Vom 16. bis 30. April 2014…
Mi, 16. Apr · 01:05-02:45 · Das Erste (ARD)
Vier Neurosen und ein Todesfall
Nach einem Rundruf ihrer gebieterischen Mutter Shirley (Ellen Burstyn) treffen sich die erwachsenen Cooperberg-Geschwister im Hospital, um im Krankenzimmer ihres Vaters auf das Ergebnis seiner Krebsoperation zu warten. Die Mitglieder der schrecklich netten jüdischen Familie können einander nicht ausstehen, und so prallen in der angespannten Situation Ängste und gepflegte Stadtneurosen ungemindert aufeinander. Edward (Mark Blum), ein erfolgreicher Theater-Produzent und Mutters erklärter Liebling, erweist sich als notorischer Schürzenjäger. Sogar während der Vater unter dem Messer liegt, muss er zwanghaft mit einer Krankenschwester (Geneviève Brouillette) anbändeln – und wird in der Tiefgarage prompt von seiner leidgeprüften Gattin Linda (Macha Grenon) beim Seitensprung erwischt. Bruder Eli (Ted Levine), ein geborener Loser und verkrachter Poet, ist seit zehn Jahren von seiner Frau Diane (Mary McDonnell) geschieden, hat aber einmal wöchentlich mit ihr Sex auf öffentlichen Toiletten. Nesthäkchen Susan (Amanda Plummer), eine überdrehte Künstlerin, die abstrakte Bilder malt und den Eltern auf der Tasche liegt, kämpft verzweifelt um die Liebe ihrer Mutter. Um nicht erkannt zu werden, verkleidet sich Joelle (Geneviève Bujold), die heimliche Geliebte des Patriarchen, als katholische Schwester. Misstrauisch beäugt wird das illustre Familientreffen von einem schweigsamen Fernsehtechniker (Roc LaFortune), der große Mühe mit dem TV-Apparat im väterlichen Krankenzimmer hat. Aus rätselhaften Gründen ist nur ein Kanal zu empfangen, der eine endlose Dokumentation über den Holocaust zeigt. Erst als die Nachricht vom Tod des Vaters eintrifft, empfängt der Fernseher alle Programme, Sport, Krimis, Shows, Werbung.
Mi, 16. Apr · 07:30-08:00 · RBB Berlin
Die Chagall-Fenster in Mainz
Die Kirche Sankt Stephan in Mainz ist mit Fenstern des weltberühmten Künstlers Marc Chagall (1887-1985) ausgestattet, der als Jude während des Zweiten Weltkrieges von Frankreich in die USA fliehen musste. Klaus Mayer, ehemaliger Pfarrer der Kirche, musste Chagall lange dazu überreden, für einen deutschen Auftraggeber zu arbeiten. Mit den Fenstern eines jüdischen Künstlers in einer christlichen Kirche hat die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt ein wichtiges Zeichen für die jüdisch-christlichen Beziehungen gesetzt.
Do, 17. Apr · 23:45-00:30 · PHOENIX
Mythos Arche Noah
Jeder kennt die Geschichte aus der eigenen Kindheit, sie ist einer der größten Mythen aller Zeiten: Die Geschichte der Arche Noah. Doch hat sie sich wirklich so zugetragen? Neuere archäologische Entdeckungen lassen vermuten, dass der biblischen Geschichte ein historisches Ereignis zugrunde liegt: 3000 v. Chr. gab es tatsächlich eine große Flut in Mesopotamien. Noah selbst allerdings war weit davon entfernt, so zu sein, wie die Bibel ihn beschreibt. Noah träumt, dass Gott erscheint und ihn vor dem drohenden Untergang warnt. Der Herr will die Menschheit mit einer vernichtenden Überschwemmung bestrafen. Nur Noah, seine Familie und ein Paar aller Tierarten sollen verschont bleiben. Der Gott der Bibel gibt dem Mann eine detaillierte Bauanleitung für die Arche, auf der die Auserwählten die Sintflut überleben sollen. Das Holzboot von der Größe der „Titanic“ landet schließlich am Berg Ararat. Die Geschichte von der großen Flut und von Auserwählten, die durch Gottes Fingerzeig die Katastrophe überleben, taucht in den heiligen Schriften der Christen, Juden und Moslems auf. Beruht der Bericht von der Arche Noah auf historischen Tatsachen oder muss er als Mythos mit theologischer Aussage angesehen werden? Wissenschaftler untersuchen die Bibelstellen auf ihren geschichtlichen Hintergrund. Eine Arche von der angegebenen Größe nur aus Holz zu bauen, scheint nicht praktikabel. Auch gibt es für eine Flut, die den gesamten Erdball bedeckte, keine überzeugenden wissenschaftlichen Hinweise.
Fr, 18. Apr · 13:05-13:57 · arte
360° – Geo Reportage: Jerusalem im Morgengrauen
In Jerusalem, der Heiligen Stadt von Juden, Muslimen und Christen, wird sogar die Müllentsorgung bisweilen zum religiösen Konflikt. Doch ein jüdischer und ein arabischer Müllmann haben das Kunststück geschafft, sich und die Kollegen zwischen Heiligtümern und Unrat perfekt zu organisieren. „360° – Geo Reportage“ durfte die Mülltruppen durch das alltägliche Chaos der weltberühmten Stadt begleiten. In der Altstadt von Jerusalem leben rund 30.000 Menschen – Christen, Juden und Muslime – auf engstem Raum. Sie produzieren täglich Tonnen von Müll. Nachts sind die Gassen vollgestopft mit Plastiksäcken, Kartons und Abfällen, dann ist die Heilige Stadt wahrscheinlich auch eine der dreckigsten. Jedenfalls bis Männer wie Midhat und Sharon ihren Job erledigt haben. Der Araber und der Jude befehligen jeweils eine eigene Truppe von Müllmännern. Sie mögen und sie brauchen sich, denn im jüdischen Viertel kommt Midhat ohne Sharon nicht aus – und umgekehrt. Ein kleiner Traktor kämpft sich frühmorgens die Stufen des muslimischen Viertels hinauf. Ein Mann springt ab und wirft die Säcke auf die Ladefläche des Anhängers. Der Ruf des Muezzins ertönt, dann Glockengeläut. Midhat Abu Hani muss sich beeilen, bald kommen Scharen von Gläubigen und Touristen. Dann ist hier kein Durchkommen mehr. Der Araber ist Chef der motorisierten Müllabfuhr und für zwölf Traktoren verantwortlich, mit denen seine Truppe jeden Tag Unmengen Unrat von den Straßen räumt. Midhats Kollege Sharon ist Chef der Kärchertruppe und einer von 3.000 Juden, die in der Altstadt arbeiten. Er wohnt mittlerweile außerhalb der Stadtmauern, aber aufgewachsen ist er hier zwischen 25.000 Palästinensern, 500 Christen und 1.500 Armeniern. Sharon beherrscht mehrere Sprachen. Das erleichtert ihm das Arbeiten mit seinen meist palästinensischen Kollegen und verschafft ihm Respekt. Für ihn wie für Midhat beginnt die Arbeit am frühen Morgen und endet nicht vor Mitternacht. Besonders heikel ist ihr Job an den Feiertagen der verschiedenen Religionen oder bei unvorhergesehenen Zwischenfällen. Ihre Heilige Stadt sauber zu halten ist weder für Sharon noch für Midhat ein alltägliches Geschäft. Beide sehen ihren Job als persönliche Herausforderung und als Beitrag für ein friedliches Zusammenleben innerhalb der Mauern von Jerusalem.
Fr, 18. Apr · 20:15-21:44 · arte
Die Spione von Warschau (1/2)
Warschau, 1937: Französische und deutsche Geheimagenten liefern sich ein unsichtbares Gefecht auf dem Schlachtfeld der Spionage. Der neue Militärattaché der französischen Botschaft, Jean-François Mercier, wird in eine Welt von Entführung, Verrat und Intrige in den diplomatischen Salons und Seitengassen der Stadt gezogen. Diplomat Jean-François Mercier tritt seinen Posten in der französischen Botschaft in Warschau an. Abwechslung von den strengen militärischen Reglements und seiner repräsentativen Aufgabe als Stellvertreter Frankreichs in Polen verschaffen dem gutaussehenden Aristokraten seine nächtlichen Spionage-Einsätze. Zusammen mit seinem Chauffeur Marek unternimmt er einen hochriskanten Streifzug über die Grenze in das deutsche Gebiet, wobei seine Vermutung einer bevorstehende Invasion der Deutschen in Polen bestätigt wird. Um mehr über die Absichten der Nazis zu erfahren, braucht er einen deutschen Spion. Durch den Lockvogel Olga Musser, die sich als polnische Comtesse ausgibt, kann Mercier den deutschen Ingenieur Edward Uhl als Informanten gewinnen. Uhl liefert Mercier Pläne über die Aufrüstung der deutschen Panzereinheiten und den Hinweis, wo die Nazis ihre Panzer testen. Nach einer gefahrvollen Undercover-Reise in den Schwarzwald gibt es keine Zweifel mehr: Deutschland plant einen Angriff auf Polen und vermutlich auch auf Frankreich über das belgische Ardennengebirge. Mercier ist in der Pflicht, sein Vaterland Frankreich vor dieser Bedrohung zu warnen. Auf einer Abendveranstaltung lernt Mercier Anna Skarbek kennen, die als Anwältin für den Völkerbund arbeitet und mit Max Mostov, einem sowjetischen Journalisten, zusammenlebt. Als Mercier sich in Anna verliebt, gefährdet die leidenschaftliche Affäre nicht nur Merciers Spionagearbeit, sondern auch Annas Leben …
Fr, 18. Apr · 21:45-23:13 · arte
Die Spione von Warschau (2/2)
1939 – der Krieg wirft seine Schatten über Europa: Colonel Mercier setzt alles daran, einen hochrangigen Informanten in Berlin zu gewinnen. Doch das französische Militär will Merciers Warnungen eines bevorstehenden Einmarschs in Polen nicht genügend Gehör schenken. Mercier kann sich aus den Händen der deutschen Entführer befreien. Unbeirrt arbeitet er daran, den französischen Generalstab von dem Einmarsch der deutschen Truppen in Polen und Frankreich selbst zu warnen. In der Tschechoslowakei macht er den deutschen Lehrer Julius Halbach ausfindig, der von der Gestapo als Verräter gesucht wird. Mercier bietet ihm an, ihm die Ausreise in die Schweiz zu ermöglichen, wenn er den Kontakt zu einem alten Freund in der Gestapo-Zentrale in Berlin herstellt. Mercier und Halbach reisen zusammen nach Berlin, in die Höhle des Löwen, wo sie einen neuen Informanten, angesiedelt im IN6, der wichtigen Strategieabteilung, treffen. In Warschau erklärt inzwischen Pakulski Anna, dass Max Mostovs Verschleppung durch die Russen nicht Merciers Schuld sei. Doch Anna sieht keine Zukunft in ihrer Liebe zu Mercier. In Paris erntet Mercier für seinen heldenhaften Einsatz für sein Vaterland viel Lob und wird befördert, aber der Generalsstab zweifelt an den Informationen aus Deutschland und bleibt seinem bisherigen Glauben an die Wirksamkeit der Maginot-Linie treu. Begleitet von dem jüdisch-russischen Ehepaar Rozen flüchtet Mercier niedergeschlagen auf seinen Landsitz ins Elsass. Als die Sowjets das neue Versteck der Rozens herausfinden und einen Killer auf sie ansetzen, fliehen die beiden in die Bretagne und Merciers Kampfgeist wird erneut entfacht … Coky Giedroycs packender Spionagethriller zieht virtuos die Register des stimmungsvollen Agententhrillers. Die britische Regisseurin Coky Giedroyc konnte bereits Erfolge mit den Serien „Sherlock“ (2010) u nd „The Hour“ (2011) verzeichnen.
Sa, 19. Apr · 20:15-22:15 · 3sat
Der große Diktator
Der Diktator Hynkel – eine Karikatur Hitlers – wird nach dem Einmarsch seiner Truppen in das Land Austerlich mit seinem Doppelgänger, einem aus dem KZ entflohenen jüdischen Barbier, verwechselt. Der verstörte kleine Mann wagt es, statt der erwarteten Staatsrede einen flammenden Appell für Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Frieden abzugeben. „Der große Diktator“, Charles Chaplins erster Dialog-Film, ist ein persönliches und politisches Bekenntnis. Eine traurige Farce, eine hellsichtige Slapstick-Satire mit tief bewegenden Zügen.
So, 20. Apr · 23:25-00:55 · Das Erste (ARD)
Meine Frau, unsere Kinder und ich
Gesundheitliche Probleme zwingen den pensionierten Agenten Jack zur Regelung wichtiger familiärer Angelegenheiten. Sein Schwiegersohn Greg hat sich inzwischen als Familienvater bewährt und soll auch die Rolle des Clan-Führers übernehmen. Greg fühlt sich geschmeichelt – kann er der moralischen Verantwortung, die sein Schwiegervater ihm aufbürdet, als Vertreter eines Potenzmittels gerecht werden? Im dritten Teil der erfolgreichen Familienkomödie erhält Ben Stiller als Krankenpfleger wieder gut gemeinte Ratschläge von Robert De Niro als nervendem Schwiegervater. Neben Owen Wilson als Traumtänzer drehen Dustin Hoffman und Barbara Streisand als Hippieeltern mit am komödiantischen Schwungrad. Die Begegnung mit Horrorschwiegervater Jack (Robert De Niro) erwies sich als beinharte Prüfung für den frisch verheirateten Greg Focker (Ben Stiller). Fünf Jahre später ist er selbst Vater zweier kleiner Kinder, und das Verhältnis zu dem pedantischen Ex-Agenten könnte nicht besser sein. Als Verfechter konservativer Grundwerte nimmt Jack wohlwollend zu Kenntnis, dass der Schwiegersohn seine Zwillinge auf eine teure Eliteschule schicken will und auch endlich ein Haus baut. Prompt gerät Greg an seine finanzielle Grenze, zumal der eigenwillige Bauleiter (Harvey Keitel) die Fertigstellung des Eigenheims endlos hinauszögert. Der lukrative Nebenjob als Promotor eines neuen Medikaments kommt da gerade recht. Als der misstrauische Schwiegervater herausfindet, dass Greg für ein Potenzmittel wirbt und offenbar eine heiße Affäre mit einer attraktiven Pharmavertreterin (Jessica Alba) hat, zweifelt Jack erneut an seinem Schwiegersohn. Wäre der Überflieger Kevin (Owen Wilson) für seine Tochter nicht die bessere Wahl gewesen? Mit dem Auftauchen von Gregs Eltern Bernie (Dustin Hoffman) und Rozalin (Barbara Streisand) ist das Chaos perfekt. „Meine Frau, ihre Eltern und ich“ zählt zu den großen Kassenerfolgen der vergangenen Dekade. Nach der amüsanten Fortsetzung geht der bewährte Familienzwist nun in die nächste Runde. Zum Erfolg der perfekt getimeten Komödie trägt nicht nur das außergewöhnliche Ensemble bei, in dem selbst Nebenrollen mit Stars wie Harvey Keitel, Jessica Alba und Owen Wilson besetzt sind. Die satirische Familiensaga spiegelt den politischen Riss in der amerikanischen Gesellschaft wider: Wenn Ben Stiller als harmoniesüchtiger Schwiegersohn zwischen Robert De Niro als verklemmtem Republikaner sowie Dustin Hoffman und Barbara Streisand als jüdische Alt-Hippie-Eltern aus dem demokratischen Lager vermitteln will, bleibt kein Auge trocken.
Mo, 21. Apr · 17:30-18:00 · BR
Weltreisen: Israels viertes Meer – Eine Reise rund um den See Genezareth
Seit biblischen Zeiten ist der See Genezareth bekannt. Schließlich wandelte schon Jesus über den See. Das Kamerateam begibt sich auf eine Reise um den See herum, um den Zuschauern Land und Leute in einer der schönsten Regionen des Heiligen Landes vorzustellen. Richard C. Schneider besucht das Benediktinerkloster Tabgha, eine christliche Pilgerstätte, die unmittelbar mit dem Wirken Jesu in Verbindung gebracht wird. Die Klosterkirche heißt „Brotvermehrungskirche“, da sie als Ort der „Speisung der Fünftausend“ gilt. Seit biblischen Zeiten ist der See Genezareth bekannt. Schließlich wandelte schon Jesus über den See. Das Kamerateam begibt sich auf eine Reise um den See herum, um den Zuschauern Land und Leute in einer der schönsten Regionen des Heiligen Landes vorzustellen. Richard C. Schneider besucht das Benediktinerkloster Tabgha, eine christliche Pilgerstätte, die unmittelbar mit dem Wirken Jesu in Verbindung gebracht wird. Die Klosterkirche heißt „Brotvermehrungskirche“, da sie als Ort der „Speisung der Fünftausend“ gilt. In Tabgha leben seit 1939 Benediktinermönche. Mönche und deutsche Volontäre arbeiten gemeinsam in der Jugend- und Behindertenbegegnungsstätte Beit Noah, einem Teil des Komplexes aus Brotvermehrungskirche und Kloster.
Mo, 21. Apr · 19:30-20:15 · ZDF
Strafsache Jesus
Es ist das dramatische Finale eines einzigartigen Lebens. Im April des Jahres 30 kommt der Wanderprediger Jesus von Nazareth nach Jerusalem. Der Mann aus Galiläa steht auf dem Höhepunkt seiner Popularität. Bereits beim Einzug in die Stadt feiert ihn das Volk als „Messias“. Mit seiner spektakulären Vertreibung der Geldwechsler aus dem Tempelbezirk sorgt der selbsternannte Reformator für weiteres Aufsehen. Eine kalkulierte Provokation gegen den Hohen Rat der Juden? Jesus hatte die Sabbatruhe verletzt, die Speisetabus bestritten und das Gesetz Mose in Frage gestellt. Zu viel für die frommen Männer um den Hohen Priester Kaiphas. Jetzt soll kurzer Prozess mit dem „Unruhestifter“ gemacht werden. Wer war schuld am Tod Jesu? In einem „Faktencheck“ rollt ZDF-Moderatorin Petra Gerster die „Strafsache Jesus von Nazareth“ neu auf. Seit Jahrhunderten besuchen fromme Pilger die angeblichen Schauplätze des Prozesses Jesu. Doch Archäologen und Historiker weisen auf zahlreiche Unstimmigkeiten hin, deuten die Widersprüche in der biblischen Überlieferung. Was ist Wahrheit, was fromme Legende? Und mit welcher Absicht erzählen die Evangelisten vom dramatischen Ende des Jesus aus Nazareth? In Jerusalem, am historischen Tatort, geht Petra Gerster auf Spurensuche, trifft Experten, prüft Indizien im wohl bekanntesten Kriminalfall der Geschichte. „Gelitten unter Pontius Pilatus“, so spricht das Glaubensbekenntnis der Christen. Welche Leiden, welche Folter hatte der Mann aus Nazareth zu ertragen vor seiner Kreuzigung? Hatte Jesus überhaupt einen ordentlichen Strafprozess? Und konnte sich der römische Statthalter Pilatus zu Recht die Hände in Unschuld waschen, wie es der Evangelist Matthäus schreibt?
Mi, 23. Apr · 00:15-01:51 · arte
Das Herz von Jenin
Eine zutiefst menschliche Geste im Angesicht der größten Tragödie: Im November 2005 stirbt der zwölfjährige Sohn des Palästinensers Ismael Khatib im Flüchtlingslager Jenin durch die Kugeln israelischer Soldaten. Trotz seiner Trauer entscheidet der Vater, die Organe seines Sohnes Ahmed an israelische Kinder zu spenden und damit deren Leben zu retten. Zwei Jahre später begibt er sich auf eine Reise quer durch Israel, um die Organempfänger und deren Familien zu besuchen. Die Filmemacher Leon Geller und Marcus Vetter haben ihn begleitet. Die Familie Khatib lebt im Flüchtlingslager Jenin im Westjordanland. 15.000 Menschen leben an diesem Ort, der vom israelischen Militär als Hochburg des Terrorismus bezeichnet wird. Am 5. November 2005 bittet der zwölfjährige Ahmed Khatib seine Eltern, in der Stadt eine Krawatte für die beginnenden Festtage kaufen zu dürfen. Unterwegs trifft er zwei Freunde, von denen einer sein Spielzeuggewehr dabei hat, und so spielen die Kinder Krieg. Wie so oft an Festtagen ist eine israelische Patrouille im Camp, um einen gesuchten Terroristen aufzuspüren. Ahmed rennt mit seiner Spielzeugwaffe über die Straße. Plötzlich werden zwei Schüsse abgefeuert. Sie treffen den Jungen in Kopf und Brust. 24 Stunden später stirbt er in den Armen seiner Eltern. Der Krankenpfleger aus dem Rambam-Krankenhaus in Haifa fragt den Vater, ob er bereit wäre die Organe seines Sohnes zu spenden. Ismael Khatib ruft seinen ältesten Bruder an, holt sich den Segen des Imam aus Jenin und informiert die weltliche Autorität des Flüchtlingslagers, Zbydi Zakaria, den Chef der militanten Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden. Alle stimmen der Transplantation zu. Für sechs Menschen ist es die Chance, durch Ahmeds Organe weiterzuleben. „Das Herz von Jenin“ rekonstruiert die damaligen Ereignisse und begleitet Ismael Khatib auf einer Reise zu den Kindern, die heute mit Ahmeds Organen leben: Zu Mohammad, einem kleinen Beduinenjungen aus der Negev-Wüste, zu Samah, einer drusischen Teenagerin aus dem Norden Israels, und zu Menuha, der Tochter einer jüdisch-orthodoxen Familie aus Jerusalem. Der Dokumentarfilm von Leon Geller und Marcus Vetter porträtiert Menschen, die lernen, mit dem alltäglichen Konflikt und der alltäglichen Gewalt zu leben, und trotzdem ihre Hoffnung auf Frieden nicht aufgeben.
Do, 24. Apr · 23:45-00:15 · SWR BW
lesenswert
Per Leo entschied sich dafür, sich der Geschichte seines Großvaters zu stellen, der ein Nazi-Verbrecher war. Sein Debut „Flut und Boden“ ist ein Roman, der mit literarischen Mitteln der Frage nachgeht, wie der Massenmord an den Juden nach mehr als einem halben Jahrhundert immer noch unser Bewusstsein prägt. Außerdem spricht Thea Dorn mit Dennis Scheck über die Autorin Sibylle Lewitscharoff und ihr neues Buch „Killmousky“. Per Leo wurde 1972 geboren – weit genug weg von den Verbrechen des Nationalsozialismus. Doch irgendwann holen sie ihn ein. Denn sein Großvater Friedrich Leo war ein Nazi-Verbrecher. Das Schweigen darüber lähmt ihn, bis er sich der Geschichte seines Großvaters stellt. Per Leos Debut ist ein Roman, der sich kaum von der Realität entfernt, sondern mit literarischen Mitteln der Frage nachgeht, wie der Massenmord an den Juden nach mehr als einem halben Jahrhundert immer noch unser Bewusstsein prägt. „Flut und Boden“ ist eines der aufsehenerregendsten Debuts dieses Frühjahrs. Es stand auf der Auswahlliste zum Deutschen Buchpreis.
Fr, 25. Apr · 10:55-11:25 · HR
Die Vermittler: Das jüdische Museum Berlin – Ghetto des Gedenkens
Jeans und Minirock bleiben in der Umkleidekabine. In dezentem Schwarz mit einem markanten roten Schal, so präsentieren sich die „Hosts“, die Besucherbetreuer, im Jüdischen Museum Berlin. Sie sind Vermittler der ganz besonderen Art: jung, freundlich, optimistisch. Lachen während der Arbeit ist durchaus erwünscht. Ein Team engagierter Studenten, das weniger die Exponate bewacht, als vielmehr dem Besucher des Jüdischen Museums Mut machen soll: Verlasst das Getto des Gedenkens. Jüdische Geschichte in Deutschland ist mehr als die Erinnerung an Auschwitz, denn was vor 2.000 Jahren begann, hat mit dem „Dritten Reich“ nicht aufgehört.
So, 27. Apr · 13:00-13:45 · BR-alpha
Auf Jesu Spuren im Heiligen Land
Manche Stätten sind weltberühmt, ob der historische Jesus tatsächlich genau dort wirkte oder nicht. Andere wollen immer wieder neu entdeckt werden und sind allenfalls denen vertraut, die sich selbst schon einmal auf Jesu Spuren ins Heilige Land begeben haben. Richard Schneider und sein Team haben sich aufgemacht zu diesen Orten. Immer wieder zeigt sich, wie die Ereignisse und Erzählungen der Evangelien das Land (und die Welt) verändert haben: In Jerusalem wird das am Teich von Betesda deutlich, wo Jesus am Sabbat einen Kranken heilte. Hier steht die Kreuzfahrerkirche St. Anna auf uralten Grundmauern, Manche Stätten sind weltberühmt, ob der historische Jesus tatsächlich genau dort wirkte oder nicht. Andere wollen immer wieder neu entdeckt werden und sind allenfalls denen vertraut, die sich selbst schon einmal auf Jesu Spuren ins Heilige Land begeben haben. Richard Schneider und sein Team haben sich aufgemacht zu diesen Orten. Immer wieder zeigt sich, wie die Ereignisse und Erzählungen der Evangelien das Land (und die Welt) verändert haben: In Jerusalem wird das am Teich von Betesda deutlich, wo Jesus am Sabbat einen Kranken heilte. Hier steht die Kreuzfahrerkirche St. Anna auf uralten Grundmauern, Zeugin einer Jahrtausende langen Geschichte. Zeugin auch der muslimischen Herrschaft im Heiligen Land: Weil die Muslime die Kirche als Moschee nutzten, steht sie noch heute. Überall begegnen den Filmemachern die heutigen Bewohner des Heiligen Landes, Juden, Christen und Muslime, Palästinenser und Israelis, Menschen aus aller Welt. Die politische Situation in Israel und im Westjordanland ist ständig präsent. Die Reise endet in Bethlehem. Hier soll er geboren worden sein, der „Friedefürst“. Heute durchschneidet hier eine Mauer das Land.
Mo, 28. Apr · 04:00-04:52 · arte
Halbmond über Köln – Der Streit um den Bau der Moschee
In Köln leben über 120.000 Muslime. Damit ist die rheinische Metropole im Verhältnis die größte türkische Stadt Deutschlands. Bisher war der berühmte gotische Dom das Wahrzeichen der Stadt. Nun soll ein zweites spektakuläres Gotteshaus die Skyline prägen: Im innenstadtnahen Viertel Ehrenfeld wird eine der größten und modernsten Moscheen Europas errichtet – von Paul Böhm, einem Kölner Architekten, der für christliche Kirchen berühmt ist. Das spektakuläre Bauwerk spaltet die Stadt in vehemente Gegner und Befürworter, ein hochemotionaler Streit um die Integration von Muslimen entsteht. Mittendrin: der ehemalige Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU), Bezirksbürgermeister Josef Wirges (SPD), der Schriftsteller Ralph Giordano und der Dialogbeauftragte des Bauherrn, der DITIB, Bekir Alboga. Während der jüdische Publizist Giordano sich vehement und provokant gegen den Bau des repräsentativen Bauwerks ausspricht, kämpfen die Politiker Seite an Seite mit der DITIB für den Neubau. Ein weiterer Gegenspieler ist die rechtsextreme Gruppe Pro Köln, die die Ängste vieler alteingesessener Kölner kennt und sie für ihre politischen Ziele instrumentalisiert. Schauplatz der Handlung ist der ehemalige Arbeitervorort Ehrenfeld. Er wird gerne als der Kölner Stadtteil gelobt, in dem das multikulturelle Zusammenleben besonders gut funktioniert: Die Deutschen kaufen in den türkischen Gemüseläden ein, die Studenten essen ihren Döner und die Deutsch-Türken sprechen nicht selten Kölner Slang. Es herrscht ein Klima liberaler Offenheit. Doch viele alteingesessene Ehrenfelder befürchten, dass das fragile multikulturelle Gleichgewicht im Viertel durch ein repräsentatives islamisches Bauwerk kippen könnte. Sie empfinden die neue Moschee als türkisches Machtsymbol und haben Angst, dass ihnen die vertraute Umgebung fremd wird. Vom plötzlich massiv aufbrandenden Widerstand werden selbst die erfahrenen Politiker Schramma und Wirges überrascht und für viele Muslime, die seit Jahrzehnten in Ehrenfeld leben, ist er ein Schlag ins Gesicht. Sie glauben, dass ihnen ein würdiges Gebetshaus zusteht, und verstehen die Ängste der deutschen Bürger nicht. Viele junge Deutsch-Türken besinnen sich auf ihre Wurzeln, wenden sich der Religion zu und fühlen sich in der deutschen Gesellschaft immer weniger zu Hause. Die entscheidende Frage drängt sich immer mehr in den Vordergrund: Wird die Moschee die Integration der Muslime fördern, oder trägt sie eher zu ihrer Abschottung von der Mehrheitsgesellschaft bei? Die Dokumentation zeigt die ersten heftigen Proteste im Jahr 2007, kurz nachdem die Pläne zum Moscheebau in der Bevölkerung bekannt wurden. Sie folgt dem turbulenten Ablauf der Ereignisse bis zur Erteilung der Baugenehmigung, dem Abriss der alten Moschee und den beginnenden Arbeiten zum Neubau im Jahr 2010. Darüber hinaus setzt sie sich damit auseinander, dass zwei Kulturen, die seit über 40 Jahren friedlich nebeneinander leben, plötzlich aufeinanderprallen. Er zeigt, wie ein diffuses Gefühl des gegenseitigen Fremdseins zu heftigen Aggressionen führt, und dass viele Türken kaum in Westeuropa heimisch geworden sind. Und sie führt vor Augen, wie sehr die alten Fronten von Rechtsgesinnten und Antifaschisten die deutsche Gesellschaft immer noch prägen.
Mo, 28. Apr · 08:55-09:48 · arte
Ausgelacht!? Karikaturen und Pressefreiheit
Wie steht es um die Meinungsfreiheit? Das 2006 im Zuge der Affäre um die Mohammed-Karikaturen ins Leben gerufene multimediale Projekt „Ausgelacht!? – Karikaturen und Pressefreiheit“ befragt Pressezeichner zu diesem Thema, die als Künstler und Journalisten an vorderster Front der politischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzungen des 21. Jahrhunderts stehen. Nicht nur in Diktaturen haben Journalisten und Zeichner mit Tabus und Einschränkungen zu kämpfen, auch in unseren „freien“ Medien gibt es mehr Tabu-Themen, als am allgemeinhin vermutet. Zu Wort kommen u.a. der Franzose und Mitbegründer der Initiative Cartooning for Peace, Plantu, der Berliner Karikaturist Rainer Hachfeld und der amerikanische Karikaturist und Kolumnist Jeff Danziger. Das Projekt gliedert sich in einen Dokumentarfilm und eine Webdoku. Es setzt die Pressezeichnungen wie geschichtliche Quellen ein, die helfen sollen, die jeweilige Problematik einzuordnen und zu analysieren. In einer Welt, in der sich Geschichte, Wissen und Mentalitäten ständig verändern und neue Technologien erfunden werden, muss das Recht auf freie Meinungsäußerung immer wieder neu erstritten und verteidigt werden. Wie es um die Meinungsfreiheit eines Landes bestellt ist und welche Tabus dort herrschen, lässt sich am Umgang mit den Karikaturen von Pressezeichnern ablesen, ob in Israel, Palästina, Deutschland, Tunesien, Frankreich, Belgien oder den Vereinigten Staaten, wie der Dokumentarfilm „Ausgelacht!? – Karikaturen und Pressefreiheit“ umreißt. Zu Wort kommen u.a. der Franzose und Mitbegründer der Initiative Cartooning for Peace, Plantu, der Berliner Karikaturist Rainer Hachfeld und der amerikanische Karikaturist und Kolumnist Jeff Danziger. Aufgrund ihrer außergewöhnlichen Stellung innerhalb der Medienlandschaft unterscheiden sich die Pressezeichner in ihren Äußerungen oft stark von der offiziellen Linie und decken damit Tabus auf, wie die vor kurzem wieder aufgeflammte Diskussion um die Mohammed-Karikaturen aus dem Jahr 2006 öffentlichkeitswirksam bewiesen hat. Ein Bild sagt auch hier oft mehr als tausend Worte. Doch neben dem Tabu religiöser Darstellungen bremsen auch wirtschaftliche Zwänge das Gewicht der Geschichte und real existierende oder imaginäre Mauern die Meinungsfreiheit aus. Seit dem 11. September 2001 hat es auch in vielen Demokratien weltweit Einschränkungen der Meinungsfreiheit gegeben. Und um genau diese Veränderung geht es in dem Dokumentarfilm. Die Webdoku, der zweiten Teil des Projekts, dokumentiert, wie die Welt zwischen Abkapselung und absoluter Transparenz schwankt. Es tobt ein Krieg der Weltanschauungen, und totgeglaubte Begriffe wie Blasphemie, staatsfeindliche Äußerung, Zensur, Verbot und Revolution tauchen plötzlich wieder auf. Vor diesem Hintergrund gehören Freiheit, freie Meinungsäußerung und das Recht auf bildliche Darstellungen jeglicher Art mehr als je zuvor zu den zentralen politischen Herausforderungen der Gegenwart. Die Webdoku zeichnet die neuen Grenzen der Meinungsfreiheit anhand präziser Aussagen der Karikaturisten aus aller Welt nach und begleitet den Internetbesucher auf seiner Entdeckungsreise. Gemeinsam mit den Pressezeichnern entsteht eine Weltkarte der Tabus und Einschränkungen. Karikaturisten müssen listenreich vorgehen, um die eigene Botschaft zu verkünden und gleichzeitig der staatlichen Zensur, Verboten, wirtschaftlichen Zwängen und manchmal auch der Selbstzensur zu trotzen. Jeder der 40 interviewten Karikaturisten ist in seinem Land täglich mit spezifischen Verboten konfrontiert. Im Laufe des Jahres werden weitere 40 Pressezeichner die Karte ergänzen. Zudem werden aktuelle Entwicklungen eingearbeitet. Die aktualisierbare Karte soll ein bleibendes Werkzeug sein, eine Kartographie der Meinungsfreiheit und der Tabus weltweit.
Mo, 28. Apr · 23:10-00:40 · ZDF
Eine dunkle Begierde
Zürich um 1904: Carl Gustav Jungs (Michael Fassbender) neue Patientin, Sabina Spielrein (Keira Knightley), schreit, verkrampft sich und spielt mit Dreck. Für Jung eine Gelegenheit, die neue Gesprächstherapie des Wiener Arztes Sigmund Freud auszuprobieren. Mittels der Psychoanalyse legt Jung bei Spielrein schon bald masochistische Begierden frei, die in ihrer Kindheit angelegt wurden. Die junge, intelligente Frau, eine jüdische Studentin aus gutem Hause, reagiert ungewöhnlich gut auf die neue Methode. Und auf ihre Bitte hin macht Jung sie schließlich zu seiner Assistentin. Das Verhältnis zwischen Arzt und Patientin wird immer enger, bis der verheiratete Jung sich schließlich auf eine Affäre mit Spielrein einlässt. Als Jung seinen Mentor Freud (Viggo Mortensen) einweiht, ist dieser entsetzt. Er fürchtet um den ohnehin schon zweifelhaften Ruf der Psychoanalyse und deren potenziellen Missbrauch. Es kommt zum Bruch zwischen Freud und Jung um die schöne Sabina Spielrein.
Mo, 28. Apr · 23:15-00:45 · NDR Niedersachsen
The Voice of Peace – Der Traum des Abie Nathan
Ein Mann – und sein Traum von einer heilbaren Welt. So könnte die Überschrift über dem Leben des außergewöhnlichen Friedensaktivisten Abie Nathan (1927 bis 2008) aus Tel Aviv lauten. Eric Friedler folgt filmisch mit einem innovativen Einsatz von dokumentarischen Fotos und sorgsam recherchierten Archivbildern der verschlungenen Biografie von Abie Nathan quer über den Erdball. Begleitet von dem begeisternden Sound der Musik der 1960er-, 1970er- und 1980er-Jahre zeigt der Film die vielen Wendungen eines Ausnahmelebens. Ein Mann – und sein Traum von einer heilbaren Welt. So könnte die Überschrift über dem Leben des außergewöhnlichen Friedensaktivisten Abie Nathan (1927 bis 2008) aus Tel Aviv lauten. Abie Nathan, ehemaliger Kampfpilot und später überzeugter Pazifist, lebte nach dem Motto: „Sei du selbst die Veränderung, die du in der Welt sehen willst.“ Mit einer Handvoll Freiwilliger machte er sich auf in die Krisenregionen seiner Zeit: Naturkatastrophen, Hungersnöte, Kriegsschäden. Abie Nathan verließ sich nicht auf Organisationen, sondern mobilisierte Freiwillige und Sponsoren, half spontan und unbürokratisch. Sein persönlicher Charme und die Leidenschaft für seine Sache öffneten ihm die Türen bei damals prominenten Künstlern und Staatsmännern. Mit ungewöhnlicher Direktheit und überraschenden Gesten setzte er maßgeblich den Aussöhnungsprozess zwischen der arabischen Welt und Israel in Gang. Legendär ist sein Piratensender „The Voice of Peace“, der von 1973 bis 1993 „von irgendwo im Mittelmeer“ neben moderner Popmusik Friedensbotschaften in den Mittleren Osten sendete. Unterstützt von internationalen Musikgrößen jener Zeit: John Lennon, George Harrison, Gloria Gaynor, Joan Baez oder Peter „Pete“ Seeger. Abie Nathan hatte jedoch immer mehr als Israel im Blick: Ihm ging es um die ganze Welt und um jeden einzelnen Menschen darauf. Anlässlich seines Einsatz bei der Hungersnot im afrikanischen Biafra (1969) sagte er in einem Interview: „Es ist einfach die Pflicht eines jeden menschlichen Wesens, hierher zu kommen und zu helfen.“ Yoko Ono, Zubin Mehta, Michael Caine, Shimon Peres, Daniel Barenboim, viele Prominente, internationale Weggefährten aus Politik und Kultur: Mit ihren Erinnerungen und Einschätzungen entreißt der vielfach ausgezeichnete Dokumentarfilmregisseur Eric Friedler (u. a. „Aghet – Ein Völkermord“, „Der Sturz“, „Ein deutscher Boxer“) Abie Nathan dem Vergessen und entdeckt für die Nachgeborenen nicht nur einen großen Freund der Menschen, sondern auch einen unermüdlichen Ideenproduzenten, charmanten Bohemien und einfallsreichen Unternehmer. Denn es war Lebemann Abie Nathan, der den Hamburger nach Israel brachte und sein Lokal Café California war quirliger Treffpunkt für die junge, angesagte Szene der wachsenden Metropole Tel Aviv. Eric Friedler folgt filmisch mit einem innovativen Einsatz von dokumentarischen Fotos und sorgsam recherchierten Archivbildern der verschlungenen Biografie von Abie Nathan quer über den Erdball. Begleitet von dem begeisternden Sound der Musik der 1960er-, 1970er- und 1980er-Jahre zeigt der Film die vielen Wendungen eines Ausnahmelebens: Im Jahr 1966 flog Abie Nathan in einer spektakulären Aktion mit seinem Privatflugzeug „Shalom 1“ nach Port Said und raubte dem im Kriegszustand mit Ägypten lebenden Israel den Atem – zurückgekehrt wurde er prompt verhaftet. Silvester 1976 verbrachte Abie Nathan mit seinem Radioschiff auf dem Suezkanal, damals ein krimineller Akt für einen israelischen Staatsbürger. Ins Gefängnis kam er jedoch erst wieder 1991, als er sich mit PLO-Chef Arafat traf. Drei Jahre später erhielt Shimon Perez gemeinsam mit Arafat übrigens den Friedensnobelpreis. Politpoet, Menschenfreund und Musikfan: Gerade heute ist Abie Nathans Leben eine Inspiration für unsere komplexe, verwundete Welt. Eric Friedler dazu im Interview: „Abie wäre heute sicher längst in Syrien, auf den Philippinen oder auf Lampedusa.“
Mo, 28. Apr · 23:30-00:15 · Das Erste (ARD)
Entartet, Enteignet, Entdeckt – Die Spur der verschwundenen Bilder
Die Kunst war kein Nebenschauplatz des Zweiten Weltkriegs – Hitlers Krieg war auch ein Krieg um wertvolle Bilder. Das hat der Fall Gurlitt ins Bewusstsein geholt. Seitdem in der Münchener Wohnung und im Salzburger Haus von Cornelius Gurlitt insgesamt über 1.300 Gemälde und Grafiken unklarer Herkunft entdeckt wurden, ist das Thema Raubkunst ebenso wie das Schicksal der „entarteten“ Kunst wieder aktuell. Denn Cornelius Gurlitt ist der Sohn von Hitlers bevorzugtem Kunsthändler Hildebrand Gurlitt. Welche Geschichten stecken hinter den aufgetauchten Bildern? Welchen Weg haben sie im einzelnen genommen, bis sie bei Gurlitt auftauchten? Welche von ihnen wurden jüdischen Besitzern zu Spottpreisen abgepresst? Welche als „entartet“ von den Nationalsozialisten aus deutschen Museen entfernt und enteignet? Wie lief das ab? Welche Rolle spielte dabei der Kunsthandel zwischen 1933 und 1945? Und wie funktionierte die „große Vertuschung“ in den Jahrzehnte danach, bei der niemand im deutschen und internationalen Kunsthandel so genau wissen wollte, woher die Werke letztlich kamen? „Das mache ich der Branche schon zum Vorwurf, dass sie die Augen verschlossen hat“, sagt der deutsch- amerikanische Provenienzforscher Willi Korte. Die ARD-Dokumentation „Entartet, enteignet, entdeckt“ verfolgt exemplarisch und minutiös die Spur dreier Bilder auf Gurlitts Liste zurück in die Vergangenheit: der „Dompteuse“ von Otto Dix, die ursprünglich Teil der umfangreichen Sammlung des kunstverrückten Ismar Littmann in Breslau war, eines Aquarells von Wilhelm Lachnit, das nach Dresden zum Anwalt Fritz Salo Glaser führt, und eines Werks von Henri Matisse, das in Frankreich aus einer Privatsammlung geraubt wurde. ,,Die Deutschen haben etwa 100.000 Kulturgüter in Frankreich gestohlen, 60.000 sind zurück. Und der Rest?“, so die französische Kunsthistorikerin Emmanuelle Polack, die sich im Fall Gurlitt mehr Offenheit und Zusammenarbeit wünscht. Ein Team aus Wissenschaftlern arbeitet daran, die Herkunft all der in München und Salzburg entdeckten Werke zu klären – auch, um zu entscheiden, wem sie wirklich gehören und wer sie zurückerhalten sollte. Der internationale Druck ist hoch. ,,Wir sind mal wieder die Nation, die der Welt erklären muss. warum bei uns die Täter geschützt werden und die Opfer um ihre Rechte bitten: Nämlich um die Rückgabe ihrer Bilder,“ resümiert der Kunstexperte Stefan Koldehoff, der mit seinem Buch über das Geschäft mit der NS-Raubkunst auch den Fall Gurlitt ins Visier nimmt. Die Dokumentation erzählt einen „Kunstkrimi“ über ein Kapitel deutscher Geschichte, der Vergangenheit und Gegenwart verbindet. Sie enthüllt Mechanismen von Geschäftssinn und Gleichgültigkeit, die teilweise bis heute wirksam sind, und findet Antworten, warum im Bereich der Kunst die deutsche Geschichte zwischen 1933 und 1945 zu wenig aufgearbeitet wurde.
Mo, 28. Apr · 23:45-01:40 · MDR Sachsen
Simon
Südschweden, kurz vor dem Ausbruch des 2. Weltkriegs: Simon Larsson (Bill Skarsgård) lebt mit seinen Eltern Karin (Helen Sjöholm) und Erik (Stefan Gödicke) in einem kleinen Haus an der Küste vor Göteborg. Die Eltern sind einfache, aber liebevolle und prinzipientreue Menschen. Während der Vater, ein bodenständiger Arbeiter, ihn am liebsten zum Handwerker machen würde, ist Simon ein Bücherwurm. Oft hat er das Gefühl, nicht in die Familie zu passen. Sein bester Freund ist eine Eiche, in deren Krone er sich in seine eigene Traumwelt flüchtet. Mutter Karin unterstützt und fördert ihren Jungen so gut sie kann. Dank ihrer Hilfe geht er schließlich auf die höhere Schule in der Stadt, wo er sich mit Isak (Karl Linnertorp) anfreundet, dem Sohn des reichen Buchhändlers Ruben Lentov (Jan Josef Liefers). Isaks Familie ist aus Nazi-Deutschland geflohen und hat in Schweden eine neue Heimat gefunden. Simon lernt durch die Lentovs eine Welt der Bildung und Kultur kennen, Ruben nimmt ihn an wie einen zweiten Sohn. Erik kümmert sich dagegen um Isak. Dann bricht der 2. Weltkrieg aus. Isak, durch die Flucht traumatisiert, zieht sich zurück. Ruben bringt ihn bei den Larssons unter. Beide Familien wachsen immer mehr zusammen und ihre Schicksale verflechten sich über Jahrzehnte hinweg. Erst spät – nach dem Krieg – erfährt Simon, dass er adoptiert wurde und einen jüdischen Vater hat. Gemeinsam mit Ruben Lentov fährt er nach Berlin, auf der Suche nach seinen Wurzeln. Dabei taucht er in eine Welt der Kultur und Musik ein, die ihn auch nach seiner Rückkehr nach Schweden nicht mehr loslassen wird.