Hools und Hitlergruß

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Rechte Hooligans aus der Kölner „Bürgerwehr“-Szene attackieren in massiver Form Migranten und liefern sich heftige Verfolgungsszenen mit der Polizei…

Von Susanne Müller
Zuerst erschienen: blick nach rechts, 07.11.2017

Seit vielen Jahren existiert am Kölner Ebertplatz eine Drogenszene mit damit einhergehender Kriminalität. Mitte Oktober starb dort bei Auseinandersetzungen zwischen Drogenhändlern ein 22-jähriger Nordafrikaner in Folge eines Messerangriffs. Seitdem findet in Köln eine erregte Diskussion über die längst überfällige Umgestaltung dieses Platzes statt.

Sowohl die Kölner AfD als auch die seit „Silvester 2015“ massiv an die Öffentlichkeit drängende Kölner Hooligan-Szene nutzen diese Situation und machen mobil. Am vergangenen Samstag veranstaltete die Kölner AfD ab 10.30 Uhr einen Infostand. Er wurde durch ein sehr massives Polizeiaufgebot geschützt. Als die AfD nach gut einer Stunde ihren Stand wieder abbaute, näherten sich, wie ein vor Ort anwesender Vertreter von „Köln gegen Rechts“ bestätigte, bereits zahlreiche Hooligans aus der Kölner „Bürgerwehr“-Szene. Angeführt wurden sie von dem sich gezielt kölsch-proletarisch inszenierenden „Kölschen Jung“ Achim v. M., der als Betreiber einer großen Facebook-Gruppe der Kölner Hooligan-Bürgerwehr-Szene gilt. Diese stellt eine Mischung zwischen organisierten Hooligans, der Türsteher-Szene, Rockern und Rechtsradikalen dar. Schon im Januar 2016 waren aus dieser Szene heraus bei „Patrouilengängen“ in Köln knapp 20 Migranten attackiert und verletzt worden.

Achim v. M. veröffentlichte am Samstag um 14:22 Uhr einen Film auf seiner Facebook-Seite, in dem er den von ihm gesteuerten Aufmarsch von zu diesem Zeitpunkt bereits über 40 Hooligans feierte. Im Hintergrund sind fünf Polizeiwagen zu sehen, viele Hools tragen eine Bierflasche. Das Video wurde binnen zwei Tagen bereits knapp 30.000 mal aufgerufen, obwohl es zwischenzeitlich auf YouTube wegen „Verstoßes gegen die Gemeinschaftsregeln“ gelöscht worden war. Die Zahl der Teilnehmer wuchs derweil auf zumindest 60 an. Sie verteilten sich in kleinen Gruppen.

„Rechtsextremisten, die der Kölner Hooligan-Szene zuzurechnen sind“

Gegen 17.00 Uhr am Samstag kam es dann sowohl am Ebertplatz als auf dem anliegenden Eigelstein in Köln zu massiven Ausschreitungen und Einschüchterungsversuchen von mehreren Hooligans: Sie bedrohten, attackierten und beleidigten in massivster Form sowohl Nordafrikaner als auch etwa 20 anwesende Künstler der umliegenden Ateliers, wie von zahlreichen Zeugen bestätigt wurde. Dabei flogen auch Bierflaschen. Die anwesenden Afrikaner flohen in Gaststätten. Erst danach kam ein größeres Polizeiaufgebot zum Einsatz. Es entwickelten sich auf den umliegenden Straßen schließlich massive Verfolgungsszenen zwischen Polizei und Randalierern.

Wie dramatisch sich die Situation zeigte wird auch durch den Augenzeugenbericht eines Galeriebetreibers vom Ebertplatz bestätigt, den „Köln gegen Rechts“ publiziert hat: „Um 14:00 h kamen Hooligans auf den Ebertplatz, liefen vor unserer Galerie herum und störten die gerade laufende Kunstperformance. Sie warfen Gegenstände um und beleidigten die BesucherInnen. Um ca.17h.00 h kamen erneut etwa 20 Hooligans auf den Ebertplatz gelaufen. Oben auf dem Platz traten sie nach zwei Schwarzen. Dann kamen sie nach unten in die Passagen zu den Galerien gelaufen. Dabei schmissen sie mit Bierflaschen um sich und kamen drohend auf ca. 10 anwesende Künstler/innen zu. Diese wurden als Künstlerpack beschimpft und es wurde ihnen Prügel angedroht. Eine anwesende Frau wurde von ihnen als „Fotze“ beschimpft. Dann liefen sie weiter auf eine afrikanische Bar zu und bedrängten dort eine schwarze Frau. Dann kam Polizei, und die Hooligans flüchteten durch die unterirdischen Zugänge. Es kam zu Jagdszenen zwischen Polizei und Hooligans auf dem Ebertplatz.“

Auf dem Eigelstein zeigten Hooligans dann den Hitlergruß. Vertreter von „Köln gegen Rechts“ erstatteten deswegen bei der Polizei Anzeige.

Zwei einschlägig bekannte Männer – 45 und 55 Jahre alt – wurden wegen volksverhetzender Beleidigungen gegenüber Afrikanern festgenommen, gegen einige wurde eine Strafanzeige wegen dieser Delikte sowie wegen des Zeigens des Hitlergrußes eingeleitet. Von acht Hools nahm die Polizei die Personalien auf. Der Kölner Polizeipräsident Uwe Jacob betonte, man werde „weiterhin alles Notwendige veranlassen, damit Rechtsextreme den Ebertplatz nicht für ihre perfide Stimmungsmache missbrauchen können“. In ihrer Pressemitteilung spricht die Kölner Polizei von „Rechtsextremisten, die der Kölner Hooligan-Szene zuzurechnen sind“.

In der Zwischenzeit hatte sich ein Teil dieser Hooligans vor einer einschlägig bekannten Kneipe am Kölner Friesenwall versammelt und rekrutierten von dort aus „Nachwuchs“. Diese Kneipe gilt seit Jahren als gemeinsamer Treffpunkt von Fußball-Hooligans, organisierten Rechtsradikalen und Rockern. Die Polizei teilte auf Anfrage mit, dass „derzeit“ keine „Hinweise vorliegen, dass zwischen der Versammlung und dem Erscheinen der Hooligans ein Zusammenhang bestand“.

Fotos: Aktive Hooligan-Bürgerwehr-Szene in Köln; (c) Köln gegen Rechts

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