Was war soll nicht vergessen werden

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In der Feierstunde im Plenarsaal des Berliner Abgeordnetenhauses wurde am 24.1.11 die Preisträger des von der „Obermayer Foudation“in Newton, Massachsetts, USA verliehenen „German jewish history award“ vergeben…

Von Lothar Eberhardt

Im früheren Preußischen Landtag in Sichtweite der „Topographie des Terrors“, einem authentischer Ort der Täter, unweit der früheren Zentren der „nationalsozialistischen Wirkungsmacht“, wurden die 6 Einzelpersonen für 5 erinnerungs- und kulturgeschichtliche Projekte ausgezeichnet.

Der seit dem Jahr 2000 alljährlich ausgelobte „deutsch-jüdische Geschichtspreis“ ist fester Bestandteil des Gedenken und Erinnerns des Berliner Senates an die Opfer des Nationalsozialismus zum Gedenktages am 27. Januar.

So auch dieses Jahr. Das eingespielte Verleihungsritual mit den Festreden der honorigen Laudatoren wurde aufgebrochen. Die Preisträger, von jüdischen Überlebenden und ihren Nachkommen vorgeschlagen,
präsentierten ihr Tun selbst. Der Enthusiasmus, das Wissen, die jahrelange Arbeit an dem Stoff kann nicht treffender und lebendiger als durch die „Projektmacher“ dargeboten werden.

Für die diesjährige Verleihung ein sichtlicher Erfolg! In der zweistündigen würdevollen mit Musik umrahmten Feier würdigte der Präsident des Abgeordnetenhauses, Walter Momper, das zivilgesellschaftliche Engagement der Preisträger und deren Beiträge als wichtigen Baustein zur „Festigung der Demokratie“, um dem „krisenbedingten Mechanismen der Abwertung des “Fremden““ entgegen zu wirken.

Der Stifter des „Award“, Arthur Obermayer, stellte in seinem Beitrag die Wichtigkeit für die Überlebenden und die 2. und 3. Generation der Nachfahren und die Freundschaften, die durch die Begegnungen mit dem Damals im Heute entstanden, besonders heraus und begrüßte die zahlreichen anwesenden Nachfahren der Zeitzeugen namentlich.

Den Reigen der Vortragenden eröffnete Michael Heitz. Mit medialer Unterstützung präsentierte der Eppinger Pädagoge, der seit 2006 an der sozial-beruflichen Albert-Schweizer-Schule in Sinsheim als Lehrer
beschäftigt ist, die Projekte, die er mit den Schülern und den Kollegen und den jüdischen Hofheimer Zeitzeugen, den Brüdern Menachem Mayer und Fred Raymes erarbeitete. Mit der Preisverleihung wird das
Engagement seiner 30ig jährige Arbeit zu jüdischem Leben im Kraichgau, einer Region zwischen Mannheim und Karlsruhe, ausgezeichnet.

Der Film der Wahl-Berliner und Dokumentarfilmerin und Fotografin Sibylle Tiedemann „Briefe aus Chicago“ wurde ebenfalls mit einem Preisgeld von 1000 € ausgezeichnet. Der Film zeigt das aus ihrer Heimatregion Ulm stammende jüdische Ehepaar Lore und Gustav David Frank, das 1939 in die USA emigrierte. Damit wurde ihre jahrelange Arbeit zu jüdisches Leben, ihre Begegnungsarbeit von Juden und Nichtjuden über mehrerer Generationen in der Region gewürdigt.

Peter Körner wurde für die Arbeit der Dokumentation des jüdischen Lebens in Aschaffenburg, den Aufbau des jüdischen Museums und die Einarbeitung der Information in eine Datenbank ausgezeichnet. Brigitte Stammer engagierte sich für eine erhalten gebliebenen und nicht mehr genutzte Synagoge und ihre Umsetzung nach Göttingen, wo sie heute von der jungen jüdischen Gemeinde genutzt wird.

Barbara Staudacher und Heinz Högerle wurden für ihre Mühen zur umfassenden Recherche und Dokumentation der Geschichte der Rexinger Juden, eine Dorf am Rande des Nordschwarzwald, und der Erarbeitung einer Ausstellung zur einzigsten Gruppenumsiedlung von Juden nach Sahvei Zion ins damalige britische Mandatsgebiet, dem heutigen Israel gewürdigt.

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