Anlässlich des Jahrestags der sogenannten Nakba, der „großen palästinensischen Katastrophe“, veranstalteten gestern (13. Mai 2017) palästinensische und extrem linke antiimperialistische Organisationen eine Demonstration durch Berlin Neukölln und Kreuzberg. Neben Aktivist_innen der organisierenden Gruppen nahmen an dem überschaubaren Aufmarsch mit rund 200 Teilnehmenden einige in Berlin lebende extrem linke Israelis teil, die sich in der Jewish Antifa Berlin zusammengeschlossen haben…
K. Schmitt, redoc – research & documentation
Die Demonstration, die am frühen Nachmittag mit einer aggressiven Stimmung gegenüber zwei Dutzend Gegenprotestlern am Richardplatz begann, erinnerte an das Jahr 1948, als etwa 700.000 arabische Palästinenser_innen aus dem früheren britischen Mandatsgebiet flüchteten beziehungsweise vertrieben wurden.
Während des gesamten Aufmarsches wurde der israelische Staat sowie der Zionismus in Gänze antisemitisch dämonisiert.
Der Moderator der Demonstration sagte: „Wir werden dafür kämpfen und dafür sorgen, dass dieses Apartheidskonstrukt, genannt Isra-hell, zugrunde gehen wird (…)“. Eine andere Rednerin meinte, dass die „ethnische Säuberung an der palästinensischen Bevölkerung (…) bis heute vom zionistischen Kolonialstaat durchgeführt“ werde. Daher fordere man „die Zerschlagung des zionistischen Kolonialprojekts und Freiheit für Palästina“.
Fast alle Gruppen sprachen sich in ihren Forderungen für eine „Einstaatenlösung“ im Nahen Osten aus, für die Zerstörung des „zionistischen Konstrukts“ und die Schaffung eines Palästinas, „in dem alle Ethnien in Gerechtigkeit mit gleichen Privilegien leben“ können.
Wie der Weg zur Gerechtigkeit aussehen soll, beschrieben die Demonstrierenden teilweise in ihren Parolen. So skandieren sie „Intifada bis zum Sozialismus“ sowie „Intifada bis zum Sieg“.
Ähnlich wie bei den rassistischen Pegida-Aufmärschen wurden begleitende Journalisten des Nakba-Aufzuges von Teilnehmenden mehrfach bedroht. So sagte Aktivist im gebrochenen Deutsch: „Wenn du noch mal fotografierst, irgendwann seh‘ ich dich auf der Straße. Dann kriegst du von mir so ein in die Schnauze, kannst du dir nicht vorstellen“.
1948 wurde kein Araber aus dem neuen Staat Israel vertrieben. Die 700.000, die das Land verließen, wurden von den arabischen Führern der Nachbarländer dazu aufgefordert, nicht von der israelischen Verwaltung. Es wurden aber ca. 800.000 jüdische Bewohner aus den umliegenden arabischen Staaten vertrieben, wenn schon von Vertreibung die Rede sein soll.
Seitdem einer der erfolgreichsten Vorkämpfer für zionistenfreies Palästina Ende April 1945 durch Selbstmord verstorben ist, streiten sich antiimperialistische Linke aller Länder, wer von ihnen in seine Fußstapfen treten darf. Die jährliche Nakba-Show bietet diesbezüglich interessierten Damen und Herren eine gern genutzte Möglichkeit, ihren Anspruch öffentlich in Erinnerung zu rufen.
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