Gefunden und gesucht: #StolenMemory

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Foto: Johanna Groß

Wanderausstellung über persönliche Gegenstände von KZ-Häftlingen startet…

Die Arolsen Archives eröffnen am 14. August 2020 in Meßkirch die neue Freiluft-Wanderausstellung #StolenMemory. Im Zentrum stehen dabei sogenannte Effekten und deren Rückgabe an Angehörige der NS-Opfer. Mehr als 100 Effekten übergeben die Arolsen Archives pro Jahr an Familien ehemaliger Häftlinge, seit dem Start der Suchkampagne 2016.

#StolenMemory: ein Füller, eine Uhr oder ein paar Fotos

Effekten sind persönliche Gegenstände, die das Lagerpersonal Häftlingen bei ihrer Ankunft in den Gefängnissen und Konzentrationslagern der Nationalsozialisten abnahmen. Darunter zählen unter anderem Füller, Eheringe, Uhren und auch Fotos. In den 1960er Jahren gingen diese Gegenstände in den Bestand der Arolsen Archives über. Die Institution sieht es als ihre Aufgabe an, diesen persönlichen Besitz der Inhaftierten den Familien zurückzugeben. Noch immer bewahren die Arolsen Archives ungefähr 2.500 Effekten auf.

Das Ziel: Aufmerksamkeit und Unterstützung

Die Ausstellung zeigt neben Hintergrundinformationen zu den Arolsen Archives zwei Themenbereiche: Unter der Überschrift „Gefunden“ geht es um Effekten, die bereits zurückgegeben werden konnten, während das Thema „Gesucht“ Effekte aufgreift, die noch auf ihre Rückgabe warten. Eine wichtige Botschaft ist deshalb auch: Jeder und jede kann die Arolsen Archives bei der Suche und Rückgabe unterstützen. Bereits weit über 400 dieser besonderen Erinnerungsstücke gaben die Arolsen Archives mit Hilfe Freiwilliger aus den Niederlanden, Polen, Frankreich und anderen Ländern an Familien der NS-Verfolgten zurück.

Auf der neuen interaktiven Website zur Ausstellung stolenmemory.org finden Interessierte die Inhalte der Ausstellung und weiterführende Informationen online.

Die Bedeutung der Effekten

„Viele Opfer der Nationalsozialisten hinterließen keine materiellen Spuren für ihre Familien, weil die Nationalsozialisten ihnen alles nahmen“ so Floriane Azoulay, Direktorin der Arolsen Archives. Die Rückgabe der Effekten sei für die Angehörigen deshalb oft sehr unerwartet: „Einige von ihnen wissen nichts oder nur wenig über diesen Teil der Lebensgeschichte ihrer Großeltern, Eltern, Onkel und Tanten“. Umso wichtiger sei es, dass die Gegenstände in die Familien zurückkehrten. „Oft sind die Effekten ein Puzzleteil, dass dann an den richtigen Ort fällt, gar eine Lücke schließt – und eine gewisse Nähe zu den verlorenen Familienmitgliedern wiederherstellt“ berichtet Azoulay.

Link zur Projektseite: stolenmemory.org

Die Arolsen Archives sind ein internationales Zentrum über NS-Verfolgung mit dem weltweit umfassendsten Archiv zu den Opfern und Überlebenden des Nationalsozialismus. Die Sammlung mit Hinweisen zu rund 17,5 Millionen Menschen gehört zum UNESCO-Weltdokumentenerbe. Seit 2016 veröffentlicht die Institution online eine Vielzahl an Originaldokumenten zu den verschiedenen Opfergruppen des NS-Regimes aus Konzentrationslagern und ist eine wichtige Wissensquelle für die heutige Gesellschaft. Mittlerweile handelt es sich um mehr als 26 Millionen Schriftstücke – Deportationslisten, Inhaftierungsdokumente, Registrierungen von Vermissten und viele weitere. Im April 2020 starten die Arolsen Archives das Crowdsourcing Projekt „Jeder Name zählt“. Innerhalb von sieben Wochen digitalisierten Freiwillige mehr als eine Million Namen von Deportationslisten, damit diese im Online-Archiv recherchierbar werden. Bis 2025 sollen alle Dokumente indiziert werden.

Bild oben: Die #StolenMemory Wanderausstellung besucht 2020 / 2021 in Deutschland mindestens 20 verschiedene Orten mit unter 20.000 Einwohnern. (c) Arolsen Archives