scheint wie ein Wunder, dass jüdisches Leben in Deutschland heute wieder blüht. Die jüdischen Gemeinden sind plural und vielschichtig. Das wird auch im diesjährigen Festjahr 1700 Jahre Jüdisches Leben deutlich. Reporter Marlon Amoyal ist unterwegs in Köln und Frankfurt und trifft u.a. Bettina Levy, Vorstand der Synagogengemeinde Köln, Elisa Klapheck, Rabbinerin des Egalitären Minjan in Frankfurt am Main, den Gründer des jüdischen Karnevalvereins „Kölsche Kippah Köpp, Aaron Knappstein, den Erfinder der Balkan-Beats Shantel, dessen jüdisch-griechischen Vorfahren ihm zum Titelsong des Festjahres „We are the kids of the diaspora“ inspiriert hat, die israelische Schriftstellerin Lizzie Doron und viele mehr. Des Weiteren zeigt eine Kurz-Reportage in der Reihe „7 aus 1700“, wie sich zwei Nachfahren in Berlin auf Spurensuche nach dem Leben ihrer Urgroßmutter, der früheren UFA-Schauspielerin Camilla Spira begeben.

Mi., 2. Jun · 22:15-23:15 · RBB
Dutschke – Schüsse von Rechts

Am 11. April 1968 wird in West-Berlin ein Attentat auf Rudi Dutschke verübt. Er gilt als Wortführer und Symbolfigur der gesellschaftskritischen, linksgerichteten Studentenbewegung. Als Hassfigur rechter Medien und der Neonazis steht er wie kein Zweiter für die Radikalisierung einer antiautoritären Bewegung. Dutschke überlebt die Schüsse schwerstverletzt, das Attentat löst die größten politischen Unruhen in der noch jungen Bundesrepublik aus. Mit dem Dokudrama „Dutschke – Schüsse von Rechts“ zeigen die preisgekrönten Autoren Cordt Schnibben und Peter Dörfler, wie sich die westdeutsche Gesellschaft damals spaltete und wie diese Spaltung eine Spirale der Gewalt in Gang setzte, die in dem Attentat auf Dutschke mündete: die Genesis einer Eskalation. Der Tod des Studenten Benno Ohnesorg, der am 2. Juni 1967 auf einer Demonstration von einem Polizisten erschossen wurde, markierte den Wendepunkt. Bisher galt Rudi Dutschke als Opfer eines geltungssüchtigen, kriminellen Einzelgängers. Die Autoren liefern hier nun einen neuen Blick auf den Mordanschlag. Der Attentäter Josef Bachmann war Teil der Neonazi-Szene im niedersächsischen Peine, nahm dort an Schießübungen teil. Beim Waffenhändler der rechtsradikalen Gruppe besorgte er sich Pistolen und Munition und verübte mit ihnen Anschläge auf die innerdeutsche Grenze. „Dutschke – Schüsse von Rechts“ dokumentiert, wie schon damals die Unterschätzung des Rechtsterrorismus die Arbeit von Polizei und Gerichten prägte. Auf Grundlage von bisher unbekanntem Archivmaterial und selten ausgewerteten Akten beschreibt der Film, wie Attentäter Bachmann sich in der Zeit vor dem Mordversuch auf Rudi Dutschke in der militanten Neonazi-Szene seines Wohnorts bewegte. Die Autoren gehen u.a. der Frage nach, warum die Ermittlungsbehörden in Niedersachsen zwar Bachmanns Waffenlieferanten verhörten, aber Bachmanns neonazistisches Umfeld im Gerichtsverfahren keine Rolle spielte. Neben Zeitzeugen wie unter anderem Knut Nevermann, Rainer Langhans, Stefan Aust, Barbara Sichtermann, Peter Wensierski, Thomas Giefer, Bahman Nirumand und Gretchen Dutschke liefert Rudi Dutschke selbst die wichtigste Beschreibung seiner Person. Mit zahlreichen, teils selten gezeigten Originalszenen und aus Tagebucheintragungen und Reden destillieren die Autoren eindringlich seine Sicht auf die Ereignisse, die im Laufe eines Jahres zu den Schüssen auf ihn führten.

Do., 3. Jun · 18:45-19:15 · SWR
Eine jüdische Biographie – Richard Bermann erinnert sich

Fast ein Vierteljahrhundert hat Richard Bermann die Synagogengemeinde im Saarland geführt. Anlässlich seines 80. Geburtstags im Juli sendet der Saarländische Rundfunk ein Porträt. Der 30-minütige Dokumentarfilm erzählt eine außergewöhnliche Lebensgeschichte: Richard Bermann wurde in Frankreich geboren, denn seine Eltern ahnten nach der Saarabstimmung 1935, wie gefährlich das Leben unter den Nationalsozialisten für sie werden würde. Mehrere Jahre lebte die Familie versteckt in Südfrankreich. Nach dem Krieg kehrte die Familie in das Saarland zurück – und musste erfahren, dass fast alle Verwandten in Auschwitz ermordet worden waren. Richard Bermann wurde zu einem unerschrockenen Mahner und Kämpfer gegen Antisemitismus, aber auch zu einem Versöhner. Er hat die Erinnerungsarbeit zu seiner Lebensaufgabe gemacht. Über viele Jahrzehnte hat er sich für das namentliche Gedenken der ermordeten saarländischen Juden eingesetzt. Mit großer Sorge schaut er auf den wieder erstarkenden Antisemitismus in Deutschland. Nur eine entschlossene staatliche Politik gegen Hass und Antisemitismus und der permanente Dialog von Juden und Nicht-Juden ist für ihn der Weg der Zukunft.

Fr., 4. Jun · 12:00-12:30 · 3sat
puzzle – Viele Kulturen – ein Land

Themen u.a.: Lena Gorelik: „Wer wir sind“ Die Münchner Autorin Lena Gorelik beschreibt in ihrem neuen autobiografischen Roman „Wer wir sind“, dass die Identität gerade im Zwiespalt zwischen Stolz und Scham, Eigensinn und Anpassung, Fremdsein und allem Dazwischen stark wird. Die Autorin kam als Elfjährige mit ihrer Familie aus Sankt Petersburg nach Deutschland – sie waren „jüdische Kontintgentflüchtlinge“. Dokumentarfilm „Schwarze Adler“ Rassismus ist präsent. Im Dokumentarfilm „Schwarze Adler“ von Regisseur Torsten Körner erzählen schwarze Spielerinnen und Spieler der deutschen Fußballnationalmannschaft ihre Geschichten. Welchen Weg haben sie hinter sich? Welchen rassistischen Anfeindungen waren sie ausgesetzt? Wie war es für sie, das deutsche Nationaltrikot zu tragen? „Schwarze Adler“ wird im Juni im ZDF gesendet. Identität und Identitätspolitik „Ist die Welt für Menschen wie mich entworfen?“ Diese Frage stellt die Politologin und Autorin Emilia Roig in ihrem Buch „Why we matter“ und meint damit Menschen, die aufgrund ihrer Herkunft und Hautfarbe nicht zur Mehrheitsgesellschaft zugehörig gesehen werden. – Gespräch mit der Autorin.

Fr., 4. Jun · 19:30-20:00 · BR
Koscher kochen mit Ali und Adnan

Ali und Adnan stehen einmal nicht gemeinsam am Grill, sondern am Herd. Im Jubiläumsjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ taucht das Duo ein in eine besondere kulinarische Welt und stellt sich im Münchner Restaurant Einstein der Herausforderung des koscheren Kochens. Was braucht es, um ein koscheres Gericht zu zaubern? Ali und Adnan stehen einmal nicht gemeinsam am Grill, sondern am Herd. Im Jubiläumsjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ taucht das Duo ein in eine besondere kulinarische Welt, dem koscheren Kochen. Im Restaurant Einstein stellen sich Ali und Adnan der Herausforderung. Wie immer ist Adnan zuständig für das Beschaffen der Zutaten. Im koscheren Feinkostladen Danel kauft er nicht nur Tahini und Pistazien, sondern erfährt dabei von der sympathischen Tia Saron einiges über koschere Produkte und kann den berühmten „gefillte Fisch“ probieren. Obst und Gemüse sind von Grund auf koscher, deshalb kann Adnan es überall kaufen. Am Elisabeth Platz gibt genug davon und nebenbei kann Adnans jüdischer Freund Ben vom israelischen Streetfoodstand erzählen, wie das Leben in Deutschland aus seiner Sicht so ist. Geht es ihm vielleicht ähnlich wie Adnan? Fragen ihn die Menschen auch jedes Jahr, ob er Weihnachten feiert? Im Restaurant Einstein wartet schon der Restaurantleiter Yaacov Sellem auf die beiden. Nach einer kurzen Einführung stürzen sie sich in das Abenteuer koscher Kochen. Schon schnell sind die drei ein gutes Team. Zwischen frischem Gemüse und spannenden Geschichten entstehen schon bald himmlischer Hummus, zartes Rind sowie feiner Salat.

Sa., 5. Jun · 01:00-01:45 · ZDF
Unsere Mütter, unsere Großmütter. Frauen im Krieg

Waren sie Opfer, Mitläuferinnen oder gar mitschuldig? Private Filmaufnahmen und Tagebücher zeigen das Leben von Frauen im Zweiten Weltkrieg jenseits der NS-Propaganda. Wie sah ihr Alltag damals aus, was hat der Krieg aus ihnen gemacht? Waren Frauen wirklich so angepasst, fügsam und fruchtbar, wie es die Naziideologie vorschrieb? „ZDF-History“ schildert fünf Frauenschicksale im Zweiten Weltkrieg. „Kein Gruß, kein Lebenszeichen. Meine Sorge um dich, mein Herzlieb, wird immer größer. Du musst einfach wiederkommen. Wir brauchen dich doch so notwendig“, schreibt Luise Stieber aus Stuttgart an ihren Mann Paul. Der gilt seit 1943 als vermisst. Luise bangt um sein Wohlergehen, muss sich allein um den Familienbetrieb und die Kinder kümmern – wie Millionen andere Frauen in diesen Kriegsjahren. Der Krieg zerreißt Familien, macht Frauen zu Alleinerziehenden und lässt sie oftmals verzweifeln. Das offenbaren Tagebücher und Briefe wie von Luise Stieber oder Ilse Schünemann aus Meerane. Die fünffache Mutter und Arztfrau ist überzeugte Nationalsozialistin. Als der Krieg ausbricht, ist es für sie selbstverständlich, dass auch ihre drei Söhne an die Front ziehen. Doch ihre Illusionen zerbrechen; zwei Söhne fallen, und als der Krieg verloren ist, nimmt sich Ilse Schünemann das Leben und tötet auch ihre Töchter Heidi und Andrea. „Ohne Deutschland kann ich nicht leben und habe den Mädels das Leben gegeben und darf es ihnen auch nehmen“, schreibt sie in einem ihrer letzten Briefe. Lona von Lieres, adlige Gutsherrin aus Oberschlesien, verliert durch den Krieg nicht nur ihre Überzeugungen, sondern auch ihren ältesten Sohn, ihr Leben auf Schloss Golkowitz und ihre Heimat. Die Hobby-Filmerin hat den Alltag und das Familienleben in bewegten Bildern festgehalten – einzigartige Filmaufnahmen einer untergegangenen Welt. Erika Ohr, Schäferstochter aus dem Hohenloher Land, gehört zu den vielen Frauen, die sich freiwillig zum Kriegseinsatz melden. Rund 500 000 Frauen dienen als Wehrmachtshelferinnen, 400 000 als Krankenschwestern beim Roten Kreuz. Erika Ohr hofft, dem ländlichen Dasein zu entfliehen, doch in der Ukraine wird sie mit der grausamen Kriegswirklichkeit konfrontiert. Das Beispiel von Ruth Andreas-Friedrich aus Berlin zeigt, dass es auch in der NS-Diktatur möglich war, ein Leben jenseits der Naziideologie zu führen. Die geschiedene Journalistin und Hitlergegnerin schart eine Gruppe Gleichgesinnter um sich, die sich „Onkel Emil“ nennt und jüdischen Verfolgten hilft, zu überleben. Diese Schicksale stehen stellvertretend für das Leben von Millionen Frauen damals in Deutschland.

Sa., 5. Jun · 20:15-21:00 · ARD-alpha
Die Pest, die Angst und der Schatz von Erfurt

Ein kostbarer Schatz, wie er nie zuvor in Deutschland gefunden wurde, ist der Anfang einer Spurensuche, an deren Ende ein grauenhaftes Verbrechen steht: mehr als 700 Gegenstände aus Gold und Silber, über 3.000 Silbermünzen und aufwändig gearbeiteter Familienschmuck. Erst 1998 wurde der Schatz von Erfurt per Zufall bei Bauarbeiten in der Innenstadt wiedergefunden. Was hat es mit diesem einmaligen Fund auf sich? Der Schatz war einst im Besitz des Erfurter Kaufmanns Kalman von Wiehe. Als Mitglied der jüdischen Gemeinde fühlte er sich wohl in Erfurt. Bis zum Jahr 1349 – ein Jahr, das die Geschichte der Stadt für immer verändern sollte. Angst herrscht in der Stadt, denn die Pest bedroht die Bevölkerung. In dieser aufgeheizten Stimmung suchen Scharfmacher nach Schuldigen für den drohenden „Schwarzen Tod“ – und finden sie: in den Juden. Am 21. März 1349 wird fast die gesamte jüdische Gemeinde Erfurts von den Stadtbürgern ermordet. Wie kam es zu diesem schrecklichen Pogrom? Welche Rolle spielte der Kaufmann Kalman von Wiehe? Hat er den Erfurter Schatz vergraben, weil er ahnte, was auf ihn zukommt? Der Film „Die Pest, die Angst und der Schatz von Erfurt“ zeichnet die dramatischen Tage aus dem Jahr 1349 nach. Wer waren die Anführer des Mobs? Was waren ihre Motive? Wie kann es sein, dass an einem Tag in einer Stadt über 1.000 Menschen getötet werden? Erhalten gebliebene Verhörprotokolle nennen die Namen von Mördern und Opfern – die Dokumentation erzählt ihre Geschichte.

So., 6. Jun · 14:00-14:30 · SWR
Geschichte weitererzählen – Der Rabbiner Schlomo Rülf

80 Jahre nach der Auswanderung des Saarbrücker Rabbiners Friedrich Salomon Rülf nach Palästina erzählt seine Tochter Yedida ihrem Enkel Yehuda von seinem Urgroßvater. In seiner neuen Heimat Israel hat er mitgeholfen, das Schulwesen für eine freie jüdische Jugend aufzubauen. Friedrich Salomon Rülf wurde 1896 in Braunschweig geboren. Nach dem Studium und Promotion in Breslau war Rülf im Ersten Weltkrieg Feld-Hilfsrabbiner. 1929 kam er als Rabbiner der jüdischen Gemeinde nach Saarbrücken. Das Saargebiet unterstand damals einer Regierungskommission des Völkerbunds. „Im Land herrschte eine Atmosphäre der Internationalität“, schrieb Rülf später in seiner Autobiografie. Dennoch kam es schon vor der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler zu antisemitischen Ausschreitungen, die sich im Abstimmungskampf in brutaler Gewalt äußerten. Rülf setzte sich beim Völkerbund für die Jüdinnen und Juden an der Saar ein und wurde Mitinitiator des „Römischen Abkommens“: Es beinhaltete, dass jüdische Emigrantinnen und Emigranten nach der Rückgliederung an Hitler-Deutschland bis März 1936 ihr Vermögen mitführen konnten. Er selbst fand mit Frau und fünf Kindern in Nahariya eine neue Heimat und baute dort eine moderne Gesamtschule auf. Die SR-Dokumentation geht mit Rülfs Tochter auf Spurensuche.

Mo., 7. Jun · 00:50-02:20 · HR
Die Siedler der Westbank

Seit Israels entscheidendem Sieg im Sechstagekrieg im Jahr 1967 haben sich israelische Bürger in den besetzten Gebieten des Westjordanlandes angesiedelt. Der Dokumentarfilm „Die Siedler der Westbank“ zeigt ungewöhnliche Einblicke in das Leben der Pioniere der Siedlerbewegung und einer schillernden Gruppe von jungen radikalen Siedlern. Es ist eine eindringliche Betrachtung der umstrittenen Bewegung, die gewaltigen Einfluss auf die Zukunft der Schicksalsgemeinschaft von Israel und Palästina hat. Zwischen 1948 und 1967 lebten keine Juden im historischen Kernland Judäa und Samaria, heute ist das Gebiet Heim von Hunderttausenden jüdischen Siedlern, die fast so unterschiedlich in Ansichten, Herkunft, und sozioökonomischem Status sind wie die restliche israelische Gesellschaft. Wie konnte das geschehen? Was hat sie dorthin gezogen? Die Geschichte der israelischen Siedlungen im Westjordanland ist ein äußerst wechselhafter Prozess. Während die frühen Siedler sich noch gegen den erklärten Widerstand der israelischen Regierung aus religiöser Überzeugung in Samaria und in Hebron niederließen, gewannen die Siedler über die Jahrzehnte hinweg zunehmend an Bedeutung und politischem Einfluss. Für ihre Unterstützung der Siedlerbewegung wird die israelische Regierung international heftig kritisiert. Die Siedlungen gelten vielen als Haupthindernis im Friedensprozess. Über die Besatzung und über das Siedlerphänomen wurde schon oft berichtet, aber diese Berichterstattung konzentrierte sich auf die Auswirkungen und nur selten auf die ideologischen und historischen Kräfte, die zur Entstehung der Siedlungen auf der Westbank führte. Dies tut diese Dokumentation. Vor allem aber gelingt in diesem Film eine ungewöhnlich intime Innensicht einer sonst nach außen abgeschotteten Gemeinschaft. In einem jahrelangen Prozess ist es dem renommierten israelischen Dokumentarfilmemacher Shimon Dotan gelungen, mit unterschiedlichsten Siedlern ins Gespräch zu kommen. Sie erzählen offen von ihren Visionen, ihrem Leben und ihrer Zukunftsvorstellung. Dem Dokumentarfilm „Die Siedler der Westbank“ gelingt eine umfassende Verknüpfung von Historie und aktuellen Schlagzeilen. Radikale, Idealisten, messianische Fanatiker, wahre Glaubensanhänger und politische Opportunisten treffen aufeinander – an der Erdbebenlinie des uralten Konfliktes stehen sie Auge in Auge mit der Geschichtsschreibung und im Konflikt mit dem Selbstverständnis Israels als moderne Demokratie.

Mo., 7. Jun · 07:20-07:50 · WDR
Planet Schule: Die Juden 1/6

Die erste Folge führt zurück zu den Ursprüngen des jüdischen Volkes in Ägypten und schildert den Mythos vom Exodus, dem Weg ins „Gelobte Land“. Die erste jüdische Nation entsteht, die zunächst von Richtern, dann von legendären Königen wie David und Salomo regiert wird. Auch im Kampf gegen übermächtige Gegner gibt der Glaube an den einen Gott dem jüdischen Volk immer wieder Halt. Nach Ende des babylonischen Exils ziehen die Juden zurück in ihre Heimat und bauen Jerusalem zu einem reichen und prächtigen Zentrum auf. Die Tora, die fünf Bücher Mose, wird niedergeschrieben. Bis heute ist sie Mittelpunkt jüdischen Glaubens.

Mo., 7. Jun · 07:50-08:20 · WDR
Planet Schule: Die Juden 2/6

Die Unabhängigkeit Judas dauert nur kurze Zeit und wieder wird das Land von mächtigeren Völkern erobert. Auf Alexander den Großen und seine Erben folgen die Römer. Dem von den Römern eingesetzten König Herodes gelingt es, das Land zu einen. Er errichtet einen Tempel, dessen Pracht in aller Welt gerühmt wird. Nach der Eroberung Jerusalems durch die Römer und der Zerstörung des Tempels ist für die Juden nichts mehr wie es war: Sie werden in alle Welt, in die Diaspora, zerstreut. Das Leben in der Fremde ist stets abhängig vom guten Willen und der Toleranz der jeweiligen Machthaber und der Bevölkerung. Doch auch die Juden haben großen Einfluss auf andere Kulturen. Als Volk ohne Land und religiöses Zentrum müssen die Juden neue Säulen für ihren Glauben finden. Sie werden zum Volk der Schrift. Neben der Tora entstehen Mischna und Talmud, die das Leben in der Diaspora regeln. Diese Schriften geben dem jüdischen Volk Zusammenhalt als religiöse Gemeinschaft für die nächsten Jahrhunderte.

Di., 8. Jun · 02:10-03:05 · arte
Milos Forman, ein freies Leben

„Milos Forman, ein freies Leben“ ist die Biografie des zweifach Oscar-prämierten tschechischen Filmemachers. Die Dokumentation schlägt einen weiten Bogen von Formans Jugend in der von Hitlerdeutschland besetzten und später unter kommunistischer Herrschaft geknebelten Tschechoslowakei, den ersten Auslandserfolgen mit tschechischen Nouvelle-Vague-Filmen bis hin zu seinem New Yorker Exil nach dem Prager Frühling und schließlich der internationalen Anerkennung. Mit exklusiven Bildern aus dem Familienarchiv zeichnet die renommierte tschechische Dokumentarfilmerin Helena Trestikova das Porträt eines unangepassten Regisseurs. Die Verschiedenartigkeit seiner Werke ist verblüffend, wenngleich sie alle einen gemeinsamen Nenner haben: nonkonforme Charaktere, wie etwa die Hippies in „Hair“, die Patienten einer Nervenheilanstalt in „Einer flog über das Kuckucksnest“ oder der non-fiktive Publizist eines bekannten Pornomagazins in „Larry Flynt – Die nackte Wahrheit“. Wie seine Helden war auch Milos Forman ein Außenseiter. Dennoch kreuzte sein Weg immer wieder den von herausragenden Persönlichkeiten: Vaclav Havel war sein Schulkamerad, Milan Kundera sein Literaturdozent, Jean-Claude Carrière sein Drehbuchautor und Michael Douglas sein Produzent. Roter Faden des Porträts ist Milos Formans Autobiografie, die er zusammen mit dem tschechisch-amerikanischen Schriftsteller Jan Novak schrieb. Der Rhythmus des Films folgt dem von Formans Leben: Lange Perioden der Frustration und des Stillstands wechseln sich ab mit dem rapiden Tempo der Ungeduld und des schnellen Umschwungs.
Foto oben: © Pavel Jiras

Di., 8. Jun · 07:20-07:50 · WDR
Planet Schule: Die Juden 3/6

Im frühen Mittelalter dringt der Islam auch in den Süden Europas vor. Die Juden auf der Iberischen Halbinsel arrangieren sich mit den neuen Machthabern. Zum ersten Mal seit langem leben sie wieder in einem kulturellen und wirtschaftlichen System. Das Zusammentreffen mit dem Islam beeinflusst sie nachhaltig. Doch die Zeiten sind nicht immer friedlich. Es kommt zu Übergriffen auf die jüdische Bevölkerung. Als die Christen das Land von den Muslimen zurückerobern, werden sie zunächst von den Juden als Befreier begrüßt. Doch die christlichen Könige Ferdinand und Isabella führen die Inquisition in Spanien ein. 1492 verlassen Hunderttausende Juden ihr Heimatland. Auf der Suche nach einer neuen Bleibe ziehen sie durch ganz Europa. Aufgrund ihrer Kenntnisse mehrerer Sprachen und Kulturen sind sie auch in ihrer christlichen Umgebung gefragt. Für einige wird die islamische Metropole Konstantinopel, das heutige Istanbul, zum sicheren Hafen. Hier können sie endlich wieder ihren jüdischen Glauben leben.

Di., 8. Jun · 07:50-08:25 · WDR
Planet Schule: Die Juden 4/6

Die Geschichte der Juden in Europa steht vor allem im Mittelalter in enger Verbindung zum Christentum. In vielen Ländern leben Juden zunächst in friedlicher Koexistenz mit ihrer christlichen Umgebung. Aufgrund ihrer überregionalen Kontakte spielen sie eine bedeutende Rolle für den Aufbau von Handelsbeziehungen und den Wissenstransfer im mittelalterlichen Europa. Doch Vorurteile und Misstrauen gewinnen die Oberhand. Während der Kreuzzüge richtet sich der Hass vieler Christen gegen die Andersgläubigen. In den nächsten Jahrhunderten werden Tausende Juden vertrieben oder ermordet.

Mi., 9. Jun · 07:20-07:50 · WDR
Planet Schule: Die Juden – 5/6

Als Verfolgungen und Pogrome den deutschen Juden, den Aschkenasim, das Leben schwer machen, wandern viele nach Tschechien und Polen aus. Zunächst sind sie dort willkommen, leben lange Zeit in Frieden und entwickeln ihre eigene, einzigartige Kultur. Doch auch hier werden sie wieder Opfer von Verfolgungen und müssen fliehen. Amsterdam wird zum neuen jüdischen Zentrum in Westeuropa – bis in die Neuzeit. In Berlin beginnt, was für Juden in aller Welt bis heute Bedeutung hat: Die jüdische Aufklärung und mit ihr die Emanzipation der Juden. Viele hoffen nun endlich auf Integration in die bürgerliche Gesellschaft.

Mi., 9. Jun · 07:50-08:25 · WDR
Planet Schule: Die Juden – 6/6

Die Integration der Juden in die bürgerliche Gesellschaft scheitert. Bleiben oder Auswandern wird zur Schicksalsfrage des Judentums Ende des 19. Jahrhunderts, nicht nur in Deutschland. Die 6. Folge erzählt von den Pogromen in Russland, die zur Massenauswanderung in die USA führen, und von der Geburt des politischen Zionismus. Zunächst glauben viele Juden in Mitteleuropa noch, dass Assimilation eine Lösung sei. Im Ersten Weltkrieg kämpfen sie Seite an Seite mit ihren christlichen Kameraden. Doch die Hoffnung erweist sich als Trugschluss. Unter den Nationalsozialisten gibt es für die Juden keine Zukunft mehr. Sechs Millionen Menschen werden auf grausame Weise ermordet. Einigen gelingt die Flucht in Länder wie die USA oder nach Israel. Viele besinnen sich hier wieder ihrer jüdischen Wurzeln.

Mi., 9. Jun · 09:30-10:00 · ARD-alpha
Religionen der Welt

Der 13-jähige Alon bereitet sich auf seine Bar Mizwa vor, bei der er zum ersten Mal während des Gottesdienstes vor der ganzen Gemeinde einen Gebetstext aus der Tora vorträgt. Jasmin, die Archäologiestudentin, entdeckt in einer Kiste Überreste einer Torarolle. Zusammen mit ihrem Professor findet sie eine Menge über die Geschichte des Judentums heraus. Avitall Gerstetter ist die erste Frau, die in Deutschland als Kantorin in einer jüdischen Gemeinde angestellt ist. Mit welchem Bewusstsein Kinder die Welt sehen, wird entscheidend von ihrer Religion geprägt – für einige ist dieses Leben nur eins von vielen, für andere der Schlüssel zum Paradies. Die Sendereihe zeigt anschaulich die Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam aus Sicht junger Gläubiger. Die Filme begleiten sie in ihrem Alltag, zeigen die Wurzeln und die Geschichte der Religion, die Werte und Weltbilder sowie die Bräuche und Riten.

Mi., 9. Jun · 20:15-21:00 · 3sat
Mein Körper, meine Liebe – Lesben, Schwule und Transgender

Schwule, Lesben und Transgender – immer mehr Menschen bekennen sich dazu, dass sie anders fühlen als ihr biologisches Geschlecht es nahelegt. Wie offen können sie heute ihre Sexualität ausleben? Erst vor 27 Jahren endete die Strafverfolgung von Homosexuellen. Heute sehen sich 7,4 Prozent der Deutschen als sexuelle Abweichler, als „queer“ – ein Spitzenwert in Europa. Ist die Gesellschaft toleranter geworden? Ist die Homo-Ehe mittlerweile akzeptiert? Die Dokumentation „Mein Körper, meine Liebe – Lesben, Schwule und Transgender“ zeigt Menschen, die abseits der sexuellen Norm leben: einen schwulen Fußballclub in München, ein lesbisches Paar in Zürich, einen schwulen Polizisten in Wien, eine transsexuelle Politikerin. Wie wichtig war für sie das Coming-out? Wo stoßen sie auf gesellschaftliche Grenzen? Was macht ihnen das Leben schwer? Benjamin und Chris aus Frankfurt beispielsweise sind seit über elf Jahren ein Paar. Die beiden konnten sich ganz offiziell das Jawort geben, denn seit 2017 ist in Deutschland die Ehe für alle erlaubt. Davon können Karin und Iris aus Zürich nur träumen. Sie haben zwei Kinder, doch eine gleichgeschlechtliche Ehe ist in der Schweiz noch immer verboten. In männerdominierten Berufen, in denen gern mal der Macho rausgelassen wird, haben es Homosexuelle nach wie vor schwer. Der schwule Wiener Polizist Dominique Schibler engagiert sich deshalb bei den „GayCopsAustria“. Der Verein sieht der sich als Anlaufstelle für schwule, lesbische und Transgender-Beamte, will Vorurteile innerhalb der österreichischen Polizei abbauen. Dominique berichtet von offenen und verdeckten Diffamierungen schwuler Polizisten im Berufsalltag. Wie schwer es die Gesellschaft jungen Menschen macht, zu ihrer sexuellen Identität zu finden, zeigt das Beispiel der jungen Helen, die in der niederrheinischen Provinz lebt. Sie hat sich ihrer Mutter per Brief geöffnet – zu groß war die Angst vor Ablehnung und Zurückweisung. Ihre Freundinnen in der Schule wussten da längst Bescheid. „Ein Coming-out ist wie einem Sprung vom Zehnmeterbrett. Jeder springt für sich allein“, sagt Experte Johannes Kram. Er hat das Buch „Ich habe nichts gegen Schwule, aber …“ geschrieben. Er fordert weitere spektakuläre „Coming out“-Aktionen, wie die kürzlich von 185 deutschen Schauspielern und Bühnenstars. Es muss noch eine Menge passieren, glaubt Kram. Noch immer ist „schwule Sau“ eines der beliebtesten Schimpfwörter auf deutschen Schulhöfen und in den Fußballstadien. Wie schwer es ist, gesellschaftliche Muster aufzubrechen, weiß auch Tessa Ganserer. Sie ist die erste deutsche Politikerin, die sich als transsexuell geoutet hat. Ganserer sitzt im bayerischen Landtag und muss Wähler für sich gewinnen. Sie will bald für ihre Partei Bündnis 90/Die Grünen in den Bundestag einziehen. Sie berichtet, wie sehr sie unter dem „falschen Leben“, dem früheren Versteckspiel, gelitten hat. In osteuropäischen Ländern wie Polen oder Ungarn wird die Lage für queere Menschen immer schwieriger. Kleinstädte und Gemeinden werden zu „LGBTQ-freien Zonen“ erklärt, Anfeindungen und Übergriffe auf „Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer“ nehmen zu. Könnte der neue Hass auf sexuelle Minderheiten auch auf uns übergreifen? Volker Wasmuth und Patrick Zeilhofer zeigen mit ihrer Dokumentation, wie Europa mit sexuellen „Abweichlern“ umgeht. Welche Hürden müssen Schwule und Lesben überwinden, welche Erfahrungen haben Transsexuelle gemacht? Sind wir auf einem guten Weg in eine offene, buntere Gesellschaft?

Mi., 9. Jun · 20:15-21:55 · arte
Der Name der Leute

Die junge Bahia, Tochter einer Französin und linken Politaktivistin und eines ehemals illegal nach Frankreich eingewanderten Algeriers, ist frech und spontan, hat immer einen flotten Spruch auf den Lippen und kämpft mit aufbrausender Leidenschaft gegen den zunehmenden Fremdenhass in ihrer französischen Heimat. Dazu nutzt sie die „Waffen der Frau“ und lockt rechtsradikale Männer ins Bett, um sie durch Sex zu missionieren. Arthur Martins Großeltern waren jüdische Griechen und wurden während des Zweiten Weltkriegs deportiert. Wegen der immer noch sehr präsenten Angst seiner Mutter vor antisemitischen Anfeindungen weiß er wenig über seinen familiären Hintergrund und führt ein unauffälliges Leben als Beamter. Seine Kindheit war geprägt von der andauernden Begeisterung seiner Eltern für technische Geräte, weshalb er auch den Namen eines „verlässlichen“ Küchengeräteherstellers erhielt (Arthur Martin ist das französische Siemens).Eines Tages kreuzen sich die Wege der temperamentvollen Bahia und des introvertierten Arthur. Entgegen der ursprünglichen Einschätzung Bahias ist Arthur allerdings politisch links zu verorten. Er entspricht also nicht dem Beuteschema der impulsiven jungen Frau, aber die beiden werden trotzdem ein Paar. Michel Leclerc erzählt auf einfühlsame und humorvolle Art die Geschichte eines ungleichen Paares, das die Hürden der Identitätspolitik zu überwinden versucht.

Mi., 9. Jun · 21:00-22:30 · 3sat
Hass gegen LGBTQ – Von Diskriminierung und Widerstand

Sie werden angepöbelt, angespuckt und zusammengeschlagen: queere Menschen. Gewalt, Demütigung und Diskriminierung gehören zu ihrem Alltag. Homofeindlichkeit ist allgegenwärtig. Zu Übergriffen gibt es in der Schweiz keine offizielle Statistik, doch die Schwulenorganisationen stellen eine starke Zunahme fest. Im Film erzählen Queers von offensichtlicher und subtiler Diskriminierung. Zu Wort kommen auch ihre Familien und Freund*innen. Um Problemen aus dem Weg zu gehen, vermeiden es viele Lesben, Schwule und Transmenschen, öffentlich Händchen zu halten und die Partnerin oder den Partner zu küssen. Schwule haben gegen offene Aggressionen zu kämpfen, sie werden als „abnormal“ und „unnatürlich“ beschimpft. Lesben werden oft nicht ernst genommen und erleben grobe Anmache: „Darf ich mitmachen?“ gehört zu den Standardsprüchen, die sie von Männern zu hören bekommen – erniedrigende Sexualisierung als wiederkehrende Alltagserfahrung. Die schwelende Homofeindlichkeit zeigt sich auch in der Alltagssprache. Die Bezeichnungen „Schwuchtel“ oder „schwul“ werden noch immer im Kontext einer Beschimpfung oder Beleidigung ausgesprochen. Oft bleibt es nicht bei verbaler Gewalt. Der 21-jährige Lenny zum Beispiel hat eine Attacke erlebt, die sein Leben für immer veränderte. Lenny identifiziert sich als „nonbinär“, fühlt sich also weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugehörig. Vor zwei Jahren lief Lenny einer alkoholisierten Gruppe über den Weg. Die jungen Männer drangsalierten ihn und nannten ihn eine Schwuchtel. Einer der Täter schlug Lenny eine Bierflasche über den Kopf. Seit dem Schlag ist Lenny auf einem Ohr taub. Den Traum von einer Karriere als Musiker musste er aufgeben. Zudem leidet er seit dem Angriff unter einer posttraumatischen Belastungsstörung und ist in psychiatrischer Betreuung. Der Film erzählt von roher Gewalt, Herabsetzung und innerer Not. Es geht um die Diskriminierung zweier werdender Mütter, um das Schicksal eines Schwulen, der als Gastarbeitersohn in einem durch und durch homophoben Umfeld aufgewachsen ist, und um die Ausgrenzung eines lesbischen Paars in der Freikirche. Dass der Hass gegen Queers eine lange Geschichte hat, zeigt die Lebensgeschichte von Liva Tresch. Die 87-jährige Fotografin hat sich früh entschieden, ihre Liebe zu Frauen offen zu leben. Sie stellte sich dem Druck von außen, musste aber auch die Prägung aus ihrer Kindheit im Urnerland überwinden: „Ich war mein größter Feind.“ In den letzten Jahrzehnten hat sich Vieles verändert. Dennoch ist Homofeindlichkeit in einer scheinbar toleranten Gesellschaft immer noch weiter verbreitet als angenommen. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2019 der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ergab: Rund zehn Prozent aller Erwachsenen in der Schweiz halten Homosexualität für unmoralisch, fast 30 Prozent lehnten die Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Paaren zum Zeitpunkt der Befragung ab. Keinesfalls existiert die Homophobie nur in der älteren Generation. Von den jüngeren Erwachsenen, die sich zur Umfrage äußerten, fanden es 23 Prozent ekelhaft, wenn sich Homosexuelle in der Öffentlichkeit küssen. Männliche Jugendliche, ergab die Umfrage, äußern doppelt so häufig homofeindliche Einstellungen wie junge Frauen.

Sa., 12. Jun · 01:00-02:15 · MDR
DEFA-Filme: Albert Einstein (1/2)

Berlin 1932. Der Nationalsozialismus in Deutschland wird salonfähig. Einstein, Professor, Akademiemitglied und Nobelpreisträger wird als Jude angegriffen – auch von Kollegen. Plötzlich unterscheidet man nicht zwischen richtiger oder falscher Physik, sondern arischer und jüdischer. Im Kollegium greift ihn sein Kollege und wissenschaftlicher Widersacher Prof. Stark offen und aggressiv als Jude an. Während Einstein noch an die Republik glaubt, zieht seine Vertraute und Geliebte, Tabea Mandel, in die Schweiz. Seine Frau Elsa toleriert das Verhältnis, Stieftochter Margot ist empört. Einstein, nicht nur ein wissenschaftliches Genie, ist auch Pazifist und nutzt seinen Bekanntheitsgrad für Appelle für Frieden, Abrüstung und gegen Rassendiskriminierung. Vorlesungen in New York nutzen die Einsteins für die Flucht aus dem nationalsozialistischen Deutschland. Sie leben zunächst in Belgien und emigrieren dann in die USA. Das Ausland profitiert vom Exodus der deutschen Wissenschaft.

Sa., 12. Jun · 11:00-11:30 · ARD-alpha
Echtes Leben: Jung, jüdisch, weiblich – Die selbstbewusste Generation

„Ich möchte in keine Schublade gesteckt werden, aber das passiert gerade in Deutschland immer wieder!“ Linda Rachel Sabiers ist eine meinungsstarke Frau. Jüdin, Bloggerin, Autorin. Helene lässt sich gerade zur Rabbinerin ausbilden. Rina ist angehende Grundschullehrerin, alleinerziehend und lebt in einer streng orthodoxen Gemeinde. Was bedeutet es heute, als junge Frau das Judentum in Deutschland zu leben? Dieser Frage geht „Echtes Leben“ gemeinsam mit drei Frauen nach. „Wenn ich erzähle, dass ich mich zur Rabbinerin ausbilden lasse, schauen die Leute mich oft völlig ungläubig an. Ja, ich mache das, ja, ich bin eine Frau, ja, es gibt noch nicht so viele von mir.“ Helene ist 23 Jahre alt und bezeichnet sich als liberale Jüdin. „Ich bin fest vom Judentum überzeugt, ich könnte mir nicht vorstellen, nicht nach den jüdischen Traditionen zu leben, aber ich engagiere mich genauso für queeres Judentum.“ Besonders die Begeisterung junger Menschen für ein modernes Reformjudentum liegt Helene am Herzen: „Ich möchte jüdisches Leben in Deutschland gestalten – auch außerhalb fester Gemeindestrukturen“. Wie schwer wiegt die Tradition, was bedeutet Glaube? Jede dieser Frauen lebt das Judentum anders, aber alle fühlen sich den Traditionen verpflichtet. „Ich bedecke ganz klar meine weiblichen Reize. Ich trage immer Röcke oder Kleider. Aber ich bin auch modisch.“ Rina ist 28 Jahre alt und lebt als gläubige Jüdin in einer streng orthodoxen Gemeinde. Und das obwohl sie bereits geschieden und alleinerziehende Mutter ist. „Das war nicht einfach. Eine Scheidung ist nach wie vor eher selten im orthodoxen Judentum. Ich habe meinen Mann nur wenige Male vorher durch das Engagement meines Berliner Rabbiners kennengelernt. Wir haben dann sehr schnell geheiratet.“ Die Perücke, die sie als verheiratete Jüdin damals trug, liegt immer noch in ihrem Schrank. „Ich werde wieder Perücke tragen, wenn ich noch Mal heirate, und das habe ich fest vor.“ Linda Sabiers wurde bekannt durch ihre Kolumne über jüdisches Leben im Magazin der Süddeutschen Zeitung. „Klar habe ich mich gefragt: Soll ich das machen? Ich will ja nicht immer die Rolle der Dauerjüdin spielen, aber andererseits kann ich ja auch nur mit Vorurteilen aufräumen, wenn ich mich selbst beteilige.“ Die 36-Jährige hat einen Schweizer geheiratet, den sie über Tinder kennengelernt hat. Beide haben eine klare Absprache: „Mein Mann Noa durfte die Einrichtung der Wohnung übernehmen, dafür muss er mit mir die jüdische Tradition leben. Freitags ist Shabbat und das genieße ich auch.“ Der kleine „Regelverstoß“, einen Nichtjuden zu heiraten, hat in Lindas Familie bereits Tradition. Auch ihr Vater ist nicht-jüdisch, lebt aber, seit er mit ihrer Mutter verheiratet ist, zu Hause nach jüdischem Brauch. „Da haben die Frauen tatsächlich klar die Macht. Du wirst nur Jude, wenn deine Mutter jüdisch ist. Ansonsten ist es aber so, dass ich die Rolle der Frau im orthodoxen Judentum immer noch problematisch finde. Aber ich würde nicht darüber urteilen. Das muss jede selbst wissen.“ Ein Lieblingsthema mit ihrer besten Freundin Deborah Feldman, die durch ihre Flucht aus der ultraorthodoxen Gemeinde in New York und ihrem Buch „Unorthodox“ weltberühmt wurde. Drei Frauen, drei unterschiedliche Modelle, den jüdischen Glauben und die Tradition zu leben. Sie alle spiegeln die junge Generation von Jüdinnen, die selbstbestimmt ihren Weg geht. Alle eint der Wunsch, besser verstanden zu werden, alle eint die Befürchtung, dass die gesellschaftlichen Anfeindungen eher zu als abnehmen.

Sa., 12. Jun · 18:45-18:50 · MDR
Glaubwürdig: Wolfram Nagel

Karl Marx mit Dornenkrone. Gibt es nicht? Doch! Als Kunstwerk bei Wolfram Nagel zu Hause. Der 64-Jährige beschäftigt sich mit Dingen, die auf den ersten Blick nicht so recht zueinanderpassen. Die Vermischung von Religionen und philosophischen Ideen beflügelt seine Gedanken. Er selbst konvertierte vor zwölf Jahren zum Judentum. Eindringlich warnt er vor antisemitischen Tendenzen und dem Rechtsruck in der Gesellschaft. Seine Vision ist, für Mitteldeutschland ein jüdisches Museum zu gründen. Karl Marx mit Dornenkrone. Gibt es nicht? Doch! Als Kunstwerk bei Wolfram Nagel zu Hause. Der 64-Jährige beschäftigt sich mit Dingen, die auf den ersten Blick nicht so recht zueinanderpassen. Die Vermischung von Religionen und philosophischen Ideen beflügelt seine Gedanken. Der Dresdner arbeitet als Kulturjournalist. Das Radio ist sein Metier. Doch mitunter greift er auch zum Stift und schreibt für die „Jüdische Allgemeine“ – die auflagenstärkste Zeitung des deutschen Judentums. Er selbst konvertierte vor zwölf Jahren zu dieser Religion. Viele seiner Beiträge sind politisch. Eindringlich warnt er vor antisemitischen Tendenzen und dem Rechtsruck in der Gesellschaft. Seine Vision ist, für Mitteldeutschland ein jüdisches Museum zu gründen. Schon lange recherchiert Wolfram Nagel zum Landjudentum. Ihm geht es um die Menschen, die in den kleinen Dörfern enteignet, gejagt und ermordet wurden. „Mein Interesse, dies aufzuarbeiten, hängt mit meiner eigenen Kindheit zusammen. Ich bin in einem kleinen Dorf in Thüringen groß geworden. Wir Jungs haben oft auf dem Friedhof gespielt. Es war ein jüdischer… Erst als ich längst erwachsen und weggezogen war, habe ich angefangen, mir darüber Gedanken zu machen.“

Di., 15. Jun · 10:55-11:55 · WDR
Planet Wissen: Judenhass – Eine mörderische Ideologie

Laut einer aktuellen Studie denkt ein Viertel der Deutschen antisemitisch. Warum ist Antisemitismus (immer noch) so häufig und wie ist dieser unseligen Ideologie am besten beizukommen? Die Geschichte des Antisemitismus ist Jahrtausende alt und bis heute haben sich uralte Stereotype gehalten. Die Ideologie als Ganzes aber hat sich gewandelt, sie „modernisiert sich“ sozusagen unablässig. Aus der christlichen Judenfeindlichkeit des Mittelalters wurde im 19. Jahrhundert der rassistische Antisemitismus, der im Holocaust gipfelte. Heute „tarnt“ sich Judenfeindlichkeit häufig als Kritik an der Politik Israels. Die Grenze zwischen legitimer politischer Kritik an der Politik des Staates Israels und Antisemitismus ist meist nicht leicht zu erkennen. • Gäste im Studio: Dr. Anette Seidel-Arpaci, RIAS Bayern und Prof. Dr. Samuel Salzborn, Justus-Liebig-Universität Gießen