Vor 120 Jahren erschien „Der Judenstaat“

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Am 14. Februar 1896 erschien Theodor Herzls wegweisende Schrift „Der Judenstaat“…

Der Judenstaat – Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage

Im Mai 1895 schrieb Theodor Herzl zunächst an den jüdischen Philanthropen Baron Maurice de Hirsch und stellte ihm bei einem persönlichen Treffen seine Idee vor. Der Baron war von Herzls Plänen jedoch nicht beeindruckt. Herzl arbeitete seine Skizze für dieses Treffen und einen Brief, den er dem Baron im Anschluss gesandt hatte, schließlich weiter aus und vollendete im Juni 1895 seine programmatische Schrift „Der Judenstaat“. Im Juli kehrte er als Redakteur für den Kulturteil der „Neuen Freien Presse“ nach Wien zurück und las seinen Entwurf verschiedenen Freunden und prominenten jüdischen Persönlichkeiten vor. Dabei er stieß er zum größten Teil auf Ablehnung, sein Freund Friedrich Schiff sah darin sogar die Auswirkungen eines Nervenzusammenbruchs. Allein Max Nordau stimmte Herzls Überlegungen sofort und überzeugt zu.

Nach einer weiteren Überarbeitung erschien schließlich in Wien am 14. Februar 1896 „Der Judenstaat. Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage“. Noch im selben Jahr erschienen Übersetzungen in englisch, französisch, russisch und hebräisch. Das Buch wurde insgesamt in 18 Sprachen übersetzt und erschien in mehr als 80 Ausgaben.

„Der Gedanke, den ich in dieser Schrift ausführe, ist ein uralter. Es ist die Herstellung des Judenstaates“, schreibt Herzl in der Vorrede. Aus der Überzeugung, die Juden seien ein Volk, und der Bedrohung des Antisemitismus trotz den Versuchen, sich der Umgebung zu assimilieren, sei die einzige Lösung der Judenfrage die Gründung eines „Judenstaates“. Herzl entwirft dabei detailliert die Pläne zu Aufbau, Masseneinwanderung, Finanzierung und Gemeinwesen dieses Staates. Dabei schlug er als mögliches Territorium Palästina oder Argentinien vor.

„Der Judenstaat“ wurde sehr unterschiedlich aufgenommen. Die meisten Juden in Westeuropa lehnten seine Idee strikt ab. Seine Gegner waren nicht nur assimilierte Juden, sondern auch orthodoxe Juden, die den Zionismus im Widerspruch zu den messianischen Verheißungen im Judentum sahen. Er wurde verlacht und verspottet, so schrieb z.B. Anton Bettelheim in den „Münchner Allgemeinen Nachrichten“ vom „Faschingstraum eines durch den Judenrausch verkaterten Feuilletonisten“. Zu seinen frühsten Anhängern zählten die jüdischen Jugend- und Studentenbewegung. Vor allem aber in Osteuropa konnte Herzl bald begeisterte Anhänger finden.

Herzl begann sofort für seine Pläne Unterstützung in der Politik zu suchen und begab sich auf die ersten seiner zahllosen Reisen durch Europa auf der Suche nach Unterstützung für die zionistische Sache. Im Juni 1896 reiste er erstmals nach Konstantinopel. Im Juni 1897 gründete er die Wochenzeitung „Die Welt“ als zionistisches Organ und gab dafür über die Jahre sein Privatvermögen hin.

Für August 1897 hatte Herzl den Ersten Zionistenkongress einberufen. Ursprünglich in München geplant, was am Widerstand der Jüdischen Gemeinde scheiterte, trat der Kongress am 29. August 1897 im Stadtcasino von Basel zusammen. Der Kongress verabschiedete das sog. Baseler Programm, das „für das jüdische Volk die Schaffung einer öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte in Palästina“ forderte.

Im Rückblick auf dieses Ereignis notierte Herzl die berühmt gewordenen Worte in sein Tagebuch: „Fasse ich den Baseler Kongreß in ein Wort zusammen – das ich mich hüten werde, öffentlich auszusprechen – so ist es dieses: in Basel habe ich den Judenstaat gegründet. Wenn ich das heute laut sagte, würde mir ein universales Gelächter antworten. Vielleicht in fünf Jahren, jedenfalls in fünfzig wird es jeder einsehen.“ Tatsächlich sollten nur wenig mehr als fünfzig Jahre versgehen, bis David Ben Gurion am 14. Mai 1948 die Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel verlas, unter einem Bild von Theodor Herzl.

Mehr über Theodor Herzl

1 Kommentar

  1. Es gibt tatsächlich eine ganze Reihe unterschiedlichster Ausgaben dieses Buches, hier einige Beispiele in deutscher Sprache:

    Omnium Verlag Aug 2015; ISBN: 9783958220652
    Manesse Verlag Feb 2006; ISBN: 9783717540557
    Jerusalem, Berlin: Jewish Publishing House Ltd., 1970
    Jüdischer Verlag, Berlin, 1918, 1934
    Neudr. d. Erstausg. von 1896. Mit e. Vorw. von Henryk M. Broder u. e. Essay von Nike Wagner. Augsburg : Ölbaum-Verl., 1986. ISBN 3-9800983-2-X
    Jerusalem, The Jewish Publishing House, 1970.
    Zürich, Orell Füssli, 1918
    Oelbaum Verlag, 01.03.1998
    Athenaeum Verlag, Bodenheim, 1985, ISBN: 9783761003848
    Köln Jüdischer Verlag o. J.
    Osnabrück, Otto Zeller Verlag, 1968
    Königstein /Ts., Jüdischer Verlag bei Athenäum, 1985, (Hg.) Julius H. Schoeps
    Berlin : Philo, 2004
    usw.

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