Die neuen Fernsehtipps

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Vom 01. bis 15. Februar 2020…

Sa., 1. Feb · 01:30-02:15 · HR
Israel – hip und heilig

Tel Aviv: die Stadt, die niemals schläft, das New York des nahen Ostens – unbändige Lebensfreude, offen, tolerant und verdammt laut. Auch nicht wirklich leise geht es in Jerusalem zu – drei Weltreligionen auf engstem Raum, hier wird Gott überall und immer gefeiert. Ein bisschen Ruhe gibt’s am Toten Meer, wie lange noch steht in den Sternen, das einzigartige Naturwunder verschwindet jedes Jahr ein bisschen mehr. Kulinarisch ist Israel ein absolutes Highlight. Die israelische Küche ist so vielfältig wie die Israelis selbst. Filmautorin Natascha Rhein und Kameramann Steffen Heyermann erleben Israel in sieben Tagen auf eigene Faust – eine Reise zum Miterleben und Nachreisen.

Sa., 1. Feb · 18:45-18:50 · MDR
Glaubwürdig: Anke Lefebure

Anke Lefebure ist Mutter von sieben Kindern und mit Leib und Seele Hebamme. Sehr jung – mit gerade mal 20 – bekommt sie ihr erstes Kind in einer großen Geburts-Klinik. Bei allem Glück, Anke ist damals auch entsetzt. Das anonyme Krankenhaus, eine gestresste Hebamme, Neonlicht und Kälte – es war furchtbar …, erinnert sie sich bis heute. So furchtbar, dass Anke Lefebure, die damals noch Erziehungswissenschaft an der TU Chemnitz studiert, beschließt, selbst Hebamme zu werden. Eine Hebamme jedoch, die es schafft, Kinder natürlich und geborgen auf die Welt zu holen! Anke bekommt damals keinen Ausbildungsplatz. Kurz nach dem Mauerfall wurden hierzulande zu wenige Babys geboren. Doch die Idee lässt sie nie los. Fünfzehn Jahre später bewirbt sie sich erneut und wird mit inzwischen 35 angenommen. Jede Geburt und jeder neue kleine Mensch ist für sie ein Gotteswunder. Anke Lefebure ist gläubig. Die 47-jährige gehört zur Jüdischen Gemeinde in Dresden. Sie lebt mit ihrer Familie in Meißen und arbeitet als freiberufliche Hebamme für Hausgeburten.

Sa., 1. Feb · 23:30-01:15 · RBB
Eine offene Rechnung

Israel, im Jahr 1997. Die ehemalige Mossad-Agentin Rachel Singer (Helen Mirren) ist eine nationale Ikone. Ihr Name steht für eine spektakuläre Geheimmission im Jahr 1965: die Entführung des „Arztes von Birkenau“, Dieter Vogel (Jesper Christensen), in Ost-Berlin. Zwar misslingt der damals 25-jährigen Rachel (Jessica Chastain) und ihren Helfern David Peretz (Sam Worthington) und Stephan Gold (Marton Csokas) die Überführung des Naziverbrechers nach Israel. Doch seine Verfolger geben an, Vogel auf der Flucht erschossen zu haben. Die Nachricht macht die drei Agenten bei ihrer Rückkehr zu Helden. Als ihre Tochter Sarah Gold (Romi Aboulafia) nun ein Buch über die Mission veröffentlicht, muss Rachel die Geschichte aufs Neue erzählen. Eine bisher nur dem israelischen Geheimdienst bekannte Meldung droht jedoch ihre Glaubwürdigkeit infrage zu stellen. In der Ukraine behauptet ein alter Mann, der totgeglaubte Nazi-Arzt von Birkenau zu sein. Für Rachels damaligen Kollegen und späteren Ehemann Stephan Gold (Tom Wilkinson) ist klar: Die Ex-Agentin muss in die Ukraine reisen, um ihren Mythos zu retten. Erfolgreiche Jagden des Mossad nach nationalsozialistischen Verbrechern gehören zu den israelischen Staatsmythen. Was jedoch, wenn sich eine Legende als unwahr herausstellt? Diese ebenso spannende wie brisante Frage nimmt der fiktionale Spielfilm „Eine offene Rechnung“ als Ausgangspunkt. Die amerikanische Kinoproduktion ist eine gelungene Neuverfilmung des israelischen Fernsehfilms „Der Preis der Vergeltung“ von 2007 und die Figur des Dieter Vogel ist an den Nazi-Arzt Josef Mengele angelehnt. Regisseur John Madden, bekannt für seine mit sieben Oscars prämierte Komödie „Shakespeare in Love“, zeigt in dem spannenden Agententhriller, dass er auch dieses Genre meisterlich beherrscht.
© Bild oben: rbb/Focus Features/Laurie Sparham; Die ehemalige Mossad-Agentin Rachel Singer (Helen Mirren) hat ein Geheimnis, das seit langem auf ihrem Gewissen lastet.

So., 2. Feb · 00:00-00:45 · ARD-alpha
Zeugin der Zeit: Fanny Ben-Ami

1943. Eine Gruppe jüdischer Kinder flieht völlig auf sich alleine gestellt mitten im Vichy-Frankreich vor den heranrückenden Nazis. Die unfreiwillige Anführerin dieser Gruppe ist ein 13-jähriges Mädchen: Ihr Name ist Fanny. In diesem Interview erzählt die heute in Israel lebende Künstlerin Fanny Ben-Ami ihre filmreife Lebensgeschichte. Eine Geschichte von Mut, der Liebe zum Leben und dem unerschütterlichen Drang nach Freiheit. Fanny Ben-Ami wurde als Fanny Eil 1930 in Baden-Baden geboren. Aus Angst vor den Nationalsozialisten und aufgrund zunehmenden Antisemitismus zog ihre Familie im Jahr 1933 zu Verwandten nach Frankreich. Aber auch hier wurden Juden immer mehr bedroht. Eines Nachts im Jahr 1939 wurde Fannys Vater vor ihren Augen von den Nazis abgeholt. Die damals 9-Jährige hat ihn nie wieder gesehen. Um ihre Kinder zu schützen, versteckte die Mutter ihre drei Töchter Fanny, Georgette und Erika in einem Kinderheim in Zentralfrankreich – betrieben von der jüdischen Kinderhilfsorganisation OSE – „Œuvre de secours aux enfants“. „Das Kinderheim war ein Schloss. Und wir waren so beschäftigt mit deutscher Literatur, russischer Literatur und Gesang. Wir hatten überhaupt keine Zeit an den Krieg zu denken. Wir haben fast den Krieg vergessen. Für mich war es die glücklichste Zeit von meiner Kindheit.“ (Fanny Ben-Ami) 1943 aber wurden die Kinder verraten und sie mussten fliehen – schutzlos ausgeliefert. Fanny führte die Kindergruppe an, mit dem Ziel in die Schweiz zu gelangen. In einer abgelegenen Hütte finden die 15 Kinder Unterschlupf. Doch die Idylle wird jäh zerstört, als mehrere Kinder eine Lebensmittelvergiftung erleiden, nachdem sie wilde Beeren gegessen hatten. Fanny sucht Hilfe. Sie klopft an der Tür eines Bauernhofes und die Kinder haben Glück. Die Bauern bringen sich selbst in große Gefahr, indem sie die jüdischen Kinder bei sich verstecken, aber sie können ein wenig Kraft schöpfen. Bis auch dort die Deutschen auftauchen. Immer wieder ist es Fanny, die selbst ein Kind ist, aber der es gelingt, ihren Schützlingen mit Notlügen Hoffnung zu machen. Ihre Abenteuergeschichte handelt von Hoffnung und Verzweiflung, Bedrohungen von allen Seiten, aber auch immer wieder Hilfe und Zivilcourage von einzelnen Menschen. Schließlich überquert die Kindergruppe – die Kleinste war vier Jahre alt – rennend und unter Beschuss der Grenzwachen die Schweizer Grenze. Alle überleben. „Ich hab immer das Leben gern gehabt. Auch als ich auf der Flucht war. Das war für mich ganz natürlich. Ich hab gar nicht gedacht, dass es knapp für mich war. Es war so. Es musste so sein.“ (Fanny Ben-Ami) Ihre Geschichte hat Fanny Ben-Ami in Bildern niedergemalt. Diese Bilder bereichern und illustrieren dieses tief bewegende Interview. Es ist eine mahnende Geschichte von unbegreiflichem Mut, Einfallsreichtum und Lebenswillen, die jeden mitnimmt, der sie hört.

So., 2. Feb · 11:00-11:30 · arte
Vergessene Schätze des Mittelmeers – Das Israel-Museum, Jerusalem

Zur Zeit der ersten Weltreiche war das Heilige Land eingebettet zwischen dem pharaonischen Ägypten und den Königreichen Mesopotamiens. Alle Reisenden, alle Eroberer mussten es passieren, es war das Tor zwischen Orient und Okzident. Dieses uralte Land ist die Wiege der mythischen Stadt Jerusalem. Hier, am Schnittpunkt der Welten und der Völker, entwickelten sich die Religionen. Jerusalem wurde zur Geburtsstätte des Monotheismus. Gewaltsam vertrieben, lebte sein Volk – das der Hebräer – lange Zeit verstreut in der ganzen Welt und wurde von der Kultur vieler anderer Völker beeinflusst.Nach der Gründung des Staates Israel 1948 suchten die aus dem Exil heimgekehrten Juden einen Ort, dem sie das anvertrauen konnten, was sie in fernen Ländern gesammelt hatten. Also bauten sie ein Museum: das Israel-Museum in Jerusalem. Es erzählt die Geschichte des jüdischen Volkes, aber auch die Geschichten anderer Völker, denen es auf seinem Weg begegnet ist.Mit seinen einzigartigen Sammlungen aus allen Epochen und Kulturen ist das Israel-Museum ein Universalmuseum. Kunst aus aller Welt floss in das Israel-Museum, dem viele Familien ihre Sammlungen spendeten. Diese erweiterten den Blick auf die Welt und jenes Los der Zivilisationen, die durch Zeiten des Umbruchs, der Blüte, Zerstörung und Wiedergeburt gegangen waren. Ihnen allen ist gemein, dass sie den Stürmen der Geschichte getrotzt haben.

So., 2. Feb · 16:15-17:00 · arte
Metropolis – Metropole Ausschwitz

(1): Kunst nach Auschwitz75 Jahre Befreiung Auschwitz. Das schrecklichste je begangene Morden stieß auch die Kunst in eine tiefe Sinnkrise.„Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben ist barbarisch!“ proklamiert Theodor Adorno nach Kriegsende. Der Satz wurde als generelles Verdikt gegen jegliche Dichtung wie auch Kunst im Allgemeinen nach dem Holocaust, als konkretes Darstellungsverbot von Kunst über Auschwitz und die Konzentrationslager oder als bloßes provokatives Diktum verstanden. Die Auseinandersetzung um Adornos Satz wurde zum vielleicht wichtigsten Drehpunkt des ästhetischen Diskurses der Nachkriegszeit. Doch die Ermordung von Millionen Menschen duldet kein Vergessen. „Metropolis“ spricht mit Aleida Assmann und dem Zentrum für politische Schönheit. Wie kann eine angemessene poetische Form der Erinnerung aussehen? Und wie lässt sie sich lebendig halten, wenn die letzten Zeitzeugen verstorben sind?(2): Esther Bejarano – Die Akkordeon-Spielerin von Auschwitz. Das Akkordeon hat Esther Bejarano im KZ Auschwitz das Leben gerettet. Heute macht die 95-Jährige wieder Musik – gegen Neonazis und das Vergessen. Seit zehn Jahren steht sie mit der Rap-Gruppe „Microphone Mafia“ auf der Bühne. Als eine der letzten lebenden Zeitzeugen von Auschwitz besucht sie Schulen und beantwortet Fragen zum dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte.(3): „Third Generation – Next Generation“Die israelische Regisseurin Yael Ronen hat ihr Stück im Berliner Gorki-Theater nach zehn Jahren neu inszeniert.Ronen lässt eine Gruppe israelischer, palästinensischer und deutscher Schauspieler auf der Bühne aufeinander los. Mit bitterbösem Humor und politisch völlig inkorrekt pfeffern sich die Akteure gegenseitig ihre Biografien um die Ohren. Die dritte Generation nach Auschwitz spielt so schonungslos mit Täter, Opfer und Gutmensch, dass man bald nicht mehr weiß, ob man lachen oder weinen soll.(4): Benyamin ReichStimme der dritten Generation: Benyamin Reich. Der israelische Fotograf zeigt, wie man heute mit der deutsch-jüdischen Vergangenheit leben könnte.Ein Nazioffizier heiratet eine Jüdin. Überlebende des Anschlags auf die Synagoge von Halle posieren für Portraits. Benyamin Reich spielt mit Rollen von Tätern und Opfern. Aufgewachsen ist Reich in einer ultraorthodoxen Gemeinschaft in Jerusalem. Seine Großeltern: Überlebende des Holocaust. Seit Jahren fotografiert Reich jüdisches Leben in Berlin und stellt fest: Versöhnung passiert dort, wo Begegnung ist.(5): Maya Jacobs-Wallfisch: „Briefe nach Breslau“Was es bedeutet, die Tochter einer Holocaust-Überlebenden zu sein?Maya Jacobs-Wallfisch ist Psychotherapeutin, spezialisiert auf die transgenerationale Weitergabe von Traumata. Ihre Mutter Anita Lasker-Wallfisch überlebte Auschwitz, als Cellistin im Lagerorchester. Über das Schweigen der Mutter über den Holocaust und die Schwierigkeiten, im London der Nachkriegsjahre die eigene Identität zu begreifen, hat sie jetzt ein Buch geschrieben.(6): Erez Kaganovitz – “Humans of the Holocaust” Erinnerungskultur in Popkulturästhetik: Das Social-Media Projekt entstand, als Fotojournalist Erez Kaganovitch auf beunruhigende Schlagzeilen stieß: Die Hälfte der Millenials in den USA haben noch nie von Auschwitz gehört! Kaganovitz – selbst Enkel von Holocaust-Überlebenden – erzählt die Geschichten der Überlebenden, ihrer Kinder, sowie der Juden auf der ganzen Welt – in humorvollen und unkonventionellen Bildern.

So., 2. Feb · 23:20-00:45 · RBB
Die Hälfte der Stadt

Der Film „Die Hälfte der Stadt“ erzählt die Geschichte des jüdischen Fotografen und Gemeindepolitikers Chaim Berman. Vor Ausbruch des 2. Weltkrieges engagiert er sich für ein friedliches Nebeneinander von Polen, Juden und Deutschen in seiner polnischen Heimatstadt. Der Film erzählt die bewegende Geschichte eines Mannes, dessen Überzeugungen fortschrittlicher waren als die Welt in der er lebte. Chaim Berman kommt 1890 im polnischen Städtchen Kozienice zur Welt. Bereits sehr früh begeistert er sich für Fotografie und lernt sein Handwerk vom eigenen Vater. Bald beginnt er damit, die Bewohner von Kozienice zu porträtieren – es sind Polen, Juden und Deutsche, die hier weitestgehend friedlich nebeneinander leben. Während sich das politische Klima in den 1930er Jahren verfinstert, kämpft Berman weiter für ein Zusammenleben der verschiedenen Bevölkerungsgruppen und vermittelt in seiner Eigenschaft als Stadtrat immer wieder zwischen den Kulturen und Religionen. Bis zum Schluss weigert er sich, Polen zu verlassen, da er an eine friedliche Lösung glaubt. Diese Haltung wird ihm zum Verhängnis, als die Nazis seine Heimat überfallen. Bermans vermeintliche Freunde werden plötzlich zu seinen Feinden, während Menschen, die er vorher nicht sonderlich schätzte, ihn und seine Familie zu retten versuchen. Der polnische Nachbar Bermans, Antoni Kaczor, hält ihn in einem winzigen Keller versteckt. Als der Fotograf von einer tückischen Krankheit befallen wird, die sein Gehirn angreift, beginnt er, laut zu schreien, und bringt damit die Familie seines Retters in Lebensgefahr. Antoni Kaczor muss bald eine Entscheidung treffen. „Die Hälfte der Stadt“ nimmt die Zuschauer mit auf eine Reise durch die Gezeiten eines turbulenten europäischen Jahrhunderts und erzählt die bewegende Geschichte eines Mannes, dessen Überzeugungen fortschrittlicher waren als die Welt, in der er lebte. „Chaim“ bedeutet auf Hebräisch „Leben“ – so erklärt sich die außergewöhnliche formelle Herangehensweise des Regisseurs Pawel Siczek. Die aufwendig gestaltete Animation, die durch die Werke des Malers Marc Chagall und die naive Malerei der Kozienicer Region inspiriert wurde, lässt eine längst vergessene Welt wieder lebendig werden. Die Hinterlassenschaft des Fotografen Berman besteht aus an die zehntausend Porträts auf Glasnegativen, die jahrzehntelang unentdeckt blieben. Sie zeigen unbekannte Menschen aus Chaim Bermans Alltag, die Gesichter einer für immer verlorenen europäischen Ära. Diese Glasnegative sind der Ausgangspunkt des Films, der das Leben ihres Urhebers zu rekonstruieren versucht.

Mo., 3. Feb · 07:20-07:50 · WDR
Planet Schule: Leben nach dem Überleben – Die Literatin Ruth Klüger

„Weiter leben. Eine Jugend“ – so hieß das erste Buch der aus Österreich stammenden amerikanischen Literaturwissenschaftlerin Ruth Klüger. 1992 erschien es auf dem deutschsprachigen Buchmarkt und war sofort ein Bestseller und gehört inzwischen zum Bildungskanon in Deutschland. Klüger erzählt in unpathetischer Weise darin ihre Geschichte. Die Geschichte eines jüdischen Kindes im Wien der 30er-Jahre, wo sie Heimat und Identität verliert. Im Alter von 11 Jahren wird sie deportiert – erst nach Theresienstadt, dann nach Auschwitz-Birkenau, zuletzt in das Lager Christianstadt, von wo sie im Februar 1945 gemeinsam mit ihrer Mutter flieht. Heute zählt Ruth Klüger zu den anerkanntesten Literaturwissenschaftlerinnen und Germanistinnen der USA, sie ist Professorin in Göttingen und aus dem Deutsch- und Geschichtsunterricht nicht mehr wegzudenken.

Di., 4. Feb · 07:20-07:50 · WDR
Planet Schule: Die Kinder der Villa Emma

Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg suchen jüdische Kinder Zuflucht vor der Deportation. Jahrelang irren sie in Europa umher, dann finden sie ausgerechnet im faschistischen Italien in der „Villa Emma“ einen sicheren Platz. Dank der Solidarität und des Mutes der Bevölkerung überleben die Kinder, auch als Norditalien durch Wehrmacht und SS besetzt wird. Schließlich gelingt ihnen die Flucht in die Schweiz. Und endlich, noch einmal drei Jahre später, können sie zu ihrem eigentlichen Ziel aufbrechen: Richtung Palästina.

Mi., 5. Feb · 13:45-16:00 · arte
Lauf Junge lauf

Srulik ist neun Jahre alt, als ihm gerade noch rechtzeitig die Flucht aus dem Warschauer Ghetto gelingt. Um den deutschen Soldaten zu entkommen, flieht er in ein riesiges und unwegsames Waldgebiet. Auf sich allein gestellt muss er lernen, in der Wildnis zu überleben. Da er von einem unerschütterlichen Überlebensinstinkt getrieben wird, übersteht er die ersten Monate seiner Flucht. Aber die eisige Kälte des Winters und die unerträgliche Einsamkeit treiben den Jungen in die Zivilisation zurück. Doch es ist schwierig, die Menschen zu erkennen, denen er trauen kann. Als er eines Tages an die Tür der Bäuerin Magda Janczyk klopft, deren Mann und Söhne sich den Partisanen angeschlossen haben, lernt Srulik die wohl wichtigste und zugleich schmerzlichste Lektion, um zu überleben: Magda bringt ihm bei, seine Religion und damit auch seine Identität zu verleugnen und sich fortan als katholischer Waisenjunge Jurek auszugeben. Auf seiner dreijährigen Flucht durch das besetzte Polen bleibt die Angst vor Entdeckung sein ständiger Begleiter. Nur dadurch, dass Srulik immer stärker mit seiner falschen Identität verschmilzt und seine wahre Herkunft immer mehr verdrängt, gelingt ihm das Unmögliche: den Wahnsinn dieser Zeit zu überstehen. „Lauf Junge lauf“ ist die Verfilmung des gleichnamigen Jugendromans des israelischen Autors Uri Orlev, basierend auf dem Schicksal von Yoram Friedman, der heute in Israel lebt. Mit großer erzählerischer Kraft zeichnet Pepe Danquarts so erschütterndes wie lebensbejahendes Kriegsdrama ein Kinderschicksal in einer unmenschlichen Zeit.

Mi., 5. Feb · 22:45-00:05 · BR
Der weiße Rabe – Max Mannheimer

Der 2016 im Alter von 96 Jahren gestorbene Max Mannheimer war ein unermüdlicher und charismatischer Aufklärer, der sich jahrzehntelang gegen Antisemitismus und gegen das Vergessen engagiert hat. Filmemacherin Carolin Otto begleitete den Auschwitz-Überlebenden für ihren Dokumentarfilm bei Vortragsreisen und Begegnungen. Aus dem Filmmaterial dieser Zeit und alten Super-8-Filmen der Familie montierte sie ein eindringliches Porträt. Max Mannheimer (1920-2016) bezeichnete sich selbst als „weißen Raben“, als Seltenheit, denn es gibt kaum noch Überlebende der Shoah und Zeitzeugen, die darüber reden können. Mannheimer, der 1920 in Nordmähren in der Tschechoslowakei als Sohn jüdischer Eltern geboren wurde, floh nach der Reichspogromnacht mit seiner Familie an die ungarische Grenze. 1943 wurde er über Theresienstadt nach Auschwitz deportiert. Seine Eltern, seine Schwester und seine Frau sah er nie wieder. Nur er und sein Bruder Edgar überlebten die Konzentrationslager Auschwitz, Warschau, Dachau und Mühldorf. Nach Kriegsende verliebte sich Mannheimer in die deutsche Widerstandskämpferin Elfriede Eiselt, die seine zweite Frau wurde und mit der er 1946 nach München zog. Als Mitte der 1980er-Jahre ein Zeitzeugenbericht Mannheimers in einer wissenschaftlichen Zeitschrift erschien, wurde die Öffentlichkeit auf sein Schicksal aufmerksam. Mannheimer begann, vor Jugendlichen und Erwachsenen Vorträge über seine Erlebnisse während des Nationalsozialismus und in den Konzentrationslagern zu halten, um Zeugnis abzulegen und über die NS-Zeit zu informieren. Dies tat er bis zu seinem Tod – als unermüdlicher und charismatischer Aufklärer. Für ihren Film hat Regisseurin Carolin Otto 2009 diese eindrucksvolle Persönlichkeit begleitet. Zur Zusammenarbeit zwischen Carolin Otto und Max Mannheimer kam es durch Zufall: Bei einem Besuch in Dachau verlor die junge Frau 1988 ihre Bankkarte auf dem Parkplatz. Mannheimer fand sie und gab sie ihr zurück. Carolin Otto brachte ihm zum Dank eine Rose mit und Mannheimer lud sie für den Abend zu einem Vortrag ein. Aus dieser Begegnung entstand eine Freundschaft, die den Film zu einer sehr persönlichen Hommage werden lässt. Auch andere Werke Carolin Ottos wurden durch die Freundschaft zu Max Mannheimer beeinflusst: Bereits ihr Film „Veilchenbonbons“, den sie während des Studiums an der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) im Jahr 1990 drehte, thematisiert die Shoah und ist Mannheimer gewidmet.

Do., 6. Feb · 00:20-02:00 · BR
Verleugnung

Vier Jahre, von 1996 bis 2000, dauerte der Verleumdungsprozess, den der britische Historiker und Holocaustleugner David Irving gegen die amerikanische Professorin Deborah E. Lipstadt angezettelt hatte. Heraus kam ein denkwürdiger Sieg für Meinungsfreiheit und Gerechtigkeit kontra Geschichtsfälschung und Fanatismus. Regisseur Mick Jackson und der preisgekrönte Drehbuchautor und Dramatiker David Hare machten aus dem brisanten Fall hochkarätiges, engagiertes Schauspielkino, bei dem die Hauptdarsteller Rachel Weisz, Timothy Spall und Tom Wilkinson mit herausragenden Leistungen glänzen. Deborah Lipstadt (Rachel Weisz), Professorin für Jüdische Zeitgeschichte an der Emory University in Atlanta, sieht sich mit einem brisanten Gerichtsverfahren konfrontiert: In einer ihrer Publikationen bezichtigte sie den britischen Historiker David Irving (Timothy Spall) der Lüge, weil sich dieser vehement weigert, den im Zweiten Weltkrieg von den Nationalsozialisten verübten Holocaust als geschichtliche Tatsache anzuerkennen. Irving kontert diese Provokation auf seine Weise: Er verklagt Lipstadt wegen Rufschädigung und schwört einen Verleumdungsprozess herauf, bei dem die Angeklagte nach britischem Strafrecht dazu verpflichtet ist, ihre Sicht der Dinge unter Beweis zu stellen. Für die amerikanische Professorin bedeutet dies im Klartext, dass sie die historische Nachweisbarkeit der Judenvernichtung faktisch belegen muss. Unter dem Druck der Beweislast engagiert Lipstadt ein erfahrenes Verteidigerteam angeführt von dem undurchschaubaren, aber mit allen Wassern gewaschenen Anwalt Richard Rampton (Tom Wilkinson), dessen eigenwillige Herangehensweise an den diffizilen Fall bei seiner Auftraggeberin nicht immer auf Gegenliebe stößt. Rampton und seine Kollegen versuchen mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, Irvings Hauptargumente außer Kraft zu setzen, während das unliebsame Justizspektakel eine kontrovers diskutierte Eigendynamik entwickelt.

Do., 6. Feb · 22:15-23:00 · ARD-alpha
Max Mannheimer – Ich kann nicht hassen

Fast 70 Jahre nach dem Holocaust lichten sich die Reihen der Zeitzeugen zusehends. Und von den wenigen noch Lebenden können oder wollen die meisten nicht mehr Zeugnis ablegen. Wie kaum ein anderer beeindruckt und bewegt er seit drei Jahrzehnten vor allem junge Zuhörer: Max Mannheimer. Autor Peter Dermühl hat Mannheimer, der die Hölle von Theresienstadt, Auschwitz, Warschau, Dachau und seinen Außenlagern überlebte, bei einer Reise durch sein vergangenes und gegenwärtiges Leben begleitet. 67 Jahre nach dem Ende des Holocausts lichten sich die Reihen der Zeitzeugen zusehends. Und von den wenigen noch Lebenden können oder wollen die meisten nicht mehr Zeugnis ablegen. Wie kaum ein anderer beeindruckt und bewegt er seit bald 28 Jahren vor allem junge Zuhörer: Der Jude Max Mannheimer, der im 93. Lebensjahr steht. Der Autor Peter Dermühl hat Mannheimer, der die Hölle von Theresienstadt, Auschwitz, Warschau, Dachau und seinen Außenlagern überlebt hat, bei einer Reise zu Schulen und Jugendlichen für die Dokumentation durch sein vergangenes und gegenwärtiges Leben begleitet. So kam es zu intensiven wie bewegenden Begegnungen mit Achtklässlern einer Mittelschule in Oberbayern, mit der Schauspielerin Iris Berben, mit seinem Freund Hans-Jochen Vogel, mit ehemaligen Mithäftlingen, mit Jugendlichen aus verschiedenen Ländern, mit seiner Familie samt Urenkeln – und mit seiner Freundin Elija Boßler, einer Karmeliten-Nonne, die in ihrem Kloster auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau lebt. Auf dieser Reise zeigt Dermühl den 92jährigen in eindrucksvollen Bildern und Szenen, wie er mit zwei Heimatforschern das Unvermögen von Behörden und Politik beklagt, ermordeter KZ-Häftlinge würdig zu gedenken, wie er am Ort seiner Befreiung, am Bahngleis im noblen Tutzing am Starnberger See trauert, wie er sich noch einmal auf seinen damaligen Weg in die Freiheit macht und in einer heutigen Bundeswehrkaserne seine erste Nacht ohne Todesangst schildert, wie er trotz Kritik den Europäischen Karlspreis der Sudetendeutschen entgegennimmt und dabei als Mahner und Wegweiser auftritt oder wie er Witze reißt, indem er beispielsweise erklärt, er werde als Zeitzeuge erst mit 100 in Pension gehen und habe sich eigentlich einen Gutschein fürs Paradies erworben. Max Mannheimer läßt auch Nähe zu und gibt im Gespräch mit Hans-Jochen Vogel an, er wisse nicht, ob er als Nicht-Jude und ohne seine demokratisch-humanistisch orientierte Erziehung nicht auch der Propaganda des Nazi-Regimes erlegen wäre. (Vogel räumt im selben Gespräch ein, dass er zu Mannheimers Leidenszeiten Mitglied der Hitlerjugend gewesen sei.) Der 92-jährige bekennt sich auch zu seiner Eitelkeit – „Ich möchte auch aussehen wie George Clooney“ -, um gleich darauf von seiner Freundin Elija zur Ordnung gerufen zu werden. Der Jude und die Nonne gestatten dem Autor auch, die enge Beziehung zueinander zu dokumentieren. So wird deutlich, dass beiden aufeinander angewiesen sind und ein Leben ohne den anderen eigentlich nicht mehr vorstellbar ist.

So., 9. Feb · 12:30-13:00 · 3sat
Kunsthändler: Paul Cassirer

Die Welt des Kunsthandels ist eine wenig transparente Welt: Gemälde werden für über Hundert Millionen Dollar verkauft, obwohl der Materialwert selbst nur wenige Dollar ausmacht. Wie entstehen diese Preise? Und wer sind die Menschen, die dahinter stecken? Die Reihe „Kunsthändler“ wirft einen Blick hinter die Kulissen des schillernden Kunstbetriebs. Von Berlin, Paris, Basel, London bis Hongkong – ein Jahr hat die Filmemacherin und Kunsthistorikerin Grit Lederer Händler und Galeristen begleitet. Einer von ihnen hat den Kunstmarkt um 1900 ganz wesentlich geprägt: Paul Cassirer. Der Sohn aus einer vermögenden jüdischen Familie gründete damals die wichtigste Galerie für zeitgenössische Kunst in Europa. Als Pionier etablierte Cassirer die Impressionisten in Berlin, in einer Zeit, als diese Malerei noch von Kaiser Wilhelm II. als „Rinnstein-Kunst“ bezeichnet wurde. Edouard Manets „Frühstück im Grünen“ („Le déjeuner sur l’herbe“) oder Vincent van Goghs „Sonnenblumen“ (1888) – heute Ikonen der Moderne – gingen durch die Hände von Paul Cassirer. Wie stemmte der Kunsthändler 1914 eine Ausstellung mit 150 Werken von Vincent van Gogh? Die Autoren und Verleger Walter Feilchenfeldt, dessen Vater einst der Geschäftspartner von Paul Cassirer war, und Bernhard Echte geben Auskunft. Sie haben mehrere Bände zu Cassirers Berliner Kunstsalon zwischen 1901 und 1914 herausgegeben. Giovanna Bertazzoni, die Chefin für Moderne beim Auktionshaus Christie’s London, wiederum erläutert, wie heute die hohen Verkaufspreise für diese gefragten Werke der Impressionisten entstehen.

So., 9. Feb · 21:35-21:45 · ARD-alpha
Unterwegs mit… einem Rabbi

Rabbiner sind die obersten Gelehrten des jüdischen Glaubens. Sie unterrichten an jüdischen Schulen und überwachen, ob die Lebensmittel koscher sind. Doch den Sabbat-Gottesdienst leiten sie nur in manchen jüdischen Gemeinden. Streng genommen sind sie keine Priester mit besonderen Aufgaben, sondern „nur“ besonders qualifizierte Berater. die auslegen, wie die Thora im Einzelfall zu verstehen ist. Um zu erfahren, wie sie das tun, sind wir unterwegs mit einem Münchner Rabbiner, erleben mit ihm Gottesdienst, Gemeindearbeit, Familienfeste und jüdische Feiertage. So entdecken wir religiöses Leben aus einer ungewohnten Perspektive: als das tägliche Brot eines Rabbiners.

Mo., 10. Feb · 01:10-03:13 · Das Erste (ARD)
Die Frau die singt – Incendies

Der Letzte Wille ihrer Mutter Nawal (Lubna Azabal), die im kanadischen Exil starb, versetzt die Zwillinge Jeanne (Mélissa Désormeaux-Poulin) und Simon Marwan (Maxim Gaudette) in tiefes Erstaunen. Notar Jean Lebel (Rémy Girard), ein enger Freund der Familie, überreicht ihnen zwei Briefe: Einer ist bestimmt für ihren Vater, den sie für tot hielten, der zweite für einen Bruder, von dessen Existenz sie bislang nicht einmal eine Ahnung hatten. Diese Briefe müssen laut Nawals Testament erst übergeben werden, bevor ein Grabstein auf ihre letzte Ruhestätte gesetzt werden darf. Um den Wunsch ihrer Mutter zu erfüllen, bricht Jeanne in den Nahen Osten auf; Simon folgt ihr nur widerwillig. Im Zuge einer ereignisreichen Odyssee durch ein verwüstetes Land finden beide heraus, dass ihre Mutter nach einem politisch motivierten Attentat in einem Spezialgefängnis inhaftiert wurde. 15 Jahre verbrachte sie in Einzelhaft, wurde von einem „Verhörspezialisten“ immer wieder gefoltert. Als Folge mehrfacher Vergewaltigung brachte sie hier Simon und Jeanne zur Welt. Der unbändige Überlebenswille ihrer Mutter, die sich durch das Singen in der Haft den Verstand bewahrte, beeindruckt die Zwillinge. Die Konfrontation mit der ganzen Wahrheit versetzt beiden jedoch einen Schock, der ihr ganzes weiteres Leben beeinflussen wird. Mit Bildern von unglaublicher Intensität führt Denis Villeneuve den Alltag in einem vom Bürgerkrieg verwüsteten Land vor Augen. Die bewegende Filmadaption von Wajdi Mouawads erfolgreichem Theaterstück „Verbrennungen“ (Incendies) zeigt die blutigen Wirren des Nahostkonflikts im Brennspiegel einer erschütternden Familiengeschichte. Die kunstvolle Montage spiegelt zwei Zeitebenen effektvoll ineinander: Neugierig und bestürzt folgt der Zuschauer der filmischen Ergründung einer modernen Tragöde, deren Intensität an die klassische Ödipussage erinnert.

Di., 11. Feb · 02:25-04:05 · Das Erste (ARD)
A Serious Man

Amerika, 1967. Larry Gopnik (Michael Stuhlbarg) lebt mit seiner Familie in einer bürgerlichen Vorortsiedlung im amerikanischen Mittelwesten: eine Einöde aus uniformen Einfamilienhäusern, menschenleeren, betongrauen Straßen und akkurat gestutzten Rasenflächen. Er ist ein respektiertes Mitglied der Jüdischen Gemeinde und als Physik-Professor am örtlichen College tätig. Aber der Anschein gepflegter Biederkeit trügt: Larry Gopniks Leben gleicht in jeder Hinsicht einem Katastrophengebiet. Seine Frau Judith (Sari Wagner Lennick) will sich für einen anderen Mann (Fred Melamed) von ihm scheiden lassen und sein pubertierender Sohn Danny (Aaron Wolff) interessiert sich ausschließlich für den nächsten Joint und den störungsfreien Empfang seiner Lieblingsserie. Töchterchen Sarah (Jessica McManus) denkt an die Finanzierung ihrer Nasen-OP und verschwindet allabendlich in der Disco. Damit nicht genug, hat sich Larrys arbeitsloser Bruder Arthur (Richard Kind), der wegen illegalen Glücksspiels von der Polizei gesucht wird, auf der Familiencouch eingenistet. Larrys aggressiver Nachbar (Peter Breitmayer) nimmt ungefragt einen Teil seines Grundstücks in Beschlag und ein Student (David Kang) will ihn für eine bessere Note bestechen. Dessen Vater (Steve Park) wiederum droht mit einer Anzeige wegen Rufmords, sollte Gopnik die Sache publik machen. Zur gleichen Zeit wird Larrys Beförderung am College durch anonyme Verleumdungsbriefe gefährdet. In seiner Verzweiflung sucht der arme Kerl Hilfe bei verschiedenen Rabbinern. Doch deren Ratschläge geben ihm nur noch mehr Rätsel auf. Fast scheint es, als würde Gott höchstpersönlich ihn auf die Probe stellen. In ihrer autobiografisch gefärbten Tragikomödie nehmen die vierfachen Oscar-Preisträger Joel und Ethan Coen („Fargo“, „No Country for Old Men“) das Leben in der tiefsten amerikanischen Provinz aufs Korn. Mit teils bitterbösem, teils liebevollem Humor und zahllosen Anspielungen auf Religion und Philosophie treiben sie ein feinsinniges Spiel zwischen Ironie, Blasphemie und spiritueller Ernsthaftigkeit. So wirkt die Geschichte von Larry Gopnik wie eine moderne Adaption der biblischen Hiob-Geschichte. Hauptdarsteller Michael Stuhlbarg wurde aufgrund seiner Leistung für den Golden Globe nominiert, bei den Oscars erhielt „A Serious Man“ Nominierungen in den Kategorien Bester Film und Bestes Originaldrehbuch.

Mi., 12. Feb · 00:20-01:53 · MDR
Klemperer – Ein Leben in Deutschland

• Am Tag, als der Stern aufging: September 1941. Eva und Victor Klemperer haben sich mehr schlecht als recht im „Judenhaus“ eingerichtet. Beide leiden unter der drangvollen Enge in ihrem einzigen Zimmer. In diese spannungsgeladene Atmosphäre platzt die Bekanntmachung, daß alle Juden ab sofort den gelben Stern zu tragen haben. Victor weigert sich daraufhin, das Haus überhaupt noch zu verlassen. Er, ein ehemaliger Frontkämpfer, will nicht mit dem Stern gebrandmarkt sein. Eva, die sich heimlich mit Eberhard Klingler trifft, fühlt sich von dem grantigen Victor ebenso im Stich gelassen wie er von ihr. Die Organisation des täglichen Lebens hängt mittlerweile alleine an ihr. Außerdem leidet Eva mindestens so sehr wie Victor an den mangelnden Rückzugsmöglichkeiten im „Judenhaus“ und seinen bunt zusammengewürfelten Bewohnern. Bei Frau Fruchtmann, deren Sohn als Sanitäter in Hitlers Armee gefallen ist, findet Eva freundschaftlichen Anschluss. Überraschend taucht Weinstein, der Hausierer aus glücklicheren Tagen, als neuer Mitbewohner wieder auf. Der gläubige Jude irritiert Frau Kraithaim, der die zum „Judenhaus“ umfunktionierte ehemalige Pension gehört. Sie trauert den alten, prachtvolleren Zeiten nach. Judith, die Tochter der Kraithaims, fährt ahnungslos in eines der neuen Arbeitslager im Osten – ins „jüdische Paradies“, wie sie glaubt. Die Trennung von Judith bricht Friedhelm, dem Sohn von Frau Pichelott, fast das Herz. Er schließt sich daraufhin enger an Victor Klemperer an. Friedhelm ist der einzige Bewohner des „Judenhauses“, dessen Gesellschaft Klemperer akzeptiert. • An die Welt, die wir hinter uns ließen: Dezember 1942. Victor Klemperer ist zusammen mit Weinstein, Treuhänder und Stauffer als Zwangsarbeiter verpflichtet worden. Die ungewohnte, harte körperliche Arbeit im Stellwerk des Dresdener Güterbahnhofs ebenso wie Kälte und Hunger machen die Männer aggressiv und streitlustig. Bei ihrer Arbeit beobachten Klemperer und seine Leidensgenossen die Güterwagen voller zusammengepferchter Menschen, die nach Osten gehen. Sie können nur ahnen, was die Opfer am Ziel dieser Fahrten erwartet. Stauffer ist der erste aus dem „Judenhaus“, der einem dieser Transporte zugeteilt wird. Die Würde und Ruhe, mit der er von seinen Mitbewohnern Abschied nimmt, beeindruckt Klemperer ebenso wie das stumme Leiden von Stauffers junger „arischer“ Ehefrau Carlotta. Eva dagegen wird zum ersten Mal von Zweifeln geplagt. Würde sie, ebenso wie Carlotta, ihrem Mann in die Dunkelheit hinaus folgen? Der alltägliche Gestapo-Terror von Malachowski und Müller, dem Eva im „Judenhaus“ ausgesetzt ist, fordert allmählich seinen Tribut. Als sie wieder einmal Victors Manuskripte zu Annemarie bringt, schüttet sie der Freundin ihr Herz aus. Sie glaubt, Victors zunehmende Griesgrämigkeit und sein Selbstmitleid nicht mehr ertragen zu können. Zum ersten Mal fragt sich Eva, warum sie nicht einfach weggeht. Eine Antwort darauf gibt vielleicht die Postkarte, die Victor Eva eines Abends vorliest. Er hat sie im Unrat eines der aus dem Osten zurückgekehrten Viehwaggons gefunden. Es ist der Bericht eines Uhrmachermeisters aus Meißen, der das Ende des ersten Dresdener Juden-Transportes unter den Gewehrsalven der Gestapo in Riga schildert…