Die neuen Fernsehtipps

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Vom 16. bis 31. August 2015…

So, 16. Aug · 17:30-18:00 · Das Erste (ARD)
Laufen bis zum Umfallen – Die Schuhtester von Sachsenhausen

Im Konzentrationslager Sachsenhausen mussten Häftlinge auf einer speziell angelegten so genannten „Schuhprüfstrecke“ deutsches Schuhwerk testen. Sie wurden gezwungen, bis zu 48 Kilometer am Tag auf der 700 Meter langen Strecke zurückzulegen, die abwechselnd mit Split, Schotter, Lehm und Schlacke ausgelegt war. Das „Schuhläuferkommando“ war als Strafkommando unter Häftlingen besonders gefürchtet. Wohl Hunderte starben hier aus Erschöpfung oder durch Folter der brutalen SS-Wachmannschaften. Wie die Historikerin Anne Sudrow aufgedeckt hat, diente die „Schuhprüfstrecke“ fast der gesamten damaligen Schuhindustrie und ihren Zulieferfirmen dazu, ihre Produkte preiswert zu testen und weiterzuentwickeln. Darunter sind auch Firmen, die bis heute erfolgreich sind. Materialien und Verarbeitungsformen, die zum Teil immer noch Verwendung finden, wurden maßgeblich durch brutale Menschenversuche im KZ Sachsenhausen entwickelt. Die Testreihen auf der „Schuhprüfstrecke“ sind die einzigen Humanexperimente im KZ, die nicht medizinischen, biowissenschaftlichen oder biochemischen Zwecken dienten, sondern vornehmlich der Wirtschaft. Heute leben noch fünf Zeitzeugen dieser menschenverachtenden Experimente. Einer von ihnen ist der 93-jährige Joop Snep. Er kam ins KZ, weil er Juden zur Flucht verhalf. Anlässlich der offiziellen Feier zum 70. Jahrestag der Befreiung des KZ kommt er noch einmal nach Sachsenhausen. Wie hat er die damaligen Torturen verarbeitet? Wie geht er mit seinen Erinnerungen um? Empfindet er Wut oder gar Hass? Die Filmemacherinnen fragen auch bei deutschen Unternehmen nach, deren Vorgängerfirmen ihre Produkte im KZ testen ließen. Sehen sie sich in der Verantwortung?

So, 16. Aug · 20:15-21:50 · ZDFkultur
Die Unvergessenen

Dora, eine Fotografin aus Frankreich, und Yossi, Ex-Soldat der israelischen Armee, verlieben sich, obwohl sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Haben sie sich schon früher getroffen? Dora fotografiert Soldaten, die an Beisetzungen gefallener Kameraden teilnehmen. Sie scheint jemanden zu suchen, bisher erfolglos. Yossi hat keinerlei Erinnerung an seine Zeit beim Militär, irgendetwas ist dort geschehen, das sein Gedächtnis ausgelöscht hat. Dora ist von Yossis Persönlichkeit fasziniert. Und Yossi ist überwältigt von Dora, die frischen Wind mit sich bringt, ein anderes Land, eine andere Kultur, einen anderen Duft. Sie haben ein unausgesprochenes Übereinkommen, nicht über ihre Vergangenheit zu reden. Stattdessen erfinden sie sich eine Vergangenheit, eine gemeinsame Geschichte, die nur in ihrer Vorstellung existiert, und lieben sich im Hier und Jetzt. Irgendwann erwacht Yossi mitten in der Nacht. Dora steht vor ihm und zielt mit einer Waffe auf ihn. Sie will schießen, aber sie kann es nicht. Dann läuft sie weg. Yossi begreift nicht, warum sie ihn töten wollte, warum sie ihn verlassen hat. Es beginnt eine Reise, die ihn zurück zu den Menschen und Orten seiner Armeezeit führt, und die ihn zwingt, sich mit seiner dunklen Vergangenheit auseinanderzusetzen. Regisseur Matan Guggenheim hat für sein Spielfilmdebüt eine Liebesgeschichte gewählt, die zeitgemäß und aus ungewöhnlicher Perspektive vom israelisch-palästinensischen Konflikt erzählt, vom Trauma der Soldaten und von der Möglichkeit seiner Überwindung.

So, 16. Aug · 20:15-21:00 · MDR Sachsen
Emmy Göring – Die First Lady der Nazis

Lange Jahre spielte sie die Naive am Weimarer Nationaltheater. Dann heiratete sie den zweitmächtigsten Mann im Dritten Reich. Sie lebt umgeben von Pomp, Prunk und Protz, während Millionen Menschen starben. Wie Emmy Göring als First Lady an der Bewegung an der Seite eines Verbrechers lebte, das entschlüsselt dieser Film aus der Reihe „Geschichte Mitteldeutschlands“. Dabei hilft auch das Spiel von Kirsten Block. Die Hamburger Schauspielerin arbeitete viele Jahre am Weimarer Nationaltheater. Die Rolle ihres Lebens fand sie aber als First Lady des Dritten Reichs an der Seite von Reichsmarschall Hermann Göring. Doch was wusste sie von den Machenschaften ihres Mannes? Während Millionen Menschen starben, führten sie ein fürstliches Leben inmitten millionenschwerer Beutekunst: Reichsmarschall Hermann Göring, der zweite Mann im Nazistaat und seine Gattin Emmy. Über die Schauspielerin ist kaum etwas bekannt. Schauspielerin Kirsten Block spielt sie fast ausschließlich mit Originalzitaten aus Verhörprotokollen, aus ihrer Autobiographie und aus Emmy Görings einzigem großen Interview. Der Film zeichnet das Bild einer Frau ohne Unrechtsbewusstsein, die immer wieder betont, dass sie „die Weltanschauung meines Mannes“ teilt. Seltene Archivaufnahmen zeigen den grauenhaften Glamour der Görings, Dokumente und Aufzeichnungen geben Einblick in die private Welt von Emmy Göring, geborene Sonnemann. Wer war die Frau, die auf der Bühne das Fach der Naiven spielte und im echten Leben zur First Lady des Dritten Reiches aufstieg? Für „Geschichte Mitteldeutschlands“ entschlüsselt Psychologe Andreas Steiner Emmy Görings Gedanken und Weltsicht. Schauspielerin Kirsten Block verkörpert Emmy Göring und entlarvt mit ihrem Spiel deren Charakter.

Mo, 17. Aug · 13:00-13:45 · ARD-alpha
Tele-Akademie: Jörg Armbruster

In seinem Vortrag wird der ehemalige ARD-Korrespondent Jörg Armbruster analysieren, welche politischen Kräfte auf die Konflikte einwirken und warum die Region seit Jahrzehnten nicht zur Ruhe kommt. Jörg Armbruster war Moderator des ARD-Weltspiegels und bis 2013 ARD-Auslandskorrespondent für den Nahen und Mittleren Osten. Im Frühjahr 2011 begannen Teile der arabischen Jugend, sich gegen die politische Ordnung in ihren Ländern aufzulehnen. Tunesien, Ägypten, Libyen, Jemen, Syrien, Bahrain – kein Land schien immun gegen den Unmut der Jugend. Dabei ist der Aufstand der Syrer, der begann, nachdem die Aufstände in den anderen Ländern bereits politische Folgen gezeitigt hatten, zum arabisch-iranischen Stellvertreterkrieg des Nahen Ostens geworden. Inzwischen leiden die Menschen in Syrien unter einem blutigen Bürgerkrieg, und für den Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern ist ein Lösung nicht absehbar. In seinem Vortrag wird der ehemalige ARD-Korrespondent Jörg Armbruster analysieren, welche politischen Kräfte auf die Konflikte einwirken und warum die Region seit Jahrzehnten nicht zur Ruhe kommt. Jörg Armbruster war Moderator des ARD-Weltspiegels und bis 2013 ARD-Auslandskorrespondent für den Nahen und Mittleren Osten.

Mo, 17. Aug · 23:30-00:15 · Das Erste (ARD)
Was glaubt Deutschland? (1)

Was kommt nach dem Tod? Diese Frage beschäftigt uns seit jeher. Schon immer sind wir mit unserer Endlichkeit konfrontiert. Religionen geben unterschiedliche Antworten auf die Frage nach dem Jenseits. Wie wirken sich diese Vorstellungen auf das konkrete Leben der Menschen im Hier und Jetzt aus? Was können wir tun, um ins Paradies zu kommen? In der ersten Folge der dreiteiligen Reihe „Was glaubt Deutschland“ geht es um den Himmel, das Paradies, das Nirwana. Reporter Steffen König begibt sich auf eine Spurensuche quer durch Deutschland. Im badischen Bühl trifft er den katholischen Theologen Albert Biesinger, der nach einer sogenannten Nahtod-Erfahrung keine Angst mehr vor dem Tod hat. In Braunschweig spricht Steffen König mit Sadiqu Al-Mousllie über Paradiesvorstellungen im Islam. Der in Syrien geborene Zahnarzt ist Moslem und engagiert sich im Zentralrat der Muslime. Von ihm erfährt er auch, welche religiösen Pflichten ein Muslim auf sich nimmt. Die Spurensuche nach dem buddhistischen Nirwana führt Steffen König in ein abgeschiedenes, idyllisches Waldkloster im Allgäu. Dort lernt er den 60-jährigen Mönch Bhante Nyanabodhi kennen, der Architekt war, bis er seine Berufung entdeckte und das Mönchsgewand anzog. Von ihm lernt Reporter Steffen König zu meditieren und hört, welcher Pfad ins Nirwana führt – oder zumindest zu achtsamem Leben. Von all dem hält Assunta Tammelleo nichts. „Der Tod hat keinen Sinn“, sagt sie. Die Atheistin lebt mit ihrer Familie am Starnberger See, engagiert sich beispielsweise für Flüchtlinge, ist aber schon mit 17 aus der Kirche ausgetreten. Sie ist davon überzeugt, ohne tröstende Jenseitsvorstellungen glücklicher zu sein. In Berlin schließlich lässt sich Steffen König das Reich der Toten zeigen, 115.000 Gräber auf dem jüdischen Friedhof, über den Levi Gendlin wacht. Der orthodoxe Jude hält sich an die zahlreichen Vorschriften seiner Religion und hofft auf ein Jenseits, in dem es keine Gewalt mehr gibt, sondern Liebe und Frieden. Am Ende der Folge wird Steffen König unerwartet ganz persönlich mit dem Tod und der Frage nach dem Jenseits konfrontiert.

Di, 18. Aug · 20:15-21:00 · ZDFinfo
Die Wahrheit über den Holocaust – Mordfabriken

Der Erzählansatz der achtteiligen Dokumentations-Reihe ist der einer „globalen Mechanik“ des Vernichtungsapparates. Es geht um den bis heute schwierigen Umgang mit der Geschichte. In Israel wie in Deutschland, in Europa wie in den USA wird der Holocaust sehr unterschiedlich gesehen – vom „wir wollen es nicht mehr hören“ bis zum „Shoa-Business“. Mehr als 60 Zeitzeugen und Historiker schlagen einen geschichtlichen Bogen über fast 100 Jahre. „Die Wahrheit über den Holocaust“ schildert nicht nur den Mord an den europäischen Juden, sondern zeigt auch die Aufarbeitung nach dem Zweiten Weltkrieg, die lange und schwierige Vergangenheitsbewältigung in Deutschland, Europa und Israel. ZDF-Chefredakteur Peter Frey dazu: „‚Die Wahrheit über den Holocaust‘ ist ein Statement gegen jene, die bis heute die Vernichtung des europäischen Judentums verdrängen, relativieren oder gar leugnen. Die achtteilige Serie anlässlich des 70. Jahrestags der Befreiung von Auschwitz ist ein Angebot an diejenigen, die wissen wollen, wie es wirklich war, vom Terror der Anfangsjahre über den nationalsozialistischen Massenmord bis hin zur Aufarbeitung nach dem Zweiten Weltkrieg. Wir wollen, dass die jüngere Generation nicht bei den Scharlatanen und Geschichtsverdrehern landet.“

Di, 18. Aug · 22:30-23:15 · ZDFinfo
Das „Dritte Reich“ vor Gericht – Die Anklage

Die Verantwortlichen für die Verbrechen des „Dritten Reichs“ sollten nicht ungeschoren davonkommen. Ergebnis der Überlegungen der alliierten Sieger war das Internationale Militärtribunal. Keine siegreiche Nation hat je etwas so Kühnes und Kompliziertes gewagt, wie es die Alliierten vor der Weltöffentlichkeit mit den überlebenden Nazi-Repräsentanten tun. Die Verhandlungen gehen nach dem Tagungsort als „Nürnberger Prozesse“ in die Geschichte ein.

Di, 18. Aug · 23:15-00:00 · ZDFinfo
Das Zeugenhaus – Die Dokumentation

Nürnberg im Herbst 1945. Die Doku schildert die Konflikte der bizarren Hausgemeinschaft wichtiger Zeugen, die auf ihren Auftritt vor dem Internationalen Militärtribunal warten. Sie haben das Dritte Reich aus unterschiedlichen Perspektiven erfahren, als KZ-Häftling, als General im Widerstand, als Görings Sekretärin oder als Hitlers „bester Freund“. Es waren Zeugen, auf Seiten der Opfer oder der Täter, wider Willen untergebracht unter einem Dach.

Mi, 19. Aug · 00:00-00:45 · ZDFinfo
Die Frauen des 20. Juli 1944

Von den Frauen der Verschwörer ist selten die Rede, wenn es um den Widerstand gegen Hitler und das Attentat vom 20. Juli 1944 geht. Doch auch sie gerieten in die Rache-Maschinerie der Nazis. Als der Staatsstreich der Männer um Claus Schenk Graf von Stauffenberg gescheitert war, rächte sich das Regime nicht nur an den beteiligten Offizieren, sondern auch an ihren Familien. Ihre Ehefrauen wurden in „Sippenhaft“ genommen, die Kinder in Heime gesteckt.

Do, 20. Aug · 22:10-23:54 · arte
Die Lebenden

Sita ist 25, Studentin der Germanistik und lebt in Berlin. Neben dem Studium arbeitet sie für einen Fernsehsender und dreht kleine Video-Porträts von Teilnehmern einer Castingshow. Nach einer durchfeierten Nacht landet sie im Atelier des Fotokünstlers Jocquin und etwas an ihm berührt sie auf ungewohnte Weise – sie kann ihn nicht so schnell vergessen, wie sie angenommen hatte. Anlässlich des 95. Geburtstags ihres geliebten Großvaters reist Sita nach Wien, wo auch ihr Vater Lenzi mit seiner neuen Familie lebt. Nach dem großen Fest findet sie in seiner Wohnung ein Foto, auf dem ihr Großvater in SS-Uniform zu sehen ist – Sita ist geschockt und beginnt Nachforschungen anzustellen. Gegend den Willen des Vaters beginnt sie in der Vergangenheit des Großvaters zu kramen und muss einsehen, dass sowohl ihr Großvater als auch ihr Vater, Sita lange Zeit die Wahrheit verschwiegen haben. Sita bleibt hartnäckig. In einem Archiv in Wien findet sie ein Dokument, das nach Polen verweist, ein Erinnerungsfoto führt sie nach Warschau. Hier trifft sie die Amerikanerin und politische Aktivistin Silver, die ihr weiterhilft. Schließlich die Gewissheit: Dokumente aus dem jüdischen Museum in Warschau belegen, dass ihr Großvater Wachmann in einem Konzentrationslager war. Immer tiefer dringt Sita in die Abgründe ihrer Familie vor. Auf ihrer Reise in die Vergangenheit trifft sie unerwartet Jocquin wieder. Zunehmend verdichtet sich die Perspektive auf ihr eigenes Leben und am Rand der Erschöpfung beginnt sie zu begreifen, dass ein Abtragen der Schuld ihrer Familie nicht möglich ist.

Fr, 21. Aug · 13:30-14:15 · ZDFinfo
Die Schwiegermutter der Queen

Queen Mum war legendär – über Englands Grenzen hinaus. Doch nur wenige wissen, dass auch die Mutter von Prinz Philip im Buckingham Palast lebte: Alice von Battenberg, eine deutsche Prinzessin. Sie war taub, doch lernte sie von den Lippen zu lesen. Die Familie musste Griechenland wegen eines Militärputschs 1922 verlassen. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete sie für das Rote Kreuz und versteckte die jüdische Familie Cohen vor den Nazis.

Fr, 21. Aug · 20:15-21:37 · arte
Nachspielzeit

Der Neuköllner Cem träumt von einer guten Zukunft und will seinen Kiez gemeinsam mit seinem Kumpel Marc gegen Nazis und Spekulanten verteidigen. Dabei übertritt er mehr als einmal die Grenzen des Gesetzes. Im Pflegeheim arbeitet Cem als Bundesfreiwilligendienstler und dort verdreht ihm die Pflegerin Astrid den Kopf. Beim Fußball kämpft Cem mit Leidenschaft um jeden Punkt, wie auch sein Rivale Roman. So unterschiedlich die politischen Ansichten der beiden jungen Männer sind, ringen sie doch beide mit ihrem prekären Leben, den Problemen in ihren Elternhäusern und dem Vorbild ihrer passiven Väter. Doch der frustrierte Roman kennt nur fremdenfeindliche Parolen. Als er sich eines Nachts von Astrids punkigem Auftreten provoziert fühlt, verprügelt er sie. Cem und Roman treffen im Pflegeheim aufeinander, wo Cem Romans Großvater pflegt. Als er sich zu einer Schlägerei hinreißen lässt, verliert Cem seine Stelle als Pfleger, und Roman wird von seinem Großvater vor die Tür gesetzt. Aus der politischen Konfrontation eines linken Türken und eines rechten Ostberliners wird ein gewalttätiger Konflikt, in dem es bald um Leben und Tod geht. Der kriminelle Immobilienspekulant Calli, der auch Cems Vater aus dessen Restaurant zu vertreiben versucht, will davon profitieren. Schaffen es die beiden, einem fatalen Zusammenstoß; aus dem Weg zu gehen? „Nachspielzeit“ kommt mitten aus dem Großstadtalltag und besticht mit großer Emotionalität und Milieudichte.

Sa, 22. Aug · 18:30-19:00 · 3sat
Israels viertes Meer

Seit biblischen Zeiten ist der See Genezareth bekannt, schließlich wandelte schon Jesus über den See. Die Gegend dort ist eine der schönsten Regionen des Heiligen Landes. Richard C. Schneider besucht das Benediktinerkloster Tabgha, eine christliche Pilgerstätte, die unmittelbar mit dem Wirken Jesu in Verbindung gebracht wird. Die Klosterkirche heißt „Brotvermehrungskirche“, da sie als Ort der „Speisung der Fünftausend“ gilt. In Tabgha leben seit 1939 Benediktinermönche. Mönche und deutsche Volontäre arbeiten gemeinsam in der Jugend- und Behindertenbegegnungsstätte Beit Noah, einem Teil des Komplexes aus Brotvermehrungskirche und Kloster. Die nächste Station ist Tiberias, eine Stadt am See, die von Herodes Antipas im Jahre 17 nach Christus errichtet wurde. Nach der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 nach Christus wurde die Stadt bald das geistige und religiöse Zentrum der Juden. Im Jahr 637 haben muslimische Araber sie erobert, dennoch wurde sie weiterhin von Juden bewohnt. 1099 eroberten die Kreuzritter die Stadt, die sie, nach der Befestigung durch eine Stadtmauer, als Stützpunkt nutzten. Tiberias bildete das Zentrum des Fürstentums Galiläa innerhalb des Königreichs Jerusalem.

Sa, 22. Aug · 20:15-21:00 · PHOENIX
ZDF-History: Bomben auf Auschwitz? – Ein Streitfall

Hätten die Alliierten Auschwitz bombardieren können oder sollen? Anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau geht die britische Dokumentation einer der letzten großen Streitfragen des Zweiten Weltkrieges auf den Grund. Belege gab es genug: Augenzeugen berichteten im Frühjahr 1944 vom massenhaften Sterben in den Gaskammern des Todeslagers, es gab Planskizzen, und die alliierte Luftaufklärung lieferte 1944 sogar detaillierte Fotos von Auschwitz. Warum also versuchten die Alliierten nicht, die Maschinerie des Todes durch eine gezielte Bombardierung des Lagers aufzuhalten? Eine Frage, auf die es keine einfache Antwort gibt. Denn die Diskussion innerhalb des alliierten Lagers war komplex und kontrovers. Amerikanische und britische Militärs wiesen darauf hin, dass eine Bombardierung vor allem die Insassen treffen würde – ohne sicher sein zu können, auch die Infrastruktur zu zerstören. Der bessere Weg, die Juden zu retten, so argumentierten sie, sei Deutschland so schnell wie möglich zu besiegen. Manche Überlebende des Holocaust hadern noch heute mit dieser Entscheidung. In ihren Augen hätte man Auschwitz bombardieren sollen, auch wenn dies Opfer unter den Insassen gekostet hätte. Mit Unterstützung renommierter Historiker zeigt die Dokumentation, in welche Konflikte die menschenverachtende NS-Vernichtungspolitik die alliierten Entscheidungsträger brachte und reflektiert den aktuellen Stand einer Debatte, die noch immer andauert.

So, 23. Aug · 00:30-01:55 · ZDF
Der Flug der Störche

Eine Leiche im Storchennest und ein Hypnose-Labor im Keller – Kommissar Hervé Dumaz steht vor einem Rätsel. Starb Vogel-Forscher Max Bohm wirklich an einem Herzinfarkt? Jonathan ist Student und sollte für Bohm die Flugroute der Störche verfolgen. Obwohl sein Auftraggeber tot ist, tritt er die Reise an. Bald findet er sich zwischen Organhandel und Diamantenschmuggel wieder und wird auf Schritt und Tritt von Killern verfolgt. Immer weniger Störche kommen im Frühling von Afrika nach Europa zurück. Um den Grund dafür herauszufinden, schickt Ornithologe Max Bohm (Danny Keogh) den Studenten Jonathan (Harry Treadaway) auf die Reise. Er soll die Vögel auf ihrer Flugroute begleiten. Doch noch bevor Jonathan losfährt, findet er den Forscher tot in einem Storchennest – Herzinfarkt. Kommissar Hervé Dumaz (Clemens Schick) glaubt nicht an einen natürlichen Tod und beginnt zu ermitteln. Er erfährt, dass Bohm ein nicht registriertes Spenderherz transplantiert wurde. Jonathan, der auch mit Bohm befreundet war, wusste nichts davon und beginnt zu ahnen, dass Bohm noch manches andere Geheimnis hatte. Dennoch macht er sich auf den Weg und muss feststellen, dass er nicht nur verfolgt wird, sondern auch selbst einer Blutspur folgt. Die erste Etappe führt ihn nach Sofia. Dort trifft er seinen Kontaktmann Marcel Minaus (Antoine Basler), der ihn zu einem Roma-Ornithologen begleiten soll. Dieser wurde jedoch ermordet, und auch Jonathan entgeht nur knapp den Killern, während Marcel und sein Begleiter Dr. Djuric (Amr Waked) den Tod im Kugelhagel finden. Nach kurzem Zwischenstopp in Istanbul fliegt Jonathan nach Israel. Auch dort ist sein Kontaktmann Ido bereits tot. In Haifa lernt er dessen attraktive Schwester Sarah (Perdita Weeks) kennen und verliebt sich in sie. Gemeinsam versuchen sie das Rätsel um Jonathans Auftrag zu lüften. Doch wem kann der Student noch trauen? Ist Sarah so harmlos, wie sie tut? Und wer ist der orthodoxe Jude (Grant Swanby), der mit erhobenem Maschinengewehr auf ihn zu kommt?

So, 23. Aug · 15:30-17:00 · 3sat
„Neger, Neger, Schornsteinfeger“ (1/2)

Hamburg 1935. Der neunjährige Hans-Jürgen Massaquoi ist das einzige dunkelhäutige Schulkind im Arbeiterbezirk Barmbek. Seine frühe Kindheit verbrachte er in der Villa seines Großvaters. Momolu Massaquoi ist ein liberianischer Konsul, der in seine Heimat zurückkehren musste. Seinen Vater hat Hans-Jürgen nie gesehen, nur eine Klarinette ist ihm als Andenken geblieben. Nach dem Umzug in die kleine Wohnung in der Stückenstraße bringt seine Mutter Bertha, eine „weiße“ deutsche Krankenschwester, ihren über alles geliebten Jungen mit Mühe alleine durch. Die Einwohner von Barmbek begegnen dem Exoten mit einer Mischung aus Neugier, Sympathie und versteckter oder offener Diskriminierung. Auf der Straße wird er verspottet: „Neger, Neger, Schornsteinfeger“. Der Kleine begreift seine Situation bei einem Zoobesuch, bei dem er auf einen nachgebauten Kral trifft – samt „echten Buschnegern“, die ihn freudig aus der Besuchermenge herausrufen. Bertha hat erst verarbeiten müssen, dass sich der Vater von Hans-Jürgen nie mehr hat blicken lassen. Bei ihrer Arbeit im Krankenhaus lernt sie den Personalchef Franz Wahl kennen, zu dem sie langsam Vertrauen aufbaut und der ihr neuer Freund wird. Franz mag ihren Jungen sehr, und der fühlt sich von ihm wie von einem Vater angenommen. Bertha ist glücklich und wie ein Backfisch verliebt. Doch Franz bekennt sich auch immer stärker zu den Nazis, erst aus Karrieregründen, dann aus Überzeugung. Während er in einen inneren Konflikt gerät, gibt es für Bertha nie einen Zweifel, zu wem sie gehört. Sie ist zu jedem Opfer bereit, um ihren Jungen zu schützen und ihm ein halbwegs sicheres Leben zu bieten. Im Weltbild der Nazis ist Hans-Jürgen ein „minderwertiger“ Mensch. Aber er er-fährt immer wieder menschlichen Anstand. Frau Möller kümmert sich liebevoll um ihren „Schokoladenkeks“ und verteidigt ihn vor den neugierigen Nachbarinnen. Eisern zu Hans-Jürgen halten seine zwei Freunde Klaus und Fiete. Klaus ist ein Draufgänger, der Sportreporter werden will. Des sensiblen Fietes Traum sind Traumfrauen und der Job des Hoteldirektors. Die drei Jungen führen bei allen Einschränkungen ein abenteuerliches und entdeckungsfreudiges Leben. Immer öfter muss Hans-Jürgen jedoch die Erfahrung machen, dass er nicht dazugehören darf. 1936, mit zehn Jahren, ist er alt genug, um der Hitlerjugend beizutreten. Aber als Nicht-Arier wird ihm der Beitritt verwehrt. Hans-Jürgens Enttäuschung ist grenzenlos. Autobiografischer Fernsehfilm über die Kindheit von Hans-Jürgen Massaquoi, der von Thando Walbaum dargestellt wird. Veronica Ferres spielt seine Mutter.

So, 23. Aug · 17:00-18:30 · 3sat
„Neger, Neger, Schornsteinfeger“ (2/2)

Hamburg, 1936: Obwohl Hans-Jürgen ein guter Schüler ist, wird ihm der Zugang zum Gymnasium verwehrt. Berthas Beziehung zu Franz ist belastet, weil sich Franz nicht zu Hans-Jürgen bekennt. Schließlich trennt sich Bertha von ihm. Gekränkt sorgt Franz für ihre Entlassung. Auf der Suche nach Vorbildern stößt Hans-Jürgen auf den schwarzen Boxer Joe Louis. Im Boxen findet er Zuflucht und Bestätigung. Aber auch hier wird er diskriminiert. Der Sieg hängt nicht von der Leistung, sondern von der Hautfarbe ab. Im Bombenkeller küsst Hans-Jürgen das blonde Evchen. Doch die junge Liebe zerbricht unter dem Druck des Nazi-Regimes. Dann wird Hans-Jürgen auch noch von der Gestapo verhaftet. Nur mit Glück kann er dem Tod entkommen. Doch die Bedrohung ist noch nicht vorbei. Autobiografischer Fernsehfilm über die Kindheit von Hans-Jürgen Massaquoi, der von Thando Walbaum dargestellt wird. Veronica Ferres spielt seine Mutter.

So, 23. Aug · 20:15-22:15 · 3sat
Ein weites Herz

Der Film erzählt die bewegende Lebensgeschichte einer mutigen Frau, die in Kriegszeiten die Courage bewahrt, ihre Familie zusammenhält und dafür beinahe mit dem Leben bezahlen muss. Familie Vermehren zeichnet ein enger Zusammenhalt aus. Als Tochter Isa auf ihrer Examensfeier die Nazis provoziert, muss sie ihren Plan, Lehrerin zu werden, aufgeben. Sie setzt gegen den Willen ihrer Mutter Petra durch, im politischen Kabarett zu arbeiten. Als Sängerin mit Akkordeon feiert sie Bühnenerfolge, und ihre Schallplatten verkaufen sich gut. Sie verliebt sich in den Kabarettpianisten Laurenz. Durch ihren Bruder Erich lernt Isa die faszinierende Gräfin Elisabeth von Plettenberg kennen, die einem katholischen Kreis vorsteht. Die Frauen fühlen sich zueinander hingezogen. Als Isa erfährt, dass ihr Vater Kurt ihre Mutter betrügt, ist sie zwar erschüttert, geht aber davon aus, dass, wie immer, der Familienzusammenhalt siegen wird. Weil Kurt seine Affäre jedoch nicht beendet, lässt sich Petra, die als Journalistin arbeitet, nach Athen versetzen. Die politische Lage wird immer schlimmer: Isas Kabarettkollegen werden verhaftet. Als Laurenz von Nazischlägern krankenhausreif geprügelt und in ein Lager verschleppt wird, findet Isa Hilfe bei Elisabeth. Dann bricht der Zweite Weltkrieg aus. Erich möchte, zum Schrecken seiner liberalen Mutter, zum Katholizismus konvertieren und Elisabeth heiraten. Die Familie droht auseinander zu brechen. Zudem ist Erich zunehmend eifersüchtig auf die Vertrautheit zwischen Isa und Elisabeth. Als ihm eine Stelle im diplomatischen Dienst in Istanbul angeboten wird, geht er auf das Angebot ein und nimmt Elisabeth mit. Schließlich flüchtet das Paar nach London. Die gesamte Familie Vermehren wird daraufhin in Sippenhaft genommen. Im KZ Ravensbrück trifft Isa auf die ehemalige Oberin Danuta, die uneingeschränkten Respekt im gesamten Lager genießt, da sie für Kinder, Kranke und Schwache sorgt. Isa ist sehr beeindruckt von ihr und interessiert sich für den Orden, dem Danuta angehört. Isas Glaube gewinnt an Tiefe und gibt ihr die Kraft, zu überleben. Sie lässt sich noch im Lager von der Nonne das Glaubensbekenntnis abnehmen. Das getrennte Ehepaar Kurt und Petra kommt in eine gemeinsame Zelle und findet hier wieder zusammen. Isas Bruder Michael wird aus der Nachbarzelle abgeholt, seine Spur verliert sich. Als der Krieg zu Ende ist, werden Kurt und Petra freigelassen. Isa wird erst verschleppt und findet dann auf Umwegen den Weg zurück nach Berlin. Michael bleibt verschwunden, und die Familie macht dafür Erich mit seinem Alleingang verantwortlich. Sie können ihm nicht verzeihen. Um zur Versöhnung beizutragen, fährt Isa nach London zu Erich. Dort vertraut Elisabeth Isa an, dass ihre Ehe unglücklich ist. Das Angebot, mit ihr in London zu leben, lehnt Isa jedoch ab. Sie eröffnet der Familie, dass sie dem Sacré-Coeur-Orden beitreten wird. Nach dem Buch von Matthias Wegner „Ein weites Herz. Die zwei Leben der Isa Vermehren“ (2003)in Anlehnung an das Leben der Kabarettistin und Ordensschwester Isa Vermehren.

So, 23. Aug · 20:15-22:05 · PHOENIX
Spanien unter dem Halbmond

Im Jahr 756 wurde Andalusien von dem aus Damaskus geflohenen Abd-ar-Rahman I. erobert. In dieser Zeit entwickelte sich eine Periode blühender Kultur und beispielhafter Toleranz zwischen Muslimen, Juden und Christen. Vor allem unter dem Kalifen Abd-ar-Rahman III. erlebte Spanien einen großen Aufschwung von Handel und Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft. Über sieben Jahrhunderte standen weite Teile Spaniens unter der Herrschaft arabischer Kalifen. Ihre Regentschaft gilt als eine Zeit weitgehender Toleranz gegenüber christlichen und jüdischen Minderheiten. Immer wieder gab es aber auch Kämpfe zwischen Arabern, Westgoten, Berbern und Christen. In Nachspielszenen und Historiker-Interviews skizziert die Dokumentation die bewegte Geschichte von „Al Andalus“ – von der Eroberung durch die Araber im Jahr 756 bis zur Vertreibung ihrer letzten Nachfahren aus Spanien 1614 unter Phillip III.Gedreht wurde an Originalschauplätzen in Spanien und im gesamten Mittelmeerraum. Archivbilder, Statements von Historikern und inszenierte Szenen illustrieren die wechselvolle 900-jährige Geschichte der Mauren, Juden und Christen auf der Iberischen Halbinsel.

So, 23. Aug · 22:15-23:50 · 3sat
Das radikal Böse

Wie werden aus ganz normalen jungen Männern Massenmörder? Warum töten ehrbare Familienväter Frauen und Kinder? Warum verweigerten so wenige den Befehl, obwohl es ihnen freigestellt war? Wie konnten systematische Erschießungen jüdischer Zivilisten durch deutsche Einsatzgruppen in Osteuropa möglich sein? Das preisgekrönte Nonfiction-Drama von Stefan Ruzowitzky sucht die Ursache des Bösen in einer stilistisch innovativen Herangehensweise. Der vergessene Holocaust: Rund zwei Millionen jüdische Zivilisten sind von den sogenannten Einsatzgruppen und Polizeibataillonen ab 1941 ermordet worden. Dies geschah am helllichten Tag, öffentlich, zum Teil vor Zuschauern, mit Gewehren und Pistolen, von Angesicht zu Angesicht. Bis heute verbinden die meisten Menschen mit dem Holocaust vor allem Gaskammern und Konzentrationslager, die grauenhaften „Neuerungen“ der Nazimörder. Dass dem ein konventioneller, aber um nichts weniger grausamer Genozid vorangegangen war, mit unglaublichen zwei Millionen Opfern, ist kaum ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gedrungen. Ein Grund für die geringe Bekanntheit dieser Verbrechen war die Gründlichkeit der Mörder. In dem kleinen Städtchen Bibrka, das Stefan Ruzowitzky und sein Team als einen beispielhaften Ort besuchten, sagte der ehemalige Bürgermeister auf die Frage, wie viele Juden von den Nazis ermordet worden seien: „Genau so viele, wie laut Aufzeichnungen hier gelebt hatten.“ Keine Überlebenden, keine Zeugen, niemand der der Opfer gedenkt. In „Das radikal Böse“ kommen zwei Männer zu Wort, die sich um das Erinnern dieser Verbrechen beziehungsweise der Opfer besonders verdient gemacht haben. Benjamin Ferencz, der als junger Jurist durch Zufall auf die „Ereignismeldungen“, die grauenhaften Auflistungen der Massenmorde gestoßen war. Er hat gegen alle Widerstände noch einen Prozess in Nürnberg durchgesetzt. Und der französische Priester und Holocaustforscher Père Desbois, der mit seiner Organisation Yahad-In Unum in detektivischer Kleinarbeit die Massenexekutionen der Nazis in Osteuropa untersucht, die letzten Zeitzeugen interviewt, Massengräber aufgespürt und die Namen der Opfer vor dem Vergessen bewahrt hat. Während später in den Konzentrationslagern das Morden durch ein perfides System gleichsam abstrahiert war, standen bei den „Sonderaktionen“ Soldaten und Hilfspolizisten ihren Opfern noch von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Sie schossen auf Frauen, Kinder, Babys. Wie war das möglich? Wie konnten liebevolle Familienväter, nette, junge Männer, brave Bürger zu mitleidlosen Massenmördern werden? Wieso haben sie nicht verweigert, da, wie wir hören, doch schlimmstenfalls Rügen, Schimpfworte und zusätzliches Wacheschieben drohte? Welcher Mix aus politischen, soziologischen und psychologischen Faktoren macht einen Genozid möglich? Was bringt normale Menschen zu solch unvorstellbaren Grausamkeiten? Tagebuchaufzeichnungen, Briefe und Gerichtsprotokolle erlauben uns, einen Eindruck von der Gedankenwelt der Mörder zu gewinnen. Schauspieler wie Volker Bruch, Alexander Fehling, Benno Fürmann, Hanno Koffler, Lenn Kudrjawizki, Andreas Schmidt, Simon Schwarz, Devid Striesow, Arndt Schwering-Sohnrey, Sebastian Urzendowsky und Nicolette Krebitz lassen uns durch ihre Interpretation miterleben, wie ein Moment der Feigheit, sich zu exponieren, sich zu verweigern, sich außerhalb der Gruppe zu stellen, die Soldaten in einen mörderischen Abgrund reißt. Wie sie beim ersten Massaker angewidert und traumatisiert sind, sich aber bald an das tägliche Morden gewöhnen. Sogar Spaß daran finden, sich bereichern und bei alledem sich immer noch einreden, richtig und gerecht zu handeln. Dazu die Gesichter einfacher Soldaten in Großaufnahmen. Ganz normale, junge Männer, die uns erahnen lassen, dass die Täter wohl tatsächlich keine Monster im Sinne Primo Levis waren, sondern eben normale Menschen. Sie waren bemüht sich anzupassen, nicht aufzufallen, sich selbst an den größten Schrecken, an die eigenen Verbrechen zu gewöhnen. „Ich hatte nie etwas anderes gelernt, als gegebenen Befehlen zu gehorchen“, meint einer der Täter. Der normale Mensch als das eigentliche Monster. Eine Reihe von führenden Wissenschaftlern – Historiker, Juristen, Militärs, Theologen, Psychiater – sucht im Gespräch nach Antworten. So wie der Film sich davor hütet, allzu eindeutige und eindimensionale Erklärungsmuster zu präsentieren, so geht es ihm und seinen Machern nicht vorrangig um die Dokumentation des historisch Gewesenen, sondern auch zukunftsorientiert darum, was nachfolgende Generationen und vor allem junge Menschen daraus lernen können. Wie sie verhindern können, dass aus psychologischen Mechanismen in speziellen gesellschaftlichen und politischen Zusammenhängen immer wieder neues Leid und Verbrechen entstehen. Der Film von Stefan Ruzowitzky wurde mit dem FBW Prädikat „besonders wertvoll“ ausgezeichnet. Er erhielt den Avner Shalev-Yad Vashem Chairman‘s Award for Artistic Achievement in Holocaust-Related Films beim 31. Jerusalem Film Festival.

So, 23. Aug · 23:35-00:05 · NDR
Sportclub Story – Sportlich alles koscher

Über 2000 jüdische Athleten feiern Ende Juli die Eröffnung der Maccabi Games im Berliner Olympiapark. Ausgerechnet an dem Ort, an dem 1936 jüdische SportlerInnen von den Spielen ausgeschlossen wurden. 70 Jahre nach dem Ende des 2.Weltkriegs finden die Europäischen Spiele des jüdischen Sports erstmals in Berlin statt. Aber warum gibt es überhaupt eigene jüdische Spiele? Wie politisch ist diese Sportveranstaltung? Und: Was erhoffen sich die Sportler von den Spielen? Am 28. Juli 2015 feiern über 2.000 jüdische Sportler die Eröffnung der European Maccabi Games im Berliner Olympiapark. Ausgerechnet an dem Ort, an dem 1936 jüdische Sportlerinnen und Sportler von den Olympischen Spielen ausgeschlossen wurden. 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges finden die Europäischen Spiele des jüdischen Sports erstmals in Berlin statt. Unter den Athleten sind auch drei Schwestern aus Hamburg: Dinah, Leah und Sarah treten mit dem deutschen Hockeyteam an, rechnen sich Chancen aufs Treppchen aus. Wer hier mitspielen will, muss zu einer jüdischen Gemeinde gehören. Das heißt aber nicht, dass alle jungen Sportler streng gläubig sind. Dennoch soll das Essen im Hotel der Sportler auf jeden Fall koscher sein. Dafür ist Leonid Golzmann zuständig. Keine leichte Aufgabe für den „religiösen Küchenchef“. Er muss dem Küchenteam erklären, welche Regeln für eine koschere Küche eingehalten werden müssen. Aber warum gibt es überhaupt eigene jüdische Spiele? Wie politisch ist diese Sportveranstaltung? Und: Was erhoffen sich die Sportler von den Spielen? Die NDR Reporter Anne Strauch und Andreas Tietje begleiten die ersten European Maccabi Games in Berlin.

Mo, 24. Aug · 21:00-21:45 · 3sat
Kriegsgeschichten – Die Suche nach Hitlers Volk

Bei seiner Fahrt durch gerade eroberte Gebiete Deutschlands interviewt ab Ende 1944 Saul Padover mit seiner Spezialeinheit für psychologische Kriegsführung unzählige „ganz normale“ Deutsche. Was er über seine Gespräche notiert, ist beklemmend. Es bleibt bis heute der unmittelbarste Stimmungsbericht aus dem ruinierten Niemandsland zwischen Krieg und Frieden. Padover trifft auf verbitterte, illusions-, teils gefühllose Zivilisten. Sie fühlen sich vom „Führer“, der ihnen so viel verheißen hatte, betrogen. Plötzlich wollte keiner mehr ein „richtiger Nazi“ gewesen sein – man habe unter Zwang mitgemacht und sich der Partei angeschlossen. Und immer aufs Neue bekommt er Erklärungsversuche, Entschuldigungen, Ausflüchte zu hören – aber keine schlüssige Antwort auf die Fragen, die den Betrachter bewegen: Wie konnte das alles geschehen? Wie funktionierte die Diktatur in ihrem Inneren? Wie bereitwillig reihten die Deutschen sich ein? Die Dokumentation greift diese Fragen auf und widmet sich den Vorkriegsjahren. Illustriert durch authentische Bilder, erläutert von renommierten Forschern und gestützt auf den neuesten Erkenntnisstand, entwirft sie eine Charakterstudie der Deutschen in der Diktatur. Dabei offenbart sich ein erstaunliches Bild. Hitlers Volk setzte sich in seiner Mehrheit nicht aus durch Terror verängstigten oder vom schönen Schein verblendeten Untertanen zusammen, wie gemeinhin überliefert. Es war eine Diktatur, die während der Vorkriegsjahre die Zustimmung der Massen suchte und auch fand – Terror und Zwang waren dosiert und auf bestimmte Gruppen fokussiert. Die meisten Zeitgenossen fühlten sich – bis in die ersten Kriegsjahre hinein – bestens aufgehoben in der Illusion einer unterschiedslosen Volksgemeinschaft. Ein modern wirkendes Vorzeigemodell, wie es auch von ausländischen Besuchern und Diplomaten geschätzt und bewundert wurde. Das aber auf der Abgrenzung der Verfemten gründete: der „Arbeitsscheuen“, Homosexuellen, Behinderten und vor allem der Juden. Auf der Grundlage neuester Forschungsergebnisse stellt der Film zahlreiche traditionelle Einschätzungen auf den Prüfstand und liefert Antworten auf Fragen, die noch immer bewegen. Was wussten die Deutschen von der systematischen Ausplünderung der besetzten Gebiete, von den Millionen Verhungerten und Erschossenen, vom Holocaust? Wie viele von ihnen waren in die Verbrechen involviert? Welche Bedeutung hatte die Bindung an Eid und Befehl?

Di, 25. Aug · 21:00-22:00 · Einsfestival
Der Bestatter

Auf den ersten Blick scheint der Fall klar zu sein. Der Tote am Ufer der Aare muss von Neonazis ermordet worden sein. Denn dessen Haut ist dunkel, auf seine Stirne wurde ein Hakenkreuz eingeritzt. Doch im Gegensatz zur Polizei traut Luc dem allzu Offensichtlichen nicht und mischt sich sofort wieder in deren Arbeit ein. Anna-Marias diesbezügliche Verärgerung verwandelt sich aber umgehend in Schadenfreude, als der Sohn des Toten Luc zu seinem Beschützer erkürt und sich an seine Fersen heftet. Zwischen Luc, der mit Kindern eigentlich nichts anfangen kann, und dem kleinen Gomma entwickelt sich aber wider Erwarten ein Vertrauensverhältnis. Luc spürt instinktiv, dass Gomma weiß, wie sein Vater zu Tode gekommen ist, möglicherweise kennt er sogar den Mörder. Der Kleine schwebt in Lebensgefahr. Aus diesem Grund lässt Luc seinen Schützling keine Sekunde aus den Augen, nimmt ihn auch zu einem Besuch zur Schwester von Bernhard Mäder mit. Von ihr kriegt Luc einen Schuhkarton voller Dokumente. Darin erhofft sich Luc Hinweise zu finden, um den Tod seines besten Freundes aufzuklären und sich selber endgültig reinwaschen zu können. Die Ermittlungen ergeben, dass sich Budibu Ngandu – so der Name des Toten – beim renommierten Putzinstitut Huser vom Hilfsarbeiter zum Buchhalter hochgearbeitet hat. Als solcher hat er das besondere Vertrauen seines weltoffenen Arbeitgebers Matthias Huser genossen und sich durch seinen gewissenhaften Umgang mit den Finanzen der Firma Huser zum Feind einiger Arbeiter gemacht. Zu ihnen gehört Brutalo Züllig, ein beinharter Neonazi, wie Dörig schmerzlich erfahren muss. Aber auch in der schwarzen Community hatte der Tote keinen leichten Stand. Und eine weitere Spur führt Anna-Maria und Luc in den geheimnisvollen Handel mit afrikanischen Kunstgegenständen. Im Bestattungsinstitut kümmern sich inzwischen Fabio und Erika rührend um ein Paar, dessen Baby tot zur Welt kam. Die Eltern suchen nach einer besonderen Bestattungsart für ihr Kind, die ihrer Unkonventionalität gerecht wird. Fabio lässt seine Phantasie spielen und entlässt das «Engelskind» auf eine Weise ins Jenseits, die gleichzeitig bezaubernd und pietätvoll ist.

Mi, 26. Aug · 22:25-22:55 · 3sat
Kulturzeit extra: Polens Kino der Erinnerung

Der polnische Oscar-Gewinner „Ida“ von Pawel Pawlikowski behandelt nicht ohne Zufall ein historisches Thema. Der Film und sein internationaler Erfolg haben in Polen heftige Reaktionen ausgelöst. Aus aktuellem Anlass fragt „Kulturzeit extra“ nach der filmischen Darstellung von Wendepunkten und Tabuthemen der polnischen Geschichte. „Ida“ spielt im Jahr 1962 und erzählt vom Identitätskonflikt einer jungen Nonne, die ihre jüdischen Wurzeln entdeckt. Von Seiten des national katholischen Lagers wurde „Ida“ als ein Stück ‚jüdischer Propaganda‘ kritisiert, denn der Film thematisiert die polnische Beteiligung am Holocaust – allerdings sehr viel differenzierter als Claude Lanzman in seiner „Shoah“-Serie. Die Sendung ergänzt die polnischen Filme „Das Massaker von Katyn“ von Andrzej Wajda und „Miasto/Warschau 44“ von Jan Komasa, die Ende August in der 3sat-Reihe „Kriegsgeschichten“ gezeigt werden. Im Mittelpunkt steht dabei die Persönlichkeit von Andrzej Wajda, der sich wie kein zweiter Regisseur mit der polnischen Geschichte des 20. Jahrhunderts beschäftigt hat. Legendär ist sein Film „Der Kanal“ (1958) über den Warschauer Aufstand von 1944. Der Film erzählt vom Kampf und Scheitern der bürgerlichen Heimatarmee, ein heikles Sujet im kommunistischen Nachkriegspolen. Mit „Der Mann aus Marmor“ (1977) und „Der Mann aus Eisen“ (1981) wird Wajda zum filmischen Vorbereiter der oppositionellen Solidarnosc-Bewegung. Eine Haltung, die mit großem Mut und persönlichem Risiko verbunden war. 2007 thematisiert Wajda mit dem Film „Katyn“ ein nationales Trauma, die Ermordung Tausender polnischer Offiziere im Jahr 1941, dem auch Wajdas Vater zum Opfer fiel. „Kulturzeit extra“ spricht mit Andrzej Wajda und seinen engsten Mitarbeitern, wie zum Beispiel der Regisseurin Agnieszka Holland, die zahlreiche Drehbücher für ihn geschrieben hat, sowie der Schauspielerin Krystina Janda, dem Star vieler seiner Filme. Dabei wird der Frage nachgegangen, wie es möglich war, in den Zeiten der kommunistischen Parteiherrschaft kritische und oppositionelle Filme zu machen. Wie sich die kulturelle Landschaft in Polen und die Möglichkeiten des Kinos nach der Wende von 1989 verändert haben.

Do, 27. Aug · 08:55-09:47 · arte
Juden & Muslime. So nah. Und doch so fern! (1/4) Gründen, beginnen: 610-721

Die besondere Beziehung zwischen Juden und Muslimen in den vergangenen 1.400 Jahren ist Gegenstand dieser vierteiligen Dokumentationsreihe. Sie erzählt von der Entstehung des Islams auf der arabischen Halbinsel im 7. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, von der Maurenherrschaft in Andalusien und im Maghreb, vom Leben der Juden im Osmanischen Reich; und sie referiert die Geschichte Jerusalems bis hin zur Zweiten Intifada. Die erste Folge erzählt vom Beginn des Islams und seiner Ausbreitung im 7. und 8. Jahrhundert. Zu Beginn des 7. Jahrhunderts erfolgte die Geburt einer neuen monotheistischen Religion, die des Islams. Innerhalb eines Jahrhunderts brachte die junge Religion ein Gebiet von Persien bis Spanien unter ihren Einfluss, war sie doch auch mit einem weltlichen Machtanspruch verbunden. Was bedeutete diese Verbreitung für die Millionen Nicht-Muslime, die in diesem riesigen Reich lebten? Die meisten Polytheisten konvertierten zum Islam, die Völker des Buchs – Juden und Christen also – erhielten den Status von „dhimmi“, der sie gegenüber den Muslimen je nach Ort und Epoche unterschiedlich stark schlechter stellte. Doch sie waren frei, ihre Religion weiter auszuüben.

Do, 27. Aug · 09:50-10:42 · arte
Juden & Muslime. So nah. Und doch so fern! (2/4) Miteinander leben: 721-1789

Die besondere Beziehung zwischen Juden und Muslimen in den vergangenen 1.400 Jahren ist Gegenstand dieser vierteiligen Dokumentationsreihe. Sie erzählt von der Entstehung des Islams auf der arabischen Halbinsel im 7. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, von der Maurenherrschaft in Andalusien und im Maghreb, vom Leben der Juden im Osmanischen Reich; und sie referiert die Geschichte Jerusalems bis hin zur Zweiten Intifada. Bis ins 15. Jahrhundert hinein wächst die Macht der Muslime rund um das Mittelmeer. Erst im Jahr 1492, dem gleichen Jahr, in dem Kolumbus Amerika entdeckt, ist die muslimische Herrschaft in Spanien beendet. Im indoeuropäischen Raum und rund um das Mittelmeer wird der Islam im Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit zur vorherrschenden Religion. Juden und Christen bilden in diesen Regionen zwei Minderheiten, die beide dasselbe Ziel verfolgen: sich innerhalb des Reichs den bestmöglichen Status anzueignen. Es kommt dabei ebenso zu einem kulturellen Austausch – von dem das Haus der Weisheit in Bagdad zeugt – wie zu tragische Episoden, so zum Beispiel der Zwangskonvertierung der Juden und Christen in Andalusien durch die Almohaden im 12. Jahrhundert. Im 15. Jahrhundert werden dann im Zuge der Reconquista Juden und Muslime aus Spanien vertrieben. Damit enden die Existenz von al-Andalus und die Herrschaft des Islams auf der iberischen Halbinsel.

Do, 27. Aug · 22:15-00:15 · arte
Heimat: Eine deutsche Chronik, 1/7, Fernweh (1919-1928)

Der Erste Weltkrieg ist vorbei und das Alltagsleben nimmt seinen Lauf im Dörfchen Schabbach im Hunsrück. Der junge Paul Simon kehrt 1919 aus der Kriegsgefangenschaft zurück in die idyllische, kleinbürgerliche Welt seiner Familie, die aus Vater Mathias, einem Schmied, Mutter Katharina, dem kränkelnden Bruder Eduard und der Schwester Pauline besteht. Die Familie begegnet der Kriegsniederlage pragmatisch, im Ort wird zum Gedenken an die Gefallenen ein Kriegerdenkmal errichtet. Der junge Paul spricht nach seiner Rückkehr wenig und verbringt alle Zeit mit dem Bau eines Radios auf dem Dachboden seines Elternhauses. Mit diesem Radio bringt Paul plötzlich Nachrichten aus der ganzen Welt nach Schabbach. 1922 verliebt sich Paul in Apollonia, die ein Kind von einem französischen Besatzungssoldaten erwartet. Im Dorf wird sie als Zigeunerin beschimpft und geächtet. So flieht sie nach Koblenz und heiratet dort den Vater des Kindes. Obwohl es keine Liebesheirat ist, ehelicht Paul Maria, die Tochter des Bürgermeisters, mit der er bald zwei Söhne bekommt. Pauls Schwester Pauline heiratet einen befreundeten Uhrmacher, während Bruder Eduard zum Goldgräber wird und schwer erkrankt. Auch Schabbach ist keine heile Welt: Eduard und Pauline werden Zeugen eines Angriffs auf einen Juden, und Paul entdeckt eine nackte Frauenleiche, die auf ein schweres Verbrechen schließen lässt. Eines Tages gibt Paul vor, ein Bier trinken zu gehen, und verlässt seine Familie und sein Dorf. Er wird vergebens gesucht, Maria bleibt verzweifelt zurück.

Fr, 28. Aug · 08:55-09:49 · arte
Juden & Muslime. So nah. Und doch so fern! (3/4) Trennen, verbrennen: 1789-1945

Die besondere Beziehung zwischen Juden und Muslimen in den vergangenen 1.400 Jahren ist Gegenstand dieser vierteiligen Dokumentationsreihe. Sie erzählt von der Entstehung des Islams auf der arabischen Halbinsel im 7. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, von der Maurenherrschaft in Andalusien und im Maghreb, vom Leben der Juden im Osmanischen Reich; und sie referiert die Geschichte Jerusalems bis hin zur Zweiten Intifada. Mit dem Erstarken des Bürgertums zum Ende des 18. Jahrhunderts wachsen auch die Bürgerrechte der Juden. Dennoch sind sie Opfer gewalttätiger Verfolgungen, die in der Schoah gipfeln und die zahlreiche Juden zwingen, in den muslimisch geprägten Nahen Osten auszuwandern. Europa ist Schauplatz der Weltgeschichte: Das Bürgertum beginnt sich zu emanzipieren, es kommt zur Französischen Revolution, die sich dem absoluten Machtanspruch der Monarchie entgegenstellt. In den sich entwickelnden Nationalstaatsbewegungen versuchen die Bürger, politische Mitbestimmung durchzusetzen und den Obrigkeitsstaat gegen ein liberaleres, durch ein Parlament legitimiertes Modell zu ersetzen. Gleichzeitig werden die europäischen Juden, die mittlerweile das Bürgerrecht besitzen, zur Zielscheibe eines immer konkreteren Antisemitismus. Dennoch gelingt es ihnen, in die nationalen Eliten aufzusteigen. Mit ihrem Aufstieg wächst auch ihr Interesse am Schicksal ihrer Glaubensgenossen in der muslimischen Welt, als deren Beschützer sie sich empfinden. Hin- und hergerissen zwischen Zionismus und arabischem Nationalismus wird Palästina – von den Osmanen noch Südsyrien genannt – zum Spielball religiöser sowie politischer Interessen.

Fr, 28. Aug · 09:50-10:46 · arte
Juden & Muslime. So nah. Und doch so fern! (4/4) Erinnern, streiten, bekriegen: 1945 bis heute

Die besondere Beziehung zwischen Juden und Muslimen in den vergangenen 1.400 Jahren ist Gegenstand dieser vierteiligen Dokumentationsreihe. Sie erzählt von der Entstehung des Islams auf der arabischen Halbinsel im 7. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, von der Maurenherrschaft in Andalusien und im Maghreb, vom Leben der Juden im Osmanischen Reich; und sie referiert die Geschichte Jerusalems bis hin zur Zweiten Intifada. Auf Teilen des britischen Mandatsgebietes im Nahen Osten wird 1948 der Staat Israel gegründet. Während sich weltweit jüdische Gemeinden freuen und zahlreiche Juden sich in Palästina ansiedeln, werden die dort lebenden Muslime vertrieben. Das führt bis heute zu zahlreichen Kriegen in dieser Region. In den 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts wird die Welt mit dem Grauen der Konzentrations- und Vernichtungslager konfrontiert, das den Großteil der europäischen Juden das Leben kostet und erst durch den Sieg der Alliierten über Deutschland ein Ende findet. Zahlreiche Juden waren vor den Nazis nach Palästina geflohen. Hier sollte unter britischem Mandat eine dauerhafte nationale Heimstätte für das jüdische Volk entstehen. 1948 sorgt die Gründung des Staates Israel bei den Juden von New York bis Tel Aviv für Jubel und Freude, bei Arabern und Muslimen hingegen für Wut und Verbitterung. Hunderttausende Palästinenser werden vertrieben und fliehen in der Hoffnung auf eine mögliche Rückkehr. Gleichzeitig muss die große Mehrheit der Juden in der muslimischen Welt ihre Heimat im Irak, in Ägypten, im Iran, in Syrien, in Marokko, in Tunesien und anderen Ländern binnen weniger Jahrzehnte freiwillig oder gezwungenermaßen aufgeben. Immer wieder kommt es zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen dem Staat Israel und den benachbarten arabischen Ländern. Und Jerusalem wird zur geteilten Stadt.

Fr, 28. Aug · 20:15-21:45 · ZDFkultur
Du sollst nicht lieben

Aaron ist ein angesehener Schlachter in Mea Schearim, dem ultra-orthodoxen Viertel Jerusalems, verheiratet mit Rivka und liebevoller Vater von vier Kindern. Nach dem Tod seines Vaters sucht Aaron eine Aushilfe für den Laden. Durch Zufall kommt der charismatische, heimatlose Religionsschüler Ezri in seine Schlachterei. Aaron nimmt ihn bei sich auf. Bald schon wird aus der Zusammenarbeit eine leidenschaftliche Liebesaffäre, die Aaron in eine tiefe Glaubens- und Familienkrise stürzt. Seine innere Zerrissenheit bleibt auch seiner Frau Rivka nicht verborgen. Sie vertraut sich hilfesuchend Rabbi Vaisben an, dem Oberhaupt der Gemeinde. Aaron ignoriert die Mahnungen des Rabbis, bekommt aber bald den Druck der Gemeinschaft zu spüren. Plakate an Hauswänden warnen vor einem „Sünder in der Nachbarschaft“, Tora-Schüler bedrängen ihn in seinem Geschäft, es droht die Verstoßung aus Gemeinde und Synagoge. Ezri wird von Männern der Gemeinde zusammengeschlagen und verlässt die Stadt. Nun verlangt Rivka eine klare Entscheidung von Aaron.