Die Zahl, die mir das Leben rettete

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Kurz vor Jahresende 2016 erschien die Dokumentation von Sara Holzer geb. Landsberg, aus dem Hebräischen von Helene Seidler übersetzt. Darin beschreibt die gebürtige Leipziger Jüdin sehr eindrucksvoll und zu Herzen gehend ihr gesamtes Leben…

Von Israel Schwierz

Nach einer Inhaltsübersicht und einem sehr persönlichen Vorwort kann der Leser dem Werk in einem ersten Abschnitt viele interessante Informationen über die Kinderjahre der Autorin 1925 – 1938 in Leipzig sowie im darauffolgenden Kapitel über die Vertreibung der Familie nach Polen entnehmen.  Im nachfolgenden Abschnitt berichtet  Sara Holzer viele interessante Details von ihrem Aufenthalt in ihrer neuen Heimatstadt – der polnischen Stadt  Bedzin in der Nähe von Kattowitz – während das vierte Kapitel den von ihr als sehr grausam erlebten Überfall NS-Deutschlands auf Polen und damit gleichzeitig den Beginn der Shoa zum Inhalt hat.

Im darauffolgenden Abschnitt erfährt der Leser nicht nur viele grausame Details über ihre äußerst schlimme Zeit im KZ-Vernichtungslager Auschwitz- Birkenau, die mit der Ermordung ihrer Eltern gleich bei der Ankunft begann, er wird auch mit der Zahl, die ihr das Leben rettete – ihrer Häftlingsnummer 52077 – Quersumme 21 – bekanntgemacht: Diese Zahl 21 bezeichnete SS-Obersturmführer Hößler, den sie gewagt hatte anzusprechen, für sie als Ihre Glückszahl – „ 21 ist eine Glückszahl! Sie wird dir Glück bringen, du wirst am Leben bleiben. Ich werde dir helfen!“ – und er hielt in der nachfolgenden Zeit auch immer wieder schützend seine Hand über sie, so dass sie das Lager zu Kriegsende lebend in Richtung des KZ-Lagers Bergen-Belsen verlassen konnte, wie man dem nächsten Kapitel sehr eindrucksvoll entnehmen kann.

Im siebenten und achten Teil der sehr persönlichen Dokumentation berichtet Sara Holzer nicht nur äußerst emotional über ihre Befreiung am 15.4.1945 durch die britischen Truppen im KZ-Lager Bergen-Belsen, wo sie übrigens später SS-Obersturführer Hößler nochmals traf, allerdings als gefangenen Kriegsverbrecher, sie erzählt auch sehr bewegt über das Wiedersehen mit ihrem vermissten Bruder Moritz im früheren KZ und späteren DP-Camp Buchenwald  in der damaligen US-Zone, mit dem sie sich dann gemeinsam  über Marseilles auf die Alija nach Eretz Israel aufmachte, wo sie nach ihrer Ankunft auch ihre Schwester Fanny wiederfand.

Im letzten Kapitel erfährt der Leser sehr viel Interessantes aus dem Leben von Sara – ihre ersten Schritte in der neuen Heimat, ihre Ehe mit Markus Holzer, die Geburt ihrer Kinder und später der Enkel und Urenkel – alle nun neuen Ereignisse in ihrem von ganz schrecklichen Erlebnissen geprägten früheren Leben, die immer noch nachwirkten, werden liebevoll dargestellt. Ein Anhang, bestehend aus vielen Fotos der Autorin und ihren Lieben – Vorfahren wie Nachkommen – sowie die Kopie eines handgeschriebenen Briefes von ihr an ihren Bruder Moritz im DP-Camp Buchenwald runden diese in der Tat einmalige, sehr zu Herzen gehende  Arbeit harmonisch ab.

Sara Holzer gibt in dem Werk nicht nur ihre eigene Lebensgeschichte  wieder, sondern auch die ihrer Familie – ja, exemplarisch von sehr vielen Familien, die durch die Shoa vernichtet worden sind. Trotz allem Schmerz und aller Trauer ist es ihr dennoch gelungen, durch diese außergewöhnliche  Lebensbeschreibung ihren ermordeten Eltern und ihrem ebenfalls ermordeten Bruder Jacob  und damit allen ermordeten Mitgliedern des jüdischen Volkes ein ewiges Andenken zu schaffen. Dafür gebühren ihr höchster Dank und tiefste Anerkennung aller.

Diese außergewöhnliche, weil auch sehr persönlich gehaltene Dokumentation, von der sich sehr viele Menschen angesprochen fühlen,  sollte in der Bibliothek jeder deutschsprachigen jüdischen Gemeinde zu finden sein, ebenso in der Bibliothek jeder jüdischen Schule und Bildungseinrichtung und darüber hinaus auch jeder weiterführenden Schule in Deutschland.

Die Dokumentation ist auf Anfrage beim Museum der deutschsprachigen Juden in Tefen, Israel per email Anfrage erhältlich judith@omuseums.org.il

SARA HOLZER: „DIE ZAHL, DIE MIR DAS LEBEN RETTETE  – LEBEN IM SCHATTEN DER SCHOA“ – aus dem Hebräischen von Helene Seidler, BoD, Norderstedt