Vor Monaten wurde hier noch ein Bunker entdeckt: Jetzt geht die Suche nach Zeugnissen des einstigen KZs weiter…
Von Eva von Steinburg
Zuerst erschienen in: Abendzeitung v. 10.05.2017
Geschirr, selbst gefertigte Löffel, Büchsen, Fußlappen – solche Alltagsgegenstände von KZ-Häftlingen haben die Archäologen 2016 gefunden – bei den Grabungen auf dem Gelände des früheren KZ-Außenlagers Dachau-Allach in der Siedlung Ludwigsfeld.
Nicht weit von der Dachauer Straße förderten die Forscher sogar einen unterirdischen Nazi-Bunker zutage: Der Bunker-Bau wurde vermessen, dokumentiert – und dann zerstört. Denn hier soll eine Wohnsiedlung entstehen.
Gräber von KZ-Häftlingen haben die Archäologen nicht gefunden, obwohl sie Stadtteilhistoriker Klaus Mai hier vermutete. Er stützt sich dabei auf historische Fotodokumente und Aussagen von Zeitzeugen, wie Max Mannheimer, der als Jude KZ-Außenlager Dachau-Allach interniert war.
Das südliche Areal ist „sauber“ – seit mehr als drei Wochen nun wird das nördliche Areal an der Granatstraße 12 untersucht, das lange als eine Art Schrottplatz diente. Auch ein Händler für Gebraucht-Lkw hat das Gebiet nach einem Gerichtsbeschluss jetzt verlassen. Die schäbigen Gebäude sind inzwischen vollständig abgerissen, der dicke Boden-Asphalt aufgebrochen und abgetragen. Der Bagger und die Archäologen können ab sofort das Erdreich untersuchen.
Klaus Mai vermutet genau an dieser Stelle Überreste von KZ-Opfern: die 250 mal 250 Meter große Fläche liegt in der Nähe des früheren KZ-Krankenbaus. Sobald das Areal freigegeben ist, will der Eigentümer des Geländes, die Projektgesellschaft Granatstraße 12 aus Grünwald, dort eine moderne Wohnsiedlung für Familien bauen.
Fotos: Eva von Steinburg
Wo das reine Menschsein zählt
Die Siedlung Ludwigsfeld ist als früheres Außenlager des KZ Dachau schwer belastet. Kriegsverschleppte und Heimatvertriebene aus 22 Nationen haben es geschafft, hier eine Oase der Toleranz zu bauen – einen Ort mit „Spirit“, mit einer guten Seele…