Vom 16. bis 31. Juli 2016…
Sa, 16. Jul · 20:15-21:44 · arte
Der Traum von Olympia – Die Nazi-Spiele von 1936
Als Adolf Hitler am 1. August 1936 die Olympischen Sommerspiele von Berlin eröffnet, ist das zugleich der Startschuss für eine perfekte Inszenierung. Zwei Wochen lang präsentiert sich das Deutsche Reich als modernes Land, in dem sich Teilnehmer, Zuschauer und Berichterstatter aus der ganzen Welt wohl fühlen sollen. Die knapp 4.000 Athleten aus 49 Nationen erleben ein Sportfest der Superlative: der Olympische Fackellauf feiert ebenso Premiere wie der Medaillenspiegel. Erstmals überträgt das Fernsehen die Wettkämpfe live. Das Olympische Dorf ist eine eigene, komfortable Stadt. In den Restaurants und Kneipen von Berlin wird ausgelassen Swing und Jazz getanzt. Der „Führer“ hat die Fassade des NS-Reichs auf Hochglanz polieren lassen. Zum ersten Mal in der Geschichte des Sports werden die Spiele von der Politik missbraucht. Die Nazi-Diktatur inszeniert sich unter dem Deckmantel des olympischen Gedankens. Seit den Spielen in Berlin weiß die Politik, welche Propaganda-Möglichkeiten ein sportliches Großereignis bietet. „Der Traum von Olympia“ erzählt diese Geschichte konsequent aus der Sicht von zwei Menschen, die damals dabei waren – und deren Traum sich in einen Alptraum verwandelte. Wolfgang Fürstner – gespielt von Simon Schwarz -, Kommandant des Olympischen Dorfes, ist eigentlich ein überzeugter Anhänger des Systems. Doch im Zuge seines Einsatzes für Hitlers Olympia-Projekt fällt sein Weltbild schleichend in sich zusammen. Das System, das er so verehrt, richtet sich gegen ihn, als herauskommt, dass er jüdische Vorfahren hat. Nach dem Ende der Spiele schießt Fürstner sich am Ufer des Teichs im Olympischen Dorf eine Kugel in Kopf. Gretel Bergmann – gespielt von Sandra von Ruffin – gehört zu den besten Hochspringerinnen im Deutschen Reich. Obwohl die Jüdin ihren Sportverein aufgrund ihres Glaubens schon früh verlassen musste, wird ihr in Aussicht gestellt, in Berlin für Deutschland starten zu dürfen. Erst wenige Tage vor der Eröffnung erfährt Bergmann, dass man sie nicht aufstellen wird. Ihr Traum von einer Teilnahme zerplatzt von einer Minute auf die andere. Wolfgang Fürstner und Gretel Bergmann erzählen ihre persönlichen Geschichten von Olympia 1936. Aus ihrer Perspektive sieht der Zuschauer, was in Berlin damals wirklich geschehen ist und wie perfide die Nazis das Sportfest missbrauchten. Der Film macht die enorme Diskrepanz zwischen der perfekten Inszenierung und der erschreckenden Realität deutlich.
So, 17. Jul · 23:35-01:05 · ZDF
Wir Geiseln der SS
Ende April 1945, in den letzten Kriegstagen, schickt die SS prominente Gefangene aus Politik und Widerstand auf eine ungewisse Reise in den Süden. Sollen sie ausgetauscht oder getötet werden? Das Doku-Drama „Wir Geiseln der SS“ erzählt die dramatische Geschichte aus der Sicht der Gefangenen. Unter ihnen sind Kinder der Widerstandskämpfer von Hassell, Goerdeler und von Stauffenberg, aber auch Kurt Schuschnigg, der letzte österreichische Bundeskanzler. Mit einem Konvoi von Bussen kommen die Gefangenen schließlich ins Lager Reichenau bei Innsbruck. Der Plan der SS bleibt für die Geiseln undurchschaubar. Die Ungewissheit, ob sie als Verhandlungsmasse bei der bevorstehenden Kapitulation dienen oder fern der Front liquidiert werden sollen, wird für sie zunehmend unerträglich. Der Wettlauf mit der Zeit endet wenige Tage vor dem Untergang des Hitler-Reiches mit der glücklichen Befreiung der Gefangenen.
Mo, 18. Jul · 00:05-01:40 · Das Erste (ARD)
Sarahs Schlüssel
Die zehnjährige Jüdin Sarah wird im Sommer 1942 bei der Deportation durch die französische Polizei von ihren Eltern getrennt. Nach angstvollen Tagen im Lager gelingt ihr die Flucht. Sarah ist beherrscht von einem einzigen Gedanken: Sie muss ihren kleinen Bruder retten, den sie zu Hause im Wandschrank versteckt hat – den Schlüssel dazu hält sie in der Hand. Bei der Rückkehr in ihre Pariser Wohnung erlebt sie einen Schock. Gilles Paquet-Brenner gelingt ein erschütterndes Historiendrama über das düstere Kapitel der französischen Nazi-Kollaboration. Dank der großartigen Kristin Scott Thomas gleitet die Literaturverfilmung auch in bewegenden Momenten nie in Kitsch ab. Es ist der 15. Juli 1942, als an der Wohnungstüre der Familie Starzynski Krach geschlagen wird. Geistesgegenwärtig versteckt die zehnjährige Sarah (Mélusine Mayance) ihren kleinen Bruder im Geheimversteck hinter einer Tapetentür. Ganz schnell wird sie wieder bei ihm sein, das verspricht sie ihm hoch und heilig. Doch Sarah muss ihre Sachen packen und wird mit ihren Eltern in ein überfülltes Pariser Radstadion abtransportiert. Auf Anweisung der Nazis schickt das kollaborierende Vichy-Regime von hier aus über zehntausend französische Juden in den sicheren Tod. Wie durch ein Wunder kann Sarah entkommen. Bei einem hilfsbereiten Bauernehepaar kommt das von den Strapazen gezeichnete Mädchen wieder zu Kräften und kehrt endlich in die Wohnung zurück. – 60 Jahre später arbeitet die Journalistin Julia (Kristin Scott Thomas) an einem Artikel über die große Razzia, die im Juli 1942 stattfand. Bei ihren Recherchen findet sie heraus, dass in der Pariser Wohnung ihrer Schwiegereltern früher einmal Juden gewohnt haben. Je näher Julia der Wahrheit kommt, desto mehr erfährt sie über die Familie ihres zukünftigen Mannes, über ein finsteres Kapitel französischer Geschichte und schließlich über sich selbst. Der Antisemitismus der Grande Nation wurde im französischen Kino lange Zeit totgeschwiegen. Nach „Die Kinder von Paris“ greift auch „Sarahs Schlüssel“ die berüchtigte „Raffle de Vel d’Hiv“ auf. Fast 13000 Juden wurden bei der Pariser Razzia am 16. und 17. Juli 1942 in das Vélodrome d’Hiver (Vel d’Hiv), eine Radrennbahn, gepfercht. Mehrere Tage bekamen sie nichts zu trinken, die sanitären Anlagen waren schnell verstopft. Von dort aus verschleppte man die Internierten über Zwischenlager nach Auschwitz. Gilles Paquet-Brenners Adaption des Bestsellers von Tatiana de Rosnay nähert sich dieser Gräueltat auf zwei Zeitebenen. Der Film kontrastiert die Szenen aus der Radrennbahn mit der Arbeit einer Journalistin, die das Leid der Opfer der Vergessenheit entreißen will. Aus dem Ensemble französischer Charakterdarsteller ragt Kristin Scott Thomas heraus, die als Reporterin buchstäblich von der Vergangenheit eingeholt wird.
© Bild: ARD Degeto/Hugo Production/Julien Bonet. Der Journalistin Julia (Kristin Scott Thomas) kommt ein furchtbarer Verdacht.
Mo, 18. Jul · 00:30-02:20 · NDR Hamburg
Female Agents – Geheimkommando Phoenix
Im Mai 1944 schickt der britische Geheimdienst fünf Untergrundkämpferinnen ins besetzte Frankreich. Ihre Mission: Die Befreiung eines britischen Geologen, der in der Normandie das Terrain für die bevorstehende Invasion sondierte. Doch ein brutaler SS-Offizier kommt den Frauen auf die Schliche und setzt alles daran, ihre Mission zu vereiteln.
Mo, 18. Jul · 23:45-00:30 · Das Erste (ARD)
Geschichte im Ersten: 100 Jahre Krieg in Nahost
Im Mai 1916, die Schlacht um Verdun war in vollem Gange, schlossen Frankreich und Großbritannien ein geheimes Abkommen, mit dem sie den Nahen Osten unter sich aufteilten. Noch waren die Gebiete der heutigen Staaten Syrien, Irak, Jordanien, Libanon und Israel unter osmanischer Herrschaft. Doch für die Zeit nach einem vorhersehbaren Sieg der westlichen Alliierten vereinbarten diese schon einmal die Verteilung des Territoriums. Auf britischer Seite verhandelte der konservative Unterhausabgeordnete Sir Mark Sykes. Für Frankreich saß der Diplomat Francois Georges-Picot am Verhandlungstisch. Sie zogen eine Linie von Acre am Mittelmeer bis nach Kirkuk im heutigen Irak. Südlich davon sollten die Briten herrschen, nördlich davon die Franzosen. Zunächst wurde das Abkommen geheim gehalten. Als sein Inhalt 1918 veröffentlicht wurde kam es zum politischen Aufruhr in der arabischen Welt, die sich bis dahin Unabhängigkeit erhofft hatte. Obwohl die Einfluss-Sphären in den folgenden Jahren noch leicht verändert wurden gleichen sie doch verblüffend deutlich den heutigen Grenzen zwischen Syrien, Jordanien und dem Irak. Seitdem ist der Nahe Osten nicht mehr zur Ruhe gekommen. Natürlich haben auch Zweiter Weltkrieg, der Kalte Krieg, der Hass unter den arabischen Völkern und die Bedeutung der Ölvorkommen den Nahen Osten zu einem Pulverfass gemacht. Aber in der arabischen Politik wird auch heute noch, hundert Jahre nach dem Abkommen, Bezug auf Sykes-Picot genommen, selbst durch die Terroristen des sogenannten „Islamischen Staates“. Alexander Stenzel zeichnet den blutigen Weg des Nahen Ostens nach, vom Geheimabkommen Sykes-Picot bis zum islamistischen Terrorismus unserer Tage.
Di, 19. Jul · 13:45-14:00 · ARD-alpha
Die Steine weinten – Über Leben und Tod des Janusz Korczak
Der Film berichtet vom Schicksal des Janusz Korczak und seiner jüdischen Waisenkinder von Warschau. Neben der Gegenüberstellung der von Janusz Korczak geschaffenen Welt im Waisenhaus – durch Schauspielszenen in s/w-Technik veranschaulicht – und der durch die deutsche Besatzungsmacht in Polen bestimmten Wirklichkeit – durch Originalaufnahmen dokumentiert – wird der Film geprägt durch zahlreiche Zitate aus den Veröffentlichungen des Pädagogen, untermalt von leiser Klaviermusik.
Di, 19. Jul · 21:50-22:43 · arte
Nazis im BND – Neuer Dienst und alte Kameraden
Waren der Bundesnachrichtendienst (BND) und sein Vorläufer, die „Organisation Gehlen“, ein Hort ehemaliger Nazis? Arbeitete der Auslandsgeheimdienst der Bundesrepublik mit Männern zusammen, die an der Ermordung von Millionen von Menschen beteiligt waren? Was sagen die Akten des BND-Archivs über die Mitarbeit von SS-Angehörigen und Funktionären der Nazi-Partei? Der Filmemacherin Christine Rütten ist es gelungen, einigen Netzwerken der „alten Kameraden“ im BND auf die Spur zu kommen. In monatelangen Recherchen setzte sie Decknamen und verschiedene Vorgänge miteinander in Beziehung und förderte interessante Details zutage. Als im Jahr 2011 vier deutsche Historiker vom Bundesnachrichtendienst den Auftrag bekamen, die Geschichte der Behörde zu erforschen, sagte der damalige BND-Chef Ernst Uhrlau: „Wir öffnen ein Fass, von dem wir nicht wissen, was drin ist.“ Alois Brunner und Klaus Barbie waren die Schlüsselfiguren bei der Deportation und Ermordung der französischen Juden während des Zweiten Weltkriegs. Beide entzogen sich der Strafverfolgung und wurden von französischen Gerichten in Abwesenheit verurteilt. Beiden wurden gute Kontakte zum BND beziehungsweise zu seinem Vorgänger, der „Organisation Gehlen“, nachgesagt. Wenn nun das „Fass“ geöffnet würde – würden sich konkrete Beweise finden? Was verraten die Akten aus dem BND-Archiv über Rekrutierung und Einsatz von SS-Männern und NS-Funktionären? Die Dokumentation schildert, wie Männer von SS und Gestapo den Geheimdienst in den ersten Jahren der Bundesrepublik prägten. Von 1946 bis 1968, das waren die Jahre, in denen Reinhard Gehlen, Hitlers Chefaufklärer Richtung Osten, den Geheimdienst im westlichen Nachkriegsdeutschland aufbaute und den „Dienst“ der jungen Bundesrepublik Deutschland führte. Er holte vor allem alte Kameraden aus der Abteilung „Fremde Heere Ost“ in den neuen Dienst. In den Akten findet die Filmemacherin Christine Rütten Belege dafür, wie auch in Nürnberg verurteilte und später begnadigte Kriegsverbrecher alten Kameraden erstklassige Zeugnisse für den Dienst ausstellten. Als Anfang der 60er Jahre die großen Prozesse um Adolf Eichmann in Jerusalem und in Frankfurt um die Wachmannschaften des Konzentrationslagers Auschwitz die Öffentlichkeit aufrüttelten, geriet auch das Personal des BND in die Kritik. Eine unfreiwillige Entnazifizierung aller hauptamtlichen Mitarbeiter der Behörde war die Folge. Hans-Henning Crome führte damals die Untersuchungen. Er schildert in dem Dokumentarfilm, wie bestürzt er war, als er die Lebensläufe seiner Kollegen überprüfte. Für die Dokumentation sichtete Christine Rütten zahlreiche, zum Teil bislang nicht zugängliche Akten und zeigt, wie sogar Massenmörder auf die Gehaltsliste des BND kamen und wie sie aus ihrem speziellen Wissen auch nach dem Krieg Kapital schlagen konnten. Am Ende aber muss sie sich immer noch die Frage stellen, ob der Bundesnachrichtendienst auch in Sachen Geschichtsaufarbeitung nach dem bewährten Geheimdienstmotto vorgeht: „Niemand soll mehr wissen, als er wissen muss.“ Im Jahr 2016 wird die Unabhängige Historikerkommission (UHK) ihre Ergebnisse zu diesem Thema vorlegen.
Di, 19. Jul · 22:15-23:45 · PHOENIX
Der Olympia-Mord
München, 5. September 1972, zehn Tage nach Beginn der XX. Olympischen Sommerspiele. In den frühen Morgenstunden klettern acht Palästinenser über den Zaun des Olympischen Dorfes. Die Terroristen überfallen das israelische Mannschaftsquartier. Nur drei Teammitglieder können flüchten. Gegen 4.35 Uhr fallen die ersten Schüsse in der Conollystraße 31. Gewichtheber Yossi Romano und Trainer Moshe Weinberg sterben im Kugelhagel. Neun weitere Israelis werden als Geiseln genommen. Auch sie werden Opfer des Anschlags, der einen Wendepunkt der Weltgeschichte markiert. Eine Milliarde Menschen an den Fernsehgeräten rund um den Globus werden zu Augenzeugen der ersten Live-Übertragung eines blutigen Terrorakts. Er wird zum Startschuss für eine Kettenreaktion, die geprägt ist von Terror und Vergeltung, Hoffnung und Verzweiflung, Pleiten und Pannen. Der Film spannt einen Bogen vom Blutbad des 5. September 1972 über die Flugzeugentführung vom 29. Oktober 1972 bis zu den Mossad-Vergeltungsschlägen der darauf folgenden Jahre. Forensische Berichte liefern bemerkenswerte Befunde zu den Todesursachen der Geiseln während der Schießerei in Fürstenfeldbruck. Beleuchtet wird die Rolle der DDR bei ihrer Kooperation mit den Palästinensern: Horst Franz, der „Führungsoffizier“ von Abu Daoud, des Hintermanns der Terrorgruppe „Schwarzer September“, kommt ebenso zu Wort wie Abu Daoud selbst, der mit internationalem Haftbefehl von der deutschen Generalbundesanwaltschaft gesucht wird. Mohammad Massalha, der Vater von „Issa“, dem Anführer der Attentäter, äußert sich zum ersten Mal vor der Kamera ebenso wie Victor Cohen, der als Delegierter des Mossad das Drama in Fürstenfeldbruck miterlebte. Ein deutscher Scharfschütze, der anonym bleiben will, äußert sich zum Chaos seitens der Polizeiführung. Ehud Barak, der Ex-Ministerpräsident Israels, berichtet erstmalig von jener „Sühne-Aktion“ in Beirut, die er als Kommandeur leitete. Die ehemaligen Piloten und Stewardessen der entführten Lufthansa-Maschine vom 29. Oktober 1972 sprechen zum ersten Mal über die schlimmsten Stunden ihres Lebens. Szenische Rekonstruktionen und detailgetreue 3D-Animationen ergänzen die bewegenden Geschichten der Opfer.
Di, 19. Jul · 23:45-01:15 · PHOENIX
München 1970 – Als der Terror zu uns kam
Fast jeder erinnert sich an das Attentat auf die israelische Olympiamannschaft 1972 in München vor genau 40 Jahren. Dass München aber bereits zweieinhalb Jahre zuvor schon einmal wegen Terroranschlägen im Blickpunkt der Öffentlichkeit gestanden hat, weiß hingegen kaum noch jemand. Flugzeugentführungen, Paketbomben und ein Brandanschlag. Weder die versuchte Entführung einer EL AL Maschine am 10. Februar 1970 mit einem Toten und mehreren Schwerverletzten noch die Brandstiftung in einem jüdischen Altenheim drei Tage später mit sieben Toten, die meisten Holocaustüberlebende, noch der doppelte Bombenanschlag auf zwei Flugzeuge der Austrian Airline und der Swissair am 21. Februar 1970 sind im Gedächtnis, obwohl es sich um die größte antisemitische Anschlagserie handelt, die es in Deutschland nach dem Ende des Nationalsozialismus gegeben hat.Im Mittelpunkt der sehr persönlich gehaltenen Filmdokumentation von Georg M. Hafner steht ein Opfer, das das Pech hatte, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein: ein Passagier der Swissair Maschine, der als Fernsehjournalist über den Nahost-Konflikt berichtete und auf dem Weg nach Tel Aviv war – Rudolf Crisolli, der Onkel des Autors. Er war der Kollateralschaden für eine vermeintlich gute Sache, für den angeblich gerechten Kampf um einen palästinensischen Staat. Aber wer hatte beschlossen, dass sein Tod gerecht ist? Wer ist für seinen Tod verantwortlich? Die Suche nach Antworten auf diese persönlichen Fragen führt mitten hinein in das politische Klima der 70er Jahre, das Erbe der 68er Bewegung, die Radikalisierung der linken Bewegung und die Anfänge des modernen Terrorismus. Der Film zeigt eindrucksvoll, dass die blutigen zwölf Tage im Februar 1970 eine Warnung hätten sein müssen. Stattdessen aber wurden alle Vorboten verdrängt, um die heiteren Spiele, mit denen Deutschland die Erinnerung an die Nazi-Olympiade 1936 tilgen wollte, atmosphärisch nicht zu belasten. „München 1970“ das ist auch der bislang nicht wahrgenommene Prolog der Anschläge auf die Olympischen Spiele 1972. Das Panorama der zwölf Tage im Februar 1970 setzt sich aus privaten Foto- und Filmarchiven zusammen, aus wiedergefundenen privaten Schätzen des Autors, aus der Schilderung von Hinterbliebenen, die verkohlte Andenken an ihre Eltern aus den Trümmern der Swissair geborgen haben und ihre Erinnerungen sortieren. Aus den dramatischen Erinnerungen an die verheerende Brandnacht im jüdischen Altersheim in München und aus Schilderungen von Zeitzeugen, die damals meinten, den gerechten Kampf der Palästinenser in Deutschland mit allen Mitteln unterstützen zu müssen. Die Generation der 68er, die wütend die verdrängte Nazivergangenheit der Eltern anprangerte, machte gemeinsame Sache mit der Judenfeindschaft der arabischen Genossen. Die handelnden Personen, so sie noch leben und so sie reden, sind heute im gesetzten Rentenalter. Sie haben mit Erinnerungsschwächen zu kämpfen, mit Rheuma und steifen Gelenken. Es sind Bombenleger darunter, Brandstifter, Mörder. Sie haben ihre Strafen verbüßt, aber die wenigstens haben etwas dazu gelernt. In ihren Schilderungen der Zeit schwebt Wehmut mit. Oder sie schweigen beharrlich. „Das Humansein müssen wir einfach liquidieren“, schreibt ein prominenter Stadt-Guerillero.
Do, 21. Jul · 20:15-21:46 · arte
Unsere Mütter, unsere Väter – Eine andere Zeit
Wilhelm, sein jüngerer Bruder Friedhelm, Charlotte, Viktor und Greta nehmen im Sommer 1941 in Berlin Abschied voneinander – mit dem Versprechen, sich nach dem Krieg wiederzusehen. Noch ahnen sie nicht, wie sehr die unfassbaren Erlebnisse, Entbehrungen und Schrecken des Krieges sie verändern werden. Es sind die Erfahrungen von Freundschaft und Verrat, Glauben und Enttäuschung, Illusion und Erkenntnis, Schuld und Verantwortung, die ihr Leben für immer verändern sollen … Berlin, im Sommer 1941: Die fünf Freunde Wilhelm, sein schöngeistiger Bruder Friedhelm, Charlotte, Viktor und Greta treffen sich, um Abschied zu nehmen. Wilhelm und Friedhelm sind an die Ostfront beordert, Charlotte wird als Krankenschwester dorthin gehen. Sie versprechen einander, sich nach dem Krieg wieder zu treffen, und sind fest davon überzeugt, dass das bereits an Weihnachten sein wird. Nach großen militärischen Erfolgen dringt die Deutsche Wehrmacht zunächst in Richtung Moskau vor. Je länger der Krieg im Osten andauert, desto öfter erleben der kriegserfahrene Leutnant Wilhelm und sein Bruder Friedhelm die Schrecken des Russlandfeldzugs. Als die beiden Zeugen eines Pogroms in einem ukrainischen Dorf werden, bei dem ein deutscher Offizier des Sicherheitsdienstes ein 14-jähriges Mädchen trotz der Intervention Wilhelms erschießt, geraten ihre bisherigen Einstellungen zum Krieg ins Wanken. Auch Charlotte macht desillusionierende Erfahrungen: Im Lazarett wird sie mit der grausamen Kriegswirklichkeit konfrontiert. Als sie eine jüdische Ärztin unter den Krankenschwestern ausmacht, sieht sie sich mit ihrer gefestigten NS-Gesinnung vor eine schwere Prüfung gestellt. Greta arbeitet derweil in Berlin an ihrer Karriere als Schlagersängerin und beginnt eine Affäre mit SS-Sturmbannführer Dorn – eine Liaison, die sie vor ihrem jüdischen Freund Viktor verheimlicht. Für Viktor und seine Eltern wird die Situation schwieriger. Sie wollen das Land verlassen, doch das ist inzwischen fast unmöglich. Greta nutzt ihre Beziehung zu Dorn, um Papiere für Viktor zu besorgen. Noch in Berlin wird Viktor verhaftet: Dorn hat ihn verraten …
Do, 21. Jul · 22:05-23:00 · ZDFkultur
Let’s Dance! Israel und der moderne Tanz
In kaum einem anderen Land der Welt ist die kulturelle Tradition so stark mit dem Tanz verbunden wie in Israel. „Let’s Dance!“ zeigt mit eindrucksvollen Archivbildern von der Gründung des ersten Kibbuz bis hin zur heutigen Zeit. Mit spektakulär gefilmten Tanzszenen und mit lebhaften Interviews wird dargestellt, wie sehr die Entwicklung des Tanzes in Israel mit der gesellschaftlichen Entwicklung dort verbunden ist. Von Gertrud Kraus über Martha Graham, die Batsheva Dance Company bis zu Yasmeen Godder, Rami Be’er und Ohad Naharin werden die wichtigsten Impulsgeber des Tanzes vorgestellt.
Do, 21. Jul · 23:15-23:46 · arte
Kampf ums Überleben – Polen unter deutscher Besatzung
Kein Land musste im Zweiten Weltkrieg einen so hohen Blutzoll entrichten wie Polen – auch im Widerstand gegen die Besatzer. „Kampf ums Überleben – Polen unter deutscher Besatzung“ beschreibt das ungleiche Ringen und die Folgen besonders für die jüdische Bevölkerung Polens auf der Grundlage neuester Studien, mit Einschätzungen von Historikern sowie mit Schilderungen von Zeitzeugen. In Polen waren antijüdische Denkweisen durchaus zu finden, doch der mörderische Antisemitismus der Deutschen traf auch auf Widerstand. So organisierte die polnische Exilregierung in London den „Hilfsrat für Juden“, der unter den Bedingungen der brutalen Besatzung versuchte, jüdische Bürger zu schützen und zu retten. Hitlers Krieg traf 1939 Polen zuerst – und am härtesten. Kein Land musste im Zweiten Weltkrieg, gemessen an der Einwohnerzahl, einen so hohen Blutzoll entrichten wie Deutschlands östlicher Nachbar. Doch von Beginn an formierte sich auch Widerstand gegen die Besatzer. Von 35 Millionen Bewohnern Polens zu Kriegsbeginn fielen sechs Millionen Menschen, meist jüdischer Herkunft, dem Wüten der Nazis zum Opfer. Trotz militärischer Aussichtslosigkeit formierte sich im Verborgenen von Beginn an auch Widerstand gegen die Fremdherrschaft. Guerillagruppen verübten Anschläge im schwer zugänglichen Hinterland, Untergrundkämpfer bildeten ein Netzwerk zur Weitergabe von Waffen und Informationen. Neben der national orientierten „Heimatarmee“ (Armia Krajowa, AK), die mit Unterstützung der Exilregierung operierte, nahmen lokale, katholisch oder auch kommunistisch orientierte Gruppierungen den Kampf auf, den die Besatzungsmacht mit brutaler Repression und Massenerschießungen erwiderte. Die Dokumentation „Kampf ums Überleben – Polen unter deutscher Besatzung“ beschreibt das Ausmaß dieses ungleichen Ringens und die erschreckenden Folgen besonders für die jüdische Bevölkerung Polens – auf der Grundlage neuester Forschungsergebnisse, mit Einschätzungen polnischer und israelischer Historiker sowie mit Schilderungen unmittelbar Beteiligter. Dabei spart der Film auch die in Polen heftig diskutierte Frage nicht aus, welchen Anteil antisemitisch gesinnte Polen an der Verfolgung ihrer jüdischen Landsleute hatten und belegt zugleich, dass es in fast keinem Volk so viele Menschen gab, die die Todgeweihten unter eigener Lebensgefahr retteten wie in Polen.
Fr, 22. Jul · 03:10-04:01 · arte
Kafka – Der letzte Prozess
Kafka scheute das Veröffentlichen seiner Werke und wollte seine handschriftlichen Manuskripte komplett verbrennen lassen. Doch der Freund und Schriftsteller Max Brod setzte sich über Kafkas letzen Willen hinweg, ließsie drucken und schuf damit ein weltweites Phänomen. Kafkas Nachlass gelangte von Prag nach Tel Aviv, lagerte in diversen Safes, wurde vererbt, verschenkt und versteigert. Der Regisseur Sagi Bornstein geht der Sache nach. Das Ergebnis ist eine verdrehte, bizarre Kriminalgeschichte voller Ironie und Absurdität. Kafkas letzter Wunsch an den Freund und Schriftsteller Max Brod lautete, alle Werke – also Bücher, Zeichnungen, Briefe – ungelesen zu verbrennen. Max Brod widersetze sich, und eigentlich sollte die Welt ihm dafür ewig dankbar sein. Max Brod hat einige der bedeutendsten Werke der Literatur des 20. Jahrhunderts gerettet und Kafka die Anerkennung als einer der wichtigsten deutschsprachigen Autoren und als globale Kulturikone verschafft. Trotzdem: Franz Kafka würde sich wohl im Grab umdrehen, wenn er wüsste, was derzeit mit seinem Nachlass passiert. Oder aber er würde daraus einen Roman schreiben – kafkaesk genug wäre die Geschichte. In einem Koffer aus Prag vor den Nazis nach Israel gerettet, verstaubt in einer heruntergekommenen Wohnung in Tel Aviv, bewacht von Dutzenden Katzen und einer exzentrischen Frau – das ist das Schicksal der handschriftlichen Manuskripte und Dokumente von Franz Kafka. Dazwischen wurde sein Werk mehrfach verschenkt, vererbt, teilweise versteigert und in verschiedensten Safes deponiert. Die hitzige Debatte um Kafkas Nachlass, bei der es um Millionen Euro geht und die zu politischem Gerangel zwischen Israel und Deutschland führte, ist verworren. Komponisten, Biografen, Rechtsanwälte, Experten, Erben, Autoren und Forscher wollen wissen, wo Kafkas Erbe versteckt ist, wem es gehört und wer es zuerst lesen darf. Im Oktober 2012 verfügte ein Gericht in Tel Aviv, dass der Nachlass an die Israelische Nationalbibliothek gehen soll. Damit entschied die Richterin auch gegen die Ansprüche des Deutschen Literaturarchivs Marbach. Das ist das vorerst letzte Kapitel dieser Geschichte.
Fr, 22. Jul · 14:15-15:00 · BR
Wildes Land der Bibel
Das Land der Bibel, zwischen den Golanhöhen und dem Oberlauf des Jordan im Norden bis hinunter zur Wüste Negev im Süden, ist nicht nur seit alters her Siedlungsgebiet, sondern auch ein Naturraum von besonderer Bedeutung. Es ist das Land, in dem die alttestamentarische Schöpfungsgeschichte handelt. In den Bergen des Nordens gibt es noch Herden des Nubischen Steinbocks. Für die letzten Arabischen Leoparden und Wölfe sind sie begehrte Beute. In der Hula-Ebene, am Oberlauf des Jordan, rasten Millionen von Zugvögeln, die aus dem Norden kommend von hier aus nach Afrika weiterziehen.
Fr, 22. Jul · 20:15-21:00 · Einsfestival
Pop-Legenden: Amy Winehouse
Ihr Tod kam nicht unerwartet, ihre Familie, ihre Freunde und ihre Fans waren dennoch geschockt. In den letzten fünf Jahren ihres Lebens hatten sie miterlebt, wie sich Amy Winehouse immer tiefer in einen zerstörerischen Kreislauf von Drogen und Alkohol verlor, und hatten ihr nicht helfen können. Sie wurde nur 27 Jahre alt. Die Dokumentation blickt hinter die Legende, auf den Menschen Amy Winehouse. Mit Hilfe exklusiver Interviews ergründet sie die Brüche in Amys Leben und versucht, ihre komplexe Persönlichkeit verständlich zu machen. Das Leben von Amy Winehouse war nicht immer chaotisch. Geboren am 14. September 1983, wächst sie in einer mittelständischen jüdischen Familie im Norden Londons auf. Amy liebt nichts mehr als das Singen – ihr Vater, selbst ein Musiknarr, bringt ihr die Songs von Frank Sinatra, Tony Bennett und Ella Fitzgerald bei. Doch 1992 trennen sich ihre Eltern. Für die neunjährige Amy bricht eine Welt zusammen. Ihr erstes Album, „Frank“, erscheint 2003; Fans und Kritiker trauen ihren Ohren nicht. Wer ist dieses Mädchen, das da von ihren persönlichen Problemen singt? Das Album macht Amy über Nacht zum Star. Ende 2004 lernt sie auf einer Kneipentour die Liebe ihres Lebens kennen: Blake Fielder-Civil wird die wichtigste Person in Amys Leben. Gemeinsam geben sie sich Alkoholexzessen hin. Als Blake sie nach einem Jahr verlässt, ist sie am Boden zerstört. Amy flüchtet sich in die Arbeit, kehrt ins Studio zurück und produziert in wenigen Wochen ein Album, das Musikgeschichte schreibt: „Back To Black“ (2006). Mit Liedern wie „Rehab“, der ersten Singleauskopplung aus „Back To Black“, und „Love Is A Losing Game“ verarbeitet sie das Trauma ihrer gescheiterten Beziehung. Das Album ist künstlerisch brillant, aber auch Ausdruck abgrundtiefer Depression und seelischen und körperlichen Verfalls. Mit dem Welterfolg taucht auch Blake wieder auf. Es bleibt nicht beim Alkohol, beide verfallen der Heroin- und Kokainsucht. Als Blake Ende 2007 wegen schwerer Körperverletzung ins Gefängnis muss, verliert Amy den Boden unter den Füßen. Beruflich ist sie, nach dem Gewinn von fünf Grammys, auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, aber persönlich ist sie ein gebrochener Mensch. Sie versucht vergeblich, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Am 23. Juli 2011 stirbt sie an einer Alkoholvergiftung. Der Dokumentation ist es erstmals gelungen, neben ihren Eltern Janis und Mitch Winehouse auch engste Vertraute und Wegbegleiter vor die Kamera zu bringen.
Fr, 22. Jul · 20:15-22:15 · MGM
Operation Walküre – Das Stauffenberg Attentat
Deutschland 1944: Überzeugt, dass Hitler Deutschland ins Verderben stürzt, schließt sich Oberst Graf von Stauffenberg (Tom Cruise) einer Widerstandsgruppe an. Sie plant ein Attentat auf Hitler in der Wolfschanze. Am 20. Juli lässt Stauffenberg die Bombe hochgehen. Aber bald ist klar: Der Tyrann hat überlebt. Und wird mit den Verschwörern gnadenlos abrechnen. – Geschichte als Thriller: minutiöse Rekonstruktion des Hitler-Attentats vom 20. Juli 1944, mit einem herausragenden Tom Cruise.
Mo, 25. Jul · 01:45-02:30 · PHOENIX
Unbekannte Helden – Die Engel der Zegota
Kaum hatten die Truppen Hitler-Deutschlands im September 1939 Polen besetzt, machten sich die Nationalsozialisten ans Werk, ihre Politik der Ausgrenzung und Vernichtung der Juden in die Alltagspraxis umzusetzen. Speziell nach der Einrichtung des Warschauer Ghettos konnte sich kein Jude in der polnischen Hauptstadt mehr seines Lebens sicher sein. In dieser verzweifelten Situation gründete sich die Hilfsorganisation ZEGOTA. Diesem „Rat für die Unterstützung der Juden“ gelang bis Ende des Krieges die Rettung Tausender von Menschenleben.
Mo, 25. Jul · 20:15-21:00 · PHOENIX
Prora
Es ist ein Denkmal des Größenwahns: Das „KDF-Bad“ in Prora auf Rügen. Hier sollte die „Deutsche Volksgemeinschaft“ entstehen: bedingungslose Gefolgschaft aus Dankbarkeit zu einem Führer, der seinem Volk einen herrlichen Urlaub ermöglichte. Hitler glaubte, nur mit erholten Arbeitern „kann man wahrhaft große Politik machen“. Prora galt als kriegswichtiges Objekt – fertiggestellt wurde es nie. Mit Gründung der DDR begann die zweite, die unbekanntere, geheimnisvollere Geschichte Proras: Der Ort verschwand von der Landkarte und wurde militärisches Sperrgebiet. Die Nationale Volksarmee zog ein. „Drei Worte genügen: nie wieder Rügen“, so sagten die Soldaten. In dem Film erzählen Zeitzeugen, was sie mit diesem Ort verbinden. Lutz Stiller wurde in Prora zum Fallschirmjäger und Einzelkämpfer ausgebildet. Auf einer geheimen Baustelle, 20 Meter unter dem Meeresspiegel, legte der Bausoldat Andreas Ilse die Fundamente für den Hafen Mukran. Und sein Kollege, der Bürgerrechtler Ralf Hirsch, gab Informationen über die Lebens- und Arbeitsbedingungen in Prora an die Illustrierte „Stern“ weiter. Neben den Zeitzeugen greift die Dokumentation auf seltenes Archivmaterial zurück.
Mo, 25. Jul · 21:00-21:45 · PHOENIX
Görings Ministerium
Ein monumentaler Bau in der Mitte Berlins. Staatsmänner pokerten hier um Einfluss und Macht, Spione gingen ein und aus, hochdekorierte Kriegshelden arbeiteten mit Männern des Widerstands auf ein und derselben Etage. Das heutige Finanzministerium wurde 1935 als Reichsluftfahrtministerium von Hermann Göring eingeweiht. Architektonisch das Vorbild für die künftigen politischen Machtzentren der Nationalsozialisten. Das modernste und größte Bürogebäude Europas mit Tausenden von Büroräumen, Festsälen, die Bahnhofshallen Konkurrenz machten, Bunkern, einem eigenen Wasserwerk und Versorgungseinrichtungen für die Angestellten, funktionierte wie eine Stadt. Unter Hermann Göring wurden hier die Luftschlachten des Zweiten Weltkriegs geplant. 1945 übernahmen die Sowjets den kilometerlangen Gebäudekomplex und vier Jahre später, am 7. Oktober 1949, wurde im Großen Festsaal die DDR gegründet. Am gleichen Ort beteuerte Walter Ulbricht 1961, dass niemand die Absicht hat, eine Mauer zu errichten. Nach dem Fall der Mauer und dem Ende der DDR zog die Treuhand in das Gebäude ein – und wickelte die DDR-Wirtschaft ab. Heute werden in dem monumentalen Bau die Finanzen der Bundesrepublik gemanagt. Görings ehemaliges Ministerium – ein Haus der Macht und Machtausübung seit 80 Jahren. Zum ersten Mal wird dieses riesige Gebäudeensemble filmisch umfassend dokumentiert, kommen Zeitzeugen zu Wort, die hier gearbeitet haben und so die Umbrüche der Geschichte hautnah erlebten. Auch die Tochter des legendären Fliegers Ernst Udet kehrt für die Dokumentation in das Haus zurück, in dem der Sarg ihres Vaters aufgebahrt war. Seltene, noch nie gezeigte Archivaufnahmen, erlauben eine spannende Reise zurück in die Geschichte von Görings einstiger Machtzentrale.
Di, 26. Jul · 20:45-21:15 · MDR Sachsen
Heimweh nach Themar – Jüdische Spuren an Rennsteig und Werra
Wie ein Roadmovie erzählt die Dokumentation von Ulli Wendelmann von jahrhunderte währender Gemeinschaft. Denn Juden haben zwischen Rennsteig und Werra eine fast tausendjährige Geschichte. Sie waren Händler, Mechaniker, Lehrer, Kaufleute, Bankiers, Fabrikanten. In manchen Orten wie Berkach stellten sie ein Drittel der Einwohner. In Meiningen sorgte der jüdische Bankier Gustav Strupp für wirtschaftliche Impulse weit über seine Heimatregion hinaus. Ohne die jüdische Familiendynastie Simson gäbe es die „Waffen-und Fahrzeugstadt“ Suhl nicht. 1983 schreibt Manfred Rosengarten aus San Francisco einem einstigen Klassenkameraden in Themar von seinem Heimweh. Nach der Vertreibung durch die Nazis hatte er, der Jude aus dem Süden Thüringens, in den USA ein neues Zuhause gefunden. Ganz schnell entspinnt sich ein reger Briefwechsel zwischen Einwohnern von Themar und den jüdischen Schulkameraden oder Nachbarn von damals. 2011 besuchen erstmals Nachfahren der Themarer Juden die kleine Stadt an der Werra. Die Erinnerungen werden eine „heilende“ Wirkung haben. Denn bis 1933 lebten sie hier friedlich Tür an Tür, als Freunde, Nachbarn, Kameraden. Nach dem Ende der Nazi-Barbarei gab es keine Juden mehr in der Region. Erst in jüngeren Jahren suchen und erforschen engagierte Lokalhistoriker, interessierte Einwohner und Wissenschaftler die Geschichte der Juden in der Region, knüpfen sie Kontakte zu Nachfahren. Sie können weiße Flecken in Ortschroniken mit Worten und Bildern füllen, und oft schlägt die Spurensuche eine Brücke zwischen gestern und heute. Sie finden bewegende jüdische Lebenswege, allerorten. Wie ein Roadmovie erzählt die Dokumentation von Ulli Wendelmann von jahrhunderte währender Gemeinschaft. Denn Juden haben zwischen Rennsteig und Werra eine fast tausendjährige Geschichte. Sie waren Händler, Mechaniker, Lehrer, Kaufleute, Bankiers, Fabrikanten. In manchen Orten wie Berkach stellten sie ein Drittel der Einwohner. In Meiningen sorgte der jüdische Bankier Gustav Strupp für wirtschaftliche Impulse weit über seine Heimatregion hinaus. Ohne die jüdische Familiendynastie Simson gäbe es die „Waffen-und Fahrzeugstadt“ Suhl nicht. In Oberhof organisierte Dr. Alexander Lion bis 1936 die Betreuung bei Ski-Wettkämpfen, die Sanitätskolonnen des jüdischen Arztes wurden Vorläufer der allgemeinen Bergwacht. Doch die tausendjährige Geschichte ist ebenso voll von Pogromen, Vertreibungen und der Auslöschung der jüdischen Bevölkerung mit dem Holocaust.
Di, 26. Jul · 22:05-22:48 · MDR Sachsen
Akte D – Das Versagen der Nachkriegsjustiz
Nachrichtenbilder, die in den vergangenen Monaten für Erstaunen gesorgt haben: Hochbetagte Männer werden verhaftet und vor Gericht gestellt, angeklagt für Verbrechen, die in der NS-Zeit begangen worden sind – vor mehr als 70 Jahren. Wie kann das sein? Was hat die deutsche Justiz in den Jahrzehnten der Nachkriegszeit gemacht? Warum hat sie so viele Täter weder gefasst noch verurteilt? Mehr als 500.000 Deutsche, so schätzen Historiker heute, waren an den Verbrechen des NS-Regimes beteiligt. Zunächst übernahmen die Alliierten die Aufgabe, die Schuldigen zu bestrafen. Bis 1949 wurden 50.000 NS-Täter abgeurteilt. Dann ging die Verfolgung von NS-Verbrechen in die Hände der deutschen Justiz über. Seitdem sind nicht einmal mehr 1.000 Täter rechtskräftig verurteilt worden. Die Geschichte verlief in West- und Ostdeutschland sehr unterschiedlich und hatte doch ein ähnliches Ergebnis. Während sich die DDR nach einigen spektakulären Schauprozessen für „nazifrei“ erklärte, war es in der Bundesrepublik die Justiz selbst, die eine konsequente Verfolgung von NS-Verbrechen über Jahrzehnte verhinderte. Als nach dem Ende des Kalten Krieges Archive in aller Welt öffneten und Ermittler aus dem Ausland tätig wurden, sah man sich auch in Deutschland gezwungen zu handeln. Doch da war es in den meisten Fällen zu spät, die Täter waren verstorben oder verhandlungsunfähig. Die Dokumentation von Christoph Weber enthüllt, wie die Justiz dabei mitgewirkt hat, dass zahllose NS-Täter straffrei geblieben sind.
Di, 26. Jul · 23:00-00:30 · Das Erste (ARD)
Youth
Yaki und Shaul leben mit ihren Eltern in einem kleinen Vorort von Tel Aviv. Seit der Vater arbeitslos ist, droht der Familie der Verlust der Wohnung. Man schreibt an, der Wohnungskredit kann nicht mehr bedient werden. Während die Mutter mit diversen Aushilfsjobs versucht, die Familie über die Runden zu bringen, verzweifelt der Vater zusehends. Als Yaki zur Armee eingezogen und mit einer Waffe ausgestattet wird, sehen die beiden Brüder eine Chance, die Familie zu retten. Die Waffe gibt ihnen Macht. Sie entführen ein junges Mädchen aus der Nachbarschaft und sperren es in den Bombenkeller des Mietshauses, um ein Lösegeld zu erpressen. Doch die Eltern des Mädchens sind tief religiös und gehen am Sabbat nicht ans Telefon. Und das ist nicht das einzige Problem, mit dem Yaki und Shaul zu kämpfen haben.
Mi, 27. Jul · 00:15-00:30 · PHOENIX
Bethlehem – Heiliger Ort zwischen Mauern und Massentourismus
Bethlehem liegt an der uralten Straße von Jerusalem nach Hebron. Heute ist diese Straße nur über einen israelischen Checkpoint passierbar, eine schmale Lücke in der acht Meter hohen Mauer, die die Stadt seit 2003 einschließt. Für Touristen ist es ein kurzer Zwischenstopp, für viele Palästinenser ein unüberwindbares Hindernis. Diese ?Pilgerstraße? wurde ebenso wie die Klöster und Kirchen um die Geburtsgrotte von der UNESCO zum Welterbe erklärt. Während jedes Jahr Millionen zu den heiligen Stätten pilgern, findet der Weg dorthin kaum Beachtung. Dabei bergen die Häuser rechts und links des uralten Pflasters manche Überraschungen und Geheimnisse. Bethlehem ist eine Stadt in der Moslems und Christen friedlich zusammenleben. Manche schicken ihre Kinder sogar in die gleichen Schulen. Da ist es ganz selbstverständlich, dass die zwölfjährige Mirna ihre beiden muslimischen Freundinnen mit nach hause nimmt, zu einem typisch palästinensischen Essen. Sie wohnt gleich neben dem ältesten Gebäude der Pilgerstraße, dem Bethlehem-Tor. Der Wunsch die Heiligkeit der Orte, die Andacht, mit der Kamera einzufangen, stößt an Grenzen. Die wirklich Gläubigen gehen in der Masse derer unter, die ihr Beweißfoto geschossen haben wollen. In seltenen Momenten gelingt es dann doch. Bei der Messe der griechisch orthodoxen Christen, die das Königstor, das Allerheiligste für wenige Momente öffnen. Oder beim Blick hinter die Mauern des armenischen Klosters, dessen junge Mönche uns ganz unkompliziert an einem Ausschnitt ihres Lebens teilhaben lassen. Die Gegensätze am Geburtsort Jesu Christi treffen einen oft unerwartet. Es gibt kaum einen Platz in der Welt, an dem der Ruf des nur hundertfünfzig Meter von den Kirchen entfernten Muezzins lauter erschallt. Dann wieder sind es gerade Muslime, die voller Ehrfurcht in der Geburtsgrotte vor dem Altar verharren. Jesus ist einer der wichtigsten Propheten im Islam. Vielleicht ist es gerade dieses Spannungsfeld, das die wohl älteste Kirche der Welt über eineinhalb Jahrtausende vor Zerstörung beschützt und bewahrt hat.
Mi, 27. Jul · 02:15-03:00 · PHOENIX
Schuld und Schulden – Deutsche Kriegsverbrechen in Griechenland
Manolis Glezos ist Kommunist. Und Volksheld. Vor 75 Jahren hat er die Hakenkreuzfahne von der Akropolis herunter gerissen, wenige Tage, nachdem die Wehrmacht in Athen einmarschiert war. „Dafür haben sie uns in Abwesenheit zum Tode verurteilt“, erinnert sich der 93-Jährige. Für die Griechen wurde er damals zum Volkshelden. Seine Forderungen blieben trotzdem Jahrzehntelang unbeachtet: Wiedergutmachung. Weder in Deutschland noch in Griechenland interessierte sich jemand für die Reparationsfrage. Doch das hat sich geändert. In der aktuellen Schuldenmisere fragt nicht nur das Syriza-Mitglied Glezos: Wer schuldet hier eigentlich wem etwas? Die Summe, um die es geht, ist beträchtlich: 278,7 Milliarden Euro. Mindestens. Zu diesem Ergebnis kam eine Regierungs-Kommission, eingesetzt auf Drängen von Freiheitskämpfer Glezos. Zwei Jahre lang durchstöberte sie die Nachkriegsbilanzen griechischer Ministerien: Wie viele Straßen sind damals zerstört worden, Häfen, Bahnhöfe, Eisenbahnbrücken? Wie viele Häuser wurden beschlagnahmt, LKW, Fabrikanlagen? Wie heftig wurde die Wirtschaft geplündert, Tabak, Oliven, Chrom, Mangan? Das ist nur die materielle Seite. Nicht eingerechnet sind die menschlichen Opfer, die über 100.000 Hungertoten, die über 50.000 ermordeten Juden, die zehntausenden toten Zivilisten im Partisanen-Krieg. Kommissionsleiter Panagiotis Karakousis sagt: „Die heutigen Deutschen können nichts für ihre Vergangenheit, aber bis heute bezahlen wir Griechen für die Sünden ihrer Großeltern.“ Und die deutsche Seite? Die stellt sich taub und bleibt stumm. Die Schulden seien längst bezahlt und Reparationen kein Thema mehr, heißt es von der Bundesregierung. Keine Interviews, schriftliche Anfragen bleiben unbeantwortet. Genau so hält sie es bei der Wiedergutmachung für die menschlichen Opfer. Vor kurzem forderte die jüdische Gemeinde von Thessaloniki die Gebühren zurück, die sie bezahlen musste für den Transport ihrer Mitglieder nach Auschwitz: zwei Reichspfennig pro Kopf und Kilometer, was insgesamt 75 Millionen Euro entspricht. Auch in diesem Fall bleibt die Regierung hart und verweist auf alte Verträge, in denen alles geregelt sei. Dieser Umgang mit griechischen Entschädigungs-Forderungen hat Tradition – seit Beginn der Bundesrepublik. Das zeigt der Fall Max Merten. Der Kriegsverwaltungsrat von Thessaloniki presste den Juden dort erst Milliarden Drachmen ab mit dem Versprechen, sie zu schützen – um sie kurz darauf in die Viehwaggons nach Ausschwitz zu stecken. Nach dem Krieg in Griechenland verhaftet und verurteilt, wurde Merten von Kanzler Adenauer persönlich freigepresst. Bis heute fordert die Jüdische Gemeinde Thessalonikis das Lösegeld von Deutschland zurück, ist dafür sogar bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gezogen. Erfolglos. „die story“ konfrontiert Deutsche und Griechen. Wer hat Recht? Diejenigen, die sagen, irgendwann muss Schluss sein, Deutschland hat genug gezahlt? Oder die, die behaupten, alte Rechnungen seien offen? Der Autor macht sich auf die Suche: Gibt es heute noch Schatten der Besatzungspolitik? Wer waren die Täter, wer die Opfer? – Denn es gibt sie noch, einige wenige: Panagiotis Tsangas, der das Massaker an der männlichen Bevölkerung seines Dorfes überlebte. Oder Heinz Kounio, einer von nur 1.000 Juden, die aus der Hölle von Auschwitz zurückkehrten. Sie sind Zeugen einer Vergangenheit, die lange her ist. Erledigt ist sie lange nicht.
Mi, 27. Jul · 23:25-00:55 · WDR
Vom Traum zum Terror – München ’72
Die Olympischen Sommerspiele 1972 sind ein Wendepunkt in der deutschen Geschichte: Mit der Geiselnahme israelischer Sportler im Olympischen Dorf durch palästinensische Terroristen wird das Bild vom friedlichen, sicheren Deutschland, das die Schatten der Vergangenheit hinter sich gelassen hat, jäh zerstört. Die Autoren Marc Brasse und Florian Huber („Schabowskis Zettel“) schildern die Ereignisse aus der Sicht und Gefühlslage von Sportlern, Funktionären, Polizisten und Politikern, die die dramatischen Stunden in München selbst miterlebt haben. In Spielszenen stellen u. a. Peter Lohmeyer, Stephanie Stumph, Stephan Luca, Matthias Koeberlin und Michael Brandner nach, was vor 44 Jahren den Kameras verborgen blieb. Die Szenen basieren auf ausführlichen Interviews mit den Zeitzeugen. So entsteht das beklemmend authentische Bild der schlimmsten 24 Stunden im Leben von Hans-Dietrich Genscher (der damalige Bundesinnenminister führte die Verhandlungen mit den palästinensischen Terroristen) und all derer, die München 1972 bis heute nicht vergessen und verarbeitet haben.
Do, 28. Jul · 13:15-13:45 · SWR BW
In Nachbars Küche … Koscher kochen
Sie kommen aus dem Land Jesu und sprechen zu Hause hebräisch: der Rabbiner Schneur Trebnik, seine Frau Channa und ihre sechs Kinder. Vor zehn Jahren kamen die Trebniks von Israel nach Ulm und fanden hier nur ein paar vereinzelte Juden vor, die sich kaum oder gar nicht an die jüdischen Speisegesetze hielten. Inzwischen hat die jüdische Gemeinde in Ulm 500 Mitglieder und dank Rabbi Trebnik wissen die meisten, was und wie gegessen werden darf. Ob koschere Gummibärchen, blutiges Fleisch, weiße oder braune Eier, alles ist durch Kaschrut, die jüdischen Speisegesetze, geregelt. Zum Einkaufen fährt Familie Trebnik regelmäßig nach Straßburg. Dort leben 15.000 Juden und es gibt gleich mehrere koschere Supermärkte. Seit Jahren sind die Trebniks befreundet mit Ingo und Petra Bergmann. Ingo hat ein Buch über die Ulmer Opfer der Shoa geschrieben. Er und seine Frau interessieren sich für alles Jüdische: Geschichte, Sprache, Kultur und auch das Essen. Sie kochen zusammen ein jüdisches Essen, das viel über die Kultur und Heimat der Juden vermittelt.
Fr, 29. Jul · 20:15-21:52 · arte
Nylons und Zigaretten
1944, Normandie: In sogenannten „Cigarette Camps“ der US-Army werden junge Französinnen darauf vorbereitet, zu ihren neuen Ehemännern in die USA auszuwandern. Jeannette, Marie-Thérèse und Mireille sind drei solche Frauen: Sie sind mit GIs verheiratet, die sie kaum kennen, und stehen kurz vor der Überfahrt über den Atlantik. Just am Tag der Abreise erhält Jeannette die Nachricht vom Unfalltod ihres Ehemanns, den die Army aber so aussehen lassen will, als sei er heldenhaft im Gefecht gestorben. Sie muss ihre beiden Freundinnen ziehen lassen und bleibt mit ihren Eltern auf deren Bauernhof zurück. Marie-Thérèse und Mireille berichten der Freundin in Briefen von ihren Erlebnissen in den USA, ihren Ängsten und ihren Hoffnungen. Mireille lebt mit ihrem jüdischen Mann in Brooklyn, die Pariserin scheint dort ihr Glück gefunden zu haben. Marie-Thérèse und ihren fünfjährigen Sohn Philippe hingegen verschlägt es auf eine Farm in Alabama. Ihr amerikanischer Mann ist durch seine Kriegserlebnisse stark traumatisiert. Immer häufiger verschwindet er und kehrt erst nach Tagen oder Wochen völlig betrunken zurück. Unterdessen wird Jeannette ihre Heimat Frankreich zunehmend fremd: Von den Männern im Dorf argwöhnisch als Soldatenfrau und Hure beschimpft, entschließt sie sich, vom Sterbegeld ihres Ehemanns die Reise in die USA anzutreten. Es wird eine Reise ins Ungewisse …
Fr, 29. Jul · 21:00-22:20 · Einsfestival
Anderswo
Noa ist Anfang 30. Sie lebt seit acht Jahren in Berlin, beendet gerade ihr Studium und steckt plötzlich mitten in einer Krise. Wo gehört sie hin? Zu Jörg, ihrem deutschen Freund, bei dem sie gerade eingezogen ist, oder nach Israel zu ihrer Familie und ihren alten Freunden? Sie erkennt sich selbst nicht wieder. Als dann auch noch die Professorin ihre hochambitionierte Masterarbeit, ein Wörterbuch für unübersetzbare Wörter, für unzureichend erklärt, und Jörg mit seinem Orchester auf Konzertreise geht, nimmt sich Noa eine Auszeit. Spontan fliegt sie nach Israel. Ein paar Tage Heimaturlaub. Sonne, Familie, Essen, Muttersprache. Doch was als Kurztrip gedacht war, dehnt sich aus. Ihre geliebte Oma liegt im Sterben und alte Familienkonflikte kochen wieder hoch. Als völlig überraschend auch noch Jörg nach Israel kommt, um seine Liebe zurückzuholen, ist das emotionale Chaos perfekt. Jörg lernt nicht nur zum ersten Mal Noas Familie, sondern auch ganz neue Seiten an seiner Freundin kennen.
So, 31. Jul · 10:15-11:00 · BR
Die Wagners und Bayreuth – Eine deutsche Geschichte
Alle Jahre wieder ziehen die Wagnerianer auf den Grünen Hügel und die Wagner-Festspiele in Bayreuth die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf sich. Die Festspiele sind ein millionenschweres Großunternehmen in Familienhand, das seit seiner Gründung durch Richard Wagner im Jahr 1876 zwei Weltkriege erlebt, fünf verschiedene politische Systeme vermeintlich unbeschadet überstanden, dem König und Adolf Hitler den Hof gemacht hat. Heute sind die Festspiele Bühne für große Kunst und für ein buntes Völkchen Prominenter aller Art. Nicht nur Wagners Musik hat Bayreuth eine Ausnahmestellung in der deutschen Kultur verschafft, sondern auch das Marketing-Gesamtkunstwerk: der abgelegene Ort, das Konzerthaus, das – vom ‚Meister‘ selbst konzipiert -, die Aura einer Weihestätte besitzt, die bedingungslosen Fans, der dunkle Klang deutscher Geschichte – und die knappen Karten. Bayreuth, ein geschichtsträchtiger Ort im positiven wie im negativen Sinne, ist jedenfalls ein urdeutscher Mythos. Dass der Umgang mit der Geschichte dieses Ortes bis heute ein heikler ist, zeigte auch der Skandal um das Brust-Tattoo des russischen Sängers Ewgenij Nikitin sehr eindrücklich. Bayreuth in Verbindung mit Nazi-Symbolik weckt reflexartig düstere Erinnerungen, Presse und Öffentlichkeit sind alarmiert. Die Vereinnahmung der Festspiele für diese Ideologie überschattet das Unternehmen Bayreuth bis heute und fordert auch unter der jetzigen Führung die Urenkelinnen Wagners heraus. Für den Erhalt des Mythos Bayreuth arrangierten sich die Wagners mit Machthabern, gingen fragwürdige Allianzen ein und kämpften nicht selten rücksichtslos gegeneinander – gerade in der Familie. Ob Richard Wagner selbst, ob Cosima, Siegfried, Winifred, Wieland, Wolfgang oder Katharina Wagner, sie alle sind begnadete Inszenatoren dieses Mythos, ihn zu durchleuchten heißt deshalb, vor allem zu erzählen, wie die Familie ihn geprägt hat. Das Jubeljahr des zweihundertsten Geburtstages Richard Wagners wäre Gelegenheit gewesen, sich kritisch mit der Geschichte auseinanderzusetzen. Das Wagner-Museum im ehemaligen Familiensitz, dem Haus Wahnfried – einer der möglichen Orte für eine geschichtliche Aufarbeitung – blieb 2013 geschlossen, wegen Bauarbeiten. Wird die Urenkelinnen-Generation einen Weg finden, mit dem langen Schatten der Vergangenheit transparent und souverän umzugehen? Das darf man bezweifeln. Bayreuth war, ist und bleibt auch in Zukunft spannend.
So, 31. Jul · 20:15-21:00 · MDR Sachsen
Hitler – Ein Attentat und die Drahtzieher aus Magdeburg
Darf man Adolf Hitler töten? Muss man ihn sogar töten? Menschenleben retten, indem man mordet? Zwei Männer aus Sachsen-Anhalt haben diese Fragen für sich mit einem klaren Ja beantwortet. Am 13. März 1943 soll der Führer sterben. Es ist ein Samstag. In Hitlers Terminkalender steht ein Routinebesuch an der Ostfront. Alles andere als Routine ist dieser Tag für die beiden Offiziere Henning von Tresckow und Fabian von Schlabrenndorff. Sie sind die Köpfe hinter einem Attentat, das der Auftakt zu einem Staatsstreich sein soll. Streng geheim und in permanenter Lebensgefahr haben sie monatelang Antworten gesucht auf die am Ende alles entscheidende Frage: Wie tötet man Adolf Hitler? Wie tötet man den am besten geschützten Massenmörder der Weltgeschichte? Am Ende scheiterte auch dieses Attentat nur knapp. Wieso? Lag es an den Schutzmaßnahmen, die für Adolf Hitler ergriffen wurden? Wie sahen diese genau aus? Diese Fragen stehen im Zentrum des Films.
So, 31. Jul · 21:00-21:45 · MDR Sachsen
Roland Freisler – Hitlers williger Vollstrecker
7. September 1944, 8 Uhr. Im Berliner Kammergericht kommt an diesem Tag der Volksgerichtshof zusammen. In einer Einzelzelle im Erdgeschoss wartet bereits der Angeklagte Carl Goerdeler. Der ehemalige Oberbürgermeister von Leipzig kauert auf einer Holzbank, er ist mager, auf dem Handrücken und am Unterarm sind Blutergüsse – die Gestapo hat ihn vernommen. Goerdeler ist einer der Verschwörer des 20. Juli 1944, wochenlang war sein Steckbrief in den Zeitungen abgedruckt, schließlich hat ihn eine Luftwaffenhelferin für eine Million Reichsmark verraten. Zwei Stockwerke über Goerdelers Zelle wartet Dr. Roland Freisler in seinem Büro auf den Prozessbeginn. Wie immer hat sich der Präsident des Volksgerichts akribisch vorbereitet. „Der Freisler wird das richten“, hat Adolf Hitler gesagt und dafür gesorgt, dass die Männer und Frauen des 20. Juli 1944 von seinem Lieblingsrichter verurteilt werden. Carl Goerdeler und Roland Freisler: Zwei Juristen, deren Lebensweg nicht unterschiedlicher sein könnte. In der Gegenüberstellung dieser beiden Biographien wird die Perfidie der nationalsozialistischen Justiz besonders deutlich. Wer war Roland Freisler? Was trieb ihn an? Der Psychologe Andreas Steiner hat sich jahrelang mit der Psychologie des Dritten Reiches auseinandergesetzt. Für „Geschichte Mitteldeutschlands“ erstellt er erstmals ein Profil des berüchtigtsten Juristen Hitler-Deutschlands. Dafür analysiert er unter anderem die wenigen bekannten Filmaufnahmen von Roland Freisler: „Verräter vor dem Volksgericht“ heißt der Film, den Joseph Goebbels vom Prozess über die Attentäter des 20. Julis anfertigen ließ. Heute ist nur noch eine Kopie des Films erhalten, sie lagert im Berliner Bundesarchiv. Das mehrstündige Filmdokument zeigt das gnadenlose Tribunal gegen die Verschwörer und erlaubt einen einzigartigen Blick in die Seele des Richters Roland Freisler. Im Archiv der Universität Jena lagern weitere, beinahe vergessene Dokumente, die neue Rückschlüsse auf den Präsident des Volksgerichtshofes zulassen: Was sagt Freislers handschriftlich verfasster Lebenslauf über ihn aus? Was seine Immatrikulationsunterlagen? Welche Rolle spielt Freislers Bruder Oswald, den Hitler persönlich aus der Partei ausschließen ließ? Die Dokumentation zeigt einen Mann, der sich ganze Wochenenden nur auf Latein unterhalten wollte. Einen Richter, der nach seinem mörderischen Arbeitstag zum Familienmenschen wurde und seine zwei kleinen Söhne ins Bett brachte. Der Film zeigt aber auch einen Angeklagten, der für seine Überzeugungen den Tod in Kauf nahm und seinem Richter mit Würde entgegentrat. Carl Goerdeler und Roland Freisler: Zwei deutsche Juristen.
So, 31. Jul · 23:30-00:15 · ZDF
ZDF-History: Olympia 1936 – der verratene Traum
Olympische Bewegung und Nationalsozialismus, zwei unvereinbare Gegensätze? Keineswegs, wie die Olympischen Spiele von 1936 zeigten, die für Hitler und das IOC ein Riesenerfolg wurden. Minutiös enthüllt die Dokumentation, wie das „International Olympic Committee“ (IOC) und die Nationalsozialisten gemeinsame Sache machten, um die Spiele zu dem zu machen, was sie heute sind: ein spektakuläres Weltereignis, das die Massen begeistert. Der Film widerlegt die Legende, dass das IOC von Hitler getäuscht wurde und nicht wusste, was die Nationalsozialisten vorhatten. Wie sie die Spiele kultisch inszenierten und zu einem Ersatzkrieg der Nationen um Medaillen machten – das war dem IOC ebenso bewusst wie die eklatanten Verstöße gegen die Amateurregeln und die Diskriminierung von jüdischen Sportlern in der NS-Diktatur. Das IOC nahm all dies in Kauf, weil es von den größten Spielen aller Zeiten träumte. Und genau die lieferte Hitler. Neben dem „teuflischen Deal“, auf den sich das IOC mit den Nationalsozialisten einließ, bildet die Geschichte der jüdischen Schwimmerin Judith Deutsch aus Österreich einen zweiten Erzählstrang der Dokumentation. Die junge Athletin lehnte die Teilnahme an den Olympischen Spielen von Berlin ab – aus Protest gegen Hitlers Rassenhass und die Ausgrenzung der Juden in Deutschland. Doch dafür musste Judith Deutsch einen hohen Preis zahlen. Sie wurde lebenslang gesperrt, und der Österreichische Schwimmverband annullierte alle ihre Rekorde. Brisante Dokumente, hochwertige Spielszenen und die Aussagen weltweit führender Experten machen „Olympia 1936 – der verratene Traum“ zu einem Film, der nicht nur die dunkle Geschichte des IOC enthüllt, sondern auch zeigt, wie die Spiele von Berlin in ihrer Gigantomanie zu einer Blaupause für alle folgenden Olympischen Spiele wurden.