Israelischer Botschafter besorgt über Äußerungen von AfD-Politikern und antisemitische Vorfälle in Deutschland…
In einem Fernsehinterview mit dem Jüdischen Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus e.V. (JFDA) äußerte sich der israelische Botschafter Jeremy Issacharoff besorgt über die Aussagen einiger AfD-Politiker zur NS-Vergangenheit und über die Intensität der wiederholten antisemitischen Vorfälle in den vergangenen Monaten.
In Bezug auf brennende Israelflaggen auf Berlins Straßen stellte Issacharoff klar: „Eine Flagge zu verbrennen heißt, das Symbol eines Staates zu verbrennen. Das bedeutet, das Existenzrecht Israels abzulehnen und in diesem Sinne ist es eine antisemitische Handlung.“ Issacharoff wies auch darauf hin, dass antisemitische Vorfälle eine Gefahr für die freiheitlich-demokratische Grundordnung darstellten. „Am Ende geht es nicht nur um Juden oder um Israelis“, so Issacharoff. „In meinen Augen ist das nicht nur ein Angriff auf uns, sondern ein Angriff auf das demokratische und pluralistische Wesen Deutschlands.“
Auf die Frage, ob Juden aufgrund der zurückliegenden Attacken Alija, also die jüdische Auswanderung nach Israel, machen sollten, erklärte Issacharoff, dass er dies niemandem nahelegen könne, weil dies eine persönliche Entscheidung bleiben müsse. „Vor allem sollten Juden in der Lage sein, überall dort zu leben, wo sie möchten. Und wenn sie in Deutschland leben wollen, dann sollte alles dafür getan werden, um den Antisemitismus aus der Welt zu schaffen.“
Botschafter Issacharoff zeigte sich zudem beunruhigt über die Aussagen einiger AfD-Politiker zur NS-Vergangenheit: „Wenn die Menschen parlamentarische Führer in dieser Weise reden hören, ermutigt sie das, auch so zu sprechen.“ Mit Blick auf Alexander Gaulands Äußerung, dass der Nationalsozialismus nur ein „Vogelschiss in über tausend Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte“ sei, sagte Issacharoff: „Angesichts von 50-60 Millionen Kriegsopfern und sechs Millionen ermordeten Juden halte ich das für eine entsetzliche Aussage.“ Der Nationalsozialismus sei „vermutlich das dunkelste Kapitel der Weltgeschichte“, so Issacharoff. Zugleich stellte der Botschafter klar: „Bei vielen Menschen, die ich getroffen habe, gibt es eine entschiedene Ablehnung der Nazizeit.“
In dem 25-minütigen Interview, das von Reinhard Borgmann geführt wurde, ging es auch um das Israelbild in den deutschen Medien und die israelische Innen- und Außenpolitik. Die Aufregung um das viel kritisierte Nationalitätengesetz, das vom israelischen Parlament kürzlich verabschiedet worden ist, konnte Issacharoff nicht nachvollziehen: „Ich denke, letztendlich sollte hervorgehoben werden, dass Israel das Heimatland der Juden ist. Das änderte in keiner Weise den Status der Bürger und ihre Gleichheit vor dem Gesetz.“