Vom 16. bis 30. September 2016…
Sa, 17. Sep · 18:45-18:50 · MDR
Glaubwürdig: Alex Jacobowitz
Ein orthodoxer Jude mit Schläfenlocken, Bart und Kippa steht auf der Straße und macht Musik – auf dem Marimbaphon. Es ist eine Art Xylophon, das Alex Jacobowitz mit vier Schlägeln so traktiert, dass er damit Bach, Beethoven und Klezmer spielen kann. Zu all dem hat er immer einen flotten Spruch auf den Lippen und geleitet die Zuhörer von einem Stück zum nächsten. Der studierte Orchester-Perkussionist hat die Sicherheit des Jerusalemer Sinfonieorchesters mit der Straße eingetauscht. Er hatte keine Lust, im Konzertsaal stundenlang auf seinen Triangeleinsatz in einer Sinfonie zu warten. Konzertsäle sieht Alex Jacobowitz heute trotzdem noch von innen – allerdings als Solist. Gern wird er von jüdischen Gemeinden und zu thematischen Events eingeladen. In Erfurt tritt er am Europäischen Tag der Jüdischen Kultur sogar mehrfach auf. Alex Jacobowitz will durch seine Musik zeigen, dass das Judentum überlebt hat – und er musiziert, um den Ewigen zu loben, wie er sagt.
So, 18. Sep · 23:35-00:05 · NDR
Sportclub Story: Heinz Bonn – Homosexueller HSV-Profi vor 25 Jahren ermordet
Sein Leben endete grausam: Am 05.12.1991 wurde der ehemalige Fussball-Bundesliga-Spieler Heinz Bonn, von 50 Messerstichen getötet, in seiner Wohnung in Hannover aufgefunden. NDR-Redakteur Andreas Becker hat sich zwei Jahre lang auf Spurensuche begeben, hat neben den einstigen Fussball-Idolen Seeler, Schulz und Pröpper Bonns Schwester Ruth, einen ehemaligen Mannschaftskameraden aus seiner Heimat in Siegen und einen Nachbarn befragt, um das Leben eines Bundesliga-Kickers nachzuzeichnen, der seine sexuelle Orientierung bis zu seinem grausamen Tod verborgen hat. Sein Leben endete grausam: Am 05.12.1991 wurde der ehemalige Fussball-Bundesliga-Spieler Heinz Bonn, von 50 Messerstichen getötet, in seiner Wohnung in Hannover aufgefunden. Der ehemalige HSV-Profi (1970 – 1973) hatte tagelang in seiner Wohnung gelegen, ehe eine Nachbarin nach dem Rechten schaute. Heinz Bonn war homosexuell, aber das durfte niemand wissen. Weder beim Wuppertaler SV noch später beim HSV, wo er von 1970 – 1973 spielte. Uwe Seeler erinnert sich: „Das war ein lustiger Mannschaftskamerad, mit dem wir viel Spass hatten, aber dass er schwul war, davon haben wir nichts mitbekommen!“ Willi Schulz: „Er war ehrgeizig und zuverlässig, ein sympathischer Kerl, aber welche Neigungen er sonst noch hatte, davon wussten wir nichts.“ Als Bonn Fussball spielte, gab es noch den aus der Nazizeit stammenden Paragraphen 175, der gleichgeschlechtliche Liebe unter Strafe stellte. Das Wuppertaler Fussballidol Günter Pröpper: „Es war besser, dass er sich nicht geoutet hat, viele hätten gelästert!“ Der Historiker Werner Skrentny: „Es war eine Zeit, da haben sich die Journalisten noch nicht für das Privatleben interessiert. Ein Outing wäre damals undenkbar gewesen!“ NDR-Redakteur Andreas Becker hat sich zwei Jahre lang auf Spurensuche begeben, hat neben den einstigen Fussball-Idolen Seeler, Schulz und Pröpper Bonns Schwester Ruth, einen ehemaligen Mannschaftskameraden aus seiner Heimat in Siegen und einen Nachbarn befragt, um das Leben eines Bundesliga-Kickers nachzuzeichnen, der seine sexuelle Orientierung bis zu seinem grausamen Tod verborgen hat. Bonn, der 1000 Mark Rente wegen Sportinvalidität bezog, hatte in seinen letzten Jahren finanzielle Sorgen, trank viel und verkehrte im Strichermilieu. Das haben Polizei und Staatsanwaltschaft in Hannover umfangreich ermittelt. Aber der Mord ist auch 25 Jahre danach nicht aufgeklärt.
Mo, 19. Sep · 20:15-21:50 · One
Sarahs Schlüssel
Die zehnjährige Jüdin Sarah wird im Sommer 1942 bei der Deportation durch die französische Polizei von ihren Eltern getrennt. Nach angstvollen Tagen im Lager gelingt ihr die Flucht. Sarah ist beherrscht von einem einzigen Gedanken: Sie muss ihren kleinen Bruder retten, den sie zu Hause im Wandschrank versteckt hat – den Schlüssel dazu hält sie in der Hand. Bei der Rückkehr in ihre Pariser Wohnung erlebt sie einen Schock. * Gilles Paquet-Brenner gelingt ein erschütterndes Historiendrama über das düstere Kapitel der französischen Nazi-Kollaboration. Es ist der 15. Juli 1942, als an der Wohnungstüre der Familie Starzynski Krach geschlagen wird. Geistesgegenwärtig versteckt die zehnjährige Sarah (Mélusine Mayance) ihren kleinen Bruder im Geheimversteck hinter einer Tapetentür. Ganz schnell wird sie wieder bei ihm sein, das verspricht sie ihm hoch und heilig. Doch Sarah muss ihre Sachen packen und wird mit ihren Eltern in ein überfülltes Pariser Radstadion abtransportiert. Auf Anweisung der Nazis schickt das kollaborierende Vichy-Regime von hier aus über 10.000 französische Juden in den sicheren Tod. Wie durch ein Wunder kann Sarah entkommen. Bei einem hilfsbereiten Bauernehepaar kommt das von den Strapazen gezeichnete Mädchen wieder zu Kräften und kehrt endlich in die Wohnung zurück. 60 Jahre später arbeitet die Journalistin Julia (Kristin Scott Thomas) an einem Artikel über die große Razzia, die im Juli 1942 stattfand. Bei ihren Recherchen findet sie heraus, dass in der Pariser Wohnung ihrer Schwiegereltern früher einmal Juden gewohnt haben. Je näher Julia der Wahrheit kommt, desto mehr erfährt sie über die Familie ihres zukünftigen Mannes, über ein finsteres Kapitel französischer Geschichte und schließlich über sich selbst.
Mo, 19. Sep · 22:25-23:40 · 3sat
Yalom’s Cure
Irvin D. Yalom gilt als der einflussreichste Psychotherapeut der USA. Kritiker beschreiben den 80-jährigen Bestseller-Autor als inspirierend, fesselnd und lebensverändernd. Weltweit hat er Millionen von Büchern verkauft. Sein Werk betont den Wert von Beziehungen und dreht sich um die Frage, wie Therapie funktioniert. Der Film „Yalom’s Cure“ nimmt das Publikum mit auf eine existentielle Reise durch die Schichten der menschlichen Psyche. In der Rolle des Reiseleiters teilt Yalom seine Einsichten und gewährt tiefe Einblicke in sein eigenes Seelenleben. „Je besser wir uns selber kennen, desto besser wird unser Leben“, sagt Irvin Yalom. Der US-amerikanische Psychotherapeut, dessen Romane weltweit die Bestsellerlisten stürmen, rät deshalb allen zur Therapie. Denn wenn es darum geht, sich kennenzulernen, sind alle Menschen Patienten. Von der klassischen Psychoanalyse hält er jedoch nicht viel. Denn Patientinnen und Patienten brauchen nicht nur kluge Deutungen, sondern vor allem menschliche Zuwendung. Er bevorzugt deshalb die Gruppentherapie, in der Menschen lernen, aufrichtige Beziehungen einzugehen. Das Filmporträt „Yalom’s Cure“ von Sabine Gisiger bietet aber nicht nur Einblicke in die therapeutische Arbeit von Irvin D. Yalom, sondern auch in das Innere des Menschen und Autors. Ausgangspunkt ist Yaloms Kindheit in Washington. Als Sprössling jüdisch-russischer Einwanderer wuchs er in einfachen Verhältnissen auf. Um daraus zu entfliehen, verzog er sich so oft es ging in die Stadtbibliothek. Auch das frühe Kennenlernen seiner späteren Frau Marylin, einer erfolgreichen Akademikerin auf dem Gebiet der Literaturwissenschaft und der Gender Studies, spielt eine wichtige Rolle für Yaloms theoretisches und therapeutisches Denken. Weil der Mensch einsam sei, strebe er nach Partnerschaften mit anderen – davon ist er überzeugt. Irvin und Marilyn Yalom haben im Juni 2014 ihren 60. Hochzeitstag gefeiert. Sie hatten in ihrem Leben und in ihren Karrieren schwierige Zeiten aber, sagt Irvin, „wir haben nie aufgehört uns zu lieben und zu respektieren.“
Mo, 19. Sep · 22:45-00:15 · Das Erste (ARD)
Titos Brille
Adriana Altaras stammt aus einem Land, das es nicht mehr gibt: Jugoslawien. Die Tochter jüdischer Partisanen, die für Tito kämpften und im Nachkriegsdeutschland ein neues Leben begannen, erzählt in „Titos Brille“ von ihrer strapaziösen Familie. Heute ist Altaras Regisseurin, Schauspielerin, Autorin, Mutter zweier Kinder und Ehefrau eines deutschen Katholiken. So ungewöhnlich ihr Familienleben auf den ersten Blick auch sein mag, so beispielhaft ist es für einen Großteil der Generation der Nachkriegskinder. Trotz ihres eigenen prallen Lebens sind die Wunden der Vergangenheit bis heute spürbar und die Suche nach den eigenen Wurzeln ein ständiger Begleiter. Altaras nimmt die Dinge ernst, aber stets mit Humor, ihre ungewöhnliche, filmreife Familiengeschichte genauso wie die Historie, die die Lebensläufe vieler Verwandter bestimmt haben. All das macht sie zu einer Protagonistin, die zwischen den Welten steht und so vieles in sich vereint – das alte Europa, das hippe, heutige Berlin und den jüdischen Witz, gepaart mit deutscher Gründlichkeit. Die Regisseurin Regina Schilling („Bierbichler“,SWR/BR, „Geschlossene Gesellschaft – Der Missbrauch an der Odenwaldschule“, SWR/HR) begleitet Adriana zu den Spuren der Familie Altaras auf einer Reise von Berlin über Gießen, Italien bis nach Zagreb, Split und Rab. Sie führt vor Augen, wie es sich anfühlt, wenn Geschichte persönlich wird – die Lager, der Widerstand, die Schauprozesse, Flucht und Neuanfang. Mit jüdischem Witz, balkanischem Furor und deutscher Gründlichkeit knüpft sich Adriana all jene vor, die ihr den Schlaf rauben: ihren Vater, der immer ein Held sein wollte, ihre strenge Mutter, Tito und Tante Jele, und auch der kroatische Staat kommt nicht ungeschoren davon. „Titos Brille“, ein selbstironischer Roadmovie durch die Geschichte einer wahrhaft „strapaziösen“ Familie.
Di, 20. Sep · 00:55-02:26 · arte
Kaddisch für einen Freund
Der junge Ali kommt mit seiner Familie neu in den Kiez Berlin-Kreuzberg. Als Flüchtlinge aus dem Libanon steht ihre Duldung in Deutschland auf der Kippe. Um bei den arabischen Jugendlichen Anschluss zu finden, lässt sich Ali auf eine Mutprobe ein, doch er wird erwischt und angezeigt. Für seine Familie kann das die Abschiebung bedeuten. Es bleibt Ali also nichts anderes übrig, als zu versuchen, sich mit seinem Feind gut zu stellen. Dieser ist ein alter russisch-jüdischer Kriegsveteran, der es dem jungen Araber nicht gerade leicht macht. Aufgewachsen in einem palästinensischen Flüchtlingslager, hat der 14-jährige Ali Messalam von klein auf gelernt, „die Juden“ zu hassen. Nach der gemeinsamen Flucht mit seiner Familie aus dem Libanon lebt er bereits seit vier Jahren in Berlin-Kreuzberg. Die Duldung steht zwar noch auf wackeligen Beinen, dennoch darf die Familie vorerst das Asylheim verlassen und eine eigene Wohnung beziehen. Hier sucht Ali Anschluss bei den arabischen Jugendlichen im Kiez. Doch dafür muss er erst einmal beweisen, was er drauf hat. Als Mutprobe soll er in die Wohnung seines jüdisch-russischen Nachbarn Alexander einbrechen. Die gewaltbereiten Jugendlichen folgen Ali und verwüsten im Exzess die Wohnung des alten Mannes. Doch nur Ali wird von dem vorzeitig zurückkehrenden Alexander erkannt und bei der Polizei angezeigt. Ali droht nun ein Strafverfahren und der Familie die Abschiebung aus Deutschland. Die einfühlsame Mutter schafft es, bei Alexander ein gutes Wort für ihren Sohn einzulegen: Unter der Bedingung, dass Ali ihm bei der Renovierung seiner Wohnung hilft, will Alexander die Anzeige zurückziehen. Widerspenstig willigt der Junge ein. Anfänglich gehen die beiden Migranten unterschiedlicher Generationen und Kulturkreise noch feindselig miteinander um. Doch nach und nach bricht das Eis, und die beiden entwickeln Respekt füreinander. Als Alexander nach der Renovierung der Wohnung sein Versprechen einhalten und die Anzeige gegen Ali zurückziehen will, erweist sich dies jedoch als schwieriger als erwartet, und die Freundschaft der beiden wird auf eine harte Probe gestellt.
Bild oben: WDR / © SiMa Film Ali (Neil Belakhdar) ist stolz auf sein Graffiti.
Di, 20. Sep · 20:45-21:15 · MDR Sachsen
Verkohlt, verschrien, verkannt – Hoyerswerda heute
Hoyerswerda – die Stadt in der Lausitz muss seit den Ereignissen vom September 1991 mit dem Ruf leben, neben Rostock-Lichtenhagen ein Synonym für gewalttätige, ausländerfeindliche Aktionen zu sein. Damals bedrängten vor dem Hintergrund des Wegbrechens des Gas-Kohle-Riesen „Schwarze Pumpe“ hunderte Angst- und Wutbürger im Schulterschluss mit Neonazis eine Flüchtlingsunterkunft. Mit Bussen mussten Asylbewerber und einstige DDR-Vertragsarbeiter aus Hoyerswerda gerettet werden. Kritisch, aber vorurteilsfrei, seriös, aber nicht humorfrei hakt 20 Jahre später ein Reporterteam nach: Wie tickt Hoyerswerda heute? Wie geht die Stadt mit der Erinnerung an die Pogromartige Stimmung vor 25 Jahren um? Wie sehr steckt den Leuten das 91er Jahr noch in den Knochen? Und wie hat die am stärksten schrumpfende Stadt Deutschlands es verkraftet, dass von den einst 70.000 Einwohnern nur 33.000 geblieben sind? Immerhin scheint der dramatische Rückbau nahezu bewältigt. Entstanden ist eine durchgrünten, denkmalgerecht sanierten Stadtlandschaft. Und Hoyerswerda überrascht: Mit der kältesten Sauna von Ostdeutschland, die mit minus 160 Grad Celsius „einheizt“. Mit einem „Rentnertunnel“ und einer Concierge in der Platte. Mit Windkraftanlagen auf dem Hausdach, dem ältesten Handwerksbetrieb und der jüngsten Medienwerkstatt Sachsens. Die Stadt hat sich als Vorreiter beim demografischen Wandel neu erfunden. Und doch scheint ihre Geschichte allgegenwärtig: Der Liedermacher Gerhard Gundermann und die Schriftstellerin Brigitte Reimann werden höchst lebendig verehrt. Und ein Regenbogen-Denkmal mahnt: Wir erinnern uns – an 1991. Und nicht zu vergessen: Seit 2013 gibt es wieder ein Flüchtlingswohnheim in der Stadt.
Mi, 21. Sep · 00:00-01:30 · NDR Mecklenburg-Vorpommern
Der gute Göring
Zwei Brüder. Den einen kennt jeder – er war Reichsfeldmarschall und die Nummer zwei nach Adolf Hitler: Hermann Göring. Der andere ist zu Unrecht vergessen, denn er hat im Dritten Reich zahlreiche Menschenleben gerettet, indem er ihnen etwa Pässe besorgte oder Geld für sie auf Konten in der Schweiz hinterlegte: Albert Göring. Im filmischen Teil des Dokumentarspiels begegnen sich Hermann und Albert Göring (gespielt von Francis Fulton-Smith und Barnaby Metschurat) in fünf Szenen, die historisch belegt sind. Die Spielszenen ergänzen Interviews mit Albert Görings Tochter, seiner Stieftochter und den Kindern von Geretteten.
Mi, 21. Sep · 23:55-00:40 · WDR
Mein Name sei Altmann – Das zweite Leben eines Kriegsverbrechers
Es ist ein dunkler und irritierender Aspekt der Nachkriegsgeschichte: Noch in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts waren einige der schlimmsten NS-Kriegsverbrecher auf freiem Fuß – darunter Klaus Barbie. Wegen seiner grenzenlosen Brutalität als Gestapochef im besetzten Frankreich war er als „Schlächter von Lyon“ bekannt geworden. Dieser Klaus Barbie bewegt sich Anfang der achtziger Jahre völlig unbehelligt in seinem Exil in Bolivien, unter dem Namen Klaus Altmann. Aber nicht nur das: Eingebettet in ein Netzwerk alter Nazis, hat er ungehindert eine furchtbare zweite Karriere gemacht, quasi als „Gestapochef“ verschiedener bolivianischer Diktatoren, als Organisator und Unterstützer blutiger Putsche, als Waffenhändler und als Komplize mächtiger Drogenbarone. Und: Das alles geschieht mit Wissen und im Auftrag westlicher Geheimdienste. Unter dem Decknamen „Adler“ steht Barbie zeitweilig sogar auf der Lohnliste des deutschen Auslandsgeheimdienstes Die Dokumentation zeichnet ein schockierendes Bild der schmutzigen zweiten Karriere des „Schlächters von Lyon“ im Kalten Krieg. Die Filmemacher Peter F. Müller und Michael Mueller haben sich in Deutschland, Frankreich und einigen südamerikanischen Staaten auf die Spuren von Klaus Barbie begeben. Dabei stützen sie sich auf neue und lange unbekannte Quellen: Sie haben die Aufzeichnungen entdeckt, die Klaus Barbie 1983 nach seiner Auslieferung an Frankreich im Gefängnis von Lyon, am Ort seiner schlimmsten Kriegsverbrechen, verfasst hat. Der Lebensbericht zeigt einen Menschen ohne Reue und ohne Verständnis für diejenigen, die ihn gejagt und am Ende vor ein französisches Gericht gebracht haben. Daneben ermöglichen Akten internationaler Geheimdienste, Ministerien und Behörden, die erst vor kurzem – zum Teil auf die Veranlassung der Autoren hin – erstmals freigegeben wurden, Barbies Aktivitäten im Dienst seiner verschiedenen Auftraggeber detailliert zu beschreiben. Dabei wird die Skrupellosigkeit alliierter und deutscher Nachrichtendienste bei der Rekrutierung ehemaliger Kriegsverbrecher deutlich. Darüber hinaus haben die Filmautoren Menschen getroffen, die „Klaus Altmann“ in unterschiedlichsten Situationen erlebt haben, und Menschen, die mit ihm zusammengearbeitet oder ihn gejagt haben.
Do, 22. Sep · 21:00-21:45 · PHOENIX
Schuld und Schulden . Deutsche Kriegsverbrechen in Griechenland
Manolis Glezos ist Kommunist. Und Volksheld. Vor 75 Jahren hat er die Hakenkreuzfahne von der Akropolis herunter gerissen, wenige Tage, nachdem die Wehrmacht in Athen einmarschiert war. „Dafür haben sie uns in Abwesenheit zum Tode verurteilt“, erinnert sich der 93-Jährige. Für die Griechen wurde er damals zum Volkshelden. Seine Forderungen blieben trotzdem Jahrzehntelang unbeachtet: Wiedergutmachung. Weder in Deutschland noch in Griechenland interessierte sich jemand für die Reparationsfrage. Doch das hat sich geändert. In der aktuellen Schuldenmisere fragt nicht nur das Syriza-Mitglied Glezos: Wer schuldet hier eigentlich wem etwas? Die Summe, um die es geht, ist beträchtlich: 278,7 Milliarden Euro. Mindestens. Zu diesem Ergebnis kam eine Regierungs-Kommission, eingesetzt auf Drängen von Freiheitskämpfer Glezos. Zwei Jahre lang durchstöberte sie die Nachkriegsbilanzen griechischer Ministerien: Wie viele Straßen sind damals zerstört worden, Häfen, Bahnhöfe, Eisenbahnbrücken? Wie viele Häuser wurden beschlagnahmt, LKW, Fabrikanlagen? Wie heftig wurde die Wirtschaft geplündert, Tabak, Oliven, Chrom, Mangan? Das ist nur die materielle Seite. Nicht eingerechnet sind die menschlichen Opfer, die über 100.000 Hungertoten, die über 50.000 ermordeten Juden, die zehntausenden toten Zivilisten im Partisanen-Krieg. Kommissionsleiter Panagiotis Karakousis sagt: „Die heutigen Deutschen können nichts für ihre Vergangenheit, aber bis heute bezahlen wir Griechen für die Sünden ihrer Großeltern.“ Und die deutsche Seite? Die stellt sich taub und bleibt stumm. Die Schulden seien längst bezahlt und Reparationen kein Thema mehr, heißt es von der Bundesregierung. Keine Interviews, schriftliche Anfragen bleiben unbeantwortet. Genau so hält sie es bei der Wiedergutmachung für die menschlichen Opfer. Vor kurzem forderte die jüdische Gemeinde von Thessaloniki die Gebühren zurück, die sie bezahlen musste für den Transport ihrer Mitglieder nach Auschwitz: zwei Reichspfennig pro Kopf und Kilometer, was insgesamt 75 Millionen Euro entspricht. Auch in diesem Fall bleibt die Regierung hart und verweist auf alte Verträge, in denen alles geregelt sei. Dieser Umgang mit griechischen Entschädigungs-Forderungen hat Tradition – seit Beginn der Bundesrepublik. Das zeigt der Fall Max Merten. Der Kriegsverwaltungsrat von Thessaloniki presste den Juden dort erst Milliarden Drachmen ab mit dem Versprechen, sie zu schützen – um sie kurz darauf in die Viehwaggons nach Ausschwitz zu stecken. Nach dem Krieg in Griechenland verhaftet und verurteilt, wurde Merten von Kanzler Adenauer persönlich freigepresst. Bis heute fordert die Jüdische Gemeinde Thessalonikis das Lösegeld von Deutschland zurück, ist dafür sogar bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gezogen. Erfolglos. „die story“ konfrontiert Deutsche und Griechen. Wer hat Recht? Diejenigen, die sagen, irgendwann muss Schluss sein, Deutschland hat genug gezahlt? Oder die, die behaupten, alte Rechnungen seien offen? Der Autor macht sich auf die Suche: Gibt es heute noch Schatten der Besatzungspolitik? Wer waren die Täter, wer die Opfer? – Denn es gibt sie noch, einige wenige: Panagiotis Tsangas, der das Massaker an der männlichen Bevölkerung seines Dorfes überlebte. Oder Heinz Kounio, einer von nur 1.000 Juden, die aus der Hölle von Auschwitz zurückkehrten. Sie sind Zeugen einer Vergangenheit, die lange her ist. Erledigt ist sie lange nicht.
Do, 22. Sep · 22:25-00:15 · 3sat
Jimmy P.
Der indianisch-stämmige Amerikaner Jimmy hat im Zweiten Weltkrieg gekämpft. Seitdem leidet er unter Anfällen und gilt als schizophren. Hilfe kommt von einem progressiven Psychoanalytiker. Das bewegende Drama von Regisseur Arnaud Desplechin über Freundschaft, Menschlichkeit und das komplexe Verhältnis von Körper und Seele lief im Wettbewerb des Filmfestivals in Cannes 2013. Über Jimmy Picards Geisteszustand besteht kein Zweifel: schizophren. Als der Kriegsveteran, ein amerikanischer Ureinwohner des Blackfoot-Stammes, 1948 nach Kansas zurückkehrt, plagen ihn Schwindel, zeitweise Erblindung und Gehörverlust – Symptome, die die Ärzte als Zeichen für eine multiple Persönlichkeit deuten. Jimmy ist bereit, sich als unheilbar aufzugeben, als eine exzentrische Persönlichkeit in sein Leben tritt: Dem jüdischen Psychiater Georges Devereux gelingt es, den verschlossenen Indianer zum Sprechen zu bringen. Wird er aber auch der Ursache auf den Grund kommen?
Fr, 23. Sep · 01:55-03:35 · Das Erste (ARD)
Vier Neurosen und ein Todesfall
Der jüdische Patriarch Cooperberg, eben noch kerngesund, muss sich überraschend einer Krebsoperation unterziehen. Während er unter dem Messer liegt, findet sich die zerstrittene Familie am Krankenbett des Vaters ein, um auf das Ergebnis des medizinischen Eingriffs zu warten. In dieser angespannten Situation brechen alte Wunden auf, und obwohl der Vater noch lebt, tobt schon der Konkurrenzkampf um seine Nachfolge im Geschäft. Während Edward, ein erfolgreicher Theaterproduzent, seinen jüngeren Bruder Eli auszubooten versucht, der als erfolgloser Poet ohnehin nichts von Geschäften versteht, kämpft Susan, eine überspannte Künstlerin, verzweifelt um die Liebe ihrer hartherzigen Mutter Shirley. In der dialogstarken schwarzen Komödie „Vier Neurosen und ein Todesfall“ überzeugen Ellen Burstyn, Amanda Plummer, Geneviève Bujold und Mark Blum. Nach einem Rundruf ihrer gebieterischen Mutter Shirley (Ellen Burstyn) treffen sich die erwachsenen Cooperberg-Geschwister im Hospital, um im Krankenzimmer ihres Vaters auf das Ergebnis seiner Krebsoperation zu warten. Die Mitglieder der schrecklich netten jüdischen Familie können einander nicht ausstehen, und so prallen in der angespannten Situation Ängste und gepflegte Stadtneurosen ungemindert aufeinander. Edward (Mark Blum), ein erfolgreicher Theater-Produzent und Mutters erklärter Liebling, erweist sich als notorischer Schürzenjäger. Sogar während der Vater unter dem Messer liegt, muss er zwanghaft mit einer Krankenschwester (Geneviève Brouillette) anbändeln – und wird in der Tiefgarage prompt von seiner leidgeprüften Gattin Linda (Macha Grenon) beim Seitensprung erwischt. Bruder Eli (Ted Levine), ein geborener Loser und verkrachter Poet, ist seit zehn Jahren von seiner Frau Diane (Mary McDonnell) geschieden, hat aber einmal wöchentlich mit ihr Sex auf öffentlichen Toiletten. Nesthäkchen Susan (Amanda Plummer), eine überdrehte Künstlerin, die abstrakte Bilder malt und den Eltern auf der Tasche liegt, kämpft verzweifelt um die Liebe ihrer Mutter. Um nicht erkannt zu werden, verkleidet sich Joelle (Geneviève Bujold), die heimliche Geliebte des Patriarchen, als katholische Schwester. Misstrauisch beäugt wird das illustre Familientreffen von einem schweigsamen Fernsehtechniker (Roc LaFortune), der große Mühe mit dem TV-Apparat im väterlichen Krankenzimmer hat. Aus rätselhaften Gründen ist nur ein Kanal zu empfangen, der eine endlose Dokumentation über den Holocaust zeigt. Erst als die Nachricht vom Tod des Vaters eintrifft, empfängt der Fernseher alle Programme, Sport, Krimis, Shows, Werbung. Shimon Dotans anspielungsreiche und dialogstarke schwarze Komödie „Vier Neurosen und ein Todesfall“ basiert auf dem Buch des scharfzüngigen Dramatikers Oren Safdie. Im Zentrum dieses klaustrophobischen Psychodramas steht eine ganz normal verrückte Familie, deren Mitglieder zwischendurch auf der obligaten Couch des Analytikers über Glaubensfragen, Moralvorstellungen, Stadtneurosen und sexuelle Übersprungshandlungen plaudern. Zu dem exzellenten Darstellerensemble gehören Ellen Burstyn, Ted Levine, Amanda Plummer, Mark Blum und Geneviève Bujold.
Sa, 24. Sep · 05:45-06:30 · PHOENIX
Unbekannte Helden: Die Engel der Zegota
Kaum hatten die Truppen Hitler-Deutschlands im September 1939 Polen besetzt, machten sich die Nationalsozialisten ans Werk, ihre Politik der Ausgrenzung und Vernichtung der Juden in die Alltagspraxis umzusetzen. Speziell nach der Einrichtung des Warschauer Ghettos konnte sich kein Jude in der polnischen Hauptstadt mehr seines Lebens sicher sein. In dieser verzweifelten Situation gründete sich die Hilfsorganisation ZEGOTA. Diesem ?Rat für die Unterstützung der Juden? gelang bis Ende des Krieges die Rettung Tausender von Menschenleben.
Sa, 24. Sep · 06:15-06:30 · SWR
Jerusalem – Die heilige Stadt
Wohl kaum eine Stadt auf der Welt hat eine so wechselhafte und dramatische Geschichte erlebt wie Jerusalem. „Die Heilige Stadt“ ist ein Kreuzpunkt der drei abrahamitischen Religionen Judentum, Christentum und Islam. Filmautor Andreas Poteschil zeigt die unterschiedlichen Glaubenswelten, die in Jerusalem aufeinanderprallen. Im Film erklärt ein junger amerikanischer Rabbi, welche Bedeutung sein Glaube für ihn hat und eine junge Muslima beschreibt ihre Hoffnungen im Alltag der Stadt. Da das Kloster St. Anna des Ordens der „Weißen Väter“ im arabischen Teil der Stadt liegt, ist es für Pater Thomas Meyer selbstverständlich, auch arabisch sprechen zu können und seine muslimische Nachbarschaft nach Kräften zu unterstützen. Deshalb ist der engagierte Mönch im arabischen Viertel auch immer willkommen. Denn statt einem „Clash of the Cultures“, einem Kampf der Kulturen, so Pater Meyer, ist im 21. Jahrhundert Zusammenarbeit erforderlich, gerade in Jerusalem.
Sa, 24. Sep · 20:15-21:45 · BR
Luis Trenker – Der schmale Grat der Wahrheit
Luis Trenker – Südtiroler Bergsteigerlegende, Schauspieler und Regisseur – reist im Sommer 1948 zu den Filmfestspielen nach Venedig. Er will die Tagebücher Eva Brauns, die sie ihm angeblich in den letzten Kriegstagen in Kitzbühel anvertraut hat, dem amerikanischen Hollywood-Agenten Paul Kohner zur Verfilmung anbieten. Gleichzeitig wird vor dem Münchner Landgericht die Echtheit dieser Tagebücher verhandelt. Die Regisseurin Leni Riefenstahl fühlt sich durch die darin enthaltene Andeutung, sie sei Hitlers Geliebte gewesen, verunglimpft und tritt als Nebenklägerin auf. Sie unterstellt ihrem Ex-Geliebten Luis Trenker, die Tagebücher aus Rache und Eifersucht gefälscht und in Umlauf gebracht zu haben, um sie als Mätresse des Führers zu diskreditieren. In Rückblenden wird die Geschichte zweier Opportunisten erzählt, die sich, besessen vom Willen nach künstlerischem Erfolg, instrumentalisieren ließen. Luis Trenker, zuerst gefördert von seinen Bewunderern Goebbels (Arndt Schwering-Sohnrey) und Hitler, war mit Filmen wie „Der Rebell“ und „Der verlorene Sohn“ zum Star des deutschen Kinos avanciert. Aber die Abhängigkeiten, in die er sich begeben hatte, wurden für Trenker zu einem langsamen Abstieg, von dem er sich auch nach Kriegsende nie mehr ganz erholen sollte.
So, 25. Sep · 08:15-08:45 · SWR
Die Alten und die Liebe
Auch mit 97 Jahren weiß Anni Bober nicht, was die Liebe ist. Zuverlässigkeit, vielleicht? Verantwortung für den Anderen – auf jeden Fall! „Hab mich ein bisschen lieb und hab‘ mich lange lieb“, ist ihr Motto und so hat sie mit der Liebe ihren Frieden gemacht. Sie ist eine von drei jüdischen Bewohnern im Budge-Altersheim in Frankfurt/Main, die von der Liebe erzählen, – davon wie sie ihr im Leben begegneten. Alle drei überlebten den Holocaust fern von Deutschland und kehrten später nach Frankfurt zurück. Auch mit 97 Jahren weiß Anni Bober nicht, was die Liebe ist. Zuverlässigkeit, vielleicht? Verantwortung für den Anderen – auf jeden Fall! „Hab mich ein bisschen lieb und hab‘ mich lange lieb“, ist ihr Motto und so hat sie mit der Liebe ihren Frieden gemacht. Sie ist eine von drei jüdischen Bewohnern im Budge-Altersheim in Frankfurt/Main, die von der Liebe erzählen, – davon wie sie ihr im Leben begegneten. Alle drei überlebten den Holocaust fern von Deutschland und kehrten später nach Frankfurt zurück. Der Jüngste, Bert Silbermann, ist 79 Jahre alt. Vier Frauen waren wichtig in seinem Leben. Zwei Mal war er verheiratet, zwei Mal lebte er „ohne Trauschein mit einer Frau zusammen“. Gelernt hat er daraus, der Versuchung nicht zu widerstehen. Dennoch hat er heute der Liebe abgeschworen. Vernunft statt allzu viel Gefühl, – das sei jetzt seine Devise. Doch zu bereuen gibt es nichts. Isi Gutman ist 93 Jahre alt. Seine Frau Beatrice lernte er mit 18 Jahren kennen und blieb ihr treu vom ersten bis zum letzten Kuss. Mehr als 65 Jahre lebten sie zusammen, bevor sie an einem Hirntumor verstarb.
So, 25. Sep · 09:40-10:25 · SWR SR
Die Akte Zarah Leander
Nazi-Diva, Künstlerin oder Sowjetspionin? An den Gerüchten, die sich um die schwedische Schauspielerin und Sängerin Zarah Leander ranken, scheiden sich bis heute die Geister. In den Jahren 1937 bis 1942 stand sie in zehn Filmen in Nazi-Deutschland vor der Kamera. Die Dokumentation taucht ein in das Leben der schwedischen Filmdiva und enthüllt die Geschichte einer Frau, die die Nähe der Macht genossen hat und die glaubte, mit den mächtigsten Männern ihrer Zeit spielen zu können. Was steckt wirklich hinter dem geheimnisvollen Blick, den frivolen Liedern und pompösen Gesten? Was verraten die Unterlagen des schwedischen Geheimdienstes?
So, 25. Sep · 10:25-11:20 · SWR SR
Kriegsfotografinnen
Mehr Frauen als Männer berichten heute aus Krisengebieten. Manche kommen an Orte, die Männern verwehrt sind. Die Dokumentation stellt Frauen vor, deren Kriegsfotos in den letzten hundert Jahren um die Welt gingen und immer noch gehen. Die französische Kriegsfotografin Christine Spengler (geb. 1945) ist eine der wenigen, die den Krieg scheinbar unversehrt überstanden haben. In der Dokumentation von Sigrid Faltin wird sie die Fotos berühmter Kolleginnen einordnen und über das Leben als Fotografin an Brennpunkten berichten, das sie nach Vietnam, Afghanistan, in den Iran und den Tschad geführt hat. Alice Schalek (1874 – 1956) aus Wien gilt als die erste Frau, die an der Front fotografierte. Als Berichterstatterin für die Neue Freie Presse machte sie Fotos von österreichischen Soldaten im Ersten Weltkrieg, Bilder, die heute auf uns statisch und gestellt wirken. Damals hat die Tatsache, dass eine Frau solche Fotos schoss, selbst progressive Männer wie Karl Kraus entsetzt. Im Spanischen Bürgerkrieg machte sich Gerda Taro (1910 – 1937) einen Namen. Die Jüdin und Sozialistin aus Stuttgart war die Lebensgefährtin des legendären Magnum-Fotografen Robert Capa. Beide dokumentierten den Krieg auf der Seite der Republikaner, Gerda Taro wurde dabei während eines Luftangriffs der deutschen Legion Condor von einem Panzer überrollt. Sie war 26 Jahre alt und die erste Fotografin, die Opfer eines Kriegs – und ihrer Arbeit – wurde. Lange war sie vergessen, jetzt haben neuere Forschungen ergeben, dass viele Fotos, die Capa zugeordnet waren, von ihr stammen. Sieben Jahre nach Taros Tod zog eine Amerikanerin mit der Kamera gegen die Deutschen zu Felde. Lee Miller. Erst wurde sie berühmt als Model und Muse von Man Ray und Jean Cocteau, später mit ihren Fotos vom Kriegsende in Deutschland. Das Bild von Lee Miller in Hitlers Badewanne ist legendär. Camille Lepage starb zu jung, um Geschichte zu schreiben. Die Französin dokumentierte die Gräuel im Bürgerkrieg von Zentralafrika, die selbst die UNO aufschreckten. Ihre Mission musste sie mit dem Leben bezahlen. Französische Soldaten fanden die Leiche der 24-Jährigen im Kampfgebiet. In diesem Jahr zeigen Ausstellungen in Berlin, London und Paris Bilder dieser Fotografinnen und damit die Aktualität ihrer Fotos. Die Dokumentation fragt darüber hinaus: Was sehen Frauen im Krieg, was Männern entgeht? Was unterscheidet die Bilder der Kriegsfotografinnen von den Fotos ihrer Kollegen? Was treibt diese Frauen an?
So, 25. Sep · 17:35-18:26 · arte
Golem – Die Legende vom Menschen
Vor allem in Krisenzeiten taucht er immer wieder auf: der Golem. Seine Geschichte wurde von den Menschen stets neu geschrieben und inspiriert bis heute Generationen von Künstlern. Der Film „Golem – Die Legende vom Menschen“ zeigt den Golem von seiner Erschaffung aus einem Ritual der jüdischen Mystik bis hin zum populären Erzähl- und Filmstoff. Am Ende wird aus dem sagenhaften Superhelden im Zeitalter der Roboter eine Realität. Mit faszinierenden Bildern aus der israelischen Wüste, aus Prag und aus dem Silicon Valley macht der Film eine Zeitreise durch 2.000 Jahre Kulturgeschichte. Der anlässlich der großen Golem-Ausstellung im Jüdischen Museum Berlin entstandene Film „Golem – Die Legende vom Menschen“ zeigt die Figur von ihrer Erschaffung aus einem Ritual der jüdischen Mystik bis hin zum populären Erzähl- und Filmstoff. Über die Zeit hat sich das künstliche Wesen immer wieder verändert und dabei die Ängste und Sehnsüchte der jeweiligen Zeit gespiegelt. Von der Bibel und dem Talmud über Werke von Goethe bis hin zu Science-Fiction-Filmen. Formte einst der Legende nach der Prager Rabbi Löw den Golem aus Lehm, so erschafft der kalifornische Künstler Joshua Abarbanel heute aus Holz seinen sagenhaften Superhelden. Mit faszinierenden Bildern aus der israelischen Wüste, aus Prag und dem Silicon Valley macht der Film eine spannende Reise durch 2.000 Jahre Kulturgeschichte, die im Zeitalter von Künstlicher Intelligenz und Robotern noch lange nicht zu Ende ist. Dabei treffen Torsten Striegnitz und Simone Dobmeier Künstler und Wissenschaftler, die eine ganz besondere Beziehung zur prominentesten jüdischen Legendenfigur haben. So Regisseur Dominik Graf, der gerade an einem Film über den Golem arbeitet und für den der Golem mit dem Traum von einem Wesen verbunden ist, das mehr vom Menschen weiß als er selbst. Oder Manfred Hild, Leiter des Forschungslabors Neurorobotik Berlin. Hier wurde Myon entwickelt: ein Roboter, der sogar in einer Oper mitspielt. „Golem – Die Legende vom Menschen“ erzählt vom jüdischen Ursprung dieses Mythos und der Faszination, die dieses künstliche Geschöpf auf den Menschen von Anfang an ausübt.
So, 25. Sep · 22:20-23:05 · ARD-alpha
Babi Jar – Das vergessene Massaker
Es war die größte Massenerschießung des Zweiten Weltkriegs, und doch ist das Massaker von Babi Jar den Wenigsten ein Begriff. Im September 1941 erschossen Deutsche am Rande einer Schlucht der ukrainischen Hauptstadt Kiew 33.771 Juden. Frauen, Kinder und Greise. Zwei Tage dauerte das Grauen. Am 20. Januar 1942 wurde die sogenannte „Endlösung der Judenfrage“ beschlossen. Die planmäßige Vernichtung der Juden aber hatte da längst begonnen, wie die erschütternde Dokumentation von Christine Rütten und Lutz Rentner zeigt. In der Erinnerung der Nachgeborenen steht „Auschwitz“ als Synonym für den Massenmord an den europäischen Juden. Der Vernichtungswille und die planmäßige Organisation des Mordens hatten aber eine Vorgeschichte, deren Blutspur mit dem Überfall auf die Sowjetunion immer breiter wurde. Babi Jar war der Vorläufer von Auschwitz – der Mord nach Dienstplan. Im Schichtbetrieb wurden die hilflosen Opfer erschossen und anschließend im Massengrab verscharrt. 1968 werden einige der Täter vom Landgericht Darmstadt wegen Beihilfe zum Mord verurteilt, andere freigesprochen. „Die Angeklagten saßen wie versteinert da, so als ob sie das nichts anginge“, erinnert sich Peter Gehrisch, einer der Geschworenen. Unter den Angeklagten ein Frankfurter Bankdirektor, ein Kaufmann aus Neu-Isenburg, ein Steuersekretär aus Königsbrunn, ein Prokurist aus Hildesheim, ein Arbeiter aus Bremen usw. Elf Angeklagte holte hier ihre NS-Vergangenheit ein. So wie sie waren auch die anderen SS-Männer, Polizisten und Soldaten nach dem Krieg mühelos in ihre bürgerliche Existenz zurückgekehrt. „Es ist nicht einer aufgestanden, irgendeine Person, die gesagt hat, ich habe Gewissenbisse, ich kann nachts nicht schlafen. Ich sehe die Schreie der Frauen und Kinder. Es lässt mich nicht schlafen, ich habe gesündigt“, erklärt der Filmregisseur Artur Brauner erschüttert. 49 Verwandte hat er im Holocaust verloren. Einige gehören zu den 1,5 Millionen Juden, die in der Ukraine ermordet wurden. In einem Spielfilm hat er ihnen ein Denkmal gesetzt. Artur Brauner kommt in der Dokumentation von Christine Rütten und Lutz Rentner ebenso zu Wort wie die letzten Überlebenden, die wie durch ein Wunder dem Massaker von Babi Jar entkamen. Raissa Maistrenko wurde durch ihre furchtlose Großmutter gerettet, die das Kind mit ihrem Körper vor den tödlichen Schlägen deutscher Polizisten schützte. Wladimir Pronichev hat erst spät von seinem Schicksal und dem seiner Familie erfahren. Seine Mutter Dina hat sich aus dem Massengrab von Babi Yar gerettet. Sie erzählte ihm lange nichts von den schmerzlichen Erlebnissen. Aber sie sagte als Zeugin 1968 im Prozess in Darmstadt aus. Auch sie war schockiert zu sehen, dass die Mörder keine Reue zeigten. Stellvertretend für viele andere zeichnet die Dokumentation den Weg zweier Täter nach Originaldokumenten und lässt Angehörige zu Wort kommen. Ein schockierendes Zeugnis der Normalität des Verbrechens, denn es zeigt, dass die Mörder keine Bestien, sondern Männer waren, die fest daran glaubten, das Richtige zu tun, und die das Morden als Arbeitsauftrag begriffen.
Mo, 26. Sep · 03:30-05:20 · 3sat
Female Agents – Geheimkommando Phoenix
Die französische Widerstandskämpferin Louise Desfontaine soll mit vier anderen Frauen für die Briten auf gefährliche Mission gehen: Es gilt einen Geheimnisträger vor den Nazis zu retten. Bei einer Sabotage-Aktion der Résistance gegen die Nazis verliert Louise ihren Mann. Mit knapper Not gelingt ihr die Flucht nach England, wo ihr Bruder Pierre in der britischen Armee dient. Doch der Krieg ist für Louise noch nicht zu Ende. Die britische Special Operations Executive (SOE) erteilt ihr einen heiklen Spezialauftrag: Ein Geologe, der am Strand der Normandie zur Vorbereitung der alliierten Landung Untersuchungen durchführte, ist in die Hände der Deutschen gefallen. Der Geheimnisträger muss schnellstens aus einem Wehrmachtskrankenhaus entführt werden, bevor die SS ihn foltern kann und Details über die geplante Invasion erfährt. Louise bricht gemeinsam mit der Prostituierten Jeanne, der gottesgläubigen Sprengstoffexpertin Gaëlle, der Ex-Nazigeliebten Suzy und der italienischen Jüdin Maria ins besetzte Frankreich auf. Als Krankenschwestern getarnt, gelingt es der Sondereinheit im Handstreich, den Geologen zu befreien. Doch nach erfolgreichem Abschluss der Mission dürfen die Frauen wider Erwarten nicht nach England zurückkehren. Zwischenzeitlich hat ein eifriger SS-Oberst zu viel über ihre Mission und den geplanten D-Day herausgefunden – und muss liquidiert werden. Ein mörderisches Katz-und-Maus-Spiel beginnt.
Mo, 26. Sep · 23:30-00:15 · Das Erste (ARD)
Jude. Deutscher. Ein Problem?
„An allem sind die Juden Schuld“ textete der Komponist und Kabarettist Friedrich Hollaender in seinem satirischen Gassenhauer schon 1931. Heute scheint es wieder so zu sein, dass der Antisemitismus in Deutschland wie in ganz Europa zunimmt und der „ewige Jude“ erneut in unser Land eingereist ist. Es sind nicht nur Rechtsextreme oder Islamisten, die den Juden in Deutschland Angst machen. Es ist der salonfähige Judenhass der Mitte, der laut Julius H. Schoeps, Historiker für europäisch-jüdische Geschichte, so beunruhigend ist: „Der Antisemitismus ist integraler Bestandteil der deutschen Kultur.“ Wie gehen die Juden Deutschlands damit um, dass ihre Synagogen, Museen und Schulen rund um die Uhr von Sicherheitskräften bewacht sind, dass kaum ein Jude sich mit der Kipa auf dem Kopf auf die Straße traut? Antworten sucht die Dokumentation „Jude. Deutscher. Ein Problem?“. Filmemacher Uri Schneider reist für seine Dokumentation durch die Republik um ein Stimmungsbild zu zeichnen und Fragen zu stellen. Ist es tatsächlich ein Problem, Jude und Deutscher zu sein? Ist man immer noch – oder schon wieder – an allem schuld? Dabei trifft er eine Vielfalt von Menschen. Da ist Mirna Funk, die mit ihrem Debütroman „Winternähe“ und ihrer scharfen Beobachtung des ganz alltäglichen Judenhasses den deutschen Literaturbetrieb aufgemischt hat. Da ist Sacha Stawski, der mit seiner Webseite „Honestly Concerned“ Antisemitismus bekämpft und einen kritischen Blick wirft auf das, wie er meint, oft verzerrte Israelbild in Deutschland. Da sind Nir Ivenitzki und Doron Eisenmann, die auf den Spuren ihrer Großeltern aus Tel Aviv nach Berlin gezogen sind und dort ein Café aufgemacht haben. Da ist der junge Rabbinatsstudent Armin Langer, der mit seiner Initiative „Salaam-Shalom“ eine Brücke zwischen Juden und Muslimen baut. Und da ist Leonid Goldberg, der vor 40 Jahren aus Moskau über Israel nach Deutschland kam. Heute leitet er die jüdische Gemeinde von Wuppertal, die Ziel eines Brandanschlags von Palästinensern wurde. Goldbergs Sohn Gabriel ist mit einer jungen Jüdin in Paris verheiratet. Dort, erzählen die beiden, gibt es nach den Terroranschlägen einen Massenexodus französischer Juden nach Israel. „Jude. Deutscher. Ein Problem?“ zeigt Menschen unterschiedlichster Couleur: religiös und säkular, liberal und konservativ, jung und alt. Doch eines verbindet sie alle. Sie sind auf der Suche nach ihrer Identität als Juden in der schwierigen Heimat Deutschland.
Di, 27. Sep · 02:00-03:32 · arte
6 Millionen und Einer
Mit seinen Geschwistern folgt der israelische Filmemacher David Fisher den Spuren seines Vaters Joseph Fisher, der fünf Konzentrationslager der Nazis überlebt, vieles aus seinem Leben aber verschwiegen hat. Auf ihrer Reise lernen die Geschwister ihren Vater neu kennen, und das Verhältnis der Geschwister untereinander wird ein anderes. Im Alter von 16 Jahren wurde Joseph Fisher mit seinen Eltern und Geschwistern nach Auschwitz deportiert. Er überlebte als Einziger seiner Familie und musste noch vier weitere Konzentrationslager durchleiden, bis er als einer der Letzten aus dem Lager Gunskirchen in Österreich von den Amerikanern befreit wurde. Joseph Fisher wanderte nach Israel aus, heiratete und wurde Vater von fünf Kindern. Zeit seines Lebens schwieg er über die Zeit, die er in den verschiedenen Konzentrationslagern verbracht hatte. Aber er hinterließ ein Tagebuch, das erst nach seinem Tod gefunden wurde. Für seinen Dokumentarfilm begab sich David Fisher mit seinen Geschwistern auf die Reise, um den Vater „kennenzulernen“. Während der Filmemacher die Geschichte seines Vaters erzählt, werden das Verhältnis der Geschwister untereinander und das Verdrängen einer schwierigen Vergangenheit zu wichtigen und berührenden Faktoren. Es entstand ein Film zwischen Weinen und Lachen. Die Geschwister suchen nach Antworten für ihre persönliche Familiengeschichte und finden dabei auf eindrucksvolle Weise wieder zueinander.
Di, 27. Sep · 20:15-21:07 · arte
Die Siedler der Westbank (1/2) Die Prophezeiung
Die jüdische Besiedlung des Westjordanlands begann vor knapp 50 Jahren und hat heute ungeahnte Ausmaße angenommen. „Die Siedler der Westbank“ verbindet historische Analysen und Einblicke in die Gesellschaft der jüdischen Gemeinschaften. Wie unabhängig sind sie wirklich von der israelischen Regierung, und wie beeinflussen sie den Friedensprozess im Nahen Osten? Der israelisch-palästinensische Konflikt sorgt seit jeher für Spannung im gesamten Nahen Osten. Die jüdischen Gemeinschaften im Westjordanland spielen hier eine entscheidende Rolle: In der Region, wo traditionell keine Juden lebten, ließen sich nach dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 Hunderttausende Siedler nieder, die mit ihren unterschiedlichen Abstammungen, Sichtweisen, Ideologien und sozioökonomischen Milieus die ganze Bandbreite der israelischen Bevölkerung widerspiegeln. Die Dokumentation beobachtet nicht nur die Siedler selbst, sondern befragt auch Politiker, Militärangehörige, Juristen, Historiker und Philosophen. Sie ermöglicht einen authentischen Blick auf die Bewohner jener Region, angefangen von radikalen Idealisten, messianischen Fanatikern, echten Gläubigen bis hin zu politischen oder ökonomischen Opportunisten an der Schnittstelle eines uralten Konflikts. Die israelischen Bewohner des Westjordanlands sind heute Akteure in einer der größten geopolitischen Herausforderungen, die Israel und die ganze internationale Gemeinschaft je erlebten.
Di, 27. Sep · 21:10-22:02 · arte
Die Siedler der Westbank (2/2) Die Erfüllung
Die jüdische Besiedlung des Westjordanlands begann vor knapp 50 Jahren und hat heute ungeahnte Ausmaße angenommen. „Die Siedler der Westbank“ verbindet historische Analysen und Einblicke in die Gesellschaft der jüdischen Gemeinschaften. Wie unabhängig sind sie wirklich von der israelischen Regierung, und wie beeinflussen sie den Friedensprozess im Nahen Osten? Der israelisch-palästinensische Konflikt sorgt seit jeher für Spannung im gesamten Nahen Osten. Die jüdischen Gemeinschaften im Westjordanland spielen hier eine entscheidende Rolle: In der Region, wo traditionell keine Juden lebten, ließen sich nach dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 Hunderttausende Siedler nieder, die mit ihren unterschiedlichen Abstammungen, Sichtweisen, Ideologien und sozioökonomischen Milieus die ganze Bandbreite der israelischen Bevölkerung widerspiegeln. Die Dokumentation beobachtet nicht nur die Siedler selbst, sondern befragt auch Politiker, Militärangehörige, Juristen, Historiker und Philosophen. Sie ermöglicht einen authentischen Blick auf die Bewohner jener Region, angefangen von radikalen Idealisten, messianischen Fanatikern, echten Gläubigen bis hin zu politischen oder ökonomischen Opportunisten an der Schnittstelle eines uralten Konflikts. Die israelischen Bewohner des Westjordanlands sind heute Akteure in einer der größten geopolitischen Herausforderungen, die Israel und die ganze internationale Gemeinschaft je erlebten.
Mi, 28. Sep · 06:05-06:58 · arte
Zum Schweigen gebracht – Georgi Markov und der Regenschirm-Mord
Ein Geheimdienstmord, der weltweites Aufsehen erregte: Am 7. September 1978 ereignete sich auf der Waterloo Bridge in London einer der mysteriösesten Anschläge des Kalten Krieges. Der bulgarische Dissident Georgi Markov wurde durch einen Stich ins Bein, vermeintlich mit der Spitze eines Regenschirms, vergiftet. Markov starb vier Tage später, am 11. September 1978, an Herzversagen. Februar 2010 listete das renommierte Time-Magazine, den Mord an Georgi Markov unter den „Top Ten Assassination plots of the World“ auf Platz fünf, nach dem Attentat auf Hitler, der Ermordung Trotzkis, dem Attentat von Sarajewo, das zu WWI führte und der Ermordung des Hamas-Commanders Mahmoud Mabhouh, die sich am 19. Januar 2010 in Dubai ereignete. Der Film versucht, Hintergründe und politische Zusammenhänge des Attentats bis heute zu beleuchten und den Spuren des mutmaßlichen Attentäters zu folgen. Das Opfer, Georgi Markov, Schriftsteller und Journalist und seit 1971 Mitarbeiter des bulgarischen Dienstes der BBC, der Deutschen Welle und vor allem von Radio Free Europe hatte in wöchentlichen Sendungen bei RFE scharf das totalitäre System in seiner Heimat und besonders den damaligen Staats- und Parteichef Todor Schiwkow kritisiert und durch seine Aktivitäten die Rache des Diktators ausgelöst. Der Hergang des Attentats ist letztlich nie ganz aufgeklärt worden. Der Film schildert die wahrscheinlichste Version des Tathergangs, wie sie sich durch eine Tat-Rekonstruktion, durch die Aussagen von Fachleuten und durch glaubhafte Aussagen von Personen, die nach dem Anschlag noch mit dem Opfer Georgi Markov gesprochen haben, zusammengefügt hat. Die Filmrecherche hat in der Öffentlichkeit noch unbekannte oder wenig bekannte Sachverhalte und Zusammenhänge ergeben. Entgegen den bisher in Presse und Öffentlichkeit kolportierten Versionen ergibt sich daraus: Das Attentat wurde höchstwahrscheinlich nicht durch einen Einzeltäter verübt, sondern durch ein Attentatsteam (hitsquad), wie es bei Anschlägen von Geheimdiensten international üblich ist. Des weiteren wird auch der Mythos des Regenschirms als Tatwaffe entzaubert und geklärt, wie es zu dem Namen „Regenschirm-Mord“ gekommen ist. Dem Autor ist es gelungen, den einzigen namentlich bekannten mutmaßlichen Attentäter aufzuspüren und zu interviewen, der 1993 nach einem elf Stunden dauernden Verhör mit dänischen, britischen und bulgarischen Ermittlern aus Kopenhagen verschwunden und untergetaucht war: Agent „Picadilly“ des bulgarischen Staatssicherheitsdienstes alias Francesco Gullino, Italiener mit dänischem Pass. In Medien und Öffentlichkeit gilt „Picadilly“ als Einzeltäter und Mörder Georgi Markovs. Mit hoher Wahrscheinlichkeit war er aber eher Teil eines Teams und seine genaue Rolle darin ungeklärt, ebenso wie die Rolle, die Polizeibehörden und Geheimdienste in dieser Geschichte spielen. „Zum Schweigen gebracht“ soll sowohl ein historischer wie auch investigativer Dokumentarfilm über ein exemplarisches Ereignis aus der Zeit des „Kalten Krieges“ sein, das aber mit anderen Tätern, anderen Opfern und aus ähnlichen Motiven genau so gut heute geschehen kann. Das Attentat auf Georgi Markov bleibt eine eindringliche Warnung, wie Geheimdienste tödliche Aktionen über Ländergrenzen hinweg, ohne Skrupel, ausführen. Bis heute interpretieren Geheimdienste – nur in ihrer eigenen Realität denkend und handelnd – jede Form von Aufklärung als feindlichen Akt. Dies trifft auf Geheimdienste in demokratischen Gesellschaften ebenso zu.
Mi, 28. Sep · 20:15-22:15 · ZDFkultur
Heino Jaeger – Look Before you Kuck
Der Kabarettist Heino Jaeger war schon zu Lebzeiten Kult. In Hamburg St. Pauli hatte er in den 70er Jahren sein Biotop gefunden und als Radiounterhalter sich eine erlesene Fangemeinde erworben. 15 Jahre nach Jaegers Tod begibt sich Filmemacher Gerd Kroske auf Spurensuche. Zu den Fans des Kabarettisten, Komikers und Künstlers Heino Jaeger (1938-1997) gehörten unter anderen Loriot, Olli Dittrich wie auch Hans Dieter Hüsch. In seinen Bildern verarbeitete Jaeger immer wieder die Schrecken Nazideutschlands, allerdings in offener Konfrontation zur 1968er-Generation, von der er sich in seiner Rolle als künstlerischer Outcast nie vereinnahmen ließ. Seine Vermeidung gesellschaftlicher Rahmungen ging mit einer fortschreitenden Alkoholsucht einher. Die letzten Lebensjahre verbrachte Heino Jaeger in einer psychiatrischen Klinik. Das mit der Goldenen Taube des Dokumentarfilmfestivals Leipzig ausgezeichnete Porträt ist mehr als eine Hommage an einen norddeutschen Sonderling. Mit Empathie und Emphase setzt Gerd Kroske auch ein bundesdeutsches Zeitmosaik zusammen.