Eine neu erschienene Übersichtsdarstellung verbindet aktuelle Erkenntnisse mit Fragen linker Erinnerungspolitik…
Am 19. Juni 1953 wurden Ethel und Julius Rosenberg in New York auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet. Das Gericht hatte sie wegen Atomspionage für die Sowjetunion verurteilt. Der Fall erregte zu dieser Zeit weltweit Aufsehen. Viele Linke sahen in dem Ehepaar unschuldige Opfer des entfesselten Antikommunismus, der die McCarthy-Ära in den USA zu Beginn des Kalten Krieges prägte. Doch die Stimmung gegen die Rosenbergs und die beiden Mitangeklagten wurde auch durch antisemitische Vorstellungen über „jüdische Verräter“ angeheizt. Zugleich zeigt die Darstellung der beiden in den Medien, dass das Ehepaar Rosenberg als Gegenbild zu den herrschenden Geschlechterbildern entworfen wurde. Der Prozess wirft bis heute grundlegende Fragen auf. Das Buch erinnert an das Gerichtsverfahren, betrachtet seine Rezeption in Literatur und Film und zeichnet die Verschränkung von antikommunistischen, antisemitischen und sexistischen Vorstellungen nach.
Die Autor*innen:
Sina Arnold ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie promovierte über Antisemitismusdiskurse in der US-Linken.
Olaf Kistenmacher promovierte über antisemitische Aussagen in der Tageszeitung der KPD, Die Rote Fahne, zur Zeit der Weimarer Republik und ist seit Jahren in der politischen Bildungsarbeit aktiv.
Sina Arnold / Olaf Kistenmacher: Der Fall Ethel und Julius Rosenberg. Antikommunismus, Antisemitismus und Sexismus in den USA zu Beginn des Kalten Krieges, Edition Assemblage 2016, 96 S., 12.80 EUR [D], Bestellen?
Foto oben: Julius und Ethel Rosenberg nach ihrer Verurteilung, 1951, (C) Library of Congress Prints and Photographs Division. New York World-Telegram and the Sun Newspaper Photograph Collection.