1. Preis in der Sparte Online für www.after-the-shoah.org von Jim Tobias…
Anfang Mai 2015 erinnerten weltweit Staaten, Verbände und Zeitzeugen an den vor genau 70 Jahren beendeten Zweiten Weltkrieg. Wie bei jedem dieser Gedenk-Anlässe meldeten sich auch wieder jene zu Wort, die einen Schlussstrich ziehen wollen. Einen Schlussstrich unter das Gedächtnis an unvorstellbare Barbarei, unter die Ermordung von Millionen und nicht zuletzt unter die eigene Verantwortung.
Glücklicherweise sind die Gegenstimmen immer noch vernehmbar. Das „Niemals vergessen“ der Zeitzeugen wird seltener, aber es hat nichts von seiner eindringlichen Kraft verloren.
Und es gibt Jüngere, die das unverzichtbare Erinnern neu beleben. Ein besonders verdienstvoller Beitrag ist das Onlineprojekt „After The Shoah.org“. Auf den konsequent zweisprachig gehaltenen Seiten dokumentiert das Nürnberger Institut für NS-Forschung und jüdische Geschichte des 20. Jahrhunderts e. V. die jüdischen Auffanglager, die die US-amerikanische Militärverwaltung einrichtete. Die DP-Camps – „DP“ stand für „Displaced Persons“ – waren Zufluchtsorte und gleichzeitig Durchgangsstationen für etwa 200.000 Überlebende des Holocaust, die nicht im Land der Täter bleiben wollten. 1950 wurden die letzten DP-Camps geschlossen. Sie hatten ihre Aufgabe als Durchgangsstationen erfüllt. Jüdisches Leben, wie es hier bereits gepflegt wurde, fand im neu gegründeten Erez Israel eine Wahlheimat, sowie in den USA, in Kanada und Australien.
Dass auch im Land der Täter Jüdisches Leben erhalten blieb, ist das Verdienst von Einzelnen. Und es sind ebenfalls Einzelne, die uns nach dem Krieg Geborenen aufzeigen, dass es neben der Verpflichtung zur Erinnerung an den Schrecken eine weitere Verantwortung gibt: Die Überlebenden und ihre Nachkommen nicht zu vergessen. Die Website „Nach der Shoah.org“ ermutigt dazu, Zeugnisse zu sammeln, sie zu veröffentlichen und so womöglich Brücken zu schlagen.
Dieses anspruchsvolle Projekt möchte die Jury des Alternativen Medienpreises 2015 fördern und verleiht dem Nürnberger Institut für NS-Forschung und jüdische Geschichte des 20. Jahrhunderts e. V. deswegen den 1. Preis in der Kategorie Online.
Herzlichen Glückwunsch!
Thorsten Steinhoff
Der Alternative Medienpreis zeichnet seit 16 Jahren Journalistinnen und Journalisten aus, die Themen mit neuen Ansätzen oder medienübergreifend behandeln. Ausdrücklich erwünscht sind Beiträge, die gesellschaftliche Missstände kritisch durchleuchten und Themen aufgreifen, die von den großen Medien vernachlässigt werden. Darstellungsformen, Formaten und Themen der Publikationen sind keine Grenzen gesetzt. Die Wettbewerbsbeiträge kommen sowohl aus nichtkommerziellen wie auch aus etablierten Medien, die neue Ansätze unkonventionell aufgreifen. In den Kategorien Print, Internet, Audio/Hörfunk und Video/Film werden je zwei Preise zu 500 Euro vergeben. Der zum vierten Mal verliehene Sonderpreis Medienkritik ist ebenfalls mit 500 Euro dotiert.
Die Preisverleihung in Anwesenheit der Preisträger und der Jury findet am 22. Mai 2015 um 20 Uhr im Fabersaal des Bildungszentrums der Stadt Nürnberg, Gewerbemuseumsplatz 2 statt. Für den musikalischen Hintergrund und rockigen Sound sorgen am 22. Mai vier Musiker von Cosmic Urban Beat Engine (C.U.B.E.) aus Leipzig. Um Anmeldung auf www.alternativer-medienpreis.de wird gebeten. Der Eintritt ist frei.