Die Henry und Emma Budge-Stiftung in Frankfurt am Main ist eine in Europa einzigartige Einrichtung. Hier werden ältere jüdische und christliche Menschen gemeinsam betreut. 1920 von dem jüdischen Ehepaar Henry Budge und seiner Frau Emma, geborene Lazarus in Lugano gegründet, sollte ursprünglich eine Erholungsheim für Juden und Christen in der Umgebung von Frankfurt am Main entstehen. Später wurde daraus ein Altenheim. Heute hat die 2003 neu erbaute Wohnanlage über 170 Ein- und Zweizimmerwohnungen…
Im Februar berichtete der Historiker Volker Hütte über seine vierjährige Arbeit an der Zusammenstellung der Dokumente, Fotos, Tonträger, Karten und wahren Schätze für das Archiv. In einem kleinen Raum auf dem Gang zum Geschäftsführer, befinden sich vierunddreißig Kartons, alle sorgsam beschriftet. In den Kartons sind Kostbarkeiten, ebenfalls beschriftet. Im Raum befindet sich ein Computer, auf dem sich jeder Interessierte über die Inhalte des Archivs informieren kann.
Geschäftsführer, Thorsten Krick, sprach zu Beginn über das hundertjährige Jubiläum der Stiftung im Jahr 2020, welches sicherlich mit diesem Archiv eine Bereicherung erfährt. Vor zehn Jahren wurde begonnen, erste Spuren des ehemaligen Budge-Heims im Edinger Weg, am Dornbusch, zu finden. Ein Haus im Stil vom einstigen Stadtbaurat Ernst May, wie es heute noch existiert und wiederum ein Altenheim ist. Die Nationalsozialisten hatten den Stiftungsgedanken von Henry und Emma Budge, „für alleinstehende alte Menschen jüdischen und christlichen Glaubens unter einem Dach“ ignoriert. Nach dem Krieg nutzten die Amerikaner das Gebäude als Augenklinik. Bei der Suche nach Namen und Gesichtern der ehemaligen Bewohner fand sich nach langen Bemühungen, schließlich ein Hausstandsbuch.
Eine Arbeitsgruppe „Erinnern und Gedenken“ unter Mitwirkung der Bewohner wurde gegründet. Dies führte am 9. November 2011 zum Bau einer Gedenkstätte auf dem Grundstück der heutigen Stiftung in Seckbach. Die Gedenkstätte erinnert mit seinen dreiundzwanzig Stelen aus Basaltstein, alle unterschiedlich groß, an die 23 jüdischen Opfer. Eine Tafel „Mögen ihre Seelen eingebunden sein in den Bund des Lebens“ führt zweiundzwanzig Namen mit hebräischen Kürzeln, sowie ein namentlich unbekanntes Opfer, an erster Stelle.
Unterlagen zur Lebensgeschichte von Emma und Henry Budge. Ein umfassender Prospekt mit dem Titel „ 90 Jahre Budge-Stiftung“ zeigt ebenso die Geschichte der Stiftung. Tagebücher von Bewohnern, Fotos von Personen, die eine wichtige Rolle an dem Wideraufleben der Stiftung hatten.
Fotos und Briefe von Bewohnern und Mitarbeitern. Bücher, Raritäten, wie zum Beispiel ein handgeschriebener Gedichtband der Schwester, Berta Budge, von Henry Budge. Persönliche Dokumente und Erinnerungsstücke von ehemaligen Bewohnern. Eine Broschüre „Gedenken und Gedenktage“ in der die zweiundzwanzig Namen der ehemaligen Bewohner vom Edinger Weg mit Daten aufgeführt sind. Zwei weitere Broschüren „Vom Mut des Erinnerns“ geben Auskunft über die Beiträge und Interviews, die Bewohner für die „Bibliothek der Alten“ zur Verfügung stellten.
Interessenten wenden sich bitte an Frau Scheschonka in der Bibliothek der Stiftung. Diese ist Donnerstags von 14.00 bis 16.00 Uhr geöffnet. Wir bitten um Verständnis, dass keine Dokumente mitgenommen werden können. Diese können jedoch für einen geringen Betrag kopiert werden.