Sprachlos Worte finden

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Neue jüdische Gebete für besondere Situationen…

„Wenn Juden ein Defizit in ihren Gebeten haben, dann ist es dies: wir verlassen uns eher auf Texte, die bereits in unseren üblichen Gottesdiensten benutzt werden, als dass wir unsere eigenen formulieren würden. Nur selten beten wir spontan, auch im Gottesdienst nicht.“ Mit diesen Worten leitet der britische Reformrabbiner Jonathan Romain das von ihm herausgegebene Werk „Sprachlos Worte finden“ ein. In sieben Kapiteln hat er neue Gebete für gut 70 verschiedene Lebenssituationen gesammelt, die helfen sollen, „das jüdische Gebetsleben zu erweitern“.

Es finden sich Gebete für Bat und Bar Mitzwa, für Situationen von Krankheit und Heilung, Geburt und Tod. Für besondere Momente, wie etwa das Kerzenanzünden am Schabbat nach dem Verlust des Partners, die Geburt eines nicht-jüdischen Enkelkindes oder der erste Schultag meines Kindes. Unter der Überschrift „Mit der Welt konfrontiert sein“ sind Gebete für Kriegszeiten zu lesen, aber auch für Situationen des religiösen Lebens, wie etwa vor einer Gemeindeleitungs-Sitzung und vor einer interreligiösen Begegnung.

Verfasst sind die im Stil teilweise sehr unterschiedlichen Gebete von 23 Rabbinern und Rabbinerinnen, die alle Mitglieder der englischen Rabbinerversammlung Assembly of
Reform Rabbis UK sind. Annette M. Boeckler, Dozentin am Leo Baeck College London, hat das Buch ins Deutsche übertragen. Eine längere Einleitung von Rabbiner Romain zum Gebet und Beten im Allgemeinen ergänzt das Werk.

Manche Gebete werden den Leser sehr ansprechen, andere überhaupt nicht. Aber sie alle zeigen, worum es dem Herausgeber vor allem geht, nämlich „dass wir nicht an Buchseiten kleben müssen, sondern für eine Vielzahl von Umständen auch unsere eigenen Gebete schreiben“ können, so Jonathan Romain. Denn „im Hinblick auf unsere eigenen religiösen Gefühlen und Bedürfnisse sind wir alle Experten.“ Gebete werden zu Augenblicken verdichtet, „in denen wir fühlen, dass wir mit Gott in Beziehung sind oder im Einklang mit den Menschen um uns herum, Augenblicke, in denen wir die tiefsten Schichten unseres Selbst erforschen. Diese Augenblicke sind es wert, dass man um sie betet.“

Jonathan Romain, Sprachlos Worte finden: Neue jüdische Gebete für besondere Situationen, JVFG 2015, Hardcover, 136 S., 28 farbige Illustrationen, Euro 34,00, Bestellen? Kindle Euro 8,96