Vom 1. bis 15. Juli….
Mo, 1. Jul · 22:25-23:45 · 3sat
Zensierte Stimmen
Der Sechstagekrieg endete 1967 mit dem Sieg Israels. Der jüdische Staat schien gesichert. Im Triumph des Augenblicks gab es kaum jemanden, der die Konflikte der Zukunft hätte voraussehen können. Die jungen Männer waren als Sieger in ihre Häuser zurückgekehrt, viele jedoch verwirrt, traumatisiert, voller Angst und Schuldgefühle. Nach Ablauf der fast 50 Jahre währenden Zensur lässt der Dokumentarfilm die Stimmen wieder aufleben. Sie erzählen, was Krieg bedeutet. Amos Oz war damals noch kein international gefeierter Schriftsteller. Er war ein einfacher Soldat, der am Sechstagekrieg teilgenommen hatte und nach Kriegsende fühlte, dass sich hinter der Euphorie noch etwas anderes verbarg. Mit einem Tonbandgerät ausgerüstet, begab er sich mit Abraham Shapira, Kulturredakteur, Buchautor und Professor für Judaistik und jüdische Geschichte, in die Kibbuze des Landes und fragte die Männer nach ihren Kriegserlebnissen. Die Soldaten beschrieben sich selbst als zerrissen zwischen dem Gefühl des Triumphes und dem Gefühl von Schmerz, Scham und Unheil. Aufgrund ihrer Brisanz wurden die Tondokumente von der israelischen Armee zensiert.
Di, 2. Jul · 02:00-02:40 · ZDF
Familie Braun
Kai und Thomas sind Neonazis, Anfang 20 und wohnen gemeinsam in einer WG. Eines Tages steht Lara vor der Tür. Sie ist sechs Jahre alt, schwarz und Thomas‘ Tochter. Lara ist Ergebnis eines One-Night-Stands vor sieben Jahren, an den sich Thomas nicht mal mehr dunkel erinnern kann. Laras Mutter wird abgeschoben, die Kleine bleibt, und Thomas muss zum ersten Mal in seinem Leben Verantwortung übernehmen. Für Lara und für sich. Thomas versucht, seine schwarze Tochter zuerst loszuwerden, später dann aber immer mehr in sein „braunes“ Leben zu integrieren. Thomas kämpft gegen starre Muster in seinem Kopf. Er muss sich den unangenehmen Fragen seiner Tochter stellen, die ihm mit entwaffnender Naivität zeigt, wie dünn und brüchig seine rechten Ideologien eigentlich sind. Sein Freund Kai versteht die Welt nicht mehr und will seinen alten Freund wieder zurück. Es scheint, als würde Thomas sein gesamtes soziales Umfeld verlieren. „Familie Braun“ ist als Dramedy angelegt, geht frech und mit viel Humor mit dem Thema Rechtsradikalismus um und findet eine sehr eigenständige Tonalität zwischen leichtem Humor und ernsthaftem Drama. Autor Manuel Meimberg hat die Bücher gemeinsam mit dem Producer Uwe Urbas (Polyphon) entwickelt, Regie führt Maurice Hübner. Das Projekt ist als Web-Serie entstanden und wurde in Kooperation mit YouTube-Stars aus dem Verein 301+ produziert. Neben dem Hauptcast sind einige bekannte YouTuber in kleinen Gastrollen zu sehen, beispielsweise Florian Mundt, Max Krüger, Fabian Riek, Steven Schuto, Trung Dang Duc oder Florian Balke. Auch beim Soundtrack wurde mit Talenten aus dem Netz zusammengearbeitet, so haben zum Beispiel Marti Fischer und Marie Meimberg Teile des Soundtracks beigesteuert.
Di, 2. Jul · 13:55-15:45 · arte
Operation Walküre – Das Stauffenberg Attentat
Bei einem Einsatz in Afrika, in dem der deutsche Frontsoldat Graf von Stauffenberg fast das Leben verliert, erfährt er eine Eingebung und findet den Mut, sich einem diktatorischen Regime entgegenzustellen. Zurück in Deutschland wird er zum Offizier der Wehrmacht ernannt. Doch er ist nicht mehr der Alte und mit der Entdeckung seines neuen Gewissens beginnt er, Mitverschwörer gegen den Führer zu suchen. Es ist das Jahr 1944: Während sich das Blatt zugunsten der Alliierten wendet, entwickelt sich eine Verschwörung gegen Adolf Hitler. Claus Schenk Graf von Stauffenberg und andere Mitverschwörer planen das raffiniert ausgetüftelte Attentat unter dem Decknamen „Operation Walküre“. Die auf historischen Tatsachen basierende Geschichte beschreibt die Beweggründe der großenteils aus dem Offizierskorps stammenden Verschwörer sowie die Schwierigkeiten bei der Umsetzung des geplanten Attentats und dem anschließenden „Unternehmen Walküre“. Dabei wird aus dem historischen Ereignis eine Heldengeschichte jenes Mannes, der bis zu seiner Exekution für seinen Plan kämpft. Am Ende des Films wird die Inschrift des Ehrenmals an der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin dargestellt: „Ihr trugt die Schande nicht, Ihr wehrtet Euch, Ihr gabt das große ewig wache Zeichen der Umkehr, opfernd Euer heißes Leben für Freiheit, Recht und Ehre.“
Mi, 3. Jul · 11:15-11:45 · 3sat
Hans Rosenthal – eine Spurensuche
Dass der Fernsehmoderator Hans Rosenthal Bauer werden wollte, um Nazi-Deutschland zu entkommen, wissen die Wenigsten. Auch sein Sohn, Gert Rosenthal, weiß wenig von diesem Schicksal. Für ihn umso mehr ein Grund, nach fast Vergessenem zu forschen. Seine erste Station: eine Ausstellung in Neuendorf, ehemalige Hachschara-Einrichtung, in der jüdische Jugendliche in Landwirtschaft und Handwerk ausgebildet wurden, um nach Palästina zu gehen. Hier war auch sein Vater gewesen. Nie hatte Hans Rosenthal davon erzählt, höchstens auf Familienfesten hörte der Sohn Erinnerungsfetzen, die mehr Rätsel aufgaben als aufklärten. Gert, der jüngere Bruder des Vaters, dessen Namen er trägt, war deportiert worden, während der Vater untertauchen konnte. Nun beginnt eine spannende, aber auch mühsame Spurensuche, entlang der Lebensstationen des Vaters in der Nazi-Zeit. Sie führt zu Zeitzeugen, Archiven, verfallenen Häusern und Ruinen. Gert Rosenthal erinnert sich: „Immer wenn meine Schwester oder ich unseren Vater etwas zur Nazi-Zeit fragten, wechselte er nach zwei Sätzen das Thema, es schien mir, als wollte er uns vor diesen schrecklichen Geschichten verschonen.“ Jetzt hofft der Sohn, dass durch die filmische Spurensuche ein wenig Licht in das Dunkel seiner Familiengeschichte gebracht werden kann.
Mi, 3. Jul · 11:45-12:30 · 3sat
Die Kinder der Stunde Null
David Avnir lebt in Jerusalem. In seinem Pass steht als Geburtsdatum der 12. Juni 1947. Und als Geburtsort: St. Ottilien. Auch David Stopnitzer aus München ist in dem oberbayerischen Kloster geboren. Beide sind Söhne von Holocaustüberlebenden – von Eltern, die es irgendwie geschafft haben, der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie zu entgehen. Von 1945 bis 1948 hatte die amerikanische Armee im oberbayerischen Kloster St. Ottilien ein Krankenhaus für ehemalige jüdische KZ-Häftlinge, Displaced Persons (DPs), eingerichtet. St. Ottilien entwickelte sich in den Jahren nach dem Holocaust zu einem kulturellen und politischen Zentrum für den Neubeginn jüdischen Lebens in Deutschland. Es gab Toraschulen und Synagogen, hier wurde die erste Talmud-Ausgabe in Deutschland nach dem Krieg gedruckt, und ein eigenes „Ottilien-Orchestra“ trat in den DP-Lagern der Umgebung auf. Von Mai 1946 bis April 1948 wurde in St. Ottilien außerdem eine Entbindungsstation betrieben, wo über 400 Kinder zur Welt kamen, die sogenannten Ottilien-Babys, „die Kinder der Stunde Null“.
Mi, 3. Jul · 15:45-16:40 · arte
Israel – Der Norden
Der Norden Israels erstreckt sich von Tel Aviv, entlang der Mittelmeerküste, bis zur libanesischen Grenze – und im Landesinneren über den See Genezareth bis in die Golanhöhen. Ein Streifzug durch bizarre Höhlenlabyrinthe und eine fruchtbare Kulturlandschaft überrascht mit spektakulären Wildtieren, unbekannten historischen Orten und Forschern, die sich mit Leidenschaft für den Erhalt der letzten Wildnisgebiete einsetzen. Metropolen wie Tel Aviv spiegeln die kulturellen Einflüsse auf ein Land wider, in das von der Staatsgründung 1948 bis heute Juden aus allen Teilen der Welt einwandern. Die ersten sind am großen Mittelmeerhafen in Haifa angekommen. In den vergangenen 70 Jahren hat sich die Hafenstadt zur High-Tech-Metropole entwickelt. Der See Genezareth, von dessen Wundern die Bibel erzählt, ist heute der größte Trinkwasserspeicher des Nahen Ostens. Intensive Landwirtschaft auf fruchtbaren Böden macht die Gegend zum Brotkorb Israels. Doch wie in biblischen Zeiten bedrohen Insektenplagen die Ernte. Eine Herausforderung für Wissenschaftler, die auf innovative Weise gegen Schädlinge vorgehen. Druck auf die Landwirtschaft üben zudem Zehntausende Zugvögel wie Kraniche, Störche und Pelikane aus, die die Getreidefelder für einen Zwischenstopp ansteuern. Um natürliche Lebensräume zu erhalten, agieren Biologen als Vermittler zwischen Landwirten, Wildtieren und Tierfreunden. So haben Wölfe in den Golanhöhen eine Heimat gefunden, Klippschliefer erobern die Festungen von Kreuzrittern, Goldschakale bevölkern die Parks der Städte und große Haiarten wandern ins Mittelmeer ein.
Do, 4. Jul · 15:50-16:45 · arte
Israel – Der Süden
Der Süden Israels erstreckt sich von Jerusalem über das Tote Meer und die Negev-Wüste bis nach Eilat am Roten Meer. Als David Ben-Gurion 1948 erster Ministerpräsident des jungen Landes wurde, hatte er die Vision, die Wüste zum Blühen zu bringen. Sonnenkollektoren und Solarkraft waren der Anfang. Ein Streifzug durch vielfältige, bizarre Landschaften überrascht mit unbekannten Orten und Pionieren wie Landwirten und Wissenschaftlern, die sich für das Leben in der Wüste entschieden haben. Sie verwandeln den trockenen Süden Israels in eine High-Tech-Region. Die Folge: Heute sind israelische Farmer in der Lage, nicht nur ihr eigenes Land mit Gemüse und Früchten zu versorgen, sondern sogar Überschuss zu produzieren, den sie nach Europa exportieren. Die Geschichte zeigt aber auch, dass die Wüstenbewohner schon vor mehr als 5.000 Jahren innovativ waren: Im Timna Park, einer der spektakulärsten Wüstenlandschaften der Erde, wurde mit den ersten Kupferminen der Welt das Metallzeitalter eingeläutet. Die Wüste ist ein kreativer, lebenswerter Ort und bietet trotz intensiver Nutzung immer noch viel Platz für Wildnis und seltene Tiere. In unberührten Gegenden sind Wölfe, Hyänen und Sandfüchse unterwegs – und bedrohte Tierarten wie die Oryx-Antilope werden wieder angesiedelt. Geologisch gibt der ostafrikanische Grabenbruch, der sich über das Tote Meer durch eine Kraterlandschaft bis ans Rote Meer zieht, die Route vor, auf der jedes Jahr Millionen Zugvögel von Afrika nach Europa und zurück fliegen. Am Roten Meer kämpfen Forscher für den Erhalt eines der längsten, intakten Korallenriffe der Erde.
Do, 4. Jul · 21:00-21:45 · PHOENIX
Die Akte BND
Im besetzten Nachkriegsdeutschland steigt der Ex-Fallschirmjäger und ehemalige SS-Mann Gerhard Mertins auf zum mächtigen Waffenhändler. Er hat viele Kontakte in den Nahen Osten und zu alten Nazigrößen, ein Mann, der deswegen für Geheimdienste interessant wird. Er startet direkt nach dem Zweiten Weltkrieg als einfacher Taxiunternehmer in Bremerhaven, doch bald macht er mit dem deutschen Geheimdienst BND und auch der amerikanischen CIA beste Geschäfte. Bis heute sind viele Akten über Mertins geheim. Denn ge gen deutsche Gesetze, gegen Völkerrecht, verschob Mertins mit Rückendeckung und bisweilen im Auftrag des deutschen Geheimdienstes BND Waffen in Kriegsgebiete. Fast zwei Jahre lang hat das Team um Autor Rainer Kahrs für den Film recherchiert, erstmals hat der BND einem Kamerateam Akteneinsicht gewährt zu Gerhard Mertins, dem ersten Waffenhändler des BND. Erstmals sprechen auch Ehefrau und Tochter von Mertins vor der Kamera. Was wussten die Regierungen? Mertins wurde bis in die Ära Willy Brandts einer der mächtigsten internationalen Waffenschieber. Warum arbeitete der BND jahrzehntelang mit Mertins zusammen? Was wussten die westdeutschen Regierungen? Eine Spurensuche, die von Bremerhaven über den Nahen Osten bis in die USA führt. Und ein spannender Einblick in ein Westdeutschland, das nach Krieg und Besatzungszeit seine Rolle im internationalen Machtgefüge suchte.
Sa, 6. Jul · 19:20-20:00 · 3sat
Der Mann, der Nofretete verschenkte – James Simon, der vergessene Mäzen
Jährlich lockt die Nofretete-Büste im Neuen Museum auf der Berliner Museumsinsel Tausende von Besuchern an. Die Grabungen, die sie ans Tageslicht holten, wurden von James Simon bezahlt. Der jüdische Baumwollgroßhändler und Millionär, der von 1851 bis 1932 lebte, gab beträchtliche Teile seines Vermögens für die Museumsinsel aus. Alle Kunstwerke und Objekte aus Amarna, das Ischtar-Tor und die Prozessionsstraße aus Babylon, über 600 Kunstwerke der italienischen und nordalpinen Renaissance, Gemälde und Skulpturen hat er den Berliner Museen geschenkt. Aber nicht nur der Kunst galt sein Mäzenatentum, sondern auch den Armen und Bedürftigen, allen voran den Arbeiterkindern, die im aufstrebenden Berlin der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert große Not litten. Heute ist James Simon, der mit der Weltwirtschaftskrise selbst verarmte, weitgehend in Vergessenheit geraten. Zum ersten Mal gibt es nun einen Film über diesen Mann und sein wechselvolles Leben: Die Dokumentation „Der Mann, der Nofretete verschenkte – James Simon, der vergessene Mäzen“ von Carola Wedel zeichnet den Lebensweg des Mannes nach, dem Berlin viele bedeutende Ausstellungsstücke verdankt. Carola Wedel lässt Historiker, Museumsdirektoren und Nachfahren von James Simon zu Wort kommen und präsentiert einige der herausragenden Kunstwerke, die Berlin dem großen Mäzen zu verdanken hat. Außerdem werden in spielfilmähnlichen Sequenzen zentrale Situationen und Begegnungen seines Lebens in Szene gesetzt. Redaktionshinweis: Am 12. Juli 2019 wird Bundeskanzlerin Angela Merkel die James-Simon-Galerie, das Besucherzentrum der Berliner Museumsinsel, feierlich eröffnen. Aus diesem Anlass zeigt 3sat den Film „Der Mann, der Nofretete verschenkte – James Simon, der vergessene Mäzen“. Aus demselben Anlass folgen ab 3.40 Uhr die Dokumentationen „Kulturzeit extra: Jahrhundertprojekt Museumsinsel“, „Eine Ruine wird zum Juwel – Das Neue Museum“ sowie „Ein Eingang für die Ewigkeit“ von Carola Wedel.
So, 7. Jul · 02:40-03:30 · arte
Rassenkrieg in den USA? Die Ziele der Alt-Right
Richard Spencer prägte den Begriff „Alt-Right“ – eine Abkürzung für „alternative right“: die radikale Bewegung, die von vielen als die „schickere“ Version des Ku-Klux-Klan angesehen wird. Laut Spencer haben Schwarze und Juden Amerika seinem Volk weggenommen. Seine Antwort: ein Krieg der Rückgewinnung. Spencer beleidigt offen seine ideologischen Gegner und nutzt Versammlungen und Demonstrationen, um die Aufmerksamkeit der Medien zu erregen. Spencers Gegenspieler Daryle Lamont Jenkins scheut aber keine Konfrontation. Der schwarze Antifa-Aktivist ergreift jede Gelegenheit, die Anhänger der Alt-Right-Bewegung öffentlich anzuklagen – was manche von ihnen aus Karrieregründen durchaus fürchten. Die Spannung zwischen diesen Fronten entlädt sich bei den traumatischen Ereignissen von Charlottesville im Jahr 2017: Kämpfe entbrennen, Menschen werden mit Pfefferspray attackiert, Schüsse fallen. Obwohl rechtsextreme Demonstranten schwer bewaffnet aufmarschieren, sieht die Polizei tatenlos zu. Amateuraufnahmen zeigen aus nächster Nähe, wie dann ein graues Auto eine schmale Straße hinunter in eine Menschenmenge rast. 35 Menschen werden verletzt, eine junge Demonstrantin stirbt. Das Doppelporträt der beiden Kontrahenten Spencer und Jenkins begleitet die beiden bei ihren Aktionen und lässt sie unkommentiert über ihre Ansichten sprechen, um die Hintergründe der gegensätzlichen Positionen zu beleuchten. Zu Wort kommen auch Jared Taylor, Gründer der rechtsradikalen Zeitschrift „American Renaissance“, sowie der Journalist Mark Potok, der für die gemeinnützige Organisation „Southern Poverty Law Center“ extremistische Randgruppen beobachtet.
So, 7. Jul · 23:00-23:55 · arte
Sound of Freedom – Der Soundtrack der Freiheit (2/2)
Der Sommerhit „Bella Ciao“ begeisterte 2018 Europa. Unter dem Hype ging fast verloren, dass das Lied italienischer Partisanen eine Hymne des Antifaschismus ist. Von Reispflückerinnen Anfang des 20. Jahrhunderts gegen die schweren Arbeitsbedingungen gesungen, wird es im Zweiten Weltkrieg zum Schlachtruf gegen den Faschismus in ganz Europa. In unzähligen Adaptionen und auf vielen Sprachen lebt das Lied bis in die heutige Zeit weiter: „Bella Ciao“ bleibt die Freiheitshymne im Widerstand gegen Rechtspopulismus und Neofaschismus. „Free Nelson Mandela“ war der erste große Pop-Hit im Kampf gegen das südafrikanische Apartheidregime. Die Forderung nach der Freilassung Nelson Mandelas erklingt in den 80er Jahren aus den Kehlen von zahlreichen Musikikonen. 1964 wird der Jurist und Freiheitskämpfer eingekerkert und verbringt 17 Jahre allein auf der berüchtigten Gefängnisinsel Robben Island in der Bucht von Kapstadt. Die internationale Solidarität wächst und somit auch der politische Druck. Nach seiner Freilassung im Jahr 1990 wird „Free Nelson Mandela“ von einer Forderung zur triumphalen Hymne der Hoffnung. „I’m on the right track, baby I was born this way“, intoniert Pop-Diva Lady Gaga in ihrem Lied „Born This Way“. Sie zelebriert die Andersartigkeit, die Nonkonformität und Vielfalt aller Menschen. Damit steht ihr Lied in der Tradition der großen queeren Freiheitssongs: „I Will Survive“ von Gloria Gaynor ist zweifellos eine der bekanntesten Regenbogenhymnen weltweit. Von der schwulen Bewegung in den 80ern aufgegriffen, wurde der Disco-Hit schnell politisiert und mit dem Aufkommen von Aids zum ultimativen Ausdruck von Verzweiflung, Hoffnung und Wiederbelebung. Im 21. Jahrhundert wird der Staffelstab an junge Musiker weitergegeben, die sich keinem gesellschaftlichen Diktat beugen und Geschlecht sowie Sexualität offen ausleben.
Mo, 8. Jul · 20:15-22:15 · One
Die Frau die singt – Incendies
Ein kanadisches Geschwisterpaar reist in den Nahen Osten. Dem rätselhaften Testament ihrer Mutter folgend suchen die beiden den tot geglaubten Vater und einen ihnen unbekannten Bruder. In einem nicht benannten, von Bürgerkrieg und religiösen Spannungen zwischen Christen und Muslimen zerrissenen Land, kommen sie dem Leidensweg der Mutter auf die Spur. Und damit auch der ungeheuerlichen Wahrheit über ihre eigene Herkunft. Denis Villeneuve hat vor dem Hintergrund der Verwerfungen im Nahen Osten eine epische Parabel über die Folgen von Krieg und Gewalt inszeniert. Das Familiendrama wurde 2011 für den Oscar nominiert. Der Letzte Wille ihrer Mutter Nawal (Lubna Azabal), die im kanadischen Exil starb, versetzt die Zwillinge Jeanne (Mélissa Désormeaux-Poulin) und Simon Marwan (Maxim Gaudette) in tiefes Erstaunen. Notar Jean Lebel (Rémy Girard), ein enger Freund der Familie, überreicht ihnen zwei Briefe: Einer ist bestimmt für ihren Vater, den sie für tot hielten, der zweite für einen Bruder, von dessen Existenz sie bislang nicht einmal eine Ahnung hatten. Diese Briefe müssen laut Nawals Testament erst übergeben werden, bevor ein Grabstein auf ihre letzte Ruhestätte gesetzt werden darf. Um den Wunsch ihrer Mutter zu erfüllen, bricht Jeanne in den Nahen Osten auf; Simon folgt ihr nur widerwillig. Im Zuge einer ereignisreichen Odyssee durch ein verwüstetes Land finden beide heraus, dass ihre Mutter nach einem politisch motivierten Attentat in einem Spezialgefängnis inhaftiert wurde. 15 Jahre verbrachte sie in Einzelhaft, wurde von einem „Verhörspezialisten“ immer wieder gefoltert. Als Folge mehrfacher Vergewaltigung brachte sie hier Simon und Jeanne zur Welt. Der unbändige Überlebenswille ihrer Mutter, die sich durch das Singen in der Haft den Verstand bewahrte, beeindruckt die Zwillinge. Die Konfrontation mit der ganzen Wahrheit versetzt beiden jedoch einen Schock, der ihr ganzes weiteres Leben beeinflussen wird. Mit Bildern von unglaublicher Intensität führt Denis Villeneuve den Alltag in einem vom Bürgerkrieg verwüsteten Land vor Augen. Die bewegende Filmadaption von Wajdi Mouawads erfolgreichem Theaterstück „Verbrennungen“ (Incendies) zeigt die blutigen Wirren des Nahostkonflikts im Brennspiegel einer erschütternden Familiengeschichte. Die kunstvolle Montage spiegelt zwei Zeitebenen effektvoll ineinander: Neugierig und bestürzt folgt der Zuschauer der filmischen Ergründung einer modernen Tragöde, deren Intensität an die klassische Ödipussage erinnert.
Mo, 8. Jul · 23:30-00:15 · Das Erste (ARD)
Operation Mondlandung – Die NASA und die Ex-Nazis
Dass Neil Armstrong am 21. Juli 1969 als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond setzen konnte, war auch ein Erfolg von Wernher von Braun sowie mehr als 100 deutschen Technikern und Ingenieuren, die im Dienst der NASA standen. In einer Geheimoperation hatten die US-Amerikaner nach Ende des Zweiten Weltkriegs unter anderem deutsche Wissenschaftler in die USA geholt, um sich ihren Wissensvorsprung in der Raketentechnik zu sichern. So ist etwa die für den bemannten Mondflug entwickelte „Saturn V“-Rakete das Meisterstück des gebürtigen Thüringers Arthur Rudolph, der als Programm-Manager das komplexe Gemeinschaftswerk Zehntausender Techniker orchestrierte. Doch über der Erfolgsgeschichte liegt auch ein dunkler Schatten: Einige der aus Deutschland stammenden NASA-Mitarbeiter hatten eine Vergangenheit als Nationalsozialisten und waren Mitglieder der SS. Tatsächlich war Arthur Rudolph schon in Nazi-Deutschland in den Bau einer Rakete involviert, die zu den grausamsten Waffen des Zweiten Weltkriegs gehörte: Die sogenannte Vergeltungswaffe „V2“. Allein bei deren Produktion starben mindestens 12.000 Zwangsarbeiter aufgrund der unmenschlichen Arbeitsbedingungen. Auf der skrupellosen Jagd nach Wissen wurden auch Spezialisten wie Hubertus Strughold nach Amerika gebracht. Welche Rolle der als Vater der Raummedizin geltenden Arzt im Rahmen verbrecherischer Menschenversuche im Konzentrationslager Dachau einnahm, ist umstritten. Mit dem Sputnik-Schock 1957 und dem Beginn des Kalten Krieges waren die US-Militärs zusehends auf das Know-how der Deutschen angewiesen, denn mit der Sowjetunion als neuem Feind im Visier wurde der Weltraum mehr und mehr zum strategischen Schlachtfeld.
Mi, 10. Jul · 20:15-22:25 · Sat.1
Sieben verdammt lange Tage
Judd hat gerade seine Frau in flagranti mit seinem Chef erwischt, als auch noch sein Vater stirbt. Dessen letzter Wunsch war es, dass die Familie eine traditionelle siebentätige Schiwa, die jüdische Totenwache, hält. Somit muss Judd mit seiner dominanten Mutter und seinen drei Geschwistern eine Woche im Elternhaus verbringen und alle haben ihre Probleme im Gepäck…
Mi, 10. Jul · 22:45-00:15 · Das Erste (ARD)
Lea Tsemel, Anwältin
Israels Besatzung palästinensischer Gebiete führt seit Generationen zu blutigen Auseinandersetzungen. Auf palästinensischen Widerstand folgt israelische Expansion, eine friedliche Lösung des Konflikts ist in weite Ferne gerückt. Lea Tsemel ist jüdische Anwältin und verteidigt palästinensische Straftäter, die in ihrem Land keine Stimme haben. Für ihre politischen Gegner ist sie deshalb eine Verbündete des Teufels, eine Schande für das Land. Sie vertrete Freiheitskämpfer und opponiere, stelle sich damit gegen die israelische Siedlungspolitik, sagen ihre Befürworter. Seit 50 Jahren kämpft Lea Tsemel für mehr Gerechtigkeit und für mehr Gleichheit der palästinensischen Minderheit. Als Menschenrechtsanwältin tritt sie für die Wahrung der Unschuldsvermutung und gegen eine systematische Vorverurteilung ein. Tsemel, 73, verteidigt politische Gefangene, Feministinnen und Fundamentalisten, friedliche Demonstranten und bewaffnete Militante. Und sie wagt sich an die schwierigsten Fälle: Sie vertritt Kinder, die durch Diskriminierung radikalisiert, von Opfern zu Tätern werden. Sie sei die Anwältin, die immer verliert, sagt Lea Tsemel ohne jede Bitterkeit von sich, und macht trotzdem immer weiter in ihrem unbeirrbaren Glauben an Gerechtigkeit, trotz harscher Kritik seitens der Presse und der Öffentlichkeit. Ihr Mandant ist der 13-jährige Ahmad. Für die Israelis ist der Palästinenserjunge ein Terrorist, der eine hohe Gefängnisstrafe verdient hat, egal wie es zu der tödlichen Messerattacke kam, egal wie jung er ist. Für die Palästinenser ist er ein willkommenes Opfer, um die Methoden der Israelis anzuprangern. An Lea Tsemels schwierigstem Fall lässt sich das ganze Drama des nationalen Konflikts darstellen. Der Dokumentarfilm behandelt den israelisch-palästinensischen Konflikt, indem er seine Protagonistin ins Zentrum stellt. Der Film stellt dabei grundlegende Fragen: Welchen Preis zahlt Lea Tsemel persönlich und ihre Familie für ihren Kampf um Gerechtigkeit? Was bedeutet Gerechtigkeit vor dem Hintergrund des unlösbaren Nahostkonflikts? Und was bedeuten diese Fragen, wenn das Opfer, ein Kind, auch Täter ist? Über den Zeitraum eines Jahres erleben die Zuschauer die Höhen und Tiefen der Anwältin im Kampf für ihren minderjährigen Mandaten in schwierigen, berührenden Gesprächen mit den Angehörigen oder bei vertraulichen Beratungen ihrer mitunter riskanten Verteidigungsstrategie mit ihrem Ko-Verteidiger und engsten Vertrauten im Fall Ahmad, Tareq Barghout. Die Kamera ist immer dabei, wie sich dramatische Szenen direkt vor und nach den Gerichtsverhandlungen beim Zusammentreffen mit Ahmad abspielen. Diese werden kunstvoll und geschickt durch Animationen verfremdet, um das Persönlichkeitsrecht des minderjährigen Angeklagten zu schützen. Die Flure des Gerichts werden zum Schauplatz eines Dramas. Lea Tsemel tritt nach jedem Verhandlungstag vor die Presse, in direkter Konfrontation mit ihrem Kontrahenten, dem Staatsanwalt, während vor dem Gerichtsgebäude palästinensische Frauen gegen eine rassistische israelische Justiz demonstrieren. Geleakte Bilder einer Überwachungskamera werden eingeschnitten, die die brutalen Verhörmethoden der israelischen Beamten belegen, denen Ahmad ohne jeden familiären oder juristischen Beistand ausgesetzt ist. Außerdem belegt TV-Archivmaterial aus israelischen Nachrichtensendungen, wie skrupellos beide politische Lager den Fall Ahmad instrumentalisieren, um den Konflikt zusätzlich zu schüren. Historisches Archivmaterial seit dem Sechstagekrieg 1967 und privates Archivmaterial zeichnen Lea Tsemels privaten und beruflichen Werdegang parallel zu dem Geschehen um Ahmads Prozess nach. Zu Wort kommen ihr Ehemann und ihre beiden Kinder.
Mi, 10. Jul · 23:45-01:10 · arte
Jenseits der Berge und Hügel
Nach 20 Jahren Militärdienst wird David aus der Armee entlassen und versucht, sich ein neues ziviles Leben aufzubauen. Er ist davon überzeugt, dass er wie viele seiner Freunde nach der Zeit beim Militär eine Position im Management irgendeines Unternehmens finden wird. Doch David hat unerwartete Schwierigkeiten, sich dem Klima und dem Tempo des „neuen Israel“ anzupassen. Er sieht sich plötzlich mit einer konkurrenzbetonten Kultur konfrontiert, die geradezu besessen von Geld und Erfolg ist. Der Abschied von der Truppe ist zugleich auch eine Rückkehr zu seiner Familie, von der er sich in den langen Jahren der häufigen Abwesenheit entfremdet hat. Im Leben der beiden fast erwachsenen Kinder und seiner Frau, die als Lehrerin arbeitet, scheint er keine Rolle mehr zu spielen. Immer öfter findet David sich allein zu Hause vor dem Fernseher. Als ein Freund ihm vorschlägt, sich bei einer Firma zu bewerben, die Nahrungsergänzungsmittel vertreibt, erkennt er darin seine Chance, den Fuß in die Tür zum großen Geschäft zu bekommen und es zu etwas zu bringen. Doch stattdessen geraten er und die Mitglieder seiner Familie langsam in ein Netz ebenso dunkler wie gefährlicher Ereignisse, die durch die Realität im heutigen Israel begünstigt werden. Mit „Jenseits der Berge und Hügel“ gelingt dem israelischen Regisseur Eran Kolirin erneut ein Film von großer erzählerischer Kraft, Spannung und Emotion. Es ist ein Film mit Helden, die sich in Sicherheit wähnen, jedoch längst schon in größter Gefahr sind. Es ist ein Film über gute Menschen, die in einer bösen Wirklichkeit zurechtkommen müssen.
Do, 11. Jul · 23:30-01:05 · RBB
Du sollst nicht lieben
Aaron ist ein angesehener Fleischer in der ultraorthodoxen jüdischen Gemeinde in Jerusalem. Der Ehemann und Vater von vier Kindern gerät in eine tiefe Krise, als er sich in Ezri verliebt – einen 22-jährigen Studenten, der ihm in seinem Geschäft aushilft. Zunächst begreift er seine Gefühle als religiöse Herausforderung, doch als beide Männer schließlich ihrer Leidenschaft nachgeben, wächst der Druck der Gemeinde auf Aaron. Da er keinen Weg sieht, seine Gefühle mit den religiösen Regeln in Einklang zu bringen, fasst er einen radikalen Entschluss. Haim Tabakmans erster Spielfilm erzählt das Drama eines Mannes, der seinen Glauben mit seiner Leidenschaft zu vereinbaren sucht, und berührt ein Tabu – Homosexualität im ultraorthodoxen Judentum. Nach der Uraufführung von „Du sollst nicht lieben“ in der Reihe „Un Certain Regard“ beim Festival de Cannes reagierte die internationale Presse begeistert, stellte die Zurückhaltung und inszenatorische Strenge des Films heraus und verglich die emotionale Kraft einer Liebesgeschichte in einer feindlichen Umwelt mit Ang Lees „Brokeback Mountain“.
© Bild oben: rbb/Axel Schneppat/Edition Salzgeber: Aaron (Zohar Strauss, li.) begreift seine Gefühle für Ezri (Ran Danker) zunächst als religiöse Herausforderung.
Fr, 12. Jul · 07:15-07:30 · PHOENIX
Vilnius – Spurensuche im Jerusalem des Nordens
Wenn man wissen will, wie die Sowjetunion auf dem jüdischen Erbe herum getrampelt hat, muss man mit Amit Belaite in Vilnius auf Spurensuche gehen. In allem liegt eine Wehmut und Sehnsucht, etwa wenn Amit durch das frühere Ghetto streift und in die Hinterhöfe schaut. Fast alle litauischen Juden starben, umgebracht von SS-Truppen und einheimischen Helfershelfern. Wenn man wissen will, wie die Sowjetunion auf dem jüdischen Erbe herumgetrampelt hat, muss man mit Amit Belaite auf Spurensuche gehen. Startpunkt ist der Sportpalast. Es ist eine Reise auf der Suche nach der verlorenen Zeit. „Und dein Vater hatte dich gewarnt?“ „Und mein Vater hat mich gewarnt: ‚Tritt nicht auf diese Stufen!‘ Und ich habe mich gefragt: Warum?“ Es gibt eine Generation deren Wissbegier größer ist als der Schmerz. Und es weht ein neuer Wind durch Vilnius: Jetzt werden die Steine gesammelt – und wieder etwas in Ordnung gebracht. Niemand soll mehr auf jüdischen Grabsteinen herumtreten. Vilnius ist eine Stadt der Denkmäler, und pflegt seine Heroen. Manche werden geehrt wie John Lennon, andere nicht erwähnt, obwohl sie oder ihre Ahnen von hier stammen: Man könnte sich fragen, warum Lennon von den Beatles, der nie hier war, so ein Denkmal kriegt, und andere wie Leonard Cohen und Bob Dylan, deren Wurzeln in Litauen liegen nicht vorkommen. Der Bürgermeister in seinem Büro, hoch über der Stadt, ist schon einen Schritt weiter. Er versucht ständig, Juden aus aller Welt zu einem Besuch in der alten Heimat zu überreden. Wir fragen: „Halb Hollywood stammt doch von hier. Und ihr früherer Kollege Michael Bloomberg – war er schon hier?“ In allem liegt eine Wehmut und Sehnsucht, etwa wenn Amit durch das frühere Ghetto streift und in die Hinterhöfe schaut. Fast alle litauischen Juden starben, umgebracht von SS-Truppen und einheimischen Helfershelfern:“Ich weiß nicht wer hier wohnte, vielleicht Deportierte oder Leute, die umgebracht wurden.“(Amit Belaite) Die Fotos auf der Hauptstraße des früheren Ghettos wurden zwischen den Ruinen gefunden, Szenen einer besseren Zeit: Man sieht glückliche Menschen – und keiner weiß, ob so ein Leben jemals wieder nach Vilnius zurückkehrt. Die einzige Synagoge, die noch in Gebrauch ist: Es reicht auch ein Gotteshaus, für die kleine jüdische Gemeinschaft. Während der Sowjetzeit überlebt es als Lagerhalle für Arzneien:“Vilnius trug den Beinamen ‚Jerusalem des Norden‘. Wir waren mal 250.000 Juden, fast jeder zweite Bewohner von Vilnius war Jude und wir hatten mehr als 100 Synagogen. Jetzt sind wir noch 2500 Leute in der Gemeinde. Wenn wir uns heute in der Siemens-Arena mit 10.000 Plätzen versammeln, dann sieht sie immer noch leer aus.“ (Simas Levinas, Vorsitzender der jüdischen religiösen Gemeinde Vilnius) Amit hat für sich einen Weg gefunden, ihre Familie zu vergrößern, die so klein geworden ist: Großvater und Großmutter waren die einzigen Familienmitglieder, die den Holocaust überlebten, so dachte sie jedenfalls. Sie blättert im Familienstammbaum. Dorf findet sie auch die Schwester ihres Großvaters, die, wie sie erst jetzt weiß, erst vor einem Jahr gestorben ist.
Sa, 13. Jul · 21:00-21:45 · ARD-alpha
alpha-retro: 1982 – Walter Sedlmayr in Israel
In dieser Ausgabe seiner Reisefilmreihe begibt sich Walter Sedlmayr nach Israel. Von der Wüste Negev führt ihn seine Route über Beersheba und Jericho nach Jerusalem, wo er die Karwoche miterlebt. Zum Abschluß der Reise fährt er ans Rote Meer. Er besucht verschiedene Märkte, lässt sich in Beduinenzelte einladen, filmt eine nachgestellte Hochzeit von jemenitischen Juden, besucht den Tempelberg und die Klagemauer und lässt bei untergehender Sonne einen Kamelreiter auf Zelluloid bannen. Wer in Israel über Israel einen Film macht, muss aufpassen, dass er keinen Fehler macht, das ist Walter Sedlmayr durchaus bewusst, als er mit seinem Team in Tel Aviv ankommt, um von dort aus in zwei Wochen Israel zu bereisen und eine weitere Ausgabe seiner Reisefilmreihe zu erstellen. Er weiß also, was es heißt, in ein Land zu reisen, das für drei große Religionen, die alle an denselben Gott glauben, von zentraler Bedeutung ist. Wenn man da einen Fehler macht, ist gleich der Teufel los, sagt er – und an den glauben sie auch alle drei. In der Wüste Negev besucht er zuerst einmal Beduinen, die sich für ihn gegen Geld verkleiden und ihm zeigen, wie man dort früher gelebt hat. Einzig die Mutter des Scheichs lebt noch wirklich im Zelt: Sie ist aber auch tatsächlich die Herrscherin in der Familie. Bevor ihm dort drin im Zelt aber das politische Gespräch zu heiß wird, fährt er mit seinem Team lieber nach Beersheba: Er will nur ein braver Tourist sein. Was nicht leicht ist, denn in Israel geht es seiner Ansicht nach immer um Politik. In Beersheba besucht er den berühmten Markt und ihm kommt dabei der Gedanke, dass die Beduinen dort nicht nur alles verkaufen, was sie aus der Vergangenheit haben retten können, sondern dass sie damit womöglich auch ihre Zukunft verkaufen. In Jericho findet er falsche und richtige Ruinen und steht erneut vor dem Problem, nicht politisch sein zu wollen. Dann geht es, es ist die Woche vor dem christlichen Ostern, nach Jerusalem. Im Hintergrund darf dazu Edith Piaf ihr berühmtes Lied „Jerusalem“ singen. Er besucht selbstverständlich den Tempelberg, die Geburtskirche usw. Aber er fährt auch vor die Tore der Stadt auf einen ehedem berühmten Kamelmarkt, auf dem aber lediglich noch ein Paar Pferde und Esel zu kaufen sind. Eine schöne jüdisch-orthodoxe Hochzeit hätte er auch gerne gefilmt, aber das erlaubte man ihm nicht. Es ist aller Ehren wert, dass er zugibt, dass die Hochzeit, die er dennoch zeigt, eine nachgestellte ist, nachgestellt von jemenitischen Juden in originalen Gewändern. Sedlmayr hat also damals seine Fake News noch kenntlich gemacht. Und ansonsten meint er, dass man zwecks besserer Orientierung eigentlich mit vielen verschiedenen Reiseführern nach Israel und nach Jerusalem fahren sollte: mit einem jüdischen, einen römisch-katholischen, einem christlich-orthodoxen, einem muslimischen usw. Und glauben sollte man keinem. Wenn man selbst aber einen Glauben hat, sollte man ihn unbedingt auch mitnehmen, denn vor Ort fände man diesen nicht so leicht. Aber er gibt die Hoffnung nicht auf, dass doch eines Tages Frieden herrschen werde in dieser Gegend der Welt und die weiße Taube, die sich vor den Augen der Kamera gerade in einer Nische an der Klagemauer niederlässt, lässt ihn auch weiterhin hoffen. Mit schönen Bildern von Kameramann Ludwig Wüchner von einem Kamelreiter bei untergehender Sonne am Roten Meer verabschiedet sich Sedlmayr von seinen Zuschauern. Immer noch hoffend.
So, 14. Jul · 23:30-02:10 · 3sat
Die Blechtrommel (Director’s Cut)
An seinem dritten Geburtstag verweigert der 1924 in Danzig geborene Oskar Matzerath weiteres Wachstum und Teilnahme an der Welt der Erwachsenen. An diesem Tag bekommt er auch seine Blechtrommel. Auf dem geliebten Instrument artikuliert das ewige Kind seinen Protest gegen Nazis und Mitläufer, und erst nach Kriegsende fasst er den Beschluss, wieder zu wachsen, um mitzubestimmen. Volker Schlöndorffs brillant inszeniert, weitgehend werktreue Verfilmung des Bestsellers von Günter Grass erhielt zahlreiche Preise, darunter die Goldene Palme von Cannes und einen Oscar als Bester fremdsprachiger Film.
Mo, 15. Jul · 00:45-01:30 · ZDF
Mörder unter uns – Fritz Bauers einsamer Kampf
Er war eine Ausnahmeerscheinung der Nachkriegsjustiz: Fritz Bauer. Als Generalstaatsanwalt hat er die Deutschen in einem aufsehenerregenden Prozess mit ihrer NS-Vergangenheit konfrontiert. Mithilfe von Filmfunden, Selbstauskünften und Aussagen von Weggefährten zeichnet der Film das Porträt eines aufrechten und deshalb stark angefeindeten Aufklärers über die NS-Verbrechen und eines Verfechters des Rechts in einer restaurativen Gesellschaft. Fritz Bauer (1903-1968) stand in seiner Zunft weithin allein da. „Wenn ich mein Amtszimmer verlasse, betrete ich feindliches Ausland“, lästerte er im Freundeskreis mit galligem Humor. Die überwältigende Mehrheit seiner Amtskollegen hatte ihre Robe bereits im Zeichen des Hakenkreuzes getragen und mühte sich nun, eingebunden in alte Seilschaften, die Verbrechen der Vergangenheit ruhen zu lassen. In klarem Kontrast zu dieser Schlussstrichmentalität öffnete Fritz Bauer im Frankfurter Auschwitz-Prozess (1963-1965) seinen Landsleuten, besonders der Jugend, die Augen für die Abgründe der Diktatur. Ohne seine stille Beharrlichkeit wäre auch Adolf Eichmann, der nach Argentinien geflohene Manager des NS-Vernichtungswerks, wohl unbehelligt geblieben. Statt der israelischen Regierung, wie weltweit angenommen, war der Frankfurter Generalstaatsanwalt die treibende Kraft hinter Eichmanns Enttarnung – wie so oft unerkannt, im Alleingang. In der Dokumentation von Peter Hartl und Andrzej Klamt berichtet erstmals ein ehemaliger Mossad-Mitarbeiter, wie Fritz Bauer über ihn dem israelischen Geheimdienst die Eichmann-Papiere zuspielte. Doch es war nicht Rachsucht, die Fritz Bauer, wiewohl als jüdischer Sozialdemokrat nach 1933 aus seinem Vaterland vertrieben, umtrieb. Seine Mission war die Aufklärung. Auf dem Boden des Rechtsstaats ließ er öffentlich darüber verhandeln, welche verheerenden Folgen die Herrschaft des Unrechts hatte, immer in dem Bestreben, dessen Wiederkehr vorzubeugen.
Mo, 15. Jul · 22:45-01:00 · BR
Holocaust (1) – Die Geschichte der Familie Weiss 1935 – 1940
Die bekannte vierteilige amerikanische Fernsehserie „Holocaust“ von Marvin J. Chomsky über das Schicksal der fiktiven, jüdischen Berliner Familie Weiss wurde erstmals 1979 auch in Deutschland ausgestrahlt und löste eine intensive gesellschaftliche Debatte über die NS-Vergangenheit aus. In den Hauptrollen sind Merly Streep, James Woods und Fritz Weaver zu sehen. „Holocaust“ wurde mit acht Emmys ausgezeichnet. Im Berlin des Jahres 1935 feiern Karl Weiss und Inga Helms Hochzeit. Nach den Nürnberger Gesetzen, die wenig später erlassen werden, gilt ihre Ehe als „Rassenschande“, denn Karl Weiss ist Jude. Trotz der Repressalien, der die so genannte „Mischehe“ ausgesetzt ist, kann sich die Familie Weiss nicht dazu entschließen, Nazi-Deutschland zu verlassen. Trotz der Barbarei, die immer mehr Gestalt annimmt, empfindet man sich als deutsche Staatsbürger und macht sich keine Vorstellung vom zukünftigen Schrecken. Der junge arbeitslose Jurist Erik Dorf tritt als persönlicher Referent in die Dienste von Reinhard Heydrich, der die ersten Terrormaßnahmen gegen Juden einleitet. Nach der Pogromnacht spitzen sich die Ereignisse zu: Karl Weiss wird verhaftet und kommt in das KZ Buchenwald. Sein Vater, der Arzt Dr. Josef Weiss, wird nach Polen deportiert. Seine Tochter Anna wird nach dem Schock einer Vergewaltigung Opfer des Euthanasie-Programms. Die Eltern von Frau Weiss nehmen sich das Leben. Der junge Rudi Weiss kann in die Tschechoslowakei fliehen.