Am „Tag der Legionäre“, keine Blumen für die Waffen-SS…
Am 16. März 2017 wird es in der lettischen Hauptstadt Riga – wie jedes Jahr seit 1991 – am „Tag der Legionäre“ zu einem Gottesdienst, einem Ehrenmarsch und einer fahnenumsäumten Kundgebung am Freiheitsdenkmal zu Ehren der lettischen Freiwilligenverbände der Waffen-SS kommen. Die in nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht aufgestellten lettischen Polizeieinheiten begannen mit den Mordaktionen an der jüdischen Bevölkerung Lettlands und der aus dem deutschen Reich ins Ghetto Riga verschleppten jüdischen Menschen. Insgesamt rund 70.000 Menschen der jüdischen Bevölkerung wurden in Lettland ermordet. Ein Großteil der 21.000 in lettischen Kleinstädten ermordeten Juden wurden vom lettischen Kommando Arājs erschossen. Aktionen richteten sich auch gegen Insassen von psychiatrischen Krankenhäusern. Mitglieder dieser Mordkommandos wurden später in die lettischen Waffen-SS Einheiten eingegliedert. Lettland gehört mit Estland, Litauen, der Ukraine und Bulgarien zu den osteuropäischen Staaten in denen Einheiten der Waffen-SS und andere mit den Nazis kollaborierende antisemitische Todesschwadronen als nationale Idole gefeiert werden. Dies geschieht mit staatlicher Duldung und teilweise offener Unterstützung durch Behörden.
Am 16. März 1944 hatten sich die beiden im Oktober 1943 gegründeten lettischen SS-Freiwilligen Divisionen am Ladoga-See bei Leningrad vereinigt. Nach blutigen Kämpfen gewannen sie dort vorübergehend ein Gefecht gegen Einheiten der Roten Armee. Ihr Kampf verlängerte den deutschen Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion und richtete sich auch gegen die Anti-Hitlerkoalition. Der Rigaer „Ehrenmarsch“ ist eine unerhörte Provokation für die Angehörigen der Opfer der lettischen Polizei und SS-Verbände und für die jüdische, russischsprachige und andere Minderheiten im Land. Er steht nicht nur im Gegensatz zu den Grundwerten der Europäischen Union, deren sonstige Vorzüge der lettische Staat andererseits gerne entgegennimmt, sondern ist auch eine Provokation gegenüber der Russischen Föderation und damit eine Gefahr für den Frieden in Europa.
Alljährlich protestieren lettische und internationale Antifaschist*innen gegen diesen Aufmarsch, unter ihnen auch Dr. Efraim Zuroff, Leiter des Simon-Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem:
In Lettland werden antifaschistische Demonstrant*innen erheblichen Repressalien (Telefonüberwachung, Reisebeschränkungen, Behördenschikanen, Polizeiwillkür, staatliche Einflussnahme auf Hotels und Veranstaltungsunternehmen) ausgesetzt. Dies gilt auch für Unterstützer*innen, die aus Deutschland und anderen Ländern anreisen.
Fünf Mitglieder der VVN-BdA wurden im vergangenen Jahr mehrere Stunden auf dem Flughafen von Riga festgehalten, weil sie sich an den Protesten gegen den Ehrenmarsch für die Waffen-SS beteiligen wollten. Danach wurden sie in einem Gefangenentransportwagen fortgeschafft und nach Litauen abgeschoben. Zuvor wurden sie mit einem Aufenthaltsverbot belegt. Das ARD Magazin Panorama berichtete: SS-Marsch in Lettland: Antifaschisten abgeschoben
Umso wichtiger ist es, auch 2017 Solidarität mit den lettischen Antifaschist*innen zu zeigen. Die VVN-BdA und die Mitgliedsverbände der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) rufen dazu auf, nach Riga zu reisen und am 16. März an der antifaschistischen Kundgebung teilzunehmen, vor lettischen Botschaften und Konsulaten in Europa gegen die Verherrlichung von NS-Kollaborateuren und Massenmördern zu protestieren und Freiheit für Lettlands Antifaschist*innen zu fordern.
Die VVN-BdA ruft auf zu Mahnwachen vor der lettischen Botschaft und den Honorarkonsulaten in Berlin, Bremen, Hamburg, Frankfurt und Düsseldorf auf.
Gleichzeitig ruft die F.I:R. Fédération Internationale des Résistants dazu auf am 15. März in zu Protestkundgebungen vor den lettischen Botschaften Rom, Brüssel, Budapest und Athen auf.
Wir fordern:
Schluss mit der Ehrung von NS-Kollaborateuren und Mördern!
Anerkennen der baltischen Beteiligung am nazistischen Völkermord!
Schluss mit den staatlichen Repressionen gegen lettische Antifaschist*innen
Von der Bundesregierung fordern wir: Keine weitere Rentenzahlungen für Nazi-Kriegsverbrecher!
Protest gegen Aufmarsch der Waffen-SS-Veteranen in Riga am 16. März 2017
Berlin, Bremen, Hamburg, Frankfurt und Düsseldorf. Rom, Brüssel, Budapest und Athen.
Protest gegen Aufmarsch der Waffen-SS-Veteranen in Riga!
Wir rufen für den 15. März zu Protestkundgebungen vor lettischen Botschaften und lettischen Konsulaten auf!
Berlin, Mittwoch, 15. März 2017, 15.00 – 17.00 Uhr,
vor der Botschaft der Republik Lettland,
Reinerzstr. 40/41, 14193 Berlin Grunewald,
Anfahrt: U 7 bis Adenauerplatz oder U2 bis Wittenbergplatz, dann Bus M29 Richtung Roseneck, Haltestelle Herthastraße aussteigen, dann 300 Meter Fußweg über Franzensbaderstr. zur Reinerzstr. 40.
Es sprechen:
Rita Bock, deren Großmutter nach Riga deportiert und dort ermordet wurde
Volker Beck, Abgeordneter des Bundestages für Bündnis 90/Die Grüne
Hans Coppi, Vorsitzender der Berliner VVN-BdA
Infos:
http://www.nrw.vvn-bda.de/texte/1727_honorarkonsulat.htm
http://daserste.ndr.de/panorama/aktuell/SS-Marsch-in-Lettland-Antifaschisten-abgeschoben,riga154.html
http://jungle-world.com/artikel/2016/12/53714.html
http://www.jta.org/2016/03/16/news-opinion/world/nazi-waffen-ss-veterans-join-ultranationalist-march-in-latvia
http://defendinghistory.com/call-for-international-protest-against-latvian-gov-granting-riga-center-for-waffen-ss-festivities-on-16-march-2017/86868
Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes- Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten e.V [VVN-BdA]
[youtube]https://youtu.be/HT6ua59fLo8[/youtube]