Ferien-Fernsehtipps für den August

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Vom 01. bis 15. August 2012…

Mi, 1. Aug · 01:10-01:36 · arte
Was Du nicht siehst, 22/40, Jerusalem

Die junge französische Journalistin Sophie Massieu reist um die Welt. Doch das, was sie ihren Zuschauern auf ihrer 40 Etappen umfassenden Tour zeigt, kann sie selbst nicht sehen. Denn Sophie Massieu ist blind. So können auch wir lernen, die Welt „mit anderen Augen“ zu sehen. In der aktuellen Folge besucht Sophie Massieu die israelische Metropole Jerusalem und ihre Umgebung. In Jerusalem ist religiöser Eifer auf Schritt und Tritt zu spüren. In der israelischen Metropole finden sich religiöse Stätten von Juden, Muslimen und Christen, und sie gibt einen Einblick in die vielfältige Kultur des Landes. Gleich nach ihrer Ankunft im Herzen der Altstadt von Jerusalem begegnet die französische Journalistin Sophie Massieu Dutzenden von Familien, die eines der fröhlichsten Feste der jüdischen Religion feiern, die Bar-Mizwa. Gefeiert wird die Einführung der 13-jährigen Jungen in die jüdische Glaubensgemeinschaft. Rabbiner Jean-Marc Rozenfeld erläutert Sophie Sinn und Ablauf der Zeremonie. Im Umkreis der berühmten Klagemauer, von der die Gebete der Gläubigen an Sophies Ohr dringen, wird ihr die hohe symbolische Bedeutung dieses Ortes bewusst. Weiter geht es in Richtung des größten Jerusalemer Marktes, Mahane Yehuda. Dort lässt Tali, eine in Israel sehr berühmte Köchin, Sophie von den örtlichen Köstlichkeiten probieren. Und im Kibbuz Tzuba, in dem nahe Jerusalem 500 Menschen leben, lernt Sophie Massieu eine jener ländlichen Kollektivsiedlungen kennen, die mit ihrem gemeinsamen Eigentum und ihren basisdemokratischen Strukturen eine wesentliche Rolle bei der Besiedlung Israels spielten. Sophie wird sogleich zur Olivenernte eingesetzt. Von den Kibbuzniks erfährt sie, wie deren Vorfahren die trockenen, wüstenartigen Böden in anbaufähiges Land verwandelten.

Do, 2. Aug · 22:35-23:03 · MDR
Gott im Freibad

Um 05.45 Uhr auf der Offenbacher Rosenhöhe versammeln sich täglich eine Handvoll Menschen – Anzugträger mit Krawatte, eine gertenschlanke Mittsechzigerin, Männer mit Handtüchern um den Bauch. Sie alle warten darauf, dass sie auch an diesem Morgen, Punkt 06.00 Uhr ihre Bahnen ziehen können. Im Waldschwimmbad Rosenhöhe tauchen alle ab: Ob christliche Leistungsschwimmer, muslimische Schwimmanfänger, Nichtschwimmer mit russisch-orthodoxen Großmüttern, Sinti- und Roma-Familien, Juden und Atheisten gleichermaßen. Gleiten die Disziplinierten mit elegantem Kopfsprung ins kühle Nass, so platschen die Anarchisten regelwidrig mit einem Bombensprung vom Beckenrand. Doch in Badehosen, Schwimmeranzügen und Burkinis sind die Besucher des Waldschwimmbades Rosenhöhe beinahe alle gleich. Was sie unterscheidet – ob Religion und Lebensweise oder Sportabzeichen und Schwimmstil, davon erzählt die Reportage. Für einen Tag begleitet der Film Mitarbeiter und Besucher des Waldschwimmbades Rosenhöhe. Da ist zum Beispiel Irmgard Arnold, die beherzte Mittsechzigerin und Vorstandsmitglied im Schwimmverein. Täglich zieht sie ihre Bahnen und sieht bei Regen oder Sonnenschein nach dem Rechten. Hilft sie an der Kasse aus, macht ihr niemand etwas vor, weder die marokkanischen Halbstarken noch die Sinti- und Roma-Familien. Das Talent und den Fleiß der serbischen Putzfrau hingegen erkannte sie sofort und verhalf der Langzeitarbeitslosen im Schwimmbad zur Festanstellung. Auch Francesco Schiangula kennt das Waldschwimmbad wie seine Westentasche, selbst wenn der Sizilianer vermutlich der Einzige ist, der niemals Gelegenheit zum Schwimmen hat. Der Katholik führt das italienische Restaurant im Schwimmbad und verkauft Pizzen mit und ohne Schweinefleisch, Pommes frites für Menschen mit und ohne Glauben. Auch die Polizisten verköstigt er, die wieder einmal am Beckenrand für Ordnung sorgen mussten. Und auch für den kurdischen Schwimmanfänger, der mit Anfang 30 endlich schwimmen lernt, hält er eine Apfelschorle parat. Am Abend dann richtet er für Irmgard Arnold und ihre Mitstreiter die Oldies Night aus – ein Höhepunkte des Tages im Waldschwimmbad.

Do, 2. Aug · 23:00-00:55 · RBB
München 1972

Das Drama, das sich während der Spiele ereignete, warf einen Schatten auf die „friedlichen Spiele“: Die palästinensische Terrororganisation „Schwarzer September“ ermordete zwei israelische Sportler und nahm neun weitere als Geiseln. Der Versuch, die Sportler zu befreien, endete in einem Blutbad, bei dem alle Geiseln, ein Polizist und fünf Terroristen starben. Dennoch wurde die Veranstaltung nicht abgebrochen: „Die Spiele müssen weitergehen“, so IOC-Präsident Avery Brundage. Auch die acht Filmemacher, darunter Miloš Forman, Kon lchikawa, Claude Lelouch, Arthur Penn und John Schlesinger, die nach München gekommen waren, um den offiziellen Olympiafilm zu drehen, sahen sich mit der Frage konfrontiert, wie sie auf die blutige Geiselnahme reagieren sollten. Auch sie entschieden sich, ihren Film, für den jeder maximal 15 Minuten drehte, fertigzustellen und die „72 Stunden“ von München nur indirekt zu thematisieren. Einzig Schlesingers abschließender Beitrag über den Marathonlauf integrierte Dokumentaraufnahmen des Terroranschlags.

Fr, 3. Aug · 10:00-10:15 · HR
Die andere Seite verstehen – 60 Jahre nach Buchenwald – Wissen und mehr

Auch Jahrzehnte nach Kriegsende ist der Horror des Dritten Reichs keineswegs vergessen. Die Sendung berichtet über eine jüdische Familie in Chicago, deren Großvater bis 1945 im Konzentrationslager Buchenwald interniert war und bei einem Arbeitseinsatz fliehen konnte. Eine deutsche Familie hatte ihn unter Lebensgefahr versteckt. Nach Kriegsende emigrierte er in die USA. 60 Jahre danach hat die Tochter des Überlebenden die Retter von damals nach langer Suche ausfindig gemacht. „Damit konnte ich endlich meinen Hass auf Deutschland begraben“, stellt die Amerikanerin Mona Weissmark nach dem Treffen beider Familien fest.

Fr, 3. Aug · 11:50-12:33 · arte
360° – Geo Reportage – Jerusalem im Morgengrauen

In Jerusalem, der Heiligen Stadt von Juden, Muslimen und Christen, wird sogar die Müllentsorgung bisweilen zum religiösen Konflikt. Doch ein jüdischer und ein arabischer Müllmann haben das Kunststück geschafft, sich und die Kollegen zwischen Heiligtümern und Unrat perfekt zu organisieren. „360° – Geo Reportage“ durfte die Mülltruppen durch das alltägliche Chaos der weltberühmten Stadt begleiten. In der Altstadt von Jerusalem leben 30.000 Menschen – Christen, Juden und Muslime – auf engstem Raum. Sie produzieren täglich Tonnen von Müll. Nachts sind die Gassen vollgestopft mit Plastiksäcken, Kartons und Abfällen, dann ist die Heilige Stadt wahrscheinlich auch eine der dreckigsten. Jedenfalls bis Männer wie Midhat und Sharon ihren Job erledigt haben. Der Araber und der Jude befehligen jeweils eine eigene Truppe von Müllmännern. Sie mögen sich und sie brauchen sich, denn im jüdischen Viertel kommt Midhat ohne Sharon nicht aus – und umgekehrt. Ein kleiner Traktor kämpft sich frühmorgens die Stufen des muslimischen Viertels hinauf. Ein Mann springt ab und wirft die Säcke auf die Ladefläche des Anhängers. Der Ruf des Muezzins ertönt, dann Glockengeläut. Midhat Abu Hani muss sich beeilen, bald kommen Scharen von Gläubigen und Touristen. Dann ist hier kein Durchkommen mehr. Der Araber ist Chef der motorisierten Müllabfuhr und für zwölf Traktoren verantwortlich, mit denen seine Truppe jeden Tag Unmengen von Unrat von den Straßen schleppt. Midhats Kollege Sharon ist Chef der Kärchertruppe und einer von 3.000 Juden, die in der Altstadt arbeiten. Er wohnt mittlerweile außerhalb der Stadtmauern, aber aufgewachsen ist er hier zwischen 25.000 Palästinensern, 500 Christen und 1.500 Armeniern. Sharon beherrscht mehrere Sprachen. Das erleichtert ihm das Arbeiten mit seinen meist palästinensischen Kollegen und verschafft ihm Respekt. Für ihn wie für Midhat beginnt die Arbeit am frühen Morgen und endet nicht vor Mitternacht. Besonders heikel ist ihr Job an den Feiertagen der verschiedenen Religionen oder bei unvorhergesehenen Zwischenfällen. Ihre Heilige Stadt sauber zu halten, ist weder für Sharon noch für Midhat ein alltägliches Geschäft. Beide sehen ihren Job als persönliche Herausforderung und als Beitrag für ein friedliches Zusammenleben innerhalb der Mauern von Jerusalem.

Sa, 4. Aug · 11:00-11:30 · RBB
Jaffa – die älteste Stadt am Mittelmeer

Hier bestieg schon der „unwillige“ Prophet Jona ein Schiff, um Gottes Anordnungen zu entkommen und landete doch nur im Bauch eines Wals. Der Film zeigt das alte und das neue Jaffa, die historischen Bauten, die Synagogen, Kirchen und Moscheen, aber auch das Leben von heute: wie Juden, Christen und Muslime zusammenleben, wie gefeiert und gegessen wird, wie Geschäfte gemacht werden oder wie man es sich einfach nur am Strand von Jaffa gemütlich macht. Direkt vor Jaffa ist der Andromeda-Felsen. Dort wurde Andromeda von dem Meeresgott Poseidon gefangen gehalten. Sie wartete darauf, geopfert zu werden, als ihr Geliebter Perseus mit den geflügelten Sandalen des Hermes herbeieilte und sie rettete. Der Hafen von Jaffa war Jahrtausende lang das Tor zum Nahen Osten. Es wurde vom ägyptischen Pharao Ramses II beherrscht, von Hasmonäern und Griechen, Kreuzfahrern und Sarazenen, Türken und Arabern und schließlich von Israelis. Auch Napoleon I. zog hier durch.

So, 5. Aug · 09:55-11:30 · WDR
75 Jahre Israel Philharmonic Orchestra

Solisten: Jewgenij Kissin (Klavier), Julian Rachlin (Violine), Vadim Repin (Violine) Israel Philharmonic Orchestra Zubin Mehta, Dirigent Diese Veranstaltung im Hangar Tel Aviv am 24.12.2011 war das offizielle Jubiläumskonzert zum 75-jährigen Bestehen des IPO. Es wurden folgende Werke gespielt: – Ludwig van Beethoven Symphonie Nr. 8 – Ernest Chausson: Poème für Violine und Orchester op. 25 (Vadim Repin, Violine) – Camille Saint-Saens: Introduction et Rondo Capriccioso op. 28 (Julian Rachlin, Violine) – Frédéric Chopin: Klavierkonzert Nr. 1 (Jewgenij Kissin, Klavier)

So, 5. Aug · 10:15-11:00 · BR
Nächte der Entscheidung – Die Wahrheit der Edith Stein

70 Jahre ist es her: Am 9. August 1942 stirbt Edith Stein in der Gaskammer von Auschwitz. Marius Langer erinnert an die deutsche Philosophin und christliche Märtyrerin. Edith Stein wurde 1891 in Breslau als elftes Kind einer jüdischen Holzhändlerfamilie geboren. Sie selbst bezeichnet sich in ihren Jugend- und Studentenjahren als Atheistin. Nach einem glänzenden Abitur studiert sie in Breslau Geschichte und Germanistik, dann ab 1913 außerdem noch Philosophie und Psychologie in Göttingen. Sie gehört bald zum engeren Kreis des Philosophen Edmund Husserl, Begründer der Phänomenologie. Als Edmund Husserl 1916 nach Freiburg berufen wird, folgt ihm Edith Stein, wird seine Assistentin und promoviert bei ihm. Obwohl sie alle wissenschaftlichen Voraussetzungen glänzend erfüllt, wird sie weder von Husserl in Freiburg noch an anderen Universitäten zur Habilitation zugelassen – weil sie eine Frau ist. Voller Enttäuschung gibt sie die Stelle auf. Auf der Suche nach Intensität und Tiefe wendet sie sich der christlichen Literatur zu. In einer Juni-Nacht des Jahres 1921 liest Edith Stein jenes Buch, in dem Teresa von Avila ihren inneren Weg zu Gott beschreibt. Edith Stein sieht sich am Ende ihrer Suche. Nach dieser Nacht wird sie vom Judentum zum Katholizismus konvertieren. In der Kirche von Bergzabern wird sie getauft. Nach ihrer Taufe wird Edith Stein Lehrerin in Speyer und anschließend Dozentin am Deutschen Institut für wissenschaftliche Pädagogik; 1933 erhält sie Berufverbot. Im selben Jahr tritt sie als Novizin in das Kölner Karmelkloster ein. 1938 übersiedelt sie wegen ihrer jüdischen Herkunft in den holländischen Karmel Echt. 1942 wird sie dort von der Gestapo verhaftet und nach Auschwitz verschleppt, wo sie am 9. August 1942 in der Gaskammer umkommt. Von Papst Johannes Paul II. wird sie 1987 selig- und 1998 heiliggesprochen.

So, 12. Aug · 23:20-23:45 · BR-alpha
Peter Eisenman – Ein Denkmal für Gegenwart und Zukunft

Der Beitrag thematisiert Anliegen, Konzept und Realisierung des gelungenen, aber nicht unumstrittenen Denkmals für die ermordeten Juden Europas („Holocaust-Mahnmal“) in Berlin und seine Akzeptanz durch die Besucher, großteils aus Sicht des verantwortlichen New Yorker Architekten Peter Eisenman, der trotz aller Schwierigkeiten und Kompromisse eine positive Bilanz zieht.

Mo, 13. Aug · 03:05-04:18 · arte
Hafners Paradies

Umgeben von seinen Nazifreunden lebt der frühere Schweinezüchter, ruinierte Erfinder, Playboy und ehemalige Waffen-SS-Offizier Paul Maria Hafner in Spanien und träumt vom kommenden Vierten Reich. Im Laufe des Filmes führt er den Zuschauer in seine dunkle und groteske Welt ein, die er sich nach seinem eigenen Gutdünken zurechtgelegt hat. Am Ende jedoch wird auch er von der Realität eingeholt … Der Dokumentarfilm ist ein Porträt des zum Zeitpunkt der Dreharbeiten 83-jährigen Paul Maria Hafners. Dieser vertritt noch immer nationalsozialistisches Gedankengut. Hafner war während des Zweiten Weltkriegs in verschiedenen Konzentrationslagern eingesetzt und nach der Kapitulation des Deutschen Reichs nach Spanien geflüchtet. Dort lebt er bis heute in gehobenen Verhältnissen. Im Film wird er unter anderem mit Bildern ermordeter Häftlinge konfrontiert. Gezeigt wird auch ein Gespräch mit Hans Landauer, einem Überlebenden des KZs Dachau. Bei diesem wird deutlich, wie Hafners Weltbild durch die Begegnung mit Opfern nach und nach an Substanz verliert.

Mo, 13. Aug · 21:00-21:45 · NDR
Unsere Geschichte: Als Rostock-Lichtenhagen brannte

Es waren ganz normale Bürger aus Rostock-Lichtenhagen, die im Sommer 1992 ihrem aufgestauten Hass und Frust Luft machten. Hass auf die ZASt, die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber, die mitten in ihrem Wohnviertel lag, und Frust über die Untätigkeit der Politiker in Stadt und Land, die die Anwohner seit Monaten mit Floskeln abspeisten. Tagelang rannte eine entfesselte Menge gegen die Aufnahmestelle für Asylbewerber und ein Ausländerwohnheim an. Ein beispielloses Fiasko für Politik und Polizei. „Das ist ein Bürgerkrieg hier! Das Gefühl hatten wir damals.“ Guido Nowak war Streifenpolizist in Rostock. Er hatte die Eingliederung der Volkspolizei in die Bundespolizei mitgemacht. Als die Krawalle am 21. August 1992 losbrachen, stand Nowak in leichter Sommeruniform und mit veralteter DDR-Ausrüstung in der vordersten Reihe: entsetzt, überfordert, hilflos. Mafalda Hohlfeld, die in einer Wohnung im einst begehrten Sonnenblumenhaus lebte, erkannte ihr eigenes Viertel nicht wieder: „Es prallten zwei Kulturen aufeinander, mit Wut und Unverständnis auf beiden Seiten, und die Politik hat nichts unternommen. Wir konnten es einfach nicht verstehen, wie man solche Zustände zulassen kann.“ Mitverantwortlich dafür war Winfried Rusch, Abteilungsleiter für Ausländerfragen im Innenministerium Mecklenburg-Vorpommern. Die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber fiel in seine Zuständigkeit. Doch auf die drängenden Bitten, die Flüchtlinge anderswo unterzubringen, reagierten weder das Land noch die Stadt. Erst am dritten Tag der Ausschreitungen ordnete Rusch die Räumung der ZASt an. Viel zu spät: „Man hätte das viel eher entscheiden müssen. Doch ich habe anders entschieden. Das tut mir heute leid, aber ich habe damals das getan, was ich für richtig hielt.“ Wolfgang Zöllick, damals stellvertretender Oberbürgermeister der Hansestadt und Bewohner Lichtenhagens: „Wir haben gemerkt, da braute sich was zusammen. Aber wir sind mit der Situation nicht fertig geworden. Und dann war es in dieser vertrackten Situation so: Wer ist jetzt wofür zuständig?“ Weder in Schwerin noch in Rostock sahen sich die Politiker in der Verantwortung, den Sprengsatz Lichtenhagen zu entschärfen. Die Fernsehbilder zogen auch Rechtsradikale an, die in Lichtenhagen ihre Chance witterten. Der Neonazi Ingo Hasselbach, später der bekannteste Aussteiger, sah seine Erwartungen übertroffen: „Das war ein sehr merkwürdiges Gefühl für mich. Ich dachte, das gibt es doch nicht: Der normalste Bürger von nebenan, die Frau, die drüben einen Gemüseladen hat, alle standen da und applaudierten! Wie eine verkehrte Welt.“ Die einzig gute Nachricht an der quälenden Geschichte der Krawalle von Lichtenhagen: Wie durch ein Wunder ist am Ende kein Mensch dabei umgebracht worden.

Mo, 13. Aug · 23:10-23:55 · 3sat
Brauner Terror – Blinder Staat

14 Jahre lang lebten die Neonazis Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos im Untergrund, verübten Morde, Bombenanschläge und Raubüberfälle, ohne dass die Ermittler ihnen auf die Spur kamen. „Brauner Terror – Blinder Staat“ schildert mit Hilfe von Zeitzeugen den Werdegang des Trios von den frühen 1990er Jahren bis zum Ende der Terrorzelle im November 2011 und dokumentiert das Scheitern der Ermittlungsbehörden, deren Fahnung über ein Jahrzehnt erfolglos blieb.

Di, 14. Aug · 21:45-22:37 · arte
Innenansichten – Deutschland 1937

Das Bild Nazideutschlands wird bis heute von Propagandaaufnahmen geprägt. Erst in den letzten Jahren haben eine Fülle von Amateurfilmen das von Joseph Goebbels erschaffene Selbstbild der Diktatur relativiert. In diesem Kontext sind die Aufnahmen des amerikanischen Journalisten Julien Bryan aus dem Jahr 1937 von unschätzbarem Wert, denn sie sind gedreht mit dem Anspruch, hinter die Kulissen zu blicken. Michael Kloft hat die einzigartigen Filmdokumente ausgewertet und zu einem ungewöhnlichen Dokumentarfilm über das Dritte Reich verarbeitet. 1937 ist Hitlers Diktatur nach innen gefestigt, alle Regimegegner sind emigriert oder mundtot gemacht. Die Wirtschaft erholt sich von der großen Krise, die Volksgemeinschaft fühlt sich zunehmend wohl. Das nimmt auch das demokratische Ausland in Europa und Übersee zur Kenntnis. Aber kritische Geister sind sicher, dass sich hinter dem schönen Schein eine Realität von mörderischem Rassenwahn und kriegslüsterner Revanchepolitik verbirgt. Im Sommer 1937 erhält der amerikanische Dokumentarfilmer Julien Bryan eine Sondergenehmigung, das Dritte Reich zu bereisen und dort Filmaufnahmen zu machen. Er will den Amerikanern die Wahrheit über Deutschland zeigen. Bryan fährt im September und Oktober 1937 mit seiner Kamera durch weite Teile des Landes. Natürlich darf er nur genehmigte Schauplätze filmen, trotzdem gelingt es ihm immer wieder, auch den Machthabern unbequeme Szenen zu drehen. Mit ungewöhnlichen Motiven und Perspektiven schafft Julien Bryan eine unvoreingenommene Darstellung im Sinne des Dokumentarfilms der 30er Jahre als Gegenstück zum Propagandafilm Riefenstahlscher Prägung.

Di, 14. Aug · 22:55-23:47 · arte
Israel und die Bombe – Ein radioaktives Tabu

Die Shoah war der Wendepunkt für das jüdische Selbstverständnis. „Nie wieder“ sollten Juden widerstandslos zu Opfern werden. Israel wollte Atommacht werden. Um die Bombe zu bekommen, waren viele Mittel recht. 1956 beteiligte sich das Land an der Verschwörung von Briten und Franzosen in der Suezkrise, um sich Rohstoffe und Technik zu sichern – für sein Atomprogramm in Dimona. Der Staat nutzte das schlechte Gewissen auf amerikanischer Seite. Die USA hatten im Zweiten Weltkrieg nahezu nichts für die Rettung von Juden getan. Nun sollten Eisenhower, Kennedy und Johnson wegsehen, wenn es um das geheime Nuklearprogramm Israels ging. Auch Deutschland und Frankreich unterstützten die Aufrüstungsbestrebungen des jungen Staates. Im Sommer 2010 bestätigte der BND die Existenz von Akten, die belegen, dass Kanzler Adenauer seit den 50er Jahren nicht nur „Wiedergutmachung“ zahlte, sondern Israel mit Hunderten Millionen D-Mark sowie mit Uran und Nuklearexperten versorgte. Auch Frankreich half tatkräftig mit. Paris lieferte ebenfalls Uran und stellte die besten Nuklearwissenschaftler zur Verfügung. In Israel wurden die neuen Anlagen sorgfältig versteckt, die Labors hinter doppelte Wände und in unterirdische Kammern verlegt und harmlose Attrappen für ausländische Kontrolleure gebaut. Offiziell war Israel nur an der zivilen Nutzung der Kernenergie interessiert. 1967 aber war die erste Atombombe fertig gestellt. „Nie wieder“ stand darauf. Die Ohnmacht der Shoah war Vergangenheit. Bis heute fährt der Staat Israel eine „Strategie der Unklarheit“. Die Atom-Kontrolleure der IAEA werden außer Landes gehalten, indem die Existenz der Bombe bestritten wird. Eingeweihte wie der Nukleartechniker Mordechai Vanunu, die über das Programm reden, bekommen drakonische Strafen und werden mundtot gemacht. Auf der anderen Seite soll die Welt um die Macht des Staates Israel wissen, gezielt setzt die Regierung ihre militärische Stärke diplomatisch ein.

Mi, 15. Aug · 21:55-22:47 · arte
Arthur Rubinstein

Arthur Rubinstein war einer der begnadetsten Pianisten des 20. Jahrhunderts. Er hat dem Repertoire der Romantik und insbesondere Chopin zu größtem Glanz verholfen. Die Dokumentation von Marie-Claire Margossian schildert die wichtigsten Momente aus Rubinsteins Leben anhand von Interviews mit Kindern, Freunden und Weggefährten des Pianisten. Auch Arthur Rubinstein kommt in zahlreichen Archivaufnahmen selbst zu Wort … Arthur Rubinstein wurde 1887 als Kind einer jüdischen Handweberfamilie in Lódz geboren. Sein Mentor in Berlin war der berühmte österreichisch-ungarische Geiger und Komponist Joseph Joachim. In nur wenigen Jahrzehnten erlangte Rubinstein internationalen Ruhm und musizierte 1945 sogar bei der festlichen Gründungsfeier der UNO. Als Jude und Pole war er von sämtlichen Tragödien des 20. Jahrhunderts tangiert – und dennoch bezeichnete er sich selbst als „den glücklichsten Menschen, den ich je getroffen habe“. Sein Talent zum Glücklichsein stellte er 95 Jahre lang unter Beweis, und noch als 80-Jähriger gab er Konzerte. Mozart, Brahms, Liszt, Ravel und Debussy – Arthur Rubinstein war einer der größten Virtuosen seiner Zeit, insbesondere aufgrund seiner einzigartigen Chopin-Interpretationen. Anhand der Erinnerungen und Aussagen seiner drei Kinder beleuchtet Marie-Claire Margossian in ihrem Film die wichtigsten Abschnitte in Arthur Rubinsteins Leben. Seine Tochter Eva Rubinstein ist Fotografin und lebt in New York. Anfangs zurückhaltend lieferte sie der Regisseurin immer ausführlichere Einblicke in das Leben ihres Vaters. Auch Alina, seine jüngste Tochter, und sein Sohn John leisteten wesentliche Beiträge zur Entstehung des Films. Alina ist Psychiaterin und lebt wie ihre Schwester in New York, John ist Schauspieler und Musical-Komponist und lebt in Los Angeles. Zu Wort kommt auch der französische Journalist und Schriftsteller Jacques Chancel, seinerzeit ein enger Freund der Familie. Im Pariser Haus der Rubinsteins erinnert er sich an wilde Partys und gemeinsame Erlebnisse. Daniel Barenboim und Zubin Mehta, die mit Rubinstein auf der Bühne standen, gedenken ebenfalls des temperamentvollen Kollegen, und Mikhail Rudy verleiht seiner Bewunderung für den verstorbenen Maestro Ausdruck. Vor dem Hintergrund nie veröffentlichten Archivmaterials, exklusiver Fotos aus dem Familienbesitz und der Aussagen von Menschen, die dem Pianisten nahestanden, entstand ein Film, der von Gefühl, Humor und Selbstironie ebenso geprägt ist wie von der Musik. Marie-Claire Margossian führt mit viel Einfühlungsvermögen durch das Leben eines originellen, lebensfreudigen Mannes, der seiner Zeit eindeutig voraus war.

Mi, 15. Aug · 22:10-23:40 · BR
Max Raabe in Israel

Im Herbst 2010 starteten Max Raabe und das Palast Orchester als krönenden Abschluss ihrer Konzerttournee nach Israel. Insgesamt vier Konzerte gab das Ensemble mit ihrem Programm „Heute Nacht oder nie“ in Tel Aviv, Haifa und Jerusalem. Einerseits spielten sie vor einem jungen Publikum, das die deutschen Lieder von damals erstmals live hören konnte – andererseits vor einer Zuhörerschaft, die sich an diese Musik erinnerte und sie in Kinder- oder Jugendtagen in Deutschland gehört hatte. Fast alle Textdichter waren jüdischer Herkunft, viele von ihnen wurden vom Nazi-Regime ermordet, einigen wenigen gelang die Flucht über Österreich und Frankreich in die USA. In den Liedern und Schlagern dieser Künstler verdichtet sich das Lebensgefühl einer Zeit. Max Raabes Kunst besteht darin, Denken und Fühlen in seiner ganzen Vielschichtigkeit zum Klingen zu bringen: Zwischen Melancholie und Ironie, Rebellion und Resignation, Elegie und Komik liegen oft nur ein halber Takt oder ein einziges Wort. Bei ihm klingen die 80 Jahre alten Lieder nicht nostalgisch und fern, sondern ganz nah und modern. Für Max Raabe und sein seit rund 25 Jahren bestehendes Palastorchester waren die Auftritte in Israel eine Premiere. Dass diese Tournee mit deutschen Liedern aus den 20er Jahren ein Politikum war, machte für die Musiker einerseits den Reiz aus, war Herausforderung, Geschenk und Chance der Konzertreise. Andererseits war man sich der menschlichen und auch politischen Dimension, die ein Auftritt mit gerade diesem Repertoire in Israel und vor einem israelisch-jüdischen Publikum hatte, voll und ganz bewusst. Der Film zeigt, wie Max Raabe in Israel empfangen wurde und welches Echo er auf sein Konzertprogramm bekommen hat. Die Dokumentation erzählt die Geschichten von Konzertbesuchern, die aus Deutschland geflohen, vertrieben und nicht mehr bereit waren, sich ihrer ursprünglichen Heimat anzunähern. Erst die Lieder aus den 20er Jahren, aus der Zeit ihrer Kindheit und Jugend machten es ihnen möglich, sich wieder mit diesem Abschnitt ihrer Biografie zu befassen, der über Jahrzehnte hinweg nur mit schmerzhaften Erinnerungen verbunden gewesen war. So kam es zu Begegnungen, die für beide Seiten zutiefst bewegend waren. Neben Max Raabe selbst und einigen ausgewählten Musikern des Orchesters stehen einzelne jüdische Besucher der Konzerte im Mittelpunkt des Films: Alte Menschen, die die von Max Raabe interpretierten Lieder aus ihrem früheren Leben kannten und im Rahmen der Konzerte zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder live gehört haben. Menschen, deren Liebe für die Musik der 20er Jahre den Krieg überlebt hat, bei denen die alten Schellack-Platten bis zum heutigen Tag aufgelegt werden und eine Brücke in eine lang vergangene Zeit schlagen. Aber auch ein junger Hörer, dessen Familiengeschichte eng mit der Musik der 20er Jahre verbunden ist und der durch Max Raabes Musik ein anderes Deutschland für sich entdeckt, das jenseits des Landes existiert, das in den Köpfen der Großeltern und Eltern nur für Leid und Schrecken stand.

Mi, 15. Aug · 23:20-00:40 · 3sat
Pi

Mathematiker Maximilian Cohen, hochintelligent und ständig von innerer Unruhe getrieben, steht kurz vor der wichtigsten Entdeckung seines Lebens: In den letzten zehn Jahren versuchte er, das numerische System zu entschlüsseln, das sich hinter der perfekten Struktur des geordneten Chaos befindet, und das scheinbar auch das System der weltweiten Börsen beeinflusst. Als Max kurz vor der Lösung steht, versinkt die Welt um ihn herum im Chaos: In paranoiden Schüben, die mit unerträglichen Kopfschmerzen einhergehen, fühlt sich Max sowohl von einer skrupellosen Wall-Street-Firma als auch von einer religiösen, jüdischen Sekte verfolgt, die das Geheimnis der Kabbala lüften möchte. Sein Freund und Mentor Sol Robeson, selbst ein genialer Mathematiker, warnt Max davor, sich weiter mit diesen Forschungen zu beschäftigen. In der Hoffnung, dem Wahnsinn, der sich vor ihm auftut, zu widerstehen, verstärkt Max jedoch seine Bemühungen, den Code zu knacken. Als ihm das schließlich gelingt, hat dies unabsehbare Konsequenzen. „Pi“ ist ein visueller Trip in das Bewusstsein des Menschen. Der Film hatte schon Kultstatus erreicht, bevor Regisseur Darren Aronofsky durch andere Werke wie „The Fountain“ und „The Wrestler“ zu einem der interessantesten zeitgenössischen Filmkünstler wurde. Bei „Pi“ zieht Aronofsky bereits alle Register cineastischer Stilmittel, um den Zuschauer in die abgründige Vorstellungswelt seines Protagonisten zu ziehen. Grobkörnig wirkendes Filmmaterial, besondere Kameravorrichtungen, um die Subjektivität der Bilder zu unterstreichen, und staccatoartige Schnitt-Rhythmen, die mit dem Hip-Hop-Elektro-Beat von Aronofskys Hauskomponisten Clint Mansell korrespondieren, verleihen der Geschichte ihre Sogwirkung. Offensichtliche Inspirationsquellen waren Filme von David Lynch und des japanischen „Cyberpunk“-Filmers „Shinya Tsukamoto („Tetsuo: The Iron Man“).

Mi, 15. Aug · 23:40-01:10 · BR
Tel Aviv Rendezvous

Neubeginn in Israel oder Scheidung: Vor diese Wahl stellt die konvertierte Jüdin Gisèle ihren Ehemann Alain nach der Rückkehr aus einem Tel-Aviv-Urlaub. Notgedrungen willigt Alain ein. Doch die überstürzte Auswanderung konfrontiert das französische Ehepaar mit einer ihnen völlig fremden Kultur. Ohne Hebräisch-Kenntnisse gestaltet sich der Alltag der Einwanderer als Serie von Pleiten, Pech und Pannen. Während Alain verzweifelt, blüht Gisèle auf. Doch dann hat Alain eine Idee. Der Pariser Gynäkologe Alain Gaash stammt von litauischen Juden ab. Mit der Religion hat der gut situierte Arzt allerdings nie etwas am Hut gehabt. Das ändert sich durch die Heirat seines Sohnes Nicolas. Denn Alains Frau Gisèle, die ihrem Mann zuliebe konvertierte, entdeckt plötzlich das Judentum als neuen Impuls für ihr Leben. Nach einem gemeinsamen Israel-Urlaub stellt sie ihn vor eine Entscheidung: Auswanderung nach Israel oder Scheidung! Seiner Frau zuliebe stimmt Alain der Auswanderung zu. Doch das gelobte Land rollt den beiden Franzosen nicht gerade den roten Teppich aus. Dabei hatte alles so vielversprechend begonnen: Ein Makler verkaufte ihnen ein Traumhaus am Meer, ein hilfsbereiter israelischer Kollege bot Alain eine Stelle im Krankenhaus an. Doch nach der Übersiedelung muss das Paar feststellen, dass das alltägliche Leben in der israelischen Großstadt Tel Aviv ganz eigenen Gesetzen folgt. So bleibt das bereits bezahlte Haus ein Rohbau, ihr Umzugscontainer landet auf dem Meeresgrund, und mit der neuen Arbeitsstelle wird es auch nichts. Dennoch lässt sich Gisèle nicht irritieren. Dann trifft Alain einen Entschluss.